Und wieder steht ein Frauentag vor der Tür, zu merken daran, dass sich die Medien ausnahmsweise verstärkt dem Thema widmen, was Frauen mit der Frauenbewegung schon erreicht oder nicht erreicht haben.

In allen diesen Diskussionen und Artikeln finden sich aber nie Frauen mit Behinderung. Ebenso wenig wie in Einzelporträts über Kämpferinnen. Denn Frauen mit Behinderung haben die selben Herausforderungen wie alle anderen Frauen. Aber eine große zusätzliche kommt dazu: die eigene Behinderung. Und die ist nicht zu unterschätzen.

Behinderungen durch Barrieren

Während Frauen ohne Behinderung sich frei den Arzt für sich und ihre Kinder wählen können, ist es für Frauen mit Behinderung eine ständige Belastung einen barrierefrei zugänglichen Arzt zu finden. Kindergärten sind meist nicht auf Mütter mit Behinderung eingerichtet. Schulsprechtage der Kinder gestalten sich immer als organisatorische Herausforderung, die viel Zeit in Anspruch nimmt und oftmals letztendlich nicht lösbar ist. Ganz zu schweigen von den täglichen Haushaltsgeschichten, die alle schwieriger abzuarbeiten sind.

Und dann möchte Frau mit Behinderung natürlich auch wie jene ohne Behinderung eine ordentliche Ausbildung. Während viele Frauen ohne Behinderung wegen der großen Last während der Ausbildung jammern, müssen sich Frauen mit Behinderung zusätzlich mit nicht barrierefreien Studentenheimen, nicht barrierefreien Beratungsstellen, eingeschränkt barrierefreien Ausbildungsstätten, fehlender barrierefreier Praktikumsstellen und sonstigen diskriminierenden Infrastrukturen herumschlagen.

Frauen mit Behinderung in der Öffentlichkeit

Hat Frau mit Behinderung die Ausbildung dann dennoch mit Erfolg abgeschlossen, kann sie stolz sein, aber die nächste Hürde steht schon vor der Tür: die Jobsuche. Trotz erfolgreicher und oftmals sehr hochwertiger Ausbildung ist es um ein Vielfaches schwieriger einen entsprechenden Job zu finden. Frauen mit Behinderung wird grundsätzlich nichts zugetraut. Sie werden auf ihre Behinderung und die damit einhergehenden Defizite reduziert. Ihr Potenzial wird nicht erkannt. Mögliche Kinder werden gerade bei Müttern mit Behinderung als ein zusätzliches Defizit gesehen.

Und wo sind die Frauen mit Behinderung in der Politik, in Aufsichtsräten oder in führender Position? Kaum anzutreffen. Selbst die Belange von Frauen mit Behinderung werden von Frauen ohne Behinderung vertreten. Das ist so, als ob die Frauenbeauftragte von einem Mann gestellt werden würde – undenkbar.

Frauen mit Behinderung sind einer Mehrfachdiskriminierung ausgesetzt. Um dies sichtbarer zu machen, sollten die Medien endlich diese Dimension erkennen und diese Facette in ihren Berichten aufzeigen.

Ein Prosit auf den Frauentag und ALLE Frauen dieser Welt!

 

 

Diese Frage stellen sich viele Menschen. Und das zu Recht. Denn Barrierefreiheit ist eine Mamutaufgabe. Man braucht nur ein paar Hundert Meter durch die Stadt gehen und sieht an vielen Ecken, Orten, Plätzen und Häusern viele Hürden und Hindernisse.

Die Engelapotheke ist barrierefrei

Wenn man mit diesem Blick durch die Stadt geht, dann könnte man verzagen. Aber das kann es nicht sein. Also den Optimismus ausgepackt und mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen unterm Arm gehen wir es an in der Stadt Salzburg. Ein wichtiger Motivator ist der Behindertenbeirat der Stadt. Hier sitzen die maßgeblichen Menschen, mit und ohne Behinderung. Sie sind die treibende Kraft, sie rühren den Finger in der Wunde, sind aber auch mit Lob und Anerkennung zu Stelle, wenn etwas gut umgesetzt wird. Mit dem Barrierefrei-Tipp des Monats etwa  zeigt der Behindertenbeirat die Orte  in Salzburg, die alle Menschen willkommen heißen.

