Es hat mich schon gefreut, als mich mein Chef Pepo Mautner gefragt hat, ob ich mit ihm die Lesung halte für die Buchpräsentation seines neuen Buches „Agenda Menschenrechte“. Er hat zwar gleich gesagt „Honorar gibt’s dafür leider keines“, aber das ist wirklich Ehrensache. Vor allem, weil dieser Abend am 5. November im Literaturhaus in Salzburg ein besonderes Zuckerl zu bieten hat: Die urcoole Ute Bock wird da sein. Also das ist eigentlich schon Grund genug hinzugehen.

Pepo Mautner

Pepo Mautner

Hier gleich ein kleiner Vorgeschmack auf das Buch, das an diesem Abend druckfrisch zu erwerben ist. Bei der ersten Lektüre wird gleich deutlich, wer die Hauptpersonen sind. Es handelt sich um Menschen, denen Mautner in seiner mehr als zehnjährigen Arbeit in der „Plattform für Menschenrechte“ begegnet ist. Sie sind die Hauptprotagonisten, die in kurzen Kommentaren und Erzählungen ins Blickfeld rücken. Die sogenannten Anderen, die wir gerne aus unserer abgesicherten Position Fremde, Asylanten und BettelmigrantInnen nennen, ohne sie wirklich zu kennen.

Die beschriebenen Szenen fokussieren die unsichtbaren Grenzen, denen sie gegenüberstehen. Die Schranken von Institutionen und Behörden, aber auch denen, der „Einheimischen“. Diese unsichtbaren Barrieren beschrieb auch Franz Kafka in seinem Roman „Der Prozeß“, auf den sich Mautner bezieht. Die Agenda Menschenrechte inspiriert, aufmerksam zu sein, wahrzunehmen, was ist und die abstrakt wirkenden Menschenrechte lebendig werden zu lassen. Bei zwei Erzählmomenten konnte ich meine Tränen nicht verbergen. Der Autor macht einer breiteren Öffentlichkeit die berührenden Geschichten zugänglich, die sonst in der Anonymität verloren wären. Der wesentliche inhaltliche Unterschied zum „Prozeß“ von Kafka besteht darin, dass in der Agenda Menschenrechte begründete Hoffnung durchscheint. Menschenrechtsverletzungen sind kein Schicksal, sondern wir haben die Möglichkeit, im Sinne der Einhaltung der Menschenrechte zu handeln. Das wird erst geschehen, wenn wir uns von diesen Geschichten der anderen berühren lassen, und sie in ihrem anders Sein anerkennen.

Mehr dazu am 5. November, um 19 Uhr im Literaturhaus

 

Vor Allerheiligen haben wir immer im Deutschkurs über den Tod gesprochen. Welche Bedeutung hat er in den verschiedenen Kulturen, wie denkt man an die Toten, wie macht man das Begräbnis? Ich habe keinen Deutschkurs mehr, aber ich erinnere mich an einige Erzählungen meiner Schülerinnen, wie das in ihrem Herkunftsland ist. Der Tod ist in jeder Kultur etwas Besonderes. Parte 2

Eine Schülerin aus China hat geschildert, wie sie für den Verstorbenen aus Papier riesige Gebilde machen. Das kann ein Auto sein, ein Haus oder etwas anderes, das dem Toten wichtig war. Diese papierenen Dinge werden dann beim Begräbnis verbrannt. Damit will man, dass diese Dinge den Toten weiterhin zur Verfügung stehen, aber auch dass die Toten den Lebenden nicht schaden.

Eine Schülerin aus Thailand erzählte, wie erstaunt sie war, als sie erstmals in Österreich sah, dass die Friedhöfe öffentliche große Plätze sind, wo die Toten liegen. Warum die Toten in Österreich nicht alle verbrannt werden und anschließend zu Hause oder Im Tempel ihre letzte Ruhestätte finden, war ihr ein Rätsel. Sie meinte, dass wir in Österreich so viel Platz brauchen für die Toten.Parte 1

Eine Schülerin aus Afrika, welches Land weiß ich nicht mehr, berichtete Ähnliches. Sie sagt, dass der Tote bei ihnen unter dem Bett eines Familienangehörigen, wenn möglich dem ältesten Sohn, begraben wird. Damit hat der Tote weiterhin einen Platz in der Familie und alle können seine Traditionen weiterführen.

Für viele Schülerinnen aus muslimischen Ländern war es wiederum ein komischer Gedanke, dass man Tote verbrennt. Und sie haben es sehr bedauert, dass in Österreich die Toten kein Grab bekommen, in dem sie ewig liegen können.

