liebe mami,

du wirst am montag, den 18. dezember 2017 runde 80 jahre alt. du schaust super aus, du bist gut beinander, wir zwei verbringen viel zeit zusammen und heute ist fast die ganze familie gekommen, um dich zu feiern. schön, dass ihr alle da seid.

family (c) alexandra schmidt

rund um das geburtstagsfest hab‘ ich auch viel über das älter werden nachgedacht. und mich gefragt, was ich eigentlich noch will, im leben.

für mich sind es zeiten, wo sich bei freundinnen, die auch deine töchter sein könnten, der krebs festkrallt. wo liebe freunde auf einmal was anders als liebe freunde sind und besonders jetzt:

wo die familie groß zusammenkommt, weil ihre älteste schwester, tante, großtante, urgroßtante, cousine, und vor allem: meine mami 80 wird.

more family (c) alexandra schmidt

ich will:

  • immer genug champagner im kühlschrank haben. und deutschen riesling.
  • so xund sein wie jetzt, und du auch. und alle unsere lieben. oder xünder.
  • so viel spaß mit und in der arbeit, in der freizeit haben wie jetzt – möglichst viel davon mit dir.
  • mit 80 so gut ausschauen wie du. oder besser.
  • noch vieles von der welt sehen. manches davon mit dir.
  • allein leben, und selbstbestimmt. wie du, mami. und trotzdem nicht auf den spaß verzichten.
  • so viele liebe menschen um mich haben wie jetzt, egal ob verwandt oder befreundet. ihr seid die besten. ihr seid die, die mit uns feiern, trinken, reden, uns einladen, uns bekochen, sich bekochen lassen, mit mir swing tanzen, coole dinge aushecken, uns schreiben, uns stärken, uns helfen und uns umarmen.
  • mami und ich wissen: wir haben ein paar mal richtig glück gehabt. dafür bin ich sehr dankbar. dass ich so eine gute arbeit habe und mami und ich so wenig materielle sorgen, dass ist viel wert.
  • ein paar im freundeskreis beneiden mich ein kleines bisschen, materiell. auch ok. aber seid versichert: ich gebe mein letztes hemd für euch, wenn ihr es braucht und wenn ich kann.

hab‘ ich schon gesagt, dass ihr die besten seid? egal, sag‘ ich’s eben nochmal: ihr seid die besten.

mit christl greimeister (c) privat/schmidt

sonst will ich eigentlich nur auf ein paar trinken, die heute nicht dabei sein können: to absent friends.

ah ja, auf den weltfrieden will ich auch trinken können. ähm, also wenn er dann wirklichkeit ist.

und das ist alles.

family früher (c) alexandra schmidt

to absent friends (c) alexandra schmidt

happy birthday, mami. komm‘, wir machen weiter, wie bisher und wie es uns astrid lindgren über pippi langstrumpf angesagt hat: wir bleiben frech und wild und wunderbar.

die torte anscheiden (c) alexandra schmidt

damals mit hilda (c) alexandra schmidt

alexandra als kind (c) alexandra schmidt

frech und wild und wunderbar (c) privat/schmidt

 

 

 

von Gabriele Rothuber

Check your privileges.

Ich bin eine heterosexuelle Cis-Frau. Das bedeutet, meine sexuelle Orientierung ist auf das Gegengeschlecht – in meinem Fall das männliche – gerichtet. Cis bedeutet – im Gegensatz zu Trans – dass meine Geschlechtsidentität mit dem mir bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Ich empfinde mich als Frau. Und ich werde auch von meiner Umgebung, meinem Gegenüber als Frau „gelesen“, das nennt man den Geschlechtsausdruck.

Eine einfache Sache ganz schön kompliziert erklärt?

Die wenigsten Menschen müssen sich Gedanken darüber machen, was sie von sich erzählen, wie sie sich kleiden, wie andere sie wahrnehmen, ob sie den Menschen, den sie lieben oder begehren auch ganz offiziell küssen können etc. Sie machen sich meist auch überhaupt keine Gedanken darüber, dass sie sich wahrscheinlich unzählige Male pro Tag als heterosexuell outen: etwa, indem sie von ihrer Familie erzählen.

Das sind Privilegien, derer sich die wenigsten bewusst sind.

Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt, subsummiert man unter dem Begriff Trans*. Sie kämpfen oft jahrelang FÜR die selbstbestimmte, aufgeklärte hormonelle und/oder chirurgische Veränderung ihrer Körper.

Menschen, die mit Anteilen beider Normgeschlechter ausgestattet sind, nennt man intergeschlechtliche Menschen. Sie kämpfen ihren Kampf GEGEN die zwangsweisen geschlechtsverändernden Maßnahmen, die Babys auch heute noch erfahren.

Sie alle sind „Minderheiten“, Minoritäten. Es sind jedoch gar nicht so wenige! Man geht davon aus, dass rund 10% aller Menschen ausschließlich homosexuell orientiert sind, dass bis zu 1 % der Bevölkerung eine Trans-Thematik aufweisen und dass ca 1,7 % der Menschen Geschlechtsmerkmale (äußere/innere, Keimdrüsen, Hormone, Chromosomen) beider Normgeschlechter aufweisen. Sie kennen bestimmt einen Menschen, der ins LGBTI*-„Spektrum“ fällt, vielleicht ohne es zu wissen.

Es geht schlicht und einfach um Menschenrechte. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, auf körperliche Unversehrtheit. Es geht um Antidiskriminierungsschutz. Es geht um Menschen, die eine besonders vulnerable Gruppe darstellen. Die Selbstmordversuchsraten unter homosexuellen Jugendlichen sind noch immer um 5- bis 7fach erhöht gegenüber ihren heterosexuellen Freund*innen. Das muss sich ändern!

Deshalb bin ich – als Angehörige einer Mehrheit – ehrenamtlich tätig. In der HOSI Salzburg (www.hosi.or.at) und in der Plattform Intersex Österreich (www.plattform-intersex.at). Weil ich – gemeinsam mit denen, die es betrifft – etwas dazu beitragen möchte, dass Menschenrechte endlich für alle Menschen in Österreich gleichermaßen gelten.

Und deshalb freue ich mich riesig mit meinen Freunden und Freundinnen, dass der Verfassungsgerichtshof ab 2019 die Ehe für alle Menschen, die einander lieben und füreinander sorgen möchten, öffnen wird!

https://www.vfgh.gv.at/medien/Ehe_fuer_gleichgeschlechtliche_Paare.de.php#