Von Gastautorin Alexandra Hö

Egal welche Reihenfolge es war für mich  immer schon ein wichtiges Thema und seit ich ein Baby habe ist es noch wichtiger für mich geworden, deshalb möchte ich mit diesem Artikel zur Diskussion und Gedankenaustausch einladen.

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Jana und Chinou

Leider gibt es immer wieder Meldungen über Bissverletzungen bei Kindern, die meist schwerwiegender als beim Erwachsenen sind, weil kleine Kinder aufgrund ihrer geringen Körpergröße meist in den Hals und Kopfbereich gebissen werden. Es sind oft Beißumfälle die im Familienkreis und Bekanntenkreis des Kindes passieren, denn da wird meiner Meinung nach am wenigsten darauf geachtet wie das Kind und der Hund miteinander umgehen, der Hund ist vertraut, gehört zur Familie und hat wahrscheinlich noch nie gebissen.

Jeder Hund kann Kinder mögen

Kinderfreundliche Hunderassen gibt es nicht! JEDER Hund kann Kinder mögen oder ablehnen – abhängig von seiner individuellen Persönlichkeit und den bisherigen Erfahrungen mit Kindern. Ich bin davon überzeugt, dass ein Verbot bestimmter Rassen nicht zu wenigeren Beißunfällen führt, diese Maßnahme wäre zu einfach.

Ich persönlich begegne lieber einem Rottweiler aus einer seriösen Zucht mit einem verantwortungsvollen Hundebesitzer am anderen Ende der Leine, als einem inkompetenten  Hundehalter mit einem überzüchteten Golden Retriever aus billiger Massenzucht.

Babys und Kleinkinder dürfen nie mit Hunden und generell mit Tieren alleine gelassen werden, ältere Kinder können lernen, artgerecht mit Hunden umzugehen, sie als Tiere mit angeborenen Instinkten zu respektieren und Verantwortung für sie zu übernehmen.

Kinder müssen so früh wie möglich lernen, dass ein fremder Hund niemals ohne ausdrückliche Zustimmung des Halters angefasst werden darf und auch zum eigenen Hund in bestimmten Situationen ein Abstand gehalten werden muss.

Der richtige Umgang mit dem Hund

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Zwei, die sich verstehen!

Auch die Bedeutung und den richtigen Umgang mit den körpersprachlichen Signalen des Hundes müssen Kinder lernen – und dies ist nur möglich durch gut informierte Eltern, Großeltern, Tanten….Wenn Eltern und Kinder das Verhalten von Hunden richtig einschätzen und genug Zeit für die Erziehung ihres Vierbeiners aufwenden, kann der Hund zum wertvollen Familienmitglied werden.

Es gibt schon sehr tolle Vorträge für werdende Mütter die bereits einen Hund besitzen und diesen und sich selbst aufs Baby vorbereiten wollen.

Im Haus der Natur gibt es für Kinder immer wieder interessante und lehrreiche Workshops die verschiedene Themen rund um den Hund beinhalten. Ich war auch schon persönlich dabei und es hat mir sehr gut gefallen, bei den Kindern kam die Theorie genau so gut an, wie anschließend unsere Hunde zu streicheln.

Mehr Infos findet ihr bei Familiemithund und Binalunzer

von Martina Zidek

Nitra2Wer mich beschenken will hat’s leicht. Kein langes Grübeln was gefallen könnte und keine Sorge ob Duft oder Farbe des Präsentes dem Wusch entsprechen sind notwendig. Werde ich gefragt, so kann ich aus dem Stegreif eine Liste von Dingen herunterbeten, die mir Freude bereiten: Theo braucht eine Operation, Nanouk muss geimpft werden, Susto braucht Spezialfutter wegen ihres Alters und Dodo Medikamente gegen seine Epilepsie. Patin der ungewollten Hunde zu sein, die nicht die Liebe und Fürsorge einer eigenen Familie genießen dürfen, ist für mich eine der schönsten und freudvollsten Aufgabe und meine Art all jenen Tierfreunden zu danken, die einst Franzi geholfen haben, als er ein Straßenhund war.