Parten

Alle zusammen haben wir aus unseren Erzählungen gelernt, wie wichtig es ist an die Verstorbenen zu denken. Denn wir haben unsere Wurzeln in unseren Vorfahren und starke Wurzeln sind eine große Stütze für unser Leben.

„Notreisende und BettelmigrantInnen benötigen eine wohlwollende Aufnahme und tatkräftige Unterstützung durch die Salzburger Politik und Zivilgesellschaft!“ sagt Heinz Schoibl, von Helix – Forschung und Beratung. Aus erster Hand beschreibt er die Ergebnisse der hoch aktuellen und in der Ergebnissen sehr aufschlussreichen im Jahr 2013 durchgeführten Studie über BettelmigrantInnen in Salzburg:

Autor der Studie Heinz Schoibl

Autor der Studie Heinz Schoibl

„Also? Das war’s dann. Ich bin alt, ich bin nicht gesund. Alles fällt mir schon schwer, aber ich sehe nicht, wie sich das ändern könnte. Nein, das wird wohl so bleiben bis zum Schluss.“ (Roma, männlich, 66 Jahre alt, Slowakei)

So beschreibt Peter E. seine aktuellen Perspektiven: Zuhause gibt es für ihn nichts zu tun, von Erwerbsbeteiligung ist er bereits seit vielen Jahren exkludiert. Ohne regelmäßiges Einkommen kann er kaum dafür sorgen, ordentlich zu essen. Er sieht keine Chance, dass sich in den nächsten Jahren daran was ändert. Deshalb kommt er jetzt schon zum wiederholten Mal nach Salzburg, um hier zu betteln und anschließend mit den lukrierten Notgroschen heimzufahren, bis das Geld wieder ausgegangen ist und er wieder kommen muss – solange ihm das eben möglich ist.

Aber Peter E. ist nicht der Einzige. Jahr für Jahr kommen ca. 1.350 Menschen aus Südosteuropa nach Salzburg, halten sich hier durchschnittlich drei bis vier Wochen auf, betteln oder arbeiten (unangemeldet und für einen Hungerlohn) oder betätigen sich als StraßenmusikantInnen.

Ihr prekäres (Über-)Leben findet auf der Straße, im öffentlichen Raum oder in überfüllten Personenkraftwagen statt. Sie verbringen ihre Tage und Nächte in Salzburg unter höchst unwürdigen und letztlich gesundheitsschädlichen Rahmenbedingungen. Sie sind Regen, Wind und Kälte schutzlos ausgesetzt und müssen gleichermaßen auf Privatsphäre als auch darauf, sich was Warmes zum Essen zu machen, sich oder die Bekleidung zu reinigen, verzichten. Diese Entbehrungen nehmen sie auf sich, um mithilfe des Notgroschens, den sie durch prekäre Erwerbsarbeit (ohne Sozialversicherung versteht sich), durch den Verkauf von Straßenzeitungen oder durch Betteln erwerben und mit äußerster Sparsamkeit zusammenkratzen, zu ihrem eigenen sowie dem Überleben ihrer Familien in der Herkunftsregion beizutragen – bis das Geld dann eben wieder ausgegangen ist und sie sich erneut auf die Notreise machen müssen – solange es in gesundheitlicher Hinsicht noch geht.

Über die Lebens- und Bedarfslagen von Notreisenden, BettelmigrantInnen und Wanderarmen liegt nun eine neue Studie vor, für die im Zeitraum Februar bis Mai 2013 mehr als 170 Interviews, jeweils in der Muttersprache der Notreisenden, durchgeführt wurden.

Die Kernergebnisse dieser Erhebung widersprechen den medial verbreiteten Befürchtungen und Unterstellungen und belegen stattdessen:

• Für eine mafiaähnliche Organisation von Bettelmigration gibt es keinen einzigen Hinweis – im Gegenteil: das zentrale beobachtbare Organisationsmuster verweist auf familiären Zusammenhalt, nachbarschaftliche Unterstützungsformen und informelle Vereinbarungen zur Verringerung von Reisekosten, zur Erleichterung des Aufenthalts und zum gegenseitigen Schutz.

• Hintermänner, die in regelmäßigen Abständen die Schalen der Bettelnden ausleeren, wären wohl angesichts des äußerst bescheidenen Einkommens der BettlerInnen selbst von Marginalisierung betroffen oder selbst zum Betteln gezwungen. Von einem Erwerb von durchschnittlich 10 Euro pro ganztägigem Bettel bleibt in jedem Fall kaum etwas übrig, das ein Abkassieren lukrativ machen würde.

