Das Antifaschismus-Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz erinnnert an alle NS-Opfer und mahnt vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Das Antifaschismus-Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz erinnnert an alle NS-Opfer und mahnt vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Dichtes Schneetreiben, ein Taubenschwarm, grauer Beton, darunter eine Menschentraube. Sie sind gekommen, um der Befreiung von Auschwitz und der Opfer zu gedenken. Aber gleichzeitig, um zu mahnen. Davor, dass Verbrechen an der Menschlichkeit, wie jene vor über 70 Jahren nie wieder passieren. Am 27. Jänner 1945 öffnete Anatoli Schapiro das Tor zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der ukrainische Jude und Soldat der „Ersten Ukrainischen Front“ der Roten Armee öffnete damit das Tor zu unvorstellbarem Leid, zu menschlichen Abgründen, die mit dem Menschsein nichts mehr gemein haben und zu der brutalsten Ausformung systematischer Ausrottung von Menschenleben.

Exakt 70 Jahre später stehen nun prominente und weniger prominente Salzburger, Historiker, Journalisten, Politiker, Vertreter des KZ-Verbands und anderen Initiativen vor dem Antifaschismus-Mahnmal auf dem Südtiroler Platz und verlegen dort weitere Stolpersteine zum Gedenken an ermordete Salzburger. Jenem Platz, von wo aus im Frühsommer 1942 die ersten Wagons nach Auschwitz rollten. Gefüllt war der Todeszug mit Frauen aus dem Widerstand. Sie waren die ersten Salzburger Opfer des nationalsozialistischen Genozid, die in das Vernichtungslager transportiert wurden. Zu diesen Widerstandskämpferinnen gesellten sich bis Kriegsende Jüdinnen und Juden, psychisch Kranke, Behinderte, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Sinti und Roma, Künstlerinnen und Künstler, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie andere verfolgte Gruppen. Sie alle standen auf den Todeslisten der Nationalsozialisten. Unter ihnen waren selbst Säuglinge, Kleinkinder und alte Greise. Das Alter spielte keine Rolle. Entscheidend war, dass diese Menschen im Sinne der NS-Ideologie nicht in das Konzept der „Volksgemeinschaft“ passten.

 Historiker Gert Kerschbaumer beim Auschwitz-Gedenktag in Salzburg vor dem Antifaschismus-Mahnmal; Alle Bilder: Andreas Praher

Historiker Gert Kerschbaumer beim Auschwitz-Gedenktag in Salzburg vor dem Antifaschismus-Mahnmal; Alle Bilder: Andreas Praher

Allein 1,1 Millionen Juden fanden in Auschwitz den Tod. Sie starben in den Gaskammern, durch Erschießen, Hunger, Krankheit, Folter oder im Verlauf medizinischer Versuche. Tausende mussten noch kurz vor der Befreiung den Todesmarsch antreten. Die meisten von ihnen überlebten diesen nicht. Erfroren auf dem Weg oder von der SS erschlagen und am Wegrand liegen gelassen. Der Salzburger Historiker Gerd Kerschbaumer betont, dass wir bis heute nicht alle Schicksale der Opfer kennen. Jene, die als befreit gelten, sind womöglich ebenso ermordet worden. Es gibt nur die Akten der Täter, die uns als Beweise für den systematischen Massenmord dienen. Das führt uns wieder nach Salzburg. Auch hier sind Morde von der Gestapo verschleiert worden. Oft bleibt also nur die traurige Gewissheit vom Tod eines Opfers, aber keine eindeutige Spur zum Täter.

Busseweise werden heute Touristen aus dem nahe gelegenen Krakau zu dem Ort des Terrors gekarrt. Die verschiedenen Touranbieter haben ihre Fühler bereits in der Hotellobby ausgestreckt. Die potenziellen Besucher brauchen nicht mehr den Weg zum Fremdenverkehrsbüro suchen, um einen Trip nach Auschwitz zu buchen. Selbst die Abfahrt verläuft planmäßig und der Zustieg zur düsteren Touristenattraktion erfolgt direkt vor der jeweiligen Unterkunft. 1,5 Millionen Besucher zählte die Holocaust-Gedenkstätte 2014. Ihr Ziel, breites Bewusstsein zu schaffen, scheint damit erreicht. Auch wenn manche das ehemalige Vernichtungslager zur Pilgerstätte von Schaulustigen verkommen sehen.

