Als ich zum ersten Mal hörte, dass Andy und Lana Wachowski wieder einen neuen Film planen, war ich aufgeregt. 16 Jahre ist ihr Sensationserfolg Matrix her. Gleich zu echten Cyberpunk-Stars aufgestiegen, enttäuschten Sie mit allen folgenden Projekten. Aber, wie gesagt, 16 Jahre später … nach so langer Zeit war meine Hoffnung groß. Es könnte wieder ein großer Wurf gelingen.

Ein russisches Einwanderermädchen in Chicago, Jupiter Jones [Mila Kunis], bringt sich gemeinsam mit ihrer Mutter als Putzfrau bei reichen Leuten durch. Doch bald erfährt sie, dass sie zu Höherem geboren ist. Und zwar nicht, weil ihr Vater Astrophysiker war und die Mutter eigentlich Mathematikerin ist. Sie ist genetisch identisch mit der jüngst verstorbenen Eigentümerin der Erde. Intergalaktische Herrscher-Familien teilen sich nämlich das Universum auf und Jupiter ist somit Mitglied des Abrasax Clans, einer der mächtigsten Familien des Universums. Nur dass ihre drei neuen Verwandten (es sind sozusagen ihre Kinder!) sie gleich wieder loswerden wollen – vorzugsweise durch Mord. Die verzogenen Space-Adeligen hatten von ihrer Mutter einige von Menschen dicht bevölkerte Planeten geerbt. Durch Jupiters Existenz würden sie Planeten und Völker wieder verlieren – und Menschen sind aus makabren Gründen ein wertvolles Gut. Caine Wise, ein Mensch-Wolf-Hybridwesen/gefallener Engel [Channing Tatum, derzeit auch in Foxcatcher zu sehen] hilft Jupiter, zu ihrem Recht zu kommen und ihr Leben zu retten – nicht ganz ohne Eigennutz.

Mila Kunis alias Jupiter lässt andere SciFi-Prinzessinnen vor Neid erblassen

Mila Kunis alias Jupiter lässt andere SciFi-Prinzessinnen vor Neid erblassen – und dann trägt sie auch noch dieses Outfit

Visuell ist Jupiter Ascending beeindruckend: elegante Raum-Kampffluggeräte, kathedralenhafte Raumschiffe und opulente Kostüme. Selbst die Raumanzüge sind so schick, dass ich unbedingt einen davon haben wollte. Und die Outfits von Mila Kunis erst – dagegen sieht Prinzessin Leia in Star Wars wie eine Landpomeranze aus Hintertupfing aus. Leider ist damit auch schon alles Positive gesagt, das mir zu dem Film einfällt.

Mila Kunis spielt also eine einfache Haushaltshilfe, die völlig unverhofft zum Spielball einer mächtigen Elite wird. Das läuft dann so ab: Jupiter wird verfolgt, wahlweise bedroht oder mit Lügen getäuscht, fast getötet und in allerletzter Sekunde von Caine Wise gerettet – vorzugsweise mitten im (minutenlangen) freien Fall. Man wiederhole dieses Muster so oft, bis der letzte Widersacher tot ist. Und das geht einige Male hintereinander so dahin.

In der Mitte des Films ist ein Moment, in dem Jupiter eine schockierende Wahrheit erfährt. Das hätte der große Höhe- und Wendepunkt im Film sein sollen – war es aber nicht. Dabei hat es mich nicht gestört, dass die Wachowskis, einen recht ähnlichen Effekt bereits Cloud Atlas verbraten haben (dieser Schock-Moment ist aus dem Film Soylent Green ausgeliehen). Nur kann man diesen Moment schon eine Stunde lang kommen sehen. Ich war jedenfalls nicht im Geringsten überrascht oder schockiert. Und letztlich war diese Enthüllung für die weitere Entwicklung der Geschichte völlig belanglos.

