tag2Juni ist die Zeit der Taglilie. Seit März haben sich die Blätter vorbereitet und sind immer dichter und länger geworden. Im Mai zeigen sich die ersten Stängel und Anfang Juni sitzen plötzlich die ersten Knospen darauf. Und dann geht es ganz schnell. Die Blüten öffnen sich. Sie sind ein in leuchtendem Orange. Die Taglilie beeindruckt mit sechs Blütenblättern, die in der Mitte einen weißen Streifen haben. In der Mode würde man sagen, das macht schlank! Und die Blütenblätter biegen sich wie eine Balletttänzerin nach außen und so ist das Blüteninnere noch besser zu sehen. Es lockt diverse Insekten durch ein wunderbares Gelbgrün. Der Pollen sitzt auf sechs Stempeln – grell gelb. Welche Biene könnte da schon widerstehen?

Taglilien auf dem Teller

gemischte bluten

auch essbar: Malve, Borretsch, Kapuzinerkresse, Nelke

Aber nicht nur Bienen und Schmetterlinge finden die Taglilie lecker. Ich auch. Ihre Blütenblätter sind sehr knackig und schmecken leicht nussig. Sie passen wunderbar in jeden Salat oder auf ein Butterbrot. Man kann sie aber auch mit Frischkäse gefüllt servieren, verfeinert mit einigen Kräutern. Auch zum Kandieren sind sie hervorragend geeignet.

Manch einer mag sich jetzt denken: Oh wie schade, die schönen Blüten essen. Aber wie ihr Name schon sagt, blüht sie nur einen Tag. Also am Abend kann man sie ohne schlechtes Gewissen verspeisen. Am nächsten Tag heißt sie einen wieder mit vielen neuen Blüten willkommen.

Die Taglilie ist sehr pflegeleicht. Wer sie mit Sonne verwöhnt, bekommt besonders viele Blüten zu sehen. Sie kommt verlässlich jedes Jahr wieder. Im Frühjahr bekommt sie einen Kübel Kompost. Ihre dicken fleischigen Wurzeln bilden immer wieder Ableger. Das ist ideal, um ein Stückchen Taglilie abzutrennen und weiter zu schenken. Auch der faulste Gärtner wird mit der Taglilie glücklich, weil sie genügsam und verlässlich ist und wunderschön.

Hier geht es zu weiteren essbaren Blüten!

von Christian Namberger. Oberinspektor i. R.

Letzte Woche erzählte ich ja von meinen zwei großen I, dazu gehörten auch Ausführungen über die Rosi. Es gibt da noch das eine oder andere Wissenswerte. Aber heute erzähl ich von was anderem. Manche Menschen brauchen noch Zeit, um das zu verdauen. Haben sie doch, wenn sie den Namen Rosi hören, gleich meinen Hintern vor dem geistigen Auge.

Der erste Reha-Aufenthalt in der Neurocare war ein schwerer. Durch das viele Liegen war ich sehr geschwächt und konnte nicht mal aufrecht sitzen, ohne mich zu stützen. Aus dem Bett in den Rollstuhl ging es nur mit Hilfe. In der Früh wurde ich in einen Duschrollstuhl gehievt und in die Dusche geschoben. Durch die Schwäche, konnte ich nur mit pi1einer Hand hantieren, mit der anderen hielt ich mich fest. Das Abbrausen ging noch, doch das Shampoonieren und mit dem Waschlappen Abreiben wurde dann von der Pflegerschaft übernommen. Die Duschsessel sind ja ähnlich wie die sogenannten Leibstühle. Sprich, sie haben ein Loch in der Sitzfläche. Durch dieses schruppte dann die Schwester mit einem Waschlappen meine beleidigte Rosi. Nicht gerade prickelnd, aber Reinlichkeit muss sein. Danach abtrocknen, zurück ins Betti und im Liegen angezogen werden. Wie ein Baby. Dann wieder aus dem Bett und rausgekarrt zum Frühstück zu den anderen Maroden. Die Bude ist immer voll belegt, überwiegend mit Schlaganfall-patienten jeden Alters.

