„Notreisende und BettelmigrantInnen benötigen eine wohlwollende Aufnahme und tatkräftige Unterstützung durch die Salzburger Politik und Zivilgesellschaft!“ sagt Heinz Schoibl, von Helix – Forschung und Beratung. Aus erster Hand beschreibt er die Ergebnisse der hoch aktuellen und in der Ergebnissen sehr aufschlussreichen im Jahr 2013 durchgeführten Studie über BettelmigrantInnen in Salzburg:

Autor der Studie Heinz Schoibl

Autor der Studie Heinz Schoibl

„Also? Das war’s dann. Ich bin alt, ich bin nicht gesund. Alles fällt mir schon schwer, aber ich sehe nicht, wie sich das ändern könnte. Nein, das wird wohl so bleiben bis zum Schluss.“ (Roma, männlich, 66 Jahre alt, Slowakei)

So beschreibt Peter E. seine aktuellen Perspektiven: Zuhause gibt es für ihn nichts zu tun, von Erwerbsbeteiligung ist er bereits seit vielen Jahren exkludiert. Ohne regelmäßiges Einkommen kann er kaum dafür sorgen, ordentlich zu essen. Er sieht keine Chance, dass sich in den nächsten Jahren daran was ändert. Deshalb kommt er jetzt schon zum wiederholten Mal nach Salzburg, um hier zu betteln und anschließend mit den lukrierten Notgroschen heimzufahren, bis das Geld wieder ausgegangen ist und er wieder kommen muss – solange ihm das eben möglich ist.

Aber Peter E. ist nicht der Einzige. Jahr für Jahr kommen ca. 1.350 Menschen aus Südosteuropa nach Salzburg, halten sich hier durchschnittlich drei bis vier Wochen auf, betteln oder arbeiten (unangemeldet und für einen Hungerlohn) oder betätigen sich als StraßenmusikantInnen.

Ihr prekäres (Über-)Leben findet auf der Straße, im öffentlichen Raum oder in überfüllten Personenkraftwagen statt. Sie verbringen ihre Tage und Nächte in Salzburg unter höchst unwürdigen und letztlich gesundheitsschädlichen Rahmenbedingungen. Sie sind Regen, Wind und Kälte schutzlos ausgesetzt und müssen gleichermaßen auf Privatsphäre als auch darauf, sich was Warmes zum Essen zu machen, sich oder die Bekleidung zu reinigen, verzichten. Diese Entbehrungen nehmen sie auf sich, um mithilfe des Notgroschens, den sie durch prekäre Erwerbsarbeit (ohne Sozialversicherung versteht sich), durch den Verkauf von Straßenzeitungen oder durch Betteln erwerben und mit äußerster Sparsamkeit zusammenkratzen, zu ihrem eigenen sowie dem Überleben ihrer Familien in der Herkunftsregion beizutragen – bis das Geld dann eben wieder ausgegangen ist und sie sich erneut auf die Notreise machen müssen – solange es in gesundheitlicher Hinsicht noch geht.

Über die Lebens- und Bedarfslagen von Notreisenden, BettelmigrantInnen und Wanderarmen liegt nun eine neue Studie vor, für die im Zeitraum Februar bis Mai 2013 mehr als 170 Interviews, jeweils in der Muttersprache der Notreisenden, durchgeführt wurden.

Die Kernergebnisse dieser Erhebung widersprechen den medial verbreiteten Befürchtungen und Unterstellungen und belegen stattdessen:

• Für eine mafiaähnliche Organisation von Bettelmigration gibt es keinen einzigen Hinweis – im Gegenteil: das zentrale beobachtbare Organisationsmuster verweist auf familiären Zusammenhalt, nachbarschaftliche Unterstützungsformen und informelle Vereinbarungen zur Verringerung von Reisekosten, zur Erleichterung des Aufenthalts und zum gegenseitigen Schutz.

