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Es gibt zu viele Wettbüros in Salzburg. Das meine nicht nur ich, sondern viele andere auch. Es scheint, dass sie wie die Schwammerl aus der Erde wachsen. Eine Gefahr für Kinder und Jugendliche. Weil spielsüchtige Menschen Familien kaputt machen können. Uns alle kostet es viel Geld, wenn das Familieneinkommen ins Wettbüro getragen wird. Denn die meisten Familien brauchen dann Unterstützung vom Sozialamt. Vom persönlichen Leid der einzelnen Betroffenen Menschen ganz zu schweigen! Letztes Jahr haben einige KollegInnen aus dem Gemeinderat und ich eine Initiative gestartet. Wir wollten eine Änderung des Landesgesetzes. Also haben wir eine Petition eingereicht. Vor einigen Wochen waren wir im Landtagsausschuss und haben unsere Forderungen dargelegt:

  • Mindestabstand von Wettbüros zu Kindergärten, Schulen und anderen ähnlichen Einrichtungen und Mindestabstand zwischen den Wettbüros
  • Noch schärfere Jugendschutzbedingungen
  • Bewilligungspflicht für Filialen

Voller Hoffnung sind wir aus dem Ausschuss rausgegangen. Es war eine gute und wertschätzende Diskussion. Die Dringlichkeit ist angekommen. Hatten wir geglaubt! (Hier mein Bericht von damals)

Jetzt ist der Gesetzesentwurf da. Und was soll ich sagen? Weichgespült, minimale Änderungen und keine Verschärfungen, die den Wildwuchs eindämmen.

Mindestabstand ist gefordert

Kein Mindestabstand mit fadenscheinigen Begründungen. Jugendliche dürften eh nicht ins Wettbüro, also braucht’s auch keinen Abstand zu Kindergärten und Schulen. Da wär dann quasi zwei Mal was verboten! Aha, Menschen unter 18 Jahren dürfen auch nicht ins Bordell und trotzdem gibt es einen 300 Meter Abstand zu Schulen und Kindergärten. Sehr logisch, gell? Und es geht ja nicht nur darum, dass Kinder nicht hineingehen. Ich finde Wettbüros haben so wie Bordelle nichts auf dem Schulweg zu suchen. Sie sollten nicht zum Alltagsanblick gehören!

Mehr Hürden für neue Wettlokale notwendig

Ist euch schon mal aufgefallen, wie viele Wettbüros zwischen Bahnhof und Lehen sind? Knapp 40! Und es können jederzeit mehr werden! Warum! Ganz einfach, weil das neue Gesetz das alte ist. Wenn ich einmal ein Wettbüro XY genehmigt bekommen habe, dann brauche ich jede Filiale nur melden und keine eigene Extra-Bewilligung. Das ist und bleibt eine Einladung zum Wildwuchs! Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass der Landtag die Gesetzesvorlage verschärft. Jeder Bürger und jede Bürgerin kann dazu eine Stellungnahme abgeben. Dazu braucht es keine juristische Fachkenntnis, nur den gesunden Menschenverstand. Einfach eure Meinung, warum an zum Beispiel einen Mindestabstand machen sollte. Oder dass Wettbüros auch soziale Probleme machen. Oder, dass Kinder darunter leiden, wenn Familien zerbrechen. Oder die Beschaffungskriminalität steigt, weil die Leute Geld brauchen….

Also schaut euch die Vorlage an: Gesetz über die Ausübung der Tätigkeit von Wettunternehmern im Land Salzburg

Und schreibt eure persönliche Stellungnahme an: begutachtung@salzburg.gv.at
Die Frist endet am Donnerstag, 28.4. 2016

Danke für eure Unterstützung und bitte weitersagen!

Zartbitter sprach mit Angela Lindenthaler, Pädagogin an einer Neuen Mittelschule in Salzburg.

