Abgedroschen aber wahr ist das Sprichwort: „Wenn einer eine Reise tut! dann…“ ja was dann?
Ich war jetzt vier Tage in Rumänien, mit einer Gruppe, die etwas erfahren wollte, was viele Menschen in Europa, in Österreich in Salzburg beschäftigt. Ja, warum kommen denn die Bettlerinnen und Bettler zu uns? Setzen sich auf die Straße und wollen Geld von uns. Es gibt viele Meinungen dazu, Vorurteile, Wissen und Nichtwissen. Ich möchte meine Erfahrung einbringen, die ich in den 4 Tagen in Rumänien machen durfte. Wir haben viele Programmpunkte gehabt und ich will fünf davon herausnehmen und davon berichten. Ich will kein Urteil abgeben, kein Vorurteil widerlegen noch bestätigen. Ich will versuchen einfach zu schildern, was ich gesehen, gehört und gefühlt habe. Und ich will versuchen nicht zu werten.

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Am Rande des Dorfes – die Romasiedlung

Die Romasiedlung
Wir fahren durch eine Romasiedlung. Es sind mehr Hütten als Häuser. Daneben Verschläge. Überall sind Kinder, Frauen, Männer, Hühner, Kühe, auch ein Schwein. Die Menschen winken, einige deuten uns, wir sollen Geld da lassen. Das Wetter ist sonnig, fast fühlt man sich versetzt in einen Roman von Ebner Eschenbach aus dem 19. Jahrhundert. Außen die dörfliche Idylle, dahinter der Kampf ums Überleben. Ich stelle mir kurz vor, wie es hier wohl aussieht, wenn es regnet, wenn es Winter ist. Kann man die Straße dann überhaupt noch befahren? Wie wird es warm in den Hütten? Das Schwein ist dann sicher geschlachtet, auch ein Teil der Hühner.

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Im Altenheim in Sebes

Sebes – es geht doch
Der Vizebürgermeister und die Leiterin der Sozialabteilung empfangen uns im Saal des Rathauses. Sie schildern, was sie machen. Wie viele oder besser wie wenig Gelder sie zur Verfügung haben, um soziale Maßnahmen in der Stadt zu setzen. Wir spüren, es ist ihnen ernst. Sie wollen in ihrer Stadt das Bestmöglichste tun. Sie wollen nicht nur die wenigen Gelder an einzelne Personen verteilen, sie wollen nachhaltig was tun. Eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, geführt von der Diakonie, ist so eine nachhaltige Maßnahme, in der auch Gelder der Stadt stecken. Die Menschen hier erleben einen Tagesablauf, der ihnen Sinn gibt, sie stellen etwas her, sie erfahren Respekt. Sie sind ein bisschen Teil der Gesellschaft. Im Altenheim von Sebes sehe ich das große Bemühen um ein menschenwürdiges Leben für die alten Männer und Frauen. Über Stufen geht es in die Zimmer, zwei bis vier Personen sind hier untergebracht. Ein niedriges Bett, ein Kasten, ein Nachttisch. Bei den Frauen stehen hier Plastikblumen, Heiligenbildchen und Fotos von früheren Zeiten. Bei den Männern steht fast nichts. Über Stufen geht es in die Duschen, auf die Toiletten. Die Küche ist EU-konform. Nirosta, HCCP – geprüft, ein Raum für das Gemüse, ein Raum für das Fleisch. Der Veranstaltungsraum ist im ersten Stock über beschwerliche Treppen hinauf. Die Direktorin sagt, dass dieser Raum ins Erdgeschoss verlegt wird, das ist die nächste Maßnahme. Im Garten Apfelbäume voll mit Früchten, dazwischen Bänke. Es ist alles sehr sauber, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirken sehr freundlich, sehr bemüht. Die alten Menschen sitzen auch draußen, rauchen, schauen in die Sonne, haben sich in ihr Schicksal ergeben.