Ein Etappenplan für Barrierefreiheit

Barrierefreies Badevergnügen im Lepi

Seit 2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich in Kraft. Was hier festgeschrieben soll auch umgesetzt werden. Und so hat sich die Stadt Salzburg in einem Etappenplan ein großes Ziel gesteckt. Erstmals wird der IST-Stand der Barrierefreiheit in der Stadt erhoben. Wichtig sind alle Einrichtungen und Angebote der Stadt. Und alles, wo die Stadt mitbestimmen kann. Wenn dies alles erhoben ist und Maßnahmen erarbeitet sind, geht es an die Umsetzung. Natürlich sind bei allen Schritten Menschen mit Behinderung eingebunden. Dabei geht es nicht nur um bauliche Hindernisse, wichtig ist auch die Teilhabe an Information. Es gibt schon Angebote der Stadt, die völlig barrierefrei sind. Anderes muss noch umgesetzt werden. 2018 liegt dann der Etappenplan vor, an dem sich bis möglichst viele beteiligen sollen.

Barrierfreiheit ist keine Gnade sondern ein Recht

Barrierefreier Kulturgenuss in der Arge Nonntal

Aber es gibt auch Hindernisse, deren Beseitigung, die Stadt nicht anschaffen kann. Besonders der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen wie Ordinationen ist für viele Menschen mit Behinderung nicht möglich. Das verhindert auch die freie Arztwahl, von dieser sind viele Menschen mit Behinderung ausgeschlossen. Wo die Apotheken in der Stadt vorbildlich sind, fehlt es bei den Arztpraxen in den meisten Fällen an Barrierefreiheit. Auch manche Geschäfte und Betriebe meinen, dass Barrierefreiheit  nicht notwendig ist für die „paar Rollifahrer“. Damit schließen sie jeden fünften Menschen in der Stadt als Kundschaft aus, denn 20% sind auf Barrierefreiheit angewiesen.

Da soll der Etappenplan zur Bewusstseinsbildung beitragen alle davon zu überzeugen, dass Menschen mit und ohne Behinderung am gesellschaftlichen, sozialen wirtschaftlichen und politischen Leben teilhaben. Weil sie das Recht haben und nicht aus Mitleid, Gnade oder Höflichkeit!

Fotos: Stadt Salzburg

Sie ist wohl Salzburgs älteste freie Trainingsgruppe: Der Senioren-Trainingskreis der Volkshilfe–Salzburg. Turnlehrerin Renate Huthmann (77) bewegt die muntere Seniorenrunde.

Die jüngste Teilnehmerin an diesem Training ist 83, die älteste, Burgi Krainer ist 90. Sie kommt etwas zu spät, da sie gerne noch persönlich im Stau steht und selbst fährt.

Die freundliche Einladung zum Mittrainieren ignoriere ich diesmal und beschränke mich aufs Fotografieren. Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer hat mich auf die Idee gebracht, doch einmal etwas über die älteren Sportler zu schreiben und lerne jetzt Sesselgymnastik kennen. Das Übungsgerät ist ein Theraball, den jede zuerst einmal selbst aufblasen muss. Koordinationsübungen, Kräftigungsübungen und Beweglichkeitstraining stehen am Plan. Die Seniorinnen haben bequeme Freizeitkleidung an. Keine Sportkleidung. Statt Sportschuhen haben sie Wollsocken an.

Renate Huthmann beginnt mit dem Training und wie auf Kommando stellen die Seniorinnen den Smalltalk ein und konzentrieren sich auf die Übung: Ball zwischen die Oberschenkel und zusammenpressen. Das kräftigt. Wer gerade erst an der Hüfte operiert ist, darf bei dieser Übung nicht mitmachen.

Theraball Übungen stehen beim Seniorentraining am Plan

Kniekreisen, Ball hochwerfen, Fangen, Ball zuwerfen – alles Übungen, die ich erwartet hatte. Ins Staunen gerade ich bei der nächsten Übung: Ball mit geschlossenen Augen hochwerfen und fangen. Die können das wirklich. Dann kommen Reaktionsübungen. Eine prellt den Ball unten, die andere wirft ihn oben. Mit zwei Bällen gleichzeitig. Oder gleichzeitig die Bälle zuwerfen. Ein Ball wird am Boden zugerollt, während der andere Ball oben gespielt wird. Die Seniorinnen sind super drauf. „Wir üben das auch jede Stunde“, erzählt mir Frau Huthmann und sieht das als Beweis, dass die Übungen wirklich was bringen.

Ihr Ziel ist das Lernen, nicht das Perfektionieren. Im Alter ginge es darum, das Gedächtnis zu stützen. Nur neue Impulse könnten das. Sobald eine Bewegung automatisiert ist, bringt das nicht mehr den gewünschten Trainingseffekt. Frau Huthmann ist Profi in ihrem Bereich. Sie hat mit 62 die Aufnahmeprüfung zum Sportlehrwart gemacht und mit 65 abgeschlossen. Privat trainiert sie mit viel jüngeren und kümmert sich begeistert um ihre Enkelkinder.

