Es ist eine Erfolgsgeschichte. Die Bewohnerservicestellen der Stadt Salzburg sind aus den Stadtteilen nicht mehr wegzudenken. Was vor 30 Jahren als Siedlungstreffpunkt begann, ist jetzt ein Ort der Begegnung, der Hilfe, der Ideen, des Feierns und des Miteinanders.

Jetzt gibt es in Salzburg sechs Bewohnerservicestellen und zwei Filialen. Jede Bewohnerservicestelle mit ihren professionellen Mitarbeiterinnen hat besondere Schwerpunkte. Kümmern sich die einen ganz besonders um die älteren Menschen, oft alleine wohnen, versuchen andere Flüchtlinge so schnell wie möglich zu integrieren. Da gibt es die Profis für Nachbarschaftskonflikte und jene Mitarbeiterinnen mit einem grünen Daumen, die Stadtteilgärten initiieren.





Und jetzt gab es Grund zu feiern: In der Josefiau/Alpenstraße gibt es ein neues Bewohnerservice Süd, das sich um die Belange der Menschen dort kümmert. Und im neu eröffneten Haus für Lehen, ein umgebauter alter Kindergarten, finden viele ehrenamtliche Gruppen ihren Platz, vom Repaircafe bis zur Selbsthilfegruppe.

Und bei den Feiern war eines besonders zu spüren: Die Menschen lieben Orte, wo sie zusammenkommen, Hilfe erhalten, andere kennenlernen oder selbst ehrenamtlich für andere tätig sein können.

Und so schaut es aus im Bewohnerservice Süd:

Ein kurzer Rundgang durch das Haus für Lehen:

Fotos: Stadt Salzburg

Mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen sind weltweit von FGM (Female Genital Mutilation), auf Deutsch Genitalverstümmelung, betroffen. Auch bei uns in Europa, in Österreich, in Salzburg. Bei der Internationalen Konferenz in der UNO-City in Wien war wieder klar: Den Kampf gegen FGM gewinnen wir nur gemeinsam.

Valentine Nkoyo, die sich selbst als FGM-Überlebende bezeichnet, hat mich in einem sehr freundschaftlichen Gespräch bestärkt: „Don’t give up. We have to stand together against FGM and we have to speak about it.“ Genau das wollen auch viele Menschen in Salzburg. Und manchmal braucht es ein bisschen „internationale Luft schnuppern“, damit man in der Arbeit noch klarer wird.

Valentine Nkoyo und Anja Hagenauer

Valentine Nkoyo ist mit ihrer Mojatu Foundation in Nottingham tätig. Diese englische Stadt hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 FGM aus der Stadt verbannt zu haben. Kein leichtes, aber ein machbares Ziel, das wir auch in Salzburg verfolgen müssen. Zwei wesentliche Faktoren haben sich bei der Konferenz herauskristallisiert:

  1. Aufklärung, Information und Gespräche mit Betroffenen, ihren Familien und Communites
  2. Bei Verdacht auf FGM müssen sofort handeln und alle gesetzlichen Möglichkeiten ausschöpfen, in der Prävention und in der Strafverfolgung

Mit dieser Motivation bin ich zurück in Salzburg und bitte euch alle uns weiter darin zu unterstützen auch bei uns NULL Toleranz für FGM durchzusetzen.

Von 27. Bis 31. März setzen 20 Salzburger Apotheken einen wichtigen Schwerpunkt: Information über Demenz.

Noch immer ist Demenz ein großes Tabu in unserer Gesellschaft. Am Anfang scheint es nur eine leichte Vergesslichkeit zu sein. Aber das ist nicht zu stoppen, kein Medikament kann Demenz heilen. Menschen mit Demenz machen viele merkwürdige Sachen und oft schämen wir „Gesunden“  uns dafür. Und wir glauben das Beste ist es einen Menschen mit Demenz nicht mehr zu oft hinaus zu lassen. In die Öffentlichkeit, ins Geschäft, in den Bus oder ins Museum. Aber das kann nicht der richtige Weg sein. Wir müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um Menschen mit Demenz einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Dazu gehört es aufzuklären und zu informieren. Seit 2015 ist die Salzburg auf dem Weg zu einer demenzfreundlichen Stadt – das Projekt heißt Konfetti im Kopf. Und seither sind auch die Apotheken an Bord.