Zum Gedenken an Salzburger NS-Opfer wurden auf dem Südtiroler Platz vor dem Hauptbahnhof unmittelbar vor dem Anifaschismus-Mahnmal weitere Stolpersteine verlegt.

Zum Gedenken an Salzburger NS-Opfer wurden auf dem Südtiroler Platz vor dem Hauptbahnhof unmittelbar vor dem Anifaschismus-Mahnmal weitere Stolpersteine verlegt.

In Salzburg scheint dieses breite Bewusstsein in den vergangenen Monaten zumindest stark beschädigt worden zu sein. Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern, wurden beschmiert, ein Mahnmal zerstört, die jüdische Synagoge tätlich angegriffen. Doch die Stadt wehrt sich und setzt ein provokantes sowie mutiges Zeichen dagegen. Ausgerechnet eine der zentralen Losungen der Neonazi-Szene dient der Initiative „#88 gegen rechts!“ als Aufhänger. Eben weil die Zahl 88 zweimal den achten Buchstaben im Alphabet symbolisiert und  HH stellvertretend für „Heil Hitler!“ steht aber auch „Weil die Zahl niemanden gehört“, wie Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer betont. Ein einschlägiger Code wird damit umgedeutet. Damit wird aus Mahnen, aktives Handeln. Nicht nur gegen das Vergessen, sondern auch gegen rechtsextrem motivierte Taten. Dass Salzburg dieses Handeln mehr denn je braucht, zeigen die jüngsten Vorfälle. Denn die Verbrechen von Auschwitz sind zwar über sieben Jahrzehnte her, aber Hakenkreuze auf Hausmauern verdeutlichen wie die Gegenwart von der Vergangenheit eingeholt wird und aus Vandalenakten ein umsichgreifendes Treiben werden kann.

Mehr Infos zur Initiative unter www.facebook.com/88gegenrechts

 

5 Millionen Menschheitsgeschichte auf 700 Seiten. Das ist Hermann Parzingers „Die Kinder des Prometheus“  . Er nimmt uns mit auf eine Reise, die über die ganze Erde führt und versucht einen Überblick über die Erkenntnisse der vorschriftlichen Zeit zu geben.

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Göbekli Tepe

Spannend sind seine Ausführungen zur Entwicklung des Menschen. Welche Bedeutung die Umweltbedingungen, die Fauna und Flora hatten. Und wie sich Werkzeuge auf die Weiterentwicklung des Menschen auswirkten. Vom Gebrauch des Feuers lernen wir in der Schule, aber haben wir auch von der Bedeutung der Nähnadel gehört? Sie hat den Menschen befähigt sich Tierfelle zu großen Stücken zu verbinden und damit Wärme zu gewinnen. Es kristallisiert sich aus den Funden heraus, dass die Neugier eine der wichtigsten Antriebsfedern des Menschen ist. Besonders viel Raum widmet Parzinger der Entwicklung von Kultstätten.

Eine der interessantesten ist wohl Göbekli Tepe, in der Nähe von Urfa in der Südosttürkei. Vor 11.000 Jahren entstand hier eine überregionale Kultstätte, an der die Menschen regelmäßig zusammenkamen. Tonnenschwere Pfeiler, behauen mit Figuren, zeugen von der Bedeutung. Ohne organisatorisches und technisches Wissen wäre es nicht möglich gewesen diese Stätte zu errichten. Hier lässt sich der Übergang vom Jäger und Sammler zum Bauern festmachen. Vor mehr als drei Jahren war ich dort. Ich stand auf dem Hügel von Göbekli Tepe und kam aus dem Staunen nicht heraus. Diese riesigen Pfeiler, wie kamen die auf den Hügel? Die wunderbaren Reliefe darauf, Schlangen Füchse, Löwen. 11.000 Jahre alt, das lässt einen ehrfürchtig sein.