• Hintermänner, die in regelmäßigen Abständen die Schalen der Bettelnden ausleeren, wären wohl angesichts des äußerst bescheidenen Einkommens der BettlerInnen selbst von Marginalisierung betroffen oder selbst zum Betteln gezwungen. Von einem Erwerb von durchschnittlich 10 Euro pro ganztägigem Bettel bleibt in jedem Fall kaum etwas übrig, das ein Abkassieren lukrativ machen würde.

• Anstelle des unterstellten Sozialtourismus und der Befürchtung, die Notreisenden würden die Sozialkassen der Kommunen belasten, kann festgestellt werden, dass in Inanspruchnahme öffentlich finanzierte Sozialeinrichtungen durch Notreisende bestenfalls die Ausnahme und keinesfalls die Regel darstellt. Die meisten Sozialeinrichtungen müssen Notreisende aus den südöstlichen EU-Ländern, sofern diese überhaupt den Weg in diese Einrichtungen finden, abweisen, weil sie entsprechende Dienstleistungen gar nicht verrechnen könnten. Notreisende ohne regulären Aufenthaltstitel sind dezidiert von einem Recht auf Hilfe und Unterstützung ausgeschlossen.

• Die Notreisenden oder BettelmigrantInnen kommen nicht nach Salzburg, weil sie über die großzügigen Sozialleistungen, Chancen und Perspektiven, die sie hier vorfinden, so gut Bescheid wissen. Der zentrale Pullfaktor für Salzburg als Wunschdestination ihrer Notreise ist stattdessen das mit Hochglanzbroschüren von der Salzburger Tourismusbranche kräftigst ausgemalte Image als Weltkulturstadt und einmalige Wohlstandsregion.

• Notreisende bilden keine kriminellen Banden, die durch Österreich ziehen, um sich mittels kleinerer oder größerer Delikte zu bereichern. Es handelt sich bei den Notreisenden in der Regel um kleinere Gruppen, die entweder im familiären oder im nachbarschaftlichen Kontext zusammenhalten. Ihre Lebensverhältnisse sind durch äußerste Armut und Marginalisierung bis Verwahrlosung gekennzeichnet. Auf kriminelle Handlungen im engeren Kontext der Notreisen und oder der Bettelmigration findet sich in der umfassenden und differenzierten Erhebung kein einziger Hinweis. Das Gegenteil dürfte der Fall sein: Vorrangiges Migrationsziel dieser Personengruppe stellt die Suche nach Erwerbsarbeit dar. Für den Fall, dass keine reguläre Arbeitsstelle gefunden werden kann (und das ist eher durchgängig die Regel), nehmen die Notreisenden auch mit prekären Erwerbsmöglichkeiten oder dem Verkauf von Straßenzeitungen vorlieb oder – vor allem wenn die individuellen Voraussetzungen für Erwerbsarbeit aus gesundheitlichen oder Altersgründen nicht gegeben sind – begnügen sich diese mit der Option zu betteln. Damit können zwar kleinkriminelle Handlungen (wie z.B. Ladendiebstahl) nicht ausgeschlossen werden, fest steht jedoch: Kriminelle Karrieren sowie Banden sehen ganz anders aus.

Auf der Grundlage der empirisch gewonnenen Erkenntnisse wurde eine Reihe von Maßnahmenvorschlägen erarbeitet, die am 4.10.2013 formell der Presse und im Anschluss daran den VertreterInnen der politischen Gemeinderatsklubs präsentiert und zur Diskussion gestellt wurden. Dabei konnte als Kernaussage vieler Beteiligter festgestellt werden, dass der politische Wille vorhanden ist, jetzt konkrete Umsetzungsschritte anzugehen und Schritt für Schritt zu realisieren.

