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Mitte Januar wurde ich von einem lieben Freund angerufen. Es war ein kurzes Palaver, mir wurde mitgeteilt, dass ich mir vom 8. bis 17. April Zeit nehmen und mir das in den Kalender eintragen soll. Nun, die Verbindung hier in Grödig ist nicht immer die Beste, ich verstand vom 7. bis zum 10. April. Gut, dachte ich, fahren wir also da zum Gardasee, wie im Vorjahr schon mal für heuer geistig gesponnen. Ich fragte danach und bekam die Antwort: „Nein, nicht zum Gardasee. Nach Südfrankreich!“ „Hmmmm“, kam es mir über die Lippen. Vier Tage ist ein bisserl knapp für Südfrankreich. Jetzt wurde der 17. April noch mal laut und deutlich erwähnt. Huch! Sogleich bekam ich Schnappatmung! Wie? Was? Wiiie lange? Mit dem Automobil? Ja, es war tatsächlich der Zeitraum und nein, nicht mit dem Wagen, sondern mit dem Flugzeug!

Wieder einmal mit dem Flugzeug verreisen – zum ersten Mal seit 8 Jahren

Nun hatte ich ja ein Quartal Zeit, mein zartes Gemüt darauf vorzubereiten. Aber nach kurzer Zeit wich der Bammel der Freude. Ich erwarb einen Reiseführer und informierte mich in den Weiten des Internets, wie man denn mit einem Rolli reist. Just drei Tage vor Abreise postete der Salzburger Flughafen auf Facebook ein Video, wie Menschen mit Rollstuhl ins Flugzeug gebracht werden. Sehr spannend und fast ein bisserl First Class. Man kommt separat und als erstes ins Flugzeug.

Am Tag vor unserer Abreise teilte uns die Dame unseres Vertrauens vom Stammreisebüro mit, dass Air Berlin den Flug Salzburg Düsseldorf ersatzlos gestrichen hat – und das um 17:50 Uhr. Mann, da war die Aufregung groß! Die Gute machte Überstunden und letztendlich konnte die Reise doch noch am Samstag angetreten werden, nur halt den ganzen Tag dauernd. Geplant war Salzburg-Düsseldorf-Nizza, nun flogen wir Salzburg-Frankfurt-Stuttgart-Nizza. Mit drei verschiedenen Airlines. Das nenn ich aufregend!

Am Flughafen angekommen waren wir alle gut gelaunt, die Luft ist schon eine ganz andere. Wohlgeruch schwängerte die Luft. Gleich mal eingecheckt, durch die Sicherheitskontrolle und im Wartebereich ein zweites Frühstück genommen. Dann war es so weit. Ich wurde von den Wartenden separiert und in ein spezielles Gefährt gerollt. Über das Rollfeld gefahren und mittels Hydraulik direkt an die Eingangstüre des Flugzeuges gedockt. In dem Hubwagen musste ich auf einen speziellen, sehr schmalen Rollstuhl umsteigen. Mein Rolli kam in den Frachtraum. Ruckzuck war ich im Flugzeug und auf meinem Platz. Ein Fensterplatz. Den wollte ich sowieso, erfuhr später aber auch, dass unsereins immer einen hat, damit andere Passagiere nicht eingeschränkt werden. Wenn zum Beispiel wer auf die Keramik muss. Man kann natürlich auch boshaft sagen, bei einer Notlandung sollen erst die Gehenden fliehen können und den Maroden zerren wir zum Schluss raus. Aber so denke ich natürlich nicht!

Im VIP-Fahrzeug für Rollstuhlfahrer

Der Flug nach Frankfurt war denkbar kurz. Kaum auf Reiseflughöhe ging es schon wieder in den Sinkflug. Hüpf quasi! In Frankfurt war es toll und interessant für mich. Ich wurde aus dem Flugzeug geholt, da jetzt natürlich als letzter, und in einen Mercedes (Transporter) gehievt. Der Frankfurter Flughafen ist dermaßen groß, da fährt man schon eine zeitlang. In meinem Fall zum VIP Bereich direkt am Rollfeld zur Passkontrolle. Man, das hat schon was, das First Class Reisen: roter Teppich und Limousinen von Bentley und BMW der 7er Reihe. Das erlebe ich hoffentlich auch noch mal in diesem Leben. Der Fahrer brachte meinen Pass und mein Flugticket zur Kontrolle und weiter ging es zum Flugzeug. Schnell von Frankfurt nach Stuttgart und von dort weiter nach Nizza.

