Liebe Anja ,
Ich darf Dir berichten und Dich herzlich einladen, nach München zur Eröffnung der Ausstellung Familien-Archive zu kommen, die ich im Kunstpavillon im alten botanischen Garten für Sie kuratiert habe. Die Idee, familiäre Narrative einander gegenüber zu stellen haben wir diesmal erweitert. Es geht hier nicht mehr um zwei, nein es wird um fünf Familiensysteme gehen. Fünf Künstlerinnen und Künstler versuchen in einer raumgreifenden Rauminstallation etwas ganz besonderes. Wir verflechten Orte, Begriffe, Redewendungen und Fotografien aus fünf äusserst unterschiedlichen Familiengeschichten in einer Weise ineinander, die einen Blick auf ein grösseres Ganzes offnen wird, das jedoch nicht versucht die jeweilige Spezifik aufzulösen, sondern einem tieferen Verständnis für die Verflechtungen des Jetzt mit dem Vergangenen Raum zu geben.

Im November werde ich anlässlich der runden Jahrestage 100 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkriegs und 80 Jahre nach dem Novemberpogrom, den die Nazis euphemistisch „Kristallnacht“ nannten gemeinsam mit Shimon Lev und der Bürgerinitative „Verlorene Nachbarschaft“ im November die Ausstellung Two Family Archives im Centro Cultural Kirchner in Buenos Aires zeigen. Solltest Du gerade zufällig in Argentinien weilen, würde es mich natürlich freuen, Dich dort begrüssen zu dürfen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Zeit findest,  zu einem dieser Anlässe zu kommen.

Alles Liebe
Friedemann

Mehr Infos: www.twofamilyarchives.com

Muss man die English Drama Group Salzburg überhaupt noch vorstellen? Nach dem 50. Jubiläum im letzten Jahr sicher nicht mehr. Doch ein halbes Jahrhundert sind nicht genug: Die English Drama Group Salzburg macht weiter. Die diesjährige Produktion ist sogar ein vielversprechenden Auftakt zu den nächsten 50 Jahren.

Um die 15 Leute auf der Bühne, aufwändige Bühnenausstattung und atemberaubende Kostüme. Es gibt wohl kein Laien-Ensemble, das damit mithalten konnte. In diesem Jahr ist alles anders: Statt einem großen Cast sind es nur eine handvoll Leute, die Bühnenausstattung ist schlicht (aber keineswegs schlecht), es gibt nicht viel Gelegenheit sich bei den Kostümen so richtig auszutoben. Sackleinen und Nonnentrachten beherrschen das Bild.

Michael Darmanin, der Leiter hat noch eine Überraschung: Er hat für den Theaterabend gleich zwei Stücke inszeniert. In beiden geht es ums Rechthaben und späte Erkenntnisse. Das erste (Kurz-)Stück heißt Noonday Demons, geschrieben von Peter Barnes. Zwei Einsiedler streiten sich darum, wer den größeren Glauben habe. Das Slapstick-gefüllte handgreifliche Gezänk –  samt Kratzen, Beißen, Haarereißen und „Titty-Twistern“ – endet böse. Denn letztlich hat im Streit um die Religion auch der Teufel ein Wörtchen mitzureden.
Konstantin Beck-Mannagetta und Benjamin Scherer unterhalten ihr Publikum mit sehenswertem Körpereinsatz.

Handgreifliche Einsiedler in Noonday Demons

 

Ein ganz anderer Teufel ist der Zweifel. Nicht als Gegensatz zum Glauben, sondern zur Gewissheit. Das mit einem Pulitzer Preis ausgezeichnete Stück Doubt, A Parable spielt in einer Klosterschule. Sister James ist Lehrerin aus Leidenschaft und gibt, nichts Böses wollend, eine Beobachtung an die strenge Schulleiterin Sister Aloysius weiter. Diese verfolgt daraufhin mit allen Mitteln ihr Ziel, Pfarrer Flynn ein schlimmes Fehlverhalten zu nachzuweisen. Sie befindet sich auf einem wahren Kreuzzug. Doch nichts will ihr die Beweise liefern, nicht einmal ein Gespräch mit der Mutter des von dem Vorfall betroffenen Schülers. Während Sister Aloysius’ Überzeugung wächst, macht sich im Publikum immer mehr Zweifel breit.
Mathew Rushmere, Tamara Stidwell, Eva Nedwed und Sara Schneider verkörpern die Rollen überzeugend und mit mitreißender Intensität.

Der Abend mit zwei Stücken ist eine echte Empfehlung nicht nur für Freunde der englischen Sprache, sondern für alle Theaterfreunde. Zweimal gibt es noch Gelegenheit, die Produktion zu sehen:

23. und 24. Mai, jeweils 19:30
ARGE Nonntal
Tickets gibts an der Abendkasse oder hier:
T:+43-662-848784 | M:TICKETS@ARGEKULTUR.AT

Ich fahre gerne mit dem Rad. Ich erledige damit auch viele Einkäufe und transportiere sehr viel damit. Also habe ich zwei Körbe auf dem Rad montiert. Einer am Gepäcksträger und einer hängt an der Lenkstange.

Vor vier Wochen nun ist folgendes geschehen. Ich bin mit dem Rad zum Müllner Steg gefahren, habe es dort abgestellt und bin auf den Mönchsberg rauf, um eine Runde walken zu gehen. Das dauert immer so eine Stunde. Als ich zurückgekommen bin, sehe ich, dass eine 1-Euro Münze im vorderen Korb liegt. Das hat mich dann doch erstaunt. Es kam mir irgendwie komisch vor, ich wollte diese 1-Euro Münze nicht, sie gehörte mir nicht. Also dachte ich mir, ich lass sie da im Korb liegen. Es wird dann sicher irgendwer bald die Münze rausnehmen. Ich habe das Rad im Radkeller unseres Wohnblocks abgestellt und mich innerlich von der Münze verabschiedet.