Zuallererst gilt es ganz grundsätzlich, eine positive Haltung zur Tatsache der Notreisen und eines regelmäßigen Aufenthalts von Notreisenden oder BettelmigrantInnen einzunehmen und jetzt (noch vor dem Winter!) Strukturen und Ressourcen für eine in quantitativer wie qualitativer Hinsicht adäquate und ausreichende Basisversorgung bereitzustellen. Es gilt, durchschnittlich 150 Personen, mehrheitlich Männer (etwa 50%), Frauen (30%) und mitziehende minderjährige Kinder (etwa 20%), vor den ärgsten Unbilden zu beschützen.

Download der Studie unter: http://www.helixaustria.com/uploads/media/Not-Reisen_und_Bettel-Migration_Bericht_131001.pdf

 

Ein Beitrag unserer Gastautorin Gabriele Rothuber

Unter dem Begriff Intersex fasst man biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsunterscheidung zusammen. So können IntersexNeugeborene sichtbare, wie die Genitalien und/oder von außen nicht sichtbare Merkmale, wie Keimdrüsen, Hormone oder Chromosomen beider Geschlechter aufweisen. Bei vielen IntersexPersonen verändert sich der Körper jedoch erst in der Pubertät, wenn etwa eine Verweiblichung bei Burschen oder Vermännlichung bei Mädchen einsetzt. Intersex_nurLogo

Aber: IntersexPersonen sind keine Gruppe von behandlungsbedürftigen Kranken, sondern einfach „anders“, also „von der zweigeschlechtlichen Norm abweichend“ geboren!

Intersex ist in Gesellschaften stark tabuisiert, die fast alles auf eine Beziehung von Mann und Frau ausrichten, von Werbung bis zu Heiratsmöglichkeiten. Die Betroffenen leben oft in der Isolation, aus Angst vor Stigmatisierung. Zudem mussten viele von ihnen „geschlechtsangleichende“ Operationen über sich ergehen lassen: auch heute noch werden 90 % aller Intersex-Neugeborenen diesen in den allermeisten Fällen nicht notwendigen, sondern rein kosmetischen Behandlungen unterzogen! Damit einher gehen oft der Verlust der Zeugungs- oder Gebärfähigkeit sowie der sexuellen Empfindungs-fähigkeit. Vorrangiges Ziel der Intersex-Interessensgemeinschaften ist deshalb ein Verbot von Zwangsoperationen an Kindern! Jedes Kind sollte mit seinen eigenen, individuellen Geschlechtsmerkmalen aufwachsen dürfen.

Die HOSI Salzburg möchte neben ihrem Beratungs- und Vernetzungsangebot verstärkt mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Lebensrealität intersexueller Personen aufmerksam machen und veranstaltet heuer erstmals den INTERSEX SOLIDARITY DAY am 8.11. im Unipark Nonntal in Kooperation mit der Österreichischen Hochschülerschaft und dem GendUp der Universität. Neben der Hoffnung, mit dem Programm Interessierte aus den Bereichen Politik, Medizin und Pädagogik zu erreichen, ist es ein großes Anliegen, Betroffenen und Angehörigen Mut zu machen, aus der Isolation zu treten.

Die Menschenrechtsinitiative HOSI Salzburg (Abk. für Homosexuellen-Initiative) wurde 1980 gegründet. Im Sommer 2012 nahm der Vorstand das I für Intersex in seine L(esbian)G(ay)B(i)T(rans)-Statuten auf und erarbeitete 2013 ein Positionspapier. Das heißt die „Beschäftigung“ mit der Thematik rund um Intersex ist relativ jung – und trotzdem ist die HOSI Salzburg eine der ersten österreichischen Organisationen, die „Zwischengeschlecht“ thematisiert und somit ihr Beratungsangebot auf Inter* Personen und deren Angehörige erweitert.

Wer mehr darüber wissen möchte kann sich an mich wenden:

Mag.a Gabriele Rothuber                           intersex@hosi.or.at

Dipl. Sexualpädagogin

Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg

http://www.hosi.or.at/

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INTERSEX SOLIDARITY DAY

 

8. NOVEMBER 2013

Leben zwischen den Geschlechtern

Gehen Sie ruhig davon aus, eine Intersex-Person zu kennen,

ohne es zu wissen – darüber wird nicht gesprochen.