Bis alle Abenteuer bestanden sind, wollte man es auch spannend machen, ob die Majestät Jupiter und der Underdog Caine denn zusammenkommen. Doch bis sie endlich einander küssen, war ich aber schon nicht mehr an der Handlung interessiert. Handlung ist überhaupt das große Stichwort hier. Über die Tatsache, dass eine Story etwas abgestanden ist, sehe ich wirklich recht gern hinweg. Aber: Von einer Hauptfigur erwartet das Publikum, dass sie tatsächlich handelt. Jupiter wird aber nur herumgeschupst und kann aus eigenem Antrieb keine Entscheidungen fällen, die tatsächlich Einfluss auf den Verlauf der Geschichte haben. Jupiter reagiert nur auf die Umstände. Schwach. Einem männlichen Haupthelden hätte man solche Ohnmacht sicher nicht zugemutet.

Jupiter Ascending ist also doch nicht der neue, große Wurf der Geschwister Wachowski, auf den viele gehofft haben. Vielleicht das nächste Mal.

Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Visuell ist der Film großartig. Es mangelt aber an Originalität, Leidenschaft für Geschichten, die Figuren und die Menschheit insgesamt.

(alle Fotos: Courtesy of Warner Bros. Pictures)

von Alexandra Schmidt

Titel SozialberichtIn letzter Zeit ist wieder  viel zum Thema Steuern zu hören. „Lohnsteuer runter“ rufen die Einen, Steuerreform JETZT fordern die Anderen, Dritte fordern eine Vermögenssteuer, die wird von den Anderen als DER Untergang schlechthin eingeschätzt. Außerdem bringe sie „nichts“ (das heißt nur wenige Millionen Euro. Das ist immer bitter für jene Einrichtungen, die grad wegen einer Kürzung um 50.000 Euro zusperren müssen. Die verstehen nicht, dass 50 Millionen Euro „nichts“ sind. Ich übrigens auch nicht.)

Ein Beispiel ist die Sektsteuer: 2014 eingeführt, bringt sie jetzt weniger als erwartet. Und die österreichische Sektindustrie jammert, dass sie jetzt im Billigsegment keine Chance mehr gegen Prosecco/Frizzante hat (der nicht von der Steuer erfasst wird). Da geht’s um Arbeitsplätze. Jetzt aufgepasst: immer dann, wenn ein Automatisierungsverfahren oder eine neue Maschine Arbeitsplätze kostet, stört das die Industrie gar nicht. (Mich auch nicht: ist doch gut, wenn Maschinen schwere, monotone Arbeiten verrichten und die Menschen Besseres tun können.) Oder wenn eine Fabrik abwandert, ja dann ist das eben „der Markt“, sagen die Verantwortlichen. Aber wenn eine Steuer dasselbe bewirkt, das geht dann gar nicht? Etwas verquer, diese Logik. Nebenbei bemerkt: die neue Sektsteuer bringt jetzt eine Qualitätsoffensive: Weingüter wollen ihre guten Sachen qualifizieren und abgrenzen vom Billigsektor. Kann ich als Weinfreundin begrüßen: ein paar Euro mehr, dafür weniger Flaschen macht insgesamt mehr Genuss, weniger „billige Räusche“ und mehr Umsatz für Alle. Genauso soll es sein. Will Österreich wirklich mit fragwürdigem Fusel mithalten, wo die Flasche mehr gekostet hat als der Inhalt? Nein.

geldDer Sozialbericht ist grad erschienen, deswegen wettern manche Neoliberale gegen zu viele Transfers, die Arbeitslose, Mindestpensionsbezieher oder Niedrigverdienende erhalten. Aber was wirklich schadet, sind nicht die ungerechtfertigten Arbeitslosengelder oder Mindestsicherungen. Diesen Neid können Sie sich sparen. Wirklich auszahlen tut es sich bei den Steuern, die wir hinterziehen, im Kleinen und im Großen. Die große Zahl der Selbstanzeigenden, mit mehr hinterzogenem Vermögen in der Schweiz als ich Lebenseinkommen habe, zeigt: hier ist wirklich was zu holen. Für uns alle übrigens: für Straßen, Kindergärten, für den Kanal, schnelle Internetverbindungen, für sauberes Wasser und ausgeleerte Mülltonnen. Diese Liste führen Sie jetzt selbst mal weiter. Bis hin zur neuen Hüfte, die ein alter Kumpel von Ihnen kürzlich bekommen hat. Und morgen melden Sie Ihre Putzkraft an, bitte. Ja, genau Sie.

