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Im Herbst letzten Jahres stolperte ich über eine der vielzähligen Werbungen, die man heutzutage per Mail erhält. „Rubensausstellung im Kunsthistorischen Museum in Wien inklusive Übernachtung ab 62,– Euro!“ Das war doch der mit den üppigen Frauenfiguren. Das wollte ich in Natura sehen – vielleicht auch, um selbst mal schlank zu wirken. Also habe ich mir das erstmal gemerkt und abgespeichert, irgendwann wird es schon zeitlich passen.

Die Zeit verlief und im Dezember stöberte ich noch mal durch das Angebot. Huch, was las ich da: Die Ausstellung läuft nur noch bis 23. Januar! Also gleich mal Gedanken gemacht, wann es denn passen könnte. Ich wählte Wochentags, da dann sicher nicht so viele Besucher sein würden. Für was ist man denn in Ruhe? Geworden ist es dann eine Reise von Donnerstag 11.01. bis Freitag 12.01. 2018. Bei der OeBB gleich das Ticket für den 11. Januar um 09.08 Uhr bestellt samt Sitzplatzreservierung und Servicepersonal. Unsereins, also Menschen mit Rollstuhlfortbewegung, müssen unsere Reise im Railjet anmelden, damit Servicekräfte einen auf den zuginternen Lift hieven. Die Reisezeit legte ich gleich mal fest, da ich gerne im Zug frühstücke. Die Rückfahrt buchte ich nur für den nächsten Tag, jedoch ohne Uhrzeit, da ich mich nicht festlegen wollte.

Der Tag der Reise nahte und es kam wie es kommen musste: Ich kränkelte seit dem Wochenende davor. Begonnen hat es mit sagenhaften (von Freunden belächelten) 36,8 Grad und Schlappheit. Das schaukelte sich auf 38,5 Grad rauf samt tagelanger Appetitlosigkeit. Gut, das seh ich als Selbstregulierungskraft meines Körpers, dadurch reduzierten sich meine Rundungen. Mit lieben Freunden verabredete ich mich für den Abend in ein Restaurant, der Platz musste noch reserviert werden. Wir wählten das „Motto am Fluss“. Ich bekam vorab den Link zu dem Lokal. Sehr chic! Und was les ich da auf der Speisekarte? Bouillabaisse von österreichischen Fischen! Die musste ich haben.

Novotel Wien: barrierefrei!

Da muss ich hin. Warum denn nur die Hysterie wegen einer Fischsuppe wird man sich fragen? Nun, ich habe bis zum letzten Donnerstag noch nie eine gegessen. Eigentlich hätte die Premiere für mich letztes Jahr beim Urlaub mit Freunden an der Cote d’Azur sein sollen. Originalerweise sogar in Marseille. Während der gebuchten 10 Tage schafften wir es nie.
Zum Glück schwitzte ich alles in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag raus und ich konnte genesen die Reise antreten. Ich rollte zeitgerecht (dachte ich) außer Haus zur Bushaltestelle. Just an diesem Tag war der Bus überpünktlich, sogar leicht zu früh. Für mich zu spät, er fuhr mir vor der Nase weg! Hmmmm, was tun? Wenn ich mir ein Taxi bestelle, bis das kommt und ich eingeladen bin … da kann ich gleich auf den nächsten Bus in 15 Minuten warten. Am Bahnhof angekommen dann mit Staubwolke zum Bahnsteiglift gezischt. Oben angekommen nahmen mich schon die Bahnbediensteten in Empfang, schoben mich zum Waggon, rauf auf den Lift, rein ins Abteil und schon ging es los. Auf den letzten Drücker quasi!

Fahrt und Frühstück waren sehr angenehm. Als Hotel wählte ich das Novotel am Bahnhof, die Hotels aus dem Package kamen wegen mangelnder Barrierefreiheit nicht infrage. Wow! Das Hotel kann ich für Rollstuhlfahrer (und nicht nur für die) guten Gewissens empfehlen. Da wo der Railjet ankommt, mit dem Lift runter, einmal ums Eck und nach 50 Metern ist schon das Hotel situiert. Rauf in den fünften Stock und neugierig das Zimmer begutachtet. Das Bad und die Keramik sind ideal, das Bett schön hoch.