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Das Kinderheim

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Mittagsruhe

Das stille Kinderheim
Wir fahren in ein staatliches Kinderheim. Wir sind zu fünft. Knapp 200 Kinder wohnen hier. Am Tor macht uns der Sicherheitsmann auf. Fünf mehrstöckige Blöcke, ein paar einstöckige Häuser und dazwischen viel Fläche. Ein Teil davon ist mit vielen Blumen bepflanzt. Ein paar Spielgeräte und ein kleiner Fußballplatz. Alles verlassen, leer. Die Direktorin empfängt uns. Wir gehen gleich zu den Blöcken, hier wohnen die Kinder. Sie sagt es ist gerade Schlafenszeit, von zwei bis vier Uhr. Wir betreten einen Block. Im Erdgeschoss ein paar Zimmer, voll mit Spielsachen, vor allem Plüschtieren. Die Wände sind leer, keine Bilder, keine Poster. An jeder Tür hängt eine Liste mit etwa 20 Namen, es ist jeweils der Gruppenraum. Wir gehen in den ersten Stock. Hier sind die Schlafräume für je drei bis vier Kinder. Und hier liegen sie auch. Auf jeder Matratze ist eine Plastikhülle, darauf ein verrutschtes Leintuch. Die Kinder liegen in den Betten. Manche schauen uns an, nicht schlaftrunken, sondern eher weggetreten. Eigentlich sehen sie uns nicht. Die Direktorin öffnet den Kleiderkasten, zeigt uns die ordentlich gestapelten Kleidungsstücke. An den Wänden nichts, kein Bild, kein Poster, nur die weiße Wand. Es gibt auch keine Nachttischchen. Nur die Betten und der Kasten. Und die Kinder drinnen mit ihren vier, fünf, sechs Jahren.
Im nächsten Block kommen wir zu den älteren Kindern, eigentlich sind sie schon Jugendliche. Unten wieder die Gruppenräume. In einem sitzen aufgefädelt auf zwei alten Sofas sieben Mädchen und starren in den Fernseher. Sie schenken uns einen kurzen Blick, erwidern das Hallo aber nicht. Sofort richtet sich ihr Blick wieder auf den Fernseher. Im nächsten Raum spielen zwei Mädchen, Schwestern wie die Direktorin erklärt, Mensch ärgere dich nicht. Wir unterhalten uns mit wenigen englischen Worten mit ihnen. Nicht nur ich habe das Gefühl, dass sie für uns Mensch ärgere dich nicht spielen. In den oberen Stockwerken die Schlafräume, Betten, zwei Kästen, sauber aufgeräumt und einige Plüschtiere. Keine Bilder, keine Poster, nichts was darauf hinweist, dass hier junge Mädchen wohnen. Jetzt gehen wir mit der Direktorin in die Bibliothek und das Musikzimmer. Bildung ist wichtig erklärt sie uns. Im Bücherkasten verstauben die Druckwerke. Im Musikzimmer stapeln sich neben alten Sachen eingepackte Gitarren.
kh1Wir gehen weiter zum Speisesaal. Daneben ist die Küche, EU-konform wie uns die Direktorin erklärt, natürlich Nirosta und HCCP-geprüft. Im Raum mit der Abwasch sind fein säuberlich die Blechteller gestapelt. Wir sind am Ende unseres Rundgangs und gehen wieder über den Hof. Dort steht eine Erzieherin mit einem Küberl voller blauer Zuckerl. Die Direktorin erklärt uns, dass es immer um vier Uhr nachmittags eine Süßigkeit für die Kinder gibt. In diesem Moment kommen sechs Kinder aus einem Block, stellen sich in einer Reihe an und empfangen aus der Hand der Erzieherin jeweils ein Zuckerl. Wir bedanken uns für die Führung und machen uns wieder auf den Weg. Wir stellen fest, dass wir von den zweihundert Kindern nicht einen Laut, kein Lachen und keinen Schrei gehört haben.

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Nirosta und HCCP-geprüft – die Küchen in allen Einrichtungen

Im staatlichen Behindertenheim
Am letzten Tag fahren wir nach einem interessanten Gespräch mit dem Stadtrat von Sibiu in einen Ort eine Viertelstunde entfernt von dort. Wir kommen an, der Sicherheitsmann öffnet das Tor für uns. Langsam fahren wir zum Parkplatz. Aus mehreren Gebäuden kommen uns Menschen entgegen. Neugierig, lächelnd, einige abwartend. Als wir alle ausgestiegen sind, sind wir schon umringt von ihnen. Sie geben uns die Hand, manche berühren uns an der Kleidung, an der Schulter, an den Armen. Einige schmiegen sich an uns und reden drauf los. Sie sagen ihre Namen, schnell macht ein Wort die Runde: Austria. Die Direktorin, eine Frau, die Management studiert hat und ihre Pflegedienstleiterin führen uns durch die einzelnen Wohnhäuser. Im Erdgeschoss der Wohnraum mit Tisch, Stühlen und dem Fernseher. Daneben sind eine Dusche, ein Waschbecken und ein WC. Oben sind die Schlafräume. Wir gehen weiter in ein größeres Haus, hier sind Menschen, die nicht so agil sind. Manche schauen durch uns durch, andere wippen hin und her. Immer wieder kommen aber auch jene, die uns begrüßt haben, berühren uns wieder und wieder und immer wieder die Frage: Austria? Die Direktorin lädt uns in das Verwaltungsgebäude, damit wir reden können. Bei Kaffee, Wasser und Keksen stellen wir unsere Fragen. Wie kommen die Menschen hierher? Viele sind aus Behinderteneinrichtungen für Kinder und müssen mit 18 Jahren ins Heim für Erwachsene. Wie sieht der Tagesablauf aus? Um sieben Uhr aufstehen, frühstücken, Beschäftigungstherapie, um 10 Uhr gibt es eine medizinische Abklärung, Jause, Freizeit, Therapie, Mittagessen, medizinische Abklärung, Freizeit, Essen, medizinische Abklärung, Abendessen, Freizeit, schlafen. Was ist ihr pädagogisches Konzept hier? Wir sprechen mit ihnen, wie mit Kindern und zu den Pflegerinnen sagen sie Mama. Was wünschen sie sich für die Zukunft? Wir wollen neue Fenster, einige Dächer müssen repariert werden und die Wasserleitung muss endlich funktionieren.