Zartbitter: Du warst in Dortmund unterwegs um im Rahmen des Projekts „Menschenrechtschulen“ der Plattform für Menschenrechte Salzburg unter anderem die Grundschule Kleine Kielstraße zu besuchen. Wie war‘s?

m7Angela: Der Besuch dort war sehr spannend und wir konnten sehr viele Anregungen für unser Projekt „Menschenrechtsschule“ mit nach Hause nehmen. Ich muss schon sagen, die Deutschen haben uns in Punkto Vernetzung einiges voraus. Die Grundschule Kleine Kielstraße liegt in einem Stadtteil mit erhöhtem Erneuerungsbedarf (so nennt man soziale Brennpunkte hier) und ist Teil des Netzwerks IN Familie. Unter dem Motto „Kein Kind zurücklassen“ hat es sich das Netzwerk zur Aufgabe gemacht, Kindern angemessene Startchancen in Schule und Beruf zu ermöglichen, sowie so früh als möglich passgenaue Angebote zur Unterstützung bis hin zur Präventionsarbeitsketten zu leisten. Diese frühen Hilfestellungen beginnen schon mit dem Willkommensbesuch. Jede Familie bekommt drei Monate nach der Geburt ihres Babys einen Willkommensbesuch, wo eine Beratung über Unterstützungsangebote, Kurse, Krabbelgruppen, sowie altersgerechte Hinweise zu Entwicklungs-, Ernährungs-, und Bildungsfragen. Die Willkommensbesucher müssen oft sehr hartnäckig sein und versuchen ihr Glück, bis sie die Familie antreffen…

Zartbitter: Das klingt ja schon sehr interessant. Also von Beginn an werden die Familien unterstützt?

Angela: Ja. Ein weiterer, wichtiger Teil des Netzwerkes sind die Familienhebammen, die die Familien vor Ort m1besuchen und unterstützen. Unter anderem wurden für diese Besuche eigene dicke Büroordner angefertigt, um den Eltern das Ordnen und Aufbewahren von wichtigen Dokumenten rund um ihr Kind zu erleichtern und zudem in diesem Ordner auch schon wichtige Infos über verschiedene Bereiche rund ums Baby einzupacken. Auch die wichtigsten Kinderrechte sind hier vereinfacht und gut verständlich aufgelistet!

Bei einem Rundgang im Quartier sind mir auch besonders die offenen, von der Straße gut einsehbaren Kinderstuben aufgefallen. Diese Kinderstuben sozusagen „im Schaufenster“ ermöglichen einen niederschwelligen Zugang in derBetreuung. Ich kann als Mutter hundert Mal daran vorbei gehen und immer glücklich spielende Kinder in den freundlich gestalteten Räumen sehen, die Räumlichkeiten und somit auch die Tagesmütter sind mir vom Sehen her vertraut, bis ich dann den ersten Schritt durch die Türe wage. Wichtig ist auch noch zu erwähnen, dass es keine Arbeitsbestätigung der Eltern braucht, um das Kind in einer der Kinderstuben anzumelden. Hier geht es rein um das Wohl des Kindes, auch wenn die Mutter danach wieder schlafen geht.

Ich könnte noch ganz viel von meinen Erfahrungen in Zusammenhang mit dem Besuch in Dortmund erzählen, über Familienzentren,  Stadtteilmütter, Bruder Maiko  (ja, auch die Kirche ist in diesem gut funktionierendem Netzwerk eingebunden!), INFamilie- Mobil, sowie Feste und Aktivitäten im Quartier rund um die Grundschule Kleine Kielstraße. Aber das würde den Rahmen dieses Interviews sprengen ;)

Zartbitter: Was hat dich noch beeindruckt an dieser Schule? Brauchen wir so etwas in Salzburg auch? Warum?

Angela: Beeindruckt hat mich an dieser Grundschule nicht nur das Konzept des jahrgangsübergreifenden Lernens, m4sondern auch, dass sich die Schule aktiv im Sozialraum einbringt. So sind ein Elterncafe, ein Baby-Eltern-Treff und eine Nähstube direkt in der Schule. Schulsozialarbeiter sind Initiatoren verschiedener Aktivitäten in der Schule, machen den Elternbeirat und sind das Bindeglied beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. Auch die offene Ganztagsschule ist ein wichtiger Teil des niederschwelligen Zugangs für die frühe Förderung der Kinder. Es wäre sehr wünschenswert, wenn es in Salzburg, gerade in Brennpunktstadtteilen  (oder wie die Deutschen sagen: „Stadtteilen mit erhöhten Erneuerungsbedarf“ ;), auch so ein gut funktionierendes und in sich greifenden Netzwerk geben würde. Es gibt die meisten dieser wertvollen Einrichtungen auch bei uns, nur die „Zahnradvernetzung“ greift leider kaum bis gar nicht. Schulen haben oft keinen Kontakt zu Kindergärten, Kindergärten keinen Kontakt zu Krabbelstuben usw. Diese Vernetzung wäre aber so sinnvoll für Kind und Familien!