So geht Reha

Nach dem Frühstück, ich musste zum Glück keine Diät halten, begannen die Therapie-einheiten. Eine Einheit dauerte immer 25 Minuten. Verteilt auf den Tag hat man ca. 5 Stück davon. Natürlich wurde auch versucht, mich auf die Beine zu bringen. Zuerst mit dem Stehtisch, damit sich meine Fussi an das Gewicht gewöhnen. Da wird man mit einem Gurt an ein erhöhtes Pult gezogen und dort steht man dann die 25 Minuten. Mit Blick nach draußen. Mei, ein Eichhörnchen – wie schön! Was ich da alles entdeckte. Auch fing ich an, die Lamellen der Deckenverkleidung zu zählen. Gehtraining versuchten wir mit einem Gerät namens Taurus. Da kann man sich mit den Unterarmen aufstützen und der Trainer schiebt das Gestell nach oben. Das sah bei mir vielleicht aus. Blasse Storchenhaxerl, darüber eine knielange Sporthose, knackig gefüllt mit der Erwachsenenwindel. Abgerundet mit Ralph Lauren Poloshirts in knalligen Farben. Sollte ein wenig ablenken von den Haxerln. Den Flur entlangschreiten konnte man das ganze nicht nennen, irgendwie sah es aus, als würde ich nachgeschleift. Es dauerte einige Wochen, bis ich rollatorfähig war. Anfänglich nur ein paar Meter, mit jeder weiteren Reha immer ein Stück mehr. Die zweite Reha bekam ich gleich nach 6 Monaten bewilligt, normalerweise ist man da für 4 Wochen. Diese wurde aber immer wieder verlängert und somit war ich in Summe 3 Monate in der Anstalt. Ich wollte schon das Zimmer nach meinem Gusto streichen lassen.

 

Mittlerweile wohnte ich ja schon in der schattigen Pinie. Das ist ein Haus, das sich betreubares und betreutes Wohnen nennt. Würde gar nicht auffallen, wenn es nicht plakativ auf der Glas-Eingangstüre stünde. Vielleicht kratze ich das mal in einer Nacht und Nebelaktion runter. Dann sieht das wie ein ganz normales 18-Parteien Haus aus. Wo ich bin, ist pi2oben! Also bin ich folgerichtig ganz oben im zweiten Stock mit meinen Räumlichkeiten. Lange Zeit übte ich im Stiegenhaus zusammen mit Muttern das Rollatorgehen. Ich mit Rollator voran und Muttern mit dem Rollstuhl hinterher, falls mich die Kräfte verlassen sollten oder ich ins straucheln kam. Dank der überwiegend älteren Damen im Haus, ist das lange Fensterbankerl mit farbenfrohen Blümeln dekoriert und somit hat man auch was für den Augenwinkel. Aufsehen ging ja nicht, ich musste ja schauen, wie und wo meine Fussi auftreten. Einmal war im Haus vis a vis, eine normale Wohnanlage, in einer Wohnung im ersten Stock ein junger Mann bei der offenen Balkontür am Rauchen. Nackig! Und ich müsste mich auf mein Gehen konzentrieren.

Leider war das eine einmalige Darbietung, seither raucht der Gute immer in Shorts. Vielleicht fiel ihm ja auf, dass mein Blick des öfteren vom Stragula-Belag hier in Richtung seines Balkones schwenkte.

Die ersten Schritte in „Freiheit“

Die Monate vergingen und ich habe nach den Reha-Aufenthalten bei einem der Therapeuten zukünftige Therapien gebucht. Diese sind meist mittwochs, auch auf dem Gelände der Klinik. Dort machten wir Training im sogenannten Lokomat. Das ist eine große Apparatur, in die man wie in einem Fallschirm eingespannt wird und unten läuft ein Laufband. Zum Entlasten kann man Gewicht wegnehmen. Dieses Training machte ich bis letztes Jahr. Dadurch konnte ich zu Hause besser mit dem Rollator gehen. Auch wagte ich mich dann zusammen mit Muttern raus. Die Gegend ist ja eine ruhige, somit kann man da gut üben. Jedoch war meine Angst zu stürzen trotzdem noch da. Ich bin ja mittlerweile auf mein altes Gewicht von 105 kg angewachsen. Wenn ich da unkontrolliert mitten auf der Strecke falle, kann mich Mutti als 76-Jährige nicht aufhieven. Mit dieser Angst behaftet, trampelte ich regelrecht aus dem Haus.

