von Christian Namberger, Oberinspektor in Ruhe

Für den Titel dieses Kapitels geselle ich Paul Watzlawick zu Johann Wolfgang von Goethe.

ent2Meine Mutter ist Anfang der 60er im schönen Berchtesgadener Land  mit mir darnieder gekommen. Meine Kindheit verbrachte ich in Bischofswiesen, wie schon erzählt in einer neu erbauten Sozialwohnsiedlung. Ich genoss schon damals die Idylle. Neben dieser kleinen Siedlung mit 6 Parteieneinheiten war ein sehr großes Feld des größten Bauern im Ort. Schon bald lernte ich, dass die Kühe auf der Wiese harmlos sind und kürzte den Weg direttissima durch die Viehherde staksend ab. Die interessierte Leserschaft wird sich jetzt denken, was haben denn die Rindviecher mit den Leiden zu tun? Bitte weiterlesen, der Kreis wird sich schließen.

Nach der erfolgreichen Chemotherapie im Dezember 2010, wurde für mich gleich einmal eine Reha beantragt. Diese wurde mir auch gewährt und ich rückte Anfang 2011 in die Neurocare in Salzburg ein. Mittlerweile hatte ich für längere Strecken schon einen Rollator. 48 Jahre alt mit nem Gefährt für einen 80-jährigen! Aber was soll´s. Ich checkte in dem Zimmer ein, die 101 war zum Glück ein Einzelzimmer. Bald kam der zuständige Chefarzt zur Untersuchung. Er stellte Bläschen im rechten Schulterbereich fest, diese stellten sich als Gürtelrose heraus. Somit war es nichts mit der Reha und ich wurde nach telefonischer Vorankündigung zur angrenzenden Neurologie gebracht zum Auskurieren der Gürtelrose.

Wer kuschelt denn da?

ch4Da ich ja unerwartet in der Neurologie aufschlug, hatten sie gerade kein Einzelzimmer frei. Dieses konnte ich erst am anderen Tag haben. Somit wurde ich in ein Zimmer geschoben, in dem ein Patient lag, der ebenso ein Einzelzimmer wollte. Ich dachte mir, das hältst schon aus, morgen hast ja deine Ruhe. Mir wurde die Infusion und das typische halb-offene Gespenstnachthemd angelegt. Da wir beide unsere Ruhe haben wollten, gab es auch nicht viel Konversation. Am Abend kam dann seine Frau zu Besuch. Ich stellte meinen kleinen Fernseher an, setzte den Kopfhörer auf und drehte mich ein bisserl zur Seite. Irgendwann musste ich jedoch die Stellung wechseln und drehte mich auf die andere Seite. Die Puppn von meinem Zimmernachbarn war nicht mehr auf dem Stuhl, sie war kuschelnd bei ihm im Bett! Das brauchte ich noch! Haben im Arm liegend fern gesehen. Wenn ich das mit einem etwaigen Partner gemacht hätte…

Am anderen Tag wurde ich wie versprochen in mein eigenes Zimmer geschoben. Mir ging es soweit gut, nur war ich halt schlapp. Wegen der Chemo sowieso und jetzt wieder durch das liegen. Die Polyneuropathie schlug immer mehr zu. Zum Glück war die Keramik gleich ums Eck und ich konnte mich mit einer Hand an der Mauer stützen und mit der anderen Hand den Infusionsständer schieben. Bisher konnte ich den AA-Druck gut kontrollieren und raffte mich rechtzeitig auf. Leider wirkte die Polyneuropathie immer mehr auf die Rosi ein und so kam es, dass ich eines Tages auf dem Weg zur Keramik unter dem Gehen schon was verlor. Ähnlich einer Kuh während des Almabtriebes.

Hier meine Lieben sind wir wieder bei den Kühen, wie versprochen. Ich tapste trotzdem weiter zur Keramik und verrichtete den Rest. War mir das peinlich. Ich hoffte inständig, dass niemand rein kam. Schnellstmöglich reinigte ich erst mich und dann den Boden. Was mir aber nicht sonderlich gelang, die Pflegerschaft besorgte nach Eintreffen gleich eine Reinigungskraft. Fortan erhielt ich als Vorsichtsmaßnahme eine Windel. So Krankenhausteile, die man wie bei einem Baby wickelt.