Zartbitter: Hast du noch etwas in Dortmund kennen gelernt, was du so noch nicht gekannt hast?

Angela: Unter anderem haben wir auch das Jugendamt Dortmund besucht. Hier hat mich besonders beeindruckt, dass das Jugendamt extra eine 40 Stundenkraft (mit Assistentin!) rein für das Thema „Vernetzung“ angestellt hat!Diese Person pflegt und koordiniert die Netzwerke, entwickelt neue Ideen und kümmert sich um Schwachstellen im Vernetzungszahnrad. Wir können noch viel von Dortmund lernen!

Zartbitter: Danke Angela, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst.

Wer Interesse hat sich näher zu informieren, hier ein paar Links:

Grundschule Kleine Kielstraße

Initiative „Kein Kind zurücklassen“

Stadt Dortmund Soziales

gr3Als Politikerin hat man immer wieder die Möglichkeit etwas ins Rollen zu bringen. Einfach so, weil man überzeugt ist, dass es gut ist, das zu tun. Ihr kennt die endlose Diskussion rund um die Ignaz Harrer Straße. Viele Autos in einer schmalen Straße, viele Wettbüros, aber auch leere Geschäfte. Tausende Autos wälzen sich durch die Straße, tagtäglich. Also Beton und Blech haben hier die Oberhand. Und in dieser Straße gibt es ein Haus, das der Stadt Salzburg gehört, mit vielen Wohnungen und zwei Geschäften. Die Fassade des Hauses war in die Jahre gekommen. Eigentlich schon richtig runtergekommen. Da hat die Stadt beschlossen die Fassade wieder herzurichten. Als Politikerin bin ich für das Haus zuständig. Letztes Jahr bekam ich den Entwurf für die neue Fassade vorgelegt. Sehr schick, modern, ansprechend. Mit einem kleinen Mangel. Es war Beton und Blech, in einer Straße, die g2voll mit Beton und Blech ist. Und da habe ich eine Chance gesehen. Alle Welt redet von grünen Fassaden. Nur in Salzburg nicht. Es gibt auch keine Neubauten oder Sanierungen, wo jemand es mit einer grünen Fassade probiert. Also habe ich gesagt, dass wir diese Chance nutzen sollten und in der Ignaz Harrer Straße ein klares Zeichen setzen müssen: Ein grüne Fassade inmitten des Grau, inmitten des Verkehrs. Irgendwer muss einmal damit anfangen. Die Hausgemeinschaft und die Geschäftsinhaber wurden befragt, sie haben es für gut befunden. Der Architekt war offen und hat es in seinen  Entwurf ganz toll eingepasst. Und heute war es so weit:

Ich durfte mitpflanzen. Clematis und Efeu werden sich die nächsten Jahre die Fassade hochschlängeln. Sie werden grüne lebendige Bänder auf der Fassade sein. Und ich hoffe, dass das ein Vorbild wird in Salzburg, es auch bei anderen Fassaden mit Pflanzen zu probieren. Diese Hoffnung habe ich heute auch mitgepflanzt mit dem Efeu und der Clematis in der Ignaz Harrer Straße!

Foto: Killer

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von Anisa Halilović

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Anisa Halilović

Prije više od dvadeset godina moja porodica i ja smo bili primorani da napustimo našu domovinu. 1992. godine smo kao izbjeglice otišli iz Bosne i Hercegovine prvo u Hrvatsku, a zatim u Austriju, u Salzburg, kako bismo pobjegli od užasnog rata, od zločina i masakra.

Stigli smo sa nadom da ovdje možemo započeti novi život u miru. Situacija nije bila jednostavna, nismo imali ništa i bili smo sretni što smo našli zemlju i ljude koji su nas prihvatili. Redovno smo pratili vijesti da nebi propustili događanja u Bosni i šta se dešava sa komšijama i rođacima.

Onda se desilo ono najgore: masakar 1995. u Srebrenici. Srebrenica više nije samo ime jednog grada u istočnoj Bosni, Srebrenica je postala simbol strašnih zločina, koji su se događali od 1992. do 1995. godine u cijeloj Bosni i Hercegovini. Srebrenica je simbol za u roku od tri dana 8.372 ubijene osobe, pretežno dječaka i mladića. Svaka brojka je povezana sa jednim tragičnim završetkom nedužnog života.