Peinlich: Loch und Brösel

Bevor ich zum Kunsthistorischen Museum fuhr, wollte ich noch schnell in der Shopping-Mall im Bahnhof einen neuen Pullover käuflich erwerben. Beim abstreifen der Croissantbrösel im Zug, bemerkte ich ein Loch im schwarzen Pullover. So ein Mist! Gefunden habe ich allerdings keinen, dafür ein schönes Salatbesteck. Ideal als Mitbringsel für meine Freundinnen mit dem Schrebergarten.

Mit der Straßenbahn fuhr ich zur Ausstellung, die wahrlich sehenswert ist. Ich bin fasziniert von den alten Meistern. Der Nachmittag war hierfür gänzlich ausreichend. Danach zurück ins Hotel, duschen und relaxen und zeitnah zur U-Bahn. Es sind nur 4 Stationen bis zum Schwedenplatz, allerdings mit Umsteigen. Ich war das erste Mal mit der U-Bahn in Wien unterwegs. Was man da erlebt …

Es gibt zweierlei U-Bahn-Zuggarnituren. Die älteren haben einen Höhenunterschied zwischen Einstieg und Bahnsteig von geschätzten 8 bis 10 Zentimetern. Sehr schwer zu bewältigen, meist nur mit Hilfe. Die neueren Waggons sind bündig mit dem Bahnsteig (bis einen kleinen, überwindbaren Spalt). Gelernt habe ich auch, dass es in den Stationen nur einen Lift gibt. Währenddessen es für aufrecht gehende scheinbar alle 10 Meter eine Rolltreppe gibt. Das heißt, man muss ständig hin und herfahren um die Bahnen zu wechseln oder rauszukommen.

Am Schwedenplatz angekommen wollte ich überpünktlich am Treffpunkt erscheinen. Was aber nicht ging, weil der Lift kaputt war! Die Dame in der Stationshilfe konnte mir nur den Tipp geben, mit der U-Bahn eine Station weiter zu fahren und dann zurückzurollen. Da wäre ich dann wahrscheinlich nach einer Ewigkeit angekommen! Gerade zum Telefon greifend um meine Freunde anzurufen, kamen die Zwei auch schon um die Ecke. Kurz von dem Malheur erzählt, waren auch die entsetzt, dass es nur einen Lift an dieser großen Station gab. Zum Glück kam gerade ein Monteur, der den Lift reparieren wollte. Zusammen mit einem Kollegen machte er den Lift soweit klar, dass sie mich in die steckengebliebene Kabine hieven konnten und dann mit dem Notbetriebschalter auf dem Dach im Schneckentempo nach oben. Ganz rauf brachten sie die Kabine nicht, es fehlten noch ca. 40 Zentimeter. Mit vereinten Kräften hoben sie mich aus der Kabine. Also das Essen hab ich mir redlich verdient ob der vielen Aufregung!

Das Essen und der Abend überhaupt im Motto am Fluss war es toll, samt der Fischsuppe. Danach zurück ins Hotel, der Lift zur U-Bahn funktionierte wieder, und sehr gut geschlafen. Am anderen Tag besuchte ich noch die Automesse in der Messe Wien. Am späten Nachmittag rollte ich dann ins Bahn Ticket Center und buchte für den nächst fahrenden Zug die Einstiegshilfe. Ich hatte Glück und der nächste Railjet fuhr schon in zwanzig Minuten.

Schön war es in Wien. Ich komme wieder!

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Sofort bereit für ein Selfie mit mir: Bundeskanzler Christian Kern

