Interessantes zum Thema Kultur

spidi2Als „The Amazing Spiderman“ vor zwei Jahren anlief, war ich nicht sicher, ob ich mir den Neustart einer ganz neuen Reihe von Spiderman Filmen überhaupt antun soll. Die Spiderman Filmreihe des Regisseurs Sam Raimi hatte es auf drei Teile gebracht. Das war ok, aber es hätten meinethalben auch ruhig mehr sein können. Eigentlich wollte ich gar nicht, dass sie endet. Tobey Maguire als nerdiger Peter Parker mit stets treudoofem Blick und James Franco als sein Frenemy/Gegenspieler Harry Osborn alias Green Goblin. Ach ja, Kirsten Dunst war auch dabei. Aber sonst war alles so perfekt.

Letztlich gefiel mir dann aber der erste Teil der neuen Reihe „The Amazing Spiderman“ unerwartet gut. Ich war begeistert von Andrew Garfield als schlacksigem Peter Parker/Spiderman mit verschmitztem Grinsen. Aber auch von der hinreißenden Emma Stone als seine Freundin Gwen Stacy, die ebenfalls Superkräfte hat – irgendwie. Sie ist überdurchschnittlich intelligent und steht davor, in Oxford einen Elitestudienplatz zu bekommen. In manchen Situationen stellt es sich einfach als effektiver heraus, wenn man sich in Naturwissenschaften auskennt, anstatt ordentlich wo draufzuhauen. Anders als Kirstin Dunst als Mary Jane in Sam Raimis Spiderman Filmen darf Emma Stone nicht nur pausenlos in schwindelnden Höhen schwingen und auf die Rettung durch Spidey hoffen. Sie ergreift selbst Initiative. Peter und Gwen geben auch ein gutes Paar ab, das viel Leichtigkeit und Witz in die Sache bringt.

Ich möchte mich diesmal gar nicht mit Details zur Handlung aufhalten. Ich bin nämlich nicht wirklich sicher, ob ich alles gut genug behalten habe. Es ist in den 2 Stunden 20 Minuten Laufzeit viel los und alles geht sehr rasant. „The Amazing Spiderman“ ist laut, bunt, komisch – und wahnsinnig schnell.
Andere Comic-Verfilmungen haben oft das Problem, dass sie es mit der Action und mit den vielen Superschurken zu gut meinen und mit ewigen und nicht mehr nachvollziehbaren Verfolgungsjagden und Nahkampfszenen für das eine oder andere Gähnen sorgen. Ein ganz krasses Beispiel dafür war im letzten Jahr „Man of Steel“ (vulgo Superman), der dachte, er müsse es nur ordentlich krachen lassen und die Leute würden dadurch nicht bemerken, wie viele Schwachstellen und Löcher der Film hat und wie platt und uninteressant seine Charaktere waren. „Men of Steel“ hätte mich fast dazu gebracht, Comic-Verfilmungen auf ewig abzuschwören.

spidi1„The Amazing Spiderman“ macht jedoch diesen Fehler nicht. Er bringt zwar ebenso viele Schurken und bietet haufenweise rasante Action, jedoch ganz ohne Längen. Er vergisst nämlich nicht, dass die eigentliche Geschichte auf der menschlichen Ebene stattfinden muss, damit es für die Zuschauer interessant bleibt.

Wen Spiderman eigentlich bekämpft? Jamie Foxx als wunderbaren total überzeichneten Vollnerd Max, der nur beachtet werden und Spidermans bester Freund sein möchte (Jetzt alle: Oooooch!). Als er zum Superschurken Elektro mutiert, bekommt er endlich die lang ersehnte Aufmerksamkeit. Doch Spiderman stiehlt ihm aber das Rampenlicht und so erklärt sich Elektro zu dessen Erzfeind.

Dane DeHaan trägt als Harry Osborn den fiesesten Scheitel, den ein Mittzwanzigjähriger Mann je zu tragen verdammt war (sorry Dane, da werden sich keine weiblichen Teenage-Fans um dich scharen) und so ist seine Transformation (aus Haarneid auf Peter Parkers coole Strubbelfrisur, vermute ich) zum Green Goblin am Ende des Films der einzig logische Verlauf seines Schicksals. Diese Verwandlung bietet schon ein interessantes Setup für den dritten Teil von „The Amazing Spiderman“, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Spiderman ist eine Gaudi und Action und in IMAX 3D ein Fest für Augen und Ohren, die schon mal die eine oder andere Reizüberflutung ertragen.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Kurzweilig und unterhaltsam. Am Ende des Films ist man ganz benommen. Kaum erholt man sich davon, ist allerdings das Meiste weg – leicht konsumiert und leicht vergessen. Aber man soll ja öfter mal für den Augenblick leben – das gilt auch für den Augenblick im Kino.

 

ed4Die English Drama Group Salzburg ist eine echte Institution: Seit 22 Jahren führt sie einmal jährlich ein großes Stück auf. Zum 450. Geburtstag William Shakespeares zeigt sie in diesen Tagen das Stück „The Taming of the Shrew“ (Der Widerspenstigen Zähmung). Bis 7. Mai gibt es noch die Gelegenheit, sich diesen Theaterklassiker in der ARGE Nonntal anzusehen. Es gibt sogar noch Karten dafür. Ich habe es mir schon angesehen und möchte so vielen Leuten wie möglich diesen Theaterbesuch schmackhaft machen.

Als englischsprachiges Theater muss man ein Jubiläum wie den 450. Geburtstag Shakespeares einfach nutzen. Auch wenn es eine schwierige Aufgabe ist: für den Regisseur, für die Darsteller – aber auch fürs überwiegend deutschsprachige Publikum. Denn englische Originalsprache bedeutet in diesem Fall Englisch des 16. Jahrhunderts. ed3Sprachhürden oder nicht – die Darsteller ernteten nach jeder Szene ausgiebigen Applaus konnten am Ende noch dreimal die Bühne betreten, um den großen Schlussapplaus entgegenzunehmen.

Zum Stück „The Taming of the Shrew“ selbst muss man nicht viel sagen. Es ist den meisten Leuten gut bekannt. Viele haben es in der Schule gelesen oder bereits einmal im Theater gesehen. Aber die meisten Leute erinnern sich an die Verfilmung mit Elisabeth Taylor und Richard Burton, die sich im Film genauso gegenseitig verprügeln durften wie sie es angeblich auch im privaten Eheleben machten.

ed1ed2Ich selbst habe seit 22 Jahren keine Produktion der English Drama Group Salzburg versäumt. Meine große Verbundenheit zu diesem Theaterprojekt kommt freilich daher, dass ich meine ganze Studienzeit über Mitglied der Gruppe war. Die monatelangen Proben und die intensive Zeit während der Aufführungen haben mich stark geprägt: persönlich wie beruflich. Und ich habe in der Drama Group Freunde fürs Leben gefunden.

Als die Drama Group 1992 begann, leitete Ilse Lackenbauer die Truppe und führte sie innerhalb weniger Jahre zu großer Bekanntheit in Salzburg – und zu ebenso großen Erfolgen. Vor ein paar Jahren trat Michael Darmanin die Nachfolge an und sein Engagement und Enthusiasmus sind ungebrochen. Der Andrang mitzuspielen scheint groß zu sein, denn er wählt vornehmlich Stücke aus, die eine große Besetzung erfordern. Neben einem Kern von Darstellern, ändert sich die Zusammensetzung des Ensembles von Jahr zu Jahr leicht. So gibt es immer wieder neue Entdeckungen.

Wer Zeit hat, dem kann ich nur empfehlen die Gelegenheit zu nutzen und bis 7. Mai in die ARGE Nonntal zu gehen. Man bekommt in Salzburg sonst ohnehin kaum englischsprachiges Theater zu sehen, noch dazu von einer durch und durch mit Salzburg verwurzelten Truppe. Außerdem kann man sich damit auch gleich sein Quäntchen Shakespeare im Jubiläumsjahr des größten Dramatikers der englischsprachigen Welt abholen.

ratzenbergerkarteEin Beitrag von Harald Saller:

Gewisse Tage im Leben vergisst man nicht. Einer davon ist der 30. April 1994. Es ist ein herrlicher Frühlingstag mit angenehmen Temperaturen. Ich bin an diesem Nachmittag mit Schulkollegen bei einem Fußballspiel, als plötzlich ein junger Mann zu uns kommt und sagt: „Habt ihr schon gehört, da Ratzenberger ist tödlich verunglückt!“ Geschockt von dieser Meldung schwinge ich mich auf mein Fahrrad, fahre nach Hause und drehe Fernseher und Radio auf. Nach einiger Zeit kommt tatsächlich die Meldung, dass Salzburgs erster und zugleich einziger Formel-1-Fahrer im Qualifying zum Großen Preis von Imola tödlich verunglückt ist. Der 33-Jährige war mit seinem Boliden bei rund 300 km/h aufgrund eines Bruchs des Frontflügels von der Strecke abgekommen und gegen eine Mauer geprallt. Ratzenberger hatte keine Chance zu überleben. Es sollte eines der schwärzesten Formel-1-Wochenenden der Geschichte werden. Nur einen Tag später kommt der dreifache brasilianische Weltmeister Ayrton Senna ums Leben.

Heute jährt sich der Todestag von Roland Ratzenberger zum 20. Mal. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen. Als er starb, war ich erst 13 Jahre alt. Als jemand, der ebenfalls seit frühester Kindheit vom Motorsport fasziniert war, habe ich seine Karriere via Fernsehen, Magazine und Zeitungen verfolgt. Ich habe Bücher gewälzt und später im Internet Videos von früher angesehen. Der stets auf Vollgas getrimmte Rennfahrer machte den Eindruck eines stattlichen Mannes, der mit seiner charismatischen Persönlichkeit jeglichen Raum ausfüllt und obendrein genau weiß, was er will.

Ich habe den traurigen Anlass genutzt und die Eltern von Roland Ratzenberger besucht, um über das Geschehene zu sprechen. Sein Vater Rudolf und seine Mutter Margit leben in der Wohnung in Salzburg-Maxglan, die ihr Sohn eine Woche vor seinem Tod gekauft hatte. Roland ist noch immer allgegenwärtig.

 

Eltern von Roland Fotos, Pokale und Modelle seiner Rennwagen zieren das Wohnzimmer. „Roland lebt noch immer bei uns mit“, sagt sein Vater. Der heute 81-Jährige hat Stress, wie er sagt. Zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland rufen ihn an, um über seinen Sohn zu berichten. „Ich spreche gerne mit den Journalisten. Für mich ist das eine Art der Trauerbewältigung.“ Er und seine Frau besuchen regelmäßig das Grab auf dem Maxglaner Friedhof, das nach wie vor Fans aus der ganzen Welt besuchen und schmücken. „Ein Mal ist ein ganzer Bus mit Japanern zu uns gekommen. Das war eine herzliche Angelegenheit“, sagt Vater Rudolf und lächelt. Seine Worte klingen so lebendig, dass man den Eindruck gewinnt, Roland würde jederzeit bei der Tür hereinspazieren.

Als Roland Ratzenberger, der im Salzburger Stadtteil Gnigl aufgewachsen ist, seinen Eltern sagt, dass er Rennfahrer werden wolle, sind diese alles andere als begeistert. „Ich wollte eigentlich, dass er die HTL absolviert und einen technischen Beruf erlernt. Leider musste er in der vierten Klasse die Schule verlassen“, so der Vater. Der Junior habe sich aber ohnehin nicht von seiner Idee abbringen lassen. „Er war sehr ehrgeizig, zielstrebig und vor allem geschäftstüchtig. Er wollte sich von uns gar nicht helfen lassen.“

Roland arbeitet unter anderem als Instruktor und Mechaniker in der Rennfahrerschule von Walter Lechner. „Er schraubte oft bis zum Umfallen. Er nahm sich nicht Mal die Zeit, etwas Vernünftiges zu essen“, so der Senior. In Italien schult er Bodyguards von reichen Leuten, wie man den Wagen in Grenzsituationen beherrscht. Mit dem verdienten Geld finanziert er sich seine Karriere als Rennfahrer.

