flugzeug1„Ich würde das nie aushalten, ich würde meine Kinder so vermissen“, hörte ich kürzlich von einer Freundin, als ich ihr völlig beseelt von meinem dreitägigen, kinderlosen Berlin-Trip erzählte. Und – oh mein Gott – es war der Himmel auf Erden, ein Wochenende zwischen Cocktails, Kaufrausch und Knochenarbeit (wir haben quasi ganz Berlin zu Fuß erkundet). Gleich hat sich mein schlechtes Gewissen gemeldet – ich hab nämlich meine Familie nur beim Einschlafen und Aufwachen vermisst, ansonsten war ich völlig drin im „Big City Life“.

Doch nun die Gegenfrage: Warum sollte ich es nicht aushalten, mich drei Tage wieder richtig selbst zu spüren? Nebenbei bemerkt war ich am Sonntag Abend pünktlich wieder zu Hause, um die Kinder höchstselbst ins Bett zu legen. Warum glauben wir Mütter, oder einige von uns, dass wir unersetzlich sind? Dass die Kinder-Welt nach drei Tagen zusammen bricht? Dass der Mann einer unzumutbaren Belastung ausgesetzt ist, weil er drei Tage den Nachwuchs hüten muss? Warum fesselt uns die vermeintliche (?) Sehnsucht so sehr ans traute Heim? Ist es nicht vielmehr so, dass frau loslassen müsste? Dass frau auch spürt, dass es einige Tage ohne sie geht – und das gar nicht so schlecht?

Ich bin jedenfalls froh, dass es auch ohne mich geht. Zumindest drei Tage lang war der Himmel über Berlin ziemlich weit weg von Salzburg.

Ein Gastbeitrag von Josef P. Mautner

bettlerin

Bild einer Bettlerin in der Pfarrkirche Anif

Es gibt viele gute Gründe, die Menschen dazu motivieren, sich für und mit Armen und Ausgegrenzten zu engagieren. Die verschiedensten Weltanschauungen legen uns Barmherzigkeit und/oder soziale Gerechtigkeit in unserem Handeln nahe: Humanität und Mitmenschlichkeit, sozialdemokratische Werte, der Einsatz für soziale Grundrechte. Ich frage mich: Wie steht es mit dem Christentum? Warum ist es für Christinnen und Christen selbstverständlich, mit armen, benachteiligten und ausgegrenzten Menschen solidarisch zu sein? Ich möchte versuchen, eine mögliche Antwort auf diese Frage zu geben.

DEN normativen Hintergrund für Solidarität sowie den Einsatz für soziale Gerechtigkeit bildet die Bibel: Zunächst das Erste Testament, wo die Propheten die Solidarität mit den Armen und das Eintreten für soziale Gerechtigkeit als ein zentrales Kriterium für das Hören auf Gott, für ein positives, anerkennendes Verhältnis Israels gegenüber seinem Gott benennen.

 

In den Evangelien, im Besonderen im Lukasevangelium, nimmt die Beziehung zu den Armen einen zentralen Platz ein: Sie sind diejenigen, denen Gottes Wirklichkeit in besonderer Weise gehören wird: „Selig ihr Bettel-Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ (Lk. 6, 20)

 

Die Evangelien reden in einer sehr genauen, differenzierenden Weise von den Armen, was auf eine klare Beobachtung und Analyse ihrer unterschiedlichen Lebenssituationen schließen lässt. Im Wesentlichen werden zwei Begriffe verwendet: Das griechische Wort penes. Es bezieht sich auf Menschen, die unterbezahlt sind, die in einem Arbeitsverhältnis unterdrückt werden – also auf die arme arbeitende Bevölkerung. Das griechische Wort ptochos wiederum bezeichnet jene Menschen, die keinen Zugang zu Arbeit haben und deshalb betteln müssen. Es kann sowohl mit „Armer“ als auch mit „Bettler“ übersetzt werden. Das Wesentliche an der Lebenssituation dieser Menschen ist es, dass sie für das Befriedigen ihrer Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Wohnen und Gesundheit von der Mildtätigkeit Anderer abhängig sind.

 

Die Seligpreisungen gelten als die „Magna Charta des Christentums“, und gleich in der ersten Seligpreisung des Lukasevangeliums sind eben jene ptochoi, die Bettelarmen, angesprochen. Sie sind für Jesus die Seligen, denen das „Reich Gottes“ gehört. Das bedeutet: Die Solidarität mit ihnen ist nicht einfach irgend eine Sonderleistung, die besonders engagierte ChristInnen auch vollbringen, sondern sie gehört mitten ins Zentrum christlichen Glaubens. An ihr wird er sich in der Praxis bewähren. Papst Franziskus hat es immer wieder in Erinnerung gerufen, etwa in seiner Ansprache beim Pfingsttreffen mit Vertretern der „Movimenti“:

 