Endlich in Nizza angekommen hieß es sich erstmal orientieren, wo ist der Ausgang und der Autoverleiher. Wir landeten beim Terminal 1, der Verleiher war bei Terminal 2. In Salzburg zu Fuß erreichbar, in Nizza braucht man hierzu eine Viertelstunde mit dem Bus. Bei diesen Bussen fährt die Rollstuhlrampe elektrisch aus. Die Verleihstation wurde relativ schnell gefunden. Den Voucher für den gebuchten Wagen vorgelegt und wir erhielten den Wagenschlüssel. Leider nicht ganz ohne Komplikation, aber das erzähle ich im zweiten Teil. Unser Wägelchen, ein Blau-Metalise farbener Citrööön C4 Gran Picasso, war nagelneu. Ich liebe neue Autos, kann ich doch da als erstes in die Polster furzen. Dies tat tatsächlich einer meiner Freunde zuhauf.
Das Navi, wir tauften es Lieutenant Uhura, stellten wir auf Marseille ein und fuhren direkt dort hin.

Am Abend angekommen stellten wir fest, dass unser Hotel keinen Parkplatz hatte. Wir fuhren also gleich in eine nahegelegene Tiefgarage. Mit Sack und Pack ging es dann zum Hotel. Die Rezeptionistin war freundlich und gab uns unsere Schlüssel. Mir den zu meinem vorbestellten barrierefreien. Meines war im ersten Stock situiert, die der anderen verteilt auf die anderen Stockwerke. Beim Öffnen meines Zimmers traf mich fast der Schlag! Ein Mickey Maus-Zimmer, so klein, dass ich nicht mal zum Fußende des Bettes rollen hätte können. Geschweige denn jemals ins Bad. Was aber auch nicht gegangen wäre, hätte ich dort hinfahren können. Die Türe war viel zu schmal. Also blieb ich mitsamt Gepäck der anderen im Flur des ersten Stocks und hörte, wie die anderen mit der Dame am Empfang diskutierten. Die Gute hatte mir doch tatsächlich einen Schlüssel zu einem normalen Zimmer gegeben, da die vorhandenen drei barrierefreien Zimmer belegt waren. Ich weiß nicht, wie sich manche ein Leben im Rollstuhl vorstellen!

Herbergsuche mit Robert und Robert von solongsuckers.us

Die Diskussion im Parterre wurde immer lauter, ein Mix aus Englisch und Französisch. Letztendlich schickte uns die Rezeptionistin von diesem Hotel in ein anders, mit dem sie noch vorher telefoniert hatte. Dieses hatte auch tatsächlich ein rollstuhlgerechtes Zimmer. Hier checkten wir alle ein, mussten aber hier noch einmal bezahlen. Das schon bezahlte Geld holen wir uns von dem anderen Hotel zurück.

Halleluja! Endlich angekommen und die Fussi hochgelegt. Jetzt kann der Urlaub beginnen. Allerdings war der holprige Start noch nicht alles. Ich hab noch einiges zu erzählen. In Teil 2. Und 3. Und 4 und und und.

Dubai, das Emirat, das fast nur aus Superlativen besteht. Hier steht das höchste Gebäude der Welt, hier sind die größten Einkaufszentren, die meisten Goldgeschäfte, die schicksten Hotels. In Dubai ist alles möglich.

Mit Haien tauchen, Schifahren bei einer Außentemperatur von 45 Grad. Und da gibt es die künstlichen Inseln, die beiden Palmen und „The World“. Beeindruckend, sehr sogar. Aber das Herz mag dabei nicht aufgehen.

Hotel Atlantis auf „The Palm“ – mit mehr als 1500 Zimmern

Für alle Baustellenfans ist Dubai ein Muss

Dubai ist eine Stadt für Autos. ZU Fuß gehen ist fast nicht möglich.

An jeder Ecke wird weiter gebaut. Die Autobahnen ziehen sich durch die Stadt, oft sechsspurig, in einer Richtung wohlgemerkt. Bau- und Verkehrslärm sind der Sound der Metropole, der Ruf des Muezzins geht dabei unter. Die Palmen sind voller Staub, unter ihnen blühen die Petunien, durch kilometerlange Schläuche mit Wasser versorgt. Die Menschen sitzen in Autos oder sind in Geschäften unterwegs.