Wie man sich eine Windel an- und auszieht

ent1Nach erfolgreicher Therapie konnte ich meine erste Reha antreten. Dort bekam ich Erwachsenenwindeln in Hosenform. Alsgerade schick im Gegensatz zu den Krankenhauswindeln. Wie meist, wird einem der Umgang damit nicht beigebracht. Jetzt vermutet man wahrscheinlich, was ist schon so schwer, sich ein Hoserl anzuziehen? Stimmt, aber ein gefülltes auszuziehen ist sehr wohl schwer. Was hab ich da hantiert. Durch die allgemeine Schwäche und der in den Beinen im Besonderen war das direkt wie Jonglieren. Bis ich eines Tages die Unterstützung einer Pflegerin bekam. Und siehe da, man kann die Teile wie die Hose eines Chippendale-Strippers seitlich aufreißen und wegklappen. Kurz noch das Becken in die Höhe gehievt und das benutzte Hoserl weggezogen. Man lernt ja nie aus.

Zuhause war ich ja nicht sonderlich mobil, ich erzählte schon vom glänzenden Eicheparkett, über das ich auf der Decke ins andere Zimmer gezogen wurde. Der Tiefpunkt meiner Schwäche wurde bald mal erreicht. Muttern kam fast täglich zum versorgen. Auch zum Pflegen. Aufmerksame Leser werden sich gemerkt haben, dass ich Anfang der 60er geboren wurde. Meine Mutter war alleinerziehend im Familienverbund mit Oma und Opa. Da wurde einem die Schamhaftigkeit quasi in die Wiege gelegt. Seit der Pubertät war es dann auch mit meiner Freizügigkeit vorbei. Jetzt war allerdings der Zeitpunkt, wo mich Muttern wieder nackt sah, nicht nur das, sie reinigte mich täglich im Schritt. Nicht gerade prickelnd, wenn einem Muttern den Dödel und die Rosi reinigt. Das belastete mich schon sehr, auch wenn ich natürlich die Notwendigkeit sah. Nicht ganz so schlimm war es, als mich einmal Freunde zum bei mir Kochen besuchten. War ein schöner Abend und als sie mich wieder ins Zimmer zogen und ins Bett hievten, ist´s natürlich wieder passiert. Durch die Anstrengung war gleich das Hoserl randvoll. Zwei der vier flüchteten auf den Balkon und die anderen zwei versorgten mich. Beide kannten mich und Rosi durch die jeweiligen Beziehungen schon viele Jahre, so allerdings noch nicht. Ich weiß, dass mein AA nicht nach Chanel duftet, somit wusste ich um den Dienst der beiden. Hier wie gesagt, war mir die Hilfe auch peinlich, aber nicht so wie bei Muttern.

Für heute belasse ich es und sprinte jetzt auf den Balkon. Die Hitze um kurz nach vier wird jetzt nicht mehr so groß sein. Sprinten ist auch das Stichwort für das nächste Kapitel, dort erzähle ich von meinen aktuellen Erfolgen.

Hier geht es zu Kapitel 9

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Die Pimpinelle ist genügsam

Pimpinelle. Wenn man so heißt ist man etwas Kleines, etwas das oft übersehen wird. Pimpinelle könnte auch ein Spitzname sein oder ein Kosename. Die Pimpinelle ist ein Kraut. An langen Stängeln sitzen kleine gezackte Blätter, sehr zart. Die Blüten sind dann rosa bis blutrot. Die Pimpinelle heißt auch „Kleiner Wiesenknopf“, auch sehr schnuckelig finde ich. Sie ist nicht sehr anspruchsvoll. Einen trockenen Boden hält sie gut aus, mag es warm, verträgt aber auch Halbschatten. Sie wird ungefähr 40 Zentimeter hoch. Einmal im Garten lässt sich die Pimpinelle eigentlich nicht mehr vertreiben. Und das ist auch gut so, denn sie ist ein hervorragendes Küchenkraut.

