Ein Schnupperkurs ist ja dazu da, etwas Neues kennen zu lernen. Beim Schnupperkurs „Fliegenfischen für Frauen“ hat Franz Xaver Ortner auch Einblicke ins Fliegenbinden gegeben.

Seit 35 Jahren hat Franz Xaver eine große Leidenschaft – das Binden von Fliegen. Und wenn man ihm so zuschaut, sieht und spürt man sofort, dass er der Herr der Fliegen. Er gehört zur Weltspitze, seine Expertise ist überall gefragt. Das führt ihn auch zu den schönsten Gewässern der Welt, aber in Salzburg ist er zu Hause. Beim Fischereiverein Salzburg wirft er seine Fliegen in der Salzach aus, das Revier des Vereins reicht von der Staatsbrücke bis nach Urstein.

 

Beim Fliegenfischen geht es den meisten Fischen nicht an den Kragen. Der Köder hängt an der Angel ohne Widerhaken, damit wollen die Fischer verhindern, dass die Fische verletzt ins Wasser zurückkommen.

Beim Schnupperkurs zeigt uns Franz Xaver, wie man eine Fliege bindet. Sein persönlicher Rekord liegt bei 1 Minute und 36 Sekunden, natürlich auch mit geschlossenen Augen. Eine gute Fliege um die zwei Euro. Wenn es naturalistisch sein sollte, steigt der Preis schon mal auf gut 20 Euro.

Die Fliege „Fast Food“ entsteht

 

Frisch geölt kann „Fast Food“ in den Einsatz

Fasziniert schauen alle zu, wie er die Fliege „Fast Food“ bindet. Blitzschnell ist der orange Rumpf gebunden, dann kommt der Rest der Fliege dran.

Franz Xaver zeigt wie es geht: Das Auswerfen der Angel

Aber er ist beim Kurs nicht nur fürs Fliegenbinden da, er zeigt den Frauen auch, wie man die Angel richtig auswirft. Und wenn man so zuschaut, weiß man, warum Fischen so beliebt ist. Es gibt keinen Stress, alles verläuft ruhig. Franz Xaver wirft die Angel so aus wie er Fliegen bindet: Die Handgriffe sitzen, nichts ist hektisch.

Wer hat jetzt Lust auf Fliegenfischen?

Jan Kubala und Herwig Geroldinger vom Fischereiverein Salzburg freuen sich über neue Mitglieder

Bernhard Nisslmüller weiß vieles über das Fliegenfischen zu erzählen

Hier erzählt Bernhard Nisslmüller über sein liebstes Hobby.

Seit Wochen und Monaten schraubt sich eine Spirale des Hasses und der Gewalt nach oben. Europa, USA, Russland, China, Türkei und andere. Aktuell eskaliert es zwischen Holland und der Türkei. Auch wenn es oft sehr schwer ist, das Klügste ist Ruhe zu bewahren. Hass, Abweisungen, Drohungen, Verachtung und Gewalt haben noch NİE, wirklich noch NİE, in der Geschichte der Menschheit zu irgendwas Positivem geführt. Das gilt für alle Seiten, wurscht wer damit angefangen hat! İch bin es echt leid die ganzen großmannsüchtigen Nachrichten lesen, hören und schauen zu müssen. Wie sie sich aufblähen, mit Lügen hausieren gehen und so tun als hätten sie Wahrheit mit dem Schöpflöffel gefressen. Es ist Zeit darüber nachzudenken, was Demokratie wirklich heißt. Viel zu oft wird dieses Wort nur für politische Zwecke missbraucht, einmal um zu beruhigen, ein ander Mal, um aufzuhetzen.

Vernunft, Ruhe, Selbstkritik müssen dem Miteinander einen Weg bereiten

Demokratie heißt zuhören und nicht lauter schreien als der andere.

Demokratie heißt Kompromisse eingehen und nicht siegen wollen mit allen Mitteln.

Demokratie heißt nicht mit den Ängsten der Menschen zu spielen, sondern ihre Ängste verstehen und sie ernst nehmen.

Demokratie heißt auch nicht: Ich weiß alles, ich kann alles und ich mache, was ich will.

Demokratie heißt: Wir müssen gemeinsam einen Weg finden. Wir dürfen Menschen nicht ausschließen. Wir wollen friedlich miteinander leben.

Die Spielregeln dazu sind klar: Es sind die Menschenrechte.
Das sei allen gesagt, die mit dem Feuer spielen. Also hört auf zu schreien und zu drohen. Besinnt euch und redet miteinander!

„Um die wirksame Ausübung des Rechts auf Wohnung zu gewährleisten, verpflichten sich die Vertragsparteien, Maßnahmen zu ergreifen, die darauf gerichtet sind: 1 den Zugang zu Wohnraum mit ausreichendem Standard zu fördern; 2 der Obdachlosigkeit vorzubeugen und sie mit dem Ziel der schrittweisen Beseitigung abzubauen; 3 die Wohnkosten für Personen, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, so zu gestalten, daß sie tragbar sind.“ steht in  Artikel 31 der revidierten Europäischen Sozialcharta – Das Recht auf Wohnung.

Die Charta wurde von Bulgarien im Juni 2000 ratifiziert und trat mit 1.8.2000 in Kraft.

Die soziale Situation von Angehörigen der Roma in Bulgarien ist von absoluter Armut und massiver gesellschaftlicher Ausgrenzung geprägt. Teil dieses Komplexes sind auch die oft völlig unzumutbaren krank machenden Wohnverhältnisse: 40% der Roma besitzen keinen Frischwasseranschluss, 60% keine Kanalisation. 80% haben kein Bad. Die Lebenserwartung liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt, der Zugang zu guter medizinischer Versorgung ist fast unmöglich. Laut der Statistik besitzen Angehörige der bulgarischen Mehrheitsbevölkerung 23qm Wohnraum, Roma aber nur 10qm.
Eines der aus der Wohnsituation resultierenden Probleme für Roma-Familien auf dem Balkan stellt der Abriss ihrer meist ohne Baugenehmigung errichteten Häuser, Baracken oder Hütten dar. Da es sich in der Regel um ihre einzige Wohnmöglichkeit handelt, droht nach dem Abriss die Obdachlosigkeit. In Stara Zagora beispielsweise, einer Stadt mit knapp 140.000 Einwohnern, wurden stabile, neu gebaute Häusern abgerissen. Mit diesem Problem ist nun auch Stolipinovo, eine der größten Romasiedlungen auf dem Balkan, konfrontiert.

„Illegales“ Bauen in Stolipinovo

Vor 1989, also während der kommunistischen Ära, waren hundert Prozent der Baugründe im staatlichen Besitz. Hatte man eine notariell beglaubigte Genehmigung für den Hausbau, bekam man auch nach der Demokratisierung 1989 keine Probleme. Man konnte nun den Grund von Staat kaufen. In Stolipinovo entstand nach 1989 ein regelrechter Bauboom, und ein Großteil der Gründe ist nach wie vor in kommunalem oder staatlichem Besitz. 90 Prozent der Häuser stehen auf öffentlichem Grund und sind illegal errichtet. Anton Karagiosov, der Vorsitzende der Roma-Foundation stellt fest: Für die Roma im Stadtteil war und ist es kaum möglich, eine Baugenehmigung zu erhalten, auch wenn man alle erforderlichen Dokumente beibringen kann und bereit ist, das Haus entsprechend den geltenden Bauvorschriften zu adaptieren. Denn der derzeit gültige Bebauungsplan von Stolipinovo stammt aus dem Jahr 1965. Die gesamte Bautätigkeit seit dieser Zeit ist nicht erfasst worden. Darüber hinaus ist die Legalisierung eine in jeder Hinsicht aufwändige, bürokratische Prozedur, die für eine Roma-Familie kaum leistbar ist. Sie kostet alles in allem 2000 Leva (ca. 1000 Euro). Anton Karagiosov weist jedoch auf einen interessanten Widerspruch in der städtischen Wohnpolitik hin: Obwohl die Häuser in Stolipinovo illegal errichtet wurden, erhielten sie problemlos ihre Anschlüsse an das Stromnetz, das Wasser- und Kanalnetz der Stadt. Die staatliche Stromgesellschaft ist in den Besitz der niederösterreichischen Stromgesellschaft EVN übergegangen, und die Strompolitik der EVN ist die: Solange die Hausbesitzer ihren Stromverbrauch bezahlen (und Stolipinovo ist jenes Stadtviertel in Plovdiv mit der höchsten Zahlungsmoral!), spielt die fehlende Baugenehmigung keine Rolle.

Abrissaktionen sind auch für die BewohnerInnen von Stolipinovo nichts Neues: Alle zwei bis drei Jahre werden von der Stadtverwaltung die Roma-Viertel „gecleant“. Das bedeutet: Illegale Shops, völlig desolate, einsturzgefährdete Hütten aus Wellblech- oder Holzteilen werden abgerissen. Die Stadt hat sogar einen eigenen Budgetposten für das „Cleaning“, aus dem die Kosten bezahlt werden, die die Baufirmen für den Abriss, den Maschineneinsatz und die Beseitigung des Schutts verrechnen. Nun jedoch hat das „Cleaning“ eine völlig neue, für die BewohnerInnen bedrohliche Dimension angenommen: Eine ganze Teilsiedlung an der Banderitsa Straße, die am Rand von Stolipinovo liegt, soll dem Erdboden gleich gemacht werden. Im Herbst 2016 erschien eine von der Stadt eingesetzte Kommission, um die Häuser in dieser Siedlung zu kartographieren. Danach kamen die Abrissbescheide der Stadtverwaltung für ca. 30 Häuser am Ufer der Mariza. Fünfundvierzig Familien im Stadtteil sind aktuell durch die Abrissaktion der Stadt bedroht. Gegen diese Bescheide kann binnen einer Frist von vierzehn Tagen Einspruch erhoben werden. Danach wird noch eine Frist für den freiwilligen Abriss festgesetzt. Nach Verstreichen dieser Frist erfolgt der Zwangsabriss. Nach dem Zwangsabriss werden die Kosten durch die Kommune vom Hausbesitzer zurückgefordert – notfalls mit Gerichtsvollzieher. Das Bewusstsein, Rechte zu haben und das Wissen über die eigenen Rechte ist bei den BewohnerInnen von Stolipinovo äußerst gering. Deshalb wird dieses Einspruchsrecht kaum in Anspruch genommen. Dazu kommt, dass es kaum Möglichkeiten gibt, direkt gegen die Bescheide vorzugehen, meint der Rechtsanwalt der Roma-Foundation Todor Dimov. Der Einspruch erwirkt einen geringen zeitlichen Aufschub bis zum endgültigen Abriss der Häuser, aber nicht mehr. Er wird kaum zu einer Aufhebung der Bescheide führen.

Eine Salzburger Delegation in Stolipinovo

Da über 90 Prozent der privat errichteten Häuser in Stolipinovo ohne Baugenehmigung errichtet wurden, gibt es kaum eine rechtliche Handhabe gegen die Bescheide. Darüber hinaus sind die meisten der BewohnerInnen, die es trifft, nicht in der Lage, die ca. 150 Leva (ca. 75 Euro) zu bezahlen, die eine günstige Rechtsvertretung kosten würde.

Hausbau ohne Baugenehmigung

Der Hausbau ohne Baugenehmigung auf kommunalem Grund hat in Stolipinovo eine lange, z.T. hundert Jahre zurückreichende Geschichte und geschieht nicht willkürlich: Vor allem für die zu 98 Prozent erwerbslose Roma-Bevölkerung im Stadtteil war und ist es die einzige Möglichkeit, zu Wohnraum zu kommen. In der Stadt Plovdiv mit ca. 367.000 Einwohnern leben in vier verschiedenen Vierteln ca. 86.000 Menschen, die von der bulgarischen Mehrheitsbevölkerung der Minderheit der Roma zugerechnet werden. Stolipinovo ist mit seinen ca. 55.000 BewohnerInnen das bei weitem größte unter ihnen. Gerade Stolipinovo weist ein hohes Bevölkerungswachstum auf. Die Bautätigkeit ist rege, und die Menschen leben seit Jahren auf engstem Raum zusammen. Die Sprachbarrieren (eine Mehrheit der BewohnerInnen von Stolipinovo spricht türkisch, und viele können sich kaum in Bulgarisch verständigen, die absolute Armut und Segregation sowie die massiven Rassismen und Vorurteile der Mehrheitsbevölkerung gegenüber den Roma machen das Viertel zu einem der größten Ghettos in Südosteuropa. Auch für Angehörige der bulgarischen Mehrheitsbevölkerung ist es schwer, sich eine Wohnung zu leisten: In 22 der 28 EU-Staaten galt zum Stand Januar 2017 ein branchen­übergreifender gesetzlicher Mindest­lohn. Dabei verzeichneten die östlichen, ehemals sozialistischen EU-Staaten sehr niedrige Mindest­löhne von weniger als 500 Euro brutto im Monat. Das Schluss­licht bildete Bulgarien mit 235 Euro. Das sind umgerechnet 470 Leva. Allein die Stromrechnungen in diesem kalten Winter betragen im Schnitt 300 – 400 Leva. Logische Folge dieser katastrophalen sozialen Situation sind unzählige verschuldete Haushalte. Auch in Stolipinovo sieht man die Schilder der zahllosen, in Bulgarien allgegenwärtigen Easy-Credt-Firmen, die bis zu 40prozentige Zinsen für Kredite verlangen. Der einzige Ausweg für Roma, Wohnraum jenseits des Viertels zu bekommen, ist es, im Ausland zu arbeiten. Der Trend, ins Ausland zu gehen, um zu arbeiten, nimmt zu. Ein Familienmitglied, das in Deutschland arbeitet, kann von seinem Verdienst vier weitere ernähren. Nur wenige schaffen es allerdings, dabei genügend Geld zu verdienen, um sich im bulgarischen Nachbarviertel eine Wohnung zu kaufen.

Grundrechtliche Fragen

Im Zusammenhang solcher Abrissaktionen stellen sich eine Reihe von politischen und grundrechtlichen Fragen: Alle drei Punkte des Art. 31 der revidierten Europäischen Sozialcharta sind hier nicht eingehalten: Der Zugang für die Roma-Bevölkerung in Stolipinovo zu Wohnraum mit ausreichendem Standard ist in keiner Weise gewährleistet. Die Stadt Plovdiv hat es seit Jahrzehnten verabsäumt, die unzumutbaren Wohnverhältnisse im Stadtteil zu verbessern. Mit dem Abriss von Siedlungsteilen wird nicht der Obdachlosigkeit vorgebeugt. Er ist mit dem Ziel einer schrittweisen Beseitigung von Obdachlosigkeit unvereinbar; im Gegenteil: Er wird neue Formen der Obdachlosigkeit hervorrufen. Dass die Wohnkosten außerhalb Stolipinovos für Angehörige der Roma-Bevölkerung in ihrer sozialen Lage vollkommen untragbar sind, hat – neben der Diskriminierung und dem in der Mehrheitsbevölkerung verbreiteten Roma-Rassismus – zur Ghettobildung im Stadtteil wesentlich beigetragen.

Der Abriss bringt keine Lösung der katastrophalen Wohnsituation für die Romabevölkerung in Stolipinovo. Im Gegenteil: Er verschärft sie noch zusätzlich. Denn dort, wo die Menschen den absolut beengten, desolaten Wohnverhältnissen im Zentrum des Viertels mit der Bautätigkeit am Flussufer entkommen wollten, droht ihnen nun, mit dem Abriss, die absolute Obdachlosigkeit. Sie werden mitten im Winter mit ihren Kleinkindern in ausgebrannte Ruinen oder nicht fertiggestellte Rohbauten ziehen müssen, in denen es nichts gibt: keine Fenster und Türen, nackte Betonböden, keine Wasser-, Kanal- und Stromanschlüsse und keine Heizmöglichkeiten. Die Stadtverwaltung hat den Betroffenen nur einige wenige Übergangsnotwohnungen in Aussicht gestellt, die bei weitem nicht für alle reichen werden. Was die Menschen an der Banderitsa Straße nun beschäftigt: „Warum müssen unsere Häuser weg?“ Eine junge Frau mit zwei Kindern und kranken Eltern, die bei ihr wohnen, erzählt: „Ich habe sechs Jahre an diesem Haus gebaut und das Geld zusammengespart. Wieso kann es nun einfach abgerissen werden?“ Und: „Wo werden wir hingehen, wenn unsere Häuser weg sind? Wir wissen nicht wohin!“ Eine Frage, die in der Roma-Foundation diskutiert wird: Egal ob es sich um Garagen handelt oder um die einzige Wohnmöglichkeit einer vielköpfigen Familie, für den Abriss illegaler Bauten gelten dieselben gesetzlichen Bestimmungen, und es wird von der Stadtverwaltung dieselbe Vorgangsweise angewandt. Es ist für die bewohnerInnen vobn >Stolipinovo nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien ihre Häuser auf die „Abrissliste“ kommen und nach welchen nicht. Denn prinzipiell sind im Stadtteil fast alle Häuser „illegal“. Die Bescheide kommen für die Betroffenen „aus heiterem Himmel“. Aus grundrechtlicher Perspektive jedochhat der Abriss von Wohnhäusern eine völlig andere Dimension als das „Cleaning“ von illegal errichteten oder baufälligen Shops und Garagen. Bei den Wohnhäusern  handelt es sich um die einzige Wohnmöglichkeit für die Betroffenen. Es gibt für sie keine Alternative.

Mögliche Lösungsschritte

Eine naheliegender Lösungsschritt wären Mediationsgespräche zwischen der Stadtverwaltung und der betroffenen Bevölkerung. Die Roma-Stiftung würde dabei als Vertreterin der BewohnerInnen auftreten können. Doch dazu ist es bisher in Plovdiv nicht gekommen. In Parvomay, einer Kommune im Bezirk Plovdiv, ist ein solches Projekt gerade angelaufen. Über Vermittlung der Roma-Foundation saßen die beiden Parteien zum ersten Mal an einem Tisch. Das Ergebnis der Mediationsgespräche wird im Mai dieses Jahres umgesetzt werden: Die Stadt bietet den betroffenen Roma-Familien zwanzig Baugrundstücke á 500 Quadratmeter zum Kauf an. Ein solches Grundstück wird 1000 Leva (ca. 500 Euro) kosten. Dieses Ergebnis der Mediation ist eine realistische Möglichkeit für die Familien, legales Wohnungseigentum zu erwerben. Die Foundation versucht, die Menschen dazu zu motivieren, dass sie diese Gelegenheit ergreifen, obwohl 1000 Leva für viele von ihnen eine kaum leistbare Summe bedeutet. Manche können sie aufbringen, manche nicht. Kredite von Banken sind kaum zu bekommen, da über 90 Prozent kein regelmäßiges Einkommen nachweisen können. Man versucht nun, mit der Kommune Ratenzahlungen auszuhandeln. Darüber hinaus ist für viele Betroffene dieser Schritt schwer einzusehen: Sie besitzen ja ein mit eigenen Mitteln und eigenen Händen gebautes Haus, das sie nicht verlassen wollen.

Dr. Josef Mautner

Also es ist mal wieder Frauentag. Schön und gut. Wir beschäftigen uns mit den Forderungen, die uns immer schon beschäftigen. Gleichstellung, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Frauenquote und Halbe Halbe. Es ist viel weiter gegangen in den letzten Jahrzehnten, aber das Ende der Fahnenstange ist noch weit weg. Wie weit in 3 persönlichen Erlebnissen von mir in der letzten Zeit.

Erlebnis 1: Veranstaltungseröffnung

Ich stehe mit einigen Menschen zusammen, plaudere. Es kommt die Sprache auf die GAST, eine sehr beliebte Messe der Gastronomie und Hotellerie in Salzburg. Es kommt auch die Sprache auf das Thema Prostitution, dass gerade bei großen Veranstaltungen auch in den Bordellen viel Geschäft ist. Plötzlich sagt einer der anwesenden Herren: „Ja ja, es ist nicht weit vom Gastgewerbe ins horizontale Gewerbe.“ Ich bin nicht auf den Mund gefallen, aber da hat es mir Sprache verschlagen.

Erlebnis 2: Sitzung irgendwo

Es kommen Personalthemen auf den Tisch. Die Sitzungsteilnehmer sind mehrheitlich männlich. Es geht auch um Führungspositionen. Ich fordere bei zukünftigen Besetzungen gezielt Frauen anzuwerben. Kurze Bemerkungen dazu: Machen wir eh. Gibt halt keine geeigneten Frauen. Dann weiter in der Tagesordnung. Kein Frust bei mir, ich werde es immer wieder einfordern. Bis es den meisten einfach auf die Nerven geht und wir einen Schritt weiter machen und mehr Frauen in Führungspositionen haben.

Erlebnis 3: Tagung

In der Tagung geht es ums Bauen und um Normen. Ich betrete den Saal, zugegeben in meiner winterlichen Lieblingsjacke in knallpink. Im Saal fast hundert Männer in Anzügen, gedeckte Farben. Wichtige Gespräche. Ich gehe durch, manche grüßend, bis in die erste Reihe und spüre einige Blicke, die klar sagen: Blonde Frau, pinke Jacke, Thema Bauen. Was macht die hier? Dann werde ich als Vizebürgermeisterin begrüßt. Die gleichen Männer schauen mich wieder an, diesmal wissend: Ah, ja Politikerin, darum ist sie hier. Ich bin überzeugt, die hätten mir nie abgenommen, dass mich das Thema wirklich interessiert.

Es sind drei Erlebnisse unter vielen. Da bin ich sicher nicht alleine mit solchen Situationen. Manch einer oder eine mag wohl denken, das ist wohl nicht so schlimm. Schlimm ist es nicht, aber bezeichnend dafür, was manche Menschen halt noch so über Frauen denken. Und darum will ich auch darüber sprechen und schreiben, was nicht in Forderungen, Anträge und Gesetzesänderungen gepackt werden kann: Das Gefühl, als Frau nicht immer zu 100% dazu zu gehören und ernst genommen zu werden.

Aber eines könnt ihr mir glauben: Auch wenn es mir manchmal die Sprache verschlägt, macht es mir schon großen Spaß dagegenzuhalten, Vorurteile zu widerlegen und manchmal mit Augenzwinkern eine Retourkutsche zu geben ;)

Alles Gute zum Frauentag 2017!

Und wieder steht ein Frauentag vor der Tür, zu merken daran, dass sich die Medien ausnahmsweise verstärkt dem Thema widmen, was Frauen mit der Frauenbewegung schon erreicht oder nicht erreicht haben.

In allen diesen Diskussionen und Artikeln finden sich aber nie Frauen mit Behinderung. Ebenso wenig wie in Einzelporträts über Kämpferinnen. Denn Frauen mit Behinderung haben die selben Herausforderungen wie alle anderen Frauen. Aber eine große zusätzliche kommt dazu: die eigene Behinderung. Und die ist nicht zu unterschätzen.

Behinderungen durch Barrieren

Während Frauen ohne Behinderung sich frei den Arzt für sich und ihre Kinder wählen können, ist es für Frauen mit Behinderung eine ständige Belastung einen barrierefrei zugänglichen Arzt zu finden. Kindergärten sind meist nicht auf Mütter mit Behinderung eingerichtet. Schulsprechtage der Kinder gestalten sich immer als organisatorische Herausforderung, die viel Zeit in Anspruch nimmt und oftmals letztendlich nicht lösbar ist. Ganz zu schweigen von den täglichen Haushaltsgeschichten, die alle schwieriger abzuarbeiten sind.

Und dann möchte Frau mit Behinderung natürlich auch wie jene ohne Behinderung eine ordentliche Ausbildung. Während viele Frauen ohne Behinderung wegen der großen Last während der Ausbildung jammern, müssen sich Frauen mit Behinderung zusätzlich mit nicht barrierefreien Studentenheimen, nicht barrierefreien Beratungsstellen, eingeschränkt barrierefreien Ausbildungsstätten, fehlender barrierefreier Praktikumsstellen und sonstigen diskriminierenden Infrastrukturen herumschlagen.

Frauen mit Behinderung in der Öffentlichkeit

Hat Frau mit Behinderung die Ausbildung dann dennoch mit Erfolg abgeschlossen, kann sie stolz sein, aber die nächste Hürde steht schon vor der Tür: die Jobsuche. Trotz erfolgreicher und oftmals sehr hochwertiger Ausbildung ist es um ein Vielfaches schwieriger einen entsprechenden Job zu finden. Frauen mit Behinderung wird grundsätzlich nichts zugetraut. Sie werden auf ihre Behinderung und die damit einhergehenden Defizite reduziert. Ihr Potenzial wird nicht erkannt. Mögliche Kinder werden gerade bei Müttern mit Behinderung als ein zusätzliches Defizit gesehen.

Und wo sind die Frauen mit Behinderung in der Politik, in Aufsichtsräten oder in führender Position? Kaum anzutreffen. Selbst die Belange von Frauen mit Behinderung werden von Frauen ohne Behinderung vertreten. Das ist so, als ob die Frauenbeauftragte von einem Mann gestellt werden würde – undenkbar.

Frauen mit Behinderung sind einer Mehrfachdiskriminierung ausgesetzt. Um dies sichtbarer zu machen, sollten die Medien endlich diese Dimension erkennen und diese Facette in ihren Berichten aufzeigen.

Ein Prosit auf den Frauentag und ALLE Frauen dieser Welt!

 

 

Diese Frage stellen sich viele Menschen. Und das zu Recht. Denn Barrierefreiheit ist eine Mamutaufgabe. Man braucht nur ein paar Hundert Meter durch die Stadt gehen und sieht an vielen Ecken, Orten, Plätzen und Häusern viele Hürden und Hindernisse.

Die Engelapotheke ist barrierefrei

Wenn man mit diesem Blick durch die Stadt geht, dann könnte man verzagen. Aber das kann es nicht sein. Also den Optimismus ausgepackt und mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen unterm Arm gehen wir es an in der Stadt Salzburg. Ein wichtiger Motivator ist der Behindertenbeirat der Stadt. Hier sitzen die maßgeblichen Menschen, mit und ohne Behinderung. Sie sind die treibende Kraft, sie rühren den Finger in der Wunde, sind aber auch mit Lob und Anerkennung zu Stelle, wenn etwas gut umgesetzt wird. Mit dem Barrierefrei-Tipp des Monats etwa  zeigt der Behindertenbeirat die Orte  in Salzburg, die alle Menschen willkommen heißen.

Ein Etappenplan für Barrierefreiheit

Barrierefreies Badevergnügen im Lepi

Seit 2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Österreich in Kraft. Was hier festgeschrieben soll auch umgesetzt werden. Und so hat sich die Stadt Salzburg in einem Etappenplan ein großes Ziel gesteckt. Erstmals wird der IST-Stand der Barrierefreiheit in der Stadt erhoben. Wichtig sind alle Einrichtungen und Angebote der Stadt. Und alles, wo die Stadt mitbestimmen kann. Wenn dies alles erhoben ist und Maßnahmen erarbeitet sind, geht es an die Umsetzung. Natürlich sind bei allen Schritten Menschen mit Behinderung eingebunden. Dabei geht es nicht nur um bauliche Hindernisse, wichtig ist auch die Teilhabe an Information. Es gibt schon Angebote der Stadt, die völlig barrierefrei sind. Anderes muss noch umgesetzt werden. 2018 liegt dann der Etappenplan vor, an dem sich bis möglichst viele beteiligen sollen.

Barrierfreiheit ist keine Gnade sondern ein Recht

Barrierefreier Kulturgenuss in der Arge Nonntal

Aber es gibt auch Hindernisse, deren Beseitigung, die Stadt nicht anschaffen kann. Besonders der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen wie Ordinationen ist für viele Menschen mit Behinderung nicht möglich. Das verhindert auch die freie Arztwahl, von dieser sind viele Menschen mit Behinderung ausgeschlossen. Wo die Apotheken in der Stadt vorbildlich sind, fehlt es bei den Arztpraxen in den meisten Fällen an Barrierefreiheit. Auch manche Geschäfte und Betriebe meinen, dass Barrierefreiheit  nicht notwendig ist für die „paar Rollifahrer“. Damit schließen sie jeden fünften Menschen in der Stadt als Kundschaft aus, denn 20% sind auf Barrierefreiheit angewiesen.

Da soll der Etappenplan zur Bewusstseinsbildung beitragen alle davon zu überzeugen, dass Menschen mit und ohne Behinderung am gesellschaftlichen, sozialen wirtschaftlichen und politischen Leben teilhaben. Weil sie das Recht haben und nicht aus Mitleid, Gnade oder Höflichkeit!

Fotos: Stadt Salzburg