Was tun in Dubai?

Eine Rundfahrt mit einem Dhau empfehlenswert.

Mit dem nötigen Kleingeld ist jeder Goldwunsch erfüllbar

Im Gewürz- und im Goldsuk geht man zu Fuß.

Wer nichts einkaufen möchte, kann in der Dubai Mall den Fischen und den Tauchern zusehen.

Einzig der alte Teil Dubais hat Stadtleben, wie man es gewohnt ist. Vielleicht ist es das, was Dubai so wenig Charme gibt. Dass man die Stadt nicht zu Fuß erkunden kann. Allein die vielspurigen Autobahnen sind Grund genug es nicht zu tun. Dazu kommen die riesigen Baustellen und die Frage, wohin soll ich gehen, außer von einer Einkaufsmall zum Hotel zu einem Vergnügungspark, in Endlosschleife. Einzig jene, die an sich eine kleine Baustelle einrichten wollen, sind in Dubai gut aufgehoben. Unzählige Schönheits-, Laser-, BrustgroßFettwegundsonstnochalleskliniken säumen die Straßen Richtung „The Palm“.

Kein Flair trotz Geld

In der Wüste wird weitergebaut.

Unübersehbar ist das höchste Gebäude der Welt: Der Burj Khalifa

Architekten können sich in Dubai verwirklichen.

Mit Geld ist in Dubai alles fast möglich. Das strahlt die Stadt aus. Wenn man innerhalb von 10 Minuten, 3 Bentleys, einen Rolls Royce und einige Jaguars gesehen hat, ist das dann auch nichts Besonderes mehr. Ein Porsche, ein Mercedes oder ein  BMW in der größten und teuersten Ausführung lässt einen dann nicht mal mehr hinschauen, weil es normal ist. Mitten in die Wüste werden Villensiedlungen in üppigsten Gärten gebaut. Das geht. In Dubai treten Menschen den Beweis an, dass man fast alles bauen kann. Alle diese Gebäude, Malls und Freizeitparks haben auch mir ein „Wow“ entlockt. Ich bin froh diese Stadt gesehen zu haben. Aber nach dem „Wow“ war nichts mehr, weil man auch mit Millionen und Abermillionen der Stadt keinen Charme, keine beeindruckende Geschichte und auch kein Flair kaufen kann.

dann kann sie was über ihren samsonite paradiver erzählen.

der samsonite paradiver begleitet mich ab jetzt auf reisen. paradiver, das klingt wunderbar, wie fliegen und tauchen zugleich. meiner ist knallgelb – sehr scharfe optik. wasserdicht, kabinen-tauglich, mit rollen, rucksack-riemen die eine seitentasche werden können: vielseitig.

die kabinen-maße hat er nur, wenn er nicht zu dick gepackt wird – er ist ja kein hartschalen-koffer, voll ist hier ein dehnbarer begriff.

seeeeehr groß.

seeeeehr groß.

regen oder sonne –  was kümmert mich das?

die erste reise geht nach südtirol – im bus mit der ganzen truppe von der arbeit: betriebsausflug. sehr gut zu packen – er bewährt sich auch wenn eine garnitur schöneres gewand mit muss. in der früh regnet es, also trag‘ ich ihn ein stück mit den riemen – komfortabel und innen bleibt alles trocken. in südtirol scheint die sonne und er wird zum trolley. perfekt für ein wochenende.

dann eine woche libanon, flüchtlingsprojekte besuchen mit der caritas salzburg. platz genug: neben sommerlicher casual wear und schuhen für alle lebenslagen stopf ich am flughafen noch locker 30 malbücher für die kinder rein – dehnbar ist er wirklich. handgepäck ist er jetzt keins mehr, am baggage-drop-off fällt er seitlich immer wieder um. das ist nicht sehr elegant.

für flugreisen: ein trolley

für flugreisen: ein trolley

zwei wochen sind zu viel

dann nach rom für einen sprachkurs. für zwei wochen ist er als koffer zu klein, als handgepäck muss aber die umhängetasche mit, für die bücher und hefte. schweren herzens bleibt er daheim.

nach wien kommt er wieder mit: eine weinverkostung und das funny-van-dannen-konzert rufen. die wettervorhersage ist kalt, windig, feucht (wie immer in wien). mir doch egal, mein koffer ist wasserfest  und groß genug für ein paar wärmere und winddichte sachen.