Wie das Wort „Steuern“ schon sagt. Steuern im Sinne von lenken bzw. umlenken. Von Reich zu Arm zum Beispiel.

Zwei Filme, die hoch im Oscar-Kurs stehen, habe ich in der letzten Woche schon vorgestellt:
Die Entdeckung der Unendlichkeit und The Imitation Game.
Hier ist Teil 3 – ein Film, der zu den ganz großen Favoriten zählt:

Birdman
Wie geht es einem Hollywood-Star, dessen Karriere-Höhepunkt als Darsteller eines Comic-Superhelden schon 20 Jahre zurückliegt und seither nichts Nennenswertes mehr gemacht hat? Wie kommt er wieder zurück ins Rampenlicht? Michael Keaton ist so ein ehemaliger Filmstar und die Rolle seines Lebens war: Batman.

Was macht Michael Keaton also? Er nimmt die Rolle eines Hollywood-Stars an, dessen Karriere-Höhepunkt als Darsteller eines Comic-Superhelden schon 20 Jahre zurückliegt und den Weg zurück ins Rampenlicht sucht. Die Filmfigur heißt Riggan Thomson und die Rolle seines Lebens war: Birdman.

Wer ist wer?
Es ist nicht leicht, die Biografie von Michael Keaton und der Filmfigur Riggan Thomson auseinanderzuhalten. Ich habe mich ertappt, dass ich während des Films darüber nachdachte, wie weit sich Michael Keaton da wohl selbst spielt.

Michael Keaton hat es also geschafft – mit einem Film, der fast ausschließlich in einem Theater spielt, ist er wieder im Geschäft. Und er hat für Birdman schon eine Menge Preise eingeheimst, unter anderem einen Golden Globe. Dadurch ist er ein großer Favorit für einen Academy Award.

Die von Keaton dargestellte Figur Riggan Thomson hingegen versucht, mit einer Rolle am Theater wieder von sich Reden zu machen. Er hat sein ganzes Geld in ein Stück investiert, spielt die Hauptrolle und führt auch Regie.

Birdman_poster

Filmposter (Wikepedia)

Probleme gibt es dabei ohne Ende. Eines davon ist Riggans Tochter [Emma Stone], die sich frisch vom Drogenentzug nun recht widerwillig als seine persönliche Assistentin verdingt. Ein anderes heißt Mike Shiner, gespielt von Edward Norton. Mike ist Filmschauspieler, ein aufgeblasener Egoist und besessen von Intensität und Authentizität auf der Bühne. Als Privatperson hält er allerdings weniger von Ehrlichkeit. Er bringt das Stück beinahe zum Scheitern und Riggan zur Verzweiflung. Immerhin droht diesem, nicht nur der Verlust seines letzten Geldes. Wenn das Stück ein Flop wird, dann verliert Riggan auch seine letzte Chance, wieder jemand zu sein. Er will nicht mehr nur der Typ sein, der früher mal berühmt war.

Köstliche Mischung
Wenn ein Ex-Comic-Superhelden-Darsteller einen Ex-Comic-Superhelden-Darsteller spielt und ein authentizitätsbesessener Method-Actor einen authentizitätsbesessenen Method Actor spielt, dann bleibt die geballte Ladung Meta-Referenzen nicht weit. Ich habe beim ersten Mal ansehen, sicher nicht alle davon mitbekommen. Die existentialistische schwarze Satire teilt dabei allerlei Seitenhiebe auf die Welt der Filmstars und der Social Media aus. Und sie bringt einen auch darüber zum Nachdenken, welche Maßstäbe wir für unseren Selbstwert ansetzen.