Der Großteil der Leserschaft kennt sicher den Film Jurassic-Park, in dem die Wasserpfützen kleine Wellen schlagen, wenn Thyrannosaurus Rex aufstampft. Bei mir war es ähnlich. Durch das Stampfen erzitterte der Boden und mein schwabbeliges Hüftgold kam ebenfalls in Wallung. Röchelnd stakste ich Richtung Straße, die kleinen spielenden Kinder der Siedlung sahen die besagten Wellen in der Pfütze und spritzten schreiend auseinander, weil sie dachten, Gozilla greift an. Zusammen mit der Nachbarskatze versteckten sie sich hinter der Hecke.

Mittlerweile gehe ich alleine meine Runden mit dem Rollator und bin ein gewohntes Bild in der Siedlung. Wenn es gut geht, dann tigergleich, wenn nicht, dann … na ja, lassen wir das. Nächstes Ziel ist mit Krücken zu gehen, da üb ich mit dem Therapeuten immer wieder mittwochs.

Heute schließe ich mit einem alten Schlagerohrwurm von Cindy & Bert, der da lautet:

„Immer wieder sonntags, kommt die Erinnerung“, für mich abgewandelt in

„Immer wieder mittwochs, kommt die Therapie“

Und hier geht’s zu Kapitel 7!

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v.l.n.r.: Ahmad, Gudrun Doringer, Wolfgang Bauer, Johannes Dines

Asyl, Flucht, Mittelmeer, Krieg, Unterkünfte, Integration sind seit Monaten Thema Nummer 1 in allen Medien. Alle kennen wir alle Argumente von „Grenzen auf“ bis „alle abschieben“. Selten erlebt man es, dass eine Diskussion sehr sachlich verläuft und dass die Menschen im Mittelpunkt stehen. Heute war das so bei der Diskussion im Saal der Salzburger Nachrichten. Der junge syrische Flüchtling Ahmad, der Zeit-Redakteur Wolfgang Bauer und Caritasdirektor Johannes Dines debattierten unter der Leitung von SN-Redakteurin Gudrun Doringer.

Ich will nicht die Debatte wiedergeben sondern die Stimmung im vollen Saal. Wie gesagt, das Thema Asyl spaltet derzeit die Menschen. Es gibt viele Ängste in unserer Gesellschaft und wir Politiker sind nicht unbeteiligt daran, die Situation zuzuspitzen. Mit dieser Erwartung war ich heute dort. Und diese Erwartung wurde völlig enttäuscht. Sachlich, interessiert und voller Respekt ist es zugegangen. Menschenwürdig. Und die Frage einer Frau fasst die Stimmung im Saal gut zusammen: „Was kann ich als Salzburger Bürgerin tun, um zu helfen. Was brauchen die Flüchtlinge?“ Und der junge Ahmad hat etwas gesagt, dass viel  zu wenig  gehört wird: „Ich bekomme jetzt Geld vom Sozialamt. Ich steige in den Bus und schaue den Menschen nicht in die Augen, weil ich mich schäme. Ich sage auch meiner Mutter nicht am Telefon, dass ich Geld bekomme ohne zu arbeiten. Das ist nicht gut. Darum lerne ich so schnell wie möglich Deutsch, um arbeiten zu können. Damit ich mich nicht mehr schäme.“

Bumm! Ein dumpfes Wummern. Und wieder: Bumm! Erschütterungswellen in wassergefüllten Plastikbechern. Angsterfüllte Kindergesichter. Die Kinder sitzen mitten in der Nacht in einem Auto fest. Die Spannung war riesig und das Publikum rutschte immer tiefer in die Kinosessel hinein.

Die Minute vor dem ersten Auftritt des Tyrannosaurus Rex in Steven Spielbergs bahnbrechendem Film Jurassic Park hat Kultstatus und wurde dutzende Male in anderen Filmen zitiert. 22 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal lebensecht wirkende Dinosaurier im Film zu sehen waren. Das war einfach …. WOW! Der Film war ein Mega-Erfolg und brach alle Rekorde.

Heute setzt das Kinopublikum perfekte computergenerierte Effekte voraus. Was soll man da noch Neues zeigen? Gar nichts. Das beweist die Neuauflage der Dino-Serie, Jurassic World.

Jurrassic WorldDie Charaktere folgen einfachen Schablonen und stecken voller Klischees: die Gedankenlosigkeit der Erwachsenen, der jugendliche Ungehorsam und die Gier (oder sonstige hinterfotzige Motive) der Unsympathen dienen ausschließlich dazu, dem zu erwartenden Verlauf der Handlung eine Rechtfertigung zu geben. Die Kinder überleben, der Held kriegt die Frau und den Bösewicht ereilt seine gerechte Strafe.

