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Ein Beitrag unserer Gastautorin Brita Pilshofer

Betrachtet man die Situation in der Politik von einem breiteren Blickwinkel, so ist zu sagen dass die Internationalisierung von der Bevölkerung nur zu einem geringen Prozentsatz mitgetragen wird. Gründe dafür sind sicherlich fehlende Bildung, Trägheit ( Bildung ist auch eine Holschuld ) und hetzende Parteien.brita

Die Menschen wehren sich hauptsächlich auch dagegen, fremde Sprachen zu lernen. Selbst Englisch wird bereits für viele zu einem großen Problem, was sich in Ablehnung von EU und EU- Gesetzgebung ausdrückt.

Ich bin der Meinung, dass in den Schulen eine Sprachenoffensive gestartet werden sollte statt der starren Ausrichtung auf Deutsch und nochmals Deutsch. Je mehr Fremdsprachen jemand kann, desto leichter lernt er eine weitere Sprache dazu. Mit der Sprache wird auch das Verständnis für Kulturen gefördert und auch ein großzügigerer Umgang mit Menschen, die nicht “ fehlerfrei “ sind bzw. sprechen.

Das „schwache“ Europaparlament

Es ist in der gesamten Zeit seit unserem EU- Beitritt verabsäumt worden, die EU für die Menschen greifbar zu machen. Wir sind mitten drinnen, aber jeder zeigt nach oben und sagt “ die EU „.

Die Wahlen zum Europaparlament werden nicht ernst genommen, die Abgeordneten sind meist nicht bekannt. Früher wurden hauptsächlich abgehalfterte Regional- und Nationalpolitiker “ nach Europa “ geschickt- das hat sich Gott sei Dank schon geändert.

Da jedoch das Europaparlament wesentlich weniger Befugnisse hat als notwendig wäre, hören wir hauptsächlich von einsamen Entscheidungen der Kommission und des Rates und fühlen uns manipuliert und mehr und mehr einer Wirtschaftslobby und Bankenlobby ausgesetzt.

In den Jahren meiner Tätigkeit in der I.L.O. ( International Labour Organisation ) habe ich bemerkt, dass es notwendiger denn je wird, soziale Maßnahmen umzusetzen und dem Neoliberalismus, der selbst derzeit noch in den Köpfen mancher führenden Politiker spukt, entgegenzuhalten.

Die Menschen spüren ihn in der verschärften Arbeitswelt täglich aufs Neue- wir dürfen nicht vergessen, es hängen Schicksale davon ab. Der Abgeordnete im Europäischen Parlament Hannes Swoboda spricht davon, es müsse eine Sozialunion geschaffen werden. Ich halte das für den richtigen Weg.

Gesetze verstehen?

Wir dürfen nicht vergessen, dass alle Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, direkte Auswirkungen auf das österreichische Parlament haben. Gesetze müssen geändert oder nachjustiert werden. Es wird viel zu wenig darüber kommuniziert- auch weil die Parteien manchmal für sich in Anspruch nehmen wollen, was auf der Ebene darüber längst beschlossen ist.Knolle der Hoffnung

Gesetze werden unlesbar, nur für Eingeweihte oft nachvollziehbar. Das schreckt den normalen Bürger ab, der manchmal nicht mehr weiß, ob er sich noch in deren Rahmen befindet. “ Leges breves sint ( Gesetze sollen kurz sein ) “ hieß es bereits bei den Römern, auf deren Recht das unsere in vielem noch basiert.

Wir nähern uns einem Juristenstaat, da diese noch für ihre Klienten Schlupflöcher finden und so oft nicht der beste Bürger, sondern der mit dem besten Rechtsanwalt zu seinem Recht kommt.

Wir brauchen die Jungen

Dies und die Erkenntnis, dass in EU- Kommission und -Rat nur die arrivierten Parteien vertreten sind, direkte Demokratie von oben her daher immer overruled werden kann, hindert vor allem junge Menschen daran, sich aktiv in die Politik einzubringen.

Abschließend wäre für eine in der Politik Erfahrene noch zu sagen: Es überschlagen sich heutzutage oft die Ereignisse, die Mechanismen sind aber die alten geblieben- das heißt, manche Gesetze sind bereits obsolet bevor sie zu greifen beginnen. Dies lässt die Politik oft machtlos gegenüber der Wirtschaft erscheinen, was das Vertrauen der Bürger in sie nicht gerade erhöht.

Daher wäre es Zeit, wieder näher an die Menschen zu gehen, intelligenten Konzepten den Vorrang vor alten Mechanismen zu geben, die Jugend einzubinden und nicht zu instrumentalisieren- kurz: neben dem Tagesgeschäft neue Methoden für neue Herausforderungen zu finden.