 

als rucksack

als rucksack

schön und praktisch – so soll es sein

fazit: der samsonite paradiver ist: schön. wasserfest. dehnbar. ein trolley. ein rucksack. eine umhängetasche. er taugt für reisen bis zu einer woche als hauptgepäckstück. für städtereisen könnte er auf der hinreise handgepäck sein, um beim warten auf das gepäck keine minute zu verlieren. zurück fasst er dann dafür die ganzen einkäufe…

er ist jeden cent wert – egal ob online mit mehr farben zur auswahl oder im samsonite shop in der linzer gasse in salzburg mit superfreundlicher beratung. bald ist ja weihnachten…

unverwechselbar

unverwechselbar

anmerkung: der samsonite paradiver wurde der autorin von samsonite zur verfügung gestellt.

Ich reise in Sachen Bildung und sitze im Airbus der Lufthansa nach Teheran. Es ist Mitternacht vorbei, da sehe ich ein Lichtermeer tief unter mir, fröhlich, bunt, riesig- Teheran! Lange Autobahnen, blinkende Lichter des Verkehrs und der Wohnhäuser, voller Leben, aber auch mit einer fröhlichen Gelassenheit, die auch die Menschen besitzen, die dort wohnen, wie ich in den Tagen darauf feststelle. Karma ist das Zauberwort, die Iraner glauben daran und das verbindet mich bereits mit ihnen.

Ich steige aus dem Flieger und werde von freundlichen, lächelnden Menschen empfangen. Bei der Passkontrolle sieht der Beamte mein Visum an und fragt:“ A visa only for 5 days? Why would you leave us so soon?“ Ich erkläre ich bin auf einem Businesstrip mit der Chamber of Commerce, er wünscht mir gute Geschäfte. Scheint hier für Frauen normal zu sein.

b2Ich hole mein Gepäck, werde durch einen besonderen Gang ohne Kontrolle mit freundlichen Handzeichen geleitet und stehe in der Ankunftshalle. Wo sind meine Delegationskollegen, wer holt uns ab? Ich sehe niemanden und warte gut zwanzig Minuten. Es ist nach ein Uhr nachts. Die Menschen haben die Halle verlassen, ich beschließe, nicht länger zu warten und mir ein Taxi zu nehmen, das mich in das wie man sagt beste Hotel der Stadt bringen soll. Ich trete vor die Tür und sehe einen Taxifahrer, der mir vertrauenswürdig erscheint, zeige ihm die Adresse des Hotels, werde zum Auto geleitet. Auf meine Frage, ob ich im Auto rauchen darf, kurbelt er sofort das Fenster hinunter und sagt zu mir: „ Feel free!“ Nun geht es also vom Flughafen hinaus in die Finsternis einer unbekannten Stadt, in Begleitung eines unbekannten Mannes, in eine unbekannte Richtung, und mir ist schon leicht mulmig. Ich sehe nicht, wohin wir fahren, die Schilder sind für mich alle nicht lesbar. Wir fahren auf einer breiten Autobahn, und wie ich mit Erleichterung feststelle , es wird bewohnter. Wir fahren also richtig in Richtung Zentrum. Meine Tochter bietet unsere bewährte Reiseassistenz für solche Situationen an- alle 5 bis 10 Minuten ein Sms, damit klar ist, es steht jemand mit mir in Verbindung. So etwas, das wissen wir, schreckt ab. Nach einer Stunde Fahrt scheint das Zentrum nahe, da hält der Fahrer unter einer Unterführung ohne Licht bei einer Ansammlung Männer- es sind Straßenhändler. Er sagt er braucht change. Ich will ihm einmal glauben. Er macht einen U- Turn- die Fahrweise ist atemberaubend ähnlich der wie ich es von Sao Paulo gewohnt bin (freier Fahrstil)- in eine Einfahrt und biegt in beleuchtete Straßen ein. Eine halbe Stunde und nervöse zwei Zigaretten später fährt er in eine Einfahrt zu einem riesigen Wolkenkratzer und ich stehe vor einem hellerleuchteten, sehr eleganten Portal des Hotel Azadi. Na schön, denke ich, nach eineinhalb Stunden Fahrt wird die Rechnung jetzt saftig. Doch er verlangt 30 € und freut sich über 2€ Trinkgeld riesig.