Wer nicht selbst dorthin reisen kann, dem sei Parzingers Buch ans Herz gelegt. Ein großartiges Panorama über 5 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte.

von Andreas Praher

Zwangsarbeiter Landesarchiv  Karteikarte PraherKinderaugen hinter Stacheldraht. Ein Junge, kaum älter als 14 oder 15 Jahre. Sein Blick schweift in die Ferne – ängstlich und nachdenklich zugleich. Das „P“ am Revers des beigen Schnürlsamt-Jackets gibt Auskunft über seine Herkunft. Ludwig kam am 5. Jänner 1929 in Palcsa bei Krakau zur Welt. Der „Zivilarbeiter polnischen Volkstums“, so gibt die Karteikarte Auskunft, ist in der Landarbeit im Pongau eingesetzt. Ebenso wie die vier Schwestern neben ihm. Sie alle sind noch minderjährig, haben das Leben noch vor sich, doch im Augenblick der Aufnahme scheint dieses verloren. Nach diesem Foto wird vieles anders sein und Ludwig Monate später nicht mehr derselbe.

Bis zum Kriegswinter 1945 zwang das NS-Regime 50.000 Menschen – zum Teil Kinder, Jugendliche und Greise – im Gau Salzburg zur Arbeit. Sie schufteten am Feld, für die deutsche Rüstungsindustrie und auf der Baustelle des Tauernkraftwerkes in Kaprun. Die Nutzung des Wassers zur Energiegewinnung zählte zu den großen Zielen der NS-Wirtschaftspolitik. Eine gesicherte Versorgung mit Strom war Voraussetzung für eine funktionierende Rüstungsproduktion. Dafür benötigte der NS-Staat Arbeiter. Zunächst waren es polnische und belgische Kriegsgefangene, danach Franzosen, französische Juden und russische Kriegsgefangene. Bereits 1938 schrieb die Alpenelektrowerke AG „Wir müssen das nehmen, was kommt. Es ist klar, dass es ohne ausländische Arbeitskräfte, insbesondere italienische, nicht gehen wird.“ 1942 waren rund 1500 Zwangsarbeiter auf der Kraftwerksbaustelle eingesetzt, großteils Kriegsgefangene. Sie waren ebenso wie die über 24.000 „fremdstämmigen Ostarbeiter“ und Polen „Sklaven für Krieg und Fortschritt“. Die gleichnamige Ausstellung im Salzburger Landesarchiv legt ein beklemmendes Zeugnis über ihr Schicksal dar. Viele ließen ihr Leben, sahen ihre Brüder, Schwestern, Mütter und Väter nie wieder. Bis heute läßt sich die Zahl der Opfer für das heutige Bundesland Salzburg nicht genau feststellen. Manche hatten Glück und überlebten den NS-Terror, landeten allerdings bei ihrer Rückkehr vom stalinistischen Regime als „Vaterlandsverräter“ abgestempelt im Gulag. Andere blieben in Österreich, heirateten, bekamen Kinder und versuchten das Trauma zu überwinden. Wie meine Großmutter Nadja aus Rostow am Don. Sie landete – keine 20 Jahre alt – mit einem der unzähligen Transporte aus der ehemaligen Sowjetunion 1942 im Bezirk Kirchdorf in Oberösterreich, wo sie zur Arbeit in der Landwirtschaft gezwungen wurde. Nach dem Krieg heiratete sie meinen Großvater, der eben erst als Wehrmachtssoldat heimgekehrt war. Der traumatisierte junge Mann verliebte sich in die entwurzelte junge Frau. Sie bekamen eine Tochter. Und diese wiederum zwei Söhne und eine Tochter. Über das Leben der Großmutter wurde nie gesprochen. Sie erzählte niemanden ihre Geschichte. Oma Nadja starb zu früh und mit ihr ein Teil unserer Geschichte. Vergessen wird sie aber nie sein. Ebenso wenig wie das Schicksal der Millionen Zwangsarbeiter.

Die Ausstellung „Sklaven für Krieg und Fortschritt“ ist bis Ende April 2015 im Salzburger Landesarchiv, Michael-Pacher-Straße 40, 5020 Salzburg, zu sehen.