18 Uhr im UNIPARK NONNTAL, Hörsaal Georg Eisler, Salzburg 

* „Intersexualität – geschlechtliche Vielfalt anerkennen“

Impulsreferat Mag.a Gabriele Rothuber, Sexualpädagogin beim Verein Selbstbewusst, Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg

* „Die Integration des „I“ in die HOSI Salzburg“

Mag. Josef Lindner, Obmann HOSI Salzburg

* Österreichpremiere des Animationsfilms „Hermes & Aphrodite“ von Gregor Zootzky, 2013, 9:50 Min.

* Podiumsdiskussion: Zur Situation von Intersex-Personen in Österreich: Mag.a Andrea Gruber (Politikwissenschafterin), Alex Jürgen (österreichischer Intersex-Aktivist, Betroffener), Teresa Lugstein (Runder Tisch Menschenrechte Salzburg, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg – make it Büro für Mädchenförderung)

Moderation: Mag.a Alexandra Schmidt (Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg)

Pause mit Erfrischungen und Imbiss

Ausklang: Film „Tintenfischalarm“ von Elisabeth Scharang, mit Alex Jürgen, 2006, 107 Minuten

Büchertisch der Rupertus Buchhandlung

Anmeldung und Zählkarten unter: intersex@hosi.or.at

Eine Kooperation der HOSI Salzburg, des Gendup und der ÖH

Marlies Kürbiß, 55, gebürtige Reutlingerin und studierte Textildesignerin, arbeitet seit 26 Jahren mit Leidenschaft als Visagistin.

Zartbitter: Marlies, du verschönerst seit 26 Jahren Menschen, was macht dir dabei Freude?marlies 2

Marlies: Mir macht es Freude zu sehen, wie man mit wenig Aufwand noch mehr Schönes aus Menschen herausholen kann. Weniger ist mehr. Wenn man viel Makeup raufdonnert gibt es einen kurzen Wow-Effekt, das war es. Ich bin immer noch überrascht über das Vorher und Nachher. Das Natürliche ist schön und zu das Schöne zu betonen, das es an jedem Menschen gibt.

Zartbitter: Gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn du sie schminkst?

Marlies: Ja den gibt es. Wenn mehrere Männer da sind, dann wird gewitzelt wie „Du wirst gepudert“ oder „Bei dir dauert das ja sehr lange“. Frauen sind da ruhiger. Männer sind bei den Augen auch empfindlicher, besonders beim Augenmakeup komme ich ja den Menschen besonders nahe.

Zartbitter: Was waren dein schönstes und dein schrecklichstes Erlebnis in deiner Arbeit?

Marlies: Ich denke noch immer gerne daran, wie toll die Arbeit mit Nina Hagen war. Danach gingen wir essen und wir hatten mit ihr einfach super Gespräche. Schrecklich war vor Jahren ein keifendes Model, eine Zicke, die dann auch noch das ganze Team beklaut hat.

Zartbitter: Würdest du deinen Beruf weiter empfehlen?marlies 1

Marlies: Heute nicht mehr. Es gibt so viele Wochenend- und Crashkurse. Durch die vielen Medien und Shows wird der Konkurrenzkampf auch immer größer. Man ist ja auch nicht immer ausgebucht, es gibt Leerzeiten. Und natürlich muss man die Ausstattung selbst bezahlen und es bleibt nicht so viel. Und man braucht die Kontakte zu wirklich guten Fotografen und Agenturen.

Zartbitter: Hast du Tipps für unsere Leserinnen und Leser?

Marlies: Man soll es mit der Schönheit nicht so eng sehen. Kein Mensch schaut so aus wie in den Magazinen, damit soll man sich nie vergleichen. Dort wird mit bestem Makeup, Licht, den tollsten Fotografen gearbeitet und hinterher noch retuschiert. Wirklich wichtig ist die Ausstrahlung, ein guter Abdeckstift, Rouge und Wimperntusche.