War ich enttäuscht? Nein. Niemand geht wegen einer neuen oder originellen Handlung in einen Dinosaurier-Film. Alle wollen einfach nur Saurier sehen.

Ein schweres Erbe
Jurassic World ist ein Themenpark, der auf dem Gelände des gescheiterten Jurassic Park steht. Er ist jedoch völlig neu. Doch das beeindruckend riesige Holztor besteht aus dem Holz des alten Tors zum Jurassic Park – das wird den staunenden Besuchern erklärt. Und ganz genauso ist es mit dem Film: Er steht auf dem Fundament des 22 Jahre alten Vorgängerfilms und fängt doch die Geschichte von Neuem an.

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Die Leiterin des Themenparks Jurassic World weiß: Alle Jahre muss ein völlig neuer, im Gen-Labor designter Saurier her. Gibt es keine neue Attraktion, werden Saurier für die Leute rasch so selbstverständlich wie ein Elefant im Zoo. Der zieht auch nicht die Massen an. Diese Erklärung ist sicher keine unabsichtliche Selbstreferenz auf den ganzen Film. T-Rex und Velociraptoren? Hatten wir schon in drei Jurassic Park Teilen. Jurassic World ist das Reboot und das Publikum des Jahres 2015 erwartet etwas Größeres, Schnelleres, noch Gewaltigeres. Und das bekommt es auch: den Indominus Rex. Der hat allerlei Tricks drauf und ist noch dazu hochintelligent.

Fürs Publikum ist’s einfach ein Spaß zuzusehen, wie die zwei Jungs Gray und Zack, ihre Tante Claire Dearing [Bryce Dallas Howard], und der Velociraptoren-Trainer Owen Grady [Chris Pratt aus Guardians of the Galaxy] immer wieder dem zum Vergnügen mordenden und hochgefährlichen Induminus-Rex-Weibchen entkommen – mit knapper Not. Ob Sie das Monster auch zur Strecke bringen?

Wo ist der Kultfaktor?
In Jurassic World ist alles drin ist, was man sich von zwei Stunden perfekter Saurier-Unterhaltung erwarten kann. Und trotzdem habe ich etwas vermisst: Kultszenen wie in Jurassic Park – zum Beispiel wie erste Auftritt des T-Rex. Und auch wenn man manchmal aus dem Sitz hochfährt – es gibt in Jurassic World keine einzige Szene, in der man so auf Nadeln sitzt, wie in Jurassic Park, wenn die zwei Kinder die hochgefährlichen Velociraptoren in einer Gastroküche austricksen.

Der Film wird finanziell voraussichtlich höchst erfolgreich. Immerhin bietet er solide Unterhaltung. Nur großartig ist er leider nicht.

Meine Bewertung auf IMDB – 7 Punkte
Ein gelungener Sommerfilm. Zwar nicht originell, aber durchgehend unterhaltsam. Chris Pratt hat sich einmal mehr bewiesen, dass er ein starker Leading Man für großes Blockbusterkino ist. Bitte mehr!

von Christian Namberger, Oberinspektor in Ruhe

Letzte Woche erzählte ich ja von meinen zwei großen leidigen I, der Inkontinenz und der Impotenz. Leider konnte ich da nicht weiter ausholen, was ich in diesem Kapitel jetzt mal mit der Inkontinenz mache.

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Die Utensilien

Ich erwähnte ja schon, dass die Zeit nach der gelungenen Chemotherapie eine kraftlose und somit leidige war. Zuhause konnte ich nur liegen und halbwegs auf meiner beigen Couch im Wohnzimmer sitzen. Im Krankenhaus kam sowieso nur Liegen infrage. Im 2011er Jahr begannen auch die Rehaaufenthalte. Ich musste zum Glück nicht lange reisen, meine Reha wurde in der Neurocare in Salzburg bewilligt. Dort bekam ich ein schönes Einzelzimmer und einen Rollstuhl. Die Transfers vom Bett zum Rollstuhl waren sehr mühsam, meine dünnen Haxerl konnten relativ wenig Gewicht tragen. Noch dazu war ich ja seit geraumer Zeit Windelträger. Moderne Windeln sind zwar relativ dünn, doch beeinträchtigen sie einen doch, wenn man mit darüber gezogener Sporthose im Bett rutschen möchte.  Weiters war ein Problem, dass schon bei geringer Belastung sein konnte, dass die vor einigen Stunden konsumierte und mittlerweile verdaute Fressalie mit Schwung ungehindert ins Hoserl raste. Ganz toll!. Dann hieß es gleich wieder zurück ins Bett und die Schwester oder den Pfleger rufen. Nicht gerade prickelnd.