Ein Beitrag von Andreas Praher

Das syrische Mädchen Samira mit seiner kleinen Schwester im provisorischen Flüchtlingslager Moussa Taleb im Libanon. Bild: Caritas/Sebastian

Das syrische Mädchen Samira mit seiner kleinen Schwester im provisorischen Flüchtlingslager Moussa Taleb im Libanon. Bild: Caritas/Sebastian Philipp

Syrien kollabiert. In Aleppo ist kein Stein mehr auf dem anderen. Regierungstruppen des Assad-Regimes und Rebellen haben in jahrelangen Kämpfen die biblische Stadt und ihre Bewohner in eine dunkle Vorzeit bombardiert. Übrig ist eine Trümmerwüste aus der Tausende geflohen sind und in der die Dagebliebenen in Angst und Schrecken leben.

Als der deutsche Archäologe und Abenteurer Max von Oppenheim 1899 auf dem Tell Halaf in Nordsyrien Spuren eines aramäischen Fürstensitzes entdeckte, waren die Funde in der westlichen Welt eine Sensation. Ein Teil der Ausgrabungen landete in Berlin, wo sie in einer Bombennacht 1943 stark zerstört wurden. Erst vor ein paar Jahren wurden die Statuen mühevoll restauriert. Die Fragmente erinnern an das biblische Syrien sowie an das aramäische Königreich im Schatten des assyrischen Imperiums. Sie sind stumme Zeugen der frühen Zivilisation in Syrien. Die heutigen Bruchstücke waren einst Teil des mächtigen Palastes in der Stadt Guzana. 3000 Jahre haben sie überdauert. Stolz zeugt die wiederhergestellte Skulptur eines Skorpionvogelmannes von der Geschichte eines längst vergessenen Volkes. Die Skulpturen sind derzeit in einer Schau in Bonn ausgestellt, während Aleppo in Schutt und Asche liegt. Fassbomben haben dort zuletzt dutzende Menschenleben gefordert, abgeworfen von Regierungstruppen. Die mit Sprengstoff gefüllten Ölfässer trafen Kinder, junge Mütter und alte Männer.

150.000 Menschen sind seit Beginn des Bürgerkriegs getötet und ermordet worden. 2,9 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. Allein 1,2 Millionen leben in provisorischen Zeltlagern im Nachbarland Libanon. Ihr Land ist zerstört, ihr Leben bedroht, eine Rückkehr unmöglich. Der Krieg hat ihnen alles genommen. Ihre Häuser, ihre Familien und ihre Kultur. Sie ist mit einem Bombenschlag ins Tal des Vergessens katapultiert worden.

Wegschauen hilft den syrischen Flüchtlingskindern im Libanon nicht weiter.

Wegschauen hilft den syrischen Flüchtlingskindern im Libanon nicht weiter.

Einst nahmen hier die Hochkulturen von Mesopotamien und Ägypten ihren Ursprung. Nun ist das reiche kulturelle Erbe nicht mehr als ein Trümmerhaufen – ebenso wie die syrische Gesellschaft. Diese ist zerfressen vom Krieg, unterdrückt und aufgerieben von der Machtgier eines Einzelnen. Hass und fundamentale Strömungen innerhalb der Gesellschaft machen Hoffnungen auf einen möglichen Frieden zunichte. Die Menschen in Syrien brauchen jetzt die Aufmerksamkeit, ebenso wie die antiken Funde damals. Ansonsten könnten sie in Vergessenheit geraten.

Oma und Sophie

Oma und Sophie

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„Königliche“ Haltung von Sophie

„Oma, erzähl mir von der Prinzessin“, bat ich meine Oma oft. Meine Kindheit war voll von Geschichten über die kleine Sophie, die in Griechenland geboren wurde, über ihren Bruder Konstantin, über ihre Mutter Friederike und ihren Vater Paul, über ihren Urgroßvater Kaiser Wilhelm II, über den kleinen italienischen König (so a Ozwickta – O-Ton meiner Oma),…

Meine Oma war rund drei Jahre lang Kammerfrau der griechischen Königin Friederike, der Mutter der heutigen spanischen Königin Sophie. Von 1937 bis 1940 lebte sie „bei Hof“ in Athen, war dabei als Sophie und ihr Bruder Konstantin geboren wurden. 1940 kam sie zurück nach Gmunden, heiratete und führte ein ganz „normales“ Leben. Noch heute denke ich sehr viel an sie, die glücklicherweise 98 Jahre alt werden durfte und 2011 verstarb.