Zartbitter: Danke Marlies für das Gespräch und noch viele schöne Momente bei deiner Arbeit!

Mehr über Marlies: www.marlies-kuerbiss.com

Spielegruppen für Kleinkinder sind das Auge des Orkans. Ein Hort der absoluten Mütterlichkeit. Eine Leistungsschau der Supermums. Dort bist du die absolute Mutter, mehr geht echt nicht. Wir gehen da natürlich hin, weil es die Kinder voll super finden (und weil die Leute dort nett sind). Und wir wollen natürlich auch im Windschatten der Supereltern segeln und dazu gehören. Wir – das sind abwechselnd ich und mein Mann. Wir sind jetzt Jausenmama und Jausenpapa! Jause

Ja, so schaut die Realität aus – Jausenmama und Jausenpapa!!! Ok, ich gebe zu, wir müssen nur einmal im Semester die Butterbrote schmieren und die Bananen mitbringen, das ist jetzt nicht die große Leistung! Aber trotzdem – wir sind jetzt Jausenmama! Nicht „Liebling aller Kinder“, nicht „Super-Vorleserin“, nicht „Frau des Monats“, nicht „Beste-Alles-unter-einen-Hut-Bringerin“, nicht einfach nur „normale Frau mit vielen Bedürfnissen“,… nein es ist die Jausenmama!

Als Jausenpapa hat mein lieber Mann wenigstens noch ein Alleinstellungsmerkmal. Aber es ist halt auch nicht immer so einfach, als Mann unter lauter Frauen im Jausen-Wettkampf zu bestehen. Hier wäre mal ein wenig Verstärkung nötig. Aber Spielegruppen-Männer oder gar Spielegruppen-Leiter gibt’s leider nicht (oder nur handverlesen wenige). Die meisten trauen sich wohl nicht ins Auge des Orkans.

Georg Gruber ist bald 38 Jahre, Sozialarbeiter, in einer glücklichen Beziehung und leidenschaftlicher Bluesgitarrist und –sänger.

Zartbitter: Georg, du und deine Gitarre habt ja ein besonderes Verhältnis. Kannst du uns das beschreiben?georg 1

Georg: Ich und meine GitarreN. Es ist ja wissenschaftlich erwiesen, dass Gitarristen ein unstillbares Bedürfnis nach mehr Equipment haben. Nur die Frauen der Gitarristen können das begrenzen. Alles, was man 10.000 Mal gemacht hat, kann man gut. Eine Gitarre ist so ein haptisches Instrument. Wenn man es kann, dann muss man nicht mehr denken, man lässt es laufen. Und wenn es jemandem anderen auch gefällt ist es schön. Man spielt aus dem Bauch heraus, man kann sich gehen lassen.

Zartbitter: Was sind deine bevorzugten Musikrichtungen und warum?

Georg: Auf jeden Fall bluesig, aber elektrischer Blues. Man hört so Blueshelden wie Stevie Ray Vaughan und dann packt es einen. Beim Blues hat man ja die größte Freiheit, es gibt keine tonalen Beschränkungen. Man spielt mit guten Leuten zusammen, wir sprechen die gleiche Bluessprache. Ich höre gerne Blues und will ihn einfach auch spielen.Floyd-Council,-Rockhouse-2013-04-05---65

Zartbitter: Du spielst ja viele Konzerte, hast zahlreiche Fans. Was ist das Besondere?