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Fröhliche Kinder im Reussdörfchen

Das Reussdörfchen oder „Sie wollen doch“
Kinder sind die Hoffnung für die Zukunft. Kinder wollen lernen und gleichzeitig unbeschwert sein. Auch Kinder aus Romafamilien. Eine pensionierte Lehrerin sieht das so und hat gehandelt. Sie hat einen Kinderbauernhof in der Nähe von Sibiu aufgebaut. Kinder aus der Stadt und Kinder aus dem Dorf sollten hier Betreuung und Unterstützung finden, lernen, lachen, leben. Die Kinder sollten eine Chance für ihre Zukunft bekommen. Auch wenn viele, wie sie sagt, meinen, die Roma wollen nicht, dass ihre Kinder lernen. Sie hat ein Haus im Reussdörfchen, einer Ansiedlung von Sachsen, zum Kinderbauernhof umgewandelt. Sie sagt, Bildung ist der Schlüssel für ein menschenwürdiges Leben. Und sie sagt, dass sie die Kinder und ihre Familien dort abholt, wo sie sind. Wir kommen auf den Bauernhof, ein altes Haus, hergerichtet mit dem Charme der 1950er Jahre. Ein schöner Garten, viele Kinder, die schon ungeduldig auf uns warten, weil es Mittagessenzeit ist. Wir erleben fröhliche, selbstbewusste Kinder, die uns einen Tanz zeigen. Sie sind ein bisschen nervös, aber auch stolz. Sie haben großen Erfolg bei uns, wir sind begeistert, sehen in glückliche Kinderaugen, unterhalten uns mit Händen und Füßen. Die pensionierte Lehrerin entlässt uns mit den Worten“Steckt die EU-Gelder nicht in die Büros, sondern in die Bildung der Kinder“

Und jetzt?
Ich habe versucht möglichst objektiv meine Eindrücke von fünf der mehr als zehn Stationen in Siebenbürgen zu schildern. Am Anfang habe ich geschrieben, dass ich nicht werten will. Aber ich will versuchen aus dem Gesehenen, Erlebten und Gefühlten ein Resümee zu ziehen, das auch in der Gruppe so diskutiert wurde:
Ausgang und Grund unserer Reise war die Situation um und mit den Bettlerinnen und Bettlern in Salzburg? Viele von ihnen sind Roma. Die Plattform „Armut hat Platz“ aus Salzburg, unter der Federführung der Diakonie hat diese Reise organisiert. Damit wir nicht nur über ein Land und seine Leute reden, sondern mit ihnen, vor Ort. Tja und was ist jetzt das Resümee?
reuss1Es gibt nicht das eine Problem und es gibt nicht die eine Lösung. Wir sehen einen Bruchteil der extremen Armut auf unseren Straßen. Im Land selbst ist die Armut der Roma eine Armut neben vielen anderen. Es fehlt an so vielen Ecken und Enden, dass die Kommunen und Landkreise einfach überfordert sind mit den Defiziten, die es gibt. Wir haben Politiker und Verwaltungsbeamte kennengelernt, die es besser machen wollen, sich bemühen, das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben welche kennengelernt, die die Situation einfach hinnehmen. Aber wir haben auch gesehen, dass eine Gruppe von Menschen am schwersten zu kämpfen hat, weil sie schon über Jahrhunderte nicht Teil der Gesellschaft waren, sondern immer am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Und es wird noch Jahrzehnte brauchen die Situation der Roma zu verbessern. Bis dahin werden sie sich auf den Weg machen zu Orten, wo sie glauben, dass sie ihre Situation verbessern können. Keine Grenze, kein Gesetz kann Menschen davon abhalten dem letzten Zipfelchen Hoffnung zu folgen, auch wenn das eine Straße in Salzburg ist. Aber was kann ich, was können wir tun? Das was die alte Pädagogin aus Reussdörfchen gesagt hat, der Schlüssel ist die Bildung der Kinder und eines hat sie noch gemeint:

„Wir müssen es einfach tun, jeder von uns ist dazu aufgerufen!“

wie mir die regierung meine lieben weggenommen hat. ein offener brief.

sehr geehrter herr bundeskanzler, sehr geehrte mitglieder der österreichischen bundesregierung,

auf seite neun ihres regierungsprogramms steht:

„Die Familie als Gemeinschaft von Frau und Mann mit gemeinsamen Kindern ist die natürliche Keimzelle und Klammer für eine funktionierende Gesellschaft“

dann habe ich also keine familie. als lediges kind, den vater nie kennengelernt, 1973 geboren: da gab es nie „frau und mann mit gemeinsamen kindern“. meine mutter hat er sitzen lassen, sie hat sich im gastgewerbe durchgekämpft. in einer tourismusregion in der obersteiermark, ein freier tag pro woche.

aufgewachsen bin ich bei omi und meinem stiefopa. omi hatte sich in 1940er jahren mit fünf kindern scheiden lassen. ganz genau weiss ich nicht, warum. eine frau, die sich das zu dieser zeit getraut hat, mit fünf kindern in einem kleinen obersteirischen ort, hatte sicher gute gründe. jedenfalls: keine familie.

kriegsjahre

als omi 1937 ihr erstes kind, meine mutter, geboren hat, ist im nachbarzimmer eine schwester an lungenentzündung gestorben. eingefangen beim wäsche schwemmen im winter, im kalten bach. omis vater war witwer, er hatte wieder geheiratet. ein bauer konnte damals nicht allein bleiben. keine familie.