In der Lobby werde ich sofort von 2 Pagen mit den Koffern unterstützt und an der Rezeption höflich und zuvorkommend begrüßt, ich werde ins Zimmer begleitet und darf auch hier mein Zigaretterl rauchen. „ Just open the window and feel free!“

Der folgende Sonntag ist Arbeitstag und beginnt für mich um halb acht, ich lerne die Delegationsteilnehmer aus Österreich endlich kennen und werde vom Wirtschaftsdelegierten, den ich bereits gut kenne, sehr freudig begrüßt. Wir frühstücken und gleich geht es durch die Straßen zum ersten Termin, einem Ministerium. Auch hier sind freundliche Menschen, Männer und Frauen, wir Frauen eben alle mit Kopftuch, aber sehr geachtet. Eine Frau stellt die Agenden und Interessen des Ministeriums vor, die Männer sprechen nach ihr zu uns, sehr ruhig, sehr erklärend, sehr ausführlich und fast didaktisch aufbereitet und dann bekommen wir Delegierte aus Österreich jeder das Wort. Ich bin die einzige österreichische Frau. Das Wort wird an mich gerichtet, bevor ich spreche, lächeln mir alle, besonders die Männer, ermunternd und wertschätzend zu. Das Interesse an  dem, was ich sage, ist groß, ich werde in ein intensives Gespräch verwickelt, es endet damit dass man mir sagt: „ We are very happy to have you here!“ Ich bekomme als einzige der Delegation eine Mappe mit wichtiger Information über das Ministerium und die Visitenkarten der iranischen Vertreter. Ich bin als Frau völlig ernstgenommen, das Kopftuch stört mich zwar, weil es heiß ist und dauernd rutscht und festgezogen werden muss, aber das hindert niemanden daran, mir eine Kooperation vorzuschlagen. Super!

Nach vielen guten Wünschen für unseren Aufenthalt geht es weiter zum nächsten Ministerium, dort ist die Atmosphäre für mich genau gleich, ich bekomme sogar in der Pause einen eigenen Raum für eine Zigarette am Fenster und eine Begleitung zur Unterhaltung.

Nun geht es mit der Delegation zu einem berühmten Restaurant zum Lunch- ein kulinarisches Erlebnis. Es biegt sich der Tisch zuerst unter dem Angebot der Vorspeisen, Fladenbrot, Salate- dazu herrliche antialkoholische Getränke wie Granatapfelsirup oder Zitronensirup oder Joghurt verdünnt mit Minze und Salz. Es gibt auch antialkoholisches Bier.

Die Hauptspeise ist Fisch oder Kebab aus verschiedener Zubereitung- ich liebe das in Granatapfelsaft eingelegte Fleisch. Es ist besonders weich und hat einen leicht säuerlichen Geschmack. Überall ist Wildknoblauch dabei, der nicht ganz so scharf wie unserer ist und, wie mir versichert wurde, keinen Geruch erzeugt. Ich habe einen Iraner, der nun in Österreich lebt, stets als Tischnachbarn. Er erklärt mir alle Speisen und die Zubereitung.

b3Wir müssen nach einem Kaffee und einer Nachspeise wie Baklava wieder ins Verkehrsgetümmel, lange Anfahrt zur iranischen Wirtschaftskammer. Nach einem sehr enthusiastischen Empfang mit Fernsehkamera und einer Unterzeichnung eines Memorandum mit Österreich gibt es wieder die Präsentation unserer Projekte und Firmen und dann habe ich dort einen Einzeltermin mit einem Geschäftspartner aus Gilan am Kaspischen Meer, mit dem ich schon lange in Kontakt bin. Ich habe einen eigens mit meinem Namen beschrifteten Raum und als ich dorthin geleitet werde, stehen vier Menschen drinnen auf, fallen mir- auch die Männer- um den Hals, präsentieren mir einen wunderschönen Strauß weißer Rosen und ich bekomme zwei Gastgeschenke, ein wunderschönes handgewirktes Tuch für den Tisch und ein Bild aus getriebenem Silber auf schwarzem Samt mit Rahmen. Ich bin überwältigt- sie freuen sich über die Überraschung und können nicht aufhören zu sagen, sie freuen sich so, dass ich nun wirklich gekommen bin. Es gibt Tränen der Rührung von der weiblichen Teilnehmerin.