 

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Taglilie und Pimpinelle verfeinern das Käsebrot

Die Blätter passen zu jedem Salat oder auf ein Brot. Auch im Kräutertopfen machen sie sich gut. Sie schmecken sehr würzig, gurkenähnlich und leicht nussig. Gesund ist die Pimpinelle auch, sie hat viel Vitamin C und soll blutstillend sein. Wer nicht schwitzt und nicht so oft auf die Toilette muss ist gut beraten, viel Pimpinelle zu essen. Und für die berühmte „Frankfurter Grüne Sauce“ ist sie ein Muss, neben Petersilie, Borretsch, Kerbel, Kresse, Sauerampfer und Schnittlauch.

Und wer sie nicht essen mag, dem bietet sie einen Augenschmaus mit ihrer zarten Schönheit.

von Christian Namberger, Oberinspektor i.R.

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Christian in der ländlichen Idylle

Als ich ein sehr junger, sehr braver Bub in den 60ern war, schaute ich oft mit meiner Oma aus dem Küchenfenster im ersten Stock des neu gebauten Sozialwohnblocks, wann denn Opa mit dem Automobil oder Mutti mit dem Fahrrad von der Arbeit kamen. Dabei lief meist im Radio BR1 mit der Erbschleichersendung, in welcher diverse Neffen und Nichten oder Enkelkinder der lieben Tante Gusti zum 70sten gratulierten. Und die Damen waren entzückt von dem Potpourri der Chansons. Daher der heutige Titel des Kapitels, nur zur Erklärung.

Dienstbeflissen wie ich war, der Slogan unserer Firma hieß ja “Ihre Sorgen möchten wir haben“, arbeitete ich selbstverständlich zwischen den Chemos. Ich erwähnte bereits, dass ich mit jeder weiteren Chemo immer weniger Beckenstabilität hatte, da die Polyneuropathie schon sehr fortgeschritten war.  Eine Kundin kam sogar beim Wiederausfolgen der Zulassungspapiere, die ich nach erfolgter Zulassung zurückbrachte, vor die Tür auf den Hof, damit ich mich nicht aus der Limousine hieven musste. Ich reichte ihr alles durch das Beifahrerfenster der havannabraunen Eleganz.

Natürlich möchte man sich dem Verfall nicht Preis geben und denkt, man kann weiter agieren wie bisher. So auch im Privaten.

Einladung ist mein Zauberwort

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Christian ist ein gern gesehener Gast – er isst immer brav den Teller leer ;)

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob ich schon Kund tat, dass ich mich gerne zum Essen einladen lasse. Nun, jetzt ist es raus, ich liebe es. Eine der letzten Einladungen die ich selbst gehend, na ja eher schlurfend, annehmen konnte, war die von der alten Freundin Ingeborg und Freund Thomas, der mit den teuren Dritten. Der Abend war vergnüglich mit reichlich gutem Essen und viel Gelächter. Irgendwann hieß es dann Abschied nehmen und ich ging vorsichtshalber auf die Keramik, um den Weg nach Hause beruhigt antreten zu können. Es kam nicht viel, ich wollte aber auch nicht über Gebühr pressen, man weiß ja mittlerweile, dass das schädlich ist und zu einem Schlaganfall führen kann.  Untergehakt bei der Zwingenbergerin lies ich mich zum Auto begleiten. Ich glitt nicht sonderlich elegant in den saharabeigen Ledersportsitz und fuhr los. Dummerweise rumpelte ich über ein paar Kanaldeckel, was mein Gedärm zu reger Tätigkeit anregte. Ich spürte es rumoren und der Druck wurde immer größer. Die Rosi war ja durch die fortgeschrittene Polyneuropathie nicht mehr die Fitteste und ich hoffte, dass die Ampeln eine grüne Welle haben, dass ich zu McDonald’s in der Alpenstraße komme.

