Kürzlich hörte ich ein paar Minuten ein Gespräch mit. Ich stand an der Bushaltestelle und zwei Personen unterhielten sich über die Arbeit. Und dass sie sich wenig wertgeschätzt fühlen, da niemand erkennt, was sie alles leisten. Dass sie Überstunden machen, dass sie Arbeit mit nach Hause nehmen und trotzdem scheint es zu wenig zu sein. Seither muss ich immer wieder über Leistung nachdenken. Wir kennen es ja auch aus der politischen Diskussion, wer etwas leistet gehört dazu. Aus der Wirtschaft, in der Leistung schlicht in Geld gemessen wird. Aber was ist Leistung eigentlich und wie kann man sie messen? Es scheint eine stille gesellschaftliche Übereinkunft zu geben, dass bestimmte Leistungen besonders viel wert sind, andere keiner besonderen Anerkennung bedürfen. biene

Vielleicht ist nach der Debatte um die Managergehälter wirklich die Zeit gekommen, Leistung in einem anderen Licht zu sehen. Wie ist es mit einem Menschen, der einem in einer schwierigen Zeit hilft und zur Seite steht? Was haben eigentlich meine Eltern geleistet, als sie mich großzogen? Ist der Verzicht auf mehr nicht auch eine Leistung? Ist es eine besondere Leistung sein Leben im Rollstuhl zu meistern? Wie ist das mit Menschen, die alles zurücklassen müssen und in der Fremde neu beginnen?

Diese und andere Leistungen würde ich gerne diskutieren und vor allem mehr wert geschätzt wissen.

Ich habe im September für die Salzburger Kirchenzeitung „Rupertusblatt“ die Evangelienkommentare zum Sonntagsevangelium geschrieben. Aufgrund des hohen Interesses, möchte ich es den ZartbitterleserInnen nicht vorenthalten. Der kommentierte Text vom kommenden Sonntag ist die „Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus“ (Lukas Kapitel 16, Verse 19 bis 31)

Lukas ist der sozialkritischste unter den Evangelisten. Das wird schon im vierten Kapitel beim ersten Auftreten Jesu in Galiläa ganz deutlich: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe.“ Lukas legt den Fokus auf die sozial Benachteiligten. Es wundert mich deshalb nicht, wenn nur er die Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus in sein Evangelium aufgenommen hat.

In drastischen Bildern wird die Kluft zwischen arm und reich geschildert. Der in Purpur gekleidete Reiche gegen den mit Geschwüren geplagten armen Lazarus. Nach dem Tod der beiden wird die Situation praktisch umgekehrt. Die Kluft bleibt jedoch bestehen. Hinter diesen Bildern wird offenkundig, dass die Grenze zwischen arm und reich nur schwer zu überwinden ist.  Aber weder Angst noch Hoffnung vor einem Leben nach dem Tod helfen uns hier weiter. Will man die Armutsfrage ernsthaft angehen, braucht es neben der Einzelhilfe auch strukturelle Veränderungen. Arm reich in Sao Paulo

An diesem Sonntag schreiten wir zur Wahl. Österreich hat viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Die Armutsfrage ist sowohl eine nationale, aber auch eine globale. Hier gibt Österreich ein beschämendes Bild ab. „Unser Land hat sich als eines der reichsten Länder der Erde dazu verpflichtet, 0,7 % des BNE (Bruttonationaleinkommens) für die weltweite Armutsbekämpfung zu verwenden – ignoriert diese Verpflichtung aber konsequent.“ Vergangenes Jahr betrug der Anteil nur 0,28 % – und ist damit meilenweit vom Ziel entfernt. Die Kampagne „mir wurscht…“ (www.mirwurscht.org) vom Dachverband für GLOBALE VERANTWORTUNG mit 42 Mitgliedsorganisationen, darunter auch viele kirchliche NGO’s machen starken Druck auf die Regierung. Wir können durch unsere Stimme am Sonntag auch dieses Thema mitentscheiden. 

Erfreuliches gibt es diesbezüglich aus dem Vatikan zu berichten: Papst Franziskus hat Mitte September in einer Privataudienz Gustavo Gutierrez getroffen. Gutierrez gilt als einer der Väter der „Theologie der Befreiung“, die die vorrangige Option Gottes für die Armen in den Mittelpunkt stellt. Das hat insofern große Bedeutung, da ich glaube, mit diesem neuen Papst besinnt sich die Kirche wieder ihrer großen sozialen Verantwortung. Vermutlich ist das Lieblingsevangelium des Papstes ebenfalls das lukanische.   