Georg: Es ist jedes Mal besonders, wenn man ein Konzert spielt. Und vor zwei Jahren hatte ich die Erkenntnis, dass ich abendfüllend spielen und singen kann. Es geht gut und gleichzeitig mache ich die Erfahrung, wie fordernd das ist. Das Powertrio ist ja Bassgitarre, Schlagzeug und die Stimme. Es ist eine intensive Auseinandersetzung mit der Musik. Die Gitarre ist das einzige Harmonieinstrument, man hat alle Freiheiten, das ist wunderschön. Wir haben mal einen Pink Floyd Gig gespielt. Es kamen dann Männer um die %50 Jahre mit Tränen in den Augen, weil sie so eine tolle Erinnerung an die Musik ihrer Jugend hatten. Musik geht ganz tief hinein, du kannst dir nicht helfen gegen die Emotionen. Musik spricht uns auf einer anderen Ebene an. Wenn man die Menschen hier trifft und anspricht, dann ist das was Besonderes. Das kann bei jeder  Musik sein, vom Schlager bis zum Ethnopop. Und manchmal hat man das Glück mit einer Weltgröße zu spielen, so wie ich mit dem Schlagzeuger Purdy von Motown. Das war eine zufällige Session, aber unbeschreiblich cool.

Zartbitter: Was ist dein Wunsch für die Zukunft?Floyd-Council,-Rockhouse-2013-04-05---52

Georg: Konkret, dass wir demnächst eigene Songs machen. Abstrakt, dass ich weiterhin einfach gute Musik machen kann.

Zartbitter: Danke Georg für das Gespräch und viel Freude bei deinen Gigs.

Mehr findet ihr auf: www.gicband.com

 

Die schönen Fotos sind von:  © Christian Streili | streili.blogspot.com und  © Walter Hirzinger

Die Erde vom Weltall aus betrachtet ist wunderschön – der Anblick beeindruckt immer wieder. Dabei ist er im Kino noch nicht einmal echt. Und im Weltraum herrscht absolute Stille. Kein einziger Ton ist zu hören: kein Rauschen, kein Sausen. So beginnt der Film auch: nur mit dem wunderbaren Anblick der Erde und mit absoluter Stille. Nur das Husten, Rascheln und Tuscheln der Kinobesucher erinnert daran, dass man sich noch auf der Erde befindet.3d

Die Kamera fährt etwas näher an die Erde heran und es kommt eine Weltraumstation ins Bild. Schon bald erkennt man ein paar Astronauten bei einem Außeneinsatz. Erst ganz leise, dann immer deutlicher kommt Ton dazu. Die Astronauten reden. Miteinander und mit Houston – ohne Unterbrechung. Die Stille des Weltraums muss sonst wohl unerträglich sein.

Irgendwie hat es das kleine Grüppchen im Weltraum ganz gemütlich. Der Astronaut Matt Kowalsky [George Clooney] gleitet gemächlich mit seinem Jet Pack herum – es ist ja sein letzter Einsatz. Für die Ärztin Dr. Ryan Stone [Sandra Bullock] ist es der erste Aufenthalt in der Umlaufbahn der Erde und sie müht sich ab, eine Kommunikationsschnittstelle an einem Hubble Weltraumteleskop zum Funktionieren zu bringen. Der dritte im Bunde findet es indessen recht lustig, im Weltraum herumzuturnen. Diese Weltraumidylle wird nur wenige Minuten später jäh beendet, als ein Schauer von Satellitenschrott die unbeschwerte Szene in Chaos verwandelt. Das Sicherungsseil von Dr. Stone wird von einem der Teile durchtrennt und sie driftet im Endlossalto weg von der Gruppe, ohne dass sie ihre Lage stabilisieren oder den Flug aufhalten könnte. Allein mitten im Weltraum. Der Kontakt zu Houston ist abgebrochen, doch immerhin noch mit Kowalskys Stimme im Ohr.