Natürlich wurden meine Hoffnungen nicht erhört, ebenso wenig wie die beim Lotto. Vor der Abzweigung zur Wüstenrot Zentrale musste ich bei Rot stehenbleiben. Bei Grün gab ich unkontrolliert Gas und bog sofort ab, um mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz von besagter Bausparkasse zum Stehen zu kommen. In Windeseile schnallte ich mich ab und wollte hinter einen Strauch laufen um dort meine Notdurft (im wahrsten Sinne des Wortes) zu verrichten. Dies schaffte ich jedoch nicht mehr und so riss ich mir mitten auf der Wiese die Jeans runter und entledigte mich so dem AA. Es war so gegen Mitternacht und die Straße so gut wie nicht befahren. Nicht auszudenken, wenn aus der anderen Richtung ein Wagen abgebogen wäre und mich vielleicht sogar mit Xenon Licht angestrahlt hätte. Ein furchtbarer Gedanke. Wäre ich noch Dauerwellenträger wie Anfang der 80er gewesen, hätte man in der Dunkelheit ja auf einen Königspudel tippen können. Da ich immer Taschentücher dabei habe, machte ich eine grobe Reinigung und zog von dannen.
Als ich letztens mit dem Obus in die Stadt fuhr, sah ich an dieser Stelle nach mittlerweile fünf Jahren einen üppig blühenden Rosenstrauch stehen, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte.  Weisse Rosen aus A….(Athen? Rosi?)…:-)

Wie ich zu einem Loch in der Lunge kam

nam2Da ein Potpourri ja ein wilder Mix ist, gehe ich ein wenig in der Chemotherapiereihe zurück, genauer gesagt zur zweiten. Nachdem man ja abwarten musste, ob die Chemo anschlägt, wurde nach dem erfolgreichen Feststellen dessen, eine Dose in meine rechte Schulter eingebracht, die mit meiner Ader verbunden wurde. Ich nannte sie einfach Steckdose. Diese wuchs mit meiner Alabasterhaut wieder zu und in die Membrane der Dose konnte man dann ruck-zuck eine Chemo-Nadel stechen. Die anderen wurden wie bisher in die Arme geleitet. Die Ärztin, die mir die Steckdose einoperierte, war scheinbar eine Unerfahrene. Solche kleinen Operationen werden meist mit Lokalanästhesie gemacht. Die nicht so Gute hat dermaßen unkontrolliert rumgefuhrwerkt, dass ich aufschrie. Ich bekam noch eine zusätzliche Betäubung, was aber auch nichts half. Sie hat mir nämlich meine Lunge beschädigt, die dann halbseitig zusammenfiel. Also bekam ich seitlich durch die Rippen einen Schlauch in die Lunge eingeführt, der in einem Wasserkasten unter dem Bett hing. Die Montage dieses Schlauches lies ich aber in Vollnarkose machen, ich mochte da nichts mehr mitbekommen. Das ganze dauerte knapp 10 Tage. Täglich wurde ich im Bett liegend in die Lungenabteilung zur Kontrolle geschoben. Jeder Arzt hatte eine andere Meinung. Einer sagte, man muss operieren, der andere sagte nein, das verheilt auch so. So ging das ca. viermal hin und her und man beschloss, doch zu operieren.

Der OP-Termin war an einem Freitag. Natürlich muss man da nüchtern sein. Sprich, man bekommt kein Frühstück. Und das mir! Der ohne Frühstück gar nicht kann! Ich wartete und wartete, bis endlich um 11 Uhr die Tür aufging und ich einen weißen Kittel reinwehen sah. Ich fragte, ob ich jetzt endlich zur OP geholt werden würde. Der Träger des weißen Kittels war der Chefarzt der Lungenabteilung und er meinte: „So schnell wird nicht operiert“, sah sich das Ganze an und zog ganz einfach den Schlauch raus. Noch kurz verbunden, meinte er lächelnd, das müsste sich übers Wochenende erledigen. Und siehe da, es erledigte sich tatsächlich!

Oje, ich seh den Lektor schon wieder mit den Augen rollen ob der Wortanzahl, aber ich weiß jetzt nicht, was ich streichen könnte.

Deshalb jetzt ganz schnell für diesmal beendet. Für heute passend fällt mir ein Liedchen aus der Erbschleichersendung von Nana Mouskouri ein „weisse Rosen aus Athen” . Auch als verspäteten Dank an Ingeborg, unsere eigene Nana.

P.S.: Das mit dem Rosenstrauch im Vorgarten der Wüstenrot ist leider eine Fiktion. Äh, sagte ich schon, dass ich gerne träume?