Der Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Alejandro G. Iñárritu stammt aus Lateinamerika, wo der magische Realismus besonders stark in der Literatur verankert ist. Und so lässt er Birdman, das Über-Ich des Schauspielers Riggan Thomson, mit jedem Problem erstarken. Dabei durchbricht er die Grenzen zwischen Phantasie und Realität. Birdman ist für einige kraftvolle Sequenzen im Film verantwortlich und verwandelt sogar eine harmlose Straßenszene in eine handfeste Actionfilm-Sequenz. Am Ende bringt er sogar etwas Poesie in all die Überdrehtheit und das Drama.

Der Film wird nicht unbedingt allen gefallen. Aber für mich hat er auf originelle Weise alles verpackt, was ich vom Kino erwarte.

Wer kriegt den Oscar?
Bester Hauptdarsteller, Michael Keaton: 80%
Bester Nebendarsteller, Edward Norton: 60%
Beste Nebendarstellerin, Emma Stone: 100%
Bester Film: 80%

Hier gehts zum Trailer:

von Gastautorin Carolin Schiefer

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Dr. Carolin Schiefer

Folgender Dialog im Bus vor mir…:Hey, wie gehts dir?..naja, ich bin zHaus..Burnout…aha..ja, dann kannst dich wenigstens mal richtig erholen….

Is das so? Bedeutet Burnout Dauerurlaub für Menschen die einfach nicht soviel schaffen?

Solche und ähnliche Unterhaltungen und Meinungen hört man immer wieder , wenn es um das höchsteigene Verständnis einer ernsthaften psychischen Erkrankung geht. Immerhin begehen doppelt so viele Menschen in Österreich Selbstmord wie bei Verkehrsunfällen ums Leben zu kommen…

Aber was ist denn nun „Burnout“?

Im engeren Sinn gibt es diese Diagnose, zumindest eigenständig in unserem Diagnosesystem ,nicht. Burnout bezeichnet eine schwere Depression, die in irgendeiner Form  in Zusammenhang mit dem Job oder auch mit der Hauptlebensaufgabe zusammenhängt(soll ja auch Hausfrauen, oder Hausmänner  geben die eine 70 h Woche haben..)

Gut und was ist jetzt eine Depression?

Rein per Definition handelt es sich um einen Zustand gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Interessenverlust, der zumindest zwei Wochen anhält und in Kombination mit verschiedensten Beschwerden( Angst, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, sexuelle Unlust, sozialer Rückzug, Aggressivität, unklare Magen und Darmbeschwerden, Kopfschmerzen ,unklare Schmerzzustände, sogar Haluzinationen und Suizidgedanken…)auftritt. Ich könnte ewig so weiter machen.

c2Leider präsentiert sich jede Depression anders, sie ist ein wahres Chamäleon und versteckt sich gerne hinter einer sogenannten „Somatisierungsstörung“(das bedeutet sie wird durch verschiedene ,oft wechselnde Beschwerden manifestiert und dann leider als „is halt psychisch“ abgetan!)

Ein(e) Facharzt(in) kann solche Zustände mit geschultem Blick sehr leicht erkennen und einem oft jahrelangem Leiden raschest ein Ende setzen und einem einst depressivem Menschen seine Lebenslust zurückgeben. (Nicht umsonst ist dies die am längsten dauernde Facharztausbildung!)

Geht eine Depression von selbst weg?

Ein fataler Irrglaube besteht darin zu denken , wenn man nur genug ausruht wird es von alleine wieder…die Verzweiflung über die Erkenntnis das dem nicht so ist , treibt viele dazu ihr Leben zu beenden , auch aus dem Glauben heraus anderen zur Last zu fallen(übrigens schon wieder ein typisches Symptom einer Depression-nennt sich nihilistischer Wahn).