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Sophie und die „moderne“ Kommunikation

Die kleine Sophie war bis jetzt Königin von Spanien, für mich ist sie das kleine Mädchen aus Griechenland, die nie barfuß gehen wollte, wenn nicht auch meine Oma die Schuhe auszog. Mir gefiel auch die Geschichte, dass bei jedem Spaziergang ein Töpfchen für Sophie eingepackt wurde, „denn wie sieht denn das aus, wenn die Prinzessin in die Wiese macht“, war für meine Oma immer klar. Meine Oma führte auch das Schmuckbuch der Königin – „jessas, woar i do nervös“, meinte sie, wenn sie mit einem Koffer voller Diademe, Ohrringe,… etc. unterwegs war. Wenn Sophie später als spanische Königin im Fernsehen war, hörte ich oft von ihr „ dieses Diadem hab ich schon in der Hand gehabt“. Besonders in Erinnerung war ihr der Besuch bei Kaiser Wilhelm II in seinem Exil in Holland. „I hab so Angst ghobt, dass i beim Hofknicks umfoi!“

Viele Geschichten gäbe es noch, einige kenne ich, viele sind vergessen. Da wäre die vom Haushofmeister Jany „a oida Griech“, aber soooo nett sei er gewesen, oder Geschichten von vielen Reisen im Hofzug, von der Ausbildung in München, wo die angehende Kammerfrau lernte, zu frisieren, zu schminken und lange Abendroben zu bügeln….

Oma Akropolis

Oma auf der Akropolis

Nur kurz ein paar historische Infos und was das alles mit uns Spießbergern zu tun hat:

Im Konflikt zwischen Österreich und Preußen im Frühjahr 1866 stellte sich Hannover auf die Seite Österreichs. Nach der Kapitulation 1866 erhielten König Georg V. von Hannover und der Kronprinz Ernst August die Erlaubnis, ihren Wohnsitz außerhalb Hannovers zu nehmen, wo es ihnen beliebe. Aus Dankbarkeit für ihre Treue nahm sie Kaiser Franz Josef I. ins Exil nach Österreich.
Im Jahre 1868 kam die königliche Familie: König Georg V., Königin Marie mit den Kindern Kronprinz Ernst August, Prinzessin Friederike und Prinzessin Mary nach Gmunden. Ernst August begann im Jahre 1882 mit dem Bau des Schlosses Cumberland in Gmunden. (Einen Überblick bietet Wikipedia bzw. die Homepage von Schloss Cumberland http://www.lpbz-ooe.at/cumberland.htm  )

Und meine Vorfahren? Nun, mein Urgroßvater war aus der Gegend von Hannover. Die „königstreuen Buam“ hatte meine Oma ihn und seine Freunde genannt, die dem König mit der Aussicht auf einen guten Beruf und Arbeit nach Gmunden gefolgt waren. Insgesamt 300 Hannoveraner (so wurden sie in Gmunden genannt) waren beim Hof angestellt. So wuchs meine Oma bei Hof auf und bat nach ihrer Ausbildung, Friederike, die künftige Königin von Griechenland um Arbeit. Sie suchte eine Kammerfrau und stellte meine Oma ein. Das Abenteuer Athen konnte beginnen….

 

Das mit Hakenkreuzfahnen beflaggte Festspielhaus, wo früher das Naturkundemuseum untergebracht war. Auch hier erfolgte die Aufarbeitung erst spät. Bild: Haus der Natur

Das mit Hakenkreuzfahnen beflaggte Festspielhaus, wo früher das Naturkundemuseum untergebracht war. Auch hier erfolgte die Aufarbeitung erst spät. Bild: Haus der Natur

Ein Beitrag von Andreas Praher:

Österreich hat sich lange Zeit in seiner Opfer-Rolle wohl gefühlt. Fast schon dogmatisch weigerte sich eine ganze Nachkriegsgesellschaft, seine eigene Beteiligung am nationalsozialistischen Regime einzugestehen. Das kollektive Bewusstsein der jungen Zweiten Republik wurde dafür mit Heimatkitsch und Kaiserschmarrn aufgefüllt.