Und hier geht es zu Kapitel 8

ti2Wer kennt es nicht, das Tiramisu. Es gibt das Tiramisu inzwischen in vielen Varianten, aber die ursprüngliche Zusammensetzung finde ich am besten.

Das Tiramisu (tira mi su) stammt aus Venedig und die genaue Bedeutung des Spruches ist nicht wirklich bekannt und somit wird es wörtlich übersetzt und heißt einfach „zieh mich hinauf“. Die Vermutung liegt nahe, dass nach einem üppigen Mahl, was ja bei den Italienern durchaus der Fall ist, die Biskotten, welche in einem starken Kaffee getunkt werden, die Lebensgeister wieder wecken sollen.

Ich finde, dass dieses wunderbare Dessert immer wieder mal auf den Tisch gehört, auch wenn man mit „zieh mich hinauf“ vermuten könnte, dass es sich auf die Hüften hinauf zieht – aber das ist es allemal wert.

Auf jeder Biskottenpackung ist meist ein Rezept angeführt. Ich möchte ein etwas „besseres“ Rezept vorstellen, das ich gefunden habe und das hervorragend schmeckt.

Es kann auch bestens vorbereitet werden.

ti3Das braucht man:

5 Dotter
100 g Staubzucker
250 g Mascarpone
2 Blatt Gelatine
10 g Vanillezucker
1 cl Rum
1 cl Zitronensaft
3 Eiklar
100 g Kristallzucker
100 ml geschlagenes Schlagobers
500 g Biskotten
Rum und starker, kalter Kaffee zum Tränken

Und so geht’s:

ti1Ich habe keine Auflaufform verwendet, sondern das Tiramisu in Einweckgläser gefüllt und somit hatten alle ein eigenes Glas zum Löffeln.

Starken Kaffee und Rum miteinander vermischen.

Gelatine einweichen, ausdrücken und in erwärmtem Rum auflösen.

Für die Creme den Dotter (natürlich Weieregg Eier), Vanillezucker, Staubzucker und Mascarpone cremig schlagen. Dann den Rum mit der aufgelösten Gelatine und Zitronensaft unter die Creme rühren. Eiklar mit Kristallzucker steif schlagen und gemeinsam mit dem bereits vorbereiteten Schlag unter die Creme heben.

Die Biskotten nicht zu sehr durchtränken, dadurch bleibt die Konsistenz etwas fester und es erleichtert das Schlichten in die Gläser.

Beginnen mit den Biskotten, dann Creme, wieder getränkte Biskotten und so weiter. Aufhören mit einer Cremeschicht. Für einige Stunden in den Kühlschrank und kurz vor dem Servieren mit Kakaopulver bestreuen.

Sun, caffè espresso e tiramisù!

tag2Juni ist die Zeit der Taglilie. Seit März haben sich die Blätter vorbereitet und sind immer dichter und länger geworden. Im Mai zeigen sich die ersten Stängel und Anfang Juni sitzen plötzlich die ersten Knospen darauf. Und dann geht es ganz schnell. Die Blüten öffnen sich. Sie sind ein in leuchtendem Orange. Die Taglilie beeindruckt mit sechs Blütenblättern, die in der Mitte einen weißen Streifen haben. In der Mode würde man sagen, das macht schlank! Und die Blütenblätter biegen sich wie eine Balletttänzerin nach außen und so ist das Blüteninnere noch besser zu sehen. Es lockt diverse Insekten durch ein wunderbares Gelbgrün. Der Pollen sitzt auf sechs Stempeln – grell gelb. Welche Biene könnte da schon widerstehen?

Taglilien auf dem Teller

gemischte bluten

auch essbar: Malve, Borretsch, Kapuzinerkresse, Nelke

Aber nicht nur Bienen und Schmetterlinge finden die Taglilie lecker. Ich auch. Ihre Blütenblätter sind sehr knackig und schmecken leicht nussig. Sie passen wunderbar in jeden Salat oder auf ein Butterbrot. Man kann sie aber auch mit Frischkäse gefüllt servieren, verfeinert mit einigen Kräutern. Auch zum Kandieren sind sie hervorragend geeignet.