Ebenso wie leider sehr viele Menschen Unsummen an Geld für irgendwelche Alternativmethoden oder Hormontestungen ausgeben. Eine gute Behandlung ist nicht teuer, außer sie muss einen Porsche finanzieren…

Man verstehe mich jetzt aber nicht falsch ,ich bin absolut für additive Methoden wie TCM und Akkupunktur, solange von jemanden praktiziert , der sich mit psychischen Erkrankungen auskennt…denn leider sind die „Alternativen“(bin mir meines provokanten Tons bewusst) meist auch die, die „herumprobieren“ und dann verzweifelt anrufen ,weil der Patient suizidal oder psychotisch ist(Ja, wenn man einfach drauflos therapiert kann sowas passieren…Stichwort Familienaufstellungen!! Die klaren Kontraindikationen sind meist unbekannt).

Eine Depression, ich spreche absichtlich von Depression, dies meint auch Burnout , chronische Schlafstörungen und Angst,-sowie Zwangserkrankungen, gehört in professionelle Behandlung.

Warum eine professionelle Behandlung?

Weil ein Profi eher für jedes Individuum das Behandlungskonzept plant, denn für die „Diagnose“. Im Prinzip gibt es drei Hauptbotenstoffe im Gehirn(Serotonin, Dopamin und Noradrenalin)die an der Entstehung von psychischen Erkrankungen beteiligt sind. Von Angst bis Zwang über Schizophrenie handelt es sich  immer um ein Ungleichgewicht dieser Transmitter im Gehirn.

Warum ein Ungleichgewicht entsteht?

gl3Da gibt es verschiedene Theorien: Gene, persönliche Einstellung, Schicksalsschläge oder einfach Pech… Wichtig zu wissen ist, dass mittlerweile jede psychische Erkrankung gut behandelbar ist und man mit selbiger „normal“ leben kann so wie mit Diabetes und Bluthochdruck auch. Vorausgesetzt man sucht einen Spezialisten auf und ist auch gewillt selbst etwas zu tun. Laut Studien wirken Medikamente zu ca. 40%, der Rest ist Psychotherapie und anderes.

Da ich auch immer wieder angesprochen werde, es sei so schwer einen raschen Termin bei einem Facharzt zu finden….in Salzburg herrscht ein ausgezeichnetes Rückerstattungssystem für Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie , meist ist nur mit einem Eigenaufwand von 20 Euro pro Termin zu rechnen!

Ich hoffe ich habe alle Klarheiten beseitigt und freue mich auf alle Rückmeldungen…

Falls unbekannt ist was der Unterschied zwischen Psychiater, Psychotherapeut und Psychologen ist, hier findet ihr alle Infos:  Dr. Carolin Schiefer

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Frühstück im Hidiv Kasri

Nichts langweiliger als in einem fremden Land zu sein und sich dann von weltbekanntem Fastfood zu ernähren. Auch die Liebe zu einem Land oder einer Stadt geht durch den Magen. Und Istanbuls kulinarischen Genüssen erliegen fast alle. Auch ich.

Gerade für jene, die erstmals in Istanbul sind, ist es wichtig, sich außerhalb der touristischen Zonen zu bewegen. Nur so lernt man die Vielfalt der Küche kennen. Ich beginne gleich mit dem, was ich einmal und dann nie wieder gegessen habe. Es gibt in Istanbul unzählige Lokantas, die bis in den frühen Morgen geöffnet haben und mit einer Spezialität locken, die besonders Nachtschwärmer nach zu viel Alkoholkonsum anspricht: Iskembe Corbasi. Schlicht eine Kuttelflecksuppe, nun gut ich will nicht so sein, wer es mag, soll es essen.

Aber jetzt die richtigen Tipps. Beginnen wir mit dem Frühstück:

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Perde Pilav bei Niyazi Bey

Wer es einfach aber gut türkisch liebt, der isst in der Früh in einem einfachen Lokal, das es an jeder zweiten Straßenecke gibt: SU BÖREK und PORCA (Sade oder Peynirli, was heißt ohne oder mit Schafskäse). Hier sei gleich darauf hingewiesen, dass Nescafe immer noch die Nase vor dem Espresso, dem Verlängerten oder einem Cappucino hat. Die gibt’s eigentlich nur  in den Kaffeehausketten.

