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von Daniel Eckhart

Was ist das Deep Web?
In Wikipedia findet man diese Definition:
Das Deep Web (auch Hidden Web oder Invisible Web) bzw. Verstecktes Web bezeichnet den Teil des World Wide Webs, der bei einer Recherche über normale Suchmaschinen nicht auffindbar ist. Im Gegensatz zum Deep Web werden die über Suchmaschinen zugänglichen Webseiten Visible Web (Sichtbares Web) oder Surface Web (Oberflächenweb) genannt. Das Deep Web besteht zu großen Teilen aus themenspezifischen Datenbanken (Fachdatenbanken) und Webseiten. Zusammengefasst handelt es sich um Inhalte, die nicht frei zugänglich sind, und/oder Inhalte, die nicht von Suchmaschinen indexiert werden oder die nicht indexiert werden sollen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Deep_Web)

Ich war jung und neugierig
Ich habe das Deep Web durch einen damaligen Schulfreund gefunden und möchte darüber erzählen. Ich war 14 Jahre alt und sehr am Internet Interessiert. Als mir ein Freund von einem geheimen Internet erzählt hat, war meine Neugier geweckt. Er erklärte mir, dass es nicht so leicht ist, in das Deep Web zu kommen und schickte mir ein Tutorial, wie ich den Zugang einrichte. Ich machte alles, wie es in dem Tutorial beschrieben war.

So weit, so gut. Nun konnte ich das Deep Web besuchen. Es war aber schon spät. Am nächsten Tag musste ich zur Schule und wollte darum erst einmal schlafen. Im Bett ging mir das Ganze aber einfach nicht aus dem Kopf. Ich wollte mehr über das Deep Web erfahren – und zwar gleich. Also stand ich wieder auf und setzte mich vor den PC. Ich startete den Browser und suchte im visible Web (im normalem Internet, so, wie wir es kennen) nach Beiträgen. Da fand ich dann eine Seite auf der komische Links zu sehen waren. Sie bestanden aus verschiedenen Buchstaben- und Zahlen-Kombinationen. Ich kopierte den Link und stieß auf ein deutsches Forum. Auf den ersten Blick sah es nicht anders aus, als andere Foren. Ich scrollte durch die Seite und las ein paar Beiträge durch. Dabei stieß ich auf eine Person, die gerade online war. Wir unterhielten uns. In der Unterhaltung ging es eigentlich nur um ganz normale Themen, wie es mir und ihm geht usw. Nach kurzer Zeit fragte er mich, ob ich Skype habe. Das hatte ich natürlich und schickte ihm meinen Skype-Namen. Mit 14 machte ich mir keine Gedanken darüber, was da für eine Person am anderen Ende der Leitung sitzt.

deep web_imageLass dich nicht mit Fremden ein
Er addete mich und rief mich an. Sollte ich das Gespräch wirklich annehmen? Nach dem fünften Klingeln hob ich erst ab. Wir unterhielten uns über das Deep Web und ich fragte ihn aus, was es so im Deep Web gibt und was der Unterschied zum normalen Internet ist. Er lachte nur und schickte mir Onion Links – das sind Links aus willkürlichen Zahlen- und Buchstaben-Kombinationen). Ich öffnete die Links und es öffnete sich vorerst wieder nur ein Forum. Als ich dann genauer hinsah, erschrak ich: In diesem Forum ging es um Vergewaltigung und Kinderpornografie. Ich war zuerst sprachlos. Als ich mich dann wieder gefangen hatte, fragte ich ihn, was er auf solchen Seiten macht. Ich war echt verstört. Er schmunzelte nur und meinte das ist erst der Anfang.

Wieder schickte er mir einen Onion link. Ich öffnete ihn und kam auf eine Seite, die Silk Road hieß. Dort waren Pflanzen, Tabletten und weißes Pulver abgebildet. Ich wusste nicht, was das alles bedeutet. „Klick einmal auf ein Bild“, sagte er. Ich zögerte. Doch dann klickte ich auf das Bild mit dem weißen Pulver. Koks to a small price of 0.00124635 BTC stand da. Ich fuhr mit meinem Stuhl zurück. Er lachte lauthals: „HAHAHA! Hast du Angst vor Drogen, oder wie?“ Ich wusste zuerst nicht was ich darauf sagen sollte. Nach gefühlten fünf Minuten antwortete ich dann ganz leise: „Das ist doch krank!“ Ich wollte aufhören, mir all das anzusehen. Andererseits konnte nicht aufhören. Ich war einfach zu neugierig. Ich fand wirklich alles auf der Seite: Koks, Marijuana, Extasy, Crystal Meth. Ich war erschrocken darüber, wie einfach es ist, an diese Drogen zu kommen.

Er schickte mir noch einen letzten Onion Link. Ein paar Sekunden später schickte er mir noch irgendwelche Zugangsdaten und meinte nur mit einem Zwinkersmilie: „Die wirst du brauchen.“ Damit verabschiedete er sich und beendete den Skype-Anruf. Ich kopierte alles und speicherte die Links in einem Textdokument ab. Ich sah auf die Uhr und sah, dass es schon Zwei Uhr in der Früh war.

Um meine Gedanken abzulenken, wollte ich noch einfach ein paar nomale YouTube Videos ansehen. Ich konnte mich aber gar nicht darauf konzentrieren. Ständig musste ich über alles nachdenken, was ich gesehen hatte. Außerdem ging mir der letzte Onion Link und die Zugangsdaten nicht aus dem Kopf. Ich glaube, ich überlegte zwei Stunden, ob ich mir anschauen soll, was er mir geschickt hat. Ich zwang mich, ins Bett zu gehen und zu schlafen. Am nächsten Morgen musste ich nämlich schon um 06:00 Uhr aufstehen, damit ich nicht den Bus zur Schule verpasse. Den ganzen Schultag über war ich sehr abwesend und wenn mich Lehrer darauf ansprachen, meinte ich nur, ich habe schlecht geschlafen. Mein Schulfreund war an dem Tag krank, also konnte ich mich mit niemanden darüber unterhalten, was ich gesehen und erlebt habe. Als ich dann heim kam, aß ich mit meiner Familie. Meine Mutter merkte mir an, dass ich nicht ganz anwesend war. Also redete sie mich darauf an. Ich meinte, nur es war ein sehr anstrengender Tag in der Schule. Ich ging nach dem Essen nach oben und schaute gleich in Skype ob „er online war. Er war offline… Nun konnte ich nicht mehr warten und kopierte den Link in den Onion Browser. Es öffnete sich eine Seite mit einem Login Feld:
Eingabemaske Deep Web
Ich fügte den Benutzernamen und das Passwort ein. Eine weitere Seite öffnete sich mit den Auswahlfeldern:

„I can handle this“ und „I am a Pussy. Quit“

Wie viel erträgst du?
Ich klickte natürlich auf „I can handle this“. Darauf öffnete sich noch eine Seite. Was ich da sah, veränderte mein Leben komplett. Ich sah mehrere Bilder. Auf dem ersten saß ein Mann auf einem Stuhl. Er bewegte sich nicht. Das zweite zeigte ein traurig aussehendes Kind. Ich klickte auf das Bild mit dem Mann auf dem Stuhl. Ein Video startete automatisch. Es begann mit trauriger Musik. Ein anderer Mann betrat den Raum und schaute mit einer Scream Maske in die Kamera. Er zückte ein Messer und begann wie wild auf den sitzenden Mann einzustechen! Ich wollte das Video beenden oder den Browser schließen, aber ich war starr vor Angst. Ich konnte mich kaum bewegen. Und so sah ich mir das Video bis zum Ende an – ohne dass ich es wirklich wollte. Als das Video aus war, fing ich an zu weinen. Als ich mich wieder etwas gefasst hatte, schloss ich den Browser und deinstallierte alles, was nur irgendwie mit dem Deep Web zu tun hatte. Ich löschte Skype und alle Daten, die mich nur irgendwie an das Deep Web erinnern könnten. Ich würde heute nie mehr das Deep Web nutzen. Denn die Dinge, die ich gesehen habe, waren zu verstörend, grausam und krank.

Meine Warnung
Ich möchte noch einmal betonen: Das ist eine wahre Geschichte. Ich habe sie selbst so erlebt! Bitte nehmt meine Warnung ernst: Überlegt euch genau, was ihr im Internet tut. Wenn Eltern unter euch sind, dann habt bitte ein Auge darauf, was eure Kinder eure Kinder im Internet machen. Mich hat dieses Erlebnis persönlich sehr verstört. Noch heute denke ich an die Dinge, die ich da gesehen habe, und bekomme selbst jetzt, wenn ich darüber schreibe, schwitzige Hände. Die Bilder bekomme ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht aus meinem Kopf.

Was für entsetzliche Nachrichten:

• Flüchtlinge ziehen randalierend durch Erfurt
• Schon wieder versuchen zwei rumänisch aussehende Leute (Männer und Frauen) ein Kind direkt der Mutter zu entreißen und in einem weißen Van zu entführen
• Facebook verlangt jetzt Geld von uns, damit es nicht augenblicklich alle unsere Postings öffentlich macht
• Wieder ein Fall, wo Crystal Meth mit Fruchtgeschmack an unseren Volksschulen verteilt wird
• Und wieder Flüchtlinge: Diesmal haben sie eine Frau vergewaltigt und ihr sogar ein Ohr abgeschnitten.

Die letzten Wochen waren auf Facebook wirklich kein Spaß. Und zwar wegen der Flut unglaublicher Nachrichten – die meisten davon waren Fakes, also Falschmeldungen.

schützt unsere schülerWer nichts weiß …
Bis vor kurzem habe ich mir immer gedacht: „Selig die Armen im Geiste“, und hab schnell zur nächsten Nachricht geklickt. Doch dann teilten auch immer mehr meiner Freunde solche Falschmeldungen auf Facebook. Und ich hab daraufhin begonnen, immer ganz höflich auf den Irrtum hinzuweisen – natürlich ganz diskret per Privatnachricht. Mir liegt nichts daran, jemanden bloßzustellen. Meistens krieg ich auch eine nette Antwort: „Ups. Sorry, aber das kann ja keiner wissen.“ Kann man eben schon.

Ich wünsche mir manchmal, viel klüger zu sein als andere. Aber das ist nicht so. Was ich vielleicht besitze sind sensible „Antennen“. Diese reagieren recht schnell auf Nachrichten, die extrem reißerisch aufgemacht sind. Denn die sind im wahrsten Sinne des Wortes einfach unglaublich. Ich beginne dann, nach Antworten zu suchen. Meine Recherche führt mich zuerst auf die Facebook-Seite des gemeinnützigen Vereins ZDDK – Zuerst Denken Dann Klicken – oder auf dessen Webseiten zddk.eu und mimikama.at.

mimi-Was? Nie gehört.
Stattet mimikama.at oder zddk.eu mal einen Besuch ab und seht euch dort um. Ich kann das nur empfehlen. Ob Postings über Flüchtlinge, Berichte über Kindesentführungen, Gewinnspiele etc. – auf diesen Webseiten ist meistens schon geklärt, was falsch ist und was echt. Alle Internet-User können dort ihre Anfragen posten.

Woher wollen die das wissen?
Es wird oft von Schwarm-Intelligenz geredet. ZDDK bzw. mimikama beweisen, dass diese auch wirklich existiert. Die Mitarbeiter des Vereins sind bestens vernetzt und recherchieren auf allen Kanälen. Aber sehr viele Informationen kommen auch von der Community. Um mitzumachen kann man sich ganz einfach auf der Seite anmelden. Bestimmte Voraussetzungen werden dafür nicht verlangt. Es ist beeindruckend: Die Mitglieder legen sich echt ins Zeug, bei Behörden oder bei betroffenen Personen nachzufragen – oder auf andere Weise akribisch zu recherchieren. Sie finden heraus, woher ein Film oder Foto stammt, ob ein bestimmter Vorfall überhaupt geschehen ist.

Polizei App

Auch über die App der Polizei lässt sich einiges erfahren

Wir brauchen bessere Internet-Komptenz
Wir können einfach nicht alles wissen. Gleichzeitig werden wir von einer Flut an Informationen überrollt – geradezu überfordert. Daher müssen wir alle lernen, Meldungen zu hinterfragen und zu erkennen, welche Quellen zuverlässig sind und welche nicht. Denn auf ein Facebook-Posting ist kein Verlass – auch wenn es von der besten Freundin stammt.

Macht ja nix. Oder?
Was macht es schon, wenn man mal einen Unsinn postet? Es macht eben schon etwas: Viele Falschmeldungen verbreiten unnötig Panik. Drogen an der Schule, Kindesentführungen – das ist mehr als nur leicht beunruhigend. Oft steht noch mehr dahinter: Es wird damit bewusst Feindseligkeit geschürt. Gegen Roma, gegen Flüchtlinge und alle Personen, auf die jemand gerade abzielen möchte. In Wien ist noch dazu gerade Wahlkampf und es vergeht kein Tag, an dem eine bestimmte Partei nicht der Lüge überführt wird. Die Falschmeldungen zieht sie dann nach erfolgreicher Verbreitung still und leise wieder zurück. Ohne Richtigstellung. Ohne Entschuldigung. Man kann hier Methode unterstellen.

Im Vergleich ist Internet-Betrug geradezu ehrlich. Das ist reine Abzocke und lukrativ. Die Gefahr ist aber: Wer bei Falschmeldungen allzu leichtgläubig ist, fällt mit Sicherheit auch leichter auf Internetbetrug herein.

Es zahlt sich also aus, die Antennen zu sensibilisieren und kritisch zu sein. Das nötige Wissen dazu liefert das Internet. Man kann sich durchaus selbst einmal auf die Suche begeben, falls mimikama nicht die richtige Antwort parat hat. Wer Spaß an Detektiv-Arbeit hat, findet dadurch vielleicht ein neues Hobby.

Kinder und Jugendliche haben es nicht einfach. Unsere Gesellschaft ist so reich an Konsumgütern wie noch nie. Aber laut dem Jahresbericht der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit sind wir auch reich an Gewalt, Vernachlässigung und Suchtmittelabhängigkeit. Es ist bestürzend, dass 15-Jährige europäische Spitzenreiter bei Gewalterfahrung sind. Alkohol- und Nikotinkonsum pflegen etwa ein Drittel der Jugendlichen. Viele Mädchen nehmen regelmäßig Medikamente. Täglich viele Stunden vor Computer und Fernsehen sind Normalität.

http://www.kinderjugendgesundheit.at/

Was passiert in unserer Gesellschaft? Manche rufen nach mehr Kontrolle der jungen Menschen, wollen Drogentests. Manch ein Erwachsener empört sich über die komasaufende Jugend und nimmt dann einen kräftigen Schluck aus dem Weinglas. Die „G‘sunde Watschen“ erfreut sich auch noch großer Beliebtheit. Ich glaube die Jugend hält uns den Spiegel vor, was schiefläuft in unserem Zusammenleben. Wir Erwachsenen müssen uns an der Nase nehmen und uns fragen, was die Werte unserer Gesellschaft sein sollen. Was ich mir wünsche ist:hihi

  • weniger Egoismus und mehr Solidarität
  • weniger Gewalt und mehr Respekt
  • weniger Verbissenheit und mehr Fröhlichkeit
  • weniger Wegschauen und mehr Miteinander

 

Vielleicht klingt das etwas naiv. Aber ich bin überzeugt, dass wir die Probleme in unserer Gesellschaft nicht stellvertretend auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen austragen sollen. Wir sollen unsere Verantwortung als Erwachsene wahrnehmen und ein Stückchen dazu beitragen respektvoll miteinander umzugehen. Dann geht’s uns allen besser, den Kleinen und den Großen, den Jungen und den Alten.