Kao svake godine, i ove 2015, 11. Jula je ukopano 136 ljudi, čije su kosti nađene u masovnim grobnicama a zatim identifikovane od strane njihovih najblizih. Broj posjetilaca godišnje komemoracije u Srebrenici raste iz godine u godinu. I u gradu Salzburgu su bosanska udruženja, „Stadt Salzburg“ (grad Salzburg), „Friedensbüro“ (zavod za mir) i „Plattform für Menschenrechte“ (platforma za ljudska prava) su organizovali komemoraciju. Iako mnogi Srebrenicu upotrebljavaju za politicke svrhe, svaki posjetilac predstavlja jedan dio nade, kako bi dešavanja u Srebrenici ljudima služila kao opomena, do čega mržnja i neprijateljstvo u društvu dovode i da se protiv toga moramo boriti. Ostali su oni, koji su izgubili svoje najmilije u tom ratu, i koji i danas tragaju za ostacima svojih sinova, muževa i očeva, nadaju se da će oni 20 godina nakon njihove smrti na

i mir. Nisu oni ostali samo tada, u julu 1995., nego i ove 2015.godine 11. jula, kada se završi komemoracija ostaju sami u Srebrenici, sami sa svojom tugom, sa neizvjensnosti gdje se nalaze kosti njihove rodbine i sa sigurnosti da mnogi od onih koji su počinili zločine nisu odgovarali za svoja djela. Ostala sam i ja, moji roditelji su me uspjeli spasiti od onoga što je nama samo iz medija poznato. Spasili su me od onih, koji bi možda i meni oduzeli život, kao jednoj djevojčici iz Srebrenice, koju je srpski vojnik uzeo iz ruku njene majke, da joj da da pije, ali to nije učinio, nego je vratio majci njezinu ružicu, kako ju je zvala, bez glave. Nisam završila tako, nego sam dobila novi život u novoj zemlji, kao i mnoge druge izbjeglice iz Bosne, koje su protjerane iz svoje domovine. Tamo gdje su planirali svoju budućnost, gdje su imali egzistenciju, iz jednog u drugi dan njihov život i njihovo pravo na slobodu su postali borba. Nisu više vidjeli veliku budućnost pred sobom, nego su se pitali kako preživjetie taj dan i kako spasiti svoju djecu. Na takav način sam i ja došla u Austriju, državu koja mi je vratila moja prava. Bila sam na sigurnom, moji roditelji se nisu morali bojati za moj ili njihov život. Cijela Austrija i grad Salzburg su u to teško vrijeme mnogim izbjeglicama iz bivše Jugoslavije pružili pomoć. Vremenom je Austrija za neke postajala druga domovina, mjesto gdje se osjećaju sigurnim i prihvaćenim, sve ono što izbjeglicama treba. Danas smatram svojim zadatkom da one, koji su svoju domovinu napustili iz sličnih razloga kao moji roditelji, dočekam: u jednom gradu, koji će možda postati njihova nova domovina kako bi i oni osjetili šta to znači živjeti na sigurnom, gdje će imati osjećaj dobrodošlice, te da ponovo ili možda po prvi put u svom životu dobiju sva njihova prava.

Lernen aus Srebrenica

Vor mehr als zwanzig Jahren waren meine Familie und ich gezwungen, unsere damalige Heimat zu verlassen. 1992 flohen wir von Bosnien-Herzegowina nach Österreich, Salzburg, um dem schrecklichen Krieg, den Gräueltaten und den Massakern zu entkommen. Wir sind angekommen mit der Hoffnung, dass wir ein neues Leben in Frieden aufbauen können. Die Müdigkeit nach der schwierigen Reise stand uns ins Gesicht geschrieben, wir hatten nur die Kleidung mit, die wir anhatten und waren froh darüber, dass uns Menschen empfangen haben und uns willkommen hießen in unserer „neuen Heimat.“ In Österreich verfolgten wir die Nachrichten regelmäßig, um auf dem neuesten Stand zu bleiben, wie es Verwandten, Freunden und Bekannten wohl im Krieg in Bosnien geht. Dann der Schock: Das Massaker 1995 in Srebrenica. Es ist nicht lediglich der Name einer Stadt im Nordosten Bosniens, Srebrenica ist zum Symbol der menschenunwürdigen Grausamkeiten geworden, die sich von 1992 bis 1995 in Bosnien und Herzegowina abgespielt haben. Srebrenica steht für die innerhalb von drei Tagen 8.372 Ermordeten, überwiegend Jungen und Männer im wehrfähigen Alter. Jede Opferzahl ist mit einem tragischen Einzelschicksal verbunden.