Für den Samstag und Sonntag empfiehlt sich ein wunderbares Köşk auf der asiatischen Seite in Vaniköy (ist etwas weit, aber zahlt sich aus) mit Namen: Hıdıv Kasrı. Das liegt inmitten eines Rosengartens und es gibt einen wundervollen Brunch mit allem Drum und Dran um cirka 15-20 Euro pro Person. Nach dem Brunch spaziert man einfach zum Hafen Kanlica mit dem besten Joghurt der Türkei und fährt dann mit der Fähre nach Besiktas. Aber auch zwischen Üsküdar und Kuzguncuk lässt sich gut brunchen im Pasalimani direkt am Bosporus. Das Hidiv Kasri und das Pasalimani werden von Beltur betrieben, direkt von der Stadt selbst, daher gibt es dort auch keinen Alkohol.

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Künefe

Zu Mittag als kleiner Snack ein Döner, am besten das Original mit Rind- oder Schaffleisch und nicht das Hühnchen (Tavuk). Auch ein gepflegtes Dürüm (gewickeltes Döner) ist zu empfehlen. Auch gut sind Lahmacun, das sind dünne türkische Pizzas, belegt mit Faschiertem. Auf das Lahmacun gibt man Petersilie, Zwiebel und Zitronensaft, wickelt es und genießt.

Wichtig ist die vor einigen Jahren eröffnete Franzis Sokak, die zwecks Streit mit Frankreich jetzt Cezayir Sokak (Algerische Straße) heißt und vom Taksimplatz kommend von der Istiklal Caddesi links nach dem Galatasary Lisesi abgehend, nach ca. 300 Metern scharfe Linkskurve und dann gleich rechts ist – Das ist megacool dort – mehr wird nicht verraten!

Am Abend ist ein langes Abendessen angesagt

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Ezme – Achtung scharf!

Die Türken bevorzugen es ungefähr zwei bis drei Stunden zu essen. Man beginnt mit verschiedensten Vorspeisen, Meze genannt, die auf einem Tablett präsentiert werden. Da finden sich gefüllte Auberginen, Paprika, Tomaten, Zwiebel oder Weinblätter. Was unbedingt dazu gehört ist Ezme, ein scharfer Aufstrich aus Tomaten, Paprika, Knoblauch und Gewürzen. Natürlich gibt es verschiedenste Bohnengerichte und Vorspeise-Variationen von Fisch und Meeresfrüchten. Wer rohes Fleisch mag, muss Cig-Köfte probieren. Das Fleisch wird mit Bulgur und verschiedenen Gewürzen sehr lange geknetet und dann in Form gebracht. Man isst Cig-Köfte, beträufelt mit Zitronensaft und in ein Salatblatt gewickelt. Nach einer kurzen Pause genießt man als Hauptgang dann am besten ein Fleisch- oder Fischgericht und schließt mit Obst und türkischem Kaffee (sade, orta şekerli oder şekerli, also ohne Zucker, mittel oder viel Zucker). Zum Essen unbedingt Rakı trinken. Der türkische Wein ist aber auch gut.

Einige Restaurants, die echt toll sind:

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Cig Köfte

Das DEMGAH, das jetzt anders heißt und ich immer vergesse wie: dieses Restaurant befindet sich im hinteren Teil der Ciçek Pasaj (in der Mitte der Istiklal Caddesi). Das heißt man muss durch den Fischmarkt, dann geht rechts eine Straße weg, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Super Vorspeisen, das beste ist der Oktupussalat!

Natürlich finden sich rund um die Istiklal Caddesi noch unzählige andere Restaurants, Lokantas und Schnellimbisse.

In Asien:

Das ISMET BABA: hier fährt man mit der Fähre nach Üsküdar, setzt sich in ein Taxi und sagt: Ismet Baba in Kuzguncuk. Es ist der Geheimtipp an Fischrestaurants in Istanbul!