• Anstelle des unterstellten Sozialtourismus und der Befürchtung, die Notreisenden würden die Sozialkassen der Kommunen belasten, kann festgestellt werden, dass in Inanspruchnahme öffentlich finanzierte Sozialeinrichtungen durch Notreisende bestenfalls die Ausnahme und keinesfalls die Regel darstellt. Die meisten Sozialeinrichtungen müssen Notreisende aus den südöstlichen EU-Ländern, sofern diese überhaupt den Weg in diese Einrichtungen finden, abweisen, weil sie entsprechende Dienstleistungen gar nicht verrechnen könnten. Notreisende ohne regulären Aufenthaltstitel sind dezidiert von einem Recht auf Hilfe und Unterstützung ausgeschlossen.

• Die Notreisenden oder BettelmigrantInnen kommen nicht nach Salzburg, weil sie über die großzügigen Sozialleistungen, Chancen und Perspektiven, die sie hier vorfinden, so gut Bescheid wissen. Der zentrale Pullfaktor für Salzburg als Wunschdestination ihrer Notreise ist stattdessen das mit Hochglanzbroschüren von der Salzburger Tourismusbranche kräftigst ausgemalte Image als Weltkulturstadt und einmalige Wohlstandsregion.

• Notreisende bilden keine kriminellen Banden, die durch Österreich ziehen, um sich mittels kleinerer oder größerer Delikte zu bereichern. Es handelt sich bei den Notreisenden in der Regel um kleinere Gruppen, die entweder im familiären oder im nachbarschaftlichen Kontext zusammenhalten. Ihre Lebensverhältnisse sind durch äußerste Armut und Marginalisierung bis Verwahrlosung gekennzeichnet. Auf kriminelle Handlungen im engeren Kontext der Notreisen und oder der Bettelmigration findet sich in der umfassenden und differenzierten Erhebung kein einziger Hinweis. Das Gegenteil dürfte der Fall sein: Vorrangiges Migrationsziel dieser Personengruppe stellt die Suche nach Erwerbsarbeit dar. Für den Fall, dass keine reguläre Arbeitsstelle gefunden werden kann (und das ist eher durchgängig die Regel), nehmen die Notreisenden auch mit prekären Erwerbsmöglichkeiten oder dem Verkauf von Straßenzeitungen vorlieb oder – vor allem wenn die individuellen Voraussetzungen für Erwerbsarbeit aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht gegeben sind – begnügen sich diese mit der Option zu betteln. Damit können zwar kleinkriminelle Handlungen (wie z.B. Ladendiebstahl) nicht ausgeschlossen werden, fest steht jedoch: Kriminelle Karrieren sowie Banden sehen ganz anders aus.

Auf der Grundlage der empirisch gewonnenen Erkenntnisse wurde eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen erarbeitet, die am 4.10.2013 formell der Presse und im Anschluss daran den VertreterInnen der politischen Gemeinderatsklubs präsentiert und zur Diskussion gestellt wurden. Dabei konnte als Kernaussage vieler Beteiligter festgestellt werden, dass der politische Wille vorhanden ist, jetzt konkrete Umsetzungsschritte anzugehen und Schritt für Schritt zu realisieren.

Zuallererst gilt es ganz grundsätzlich, eine positive Haltung zur Tatsache der Notreisen und eines regelmäßigen Aufenthalts von Notreisenden oder BettelmigrantInnen einzunehmen und jetzt (noch vor dem Winter!) Strukturen und Ressourcen für eine in quantitativer wie qualitativer Hinsicht adäquate und ausreichende Basisversorgung bereitzustellen. Es gilt, durchschnittlich 150 Personen, mehrheitlich Männer (etwa 50%), Frauen (30%) und mitziehende minderjährige Kinder (etwa 20%), vor den ärgsten Unbilden zu beschützen.

Download der Studie unter: http://www.helixaustria.com/uploads/media/Not-Reisen_und_Bettel-Migration_Bericht_131001.pdf

 

Ein Beitrag unserer Gastautorin Gabriele Rothuber

Unter dem Begriff Intersex fasst man biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsunterscheidung zusammen. So können IntersexNeugeborene sichtbare, wie die Genitalien und/oder von außen nicht sichtbare Merkmale, wie Keimdrüsen, Hormone oder Chromosomen beider Geschlechter aufweisen. Bei vielen IntersexPersonen verändert sich der Körper jedoch erst in der Pubertät, wenn etwa eine Verweiblichung bei Burschen oder Vermännlichung bei Mädchen einsetzt. Intersex_nurLogo

Aber: IntersexPersonen sind keine Gruppe von behandlungsbedürftigen Kranken, sondern einfach „anders“, also „von der zweigeschlechtlichen Norm abweichend“ geboren!