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Gedenken an Srebrenica in Sarajewo

Wie jedes Jahr wurden auch heuer, im Jahr 2015 am 11. Juli, 136 Menschen beigesetzt, deren Knochen in Massengräbern gefunden und identifiziert wurden. Die Zahl der BesucherInnen, die dieser Gedenkveranstaltung beiwohnen steigt von Jahr zu Jahr. Auch in Salzburg fand eine Gedenkveranstaltung der bosnischen Vereine, der Stadt Salzburg, des Friedensbüros und der Plattform für Menschenrechte statt. Auch wenn die Gedächtnisfeier in Srebrenica vielfach zu politischen Zwecken missbraucht wird, stellen jede einzelne Besucherin und jeder einzelne Besucher auch gleichzeitig einen Funken Hoffnung mehr dar, dass die Geschehnisse in Srebrenica den Menschen als Erinnerung und Warnung dienen, was Hass und Feindseligkeit in einer Gesellschaft bewirken können und dass dem entgegengewirkt werden muss! Zurückgeblieben sind jene, die ihre Liebsten in diesem schrecklichen Krieg verloren haben, die auch heute noch nach den Überresten ihrer Kinder, Männer und Väter suchen und hoffen, dass diese 20 Jahre nach ihrem Tod nun endlich die letzte Ruhe finden können. Sie sind nicht nur damals im Juli 1995 zurückgeblieben, sondern werden auch heute wie jedes Jahr wieder nach der Gedenkveranstaltung und Beisetzung am 11. Juli zurückgelassen in Srebrenica, allein mit ihrer Trauer, mit der Ungewissheit mancher, wo sich die Überreste ihrer nächsten Verwandten befinden und mit der Gewissheit, dass viele Urheber dieser Gräueltaten noch immer nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Zurückgeblieben bin auch ich, geflüchtet vor all den Schreckensbildern, die wir nur aus den Medien kennen. Geflüchtet vor jenen, die vielleicht auch mir das Leben genommen hätten, wie jenem Mädchen aus Srebrenica, das nur wenige Tage alt war und das die Soldaten der serbischen Armee ihrer Mutter aus den Armen genommen hatten und es ihr enthauptet zurückgaben.

Doch ich habe Zuflucht gefunden, so wie auch viele andere Menschen aus Bosnien, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Wo sie ihre Zukunft planten und wo sie sich eine Existenz aufgebaut hatten, wurde ihr Recht auf Freiheit und ihr Recht auf Leben von einem Tag auf den anderen zu einem Kampf. Sie sahen nicht mehr eine rosige Zukunft vor sich, sondern fragten sich, wie sie den Tag überleben und ihre Kinder in Sicherheit bringen konnten. Auf diese Weise gelangte ich nach Österreich, ein Land, in dem mir meine Rechte wiedergegeben wurden. Ich war in Sicherheit, meine Eltern mussten nicht mehr um ihr eigenes und um mein Leben bangen. Ganz Österreich und auch die Stadt Salzburg boten in dieser schwierigen Zeit vielen Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien Zuflucht. Im Laufe der Jahre wurde Österreich zu ihrer Heimat, zu einem Ort der Geborgenheit, der Sicherheit und des Miteinanders, nach dem sich die Geflohenen so sehr sehnten. Heute sehe ich es als meine Aufgabe an, andere Menschen, die aus ähnlichen Gründen wie meine Eltern geflüchtet sind, hier willkommen zu heißen: in einer Stadt, die vielleicht auch zu ihrer Heimat wird, die ihnen aber auf jeden Fall ein Gefühl der Sicherheit bietet und wo sie als Menschen behandelt werden, mit all ihren Bedürfnissen und Rechten.