Tipps aus dem Internet

Ich hatte relativ viel Zeit, im Internet zu stöbern. Ich weiß, da ist auch nicht alles wahr. Durch Zufall stieß ich auf einen Erfahrungsbericht einer Schweizerin mit ähnlichem Krankheitsverlauf. Lymphknotenkrebs, Polyneuropathie, Inkontinenz. Dass ich da nicht alleine war, war mir klar. Ich hab´s zwar gerne exklusiv, aber ist halt doch eine gängige Erkrankung. Jetzt las ich da allerdings was ganz Interessantes. Wir Behinderte mit sogenannten inkompletter Querschnittlähmung spüren ja das eine oder andere Verlangen. Nein, ich mein jetzt nicht das Horizontale, darüber spreche ich in Kapitel 147. Ich meine das Verlangen des Körpers nach Ausscheidung. Die Schweizerin hatte wie ich einen Bauchdeckenkatheter und konnte ebenso wie ich das AA nicht halten. Aber die Gute hatte erfahren, dass man sich durch Selbststimulation zackig entleeren kann. Und zwar durch massieren der Rosette das AA quasi locken. Ha! Da muss eine Frau mich drauf bringen! Nichts leichter als das. Ich bin ja schon viele, viele Jahre den Umgang mit meiner Rosi gewöhnt. Ich nenne sie so, weil Rosi charmanter klingt als Rosette. Viele wissen ja nicht, dass die Gute zu den erogenen Zonen gehört. Ungeübte nehmen sie nur zur Ausscheidung her und kratzen mit billigem Papier darüber. Ich habe sie immer schon gehegt und gepflegt. Des Morgens unter der Dusche immer generalgereinigt, um nett und adrett in den Tag zu starten. Außerdem hatte ich immer im Kopf, dass wenn ich einen Unfall hätte und notoperiert werden müsste, dann der junge, gut aussehende Arzt auf dem Tisch mir die Hose auszieht und Winterkirschen im Hinternhaar vorfände. So was ginge ja gar nicht.

So geht es einfach

Also versuchte ich es auch mit der Stimulation.  Was aber gar nicht so einfach war. Natürlich fand mein geschickter Finger sofort zur Rosi, nur wie ging ich weiters vor? Bettunterlagen und Wegwerfhandschuhe aus Molton gab´s in der Anstalt. Nur sah ich nichts. Also hab ich Muttern gebeten, mir einen Kosmetikspiegel zu bringen, den man aufstellen kann. Gesagt, getan. Beim nächsten Besuch konnte ich loslegen. Gut, nicht während des Besuchs, am Abend dann. Ich wartete den Dienstwechsel der Pflegerschaft ab, denn da wusste ich, dass ich einige Zeit hatte, bis die Nachtschwester oder der Nachtpfleger kam. Aus dem Nachtkastl fischte ich das nötige Material und entledigte mich des Schutzhoserls. Ich drehte mich auf die linke Seite, da ich Rechtshänder bin. Außerdem hatte ich so auch die Tür im Blick und konnte eventuelle Eindringlinge verscheuchen. Ich breitete die Bettunterlagen aus und stellte den Spiegel auf, um zu sehen was ich tat. Gesehen hab ich allerdings auch meine Rückseite. Nach der Chemo kamen ja relativ schnell wieder die Haare. Das Haupthaar wieder überwiegend silbrig schimmernd, ein idealer Hausierer-Chic der Seriosität vermittelt sowie das Körperhaar. Das Schamhaar blieb die ganze Zeit erhalten, ich sehe das als Zeichen, dass man da keinen Rasierer ansetzen sollte. Schlimmer kam mir aber die Rückenbehaarung vor. Dermaßen üppig, Schwarz-Silber im Mix. Ich kam mir wie eine Mixtur aus Grzimeks Tierreich vor. Die Leserschaft wird sich jetzt fragen Mixtur? Ja, die war es. IMG_0290[1]Der Rücken sah aus wie der Silberrücken eines Gorillas und der Hintern war rot wie der Arsch von nem Pavian. Nicht gerade sehenswert. Zum Glück hatte ich ja Einzelzimmer. Nach dem Schock über das Aussehen meiner Rückseite, begann ich mit der Prozedur. Finger gecremt und Rosi behandelt. Und siehe da, es funktionierte auf Kommando. Ich war alsgerade selig. Mit feuchten Molton-Waschhandschuhen noch die Rosi schön gereinigt und die Unterlage mit der Beute kleinstmöglich zusammengelegt. Das Paket stopfte ich noch in einen Wegwerfhandschuh und legte es auf den Boden. Zur Pflegerschaft sagte ich dann, ich hätte da eine kleine Gabe, was immer für ein Lächeln sorgte. Auch waren sie sicher froh, dass sie mich nicht mehr säubern mussten. Allerdings gingen sie nach Betreten des Zimmers gleich zum Fenster um zu lüften. Man kann nun wahrlich nicht behaupten, dass Wohlgeruch die Luft schwängerte.