Intersex ist in Gesellschaften stark tabuisiert, die fast alles auf eine Beziehung von Mann und Frau ausrichten, von Werbung bis zu Heiratsmöglichkeiten. Die Betroffenen leben oft in der Isolation, aus Angst vor Stigmatisierung. Zudem mussten viele von ihnen „geschlechtsangleichende“ Operationen über sich ergehen lassen: auch heute noch werden 90 % aller Intersex-Neugeborenen diesen in den allermeisten Fällen nicht notwendigen, sondern rein kosmetischen Behandlungen unterzogen! Damit einher gehen oft der Verlust der Zeugungs- oder Gebärfähigkeit sowie der sexuellen Empfindungs-fähigkeit. Vorrangiges Ziel der Intersex-Interessensgemeinschaften ist deshalb ein Verbot von Zwangsoperationen an Kindern! Jedes Kind sollte mit seinen eigenen, individuellen Geschlechtsmerkmalen aufwachsen dürfen.

Die HOSI Salzburg möchte neben ihrem Beratungs- und Vernetzungsangebot verstärkt mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Lebensrealität intersexueller Personen aufmerksam machen und veranstaltet heuer erstmals den INTERSEX SOLIDARITY DAY am 8.11. im Unipark Nonntal in Kooperation mit der Österreichischen Hochschülerschaft und dem GendUp der Universität. Neben der Hoffnung, mit dem Programm Interessierte aus den Bereichen Politik, Medizin und Pädagogik zu erreichen, ist es ein großes Anliegen, Betroffenen und Angehörigen Mut zu machen, aus der Isolation zu treten.

Die Menschenrechtsinitiative HOSI Salzburg (Abk. für Homosexuellen-Initiative) wurde 1980 gegründet. Im Sommer 2012 nahm der Vorstand das I für Intersex in seine L(esbian)G(ay)B(i)T(rans)-Statuten auf und erarbeitete 2013 ein Positionspapier. Das heißt die „Beschäftigung“ mit der Thematik rund um Intersex ist relativ jung – und trotzdem ist die HOSI Salzburg eine der ersten österreichischen Organisationen, die „Zwischengeschlecht“ thematisiert und somit ihr Beratungsangebot auf Inter* Personen und deren Angehörige erweitert.

Wer mehr darüber wissen möchte kann sich an mich wenden:

Mag.a Gabriele Rothuber                           intersex@hosi.or.at

Dipl. Sexualpädagogin

Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg

http://www.hosi.or.at/

Logo_Intersex_mitText

  

INTERSEX SOLIDARITY DAY

 

8. NOVEMBER 2013

Leben zwischen den Geschlechtern

Gehen Sie ruhig davon aus, eine Intersex-Person zu kennen,

ohne es zu wissen – darüber wird nicht gesprochen.

18 Uhr im UNIPARK NONNTAL, Hörsaal Georg Eisler, Salzburg 

* „Intersexualität – geschlechtliche Vielfalt anerkennen“

Impulsreferat Mag.a Gabriele Rothuber, Sexualpädagogin beim Verein Selbstbewusst, Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg

* „Die Integration des „I“ in die HOSI Salzburg“

Mag. Josef Lindner, Obmann HOSI Salzburg

* Österreichpremiere des Animationsfilms „Hermes & Aphrodite“ von Gregor Zootzky, 2013, 9:50 Min.

* Podiumsdiskussion: Zur Situation von Intersex-Personen in Österreich: Mag.a Andrea Gruber (Politikwissenschafterin), Alex Jürgen (österreichischer Intersex-Aktivist, Betroffener), Teresa Lugstein (Runder Tisch Menschenrechte Salzburg, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg – make it Büro für Mädchenförderung)

Moderation: Mag.a Alexandra Schmidt (Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg)

Pause mit Erfrischungen und Imbiss

Ausklang: Film „Tintenfischalarm“ von Elisabeth Scharang, mit Alex Jürgen, 2006, 107 Minuten

Büchertisch der Rupertus Buchhandlung

Anmeldung und Zählkarten unter: intersex@hosi.or.at

Eine Kooperation der HOSI Salzburg, des Gendup und der ÖH

Marlies Kürbiß, 55, gebürtige Reutlingerin und studierte Textildesignerin, arbeitet seit 26 Jahren mit Leidenschaft als Visagistin.