omi hat sich und die kinder durch den krieg gebracht, während ihr erster mann im krieg war. sie hat vielen geholfen, die in graz ausgebombt waren.

mein stiefopa war kriegsversehrter, mit 16 jahren noch eingezogen. sie haben ihm den rechten arm weggeschossen. trotzdem ist er nebenberuflich „ins holz“ gegangen und hat durch einen verirrten splitter auch noch ein auge verloren. er hat mir die ziffern gelernt, und die druckbuchstaben in der zeitung.

aufbaujahre

omi und opa haben vor allem eins: viel gearbeitet. sie haben noch einen sohn bekommen und eine frühstückspension gebaut. zehn betten, kein geschirrspüler. opa war eisenbahner und hat bei den bergbahnen zusätzlich gearbeitet, war engagiert in vereinen. mit einem arm. und einem auge.

sie haben den wirtschaftlichen aufschwung dieser republik mitgetragen und gut für uns gesorgt – mit ziemlich wenig geld. keine familie.

(c) chris lang

erziehung

aus allen kindern und enkelkindern ist was geworden. wir haben die ausbildung bekommen, die gerade möglich war. nur meine cousine und ich konnten die matura machen. genau nach ihrem hauptschulabschluss wurde dank bruno kreisky die nächstgelegene bürgerschule zum öffentlichen gymnasium. ein glück, sonst wär‘ weit und breit nix gewesen. sie ist dann auf die pädak. studieren konnte nur ich.

wir alle arbeiten viel und gut. einige sind oder waren selbständig. die in pension sind, arbeiten ehrenamtlich oder unterstützen die jungen. wir fördern mit unseren ausgaben und steuern den wohlstand der gesellschaft. wenige familien dabei.

daheim haben wir anstand und respekt gelernt. „bitte“, „danke“ und „so gehört sich das“.  und zivilcourage. omi war keine 1,50 groß, aber einmal hat sie auf der grazer messe fünf jungs zusammengeschimpft, die einen anderen gegen einen zaun zusammengeschlagen haben. die sind so was von abgezogen.

(c) alexandra schmidt

fast alle sind reiselustig und neugierig auf andere. einige haben woanders gearbeitet, in italien, der schweiz, in der karibik, in georgien – ich in england und frankreich. wir haben die sprachen gelernt und tun es noch – auch die unter uns ohne matura.

zwei sind viel zu jung verunglückt. es gab‘ manchen argen streit.

weit verstreut daheim

jetzt sind wir weit verstreut, einer wohnt im burgenland und arbeitet in wien, andere sind im salzkammergut, in augsburg, in den usa. ich lebe in salzburg. einer ist wochentags in berlin und schart am wochenende hier mit seiner frau die söhne, schwiegertöchter und enkel um sich.

darunter einige familien in ihrem sinn. hoffentlich passiert nix.

ein anderer war in teilzeit-karenz, ein paar haben eine patchwork-familie, dort sind alle kinder wie die eigenen. manche sind geschieden. eine hat mit 69 nochmal geheiratet.
keine familien.

wir helfen zusammen. mit rat, tat, zeit und geld. in einer social media gruppe teilen wir die schönen augenblicke und manchen traurigen moment. wer zu alt für ein smartphone ist, sieht bei den jüngeren die lieben worte und fotos. wir schreiben uns noch ansichtskarten. und briefe.

(c) privat

und wir feiern. so einmal im jahr kommen alle zusammen und dann ist die hütte voller leben und lachen. schauen sie sich die fotos an.

was ist familie?

ich wünsche ihnen, jedem einzelnen mitglied dieser bundesregierung, von herzen: eine gelingende beziehung, gesunde kinder, die sich gut entwickeln. dass sie glücklich werden. dass niemand schlimm erkrankt oder allzu früh stirbt.

die wahrscheinlichkeit dafür beträgt in österreich zwar nicht mal 60 prozent. aber man kann ja nie wissen.

mir selber wäre am liebsten eine welt voller vielfalt. mit ganzen männern und echten frauen und vielen dazwischen. mit kindern, deren eltern nicht in die rosa-hellblau-falle tappen. für die alles möglich ist. gleich, welcher herkunft. wo familie mehr ist als ihre definition.

denn mir haben sie damit meine familie abgesprochen. dafür sollten sie sich was schämen. ihre einengende, ausgrenzende definition verletzt mich zutiefst. als ob wir minderwertig wären. im gegenteil: ich finde, wir sind eine der besten, ehrenwertesten familien, die es gibt. denn auf jedes einzelne mitglied bin ich stolz. darauf, was alle aus ihren möglichkeiten gemacht haben. auch wenn sie das anders sehen.

(c) alexandra Schmidt

Als Manifest des Rassismus, anders kann ich diese pauschalierend verurteilende Veröffentlichung einer christlich-sozialen Europaabgeordneten publiziert am 16.08.2019 über social media, nicht bezeichnen.

Afrikaner und Afrikanerinnen grundsätzlich als nicht kompatibel für unsere Gesellschaft, gewaltbereit, faul und lernresistent zu diffamieren und ihnen vorzuwerfen, nichts als Leid, Verfolgung und Perspektivenlosigkeit zu produzieren, nur um einige der Urteile aus dem Text wiederzugeben, könnte in dieser Fassung auch aus den Federn der Architekten des Apartheidregimes stammen, inhaltlich den historisch gebildeten Menschen unter uns nur zu gut bekannt.