 

 

finger 1Eigentlich war nix Besonderes: die Kleinsten stritten um einen Traktor als ob es der Stein der Weisen wäre, den sie gefunden hätten. Die „Mittleren“ bedrohten sich gegenseitig mit dem endgültigen Aus der Freundschaft inklusive „Nie wieder spiele ich mit dir“, die Größeren gingen sich gegenseitig mit einem Stecken an den Kragen. Viele Nachbars-Kinder auf einem Haufen, die meisten schon müde, die Stimmung gereizt. Es ist ja nicht so, dass wir Eltern unserer netten Siedlungsgemeinschaft gleich die Nerven weg schmeißen, aber manchmal wäre so eine Rakete zum Mond mit ein paar gut gesicherten Kinderplätzen schon nicht schlecht. Ich würde ihnen auch eine Jause einpacken… Nun ja, jedenfalls waren unsere Erziehungsbemühungen an jenem Spätnachmittag nicht sehr erfolgreich.

 

„Der partnerschaftliche Schei* bringt echt nix! Wir fragen einfach zu viel!“, meinte meine ansonsten ruhige Nachbarin. Dabei kennen wir natürlich alle die „Kinder brauchen Grenzen“-Diskussion. Wie wichtig elterliche Vorgaben sind, wissen wir als „Super-Mums“ natürlich, Routine einhalten, Sicherheit geben, konsequent sein … alles super wichtig, wir bemühen uns da auch. Trotzdem möchte ich mit meinen Kindern „auf Augenhöhe“ reden.

 

Bei wirklich wichtigen Dingen, fällt es mir leicht, konsequent zu sein. Für mich ist die Grenze sehr schwer zu ziehen, wenn es eigentlich „um wenig geht“? Dürfen sich die Kinder ihr Mittagessen aussuchen? Gibt’s eine Alternative, wenn‘s nicht schmeckt? Müssen die Kinder zur Oma, wenn sie keine Lust haben? Müssen sie raus in den Garten, wenn‘s doch drinnen so gemütlich ist? Müssen sie ihr Spielzeug mit allen teilen? Müssen sie zum Turnen, weil doch Bewegung so wichtig ist?

Ich weiß nicht, fragen wir zu viel?

Ehrenamt 1Ganz beschwingt bin ich heute nach Hause gekommen. Und das liegt an einem Zusammentreffen mit Ehrenamtlichen.

Wir bereiten ein Projekt vor, wo wir freiwillige Unterstützerinnen und Unterstützer brauchen. Die zwei Stunden, die wir miteinander verbracht haben, waren einfach toll. Woran liegt das, habe ich mir auf dem Nachhauseweg überlegt. Ehrenamtliche Arbeit ist mir ja nicht unbekannt, ich habe das aber nie richtig hinterfragt. Heute habe ich für mich ein paar Antworten gefunden.

Da ist einmal das Miteinander. Miteinander Ideen zu entwickeln, ein Ziel zu haben und nicht nach dem Profit zu fragen. Was jetzt vielleicht ein bisschen salbungsvoll klingt, hab ich heute gespürt. Der Wille gemeinsam die Welt ein bisschen besser und menschenfreundlicher zu machen. Und jeder Mensch kann seine Möglichkeiten, Fertigkeiten und Talente mit einbringen. Alles ist wertvoll. Es wird nicht danach gefragt, was du nicht kannst, sondern was du kannst. Ehrenamt 2

Das macht einen großen Unterschied. Es ist auch egal, ob du reich oder arm, alt oder jung, eine gute Bildung hast oder in irgendeiner Form beeinträchtigt bist. Das, was du zu geben bereit bist, zählt. Und es ist gibt keinen Wertunterschied. Jede ehrenamtliche Arbeit wird gleich viel geschätzt. Ob du dich für andere Menschen engagierst, in einer Umweltorganisation, einer Partei oder Religionsgemeinschaft mitmachst, dich für Tiere einsetzt oder im Sport aktiv bist. Alles trägt dazu die Welt ein bisschen besser zu machen ohne nach Geld oder Besitz zu streben. Danke an alle, die das einfach tun.

Ich bin ja eine Mischung aus technikbegeisterter und technikskeptischer Mittvierzigerin. Völlig analog aufgewachsen habe ich Kalender analogerst Mitte der 1990er Jahre meinen ersten Computer gekauft. Ende der 90er Jahre kam dann ein Handy dazu. Lange Zeit habe ich viele Daten, Schriftstücke und ähnliches immer auch in Papierform gehabt. Bei Musik bin ich noch völlig altmodisch. Trotz IPhone höre ich Musik über den CD-Player. Meine Einstellung zum E-Book kann man hier nachlesen:  

www.zartbitter.co.at/kultur/buch-oder-ebook/  

Meinen Kalender führe ich doppelt – digital und in Papierform. Besonders wagemutig war ich bei den Geburtstagen meiner Freunde, Kolleginnen und Bekannten. Nur, ich wiederhole NUR, im Handykalender habe ich sie gespeichert, mit der Einstellung das Ereignis zu wiederholen und mich daran zu erinnern. Der September hat nicht viele Einträge, da wenige Freunde in diesem Monat das Licht der Welt erblickten.