Nun werden die Gespräche über eineinhalb Stunden bis zu einer Übereinkunft besiegelt mit Handschlag intensiv, konstruktiv und mit großer Ehrerbietung vor mir geführt und beschlossen, einen Vertrag zu machen mit bereits feststehendem Datum des Beginns der Zusammenarbeit. Bevor wir uns trennen müssen, weil mein nächster Termin und mein Auto schon warten, gibt es noch Fotos mit Geschenken und meinem Namensschild als Erinnerung für ihre Organisation, die ich auch bekommen soll und auf die ich mich freue.

Der Montag ist programmmäßig ebenfalls dichtgedrängt, es geht unter anderem zur Universität, wo der Gesprächsstil bereits amerikanisch locker ist und ich nach einem Angebot seitens der Universität liebevoll gefragt werde. „ Are you happy now?“

Ich habe mich lange nicht so bewusst wertgeschätzt gefühlt in Gesprächen mit Männern wie in diesen bisher geführten, und das, obwohl ich bewusst niemandem die Hand anbiete, um niemanden in Verlegenheit zu bringen, sie mir nicht geben zu dürfen. Ich sehe das bereits als Zeichen des Respekts einer Frau gegenüber an, dass man sie nicht berührt. Ich habe keinen einzigen dispektierlichen Blick eines Mannes weder zu mir noch zu anderen Frauen gesehen in diesen Tagen in Teheran- obwohl viel mit den Augen und dem Lächeln geflirtet wird…aber unschuldig.

Nun muss ich nach dem Essen noch alleine weiter zu einem Einzeltermin- das Auto der Wirtschaftskammer samt Fahrer steht zur Verfügung. Wieder eine lange Anfahrt und dann eine Institution die uns nützlich sein kann, unsere Lehrpläne sogar beim iranischen Unterrichtsministerium akkreditieren zu lassen. Es ist eine Dame, die federführend das Gespräch leitet, sie erinnert mich in ihrer Art ein wenig an meine in ihrem Beruf schon in den Jahren nach dem Krieg sehr anerkannte Mutter- einziger Unterschied ist das Kopftuch. Wir unterhalten uns zu siebt und ich bekomme alle Informationen über dieses Institut, das uns sehr nützlich sein kann, da es viele Zweigstellen für Bildungsangebote im Iran hat. Wir vereinbaren eine mögliche Vorgangsweise unserer Zusammenarbeit und ich habe beim Weggehen noch die Gelegenheit, mit der jüngeren Dame des Komitees privat bei einer Zigarette zu sprechen. Sie beklagt sich über den Kopftuchzwang, aber schöpft große Hoffnung aus dem Wahlergebnis, das ja für die Gemäßigten und die Reformpartei die Mehrheit gebracht hat. Wir tauschen unsere facebook- Adressen aus, versprechen in Kontakt zu bleiben, der Wagen holt mich und nun ist der letzte Fixpunkt gekommen: der Empfang von österreichischer Botschaft und Wirtschaftskammer unter der rot-weiß-roten Flagge mitten in einem Villenviertel in Teheran. Ich komme hin und die Tür steht bereits einladend offen, unser Kulturattache sagt gleich: „ Frau Pilshofer, das Tuch brauchen Sie bei uns nicht zu tragen, nehmen Sie es nun ruhig herunter! „ Es gibt Bier und Wein, iranische und österreichische Damen mit Abendrobe, tolle Gespräche sowie neue, überraschende Geschäftsoptionen, denen ich unbedingt nachgehen will, höchst interessante iranische Geschäftspartner mit großer Auslandserfahrung und viel Liebe zu Österreich, eine Unterhaltung, die mehrheitlich in perfektem Englisch geführt wird, es gibt ein köstliches Buffet. Es gibt neue Freunde. Der Abschied fällt schwer, als der Wagen zum Flughafen uns abholt.

Nun bin ich einen Tag zurück, um eine riesige und so positive Erfahrung mehr in nur zwei Tagen und habe das Wort meiner Tochter wieder einmal wahrgemacht, die einmal gesagt hat: „ Fahr nur, ich weiß, du kommst immer wieder zurück!“

 

Nun ist es soweit, ich habe die Flugtickets nach Teheran in Händen für meine Geschäftsreise in den Iran. Mit einer Salzburger Firma sind wir eingeladen worden, unsere Bildungsprodukte zu präsentieren, das Interesse an Österreich ist groß.