Negerkonglomerat, Höhlenmenschen, Kongoaffen oder wie zuletzt anlässlich des ÖBB Sujets „der Neger“, sind Beleidigungen von Seiten politischer Würdenträger dieses wunderschönen und lebenswerten Landes, mit denen man zu leben gelernt hat, auch als autochthoner Freund, als Freundin oder Familienmitglied der auf diese Weise diffamierten Menschen.

Ein rassistisches Manifest wie es sich sonst nur in den Archiven zum Apartheidsystem findet, im Europa des Jahres 2018 zu veröffentlichen, sollte jedoch nicht unwidersprochen bleiben, vielleicht einfach nur um diesen ständigen, von Niedertracht und Stumpfsinn begleitenden Beleidigungen entgegenzutreten oder um sich den Schmerz von der Seele zu schreiben, vielleicht aber auch damit morgen noch Bäder, Busse und Schulen von allen Bürgern und Steuerzahlern unter den selben Bedingungen genutzt werden können.

Auch von Menschen afrikanischer Herkunft, die sich teilweise seit Jahrzehnten in Europa aufhalten, selbst über die völlig fehlgeleitete Zuwanderungspolitik der letzten Jahre nur den Kopf schütteln können und nun noch als Sündenbock der politischen Verantwortungsträger pauschal diffamiert und entmenschlicht werden.

Ein aufgeklärtes, fortschrittlichen Europa, wie wir es kennen und lieben gelernt haben, braucht vieles, auch eine klar geregelte Zuwanderungspolitik. Verzichtbar ist es jedoch, den Herausforderungen der Gegenwart mit rassistischen Hetzschriften der Vergangenheit zu begegnen.

Campo de’ Fiori

Hier geht’s zum Posting der Parlamentsabgeordneten: http://archive.is/SgtGE

Ich sitze in meinem kleinen Garten unterm Apfelbaum. Ein leichtes Lüftchen weht. Es ist erträglich, trotz der über 30 Grad. Wir sind mitten drinnen im nächsten Jahrhundertsommer.

Im Schatten des Apfelbaums ist es angenehm

Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass wir jedes zweite Jahr einen Jahrhundertsommer haben. Das soll uns davon ablenken, dass wir eigentlich schon mitten im Klimawandel sind. Das Wort Jahrhundertsommer hat so was von Ausnahme, Einzigartigkeit. Aber das stimmt nicht, Wetterextreme sind jetzt Normalität. Und wir selbst tragen unseren Teil dazu bei. Wir werden das nicht mehr rückgängig machen können, nur mehr verlangsamen. 

Östereich ist Europameister- im Zubetonieren

Was mich schon länger beschäftigt ist der Einsatz von Grün, also Pflanzen, um die Rahmenbedingungen besser zu machen. Kein anderes Land in der EU betoniert so viel Grünland zu wie Österreich. 30 Fußballfelder täglich! Kein Rekord auf den wir stolz sein können. Und wenn wir bauen, dann besonders gerne mit viel Beton und Glas. Dann wird es schön heiß drinnen und wir brauchen Klimaanlagen oder automatische Raumentlüfter, um es auszuhalten. Das braucht natürlich auch wieder Energie. Was wir viel zu wenig einsetzen sind Pflanzen. Andere Länder machen es vor, grüne Dächer, grüne Fassaden, Bepflanzung von brachliegenden Gewerbeflächen. Jede Pflanze mehr trägt zu einem besseren Klima bei. Der Schatten, den eine Pflanze wirft, ist ungleich angenehmer als der eines Sonnenschirms. Je mehr Grün wir in eine Stadt bringen, umso besser wird das Klima. Die Luft wird sauberer und Pflanzen wirken sich auf unsere Gesundheit aus. Nicht nur physisch, auch psychisch. Nicht jeder Mensch hat einen Garten oder einen Balkon. Darum ist es so wichtig, dass es Gemeinschaftsgärten gibt, dass in großen Siedlungen viel Grün zwischen den Häusern ist, aber nicht nur zum Anschauen, auch zum Bearbeiten. Und eigentlich sollte an jedem Haus zumindest eine Seite begrünt werden. Aber davon sind wir in Salzburg noch weit entfernt.

Mehr Grün in die Stadt

Wir haben wunderschöne Parks, herrliche Stadtberge und Auwälder. Aber das hilft nicht, wenn ich in die stark befahrenen Straßen schaue, kaum Grün, alles zubetoniert, aber hier wohnen Menschen. Es ist viel Geld da, um hunderte Kilometer Lärmschutzwände zu bauen, aber kein Plan, um zum Beispiel die Ignaz Harrer Straße mit begrünten Fassaden für Bewohner und die Passanten erträglicher zu machen. Und habt ihr euch schon mal so manchen Kinderspielplatz in einer großen Siedlung angesehen? Da stehen ein paar Spielgeräte auf Gummimatten. Wo sind die Bäume, die Sträucher, die Wiesen zum Spielen? Statt auf Bäume klettern Kinder heute auf Spielgerüste, statt ein Bächlein mit Steinen aufzustauen, wippen sie auf Spielgeräten. Wenn ich nachfrage, heißt es oft, dass sei zu gefährlich. Und zu viele Sträucher und Bäume locken Bienen und Wespen, auch das ist unerwünscht. Schade eigentlich, denn mit jedem Quadratmeter Beton mehr, verlieren wir ein Stück mehr unseren Bezug zur Natur. Und die Chance mit mehr Pflanzen und mehr Grün in unseren Städten auch den Klimawandel zu verlangsamen. 