„Die Armut ist für uns Christen nicht nur eine soziologische oder philosophische oder kulturelle Kategorie – nein, es ist eine theologische Kategorie. Ich würde sagen, vielleicht die erste Kategorie, denn jener Gott, der Sohn Gottes, hat sich erniedrigt, ist arm geworden, um mit uns den Weg zu gehen. Und das ist unsere Armut: die Armut des Leibes Christi, die Armut, die uns der Sohn Gottes mit seiner Menschwerdung gebracht hat.“

 

Täglich eine kurze Atempause für die Seele

Täglich eine kurze Atempause für die Seele

Meine Arbeitskollegin Maria Zehner fragte mich vor einiger Zeit beim Mittagessen, ob mir nicht auch etwas fehle in der Arbeit? Wir arbeiten ständig an vielen unterschiedlichen Projekten und Veranstaltungen. Meist unter Zeitdruck, dass alles rechtzeitig fertig wird. Wir versuchen unser Bestes zu geben und hängen uns voll rein. Wofür oder für wen machen wir das eigentlich? Für unsere Zielgruppen, fürs Geld, für die Kirche oder den Papst?

Wir möchten einmal etwas für uns tun, durchatmen und eine sinnvolle Pause machen. So wurde unser Mittagsgebet in der Fastenzeit geboren. Hauskirche konkret vor Ort. Wir treffen uns täglich um Punkt 12 Uhr für 15 Minuten im Gemeinschaftsraum der Katholischen Aktion. Die Struktur ist ganz einfach: Kreuzeichen, ein Bibelvers aus den Tageslesungen, Stille und ein Lied der ökumenischen Gemeinschaft Taizé. Unser Chef unterstützte uns bei dem Anliegen und platzierte im Seminarraum das beeindruckende Misereor Hungertuch 2014.

Mitten am Tag sich gemeinsam mit anderen einer befreienden Botschaft aussetzen. Was machen die Worte Jesu mit uns, mit mir? Auf mich haben sie eine zweifache Wirkung. Einerseits stärken sie mich in meinem Vertrauen auf Gott und machen mich ruhiger. Andererseits fordern sie mich extrem heraus. Sie hinterfragen mich selbst, aber auch unser Tun als Kirche. So macht es mir Freude, in der Spur Jesu weiterzuarbeiten. Diese führt zum einen zur inneren Einkehr, zum anderen zum tatkräftigen Handeln. Auf ersteres vergesse ich sehr oft. Doch wenn ich dafür offen bin, dann macht es mir einfach unglaublich viel Spaß.

 

Erwin Josef Himmelbauer, 45 Jahre, gelernter Werbefachmann, Journalist bei Welle 1 und Initiator der Integrationsfußball- Weltmeisterschaft

ErwinZartbitter: Erwin, du bist ja bekannt als Mister Integrations-WM. Wie ist es dazu gekommen?

Erwin: 2006 habe ich die Fußball-WM geschaut. Nach einem Spiel bin ich beim Griechen im Gastgarten gesessen. Da habe ich mir gedacht, wie es wohl wäre, wenn wir ein Derby machen. Die Griechen gegen die Iren im Lokal gegenüber. Und aus dem Lokal-Derby ist dann die Fußball-WM in Salzburg geworden. Jetzt spielen wir österreichweit. Wir spielen in Salzburg, Wien, Linz, Baden und Innsbruck Integrationsfußball.

Zartbitter: Wie schaut das genau aus?

Erwin: Wir haben in jeder Stadt Mannschaften, insgesamt aus über 70 Ländern. Bis auf Australien sind alle Kontinente vertreten. In ganz Österreich sind es 1700 Spielerinnen und Spieler.

Zartbitter: Findest du Anerkennung für dein vorbildliches Integrationsprojekt?

Erwin: 2011 bekamen wir den Sonderpreis für Integration und Lob vom UNO-Generalsekretariat. Dann kam eine Einladung zum Bundespräsidenten. Und es kamen viele Zuschriften von Brasilien bis Pakistan.

ghana kurden

Foto: Kerschi

Zartbitter: Was war dein schönstes Erlebnis?

Erwin: Es hat viele schöne Erlebnisse gegeben. Fassungslos war ich als 2008 ein iranischer Spieler zu mir kam und meinte, er müsse jetzt leider früher weg, weil er Matura hat. Und 2007 als Afghanistan im kleinen Finale gegen England beim Elfmeter-Schießen gewonnen hat. Afghanische Mütter stürmten samt Kinderwägen vor Begeisterung das Spielfeld. Unglaublich.

Zartbitter: Was wünscht du dir für die Integrationspolitik in Österreich?