Die Teilnehmerinnen ihres Kurses wohnen alle noch selbstständig in ihren Wohnungen und betreiben regelmäßig Sport. Manche auch mehr als die Mittwochsstunde in den Räumen der Volkshilfe in der Ignaz Harrerstraße. Mathilde Lackner (89) geht zum Radeln in den Vitaclub Nord. Maria Fenk (85) besucht auch noch Rhythmische Sportgymnastik für Senioren und Käthe Lackner geht zum Turnen beim Roten Kreuz.

Ihr seid’s net zur Gaudi da

Die Seniorinnen bleiben nicht nur am Sessel für ihre Gymnastik. Sie stellen sich Rücken an Rücken und dann wird der Ball übergeben. Über den Kopf, zwischen den Beinen. Und dann Richtungswechsel. Unglaublich, wie beweglich man im hohen Alter noch sein kann, wenn man sich ständig bewegt. Endgültig fasziniert bin ich dann bei den Dehnungsübungen. Die 85jährige Maria Fenk kommt problemlos mit ihren Händen bei gestreckten Beinen zum Boden. „Bis 73 hab ich den Spagat können. Dann hab ich mir bei einer Showeinlage in Tunesien einen Muskelfaserriss zugezogen, seither hab ich das nicht mehr probiert.“

Für Stabilitätsübungen setzen sich die Seniorinnen auf die Bälle (auf den Sesseln) und heben die Beine. „Diese Übung wäre mir auf Pezzibällen zu riskant“, so die Turnlehrerin. Man muss immer auch darauf achten, dass manche auch Kreislaufprobleme haben können.

Wenn man in die Gesichter sieht, weiß man, dass alle Spaß haben. Auch wenn dazwischen schon mal kurz gestöhnt wird. „Ihr seid´s net zur Gaudi da“, erinnert Frau Huthmann und startet die letzte Runde mit Akkupressurpunkt drücken und über Meridiane streichen.

Die wirklich bewegliche und fitte 90jährige Burgi verrät mir zum Schluss ihr Altersgeheimnis: Nie mit dem Sport aufhören und viel Gemüse essen. Nur Zilli, die „Chefin“ im Volkshilfe Raum, macht nur bei ausgesuchten Übungen mit und murrt vor sich hin: „Und morgen jammern wieder alle, dass ihnen alles weh tut.“ Bis zur nächsten Turnstunde ist das allerdings wieder vergessen.

Doris Wild

Dieser Artikel erschien zuerst bei PROBETRAINING SALZBURG

alle Bilder: Doris Wild

von Gudrun Kavalir

„Ein Terrorist kapert eine Passagiermaschine und zwingt die Piloten, Kurs auf ein vollbesetztes Fußballstadion zu nehmen. Gegen den Befehl seiner Vorgesetzten schießt ein Kampfpilot der Luftwaffe das Flugzeug ab, alle Passagiere sterben“, heißt es knapp im Klappentext des 2015 erschienenen Theaterstücks von Ferdinand von Schirach.

Die Grenzen zwischen dem Geschehen auf der Bühne und der Welt des Theaterbesuchers lösen sich auf. Die Gerichtsverhandlung findet im Theater statt. Angeklagter, Verteidiger, Staatsanwältin, Richter, sind SchauspielerInnen. Die Schöffen sind Zuschauer und fällen das Urteil. Oder ist es umgekehrt? Der Gerichtsdiener mahnt zu Beginn: „Erheben Sie sich von Ihren Plätzen“. Da ist man schon mitten im Stück, das einem mit der Realität der täglichen Bedrohung durch den Terrorismus konfrontiert.

Es geht nicht nur um die Frage, ob der Kampfpilot unschuldig ist oder schuldig, was Recht ist und was Unrecht. Oder ob man 164 unschuldige Menschen opfern darf, um 70.000 anderen Unschuldigen das Leben zu retten.  Auch nicht darum, was hätte sein können, wenn das Stadion rechtzeitig wäre geräumt worden, die Passagiere den Terroristen überwältigen hätten können oder der Flugzeugpilot die Maschine im letzten Augenblick hochgezogen hätte.

Ist das Leben in Zahlen aufzurechnen?

Es geht auch nicht vordergründig um die aktuelle Gefahr, die von der Welle des islamistischen Terrors ausgeht. Der Terrorist und seine Ideologie wird im Stück nie näher beschrieben. Ich bin mir aber sicher, dass fast alle Leserinnen und Leser das Bild eines Mannes mit schwarzem Zottelbart, dunklen Augen und einem Turban vor sich hatten.