Gerade die Festspielstadt Salzburg hat im Ausblenden der unschönen Vergangenheit eine bemerkenswerte Strategie entwickelt. Mit einem von Hollywood inszenierten filmischen Mythos gelang es, ein durchgehend harmonisches Bild von Stadt und Land zu zeichnen, das perfekt in die Nachkriegsjahre passte und bis heute mehrfach reproduziert wurde. „Sound Of Music“ ließ ein unbeschwertes Österreich aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs auferstehen. Julie Andrews im Dirndl auf der Almwiese verwischte die Spuren nationalsozialistischen Terrors in Salzburg und ein widerspenstiger, zur Auswanderung gezwungener Baron von Trapp bestärkte den Opfermythos.

Von Rechtsradikalen verschandelte Stolpersteine in der Salzburger Innenstadt. Sie erinnern an verschiedenen Stellen an Opfer des Nationalsozialismus. Bild: privat

Von Rechtsradikalen verschandelte Stolpersteine in der Salzburger Innenstadt. Sie erinnern an verschiedenen Stellen an Opfer des Nationalsozialismus. Bild: privat

Das Lager Glasenbach, in dem bis Jänner 1948 ehemalige Nationalsozialisten – darunter auch honorige Salzburger – einsaßen, hätte die Optik nur ins Gegenteilige verrückt. Der Ort ist in Vergessenheit geraten. Erst Jahrzehnte später fanden eine Auseinandersetzung mit dem Internierungslager und seiner Häftlinge statt. 20.000 verdächtige NSDAP-, SA- und SS-Mitglieder sowie mutmaßliche Kriegsverbrecher haben das von der amerikanischen Besatzungsmacht geführte Lager durchlaufen. Der VDU und die FPÖ rekrutierten aus einem Teil der Insassen später die politischen Führungskräfte. Doch dort, wo heute die Alpensiedlung steht, erinnert nichts mehr an jenes Kapitel österreichischer Zeitgeschichte – kein Hinweisschild, geschweige denn eine Gedenktafel.

Die Fabrikshalle der ehemaligen Glockengießerei Oberascher in Kasern, im Zweiten Weltkrieg wurden im hiesigen Rüstungsbetrieb Granaten hergestellt. Bild: Andreas Praher

Die Fabrikshalle der ehemaligen Glockengießerei Oberascher in Kasern, im Zweiten Weltkrieg wurden im hiesigen Rüstungsbetrieb Granaten hergestellt. Bild: Andreas Praher

Ähnlich verhält es sich auf dem Gelände des ehemaligen Rüstungsbetriebes Oberascher in Salzburg-Kasern, wo dutzende Fremdarbeiter und Kriegsgefangene zur Arbeit gezwungen wurden und zum Teil ums Leben kamen. Zumindest die Ermodung von vier entflohenen Ostarbeitern konnte der Salzburger Historiker Thomas Weidenholzer nachweisen. Sie wurden vor den Augen der Belegschaft am 20. August 1943 auf dem Vorplatz der Firma Oberascher gehängt. Heute befinden sich auf dem Areal, wo ab 1942 104 Ostarbeiter um ihr Überleben schufteten, eine Eventgastronomie und Modeboutiquen. Es gibt weder einen Verweis auf das damalige Fremdarbeiterlager, noch einen Gedenkstein, der an die Opfer erinnert. Als hätte es diese nie gegeben.

Stattdessen begnügt sich die Stadt Salzburg mit einem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Hauptbahnhof, dessen Existenz kaum wahrgenommen wird und in seiner Erscheinung fast schon beschämend wirkt. Erinnerungskultur sieht anders aus. Sie braucht kein „Sound Of Music“ Museum, sondern begehbare Orte, wo die Geschichte auch für andere Generationen sichtbar und erlebbar wird, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

Hinweis: Das zerstörte Euthanasie Denkmal in Salzburg: Zartbitter schaut hin!

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