Kalender digital

Heute früh gehe ich in die Arbeit, als mir plötzlich durch den Kopf schießt, dass ein ganz lieber Freund doch gestern Geburtstag hatte und ich hab mich nicht gemeldet. Ich wühle in der Handtasche nach meinem Handy, entsperre es und wische mich in den Kalender. Kein Geburtstag weit und breit. Ich wische weiter zum Oktober, November, Dezember. Bis Juli 2014, dann ist mir klar, alle Geburtstage sind weg. Sofort beginne ich in meinem Hirn zu kramen und fertige eine Liste mit Namen an. Gleichzeitig ärgere ich mich, dass ich diese Daten meinem Handy anvertraut ohne es analog gegenzusichern. Also sollte ich in der nächsten Zeit vergessen ganz lieben Menschen zu gratulieren, möge man mir verzeihen und mich dezent darauf hinweisen, damit ich es mir in meine neue Liste aus Papier eintragen kann, zusätzlich zum Handykalender, den ich wieder befülle. Also bleibe ich eine skeptische technikbegeisterte Mittvierzigerin.

Auf den Sommer blicke ich mit Freude, aber auch mit etwas Wehmut zurück.

Da wir ja mit nur 4 Hühnern angefangen haben und der Wunsch nach einer größeren Truppe immer stärker wurde, entschieden wir, unsere Hühner selbst brüten zu lassen. Alles so naturnah wie möglich, damit sich alle wohl fühlen.

Und so durfte im Jänner dieses Jahres Hahnsi, unser erster Hahn, in den Hühnerstall einziehen – ein prachtvoller Kerl von knapp einem Jahr, bei dem die Damen nur so dahinschmolzen.Ha(h)nsi2

Er leistete ganze Arbeit, nicht nur die Damen glücklich zu machen, sondern auch auf sie aufzupassen, Streitigkeiten zu schlichten und die Truppe zu führen.

Bald im Frühjahr war es dann so weit. Die erste Henne blieb auf Eiern sitzen und spannende 21 Tage begannen, in der ich als Mensch nichts machen konnte bzw. durfte, die Hühner wissen einfach was sie da tun.

Nach 21 Tagen waren 10 quietschfidele Küken im Nest – ein aufregendes Ereignis für mich. Und weils so schön war, folgten ein paar Wochen später gleich nochmals 7 Küken einer anderen Rasse. Allen ging es gut und sie wuchsen prächtig. Der erste Sommer meiner Hühnerhaltung konnte nicht besser laufen.

 Hahnsi hat sofort mit der Glucke die Führung übernommen und auch gleich angefangen, den Kleinen, die besten Leckerbissen in der Wiese nicht nur zu zeigen, sondern auch zu überlassen.

Eines Tages musste ich feststellen, dass er immer blasser und matter wurde, ich untersuchte ihn auf Parasiten oder Verletzungen. Ich konnte nichts feststellen und somit vertraute ich darauf, dass es nichts Ernstes ist. Er ging am Abend selbst zum Schlafen auf die Stange, was eigentlich ein gutes Zeichen ist.

Am nächsten Tag, es war ein Sonntag, wurde es immer schlimmer. Hahnsi kippte selbst im Sitzen auf der Wiese seitlich weg.

Ich konnte nichts für ihn tun.Ha(h)nsi3

Durch eine liebe befreundete Hüherhalterin bekam ich die Telefonnummer einer sehr freundlichen Tierärztin, die ich auch sofort anrief. Innerhalb einer Stunde war mein stolzer Hahn am Tropf angehängt und bekam Medikamente. Die freundliche Tierärztin sagte aber bei der Übergabe, dass es nicht gut aussieht; sie wird aber alles versuchen, um Hahnsi gesund zu bekommen.

Ob Mensch oder Tier, es sind bange Stunden, wenn es um Leben oder Tod geht und man im Ungewissen auf Nachrichten wartet. Plötzlich eine SMS meiner Tierärztin: Hahnsi hatte es nicht geschafft. Ich war erst wie festgefroren, doch dann konnte ich meine Gefühle nicht unterdrücken, warum auch? Ha(h)nsi1

Es war der erste Verlust auf unserem kleinen Hobby-Hühnerhof, deshalb war dieses Erlebnis für uns besonders schlimm. Immerhin hatten wir uns über alles, was die Hühnerhaltung betrifft bestens informiert. Wir haben darauf geachtet, alles richtig zu machen und dafür zu sorgen, dass es den Hühnern einfach rundum gut bei uns geht. Darum haben wir überhaupt nicht mit so etwas gerechnet.. Aber letztlich ist es wie bei uns Menschen auch: Wir achten darauf, dass wir uns gesund ernähren, etwas Bewegung machen etc. und trotzdem können wir Krankheit und Tod damit nicht verhindern.

Heute tröstet es mich, dass unser Hahnsi ein wunderbares Leben hatte und im Sonnenschein nach Käfern und Würmern scharren konnte.

Hahnsi hat insgesamt 10 Nachkommen, davon sind vier Hähne, die einiges von ihm geerbt haben. Einer wird die Führung der Gruppe übernehmen und so wird ein Teil von Hahnsi weiter in der grünen Wiese herumstolzieren.