Wir sind mitten in einer Pflegedebatte und jeder ist Experte. Hat er oder auch sie Verwandte im Seniorenwohnhaus oder eine Cousine, die Pflegekraft ist, dann kann man schon mitreden. Oder ist Politikerin, so wie ich. Politiker wissen sowieso immer alles am Besten.

Und mitten in dieser Pflegedebatte haben viele Menschen über den Nachtdienst gesprochen und geschrieben. Ich auch, obwohl ich das nur vom Hörensagen kannte. Also hab ich mir gedacht, dass ich es jetzt wirklich wissen will, wie so eine Nacht im Seniorenwohnhaus abläuft. Als verantwortliche Politikerin habe ich mich selbst zu einem Dienst im Seniorenwohnhaus Hellbrunn eingeteilt. Natürlich nur als Beiwagerl zu einer echten Pflegekraft.

Hier mein Bericht:

Hausgemeinschaft Hellbrunn

Um 19 Uhr komme ich ins Seniorenwohnhaus. Drei Hausgemeinschaften mit insgesamt 41 BewohnerInnen. Um 19.30 ist die Dienstübergabe an den Nachtdienst. Penibel wird über jede Bewohnerin, jeden Bewohner berichtet. Um 20 Uhr bin ich mit Frau Elisabeth alleine, sie ist heute Nacht zuständig für alle Menschen in den drei Hausgemeinschaften. Wir beginnen die erste Runde. Weit kommen wir nicht. Frau M. hat Angst vor Frau B., die sich gerade am Gang entkleidet. Beide Damen sind sehr dement. Frau Elisabeth bringt Frau M. in ihr Zimmer, beruhigt sie und versichert ihr, dass sie jetzt keine Angst mehr zu haben braucht, weil wir beide für sie da sind. Währenddessen verschwindet Frau B. auch in ihrem Zimmer. Bis auf die Unterwäsche lässt sie ihre Kleidung über einem Sessel am Gang hängen. Herr H. läutet dazwischen, er möchte auf die Toilette. Wir gehen zu ihm, aber jetzt muss er doch nicht mehr. Frau Elisabeth geht jetzt durch alle Zimmer, fragt nach dem Rechtem, schaut, ob etwas zu trinken da ist, erkundigt sich nach dem Wohlbefinden. Schaltet einen Fernseher für eine Bewohnerin ein, für eine andere aus. Um halb zehn dann, bringt sie Herrn K. zu Bett. Das ist nicht einfach, Herr K. sitzt im Rolli und ist sehr kräftig. Er gibt genaue Anweisungen, wie Frau Elisabeth das machen soll, damit er keine Schmerzen hat. Es dauert fast 20 Minuten bis Herr K. im Bett liegt.

Dazwischen läutet es, Herr H. will jetzt doch auf die Toilette. Er muss sich noch ein paar Minuten gedulden, bis wir bei ihm sind. Das sagt ihm Frau Elisabeth mit ruhiger Stimme über den Schwesternnotruf. Auf dem Weg zu ihm erzählt sie mir, dass er oft bis zu  acht Mal in der Nacht auf die Toilette will. Diese Nacht wird er nur zwei Mal wollen, eine seltene Ausnahme. Dafür wünscht er sich ein Butterbrot, was er natürlich auch bekommt.

Alltag

Apropos Toilette. Ich lerne in dieser Nacht, dass jeder Bewohner, jede Bewohnerin nach seinen Wünschen den Toilettgang erledigt. Herr H. sitzt am liebsten am Leibstuhl. Frau F. will selbstständig auf die Toilette gehen. Herr M. besteht auf seiner Urinalflasche. Andere, die sich nicht mehr artikulieren können, bekommen eine Einlage. Und weil Frau F. selbstständig auf die Toilette möchte, passiert es immer wieder, dass sie es nicht schafft. Beim Rundgang um Mitternacht entdecken wir Frau F. in ihrem Badezimmer, sie schimpft, dass es wohl erlaubt sei, alleine auf die Toilette zu gehen und da schon mal was passieren könnte. Von ihrem Bett bis ins Bad zieht sich eine Urinspur. Frau Elisabeth wischt auf und wechselt das Leintuch. Dabei muss sie sich von Frau F. anhören, dass sie das bitte selber machen kann. 