Der Text ist aus dem Menschenrechtsbericht 2015 der Plattform für Menschenrechte

In den städtischen Seniorenwohnhäusern ändert sich vieles. Immer wieder fragen mich Menschen etwa, was das sein soll, so eine Hausgemeinschaft für alte Leute im „Altersheim“? Jedes Mal denke ich dann an meine Uroma, die leider nicht das Glück hatte damals in den 1970er Jahren in einer Hausgemeinschaft zu leben. Sie war in einem Altersheim am Land untergebracht. Ich habe mich als Kind eigentlich immer geängstigt, wenn wir zur Uroma gingen. Mehr als 5 Jahre am Ende ihres Lebens lag sie in einem Bett in einem Zimmer, wo auch eine andere alte Frau untergebracht war. Einmal am Tag wurde sie für mehrere Stunden auf einen Leibstuhl gesetzt. Ein Stuhl mit Loch im Sitz und einer Schüssel darunter. Zum Mittagessen kam sie dann wieder ins Bett. Ein paar Bissen musste sie rasch runterschlucken. Ein wenig Tee. Damit war der Tag gelaufen. Gruselig aber damals normal. Viel hat sich seither geändert!

In den Seniorenwohnhäusern zog in den 1980er und 1990er Jahren ein frischer Geist ein. Mehr Selbstbestimmung, viele therapeutische Angebote, Abwechslung und Individualität. Anfang der 2000er Jahre kam dann auch in Salzburg die Idee der Hausgemeinschaften an, unter anderem von Sonja Schiff, damals Gemeinderätin, gefordert. Und jetzt werden Schritt für Schritt in mehreren Seniorenwohnhäusern in Salzburg die Hausgemeinschaften verwirklicht. Die meiste Erfahrung mit diesem Konzept gibt es in Hellbrunn.


Das Wichtigste dabei ist, dass der Alltag für alle so normal wie möglich ist. Jede/r Bewohner/in hat ein Zimmer für sich, zum Teil mit eigenen Lieblingsstücken möbliert. Im Zentrum steht der gemeinsame Wohnbereich mit Küche. Wer mag und kann, darf mitkochen beim Mittagessen. Wer sein Frühstück erst um 10 Uhr haben will, kein Problem. Wieder wer anderer faltet gerne alle Hand, Dusch- und Geschirrtücher der Hausgemeinschaft. Es gibt keine Bereiche extra für die „schweren“ Pflegefälle, wie man früher sagte. Auch Menschen, die Demenz haben, sind mittendrin im Leben und nicht gesondert untergebracht. Es gibt keine langen Korridore mehr, unpersönliche Einrichtung oder unüberschaubare Räumlichkeiten. Das direkte Lebensumfeld ist kompakt und individuell gestaltet für eine bessere Übersichtlichkeit und das Wohlfühlen. Terrassen, Balkone und ein Garten gehören dazu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bemühen sich täglich keine „Krankenhausatmosphäre“ entstehen zu lassen, sondern ein normales Alltagsleben zu ermöglichen.

Und der Erfolg zeigt, dass das Modell funktioniert, dank der engagierten MitarbeiterInnen und der alten Menschen, die so aufgeschlossen sind im hohen Alter noch etwas ganz Neues zu wagen. Und jedes Mal, wenn ich dort zu Besuch bin, wünschte ich meine Uroma hätte das Glück gehabt ihre letzten Jahre so erleben zu dürfen. Unterstützt aber selbstbestimmt, gut aufgehoben, aber frei in der Entscheidung. Aber ich bin glücklich als verantwortliche Politikerin ein Stück der Entwicklung in den Seniorenwohnhäusern mittragen zu dürfen.

One Billion Rising ist aus dem Jahreskreislauf nicht mehr wegzudenken. Gegen Gewalt auf die Straße zu gehen, weltweit, ist notwendiger denn je.

a9Gewalt gegen Frauen gibt es überall. Man findet sie im engsten Familienkreis und als Waffe der Demoralisierung im Krieg. Gewalt hat noch nie ein Problem gelöst. Im Kleinen wie im Großen. Und Gewalt muss Thema sein, immer wieder. Bis sich gesellschaftliche Werte ändern, zum Beispiel, dass ein Nein auch wirklich Nein heißt und nicht – ja eh vielleicht. Und Eingang in ein Gesetz finden.

Und wir dürfen nicht schweigen zu all den Kriegen in der Welt, in denen besonders Frauen und Kinder unsägliches Leid ertragen müssen. Vergewaltigung im Krieg ist eine besonders perfide Waffe. Sie zerstört Körper und Psyche und nimmt den Frauen auch noch oft ihren Platz in Familie und Gesellschaft.

Umso wichtiger ist es immer wieder darüber zu reden, dagegen aufzustehen, dagegen anzutanzen:


Gegen Gewalt an Frauen heute, morgen, in Salzburg und überall auf der Welt!

Frauen und Männer gemeinsam!