Meine Vorbereitungen erstrecken sich über die Formulierung von Präsentationen, Übersetzung von Lehrplänen, unzähligen Emails zur Abklärung aller Erfordernisse und Einbeziehung aller Kontakte bis hin zu den Gedanken, die passende Kleidung zu finden, um der Höflichkeit gegenüber dem Gastgeberland und den Regeln der Schicklichkeit zu entsprechen, ohne außer Acht zu lassen, dass ich eine autonome Frau westlicher Prägung bin, die ihr Leben alleine im Griff hat und sich als gleichberechtigt fühlen will.

Ich werde einen Schal tragen, weite Hosen, einen Gehrock und meine Figur verbergen nicht aus Angst vor Zudringlichkeit, sondern um den Respekt zu erhalten, der mir als Großmutter und Geschäftsfrau, die interkulturelle Verbindungen herstellen und pflegen will, hoffentlich zukommt.

Die Iraner sind mir als kosmopolitische Menschen geschildert worden, ich kann das durch die Kontakte, die ich bereits herstellen konnte, bestätigen. Frauen sind zu einem großen Prozentsatz (70 % ) an der Bildung partizipierend. Sie sprechen Englisch oder Französisch genauso gut wie die Männer einer höheren Bildungsschicht. Die Repräsentantin der Wirtschaftskammer in Teheran, die nach Salzburg kam, sprach fließend Deutsch und trug Make-up und westliche Kleidung.

Und trotzdem bin ich froh, mit österreichischen Männern in der Delegation zu reisen und von der Wirtschaftskammer betreut zu werden.

Woher kommt die Unsicherheit?

Woher kommt die leichte Unsicherheit einer Frau, die wie ich in den Favelas Brasiliens zu Besuch war, um dort einen Beitrag zur Unterstützung zu leisten, die allein reist seit ihrem 16. Lebensjahr und ihre Töchter Furchtlosigkeit, aber auch Vorsicht gelehrt hat?

Meine Tochter hat mir Karim El Gawhari`s Buch “ Frauenpower auf Arabisch“ als Einstimmung geschenkt. Die Frauen, deren Leben beschrieben wird, haben sich durchgesetzt, ihr Leben zu bestimmen und zu beruflich zu tun, was ihnen wichtig war. Sie sind auf einem Weg, den wir auch beschritten haben- und der noch nicht allzu lange her ist.

Vielmehr ist es den Frauen im Laufe der Geschichte immer wieder einmal gelungen, Selbstbestimmung zu erlangen, besonders in wirtschaftlich guten Zeiten. Ich denke da an die Griechin der Dark Ages, deren bedeutsame  Rolle wir bei Homer sehen können, ich denke an die reiche Römerin der Kaiserzeit, die sogar ihr eigenes Ziegelwerk managen konnte, ich denke an das Mittelalter ( z.B. Chaucer- Wife of Bath ) bis herauf in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts, als es sogar eine eigene Frauenpartei gab, die allerdings dann ausgerechnet von der Wirtschaftspartei geschluckt wurde. Nach dem Krieg gab es vermehrt selbständige Frauen in Europa, die Beruf und Familie in Einklang brachten. Meine Mutter hatte allerdings noch die Pflicht, bei ihrem Ehemann zu wohnen, die Kinderbeihilfe bekamen bis in die 70er Jahre allein die Männer, sie waren der Haushaltsvorstand etc. etc.

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Brita Pilshofer

Vielleicht macht es mich nachdenklich, dass ich in eine Rolle schlüpfen soll, die ich selber als junges Mädchen und als junge Frau noch vorgefunden habe? Belästigung war ein Kavaliersdelikt, die Frau hatte die alleinige Bürde des Haushalts und der Kindererziehung zu tragen (meine Töchter können das gar nicht mehr verstehen- und doch galt Zuwiderhandlung als Scheidungsgrund und man brauchte das ausdrückliche Einverständnis des Mannes, um berufstätig sein zu dürfen).

Ich weiß auch, wie schnell die derzeitigen Übereinkünfte zwischen den Geschlechtern wieder über den Haufen geworfen werden können, wenn die Frauen nicht weiterhin immer nachverhandeln oder sich zurückdrängen lassen. Auch das können sich meine Töchter nicht mehr vorstellen.

Ich werde also hoffentlich nicht einen Teil meiner Lebensgeschichte Revue passieren lassen müssen. Ich bin neugierig, was ich nach meiner Rückkehr erzählen kann und hoffe, es wird die Geschichte eines Landes sein, das in die Modernität aufbricht und, wie ich schon vielfach gehört habe, wunderschön und weltoffen ist!