Ein weiches Bett, eine warme Decke oder ein Plüschtier können keine streichelnde Hand oder Spaziergänge mit dem geliebten Menschen ersetzen, aber sie bringen zumindest ein wenig Komfort und manchmal auch Trost in das Leben der vergessenen Hunde. Als zum Beispiel der alte Schäferhund Rex, der an schlimmer Arthrose litt, sich aus einer ganzen Ladung voller Sachspenden als Erster etwas aussuchen durfte, ignorierte er Kekse, Schweineohren und alle anderen, seltenen Köstlichkeiten und legte sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf einen Stapel Decken, der ihm Linderung von seinen Schmerzen brachten. Oder Polly, die völlig in ihrer eigenen Welt versunken ist und nur durch ein neues Quietschtier wieder ein wenig Lebensfreude zeigt. Die Liste ist endlos, und die meisten Wünsche sind klein und erfüllbar. Es macht Spaß alte Decken, Handtücher und Polsterauflagen im Bekanntenkreis zu sammeln und es tut gut, den eigenen Überfluss mit den Hunden zu teilen.

Die meisten Patenkinder lerne ich niemals persönlich kennen, aber viele Organisationen schicken Fotos oder sogar Videos und ob ich will oder nicht, knüpft mein Herz ein Band mit diesen traurigen Seelen. Manchmal geschieht das Wunder und der eine oder die andere finden liebevolle Aufnahme in eine Familie und ich kann nur noch hoffen und beten, dass es ein gutes Zuhause und ein Bund für den Rest des Lebens sind.

Das Glück ist ein Vogerl

Gina1Gestern habe ich ein ehemaliges Patenkind auf facebook wiedergefunden: Gina, die mit ihrer Schwester Whitney als Welpe in einem ungarischen Shelter abgegeben wurde und dort 9 lange, harte Jahre ausharren musste, bis sie 2011 endlich adoptiert wurde. Whitney starb bald darauf, Gina waren 3 glückliche Jahre vergönnt, bis ihr Frauli vor nunmehr zwei Wochen zusammenbrach und starb. Es dauerte einige Tage bis man sie fand und diese Tage verbrachte Gina neben dem leblosen Körper des einzigen Menschen, der jemals gut zu ihr war. Meine Wunschliste ist länger geworden: Gina soll einen Menschen finden, der ihr hilft das Trauma zu verarbeiten und ihr ein endgültiges Zuhause schenkt. Ein großer Wunsch, ich wage kaum zu hoffen dass er erfüllt wird.

Diese Geschichte kann ich heute nicht zu Ende schreiben, denn Gina ist 13 Jahre alt und hat das Ende ihres Weges noch nicht erreicht. Bis dahin wird sie aber mein Patenkind bleiben, für das ich nach einem geeigneten Platz suche, spende und hoffe bis eine Lösung gefunden ist.

Dann trage ich das Ende nach – versprochen!

Bilder: mit freundlicher Erlaubnis von Animalhope-Nitra

Ein Beitrag von Martina Zidek

IgelWenn dieser Tage ein nächtlicher Spaziergänger an unserem Zaun entlang geht, so kann er, wenn er aufmerksam hinschaut, ein wundersames Schauspiel sehen: Franzi und ein Igel wandern Schulter an Schulter durch den Garten, beschnüffeln gemeinsam ihre interessanten Funde und setzen dann ihren Weg einträchtig fort.

Irgendwann, vor einigen Wochen, entdeckte Franzi in seinem Revier den Eindringling und war zunächst keineswegs begeistert, wie er durch aufgeregtes Bellen deutlich machte. Da Franzi ein hochmotivierter und sehr talentierter Jäger ist, überwachte ich die Begegnungen der beiden in den folgenden Tagen sehr genau, um die Sicherheit des Igels notfalls gewährleisten zu können.

„Du musst sehr geduldig sein“, antwortete der Fuchs. „Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras.“

igelhausZu meinem großen Erstaunen war mein Einschreiten zu keinem Zeitpunkt erforderlich. Franzi setzte sich neben den eingerollten Igel und wann immer sich dieser regte, machte Franzi lediglich einen Schritt auf ihn zu, woraufhin der Igel vorsichtshalber seine Schutzstellung einnahm. Nach einigen Tage gab der Igel auf und marschierte schnurstracks auf den verblüfften Franzi los – ich weiß nicht, ob er des Spieles überdrüssig geworden war, oder ob er sich einfach an Franzis Anwesenheit gewöhnt hatte, jedenfalls schien sein Mut Franzi zu beeindrucken: er beschnüffelte den Igel und folgte ihm durch den Garten ohne ihn zu stören.