So weit die Handlung der ersten 10 Minuten. Und bis dahin hat mir der Mund die ganze Zeit offen gestanden. Das hatte zum einen damit zu tun, dass 3D noch nie aus so gutem Grund und so gut eingesetzt wurde wie in diesem Film. Es dient nämlich wirklich nicht dazu, laufend den Effekt auszunutzen und ständig dem Zuschauer irgendetwas entgegen zu schleudern. Zum anderen lag es daran, dass es bis dahin keinen einzigen Schnitt gibt. Die Kamera fährt wie in einem eleganten Tanz die Station entlang dreht sich mit den schwerelos schwebenden Personen und Gegenständen mit, manchmal dreht sie in die Gegenrichtung, schwenkt ihren Blick mal hierhin, mal dorthin, fährt an etwas heran und wieder zurück. Das ist technisch beeindruckend und außerdem wunderschön anzusehen. Und man verliert dabei auch ein bisschen die Orientierung.

Während Ryan Stone alleine durch den Raum wegdriftet, zoomt die Kamera ganz nahe an den Helm heran und taucht durch das Visier ein. So steckt man mit ihr im Raumanzug und erlebt ihre Panik ganz nahe mit. Selbst innerhalb des Helms schwenkt die Kamera herum und man blickt durch das Visier mit seinen darauf projizierten Anzeigen und trudelt mit – immer weiter weg in die Dunkelheit.

Ryan Stone wird zwar von Kowalsky zurückgeholt, doch alles ist zerstört, der dritte Kollege tot – und die Besatzung in der Raumstation ebenso. Es ist keine Rettung und Ryan Stone erfährt am eigenen Leib, dass nichts so lebensfeindlich ist wie der Weltraum. Das ist zwar bekannt, doch so erschreckend eindrucksvoll habe ich das bisher nicht erlebt – und das nicht nur wegen der erstaunlichen Filmtechnik. Sandra Bullock ist letztlich völlig auf sich gestellt. Sie muss nicht nur das Abenteuer im Weltraum alleine bestehen, sondern auch den Film alleine tragen. Und sie trägt ihn gut.

Wir lernen die von ihr dargestellte Ryan Stone als einsamen Menschen, der im Orbit wie auf der Erde niemanden mehr hat, in einer verzweifelten Lage kennen. Wozu noch leben? Loslassen und aufgeben scheint daher eine leichte Entscheidung. all

Regisseur Alonso Cuarón geht an dieser Stelle jedoch nicht tiefer. Es wäre eine Möglichkeit, sich hier mit den großen Fragen des Lebens auseinanderzusetzten. Cuarón hat sich hier aber nicht so sehr für das existentialistische Thema interessiert. Dass er so eine Geschichte auch erzählen kann, hat er schon mit seinem letzten Film „Children of Men“ bewiesen. Als Fan des Spannungskinos finde ich gut, dass der Regisseur mit Gravity in diese Richtung gehende Erwartungen enttäuscht hat. Das heißt auch, er will seinem Publikum nicht immer dasselbe servieren, sondern überraschen. Zur Überraschung gehört (für manche sicher) auch, dass spannendes Unterhaltungskino nicht größer, teurer und lauter als alles andere bisher Dagewesene sein muss. Michael Bay, Roland Emmerich und ein paar andere könnten sich mal ein paar Notizen machen – als Anregung fürs nächste Projekt.

Natürlich ist der Film voller computergenerierter Bilder, doch sie erschlagen nicht die Handlung und degradieren die Schauspieler nicht zur reinen Staffage. Im Gegenteil: Sandra Bullock bekommt den Raum, den sie braucht, um zu beweisen, dass in ihr eine wirklich gute Schauspielerin steckt, die mehr kann als mit über 40 noch das ewige Mädchen in romantischen Komödien zu geben.

Die wichtigste Erkenntnis beim Verlassen des Kinosaals war aber, dass ich, nie, aber auch wirklich gar nie ins All fliegen will. Zum Glück bin ich sowieso zu alt, zu wenig fit und zu fehlsichtig dafür.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte

Vielleicht ein bisschen zu großzügig bewertet, aber ich habe schon einige Jahre nicht mehr so rundum zufrieden das Kino verlassen.