Manch einer mag sich jetzt denken: Oh wie schade, die schönen Blüten essen. Aber wie ihr Name schon sagt, blüht sie nur einen Tag. Also am Abend kann man sie ohne schlechtes Gewissen verspeisen. Am nächsten Tag heißt sie einen wieder mit vielen neuen Blüten willkommen.

Die Taglilie ist sehr pflegeleicht. Wer sie mit Sonne verwöhnt, bekommt besonders viele Blüten zu sehen. Sie kommt verlässlich jedes Jahr wieder. Im Frühjahr bekommt sie einen Kübel Kompost. Ihre dicken fleischigen Wurzeln bilden immer wieder Ableger. Das ist ideal, um ein Stückchen Taglilie abzutrennen und weiter zu schenken. Auch der faulste Gärtner wird mit der Taglilie glücklich, weil sie genügsam und verlässlich ist und wunderschön.

Hier geht es zu weiteren essbaren Blüten!

von Christian Namberger. Oberinspektor i. R.

Letzte Woche erzählte ich ja von meinen zwei großen I, dazu gehörten auch Ausführungen über die Rosi. Es gibt da noch das eine oder andere Wissenswerte. Aber heute erzähl ich von was anderem. Manche Menschen brauchen noch Zeit, um das zu verdauen. Haben sie doch, wenn sie den Namen Rosi hören, gleich meinen Hintern vor dem geistigen Auge.

Der erste Reha-Aufenthalt in der Neurocare war ein schwerer. Durch das viele Liegen war ich sehr geschwächt und konnte nicht mal aufrecht sitzen, ohne mich zu stützen. Aus dem Bett in den Rollstuhl ging es nur mit Hilfe. In der Früh wurde ich in einen Duschrollstuhl gehievt und in die Dusche geschoben. Durch die Schwäche, konnte ich nur mit pi1einer Hand hantieren, mit der anderen hielt ich mich fest. Das Abbrausen ging noch, doch das Shampoonieren und mit dem Waschlappen Abreiben wurde dann von der Pflegerschaft übernommen. Die Duschsessel sind ja ähnlich wie die sogenannten Leibstühle. Sprich, sie haben ein Loch in der Sitzfläche. Durch dieses schruppte dann die Schwester mit einem Waschlappen meine beleidigte Rosi. Nicht gerade prickelnd, aber Reinlichkeit muss sein. Danach abtrocknen, zurück ins Betti und im Liegen angezogen werden. Wie ein Baby. Dann wieder aus dem Bett und rausgekarrt zum Frühstück zu den anderen Maroden. Die Bude ist immer voll belegt, überwiegend mit Schlaganfall-patienten jeden Alters.

So geht Reha

Nach dem Frühstück, ich musste zum Glück keine Diät halten, begannen die Therapie-einheiten. Eine Einheit dauerte immer 25 Minuten. Verteilt auf den Tag hat man ca. 5 Stück davon. Natürlich wurde auch versucht, mich auf die Beine zu bringen. Zuerst mit dem Stehtisch, damit sich meine Fussi an das Gewicht gewöhnen. Da wird man mit einem Gurt an ein erhöhtes Pult gezogen und dort steht man dann die 25 Minuten. Mit Blick nach draußen. Mei, ein Eichhörnchen – wie schön! Was ich da alles entdeckte. Auch fing ich an, die Lamellen der Deckenverkleidung zu zählen. Gehtraining versuchten wir mit einem Gerät namens Taurus. Da kann man sich mit den Unterarmen aufstützen und der Trainer schiebt das Gestell nach oben. Das sah bei mir vielleicht aus. Blasse Storchenhaxerl, darüber eine knielange Sporthose, knackig gefüllt mit der Erwachsenenwindel. Abgerundet mit Ralph Lauren Poloshirts in knalligen Farben. Sollte ein wenig ablenken von den Haxerln. Den Flur entlangschreiten konnte man das ganze nicht nennen, irgendwie sah es aus, als würde ich nachgeschleift. Es dauerte einige Wochen, bis ich rollatorfähig war. Anfänglich nur ein paar Meter, mit jeder weiteren Reha immer ein Stück mehr. Die zweite Reha bekam ich gleich nach 6 Monaten bewilligt, normalerweise ist man da für 4 Wochen. Diese wurde aber immer wieder verlängert und somit war ich in Summe 3 Monate in der Anstalt. Ich wollte schon das Zimmer nach meinem Gusto streichen lassen.