Seitdem sind viele Tage vergangen, an denen Franzi pünktlich um 22:00 Uhr verlangt, in den Garten gelassen zu werden und Poldi (der Name wurde mittels Abstimmung auf Facebook gefunden) schon in der Nähe wartet. Natürlich kann es Zufall sein, aber ich glaube gerne an Märchen, die das Leben schreibt und mit Sicherheit kann ich sagen, dass Franzi dem täglichen Treffen mit Freude und Aufregung entgegensieht. Wenn endlich die Zeit gekommen ist, um Poldi zu treffen, begrüßt er ihn mit wedelndem Schwanz und leuchtenden Augen und so hießen wir Poldi als Freund der Familie willkommen, besorgten ihm ein Haus und machten uns über die Lebensweise der Igel schlau.

„Das ist möglich“, sagte der Fuchs. „man trifft auf der Erde alle möglichen Dinge …“ *

BuchWenn ich am Fenster stehe und die beiden im nächtlichen Garten beobachte steht Mutter Natur neben mir und lächelt. Sie flüstert, dass Freundschaft und Nähe für all ihre Geschöpfe essenziell sind und dass die Fähigkeit Liebe auch zu Wesen außerhalb der eigenen Spezies zu empfinden, keineswegs ihren Menschkindern vorbehalten ist. Voll Dankbarkeit für diese sanfte Lektion stelle ich mich in eine Reihe mit meinen Mitlebewesen und denke an die Worte von Marc Bekoff (Zitat aus „Ungleiche Freunde“):

„Die evolutionäre Kontinuität … hebt hervor, dass die Unterschiede zwischen der Spezies Mensch und anderen Säugetieren lediglich gradueller und nicht artenspezifischer Natur sind. ….. Sie (die Tiere) empfinden vielleicht eine andere Art Freude oder Trauer, aber hinsichtlich dieser Unterschiede muss man in Grauabstufungen und nicht in Gegensätzen wie schwarz und weiß denken.“

Literaturtipp: „Ungleiche Freunde“ von Jennifer S. Holland, Lübbe, ISBN 978-3-431-03863-7

* Aus Der kleine Prinz , von Antoine de Saint-Exupéry

Ein Beitrag unserer Gastautorin Martina Zidek

Franzi1Eigentlich mag ich weder Komplimente noch Schmeicheleien. Sie machen mich verlegen und ich habe keine Ahnung, was ich darauf antworten soll. Allerdings gibt es eine Ausnahme und die heißt Franzi. Für mich sind Hunde die edelsten Geschöpfe auf Gottes Erden und ich kann kaum fassen, dass ausgerechnet der hübscheste aller Hunde sein Leben mit mir teilt. Unzählige Fotos füllen meinen Computer und jede Wand in Büro und Wohnung sind von seinen Bildern bedeckt. Meine Facebookfreunde verzweifeln, weil ich seine Fotos zu allen Fotowettbewerben schicke und vehement jedes einzelne „Like“ einfordere – dass wir niemals allzu viele Stimmen bekommen, kann ich mir nur mit der Missgunst anderer Hundebesitzer erklären. Wer Franzi kennenlernt und ihm kein Lächeln schenkt, wird von mir argwöhnisch betrachtet und wehe dem, der Kritik an ihm äußert. Auch scheue ich nicht davor zurück, Komplimente für ihn zu verlangen, notfalls formuliere ich sie selbst und gebe mich mit einem „Ja“ als Antwort zufrieden.

Es ist was es ist

Objektiv betrachtet ist Franzi eine etwas pummelige Promenadenmischung, ein ehemaliger Straßenhund mit zahlreichen Narben an Leib und Seele. Seine Vorfahren waren hauptsächlich Podencos, eine Hunderasse, die es nie zum Modehund geschafft hat, weil ihre Optik keinem gängigen Ideal entspricht und von der er zwar nicht den zarten Körperbau, wohl aber die Sturheit geerbt hat. Seine Ohren sind halb stehend und halb geknickt, sein Nackenfell ist borstig wie das eines Ebers und sogar unsere wohlmeinende Nachbarin vergleicht ihn immer wieder mit einem Frischling, einer Knackwurst oder einem Kartoffelkäfer.