Bundesparteitage sind entweder die Fortsetzung des Gewohnten oder ein Aufbruch. Heute war ein Tag des Aufbruchs. Christian Kern ist zum neuen Parteichef gewählt worden, mit 96,8%. Mit einer Rede in fast Spielfilmlänge macht er seine Ziele für die Partei und für das Land klar. Er bereitete die SPÖ auf den Weg in die sozialdemokratische Zukunft vor. Mit klaren Ansagen, neuen alten Schwerpunkten und mutmachenden Worten. Und er sprach von einem vielfältigen Miteinander. Raus aus den Hinterzimmern und rein ins Leben, so hab ich das verstanden. Die Partei braucht mehr als sich selbst, es braucht viele Menschen und jeder einzelne von uns ist aufgerufen Menschen für eine sozialdemokratische Zukunft zu begeistern. Aber nicht überheblich „raus zu den Leuten“, der Bundeskanzler stellt klar: Wir sind die Leute! Kern ist ein Mann aus der Wirtschaft aber keiner, der den Lobbyismus für einzelne Gruppen in den Vordergrund stellt. Er stellt die richtigen Fragen nach dem Wert der Arbeit, der Besteuerung von Vermögen, dem Stellenwert der Freiwilligenarbeit, der amoralischen Steuerflucht, den Chancen der Digitalisierung, der globalen Verantwortung und sieht private und öffentliche Hand auf Augenhöhe.

Kern wirbt für Europa, das ist auch der Teil der Rede, wo er dem ehemaligen Bundeskanzler Faymann dankt und bekennt, dass er nach fünf Wochen im Amt weiß, wie schwierig es ist selbst in dieser Position etwas zu bewirken. Immer wieder blitzt seine Demut vor dem Amt und der Aufgabe zwischen den Zeilen durch. Das bringt ihm viel Sympathie, es gibt viel Zwischenapplaus für ihn.

Wie soll aber das Werben um Hirn und Herz der Menschen gelingen? Mit einer Politik, die das Beste im Menschen fördert. Nicht Hass und Ausgrenzung sondern Respekt und Zusammenarbeit müssen die Basis des Handelns sein. Wenn die einen über Digitalisierung quengeln, sieht Kern darin Chancen. Der Sozialstaat wird täglich totgeredet, Kern sieht ihn als Basis für ein solidarisches Miteinander. Bei Steuerflucht hilft kein augenzwinkerndes Wegschauen, sondern das konsequente Durchsetzen des Rechts.

Christian Kern begeistert mich, motiviert mich und stärkt mich für die gemeinsame Arbeit für die Zukunft. Und viele hunderte Delegierte und Gäste im Messezentrum Wien auch. Das soll mindestens ein 10- Jahresprogramm sein und Kern läutet am Schluss seiner Rede den Countdown ein:

 „Ich verlasse mich auf euch. Wir sind die Partei der Zukunft. Auf geht’s Freunde!

Dafür gibt es minutenlangen Applaus und jetzt müssen wir es gemeinsam umsetzen!

Geschichte

Wer kennt sie nicht, die berühmteste kulinarische Spezialität Wiens – die Sachertorte. Das Originalrezept wird angeblich in einem Safe unter Verschluss gehalten. Ich habe ein Rezept gefunden, dass dem der Original Sachertorte sehr ähnlich sein soll.
Die Geschichte der Torte beginnt im Jahre 1832, als Fürst Metternich ein besonderes Dessert seinen Gästen bieten wollte. Da der Chefkoch krank war, übernahm der im 2. Lehrjahr 16 jährige Bursche Franz Sacher diese Aufgabe und legte den Grundstein der Sachermasse. Vollendet und verfeinert hat die Sachermasse, sein ältester Sohn Eduard, welcher auch das Hotel Sacher gründete.  Sachertorte  

Zutaten 

gute, biologische Eier von Weieregg

biologische Eier von Weieregg

8 Dotter, 8 Eiklar, 11 dag Kristallzucker (für den Schnee), 20 dag Butter, 20 dag erwärmte Schokolade, 15 dag Staubzucker, 20 dag glattes Mehl, 1 Stamperl Rum, 1 Pkg, Vanillezucker, 1 TL Backpulver

Butter cremig rühren, Zucker und Rum dazu. Anschließend die Dotter, am besten von Weieregg Hühnern, einzeln dazugeben und schaumig rühren. Die warme Schokolade dazu, den mit Zucker geschlagenen Schnee dazugeben, das Mehl darüber sieben und dann beides vorsichtig unterheben.

gute dunkle Schokolade oder Kuvertüre

dunkle Schokolade oder Kuvertüre

Bei 175 Grad für ca. 50-60 min backen – bis zur Halbzeit den Teig mit Backpapier abdecken.
Die ausgekühlte Torte einmal durchschneiden, mit Marillenmarmelade füllen und mit Schokoladeglasur überziehen.

Ich halte es wie mein Wetterfrosch – ein Stück Sachertorte, ein gutes Buch und schon ist der Regentag wunderbar gemütlich.

auch der Wetterfrosch ist für Gemütlichkeit

auch der Wetterfrosch ist für Gemütlichkeit

Nehmen wir an, Sie schreiben ein Kapitel in einem Jubiläums-Sammelband, den das Land Salzburg in Auftrag gegeben hat. Dieses Kapitel beschreibt die Beziehung zwischen Salzburg und Wien während der NS-Zeit. Ebenso wie die vorangegangenen Kapitel schildert dieses das Verhältnis der Provinz zur Metropole, beschreibt aber speziell die Machtkämpfe der damals von den Nationalsozialisten eingesetzten Gauleiter untereinander und beleuchtet die gewisse Sonderstellung des Gaus Salzburg innerhalb des Deutschen Reiches und in der österreichischen Reichshälfte. Es ist eine sachliche Bestandsaufnahme historischer Verhältnisse, die zeigen soll, wie Salzburg durch den Gauleiter und seiner Machtfülle aufgewertet worden ist. Die ebenso den Inszenierungs- und Größenwahn von Salzburger NS-Funktionären aufzeigt und damit die Perversion einer Diktatur, deren Verbrechen wir alle kennen. An denen Millionen Menschen zu leiden hatten und zugrunde gingen, aber auch Tausende beteiligt waren. Und gerade die Konfrontation mit Letzterem schmerzt selbst über 70 Jahre nach Kriegsende, weil die späte und in manchen Bereichen nach wie vor fehlende Aufarbeitung gesellschaftliche Tabus entstehen hat lassen, die mit der Erkenntnis einhergehen, dass die österreichische Bevölkerung im großen Stile das verbrecherische NS-System mitgetragen hat, selbst wenn es positive Ausnahmen gab.

Diese Tatsache ist immer noch schwer einzugestehen. Auch bei der Nachgeborenen-Generation. Aus diesem emotionalen Schleudertrauma entsteht dann eine persönliche Meinung zweier „ schwer irritierter Staatsbürger“, die den Autor als Historiker bewusst oder unbewusst diffamiert. Ein Email dieses Unternehmer-Ehepaares aus Wien ergeht deshalb an den Salzburger Landeshauptmann, kurz nachdem das Paar vom Empfang in der Wiener Hofburg heimgekehrt war. Wohlgemerkt geht die Email an ihn persönlich und nicht an den Verfasser des Kapitels. Dieser erfährt von der Kritik zunächst nichts. Ein unerwarteter Anruf vom Landeshauptmann trifft den Autor unvorbereitet. Er weiß noch immer nicht Bescheid, was ihm angelastet wird. Der Autor erklärt seinen Standpunkt ohne die genauen Anschuldigungen gegen seinen Text zu kennen. Er sagt, es sei nicht die Ziel- bzw. Schwerpunktsetzung des Sammelbandes oder seines Beitrages gewesen, den NS-Terror und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit darzustellen, sondern, wie der Titel der Publikation schon suggeriert, die Beziehung zwischen Salzburg und Wien in den Jahren zwischen 1938 und 1945 und Stellung Salzburgs als NS-Gau im Deutschen Reich. Der Landeshauptmann nimmt die Argumentation an und meint, er werde diese bei der für nächsten Tag geplanten Präsentation vertreten. Das Gespräch ist beendet, doch die Spirale dreht sich weiter. Der Landeshauptmann sagt die monatelang vorab geplante Präsentation noch am selben Abend ab und will aufgrund des Emails bei einem eigenen Pressetermin in die Offensive gehen. Es folgt ein persönliches Antwortschreiben des Landeshauptmannes an das Unternehmer-Ehepaar. Darin bedankt sich dieser für die Kritik und dass diese Ausschlag dafür gegeben habe, die grundsätzliche wissenschaftliche Erforschung politischer Verfolgung und Unrecht in der Salzburger Geschichte zu veranlassen. Erst jetzt auf Aufforderung erhält auch der Autor das Email von dem Unternehmer-Ehepaar, und ist plötzlich mit schwerwiegenden Anschuldigungen seines Textes gegenüber konfrontiert. Da ist von „Verherrlichung der Nazi-Zeit“ die Rede. Ein ungutes Gefühl beschleicht den Autor und was nun passiert ist gleichermaßen bezeichnend wie bizarr. Nach dem Wochenende melden sich die Salzburger Nachrichten. Warum? Gibt es da eine Verbindung? Woher und von wem weiß die Zeitung Bescheid? Sind es die Kontakte der Unternehmerin aus Wien, die mit ihrem Mann das Email verfasst hat? Immerhin schreibt diese regelmäßig Kolumnen für den Wirtschaftsteil der Salzburger Nachrichten. Auf jeden Fall wird der Autor von einer SN-Redakteurin mit einem im Raum stehenden Vorwurf konfrontiert. Diese möchte allerdings die Quelle woher dieser kommt nicht nennen. Merkwürdig. Am selben Tag setzt der Landeshauptmann für den folgenden Vormittag eine Pressekonferenz an. Das Buch „Salzburg-Wien, eine späte Liebe“ soll vor Salzburger Medien präsentiert und die Kritik abgefedert werden. Doch das ganze nimmt eine Eigendynamik. Am Tag der Pressekonferenz erscheint in den Salzburger Nachrichten ein erster Artikel, der Vorwurf der „NS-Verharmlosung“ steht im Raum. Die Quelle wird allerdings nicht genannt. Der Autor nimmt Stellung, auch der Mitherausgeber kommt zu Wort. Der Vorwurf wird entkräftet. Trotzdem oder gerade deswegen kommt es zur Pressekonferenz. Der Landeshauptmann stellt den Jubiläumsband vor, freut sich über die gelungene Publikation, weist aber daraufhin, dass eine Unrechtsgeschichte und jene über Verfolgung in Salzburg in den vergangenen 200 Jahren fehlen. Er verkündet, dass er diese jetzt in einem eigenen Projekt aufarbeiten lassen will. Dann darf der Autor des umstrittenen Kapitels seine Version der Geschichte vortragen. Diese wird zum eigentlichen Thema der Pressekonferenz. Das vom Land mit dem Jubiläumsband begleitete Projekt 20.16 nimmt medial Fahrt auf. Der Ruf des Autors ist in Mitleidenschaft gezogen. Die Salzburger Nachrichten setzen mit einem Aufmacher im Kulturteil noch eins drauf und untergraben seine historische Kompetenz. Die gestiegene Nachfrage des Buches löst allgemeine Freude aus. Was bleibt ist ein bitterer Nachgeschmack und viele unbeantwortete Fragen.

 

 

Die Wahl ist in Wien ist vorbei. Und fast 70% der Wiener sind mit dem Ausgang der Wahl wohl zufrieden – Hauptsache Strache ist weit davon entfernt, Bürgermeister zu werden. Und zwar so weit, dass man ihn durchaus als Verlierer der Wahl bezeichnen kann. Wie kann das sein? Die FPÖ hat immerhin beachtlich zugewonnen, während die SPÖ 4% der Stimmen verloren hat.

Doch das erklärte Ziel der FPÖ war es, Kopf an Kopf mit der SPÖ zu liegen und diese sogar zu überflügeln. Strache sollte Bürgermeister werden. Nach dem vorläufigen Ergebnis liegt die SPÖ fast 9% vor der FPÖ. Das ist tatsächlich eine herbe Niederlage für die Blauen und schwer zu verwinden. Im Netz verbreiten deren Anhänger bereits, man habe die Partei um 50% ihrer Stimmen betrogen.

Alle haben mitgemacht
Währenddessen herrscht in ganz Österreich großes Aufatmen. Im ganzen Land wurde im Zuge des Wiener Wahlkampfs leidenschaftlich, ja, bis ins Hysterische hinein diskutiert. Anhänger der FPÖ wurden als Rechtsextremisten und Dummköpfe beschimpft, die anderen als linkslinkes Gutmenschenpack – und das sind noch die nettesten Ausdrücke. Man hat sich gegenseitig nichts geschenkt. Und es wurde ein tiefer Riss in der Gesellschaft sehr deutlich sichtbar. Erschreckend!

Thema Asyl verhindert FPÖ-Sieg?
Losgetreten hat das die FPÖ, indem sie sich völlig ins Thema Asyl verbiss. Michael Häupl wollte sich aber nicht von den Blauen treiben lassen, sondern bekannte sich mit Nachdruck zu einer menschlichen Politik. Und fast 70% der Bevölkerung Wiens haben mit ihren Stimmen ausgedrückt, dass Sie die Ausgrenzung, die Angstmache gegen Flüchtlinge ablehnen.

Strache hat bereits in ersten Interviews zum Wahlergebnis zu beklagen begonnen, dass die FPÖ trotz ihrer Stärke ausgegrenzt wird, dass man damit ein Drittel der Wiener Bevölkerung nicht respektiere, wenn man die FPÖ nicht mitregieren lasse. Doch es war von vornherein klar: Ohne Nummer 1 zu sein, konnte die FPÖ nie damit rechnen zu regieren.

Die FPÖ hat sich mit ihrer Art, wie sie den Wahlkampf in den Sozialen Netzwerken führte, noch mehr zum Schmuddelkind gemacht, als sie es schon vorher war. Was bringen 31%, wenn mich dann doch keiner mitspielen lassen will? Am Ende hat sich die FPÖ durch ihre fremdenfeindlichen Wahlkampfaussagen selbst geschadet und gefällt sich nun wieder einmal in der Opferrolle.

Seid nett zueinander
Doch die gute Nachricht ist: Es besteht jetzt die Möglichkeit, dass wir alle gewinnen. Alle Menschen in ganz Österreich. Ja, es wird weiter über Asyl debattiert werden. Das müssen wir auch. Doch so, wie wir das in den letzten Wochen getan haben, war es auf beiden Seiten völlig überhitzt und voller persönlicher Beleidigungen – vor allem in den Sozialen Netzwerken.

Jetzt, wo keine Partei mehr eine Wahl mit dem Thema gewinnen muss, sollten wir alle unsere Gemüter abzukühlen. Wir müssen aufhören uns gegenseitig zu beschimpfen, müssen wieder versöhnlicher werden und etwas respektvoller miteinander umgehen. Wenn wir wie in den letzten Wochen weitermachen, werden wir den Riss in der Gesellschaft am Ende nicht mehr kitten können.

von Elisabeth Kaplan

Heute geht es in meiner Österreich-Serie um das Wiener Pop-Duo Fijuka. Diese zwei Damen, Ankathie Koi (Gesang) und Judith Filimónova (Bass), haben sich an der Uni in Wien kennengelernt und haben Fijuka 2011 ins Leben gerufen. Sie beschreiben sich selbst als „synthie-pop-electronica minded band“, allerdings stelle ich mir unter der Bezeichnung etwas ganz anderes vor – nämlich eher den cleanen, digitalen Sound von Bands wie La Roux oder Chvrches. Fijuka, hingegen, klingt im Vergleich dazu sehr natürlich und warm, was der Verwendung von analogen Synth-Sounds und einem echten E-Bass zu verdanken ist. Was die Musik von Fijuka ausmacht ist für mich in erster Linie das Charisma und die Stimme von Ankathie Koi, zweitens die Synth-Sounds, und drittens der Bass.

Stimme
Hören wir erst mal auf die Stimme von Ankathie, die aus Burghausen an der bayerisch-österreichischen Grenze stammt und mit ihrer Darbietung den Geist von solch schrägen Pop-Damen wie Kate Bush, Elly Jackson, Feist, Imogen Heap oder Róisín Murphy beschwört. In den ätherischen Strophen von „Behave (From Now On)“, zum Beispiel, bietet sich ohne weiteres ein Vergleich mit Kate Bush an, während die rhythmischen Strophen von „Phantom Sentimental“ eine Ähnlichkeit mit „Bulletproof“ von La Roux haben. Und bei Fijuka stört mich der starke Akzent der Sängerin auch nicht. Das liegt, denke ich, am frechen, schrulligen Charakter der Musik, der Sängerin, des Gesamtkonzepts.

Ankathie Koi und Judith Filimónova sind Fijuka

Ankathie Koi und Judith Filimónova sind Fijuka

Ein starker Akzent bei SängerInnen, die sich der englischen Sprache bedienen, stört mich nur, wenn sie sich selbst zu ernst nehmen, oder wenn die Musik eindeutig darauf abzielt, amerikanisch oder englisch zu klingen. Ich kann aber einen Akzent durchaus akzeptieren, wenn er Teil eines ironischen oder experimentellen Konzeptes ist, oder wenn die Musik dezidiert Europa zuzuordnen ist. Der starke isländische Akzent von Björk, zum Beispiel, ist einfach ein integraler Bestandteil von ihrem gesamten Image und passt perfekt dazu. Außerdem überzeugt Ankathies selbstbewusste Performance und ihr Charisma. Man glaubt unweigerlich, dass es einfach so gehört, wie es ist. Ihre skurrilen Bewegungen im Video von „Behave (From Now On)“ sind einfach so schräg, dass man einfach hinschauen muss (abgesehen davon, dass ich diese bunten, schillernden Leggings haben muss!).

Synth
Fijuka verwenden klassische Synth-Sounds, die ihrer Musik ein eindeutiges Retro-Feeling verleihen. In ihren Live-Videos sieht man, dass Ankathie einen Roland RS-09 spielt, also einen Analog-Synthesizer, der 1979/80 auf den Markt kam und deswegen mit dem Sound der frühen Achtziger assoziiert wird. Aber ich glaube nicht, dass sich Fijuka mit einer Achtziger-Revival identifizieren, sondern eher dass die oft eher kitschigen Sounds des Roland eine logische Wahl sind für das spleenige Gesamtkonzept.

Fijuka experimentieren nicht nur gern mit Sounds der 80er Jahre, sondern auch mit dem passenden New Romantics-Makeup

Fijuka experimentieren nicht nur gern mit Sounds der 80er Jahre, sondern auch mit dem passenden
New Romantics-Makeup

Was Fijuka außerdem vom aktuellen Elektropop abhebt ist ihre vergleichsweise einfache Produktion. Während im Elektropop immer sehr viel los ist und viele verschiedene Ebenen und Sounds verschmelzen, beschränken sich Fijuka aufs Wesentliche, nämlich Vocals, Drums, Bass, Synth-Flächen für die harmonische Grundlage, und an ausgewählten Stellen melodische Synth-Lines. Und das war’s. Manche mögen das unter-produziert nennen, und wer weiß, ein guter Producer könnte vielleicht noch mehr aus den Songs rausholen, aber mir persönlich geht nichts ab.

 

Bass
Der Bass spielt bei Fijuka eine tragende Rolle, nicht nur weil Judith Filimónova, eine Hälfte des Duos, professionelle Bassistin ist. Dadurch, dass hier nicht ein ganzer Schwall an musikalischen Elementen um Aufmerksamkeit buhlt, kann man sich in aller Ruhe den einzelnen Bestandteilen widmen. Während die Hauptbasslinie in „Behave (From Now On)“ aus einer „Billie Jean“-artigen Achtelfigur besteht, ist der Bass in „Phantom Sentimental“ eher funky.

Videos
Die zwei Videos von Fijuka muss man sich einfach geben. Beide wurden von jungen Regisseuren gedreht und beide Male sind absolut professionelle Videos auf internationalem Niveau herausgekommen. In „Phantom Sentimental“ (Regie: Marie-Thérèse Zumtobel und Anselm Hartmann) werden Ankathie und Judith (wortwörtlich) wie Fleisch behandelt. Und das Video zu „Behave (From Now On)“ (Regie: Florian Pochlatko) ist einfach so exzentrisch und schrullig, dass ich es immer wieder gerne anschaue.

Video zu Phantom Sentimental auf YouTube
Video zu Behave (From Now On) auf YouTube

Alle, die in Salzburg und Umgebung wohnen: Fijuka spielen am 2. August im Rockhouse in Salzburg. Hingehen!