Es geht um die Frage, was mit mir passiert, wenn ich über das Schicksal eines Menschen urteilen muss, der seinen persönlichen Grundsätzen folgend vermeintlich richtig gehandelt und trotzdem ein Verbrechen begangen hat. Was fühle ich, wenn ich mir vorstelle, ich wäre der Kampfpilot und in seiner Situation. Wie beurteile ich die Würde des Menschen, wenn 164 Leben auf der einen Waagschale 70.000 Leben auf der anderen gegenüberstehen und das Leben an sich in Zahlen aufgerechnet wird. Es gibt noch viel mehr offene Fragen in diesem Gedankenexperiment.

Es geht dabei aber immer um das eigene Weltbild und die Werte, auf denen es aufgebaut ist.

 

Das Stück steht noch bis 19. April auf dem Spielplan des Salzburger Landestheaters. Anschauen und Urteilen lohnt bestimmt. Nachzudenken lohnt immer.

Wie das Theaterpublikum weltweit urteilt, SCHULDIG oder NICHT SCHULDIG findet man hier: Terror Theater

 

Rami El Cabbani ist bald 33 Jahre  und in drei Monaten wird er das erste Mal Papa. Seit sieben Jahren arbeitet er im Blumengeschäft seines Onkels in der Rainerstraße in der Nähe des Bahnhofs.

Zartbitter hat ihn im Geschäft besucht und ein bisschen  mit ihm geplaudert.

Zartbitter: Bist du gerne im Geschäft?

Rami: Ja, ich mag die Leute. Sie sind immer freundlich. Hier fühle ich mich nicht als Ausländer. Menschen, die Blumen kaufen, sind elegante Menschen. Darum arbeite ich hier so gerne.

Zartbitter: Gibt es eigentlich bei Blumen eine Mode?

Rami: Nein nicht direkt, aber es gibt natürlich zu den verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Blumen. Weihnachten ist sehr viel Deko dabei und jetzt gibt es Tulpen. Der Frühling kommt.

Rami und sein Onkel El Menschams

Zartbitter: Euer Geschäft ist im Bahnhofsviertel. Magst du das?

Rami: Ja, ich mag die Gegend gerne. Es kommen viele verschiedene Menschen, auch ganz viele Touristen. Japaner, Franzosen, Araber und Deutsche. Sie fragen mich oft nach dem Weg. Darum habe ich einen großen Stadtplan im Geschäft. Ich helfe gerne, das ist auch eine gute Reklame für Salzburg. Und so macht das Arbeiten gleich noch mehr Spaß.

Rami: Herzlich willkommen!

Zartbitter: Hast du eigentlich eine Lieblingsblume?

Rami: Ja, diese rote Rose, Red Naomi. Sie hat einen ganz großen festen Kopf. Ich mag sie. Und im Topf gefallen mir Orchideen am besten.

Zartbitter: Schenkst du deiner Frau eigentlich Blumen?

Rami: Aber natürlich. Sie bekommt besondere Sträuße. Aber  jetzt ist Frühling, da schenke ich ihr Tulpen. Sie liebt Tulpen.

Zartbitter: Danke für das Gespräch. Alles Gute dir und deiner Frau für die Zukunft zu dritt.

 

One Billion Rising ist eine Demonstration, bei der weltweit Frauen, Männer, Mädchen und Burschen durch die Straßen tanzen, gehen, singen und rollen. Gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Jede dritte Frau, jedes dritte Mädchen muss in ihrem Leben einmal oder öfter Gewalt erleiden: psychische und physische. Das sind eine Milliarde auf der ganzen Welt – One Billion Rising!

Salzburg hat die Demo erstmals am Abend veranstaltet. Das ist ein Zeichen, dass Frauen und Mädchen am Abend und in der Nacht keine Angst haben dürfen. Dass Frauen und Mädchen am Abend und in der Nacht auf der Straße unterwegs sein können.


Und eine Demo für eine ernste Sache, kann auch Spaß machen. Keine und keiner muss mit betroffenem Gesicht und gereckten Fäusten durch die Straßen ziehen. Demonstrieren im 21. Jahrhundert heißt: es mit Überzeugung und Freude zu tun. Für One Billion Rising gibt es einen wunderbaren mitreißenden Song, den heuer die Cheerleaders der Daisy Ducks eingetanzt haben: Break the Chain von Tena Clarke. Und so hat Salzburg getanzt: