Ich war immer gut in Mathe. OBWOHL ich ein Mädchen bin und OBWOHL wir immer auch Buben in der Klasse hatten. Jetzt weiß ich, warum: weil ich als Kind so viel Zeit mit Gummihüpfen und Schnurspringen verbracht hab. DAS bringt nämlich das räumliche Vorstellungsvermögen und das Gefühl fürs Halbe und Ganze. Das Hirn bildet dabei Verbindungen, die später asfaltierten Straßen sind für „das kleinste gemeinsame Vielfache“ oder a²+b²=c², für die Zinseszinsrechnung oder die wunderbare Statistik. Die Wissenschaft ist sicher: Das Hirn mag Auszählreime, Hüpfspiele und Geschicklichkeit und man wird gescheiter dabei. Wer sich als Kind viel und rhytmisch bewegt, wird fit und beweglich und lernt später leichter. Auch wenn das Kind beim Schuleintritt den eigenen Namen nicht schreiben kann und nicht bis zehn zählen. Unschätzbar auch: Schuhbänder binden, sich selber richtig anziehen, eine Scheibe Brot herunterschneiden und Butter draufstreichen. Das Ö1-Radiokolleg „Leistungsträger Kind“ erzählt diese Woche davon (noch bis 15.5.2015, dann eine Woche nachhören).

Abschlusszeugnis Hauptschule Alexandra SchmidtDenn durchkommen in Mathe ist Eines. Aber Lust aufs Tüfteln haben, Lust darauf, dass eine Gleichung aufgeht, Lust   auf „den Beweis“ und – ganz früher – die Spannung, ob die Turmrechnung stimmt: das brachte richtig Freude in mein Kinderleben. Deshalb: Danke an alle, die an meiner Erziehung beteiligt waren und mich täglich raus geschickt haben. Danke für das allerletzte Stück Einzieh-Gummi, das eigentlich für den Bund von Opas blauer Arbeitshose gedacht war. Danke, dass ich mithelfen durfte beim Kochen und beim Holzschlichten. Danke an die Anderen fürs mit machen, auch wenn´s schon dämmrig war und daheim ganz sicher Schelte gedroht hat. Wenn´s dämmrig war, mussten wir daheim sein. Aber wir: „Ein Durchgang noch, nur noch ein einziger….“

Egal, jetzt hoppauf! Wer erinnert sich noch: „Seite, Seite, Mitte Breite, Seite, Seite, Mitte raus“, „Badewanne Schokolade“, „Trick, Track, Donald Duck, Micky Maus, rein und raus“ (wahlweise auch: „Ho-Ruck, Donald Duck“) oder, wer ihn noch kennt: „Peter Alexander, Füße auseinander, Füße wieder z‘samm, und du bist dran“.

Viel Spaß, eure Xela

PS: Ähm, hier noch was zum Nachdenken: kennt ihr den Unterschied zwischen einem mathematischen Beweis und einem Axiom? Ein Axiom ist eine Übereinkunft. Es hat bis jetzt immer gestimmt, wir können es aber nicht beweisen. So ein Axiom ist zB: „1+1=2“. Nicht zu beweisen, aber es war schon immer so und somit rechnen wir danach. Arg, oder? Weil ein Wassertropfen und ein Wassertropfen zusammengegossen ist ja auch wieder nur ein Wassertropfen.Maturazeugnis Alexandra Schmidt

Björn und ich sind seit 22 Jahren zusammen. Wir haben uns nie Kinder gewünscht. Alle drei bis fünf Jahre haben wir uns ausgetauscht übers Kinder kriegen – dann haben wir uns angeschaut und den Kopf geschüttelt. Ein Glück, dass wir gleich fühlen. Wir sind dankbar für unser schönes Leben mit wenigen Sorgen. Wir kennen Vorzeige-Großfamilien, Großfamilien, in denen sich einzelne hassen, kleine Familien wo Chaos ist, wenn mehr als einer von Vier krank wird. Wir kennen glückliche Alleinerziehende und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, weil „es nie gepasst hat“ (Kein Mann, nach der nächsten Beförderung, nach dem Projektabschluss….). Paare, die so inniglich gerne schwanger werden wollten, und es ist trotz Hormonspritzen und Geschlechtsverkehr auf Termin nicht gelungen. Manchen schon, zwei dieser Paare sind jetzt getrennt. Das Kind hat sie nicht glücklich gemacht.

Denn das müssen Kinder heutzutage: glücklich machen. Außergewöhnlich sein. Eltern formen sie nach ihren Zielen. Musik, Sport, Wettbewerbe, das volle Programm. Ganz schön aufgeladen, so eine Kindheit. Kinder dürfen nicht sein wie wir Erwachsenen: oft scheitern, oft ziemlich schlecht gelaunt sein und alles andere als vollkommen.

Björn und ichViele haben zu wenig Zeit. Für die Kinder, für die Partnerschaft, fürs Fortgehen, für die Bewegung und für die Arbeit. Das Teilen funktioniert nicht. Wer Teilzeit arbeitet, hat Nachteile und trotzdem keine Zeit. Wer Vollzeit arbeitet, gilt als leistungsfähig und verfügbar, sieht die Kinder aber öfter schlafend als wach. Aber mehr Überstunden bringen Anerkennung, also machen wir sie, oft „all-in“. Aber sind nicht jene die Besten, die ihre Aufgaben in kürzerer Zeit erfüllen? Ohne Pausen machen wir Fehler und treffen schlechte Entscheidungen. Gerade Führungskräfte sind oft nicht mehr leistungsfähig – trotzdem bittet man sie am Freitag um Sieben in einem Mail dringend um etwas. Wo dann Alle am Montag draufkommen, dass es nicht nötig war.

Und die Kinder: „Du hast nie Zeit für mich!“. Vorwurfsvolle Blicke der Partnerin, die sagen: „Du wolltest doch heute früher…“ Gebrochene Versprechen. Menschen, die nicht mehr gerne arbeiten. Die sich fragen, ob das mit den Kindern eine gute Idee war. Und womöglich trotzdem Kündigung (zu alt, zu teuer) oder Burnout. Ich weiß nicht, was uns diese Ausbeutung bringt. Die Selbstausbeutung. Die Ausnutzung von Untergebenen, Putzfrauen, Steuervorteilen, Diskontpreisen und der Natur. Ich weiß nur: bei uns herrscht kein Diktator. Wir machen hier die Regeln. Ändern wie sie. Ich hab schon angefangen. Wer macht mit? Ich pass inzwischen auf die Kinder auf….

…wenn es unbedingt sein muss. Eure Xela

Dienstag, 12.5. um 18:00 im Schloss Mirabell: „Machen Kinder glücklich?“. Hinkommen – mit Stärkung im Anschluss! Infos

Eingeschleppt wird er wie die meisten Viren über den Kindergarten. Auch Geburtstagspartys sind eine große Gefahrenquelle. Schuld sind die Freundinnen meiner Mädchen oder die Eltern oder die Spielzeugindustrie oder die generelle Verdummung rund um das Thema Mädchenspielzeug. Die Frage, ob pink blöd macht, wurde an dieser Stelle schon gestellt.

20150201_093036[1]Die Rede ist von Filly-Ponys. Sie (oder er, der Pony-Virus) hat vor kurzem Einzug in unser Haus gehalten. Die Ponys sind aus Plastik, mit irgendeinem komischen „Fell“ beschichtet und ca. fünf Zentimeter groß. Sie heißen Chrissy, Tiffany und Shooting Star – um nur die Highlights der gefühlten 5000 Ponys, die es zu kaufen gibt, zu nennen. Ich zitiere aus der „Packungsbeilage“: „Das Schiff hat Prinzessin Scarlet an Bord, erkennbar an ihren Regenbogenflügeln … Glitzerstaub aus den Wolken bedeckt die Flügel der Butterflies und gibt ihnen einen neuen, funkelnden Look! … Ihre großen, glitzernden Flügel hat so noch niemand gesehen und alle werden sofort Freunde!“ Und der Höhepunkt: Ponys als Meerjungfrau – oben Pony unten Fisch!!! Wem fällt so was ein???

Zu meinem Glück kosten die Dinger „nur“ 2,90 Euro das Stück und die Leidenschaft meiner Mädchen hält sich in Grenzen, das heißt wir besitzen jetzt je Tochter drei Stück. Und um mein Gewissen zu beruhigen, gehen wir jetzt raus in die Natur – was den Mädels immer noch viiiiiieeeel mehr Spaß macht, als die Ponys. Aber trotzdem, wie blöd macht pink eigentlich?

Und bitte liebe Eltern von Jungs – sagt mir, gibt es Ähnliches für Buben auch?

von Alexandra Schmidt

f1Fastenzeit: Saft/Reis/Fleisch/Alkohol-Fasten sind jetzt angesagt. Wobei Saftfasten heißt, dass jemand nur Saft trinkt. Alkoholfasten jedoch bedeutet, dass jemand alles außer Alkohol trinkt. Das Gute daran ist so oder so: wir haben was, auf das wir verzichten können. Und es ist gut, dass sich mehr und mehr Menschen überlegen, was sie wann und warum essen – oder eben auch nicht.

Ich zum Beispiel liebe Hühnerfleisch. Wegen der hohen Auflagen gibt es aber fast keine Hühnerzucht mit Hofschlachtung. Für Schwein, Rind und Wild hab ich gute Quellen gefunden. Mir ist Hofschlachtung fast wichtiger als Bioaufzucht. Das durch-die-Gegend-fahren von Tieren hat Ausmaße angenommen, mit denen ich nicht mehr mitwill. „Wer ein Hühnchen für € 2,49 kauft, hat an der Kasse das Recht verloren, über Massentierhaltung zu klagen“, sagte ein deutscher Wut-Biobauer kürzlich. Und womit? Genau: mit Recht!

f2Damals, als daheim der Billa aufgemacht hat,  war mein Opa über das billige Schnitzel-Fleisch verwundert: „Eine Sau mästen, das dauert doch so lang!“ Ja, eh, eigentlich. Und als ich einmal überschüssiges Öl aus der Pfanne leeren wollte, weil meine Mutter es besonders gut gemeint hatte, ich aber „nicht so fett“ essen wollte, hat sie gesagt: „He, was machst du? So haben wir´s auch wieder nicht! Das gute Öl!“ Die ganze Ölflasche hatte nicht mal zwei Euro gekostet….

Kurz darauf hat eine Bekannte, von Hilfspaketen für den Balkan-Krieg erzählt: „Öl hab ich viel bekommen, und Zucker, Gott sein Dank“. Ja, für meine Mami waren früher solche Kalorien auch wichtig. Das ist ihr geblieben. Den Fettrand vom Schinken wegschneiden? Das würde sie nie machen.

f3Ich würde nie das Ei im Kuchen durch eine reife Banane ersetzen, um „vegan“ zu backen. Eine Banane von weither statt einem Ei, das die Henne vor meiner Haustür legt? Nein.  Aber mir ist klar, dass „Gemüse aus Österreich“ im Winter oft mehr  Energie braucht als Tomaten aus Spanien – weil der große LKW  –  pro Tomate gerechnet  –  weniger Diesel braucht als die Gewächshäuser Strom.

Zu mir kommt alle zwei Wochen das Vital-Kisterl voll regionalem Gemüse, auf dem Schrannenmarkt und bei ein paar guten Quellen aus der Umgebung kaufe ich den Rest – vom Supermarkt brauch ich wenig. Kostet auch nicht mehr und vermeidet fantastisch viel Plastik. Aber: wenn das alle täten? Was wäre mit den Supermärkten? Mit den Milchhöfen? Mit den Wiener Gärtnern im Winter? Weiß ich auch nicht. Ich werd die Welt nicht retten. Aber die Sau soll AUF meinem Teller sein, nicht davor. Und wir beide glücklich, bis an unser Lebensende.

von Alexandra Schmidt

Titel SozialberichtIn letzter Zeit ist wieder  viel zum Thema Steuern zu hören. „Lohnsteuer runter“ rufen die Einen, Steuerreform JETZT fordern die Anderen, Dritte fordern eine Vermögenssteuer, die wird von den Anderen als DER Untergang schlechthin eingeschätzt. Außerdem bringe sie „nichts“ (das heißt nur wenige Millionen Euro. Das ist immer bitter für jene Einrichtungen, die grad wegen einer Kürzung um 50.000 Euro zusperren müssen. Die verstehen nicht, dass 50 Millionen Euro „nichts“ sind. Ich übrigens auch nicht.)

Ein Beispiel ist die Sektsteuer: 2014 eingeführt, bringt sie jetzt weniger als erwartet. Und die österreichische Sektindustrie jammert, dass sie jetzt im Billigsegment keine Chance mehr gegen Prosecco/Frizzante hat (der nicht von der Steuer erfasst wird). Da geht’s um Arbeitsplätze. Jetzt aufgepasst: immer dann, wenn ein Automatisierungsverfahren oder eine neue Maschine Arbeitsplätze kostet, stört das die Industrie gar nicht. (Mich auch nicht: ist doch gut, wenn Maschinen schwere, monotone Arbeiten verrichten und die Menschen Besseres tun können.) Oder wenn eine Fabrik abwandert, ja dann ist das eben „der Markt“, sagen die Verantwortlichen. Aber wenn eine Steuer dasselbe bewirkt, das geht dann gar nicht? Etwas verquer, diese Logik. Nebenbei bemerkt: die neue Sektsteuer bringt jetzt eine Qualitätsoffensive: Weingüter wollen ihre guten Sachen qualifizieren und abgrenzen vom Billigsektor. Kann ich als Weinfreundin begrüßen: ein paar Euro mehr, dafür weniger Flaschen macht insgesamt mehr Genuss, weniger „billige Räusche“ und mehr Umsatz für Alle. Genauso soll es sein. Will Österreich wirklich mit fragwürdigem Fusel mithalten, wo die Flasche mehr gekostet hat als der Inhalt? Nein.

geldDer Sozialbericht ist grad erschienen, deswegen wettern manche Neoliberale gegen zu viele Transfers, die Arbeitslose, Mindestpensionsbezieher oder Niedrigverdienende erhalten. Aber was wirklich schadet, sind nicht die ungerechtfertigten Arbeitslosengelder oder Mindestsicherungen. Diesen Neid können Sie sich sparen. Wirklich auszahlen tut es sich bei den Steuern, die wir hinterziehen, im Kleinen und im Großen. Die große Zahl der Selbstanzeigenden, mit mehr hinterzogenem Vermögen in der Schweiz als ich Lebenseinkommen habe, zeigt: hier ist wirklich was zu holen. Für uns alle übrigens: für Straßen, Kindergärten, für den Kanal, schnelle Internetverbindungen, für sauberes Wasser und ausgeleerte Mülltonnen. Diese Liste führen Sie jetzt selbst mal weiter. Bis hin zur neuen Hüfte, die ein alter Kumpel von Ihnen kürzlich bekommen hat. Und morgen melden Sie Ihre Putzkraft an, bitte. Ja, genau Sie.

Wie das Wort „Steuern“ schon sagt. Steuern im Sinne von lenken bzw. umlenken. Von Reich zu Arm zum Beispiel.

Erste Einheit im Fußball-Nachwuchstrainer-Lehrgang: Das Ergebnis ist egal. Alle Kinder sollen zum Einsatz kommen unabhängig vom Spielstand, die Kinder müssen auch verlieren können. Aha, das ist aber gar nicht so einfach. Der Trainer – als Aktiver vor Ehrgeiz fast zerfressen – schimpfende Eltern und Kinder, die nach jeder Niederlage getröstet werden müssen. Nebenbei soll man die Kinder für einen Einsatz in der Kampfmannschaft vorbereiten.

Wie man das alles unter einen Hut bekommt?

Ehrlich gesagt keine Ahnung. Man nehme: Ausdauernde Kinder, die trotz gefühlten 100 Niederlagen eifrig weitertrainieren und einen Trainer, der von den Kindern zu mehr Geduld erzogen wird. Nach jedem Match das gleiche Bild. Der Trainer flippt aus: „Das mit euch hat überhaupt keinen Sinn, ihr werdet es nie lernen!“ Darauf die Kinder: „Geh Trainer, des wird schon. Wir werden sicher immer besser. Also los, auf zum nächsten Training.“ Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo einem die Kinder leidtun, weil sie dauernd verlieren. Jetzt wird der Spieß umgedreht. Die Kinder sagen: „Trainer, wir sind so schlecht. Wir werden nie ein Spiel gewinnen.“ Darauf der Trainer (nicht ganz ehrlich): „So ein Blödsinn. Wenn wir weiter so trainieren, ist der nächste Sieg nur mehr eine Frage der Zeit. Kommt’s. Wir trainieren!“

So folgen Niederlage auf Niederlage, doch Halt, es gab einen Wendepunkt!

ChackerWir haben ein Hallenturnier gespielt und einige Spiele gewonnen. Ich habe nie mitgerechnet, auf welchem Platz wir uns befinden, Weils doch eh immer egal war. Auf einmal kommt ein ganz aufgeregter Vater und sagt: Wenn das letzte Spiel unentschieden ausgeht, sind wir Turniersieger. Ich habe wie immer nicht auf den Ausgang des Spiels geachtet: Bis zur Siegerehrung – mit dem Satz, den ich nie vergessen werden: Wir kommen nun zum Turniersieger, herzlichen Glückwunsch dem ATSV Laab. Meine SpielerInnen haben mich angeschaut, als ob sie nicht bis drei zählen könnten. Sie konnten das nicht glauben. Nächstes Turnier eine Woche später: Turniersieger ATSV Laab! So ab jetzt wieder Kommando retour: Nun muss der Trainer das Selbstvertrauen der Spieler zügeln.  Seitdem weiß ich nicht, ob ich die Spieler trainiere oder umgekehrt. Auf alle Fälle bin ich immer noch Trainer und lerne viel über mich selbst.

Mein Tipp: Auch fußballverrückte von Ehrgeiz zerfressene Trainer können geduldige Trainer werden!