Mein Erstaunen war groß als ich zwei Tage drauf das Rad aus dem Keller hole. Die 1-Euro Münze lag noch drinnen. Ok, dachte ich mir, ich fahr jetzt zum Forum 1 am Bahnhof. Spätestens dort ist sie nach einer Stunde mutterseelenalleine im Korb liegend weg. Pustekuchen, nach meinem Einkaufsmarathon war sie immer noch da. Tja, was soll ich sagen. Seit einem Monat habe ich diese 1-Euro Münze bei mir im Korb. Das Rad steht mal im Hof des Schlosses Mirabell, wo hunderte Menschen daran vorbeigehen, in der Innenstadt, am Bahnhof, vor diversen Gebäuden, bei der Uni, am Müllner Steg, in der Radwerkstatt, auf Plätzen, in Gassen, Gärten und Kellern. Und die 1-Euro Münze nimmt niemand weg. Niemand. Kein junger Mensch und kein alter. Kein Bettler und auch kein Millionär, kein Inländer und kein Ausländer. Niemand greift zu. In diesen 4 Wochen wurden in der Stadt sicher eine Menge Räder, Geldbörsen und Regenschirme gestohlen, aber niemand nimmt eine 1-Euro Münze aus einem Radkorb.

Erstaunlich.

Und ich habe jetzt nicht mal eine Moral von dieser Geschicht, nur mein Erstaunen und meine Neugierde wie lange mich diese Münze wohl noch begleiten wird.

Wir sind mitten in der Spargelsaison. Kein Gasthaus ohne Tageskarte mit Spargelgerichten. Und als Dessert gibt‘s dann frische Erdbeeren mit Schlagobers.

Da hab ich mir gedacht, warum eigentlich nicht Spargel und Erdbeeren in einem Gericht? Voila, ich empfehle Spargelsalat mit Erdbeeren.

Das braucht man für 2 Portionen:

800 Gramm grünen Spargel

1 Schale Erdbeeren

eine Handvoll Rucola

ein bisschen Petersilie

3 Frühlingszwiebel

Salz, Pfeffer, Öl

Essig, aber noch besser ist Granatapfelsirup (gibt es im türkischen Geschäft und heißt Nar eksisi)

Und so geht es:

Den Spargel in Wasser sieden lassen. Wer einen bissfesten Spargel mag, muss ihn nach 5 Minuten raus tun. Sollte er weicher sein, dann einfach ein bisschen länger drin lassen. Danach den Spargel abseihen und mit kaltem Wasser abschrecken.

Die Erdbeeren und die Zwiebeln waschen und schneiden und in eine Schüssel geben. Den Rucola und die Petersilie dazugeben. Den abgekühlten Spargel in mundgerechte Stücke schneiden und zu den anderen Zutaten geben. Dann mit Salz, Pfeffer, Öl und Granatapfelsirup gut vermengen, anrichten und servieren.

Gutes Gelingen!

Eigentlich bin ich Lehrerin von Beruf und ich will jetzt wissen, ob mein Beruf Zukunft hat. Ihr wisst schon wegen all der künstlichen Intelligenz und der Roboter, die uns heute schon viel Arbeit abnehmen und zukünftig wohl noch mehr. Also google ich den Job-Futurumaten der Bundesagentur für Arbeit und gebe „Lehrerin“ ein in das Fragefeld.

Glück gehabt! Nur 11% meiner Tätigkeiten als Lehrerin können von einem Roboter übernommen werden. Bei meiner aktuellen Tätigkeit als Vizebürgermeisterin schaut‘s schon anders aus. 44% von dem was ich mache, könnte schon durch künstliche Intelligenz erledigt werden. Jetzt bin ich neugierig. Wie geht‘s meinen Freunden und Bekannten? Sind sie bald überflüssig? Der Taxifahrer, die Sozialarbeiterin, der Versicherungsvertreter? Alles dabei, von niedriger bis hoher Automatisierbarkeit.

Was heißt das für unsere Zukunft? Wie wird die Arbeit verteilt? Müssen wir überhaupt noch alle arbeiten? Aber wie habe ich dann ein Einkommen? Geht das nur mehr mit dem bedingungslosen Grundeinkommen? Wird Geld irgendwann auch überflüssig? Welche Arbeit ist dann wichtig? Neue Maschinen zu programmieren oder für andere Menschen zu sorgen? Definiert sich der Status eines Menschen nicht mehr durch das Anhäufen von Besitz sondern durch das Kümmern um andere Menschen, das soziale Engagement des Einzelnen?

Ich habe darauf keine Antwort, aber ich wünsche mir, dass wir diese Fragen viel mehr diskutieren. Das fehlt mir auch in der Politik. Das sind Zukunftsfragen, die schneller Antworten brauchen als uns lieb ist. Viele Menschen spüren diese Unsicherheit und hoffen auf Antworten oder zumindest darauf, dass darüber geredet wird, öffentlich, jetzt, täglich. Stattdessen versucht auch die Politik von ihrer Ratlosigkeit und Unsicherheit abzulenken mit Scheindebatten über Kruzifixe in Klassenzimmern und den Bräunungsgrad von Pommes Frites.

Also reden wir darüber! Nehmen wir gemeinsam die Herausforderung an!
Der 1. Mai ist ein guter Anlass damit zu beginnen!

Beitragsbilder: Screenshots von www.job-futuromat.iab.de