„Ich bin gestern über mich sehr erschrocken.“, das meinte heute eine Freundin.wolken

Sie hatte die Nachrichten gesehen, dabei war auch ein Bericht über den Bürgerkrieg in Syrien. Das Erschreckende für sie war, dass sie die Nachrichten aus diesem Land als Normalität empfindet. Kurze Nachrichten über Bombenangriffe, Heckenschützen, Flüchtlinge, Tote und Verletzte. Es gehört einfach dazu, aber ich muss zugeben, auch ich nehme es nur als eine von vielen Meldungen wahr. Das beschämt mich. Wie kann Krieg eigentlich zu einer Gewohnheit werden? Während jeden Tag Kinder, Frauen und Männer einen sinnlosen Tod sterben, streiten die Nationen seit zwei Jahren herum. Streiten darüber, ob sie eingreifen sollen, Sanktionen was helfen oder eine Flugverbotszone den Krieg verkürzen könnte. Auch die Europäische Union, deren Teil wir sind, ist sehr vornehm zurückhaltend. Ist es uns wirklich so egal, was einen Katzensprung übers Mittelmeer passiert?

Es scheint so…

Schreie sind zu hören, es rumpelt und poltert. Dann wird die Tür aufgestoßen, zwei Personen schleppen Carnegiea gigantea, einen riesigen Kaktus, in ein Polizeibüro. Dann beginnt ein 90minütiges Verhör. Der Kaktus ist ein Gefährder, ein Schläfer. Auf dem Frankfurter Flughafen soll er einen Terroranschlag geplant haben. Vier Personen verhören den Kaktus: eine Polizeianwärterin mit Abitur, ein Polizeianwärter mit Hauptschulabschluss und türkischem Migrationshintergrund, ein Oberrat der Bundespolizei und ein GSG 9 –Beamter. Siespielen alle Stückerl eines Verhörs. Good und Bad Cop, Anschreien, Schläge und Elektrofolter.Der Kaktus

Die Satire „Der Kaktus“ von Juli Zeh, aufgeführt in den Kammerspielen, lässt keine Plattheit und kein Vorurteil aus. Das macht die Stärke des Stücks aus. Spritzig und doch nachdenklich inszeniert von Astrid Großgasteiger, lässt es viel Stoff zum Diskutieren und Hinterfragen. Was sind unsere Vorurteile? Wem können wir vertrauen? Wer trägt die Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben? Wie halten wir es mit der Terrorbekämpfung? Opfern wir unsere Grundrechte und unser Recht auf Freiheit der Angst? Wer kann schon sicher sagen, dass er richtig handeln würde?

Es gibt keine sichere Antwort, aber eine Gewissheit: Die Angst darf nicht die Herrschaft übernehmen, denn dann ist die Menschlichkeit in Gefahr.

Zu sehen ist „Der Kaktus“ noch bis 12. Mai- es lohnt sich!

http://www.salzburger-landestheater.at/subnavigation/schauspiel/show/der-kaktus

Von Kindesbeinen an lernt man in Österreich etwas über Geheimisse. Das erste Geheimnis, was mir in Erinnerung ist, ist das Beichtgeheimnis. Vor der ersten Kommunion mussten wir alle zur Beichte und dann regelmäßig zweimal im Jahr. Unser Pfarrer meinte damals, wir könnten alles sagen, das bleibe im Beichtstuhl, nur Gott wisse dann davon. Er, der Pfarrer, darf nichts weitersagen. Ich fand das damals sehr cool. Ich erzählte von den kleinen Streichen, die man so als Kind halt spielt, die die Eltern aber tunlichst nicht wissen sollten. Nach dem Beichten war das Gewissen leichter und man konnte sich den nächsten Streichen widmen. sparbuch

Als ich dann älter wurde habe ich gelernt, dass auch ein Doktor nie etwas über meine Krankheiten weitersagen darf. Er muss schweigen. Und irgendwann hörte ich dann auch etwas vom Bankgeheimnis. Man lernt ja in Österreich, dass man über Geld nicht spricht. Ganz wichtig ist es niemandem zu sagen, wie viel Geld man hat. Der Staat darf es sowieso nicht wissen, darum gibt es das Bankgeheimnis. Man nimmt das als gegeben hin, hinterfragt es nicht, sondern akzeptiert es. Dass das Bankgeheimnis eigentlich jene schützt, die ihr Geld steuerschonend anlegen wollen oder gar das Geld aus kriminellen Geschäften haben, wurde selten diskutiert.

Seit die Europäische Union ernsthaft beginnt Steuerhinterziehung und Steuerflucht zu bekämpfen ist auch das Bankgeheimnis nicht mehr unantastbar. Und Österreich ist bekanntermaßen immer noch eine Steueroase. Der Experte Friedrich Schneider schätzt, dass bis zu 10 Milliarden Euro ausländisches Schwarzgeld in Österreich versteckt sind. Nachdem jetzt Luxemburg seine Informationen an die Herkunftsländer der Anleger unaufgefordert weitergeben will, bleibt nur mehr Österreich als letztes Bollwerk in der EU. Hoffentlich nicht mehr lange. Das berühmte Sparbücherl der Oma ist nicht gefährdet, da liegt schon versteuertes Geld oben.