 

Mittlerweile wohnte ich ja schon in der schattigen Pinie. Das ist ein Haus, das sich betreubares und betreutes Wohnen nennt. Würde gar nicht auffallen, wenn es nicht plakativ auf der Glas-Eingangstüre stünde. Vielleicht kratze ich das mal in einer Nacht und Nebelaktion runter. Dann sieht das wie ein ganz normales 18-Parteien Haus aus. Wo ich bin, ist pi2oben! Also bin ich folgerichtig ganz oben im zweiten Stock mit meinen Räumlichkeiten. Lange Zeit übte ich im Stiegenhaus zusammen mit Muttern das Rollatorgehen. Ich mit Rollator voran und Muttern mit dem Rollstuhl hinterher, falls mich die Kräfte verlassen sollten oder ich ins straucheln kam. Dank der überwiegend älteren Damen im Haus, ist das lange Fensterbankerl mit farbenfrohen Blümeln dekoriert und somit hat man auch was für den Augenwinkel. Aufsehen ging ja nicht, ich musste ja schauen, wie und wo meine Fussi auftreten. Einmal war im Haus vis a vis, eine normale Wohnanlage, in einer Wohnung im ersten Stock ein junger Mann bei der offenen Balkontür am Rauchen. Nackig! Und ich müsste mich auf mein Gehen konzentrieren.

Leider war das eine einmalige Darbietung, seither raucht der Gute immer in Shorts. Vielleicht fiel ihm ja auf, dass mein Blick des öfteren vom Stragula-Belag hier in Richtung seines Balkones schwenkte.

Die ersten Schritte in „Freiheit“

Die Monate vergingen und ich habe nach den Reha-Aufenthalten bei einem der Therapeuten zukünftige Therapien gebucht. Diese sind meist mittwochs, auch auf dem Gelände der Klinik. Dort machten wir Training im sogenannten Lokomat. Das ist eine große Apparatur, in die man wie in einem Fallschirm eingespannt wird und unten läuft ein Laufband. Zum Entlasten kann man Gewicht wegnehmen. Dieses Training machte ich bis letztes Jahr. Dadurch konnte ich zu Hause besser mit dem Rollator gehen. Auch wagte ich mich dann zusammen mit Muttern raus. Die Gegend ist ja eine ruhige, somit kann man da gut üben. Jedoch war meine Angst zu stürzen trotzdem noch da. Ich bin ja mittlerweile auf mein altes Gewicht von 105 kg angewachsen. Wenn ich da unkontrolliert mitten auf der Strecke falle, kann mich Mutti als 76-Jährige nicht aufhieven. Mit dieser Angst behaftet, trampelte ich regelrecht aus dem Haus.

Der Großteil der Leserschaft kennt sicher den Film Jurassic-Park, in dem die Wasserpfützen kleine Wellen schlagen, wenn Thyrannosaurus Rex aufstampft. Bei mir war es ähnlich. Durch das Stampfen erzitterte der Boden und mein schwabbeliges Hüftgold kam ebenfalls in Wallung. Röchelnd stakste ich Richtung Straße, die kleinen spielenden Kinder der Siedlung sahen die besagten Wellen in der Pfütze und spritzten schreiend auseinander, weil sie dachten, Gozilla greift an. Zusammen mit der Nachbarskatze versteckten sie sich hinter der Hecke.

Mittlerweile gehe ich alleine meine Runden mit dem Rollator und bin ein gewohntes Bild in der Siedlung. Wenn es gut geht, dann tigergleich, wenn nicht, dann … na ja, lassen wir das. Nächstes Ziel ist mit Krücken zu gehen, da üb ich mit dem Therapeuten immer wieder mittwochs.

Heute schließe ich mit einem alten Schlagerohrwurm von Cindy & Bert, der da lautet:

„Immer wieder sonntags, kommt die Erinnerung“, für mich abgewandelt in

„Immer wieder mittwochs, kommt die Therapie“

Und hier geht’s zu Kapitel 7!