Diese Methode behielt ich lange bei. Auch als Vorbereitung, wenn ich außer Haus musste oder durfte. Ist schon unangenehm, wenn man ständig im Kopf hat, wann wohl die nächste Ladung kommt. Aber so hatte man zumindest für ne kurze Zeit Ruhe.

Mit dieser Schilderung belasse ich es für heute und schließe wie Johannes, äh James Bond. In dessen Nachspann steht immer “James Bond will return in…“, ich halts lieber in Deutsch und sag:

Christian Namberger kommt wieder, in Kapitel 8.

Hier geht es zu Kapitel 7

strand2Zwei große Handtücher, zwei kleine Handtücher, eine Picknick-Decke, zwei Badeanzüge mit Mini-Maus, zwei mit Filly-Ponys, zwei Badeanzüge für die Mama, zwei Badehosen für den Papa, zwei T-Shirts, zwei kurze Leggins, ein Mal UV-Schutz-Gewand mit Hello Kitty, einmal no-name vom Eduscho, zwei Trinkflaschen aus Glas, eine 1,5-Liter-Version aus Plastik, Reiswafferl, Äpfel, Kekse, eine Banane, zwei Weckerl, zwei Tuben Sonnencreme, Schwimmscheiben, zwei Taucherbrillen, zwei Schnorchel, eine Tasche Sandspielzeug (die Super-Size-Edition für den Strand), Spritz-Tiere, vier Kapperl und vier Paar Strandschuhe (der Sand ist echt heiß) und den Sonnenschirm. Jetzt noch alles in zwei Badetaschen und einen Rucksack stopfen.

Geschafft, es ist jetzt 9.30 Uhr, Ankunft am Strand 10 Uhr. Lager aufschlagen am freien Strand nahe Viareggio in der Toskana. Am Bezahl-Strand kosten zwei Liegestühle und ein Sonnenschirm familienfreundliche 24 Euro pro Tag, macht für sechs Tage …. nein, da bin ich zu geizig.

Jetzt noch die Eincreme-Prozedur: zuerst renitente Dreijährige ca. 10 Minuten im Dauerlauf wahlweise durch den Campingplatz oder die Sanddünen verfolgen, unter Protestgeschrei einfangen, dann möglichst schell einschmieren, loslassen und nächstes Kind schnappen.

Nächste Disziplin: Sandburgen bauen, am besten gleich nach dem Eincremen, damit der Sand auch ordentlich am Kind klebt. Zwischendurch kurze Begegnung mit Meer und Brandung. Raus aus dem Wasser, umziehen, nach fünf Minuten wieder rein ins Wasser,….

Besondere Herausforderung: die Wanderung zum Klo. Drei Sanddünen weiter und gefühlte 30 Minuten Fußmarsch müssen mindestens drei Leute ihre Blase koordinieren – denn zwei Mal gehe ich den Weg sicher nicht!

12 Uhr, Jausenzeit, endlich mal zehn Minuten sitzen, unter dem gerade gekauften Schirm. Mein dritter Mitleidskauf von den Händlern aus dem Senegal, viele von ihnen sind dort am Strand unterwegs.

Um 15 Uhr zurück zum Campingplatz, schließlich müssen wir noch den Pool testen. Alles wieder in die Tasche schlichten, beim Pool alles wieder auspacken – wo sind die Spritztiere und die grüne Sandschaufel?