Warum sind die Apotheken so wichtig?

Eine Apotheke ist eine besonders wichtige Gesundheitseinrichtung. Man braucht keinen Termin, man geht einfach hin. Meist geht man immer in die gleiche Apotheke, man kennt sich also. Und der Apothekerin fällt oft als Erster auf, dass ein Mensch sich ändert. Da ist die alte Frau, die jeden Tag kommt und das gleiche Medikament kauft. Da ist der Mann, der verschämt nach einem Hausmittel gegen Gedächtnisschwäche fragt. Und immer ist da ein Apotheker, der hinschaut, sich die Zeit nimmt, versucht ins Gespräch zu kommen. Das ist nicht so einfach. Die Apotheken in der Stadt Salzburg haben sich „Demenzfreundlichkeit“ verschrieben. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen  haben sich fortgebildet, in der Apotheke gibt es Informationen zur Demenz. Und eine Woche lang, von 27. -31. März, gibt es in 20 Apotheken der Stadt Salzburg Angebote für Interessierte, Betroffene und Angehörige. Das geht vom Demenzcafe, über Ernährungsberatung bis zu Gedächtnistraining.

Also: Schau in die Apotheke!

Bildnachweis: Neumayr/Leo

 Von Campo de‘ Fiori

„Die ethnische Homogenität muss gewahrt bleiben und zu viel Vermischung bringt nur Probleme“ Sollte jemand von Ihnen nun denken, ich beziehe mich dabei auf die Nürnberger Gesetze des dritten Reichs, oder die nicht minder menschenverachtenden Rassentheorien des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts, das Apartheid Regime in Südafrika oder den Völkermord in Darfur oder Ruanda, den muss ich leider gleich zu Beginn enttäuschen.

Der Sturm der Entrüstung?

Nein, dieses Zitat war kürzlich zu vernehmen und es stammt, so unglaublich es hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erscheint, von einem führenden Politiker der Europäischen Union, dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Mitten aus einer Wertegemeinschaft, die sich Menschenrechte und Grundfreiheiten sehr gern auf ihre Fahnen heftet.

Es wird einen Sturm der Entrüstung auslösen. Es muss einen Sturm der Entrüstung auslösen. Meint man, hofft man. Nein, Stille. Das Gewissen der Gesellschaft verträgt also bereits wieder die nächste Dosis. Man kann es schon wieder sagen, im Jahr 2017, wenn auch mit etwas feinerer Klinge, verglichen mit den Begriffen wie „Rassenschande, Verkafferung“ oder ähnlichem, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen.

Die ethnische Homogenität, die Reinheit des Volkes, keine Vermischung. Jenseitige Ansichten finden von höchsten demokratiepolitischen Stellen den Weg von den Müllhalden der menschlichen Geschichte zurück in die Mitte unserer Gesellschaft. Unkommentiert, gleichgültig, ja teilweise sogar zustimmend.

Das Reinheitsgebot politischer Führer

Dunkelhäutige Kinder, die mit Polizeischutz vor dem Mob des „reinen“ Volkes in die Schule eskortiert werden müssen oder ihre Mütter, die aus dem öffentlichen Bus festgenommen werden, weil sie sich weigern, Platz zu machen.  Vor Gericht gestellte Ehepaare unterschiedlicher Hautfarbe. Millionen von Menschen vertrieben, verfolgt, getötet, weil sie dem Reinheitsgebot politischer Führer nicht Genüge getan haben.  Wollen wir das? Oder nehmen wir nur stillschweigend und achselzuckend Notiz davon, um uns dann in den Kreis jener zu gesellen, die davon nichts gewusst haben wollten und die natürlich keine Verantwortung dafür tragen.