1980 macht er das erste Mal auf sich aufmerksam. Der damals 20-Jährige gewinnt die „Jim Russel Trophy“. Drei Jahre später folgt der erste Sieg in der Formel Ford auf dem Nürburgring. 1986 gewinnt er als bisher einziger deutschsprachiger Rennfahrer beim Formel-Ford-Festival im englischen Brands Hatch. Seine Eltern sowie seine zwei Schwestern verfolgen das Geschehen von Salzburg aus. „Ich war nur bei einem Rennen in der Formel Ford Mitte der 80er dabei.“, erinnert sich Vater Rudolf.

1989 erfolgt der nächste Karriereschub. Roland Ratzenberger wird der erste europäische Werksfahrer bei Toyota. Er pendelt zwischen Japan und Europa, fährt zahlreiche Rennen in der Formel 3000, in der Gruppe A und C und zusätzlich für BMW im Tourenwagensport. In einer japanischen Bar kommt es zu einer brenzligen Situation. Ein Mann bedroht Ratzenbergers deutschen Rennfahrerkollegen Heinz-Harald Frentzen mit dem Messer. Roland schiebt sich mutig dazwischen und entschärft die gefährliche Angelegenheit. Zu diesem Zeitpunkt verdient er bereits gutes Geld und kann ein feines Leben führen. Er kauft sich einen Porsche 911 Carrera, von dem er immer geträumt hatte.

Seinen großen Plan von der Formel-1-Karriere hat er damals schon fast aufgegeben, schließlich ist er bereits über 30 Jahre alt. Durch seine Geschäftstüchtigkeit kommt er mit Barbara Behlau in Kontakt. Die Inhaberin einer Kultur- und Sportagentur in Monaco finanziert ihm den Formel-1-Einstieg beim englischen Team Simtek – vorerst für fünf Rennen für die Saison 1994. Im unterlegenen Wagen des britischen Rennstalls verpasst er die Qualifikation für das Rennen im brasilianischen Interlagos. Beim zweiten Rennen im japanischen Aida schafft Ratzenberger den Sprung ins Starterfeld. Er wird schlussendlich Elfter.

Das dritte Rennen findet in Imola in San Marino statt, die fatalen Ereignisse nehmen ihren Lauf. „Ich habe mich immer damit getröstet, dass Roland bei dem gestorben ist, was er am liebsten gemacht hat. Meine Frau hat das Ganze mehr mitgenommen“, sagt Vater Rudolf, der sich bei unserer Verabschiedung für mein Kommen und der Anteilnahme bedankt.

Ironie des Schicksals: Auf dem Toyota, mit dem Roland Ratzenberger bei den 24 Stunden von Le Mans hätte starten sollen, steht noch sein Name. Ersatzfahrer ist der Amerikaner Jeff Krosnoff. Er wird Zweiter beim Langstrecken-Klassiker, verunglückt aber nur zwei Jahre später bei einem Rennen zur Indycar-Serie in Toronto ebenfalls tödlich.

Ich habe eine neue Serie für mich entdeckt. Nach ein paar Folgen zum dran Gewöhnen war ich schließlich vollends überzeugt und schaue mit Begeisterung. Darf ich vorstellen? Passend zum nahenden Muttertag: „Mom“.

In den ersten Minuten der ersten Folge erleben wir wie Christy, eine Kellnerin, mitten im Restaurant vor allen Gästen einen Nervenzusammenbruch erleidet. Nach und nach erfahren wir mehr über sie: als Teenager bereits Mutter, die Schule abgebrochen, drogen- und alkoholsüchtig – aber seit 138 Tagen nüchtern. Regelmäßig geht sie zu den Treffen der anonymen Alkoholiker. Um in Frustsituationen herunterzukommen, zieht sie sich heute statt Alkohol eine CD mit affirmativen Mantras rein. Alles ist gut, redet ihr die Stimme ein. Christy gibt ihrer Mutter, Bonnie, die Schuld an ihrem verpfuschten Leben. Bonnie selbst war ebenso drogensüchtig, hat gedealt, hat Christy abwechselnd vernachlässigt oder – auf der Flucht vor dem Gesetz – nach Mexico, Argentinien und Kanada mitgeschleppt. Bonny, auch derzeit trocken nimmt das Leben leichter und sieht das alles nicht so eng. Christy sollte lieber nach vorne blicken.

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Bald im Pro7 Comedy Montag?

Nüchtern fühlt sich Christy von ihrem Leben erdrückt und oft wäre es am einfachsten, allem zu entfliehen, indem sie sich einfach wieder vollaufen lässt. Aber sie will es unbedingt besser machen. Sie will ihren beiden Kindern, Violet (17) und Roscoe (10?), eine gute, fürsorgliche Mutter sein – bevor es zu spät ist. Doch die Geschichte scheint sich bereits zu wiederholen: Violet kann Christy die schwere Kindheit nicht verzeihen. Und: die 17-Jährige wird schwanger …

Die Geschichte von Christy auf ihrem Weg von Rauschmitteln loszukommen und Verantwortung zu übernehmen ist ein guter Stoff für ein Sozialdrama. Doch Chuck Lorre hatte ganz andere Pläne. Schon mit „Two and a Half Men“ und „The Big Bang Theory“ hat er bewiesen, dass er das Gespür für wirklich gute Comedy hat. Er hat damit weltweit hohe Zuschauerquoten quasi gepachtet. Aber eignet sich die Geschichte der Serie „Mom“ dafür?

Erstaunlicherweise: Ja. Aber es ist heikel, denn die Gefahr ist groß, die Sache völlig zu verkasperln – oder dass das Ganze einfach unlustig wird. Natürlich lebt „Mom“ von typischen Elementen der klassischen Sitcom. Chuck Lorre hat ja schon Erfahrung mit Comedys über Alkoholiker. In „Two and a Half Men“ soll man jedoch lustig finden, was Charly im dauerhaft halb-besoffenen Zustand so alles von sich gibt – und zugegeben ist es das auch. Zumindest bis zur fünften oder vielleicht sechsten Staffel (sieben und acht fand ich mühsam und seit Charly Sheen raus ist, habe ich nicht weitergeschaut). Der verantwortungs- und respektlose Charly war – obwohl immer cool drauf – in Wahrheit ein problembehafteter Mensch. Alkoholismus war nur eines dieser Probleme. Aber geredet wird darüber nicht – zumindest nicht ernsthaft. „Men“ wollte einfach nur eine Gaudi sein. Das war auch völlig OK so.

mom„Mom“ hingegen beweist, dass Komödie und Tragödie sehr eng miteinander verbandelt sind. Aberwitzige Begebenheiten und viel Wortwitz lassen einen herzhaft auflachen. Gleichzeitig gibt es sehr ehrliche, berührende Momente. Chuck Lorres Schreiberteam hat diese Qualität in den letzten beiden Jahren auch in „The Big Bang Theory“ öfter eingebracht. Es scheint, das Team hat ein wirklich gutes Gespür dafür entwickelt.

Viele Kritiken, die ich gelesen habe, behaupten, das Material der Serie „Mom“ sei bestenfalls Durchschnitt. Diese Meinung teile ich nicht. Wo ich aber voll zustimme: Die beiden Hauptdarstellerinnen Anna Faris als Christy und Allison Janney (bekannt als CJ aus „The West Wing“) spielen einfach großartig und sind umwerfend komisch. Da stimmt das Timing genauso wie die glaubwürdige Mutter-Tochter-Beziehung.

Es gibt noch keinen festgelegten Start der Serie auf Deutsch, aber ich hoffe, der wird nicht allzu lange auf sich warten lassen. Alle, die Serien gerne auf Englisch schauen, haben früher was zu lachen, denn die Folgen sind offiziell als Stream oder Download erhältlich.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Köstlich: Eine wirklich witzige Comedy, bei der die behutsam eingefügten leisen Töne nicht aufgesetzt oder kitschig wirken. Wenn sie sich gut weiterentwickelt, gibt’s 9 Punkte. Die „2 Broke Girls“ können sich davon echt was abschauen.

Ein Beitrag von Bloggerkollegin Elisabeth Kaplan

Ein Freund hat sich gewünscht, dass ich über einen wahren Klassiker der Popgeschichte schreibe: nämlich „Thriller“ von Michael Jackson. Diesem Wunsch gehe ich sehr gerne nach! Wussten Sie eigentlich, dass dieser Song einige Male umgeschrieben wurde bis er endlich Ende 1982 unter dem Titel „Thriller“ das Licht der Welt erblickte? Es lohnt sich durchaus, in eine frühere Demo-Version des Liedes mit dem Namen MJ„Starlight“ reinzuhören (z.B. auf YouTube unter www.youtube.com/watch?v=E_kimWJ7128 ).
Liest man den Text von “Starlight” durch, kann man verstehen warum Rod Temperton diesen Durchschnittstext ohne klare Botschaft durch etwas Griffiges, Unverwechselbares ersetzen wollte. Der Text von „Thriller“ ist voller starker Bilder. Wir, die Zuhörer, sind mitten im Geschehen des Horrorszenarios, denn Temperton verwendet die direkte Anrede, „du“ („you“). Erst in der dritten Strophe erlöst er uns von dem Grauen und klärt auf: Die ganze Handlung spielt sich doch nur auf dem Bildschirm ab („I’ll save you from the terror on the screen“). Es ist die Direktheit des Textes, die ihn für die Zuhörer zugänglich macht. Temperton überfordert uns nicht mit komplexen literarischen Stilmitteln und versucht nicht krampfhaft, dem Song mehr Tiefe zu geben. Das Ergebnis ist durchaus schlüssig.
Wenn überhaupt, dann hätte ich nur eine Beanstandung … (ob ich mich traue?) … Die Bridge („Night creatures call …“) setzt sich musikalisch von Rest ab: es kommen neue Harmonien, sie wechseln plötzlich zu Dur; die Triolen in der Gesangsmelodie geben diesem Teil einen weicheren, geschmeidigeren Charakter im Gegensatz zu den äußerst rhythmischen Strophen und Refrains. Aus diesem Grund passen für mich die Horror-Bilder hier nicht wirklich her. Ich finde, dieser Teil würde sich besser dafür eignen, um sich das Bild vorzustellen, wie man sich auf der Fernsehcouch zusammenkuschelt – so wie es in der dritten Strophe vorkommt. Ich finde, dass sogar die Zeilen aus „Starlight“ – „Light up the world / Let the love start / Take charge of this masquerade“ – hier gut gepasst hätten.

Das Detail macht den Unterschied
Musikalisch gesehen spielt die weltberühmte Hookline im Bass eine tragende Rolle. Ich hab mir den Spaß gemacht herauszufinden, wie viel Prozent des Songs von diesem eintaktigen Motiv geprägt ist. Dazu habe ich die Takte des eigentlichen Songs zusammengezählt – also Intro/ Strophe 1/ Refrain/ Strophe 2/ Refrain/ Bridge/ Strophe 3/ Refrain (und ohne die Coda mit dem legendären „Rap“ von Vincent Price) – und hab festgestellt, dass diese Hookline ca. 90 Mal wiederholt wird bzw. 77% des Songs ausmacht. Ziemlich viel für einen Mainstream-Popsong. Aber durch die perfekt durchdachte Entwicklung der Harmonien und Melodie hat man nie das Gefühl, dass er langweilig wird – im Gegenteil: Seit über 30 Jahren kann man ihn immer und immer wieder hören. Und dank des Produzenten Quincy Jones und der Weltklasse-Musiker auf dem Track (besonders zu erwähnen ist hier David Williams, dem wir den geschmackvoll zurückhaltenden Gitarren-Lick ab 1:14 zu verdanken haben) ist „Thriller“ auch ein Paradebeispiel für den gekonnten Einsatz – oder auch das Weglassen – von Details an genau den richtigen Stellen, die aber den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Zurück zu „Starlight“: Wenn ich mein „Thriller“-Album in die Hand nehme und geistig auf dem Cover den Titel „Thriller“ durch „Starlight“ ersetze, bekommt das gesamte Album ein anderes Gesicht. „Starlight“ wäre ein netter Pausenfüller gewesen, dessen Text aber mehr an Jacksons Disco-Vergangenheit erinnert hätte und weniger dem Anstreben der Macher gerecht geworden wäre, ein Album mit Ecken und Kanten zu produzieren. Aber durch Tempertons Geistesblitz wurde daraus ein Song, der nicht nur das Album, das Jahr, das Jahrzehnt, gar eine ganze Generation prägte, sondern auch den Künstler selbst.

Die englische Originalversion gibt’s auf dem Blog von Elisabeth Kaplan: http://elisabethkaplan.com/Blog/Entries/2014/4/24_THRILLER_-_MICHAEL_JACKSON.html

poesie3Vor kurzem ist mir wieder mal ein Freundschaftsbuch untergekommen. So heißen die Stammbücher ja seit einiger Zeit. Ich habe darin geblättert, mir die Eintragungen durchgelesen. Da gibt es die vorformulierten Fragen, die man beantwortet. Da steht dann was von Lieblingsessen, Lieblingsfarbe und Lieblingsstar. Wer will kann ein Foto dazu kleben oder etwas hinmalen. Zu meiner Zeit hieß es ja noch Stammbuch und man schrieb „nette“, mehr oder minder geistreiche Sprüche hinein, wie:

  • Sei brav wie ein Engel, und sei immer lieb, denk oft an den Bengel, der Dir das hier schrieb.
  • Lach nur, wenn Dich’s Leben freut, brauchst dich nicht zu schämen! Eine froh verbrachte Zeit kann dir keiner nehmen.
  • Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab, und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab.
  • Sei immer treu und edel, mit einem Wort ein liebes Mädel!
  • Sei immer bescheiden, verlang nie zu viel, dann kommst du zwar langsam, aber sicher ans Ziel.
  • Hab Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit.
  • Wer das Folgen nicht lernt an der Mutterhand, lernt es später mit Tränen im fremden Land.

poesie4Jetzt mag man darüber trefflich streiten, ob diese Sprüche der Weisheit letzter Schluss sind. Sie repräsentieren sicher den Zeitgeist der 1970er und 1980er Jahre. Aber, wenn ich sie jetzt lese, berührt es mich doch und ich erinnere mich mit einem Lächeln an die alten SchulfreundInnen. Mit den meisten hat man ja nur mehr bei diversen Schultreffen Kontakt und im Stammbuch scheinen sie nicht gealtert zu sein. Man kann jetzt einräumen, dass so ein modernes Freundschaftsbuch doch mehr Informationen in die Gegenwart rettet, wie gesagt Lieblingsessen, Lieblingsfarbe und Lieblingsstar. Aber haben die Sprüche nicht mehr Aussagekraft über Kindheit und Jugend, über die Werte, die damals auch vermittelt wurden?

 

Poesie 2Und dann ist mir noch das alte Poesiealbum, so hieß es ganz früher, eingefallen, das mein Opa mal aus einer Mülltonne rettete. Ich hab es mir geholt, um es wieder durchzublättern. Und da muss ich gestehen ist mir ein Satz rausgerutscht, den ich eigentlich nie so sage: „Ja, Ja, die gute alte Zeit.“ Man möge mir verzeihen, aber bei diesem Poesiealbum ist es wirklich so. Zwei Seiten sollen exemplarisch dafür sein. Auf beiden Seiten schöne Sprüche und vor allem wunderbare Malereien. Keine Fotos, keine Pickerl, nein mit Hand gemalte Verzierungen. Man sieht, dass viel Mühe dahinter stand. Mit akribischem Pinselstrich und einem Auge für die Farben, präsentieren sich die Seiten als kleine Kunstwerke.

Und den Spruch des gewissen Carl Hippauf möchte ich auch nicht vorenthalten:

 

Poesie1„Immerhin beobachtet man, daß wer ein Gedenkblatt schreibt oder liest, einen geistreichen Gedanken sucht – ich aber bin der Meinung, die liebliche Blume, der das Gedenkblatt gewidmet ist, bleibt der Inbegriff des Widmenden, ist das Geistreiche, das im ewigen Gedanken leuchtet.“

Ja, Ja, die gute alte Zeit der Poesiealben ;)