Zartbitter: Marlies, du verschönerst seit 26 Jahren Menschen, was macht dir dabei Freude?marlies 2

Marlies: Mir macht es Freude zu sehen, wie man mit wenig Aufwand noch mehr Schönes aus Menschen herausholen kann. Weniger ist mehr. Wenn man viel Makeup raufdonnert gibt es einen kurzen Wow-Effekt, das war es. Ich bin immer noch überrascht über das Vorher und Nachher. Das Natürliche ist schön und zu das Schöne zu betonen, das es an jedem Menschen gibt.

Zartbitter: Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn du sie schminkst?

Marlies: Ja den gibt es. Wenn mehrere Männer da sind, dann wird gewitzelt wie „Du wirst gepudert“ oder „Bei dir dauert das ja sehr lange“. Frauen sind da ruhiger. Männer sind bei den Augen auch empfindlicher, besonders beim Augenmakeup komme ich ja den Menschen besonders nahe.

Zartbitter: Was waren dein schönstes und dein schrecklichstes Erlebnis in deiner Arbeit?

Marlies: Ich denke noch immer gerne daran, wie toll die Arbeit mit Nina Hagen war. Danach gingen wir essen und wir hatten mit ihr einfach super Gespräche. Schrecklich war vor Jahren ein keifendes Model, eine Zicke, die dann auch noch das ganze Team beklaut hat.

Zartbitter: Würdest du deinen Beruf weiter empfehlen?marlies 1

Marlies: Heute nicht mehr. Es gibt so viele Wochenend- und Crashkurse. Durch die vielen Medien und Shows wird der Konkurrenzkampf auch immer größer. Man ist ja auch nicht immer ausgebucht, es gibt Leerzeiten. Und natürlich muss man die Ausstattung selbst bezahlen und es bleibt nicht so viel. Und man braucht die Kontakte zu wirklich guten Fotografen und Agenturen.

Zartbitter: Hast du Tipps für unsere Leserinnen und Leser?

Marlies: Man soll es mit der Schönheit nicht so eng sehen. Kein Mensch schaut so aus wie in den Magazinen, damit soll man sich nie vergleichen. Dort wird mit bestem Makeup, Licht, den tollsten Fotografen gearbeitet und hinterher noch retuschiert. Wirklich wichtig ist die Ausstrahlung, ein guter Abdeckstift, Rouge und Wimperntusche.

Zartbitter: Danke Marlies für das Gespräch und noch viele schöne Momente bei deiner Arbeit!

Mehr über Marlies: www.marlies-kuerbiss.com

Spielegruppen für Kleinkinder sind das Auge des Orkans. Ein Hort der absoluten Mütterlichkeit. Eine Leistungsschau der Supermums. Dort bist du die absolute Mutter, mehr geht echt nicht. Wir gehen da natürlich hin, weil es die Kinder voll super finden (und weil die Leute dort nett sind). Und wir wollen natürlich auch im Windschatten der Supereltern segeln und dazu gehören. Wir – das sind abwechselnd ich und mein Mann. Wir sind jetzt Jausenmama und Jausenpapa! Jause

Ja, so schaut die Realität aus – Jausenmama und Jausenpapa!!! Ok, ich gebe zu, wir müssen nur einmal im Semester die Butterbrote schmieren und die Bananen mitbringen, das ist jetzt nicht die große Leistung! Aber trotzdem – wir sind jetzt Jausenmama! Nicht „Liebling aller Kinder“, nicht „Super-Vorleserin“, nicht „Frau des Monats“, nicht „Beste-Alles-unter-einen-Hut-Bringerin“, nicht einfach nur „normale Frau mit vielen Bedürfnissen“,… nein es ist die Jausenmama!

Als Jausenpapa hat mein lieber Mann wenigstens noch ein Alleinstellungsmerkmal. Aber es ist halt auch nicht immer so einfach, als Mann unter lauter Frauen im Jausen-Wettkampf zu bestehen. Hier wäre mal ein wenig Verstärkung nötig. Aber Spielegruppen-Männer oder gar Spielegruppen-Leiter gibt’s leider nicht (oder nur handverlesen wenige). Die meisten trauen sich wohl nicht ins Auge des Orkans.