Your true Colours

CollageNeu17414Wenn jedoch ich ihn betrachte, dann sehe ich den kleinen Hund, der vor Angst kaum noch stehen kann und dennoch in den Operationssaal geht, weil ich es ihm befohlen habe. Ich sehe seinen Blick, den er mir in der Tür zum Abschied zuwirft und der mir bis an mein Lebensende immer wieder das Herz brechen wird, weil er mir damit sagt, dass er auch in den Tod gehen wird, wenn ich es von ihm verlange.
Ich sehe einen Hund, der noch nie in seinem Leben böse geworden ist. Selbst wenn andere Hunde ihn anknurren oder gar verletzen wollen setzt er sich nicht zur Wehr sondern versucht sie zu beschwichtigen. Wenn er allerdings glaubt, sein Frauli sei in Gefahr nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und stellt sich todesmutig dem vermeintlichen Angreifer entgegen. Trotzdem er in seinem ersten Lebensjahr viel Gewalt erleiden musste, liebt er die Menschen und ist dankbar für jede Streicheleinheit und jedes gute Wort, und wenn ich traurig oder krank bin, kommt er um mich zu trösten.

Wie könnte ich ihn nicht wunderschön finden, wenn ich alle diese Erinnerungen und Gefühle in ihm sehe? In meinen Augen ist er ein Meisterwerk und wenn Sie sein Foto auf Facebook entdecken, dann bitte liken sie es. Aber Sie kennen das ja, falls sie Halter eines Haustieres sind – denn so wie Franzi ist natürlich auch Ihr Haustier das schönste Wesen der Welt.

PS. Falls Sie das paradox finden, adoptieren Sie bitte schnellstmöglich ein Tier – dann wissen Sie, wovon ich spreche.

Bilder: Tanja Hofer Photographie

Ein Beitrag von Martina Zidek

Hugo1„In einem herrlichen Schloss in Spanien lebte ein kleiner Hundeprinz mit seiner Mutter, der schönen Königin. Sie liebte ihn über alles und jeder Tag war erfüllt von Lachen, Freude und Sonnenschein. So viel Glück rief die Geister der Missgunst auf den Plan. Sie schickten den Nachtwind um den Hundeprinzen zu rauben……“ So beginnt Franzis Märchen, nimmt jedes Mal einen anderen Verlauf und endet stets damit, dass er seinem Frauli in die Arme springt und die beiden glücklich bis ans Ende ihrer Tage zusammen leben.

Diese Geschichte hat Franzis erste Autofahrten und Brückenüberquerung möglich gemacht, ihn an lärmenden Jugendlichen und ratternden Baumaschinen vorbei begleitet und ihn nach einer Operation aus der Narkose geführt. Wann immer Franzi sich fürchtet, erzähle ich und er lauscht konzentriert meiner Stimme und lässt sich von ihr beruhigen. Franzi ist heute in so hohem Grad gefestigt, dass er den nervösen Neulingen in der Hundeschule als Ruhepol zur Seite gestellt wird und macht mich täglich stolz mit der Unerschrockenheit, mit der er unbekannten Dingen begegnet. So ist es ist kaum noch notwendig, ihn von Ängsten abzulenken und ich hatte die Geschichte schon fast vergessen, bis ich gestern im Wartezimmer des Tierarztes einen angstschlotternden Franzi zu meinen Füssen hatte.

Angst essen Seele auf

Martina&Franzi_[11.1.2014]-28Angst ist eine gute Verbündete im Überlebenskampf eines Straßenhundes, im Leben eines Haushundes gibt es nur noch wenige reelle Anlässe dafür, was sie aber nicht weniger drängend macht – und das nicht nur für Hunde. In meinem Kopf ist mir zum Beispiel absolut klar, dass die Gruppe von Menschen, vor denen ich sprechen soll, mich nicht Stöcke schwingend davon jagen wird und doch werden meine Hände feucht und einzig die Vernunft hält mich davon ab, mich unter einem Tisch zu verkriechen. Unsere Hunde denken in anderen Bahnen, und so gehorchen sie diesem kategorischen Imperativ der Natur, der seit Anbeginn das Überleben sichert, auf unterschiedliche Weise: manche ziehen sich zitternd zurück, andere wiederum gehen in die Offensive und versuchen die vermeintliche Bedrohung zu verjagen. Beide Varianten mit all den Abstufungen dazwischen, sind dringende Appelle an die Empathie von Frauli oder Herrli: es ist eine unserer nobelsten Pflichten, unseren Hunden beizustehen, wenn sie in Bedrängnis sind – egal wie nichtig uns der Anlass erscheint.