Meine Worte mögen Ihnen zu drastisch erscheinen, vielleicht male ich auch ein zu düsteres Bild. Aber ich bin es leid. Ich bin es leid, still zu sein und achselzuckend zu vernehmen, wie  der dunkle Geist der Vergangenheit unwidersprochen durch unsere Gesellschaft weht.  Wo politische Führer wieder bejubelt werden, wenn sie die Einheit des eigenen Volkes beschwören, wo kritische Geister wieder als Feinde bezeichnet werden und Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe als minder eingestuft werden, die vom eigenen Volk fern gehalten werden müssen.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Wenn dies mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist und wir Rassismus und Nationalismus wirklich als vergangen wähnen, dann ist es an der Zeit, die Stimme zu erheben. Jetzt!

Ein Gastbeitrag von Univ-Prof. Dr. Katharina J. Auer-Srnka
Wäre die aktuelle Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit von Frauen ein Schulaufsatz, müsste man sie in weiten Teilen wohl schlichtweg als…

Vor einigen Tagen gab es die Diskussion „Neue Freiheiten – alte Zwänge“ über die Integration von geflüchteten Frauen. Da ist mir etwas ganz klar geworden: Dieses Mal muss es schneller gehen.

20 Jahre habe ich mitarbeiten dürfen im Verein VIELE, ein Verein, der sich um die Integration von Frauen bemüht: damals noch Gastarbeiterinnen, dann Flüchtlingsfrauen vom Balkan, Frauen, die einen Österreicher geheiratet haben, Frauen, die in einer arrangierten Ehe leben. Analphabetinnen und Unilektorinnen. 20 Jahre durfte ich diesen Frauen die deutsche Sprache näher bringen und sie beratend ein Stück ihres Weges begleiten.

Die traditionellen Strukturen sind stark

2009 im Verein VIELE

Immer ging es darum, dass die Frauen den Spagat zwischen Herkunftskultur und dem Leben in Österreich schaffen mussten. Bei manchen ging es ganz leicht, andere mühten sich lange, viele zogen sich nach der Absolvierung des Deutschkurses in ihre Herkunftskultur zurück. Andere assimilierten sich, manche besannen sich noch stärker auf ihre Traditionen. Damals fiel es mir ganz leicht all diese Lebensentwürfe zu respektieren, ich zeigte Verständnis für traditionelle Lebensweisen mitten in Österreich. Oft erlebte ich, wie die Frauen unter dem Druck litten, vor allem die Erwartungen der Familie, mussten erfüllt werden. Mutter werden, die Familie zusammenhalten, arbeiten gehen, niemandem eine Schande machen.

Heute sehe ich die vielen Flüchtlingsfrauen und ich sehe die gleichen traditionellen Strukturen und Erwartungen an die Frauen. Und ich sehe in unserer Gesellschaft immer noch viel Verständnis, sensibles Herangehen, Begegnen auf Augenhöhe. Ich sehe auch das, was ich damals vor Jahren oft gemacht habe: zu wenig über die Werte und Erwartungen der österreichischen Gesellschaft zu sprechen und zu oft das Hinnehmen fremder Traditionen, die eigentlich nicht akzeptabel sind, weil sie dem Konzept von Demokratie, Freiheit, Selbstbestimmung und Säkularität unserer Gesellschaft widersprechen.

Ich bin jetzt ungeduldig

Heute will ich auch vieles nicht mehr akzeptieren, was ich etwa vor 15 Jahren noch gemacht hätte. Ich habe die Geduld nicht mehr. Und ich habe jetzt das Wissen, dass es schneller gehen kann. Indem wir unsere Erwartungen sagen und klar stellen, dass unsere Werte und Haltungen hier in Österreich für alle gelten und nicht verhandelbar sind.

Heute weiß ich, dass zu viel Rücksichtnahme, aber auch Wegschauen die Traditionellen stärkt und die Integration noch schwieriger macht. Das beginnt beim Kopftuch im Kindergarten, was ich absolut ablehne. Ich kann auch nicht akzeptieren, wenn Männer fordern, dass ihre Frauen keinen Kurs gemeinsam mit anderen Männern machen dürfen. Und eine Frau ist keine Hure, wenn sie nicht verheiratet ist und alleine ausgeht. Das will ich alles nicht mehr diskutieren müssen. Diese Geduld will ich nicht mehr aufbringen.