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Auberginen Salat

Und nicht zu vergessen das Niyazi Bey  mit dem coolen Vorhangreis (Perde Pilav) und einer Nachspeise namens Künefe, die wirklich dort am himmlischsten schmeckt, warmer Käse, gesüßt und mit einem speziellen Schlagobers verfeinert! Zu finden in Üsküdar von der Anlegestelle sind es zu Fuß vielleicht 10 Minuten. Die Leute dort wissen Bescheid.

Wer ein Fleischtiger ist sollte in eines der vielen Kepabrestaurants gehen- ich bevorzuge das Nakkas-Kepab auf der asiatischen Seite am Nakkastepe direkt über Kuzguncuk.

Wer ein Schnellrestaurant testen möchte, das höchste Qualität bietet ist am besten im Kanaat Lokantasi aufgehoben. Einfach nach Üsküdar-Hafen und dann hinter der großen Moschee neben dem Yeni Saray Otel. Das Kanaat wurde vor einigen Jahren unter die besten 10 Schnellrestaurants der Welt gewählt- zu Recht!

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Fleischplatte mit Zwiebelsalat

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Frisch aus dem Meer

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer jetzt noch in der Nacht Hunger bekommt, sollte wagemutig sein und Kokoreç essen, das sind gegrillte Lammdärme. Quasi nur gegrillte Wursthaut ohne Fülle – köstlich! Aber nur die am Fischmarkt in Beyoglu, direkt bei der Cicek-Pasaj, die sind weltmeisterlich!

Wer Baklava und anderes Süßes testen möchte ist am besten beim Güllüoglu in Karaköy aufgehoben, dort gibt es sogar Schoko-Baklava. Einfach bei der Galatabrücke rechts am Ufer entlang gehen, an den vielen Lokalen vorbei und dann am Ende links rauf- dann sieht man das Geschäft schon.

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Waffelglück in Ortaköy

ORTAKÖY: Am Sonntag zu empfehlen, da gibt’s einen Markt und hier trifft sich die Jugend Istanbuls zum Flanieren, Tee trinken und spielen. Ortaköy ist kurz vor der ersten Bosporusbrücke auf der europäischen Seite. Kleiner Essenstipp: hier gibt’s die besten gefüllten Waffeln, einfach göttlich, man wählt zwischen zig Zutaten aus und wird vor Glück mit der Waffel eins! Wer es nicht so süß mag, der isst Kumpir, das sind Ofenkartoffel, die man sich auch mit verschiedensten Zutaten füllen lassen kann. Mit Kumpir oder Waffel (oder beidem) setzt man sich an den Bosporus und genießt. Von hier kann man auch einen Spaziergang durch den Yıldız Park machen und mittendrin wieder ein schönes Köşk zum Tee trinken, einfach von Ortaköy in Richtung Besiktas gehen und dann vorm Cigaran Kempinski rechts rauf.

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Was bringt die Zukunft?

Übrigens Tee trinken kann man immer. Oder auch türkischen Kaffee. Der eignet sich auch wunderbar zum in die Zukunft schauen. Dazu trinkt man den Kaffee, bis nur mehr der Satz in der Tasse ist. Man legt den Unterteller darauf, dreht das Ganze dreimal im Uhrzeigersinn und stellt es dann auf den Kopf. Dann wartet man bis die Tasse erkaltet ist, nimmt sie und sieht sich mit Kennerblick den Kaffeesatz an. Der Kaffeesatz, der auf dem Unterteller gelandet ist, dient der Prognose für Geld und Wohnen. In der Tasse ist die Zukunft für Liebe, Familie, Freunde und Sonstiges zu finden.

Man entdeckt im Satz immer Interessantes, das durchaus Potenzial für weise Voraussagen hat. Zum Beispiel, wann man das nächste Mal nach Istanbul kommt!

Hier Teil 1 – Was muss man unbedingt sehen in Istanbul?