Erwin: In den letzten Jahren ist es sehr viel besser geworden. In vielen Punkten ist die Arbeit des Integrationsministers richtig. Aber was die Regierung Jahrzehnte verschlafen hat, da kann Minister Kurz nichts dafür. Auf lokaler Ebene wirkt das „Ausländerproblem“ viel größer als es ist. De facto habe ich persönlich nie ein Problem mit einem Ausländer gehabt. Nie hat mir jemand gesagt, wie ich mich zu benehmen hätte. Da ist immer gegenseitiger Respekt da. Ich habe kein „Ausländerproblem“ und viele Leute, die ich direkt anspreche, haben auch keins. Das ist eher ein Imageproblem. Man hat was gelesen oder gehört, aber die man selber kennt sind alle in Ordnung.

Zartbitter: Wann und wo können wir deine Multikulti-Mannschaften anfeuern?

Integrations Fussball-WM in Salzburg am 16.6.2013  Finale: Kroatien - Slowenien 3:0   Foto und Copyright: Moser Albert, Fotograf und Pressefotograf, 5201 Seekirchen, Weinbergstiege 1, Tel.: 0676-7550526 mailto:albert.moser@sbg.at  www.moser.zenfolio.com

Foto: Albert Moser

Erwin: Am 29. Mai beginnt es mit der Wahl zur Integrations-WM Miss. Am 15. Juni haben wir eine Integrationsgrillerei auf der Dult. Und am 21. Und 22. Juni wird bei der Casinos Austria Integrations-WM um den Titel gekickt. Am PSV-Platz in der Alpenstraße. Und nicht vergessen im März 2015 gibt es die nächste afrikanische Rodelmeisterschaft in Rauris, zum dritten Mal!

Zartbitter: Danke Erwin und weiterhin viel Erfolg!

Mehr Infos hier: http://www.integrationsfussball.at/

palaIch weiß nicht, ob das am Alter liegt, aber in der letzten Zeit passiert es mir häufiger, dass ich längst vergessene Szenen aus meiner Kindheit wieder vor Augen habe. Kürzlich ging es mir beim Palatschinken machen so. Gerade als ich den ersten Schöpfer Teig in die Pfanne gebe, kommt die Erinnerung hoch. Oft, wenn ich am Freitag von der Schule nach Hause kam, gab es Palatschinken mit Marmelade. Damals war es noch üblich am Freitag kein Fleisch zu essen, es war ein traditioneller Fastentag. Im Innviertel nahm man das noch etwas genauer mit dem Freitagsfasten. Meine Mutter hat von Topfenauflauf über Zwetschgenknödel bis zu Buchteln mit Vanillesauce immer köstliche Mehlspeisen gemacht. Am liebsten waren mir die Palatschinken mit schön viel Staubzucker drauf. Wir saßen am Esstisch und Mutter hat einen Palatschinken nach dem anderen gemacht und wir verdrückten sie frisch aus der Pfanne.

Dieses Bild aus meiner Kindheit vor Augen habe ich Bissen für Bissen die Palatschinken genossen und musste dauernd dabei lächeln. Eine wunderbare Erinnerung :)

monika 2Ein Beitrag unserer Gastautorin Monika Schm.

Plattformlifte sind diese Dinger, bei denen RollstuhlfahrerInnen auf einer Plattform stehen und so Stufen oder Treppenanlagen erklimmen können. Hört sich eigentlich ganz gut an – theoretisch. In der Praxis ist es so, dass Plattformlifte nur eine Notlösung für Ausnahmesituationen sein können.

Ich mag sie nicht. Die erste Frage ist immer, wo ist der Schlüssel zum Bedienen? Das kann schon mal 15 Minuten dauern, bis er gefunden wird. Und dann sind Plattformlifte umständlich zu bedienen und es dauert gefühlt ewig bis eine bestimmte Stufenanzahl überwunden ist. Als Rollstuhlnutzerin weiß ich aus Erfahrung, dass diese Teile mit zunehmender Nutzung zu hängen beginnen. Dann ist eine Benutzung noch weniger lustig, weil sich stehend auf der Plattform  ein Gefühl von Absturzgefahr breit macht – die eigenen Alarmglocken schrillen dann sehr laut.

treppeEbenso sind sie äußerst wartungsanfällig. Und wenn Frau oder Mann bei einem Ausfall gerade auf der Plattform steht, dann wird es richtig lustig. Elektrische Rollstühle haben ein Gewicht ab ca. 120 kg – OHNE BenutzerIn! Schnell mal runterheben funktioniert da gar nicht. Meistens muss die Feuerwehr gerufen werden, da besonders elektrische Rollstühle an keiner Stelle Tragemöglichkeiten aufweisen. Bis dann die Rettung erfolgt ist, das kann dauern.

Keine Diskussion. Besser sind ganz gewöhnliche Aufzüge, die auch von Eltern mit Kinderwägen und Menschen mit Gehbehinderungen gut genutzt werden können.

Noch ein Tipp aus der Erfahrungsschatulle: Vor dem Benutzen eines Plattformliftes unbedingt eine Toilette aufsuchen … :)