Dazwischen läutet wieder Frau M., weil sie sich fürchtet. Wir gehen zu ihr, Frau Elisabeth gibt ihr zu trinken und versichert ihr, dass wir beide auf sie aufpassen. Nach dem Rundgang, bei dem Frau Elisabeth manchen Bewohner umgelagert hat, ist es ruhig. Frau Elisabeth dokumentiert das bisher Geschehene, richtet die Medikamente für den Tagdienst. Ich husche davon und gehe ins Haupthaus in Hellbrunn. Dort ist es nach Mitternacht auch sehr ruhig. Auch im Stöckl, der kleinsten Einheit in Hellbrunn ist es ruhig und ich plaudere ein bisschen mit der Nachtschwester. Dann gehe ich wieder zu „meinen Bewohnern“. Ich komme gerade rechtzeitig für den Einlagenwechsel. Frau Elisabeth weiß genau, welche Bewohner eine frische Einlage benötigen. Mit ruhiger Stimme erklärt sie jedem, was sie genau tut. Im Halbschlaf bekommen die meisten nur wenig mit. Die ruhige Stimme von Frau Elisabeth lässt sie gleich weiterschlafen. Eine Bewohnerin begegnet uns am Gang, sie will schon zum Frühstück, es ist 4 Uhr. Wir können sie überzeugen, dass sie sich noch ein bisschen hinlegen soll. Die Vögel beginnen zu zwitschern. Jetzt zieht sich jede Minute, zumindest für mich. Frau Elisabeth dokumentiert am Computer weiter alle Geschehnisse der Nacht. Gegen 5 Uhr früh machen wir die letzte Runde. Die meisten schlafen, eine Bewohnerin sieht fern. Frau W. kommt aus ihrem Zimmer und fragt wie lange sie denn hier gebucht hätte. Frau Elisabeth erklärt ihr, dass es ihr Zimmer ist, sie könne immer hier bleiben. Frau W. fragt nochmals nach, ganz kann sie das nicht glauben. Jetzt läutet Frau M., sie hat wieder Angst. Wir kommen in ihr Zimmer, sie ist putzmunter und will wissen, wann ihr Mann kommt. Um 9 Uhr sagt ihr Frau Elisabeth und lädt sie ein mit uns zu kommen. Sie macht ihr einen Kakao, den Frau M. genussvoll trinkt. Dann schläft sie auf dem Stuhl ein. Das ist jeden Morgen so, sagt Frau Elisabeth. Gegen halb sieben kommen die Alltagsbetreuerinnen und beginnen das Frühstück zu richten. Um 7 Uhr sind die Pflegekräfte vom Tagdienst da und es beginnt das Dienstübergabegespräch. Um 7.30 Uhr ist Schluss für Frau Elisabeth und mich.

Was hat der Nachtdienst gebracht?

Notrufanlage

Ich bin froh, dass ich diesen Dienst mitgemacht habe. Ein großes Danke an Frau Elisabeth, die mir diesen Einblick gegeben hat. Sie ist eine wunderbare Frau, die hochprofesionell und mit großem Herz ihre Arbeit macht. Sie mag die Menschen, das spürt man bei jedem Wort und jeder pflegerischen Tätigkeit. 

Kein Nachtdienst ist wie der andere. Man weiß nie, was geschehen wird. Ich durfte eine relativ ruhige Nacht erleben. Es gab keine besonderen Vorkommnisse. Herausfordernd finde ich den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen. Sie in ihrer Wirklichkeit zu verstehen und die Verbindung zu den Notwendigkeiten des Alltags in einem Seniorenwohnhaus herstellen. Ruhig zu bleiben, wenn drei Bewohnerinnen gleichzeitig etwas brauchen. Und es auszuhalten, dass man innerhalb einer Minute in einer ganz anderen Situation sein kann, auf jede Überraschung gefasst sein. 

Und wir müssen über die Rahmenbedingungen sprechen. Passt es so? Oder braucht es mehr? Wie viel Geld wollen wir als Gesellschaft für die Pflege ausgeben. Wann beginnen wir umzudenken und Ausgaben für Soziales als Investition zu sehen. So wie es die Politik seit Jahrzehnten sieht, wenn sie Bauten in Auftrag gibt. Diese Millionen werden immer als Investition in die Arbeitsplätze gesehen, das kurbelt die Wirtschaft an, heißt es, wenn man Gebäude und Infrastruktur baut. Arbeit für Menschen wird noch viel zu selten als Investition gesehen. Fangen wir damit an! Bei den Menschen, die in einem Seniorenwohnhaus arbeiten, im Kindergarten oder in einem Frauenhaus. Geben wir dieser Arbeit mehr Wert. Das hat mir der Nachtdienst wieder vor Augen geführt.

Ich fahre gern mit dem Rad und Salzburg ist gut geeignet zum Radfahren. Trotz gegenteiliger Gerüchte regnet es nicht allzu oft. Und es gibt wenig Steigungen in der Stadt. Man ist eigentlich vom Zentrum in 20 Minuten überall. Wenn viel Verkehr ist und Autos und Busse sich gegenseitig im Weg stehen, ist das Rad unschlagbar. Aber natürlich ist nicht immer alles eitel Wonne. Es gibt immer wieder Situationen, die nicht lustig sind und richtig Nerven kosten. Hier habe ich mal meine Top 5 der nervigsten Dinge zusammengestellt. 