Hier Teil 2 – Einkaufen in Istanbul

Lust auf ein paar großartige Kinoabende? Jetzt ist die beste Zeit dafür. Mit einer Reihe von Kurzkritiken möchte ich euch einen Überblick über Oscar-nominierte Filme geben, die derzeit noch laufen.
Teil 1 könnt ihr hier nachlesen: Die Entdeckung der Unendlichkeit

Hier stelle ich den nächsten Film vor:

The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben
Benedict Cumberbatch ist momentan überall zu sehen. Sein großer Aufstieg begann mit der BBC-Fernsehserie Sherlock. Er spielt darin den Meisterdetektiv Sherlock Holmes als Genie ohne Gespür für die Menschen. Er stellte in Inside WikiLeaks Julian Assange dar – schlau, aber ohne soziale Kompetenzen. Er spielte in einer Fernsehverfilmung Steven Hawking – zweifellos ein Genie. Und in The Imitation Game stellt er Alan Turing dar – ein mathematisches Genie, ebenfalls leicht autistisch. Wer erkennt das Muster?

The Imitation Game ist ein Biopic über den Mathematiker und Logiker Alan Turing, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass der Krieg gegen Nazi-Deutschland gewonnen werden konnte.

Benedict Cumberbatch ist Alan Turing

Benedict Cumberbatch ist Alan Turing

1952 wird bei Alan Turing eingebrochen. Mysteriöserweise wurde nichts gestohlen. Sehr verdächtig. Die Polizei vermutet, dass Turing ein russischer Spion ist. Doch sie stoßen auf ein ganz anderes, privates Geheimnis.
Und Geheimnisse sind das Hauptthema des Films. Turing hat sein ganzes Leben lang gelernt, Geheimnisse zu hüten und mit ihnen zu leben. Und das begann schon im Internat, wo der hochbegabte, aber eigenbrötlerische Junge Schwierigkeiten hatte, Freunschaften zu schließen. Nur mit seinem Mitschüler Christopher steckte er ständig zusammen.
1939, nun Mathematiker, soll Alan Turing den Code von Enigma knacken – einer Chiffriermaschine, mit der die Deutschen im zweiten Weltkrieg ihre Nachrichten verschlüsselten. Die Herausforderung: Es gibt 150 Millionen Millionen Kombinationsmöglichkeiten. Alan und sein Team arbeiten unter allerstrengster Geheimhaltung. Nicht ein Wort darf er außerhalb der Arbeit darüber verlieren, sonst droht die Todesstrafe. Alan Turing baut eine unglaubliche, riesige Entschlüsselungsmaschine, um die sich nun sein ganzes Leben dreht. Er gibt ihr sogar einen Namen: Christopher.

The Imitation Game zeigt wie sich Parallelen durch Alan Turings Leben ziehen und wie frühere und spätere Ereignisse miteinander zusammenhängen. In der Erzählweise sind die geschickten Sprünge zwischen drei Zeitebenen gut gelungen: Alans Internatszeit; die Zeit, in der er daran arbeitet, den Enigma-Code zu entschlüsseln; und als er sieben Jahre nach Kriegsende von der Polizei verhört wird.

The Imitation Game beweist: Auch aus einer bekannten Geschichte kann man einen faszinierenden Film machen. 2001 wurde die Geschichte bereits einmal verfilmt und hat bei mir bei weitem keinen so starken Eindruck hinterlassen. Der Film hieß Enigma und beschäftigte sich fast ausschließlich mit der Arbeit an der Entschlüsselung und den Geschehnissen im Krieg. So richtig interessant wird es jedoch erst, wenn der eigentliche Angelpunkt der Geschichte das berührende Schicksal des genialen Alan Turner ist, der so Großes geleistet hatte, schwer mit Menschen umgehen konnte und starb, weil sein Geheimnis ans Tageslicht kam. Benedict Cumberbatch hat das Genie mit autistischen Zügen facettenreich dargestellt und mich tief bewegt.

Wer verdient den Oscar?
Bester Film: 60%
Bester Hauptdarsteller: 70%
Beste Nebendarstellerin (Keira Knightley): 50%
Bestes adaptiertes Drehbuch: 100%

Hier gehts zum Trailer: