Es ist Weintraubenzeit. Im Garten gab es heuer nicht ganz so viele Trauben wie die letzten Jahre, aber immer noch genug, um ein paar Gläser Marmelade zu machen. Trauebnmarmelade ist nicht unbedingt die klassische Frühstücksmarmelade. Viel besser schmeckt sie zu Käse. Oder auch auf einem Butterkuchen. Darum habe ich heuer gleich mal die Mandeln in die Marmelade getan.

Das braucht man:

2 Kilo Trauben

1 Kilo Gelierzucker

Saft von einer Zitrone

200 Gramm geschälte Mandeln

Und so geht es:

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Die Trauben gut waschen und die Beeren in einen Topf geben.

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Die Trauben zum Kochen bringen und sie so lange köcheln bis die Haut sich gut löst.

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Die Masse der gekochten Trauben durch die Flotte Lotte drehen. So lösen sich die Hautreste und Kerne und es bleibt das reine Mus.

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Das Traubenmus in einen Topf geben, Zitronensaft, Mandeln und Zucker dazu. Ungefähr 20 Minuten köcheln, bis die Gelierprobe erfolgreich ist.

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Die Marmelade noch heiß in saubere Gläser abfüllen. Deckel drauf und auf den Kopf stellen.

Gutes Gelingen!

 

Friedrich Schiller. Nicht unbedingt der Liebling von Generationen von Schülern und Germanistikstudentinnen. Meiner schon. Und Don Carlos im Salzburger Landestheater beweist wieder die Kraft und Aktualität von Schillers Stücken. Allein die Sprache war ein Genuss. Vor lauter Whatsapp, Facebook und Twitter hatte ich fast vergessen, wie wunderschön ein Blankvers sein kann. Wie kraftvoll, schmeichlerisch, emotional die deutsche Sprache ist – ohne ein einziges Emoticon.

Don Carlos – Julienne Pfeil, Hanno Waldner, Janina Raspe und Nikola Rudle © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos – Julienne Pfeil, Hanno Waldner, Janina Raspe und Nikola Rudle © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos (Gregor Schulz) ist aktuell. Sein Vater Philipp (Marcus Bluhm)  könnte Baschar al-Assad sein  oder Kim Jong Un sein. Das Schicksal von Millionen Menschen hängt am Ego eines einzelnen Herrschers. Seine Untertanen sind sein Besitz, ebenso seine Frau Elisabeth (Julienne Pfeil). Zweifelt er an ihrer Tugendhaftigkeit, dann säumen Leichen seinen Weg. Selbstzweifel münden in noch mehr Brutalität. Und es finden sich immer genug Lakaien, die des Herrschers absolute Macht stärken, so wie der Herzog von Alba (Marco Dott) und die Herzogin von Olivarez (Britta Bayer).

Don Carlos – Ensemble © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos – Ensemble © Anna-Maria Löffelberger

Auf Drängen des Marquis von Posa (Gregor Schleuning) soll Don Carlos die niederländischen Provinzen als Statthalter befrieden. Aber die große Aufgabe bleibt stecken in dem ganzen persönlichen Wirrwarr zwischen Eifersucht, Liebe, väterlicher Missachtung und Intrigenlust. Und genau das ist aktuell wie eh und je. Despotische Herrschaftsverhältnisse verrennen sich in persönlichen Fehden, Verletzungen und Rücksichtslosigkeiten. Das Volk ist nur Staffage für das Leben des Herrschers und seiner Clique, oft als gottgewollt inszeniert.

Alexandra Liedtke (Inszenierung) und Friederike Bernau gelingt es all das auf der Bühne des Salzburger Landestheaters in knapp drei Stunden zu verdichten. Das karge Bühnenbild (Raimund Voigt) und die strengen Kostüme (Johanna Lakner), die mit den Farbkontrasten schwarz-weiß-rot beeindrucken, bringen noch mehr Dramatik in das Schillersche Stück.

Meine Empfehlung: Absolut sehenswert! Schiller at his best!

Fotos: Salzburger Landestheater

In Ruhe? Gestern eher nicht! Gestern hatte ich einen Boilertag! Mal kalt, mal warm, dann wieder kalt und so weiter.

Am vorgestrigen Tag war ich ja von früh bis spät unterwegs, inklusive zwei Mal vegetarisch essen. Durch die Fülle der Eindrücke und der vielen Bewegung, schlief ich wie ein Stein und stand morgens etwas später auf.

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Das neue Rollwagerl der Marke Ottobock ohne Krückenhalterung!

Der Start in den Tag war angenehm, das Frühstück auf dem Balkon wie immer lecker. Der Rollstuhlmechaniker avisierte sich zwischen 10 und 11 Uhr für die Lieferung des neuen Rollwagerls. Er kam im genannten Zeitraum und brachte das schöne neue Teil. Aber leider ohne die bestellten Halterungen für meine zwei Krücken! Mann, wie nervig! Jetzt musste ich schon über Gebühr auf das Wagerl warten und dann fehlt das wichtige Zubehör! Brauch ich doch die Dinger, um zwischendurch mobiler zu sein. Um zum Beispiel kurze Strecken zu gehen oder Treppen zu überwinden. Also, der erste kalte Schauer für den Tag!

 

Rechtzeitig rollte ich mittags mit den Krücken zwischen mein Hüftgold und der Rollstuhllehne geklemmt zur Bushaltestelle, musste ich doch wieder zur Physiotherapiestunde in den Mirabellgarten. Der Bus kam an und einer der freundlichsten Fahrer kutschierte den Mercedes. Er öffnete wie immer lächelnd die Tür, klappte die Rampe leise runter und schob mich sogleich in den Bus. Kaum drinnen, bemerkte er “Hast Du einen neuen Rollstuhl? Schön!“ Ich war total erstaunt, sieht der Rolli doch nicht soooo viel anders aus wie der alte niedergerittene!

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Geschafft ist der Aufstieg auf den Rosenhügel!!

Pünktlich kam ich am Mirabellplatz an, mein entzückender Therapeut empfing mich schon lächelnd an der Ampel. Das Krückentraining verlief wieder ein Stück besser als das letzte Mal. Ist der Aufstieg zum Rosenhügel doch sehr steil! Er musste diesmal gar nicht mehr an meinem Hintern stabilisierend eingreifen. Auch irgendwie blöd, vielleicht sollte ich das nächste Mal wieder ein wenig straucheln!

Die Stunde verging wie im Flug und wir verabredeten uns wieder für übernächste Woche. Nächste Woche kann er leider nicht. Heul!

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Diese Postfiliale ist nicht barrierefrei aber das Personal ist zumindest hilfsbereit

Bevor ich mich in einen Obus begab um ins Fitnessstudio zu fahren, rollte ich noch zur nächstgelegenen Postfiliale. Ich musste nach langer Zeit wieder mal einen Brief aufgeben, ein Einschreiben. Die Post ist seit ein paar Jahren in der Bawag-Bankfiliale am Max Ott Platz situiert, vis a vis vom wunderbaren Jugendstilhaus meines letzten Arbeitgebers, der Wiener Städtischen Versicherung, die Mutter der Vienna Insurance Group. Detailliert beschrieben, gell?

Ich rollte froh gelaunt rein und was sah ich? Ein schönes Foyer mit angrenzenden Bankschaltern und eine breite Treppe rauf zur Postfiliale! Ohne Rampe! Wieder einmal ein Architektur-Desaster, wie kann man so etwas planen? Ruck Zuck war meine gute Laune dahin! Leicht echauffiert fragte ich eine Bankangestellte, ob es einen weiteren Zugang zur Post gäbe. Sie verneinte, erklärte mir aber den Weg zu einer anderen Post. Sehr witzig, vor allem bei den schiefen Gehsteigen vor den alten Häusern! Ich sagte, dass es das wohl nicht sein kann…ein relativ frisch renoviertes Haus und nicht an unsereins gedacht! Die besagte Bankangestellte sah mein leichtes Zornesrosa in meinem Antlitz und bot mir an, sie würde den Brief für mich rauf tragen und für mich aufgeben. Das nahm ich dankend an. Es gibt sie noch, die hilfsbereiten Menschen! Somit hatte ich einmal kalt und einmal warm in einer Situation!

Nun aber raus und zur Bushaltestelle. Dort kam nach kurzer Wartezeit ein Obus der Linie 3, einer der ganz neuen Fahrzeuge. Auch hier wieder ein ganz toller Fahrer! Noch dazu jung, sehr gut aussehend und sehr freundlich! Stöhn! Das nächste “warme“ Erlebnis! :)

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Blöder kann man unberechtigt nicht zwei (!) Behindertenparkplätze verstellen – für meinen Hinweis bekam ich einen wütenden Stinkefinger gezeigt!

Beim Fitnessstudio angekommen verschnaufte ich wie immer vorm Eingang auf der Empore. Wie gesagt, kurz verschnaufen und auch noch ein kurzer Blick ins Telefon zwecks Mail und Facebook. Könnte ja wer geschrieben haben! Natürlich spähte ich auch kurz über den Parkplatz. Und was sah ich da? Ein noch nie so dämlich geparktes Auto auf den Behindertenparkplätzen! Ja, Mehrzahl! Der Wagen stand nämlich direkt auf dem Mittelstreifen, so dass mit der Karre gleich zwei Parkplätze belegt wurden! Natürlich ohne Ausweis drinnen! Ich rang mit mir, ob ich nicht warten soll um zu sehen, wer denn das sei. Während meines Telefonchecks kam eine mittelälterliche, leicht übergewichtige Frau aus dem Haus, tänzelte die Treppe runter und öffnete mit Fernbedienung just die Türe dieses Wagens! Tänzelnd wie gesagt, also nicht behindert! Ich rief ihr nach “Geht’s noch? Mit einem Auto zwei Behindertenparkplätze belegen ohne Behinderung!“ Beim Auto angekommen, drehte sie sich um, warf mir einen bösen Blick zu und schwang sich rasch ins Auto. Durch das schon erwähnte Übergewicht schwappte der Skoda kurz und sie fuhr forsch los und zeigte mir dabei wütend den Stinkefinger!!! Häh, sie macht einen Fehler und beleidigt mich noch? Selten dämliches Weibsstück! Mal wieder ein kalter Guss an meinem Boilertag!

Das Training verlief hingegen gut, stemmte ich doch zum ersten Mal bei der Beinpresse 100 Kilo! J Weiter ging es zur Massage beim lieben Pedro, 45 wohltuende Minuten in den schönen Händen eines entzückenden Halbspaniers! Das richtete mich wieder auf (als Ganzes bitteschön, nicht was schon wieder gedacht wird!). Also wieder ein warmer Guss! :)

Als vorletztes schönes Erlebnis war dann noch mal eines mit einem Busfahrer. Am Bahnhof kam ich pünktlich nach dem wohlverdienten Eis zur Busleiste, der 25er Bus rollte gerade ein und dann durch bis zum Anfang der Busleiste. Bis ich nach vorne kam, fuhr der wieder los! Gut dachte ich mir, nimmst halt den nächsten und schaust noch Leute. Und siehe da…der Fahrer sah mich im Rückspiegel, fuhr noch mal rechts ran und schob mich rein. Sehr lieb!

Last but not least gab es zuhause wieder mal ein leckeres Wiener Schnitzel mit Pommes Frites und Rotwein!

Also, man sieht…nix ist´s mit Ruhe!

Auch ein Kinder- und Jugendzentrum feiert Geburtstag. Das JUKI Liefering hat auch schon 15 turbulente Jahre hinter sich. Wer nie in einem Jugendzentrum war, denkt sich immer, dass die Kids dort nur rumhängen. Tun sie auch, aber oft ist es der einzige Raum für Kinder und Jugendliche, wo sie das tun können, was sie mögen. Billard spielen, laut Musik hören, sich mit Freunden treffen, ihre Sorgen loswerden. Und die Mädchen können im Girls Room abhängen.

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Geschäftsführer Günther Wohlfahrt und Vereinsobmann Wolfgang Wörter ausnahmsweise im Girls Room

Und hier treffen sie auf erwachsene Menschen, die weder Eltern, noch Lehrer sind. Die grundsätzlich einmal nichts Konkretes von den jungen Menschen erwarten, außer ein respektvolles Miteinander. Und das tut den Kids gut, einfach so ohne Erwartungshaltung jung und pubertierend sein zu können. Das Juki Liefering ist aus dem Stadtteil nicht mehr wegzudenken. In diesem Haus sind die Mädchen und Jungs mit all ihren Träumen, Enttäuschungen, Ängsten, Hoffnungen und Erwartungen willkommen. Und das 15 Jahren. Wir gratulieren!

von Michael König

Schopenhauer hat Unrecht. Nachbetrachtungen zu einem Rehaaufenthalt

Ich widerspreche Arthur Schopenhauer. Sein aus heutiger Sicht verstörend falscher Aphorismus zum Thema Gesundheit ist aus Gesundheitsbroschüren, Referatstiteln und einschlägigen Buchpublikationen nicht mehr wegzukriegen. In einem Salzburger Kurort proklamiert dieser Satz mitten am Dorfplatz das Gesundheitsmotto der Gemeinde, eingefräst in eine rostbraune Eisenstele. Schopenhauer war einst zur Kur hier. Vielleicht deswegen diese Verneigung. Täglich gehen viele Menschen an dieser Stele vorbei, die teilweise seit Jahrzehnten mit schweren chronischen Erkrankungen leben. Sie müssen diesen Satz eigentlich als Affront empfinden.

 

Ich bin in den letzten Wochen mit vielen dieser Menschen immer wieder ins Gespräch gekommen. An ihren Geschichten beeindruckt vor allem eines: Auch wenn Sie teils an schweren neurologischen Erkrankungen leiden oder mit schweren Bewegungsbeeinträchtigungen zurechtkommen müssen: Ihr Leben ist deswegen nicht nichts. Im Gegenteil: Sie haben sich nicht aufgegeben. Sie stehen kraftvoll im Leben, sie organisieren sich ihr Leben trotz und mit ihrer Erkrankung. Sie haben gelernt, dass das Leben auch mit einer Erkrankung lebenswert ist und Möglichkeiten bietet. Sie sind an ihren Erkrankungen gewachsen. Manche haben sich durchgekämpft und sind nicht zerbrochen an ihren schweren Beeinträchtigungen.

Der kranke Mensch ist mehr als seine Erkrankung

Niemals ist der gesamte Mensch, sein gesamter physischer Organismus, sein gesamtes emotionales und geistiges Erleben in einer Totalität von einer Erkrankung betroffen, wie es das Schophenhauer-Zitat aussagt. Auch wenn es Erkrankungsbilder gibt, die den gesamten Menschen, seine Persönlichkeit und sein gesamtes Leben erheblich beeinflussen können oder im Extremfall wachkomatöser Kranker auf ein basales Lebensniveau reduzieren, das kaum mehr als seine physiologischen Lebensfunktionen umfasst: Ein kranker Mensch ist mehr als seine Erkrankung. Viel mehr.

Wir kennen in unserer Sprache keinen Plural für Gesundheit. Ich plädiere für die Einführung dieses Plurals. Es gibt 1000 Erkrankungen und es gibt 1000 Gesundheiten. Wir leiden vielleicht an einer Erkrankung, oder an zwei oder an mehreren, aber gleichzeitig leben wir mit vielen Gesundheiten. Schon unterlegt meine Word-Änderungs-Funktion dieses nicht existente Wort mit einer roten Wellenlänge. Ich sollte an Microsoft schreiben. „Ab heute denken und sprechen wir mit dem Bewusstsein der Existenz von Gesundheiten“. Genau deswegen ist das Leben lebenswert, weil wir vielleicht neben der einen Erkrankungen ganz viele Gesundheiten haben. Perspektivenwechsel für das Leben.

Sprache kann stigmatisieren

Hören wir auf, Menschen auf ihre Erkrankung, ihr Defizit, ihre Not zu reduzieren. Sprache formt Wirklichkeit. Reden wir nicht in tendenziell stigmatisierender Weise von „den Kranken“, „den Dementen“, „den Behinderten“, „den Bettlern“ und irgendwann vielleicht auch nicht mehr von „den Flüchtlingen“. Es mag situativ nötig sein, einen Menschen mit einem Wort zu attribuieren, das im allgemeinen Verständnis als Defizit, als Stigma, als Negativum abgespeichert ist. Eine Erkrankung kann nun mal unerfreulicher Teil des Lebens eines Menschen sein. Reden wir aber in diesem Fall besser immer von Menschen, die mit einer Demenz leben (und lachen, lieben, atmen, denken), Menschen, die mit einer Behinderung leben und Menschen, die betteln. Und von Menschen, die geflüchtet sind.

Mein Resümee nach einer wohlbekömmlichen dreiwöchigen Rehabilitation:

Gesundheit ist nicht alles, aber mit mehr Gesundheit

ist so vieles im Leben mit dem Nektar der Dankbarkeit überzogen.

Sex und Erotik für ältere oder immobile  Menschen ist oft noch ein Tabu. Wir treffen Gabriele Paulsen zum Gespräch. Sie ist Geschäftsführerin von Nessita, eine Organisation, die sexuelle Assistenz vermittelt.

zartbitter: Wieso haben viele Menschen so ein Problem offen mit Sex und Erotik im Alter umzugehen?

Gabriele Paulsen von Nessita

Gabriele Paulsen von Nessita

Gabriele: Sexualität steht für Intimität. Wir Menschen sind in diesem Bereich berührbar und sehr verletzlich. Sie wird aber auch mit Jugend und Attraktivität gleichgesetzt. Meist wird das erotische Gedankengut der älteren Generation schlicht abgesprochen. Gesellschaftliche Normen machen Erotik und Alter zum doppelten Tabu, leider!

zartbitter: Können Demenzkranke auch Sex haben?

Gabriele: Natürlich. Entscheidend ist hier die Einwilligungsfähigkeit. Ein Nein ist ein Nein. Menschen mit Demenz leben im Moment und da ist keiner wie der andere. Wir erfahren häufig eine ganz große Sehnsucht nach Nähe, vor allem nach Ruhe und Kuscheln. Unsere Nessitas erspüren auch bei nonverbaler Kommunikation, den Wunsch nach Körperlichkeit.

zartbitter: Was macht eine Sexualassistenz wirklich?

Gabriele: Auf emphatische Weise kommt es in der Begegnung (wenn gewünscht) zu gemeinsamer Nacktheit und erotischer Berührung. Es geht um Zweisamkeit, Zärtlichkeit und intime Nähe. So ein Treffen lässt sich aber auch nicht standardisieren. Nur wenige Sexualassistenten stimmen dem penetrativen Sex zu. Bei Nessita ist dieser, genau wie Oralverkehr und Zungenküsse ausgeschlossen. Das wichtige zu Motivation und Intention einer Sexualassistentin: Sie erkennen und achten die eigenen Grenzen und die Ihrer Klienten.

zartbitter: Was bietet dein Unternehmen Nessita noch an?

Gabriele: In den vergangenen zwei Jahren seit der Gründung wurde ein großer Beratungsbedarf deutlich. Das gilt für alle drei Zielgruppen von Nessita. Also den Klienten, deren Angehörige und/ oder gesetzliche Betreuer und vor allem den Vermittlern, wie Einrichtungsleitungen oder Pflegedienstleistungen ambulanter Dienste. Hier gibt es viel Unsicherheit und auch Angst im Umgang mit den ganz normalen Bedürfnissen der Bewohner/ Klienten. Die Sorge, etwas nicht richtig zu machen, ist in der Pflege stark ausgeprägt. In diesem Fall macht eine Ethikkommission Sinn, um Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Ich unterstütze die Leitungsebene, sich im Coaching für das Thema zu öffnen, trainiere Pflegekräfte bei der Gesprächsführung, indem ich versuche die (Be)Wertung von schambehafteten Situationen zu erkennen und dann professionell zu bewältigen. Oft geht es dabei auch um die eigene sexuelle Sozialisation und da braucht es die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen.

Mehr über das Thema Demenz!

Fotos: Gabriele Paulsen