  1. Es gibt Zebrastreifen. Diese Streifen dienen dazu, dass zu Fuß gehende Artgenossen sicher über die Straße kommen. Radfahrer sollten das Ernst nehmen und stehenbleiben, wenn Fußgänger queren. Das finden viele völlig sinnlos. Wenn man als Radfahrerin das trotzdem tut, passiert es schon mal, dass dann von hinten der Radkollege nach vorne zischt, knapp am Fußgänger vorbei und auch noch schimpft dabei.
  2. Was ich besonders liebe sind Radfahrer und auch -innen, die in der Nacht an der Salzach entlang fahren. Ohne Licht. Meist sieht man sie erst im letzten Augenblick und hat dann einen kleinen Schrecken. Aber am allerliebsten sind mir dann zwei davon, die nebeneinander fahren und man in allerletzter Sekunde knapp aneinander vorbei fährt.
  3. Auch sehr entgegenkommend finde ich die Radfahrer, die bei unübersichtlichen Kreuzungen einfach in den Radweg einbiegen. Mit hohem Tempo und ohne zu schauen, ob eh niemand kommt. 
  4. Wer gedacht hat, ich ärger mich nie über Autofahrer und -innen, den muss ich jetzt enttäuschen. Vor 30 Jahren habe ich den Führerschein gemacht. Die „rechts vor links“ -Regel erschien mir schon damals sehr logisch und fair. Erleichert die Regel doch das Verhalten bei ungeregelten Kreuzungen. Kreuzungen, die auch ich als Radfahrerin nutze. Natürlich hat das rechtskommende Auto Vorrang. Bin ich die rechtskommende Verkehrsteilnehmerin ist das jedem zweiten Autofahrer wurscht. Ohne mit der Wimper zu zucken wird mir der Vorrang genommen. Als Klügere, naja zumindest als Schwächere in diesem Fall, geb ich natürlich nach.
  5. Mein allerliebstes Ärgernis sind aber die Autofahrer, die den Radstreifen zum Halten und Parken benutzen. Das Argument ist ähnlich wie bei den Behindertenparkplätzen, wenn Menschen ohne Behinderung ihn nutzen: „Ist eh nur kurz.“ Besonders herausfordernd ist es, wenn man dann dem parkenden Auto ausweicht. Dazu muss man natürlich auf die Fahrbahn und da kann es schon passieren, dass man angehupt wird unter dem Motto, man solle gefälligst auf den Radfahrstreifen. Ja HimmelArschundZwirn, wie denn, wenn der Autokollege da steht. Mit den parkenden Lenkern leg ich mich nicht sehr gerne an, die sind fast immer völlig uneinsichtig und grantig. Mein Traum, um endlich mal auch meinen Frust darüber abzubauen, wäre folgendes: einmal möchte ich mein Fahrrad in aller Seelenruhe etwa auf einer Fahrbahn der Ignaz Harrer Straße abstellen, absperren und mir dann ein Kebap holen. Wär eh nur kurz! 

von Alex Fuggersberger

Zu alt, zu klein zu wenig rentabel? Das älteste – und kleinste – Schiff auf dem Wolfgangsee wird aus der Flotte ausgemustert. Vielen Bewohnern rund um den Wolfgangsee gefällt das gar nicht. Warum mit der Kaiserin Elisabeth vermutlich weit mehr verschwindet, als eine erlebbare Erinnerung aus meiner Kindheit …

Tasch-Tasch war seit jeher der Spitzname des Schaufelraddampfers Kaiser Franz Josef, weil die Schaufeln bei der Fahrt genau dieses Geräusch machen. Die Kaiserin Elisabeth und ihr Mann, der Tasch-Tasch, gehören in meiner Erinnerung zusammen.

Welches Kind hat schon die Gelegenheit von der Schule mit dem Schiff nach Hause zu fahren? Ich war so ein glückliches Kind. Oft hat mich die Kaiserin von der Schule in Strobl sicher nach St. Wolfgang gebracht.

Schön war sie, die Fahrt von Strobl nach Wolfgang, nicht nur nach der Rechenstunde. Die Schaffner haben mich schon gekannt, sie haben auch genau gewusst, wo ich wohne, denn ich hab’ meiner Mama jedes Mal gewunken, kurz bevor das Schiff in St. Wolfgang angelegt hat.

Bei schönem Wetter hab’ ich es genossen, an Deck zu sitzen. Ich weiß noch, dass mir die Frühsommersonne immer die ersten Sommersprossen ins Gesicht gezaubert hat. Dazu ging stets ein leichter Wind, aber nie zu stark. So schnell sind wir mit der alten Monarchin nie gefahren.

Wenn es geregnet hat, sind alle unter Deck geflüchtet. Dort roch es nach trockenem Holz, man hörte den Regen aufs Deck prasseln und die Wellen gegen die Fenster peitschen. Dann hab’ ich meiner Mama hinter der nassen Scheibe gewunken und sie hat gewusst: In fünf Minuten muss das Essen fertig sein.

Später dann bin ich mit Begeisterung am Kinderschiff mitgefahren – das hat natürlich auch auf der Kaiserin stattgefunden. Auf der Elisabeth hab’ ich zum Beispiel gelernt, dass man auf der Falkensteinwand einen Elefanten sehen kann. Und noch vieles mehr.

 

 

 

 

 

Heute weiß ich: Erinnerungen wie meine, finden in Wirtschaftlichkeitsberechnungen keinen Platz. Auch, wenn es rund um den See ganz, ganz viele solcher Geschichten gibt, die Einheimische und Besucher nicht mehr vergessen können.

Schade, denn neben der großartigen landschaftlichen Kulisse sind es nämlich genau diese vielen Kleinigkeiten, die unsere Gegend in Summe so einzigartig und liebenswert machen. Wirklich schade, dass man das nicht berechnen kann.