Fürchten müssen sich die ausländischen Kontoinhaber, die Schwarzgeld in Österreich bunkern wollen. Da hilft auch eine Beichte nicht, denn die macht aus schwarzem kein versteuertes Geld.

 

Noch gibt es viel zu tun und der Internationale Frauentag am 8. März ist auch ein Tag der Forderungen. Aber es gibt auch viel, worauf die Frauenbewegung stolz sein kann. Wer kann sich eigentlich noch vorstellen die Erlaubnis des eigenen Mannes einholen zu müssen, um arbeiten zu gehen. Meine Mutter musste das noch machen, das verlangte das Gesetz. Heutzutage ist es für viele Paare selbstverständlich in einer gleichberechtigten Partnerschaft zu leben und für ihre Kinder da zu sein. Ein Mann mit Kinderwagen ist ein fast alltägliches Bild, vor 30 Jahren blieb einem noch der Mund offen vor Erstaunen. Vor 40 Jahren hieß es im Gesetz noch: „Der Mann ist das Haupt der Familie. In dieser Eigenschaft steht ihm vorzüglich das Recht zu, das Hauswesen zu leiten; es liegt ihm aber auch die Verbindlichkeit ob, der Ehegattin nach seinem Vermögen den anständigen Unterhalt zu verschaffen und sie in allen Vorfällen zu vertreten.“ Unvorstellbar in Österreich im Jahre 2013.symbol

Leider noch immer Realität ist, dass Frauen für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn wie die Männer bekommen. Und ehrlich gesagt, ich habe bis jetzt nicht verstanden, was so schwierig ist, das einfach zu ändern. Es gibt seit Jahren die gesetzliche Grundlage, faktisch täglich fordert jemand gleichen Lohn für gleiche Arbeit und es passiert nichts. Sogar bei Versicherungen gibt es seit 2012 die sogenannten Unisex-Tarife. Auch bei der Steuer wird ja kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht, beide zahlen prozentuell gleich. Das scheint relativ leicht handhabbar zu sein.

Das WARUM des ungleichen Lohns ist allerdings klar. Geld bedeutet in unserer Gesellschaft ganz einfach Macht. Und Macht fair zu teilen, scheint unmöglich zu sein. So erarbeiten laut UNO Frauen 80% der Nahrungsmittel auf der Welt, dafür verrichten sie auch zwei Drittel der Weltarbeitsstunden. Ihr Lohn dafür sind 10% des Welteinkommens und sage und schreibe 1% des Welteigentums.

Es tut gut am 8. März zu feiern. Am 9. März muss es für Frauen und Männer heißen, unermüdlich weiter auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung!

Wöchentlich lese ich in Medien von Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, aber längst hier ihren Lebensmittelpunkt haben. In die Medien kommen sie mit ihrer Geschichte, weil Österreich sie nicht mehr hier haben will. Das liegt am Fremdengesetz. Der aktuelle Fall, eine Kolumbianerin hat faktisch in letzter Sekunde eine Chance auf Aufenthalt bekommen. Die Politik kündigt an, ein bisschen etwas am Fremdengesetz zu ändern. Hier an einem Schräubchen drehen, dort ein wenig nachjustieren. Das ändert aber nichts an der Grundhaltung, die die Politik in Gesetze gegossen hat. we are all one

Die Basis des Fremdengesetzes ist das Misstrauen und die Angst. Vor Menschen. Auch für AsylwerberInnen ist es oft noch immer ein jahrelanges Zittern um eine würdige Zukunft. Ein ganz lieber Bekannter von mir hat vor zwei Monaten nach sage und schreibe acht Jahren endlich Asyl bekommen. In diesen Jahren durfte er nicht arbeiten, er lernte hervorragend Deutsch, seine Gedanken kreisten aber täglich um einen positiven Asylbescheid, der Gang zum Briefkasten immer ein Wechselbad der Gefühle. Bald ist er 30 Jahre alt und nun beginnt sein Leben. Er will eine Ausbildung zum Pfleger machen, vorbildhaft. Aber warum nicht früher?

Was mir große Hoffnung macht ist, dass immer mehr Menschen sich einsetzen für andere. Menschen, die nicht tagtäglich mit dieser Thematik zu tun haben. Sondern die, die einfach nicht verstehen können, warum ihr Freund, ihre Arbeitskollegin, der Freund des Sohnes oder die Lebensgefährtin nicht bleiben dürfen. Die Menschen müssen in den Mittelpunkt rücken und nicht das Misstrauen und die Angst vor ihnen.