Wann immer ich den Expertenrat lese, Hundeängste zu ignorieren drängt sich mir die Frage auf, ob irgendjemand ein Kind in der Arztpraxis links liegen lassen würde, um es davon zu überzeugen, dass keine Gefahr droht und bis mir jemand eine einleuchtende Erklärung für diese Theorie bieten kann, werde ich tun, was uns bisher viel Erfolg gebracht hat: ich werde Geschichten erzählen, Kekse verfüttern und ihm zeigen, dass ich ihn in schweren Zeiten niemals allein lassen werde.

Mitgefühl ist die Antwort des Herzens auf den Schmerz. Wir haben Anteil an der Schönheit des Lebens und am Ozean der Tränen. Das Leiden am Leben ist Teil unseres Herzens sowie Teil dessen, was uns miteinander verbindet. Es trägt eine Zärtlichkeit in sich, ein Mitgefühl und ein Wohlwollen, das alle Dinge umfängt und jedes Wesen berühren kann. (Jack Kornfield * 1945)

Ein Beitrag von Martina Zidek

Susi1Die meisten und vor allen Dingen die schönsten Erinnerungen meiner Kindheit haben mit Hunden zu tun. Im ländlichen Oberösterreich gab es zu dieser Zeit noch eine Unzahl von Hunden, die sich frei in der Umgebung bewegen durften und oft und gerne auf einen Imbiss oder eine Spielstunde bei uns Kindern vorbeischauten. Manche Hunde wollten mit uns auch nichts zu tun haben, und auch das war in Ordnung.

Die Herzen der Kinder schlagen nahe am Puls der Schöpfung und mühelos erkennen sie die uralten Codes, die in unsere Säugetiergene eingeschrieben sind, wenn sie Gelegenheit bekommen, diese kennen zu lernen. So wussten wir, dass der Kreiner-Arco ein Einzelgänger war, der auch an Menschen kein Interesse zeigte, der Maier-Spitzi sich hingegen mit Freuden im Puppenwagen herumkutschieren ließ und es auch nicht krumm nahm, wenn er mal ein paar Haare seines unwiderstehlich buschigen Schwanzes lassen musste.

Die meisten Hunde genossen den Umgang mit uns Kindern ebenso sehr, wie wir den mit ihnen und behandelten uns kaum anders als Hundekinder, denen sie fast unendliche Geduld entgegenbringen. Dann und wann bekamen wir auch einen Rüffel, zum Beispiel als wir versuchten unseren Dackel Susi in Puppenkleider zu stopfen. Wir wussten ohne den geringsten Zweifel, dass wir den Bogen überspannt hatten und ihr Knurren keine Drohung, sondern eine wohlverdiente Zurechtweisung war. Hätten wir unseren Müttern davon erzählt, so hätten sie im besten Fall gelacht und im schlechtesten Fall mit uns geschimpft, weil wir gegen die eiserne Regel verstoßen hatten, tierische Bedürfnisse ebenso wichtig zu nehmen, wie menschliche.

a touch, that never hurts

SusiManche Kinder ängstigen Franzi. Er hat eine sanfte Seele, die Grobheit und Unartigkeit wehrlos gegenübersteht, weshalb er es vorzieht, sich hinter mir zu verstecken, wenn eine lärmende Gruppe von Kindern unseren Weg kreuzt. Nähert sich ihm jedoch ein Kind sanft und liebevoll, dann ist er glücklich, so wie die Hunde meiner Kindheit es waren. Er lässt sich füttern und streicheln und fordert mit Nasenstüberln noch mehr Zuwendung ein. Wenn das Kind dann noch zu lachen beginnt, ist sein Glück perfekt: er wedelt mit dem Schwanz, das Hinterteil in der Luft, den Oberkörper auf den Boden gepresst.

In solchen Momenten stehe ich daneben und denke zurück und hoffe, dass zu jeder Zeit die liebevolle Allianz zwischen Hunden und Menschenkindern die Welt ein bisschen freudvoller machen wird. Ich habe viele Wünsche für die kommenden Generationen: sauberes Wasser, genügend Nahrung und Rohstoffe sowie Liebe und Toleranz für Mensch und Tier. Wer weiß? Vielleicht hat der zärtliche Franzi schon das eine oder andere Saatkorn in ein Kinderherz gelegt.