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von Ayad Salim

für die englische und die arabische Version bitte hinunterscrollen!

Etwas vom Wichtigsten für Regierung, viele Organisationen und interessierte Vereine ist die Integration von Flüchtlingen in unsere Gesellschaft.

In Österreich- in meinem Fall spreche ich von Salzburg- gibt es viele Menschen, die darauf achten, dass diese Integration gut funktioniert.

Was ist der Schlüssel zur Integration?

Der allererste Schritt- für mich ist das der Grundstein in diesem humanitären Projekt- ist das Lernen der deutschen Sprache. Das ist der einzige Schlüssel für  volle Integration. Alle die schon eingangs erwähnten Organisationen nehmen nicht nur viele Mühen auf sich, sondern geben für dieses Vorhaben auch große Summen von Geld aus. Sie wenden ihre gesamte Kraft auf, um den Menschen aus den verschiedenen Ländern, mit unterschiedlicher Kultur und Religion, die voll mit Ängsten und unbeschreiblichem Leid sindzu helfen, dieses große Ziel zu erreichen. Sie bereiten Plätze, viel Material und Lehrer vor, um den Flüchtlingen den Weg zu ebnen.

Der Lehrer bzw. die Person, die die deutsche Sprache lehrt, ist der Schlüssel zum Erfolg, das ist eine unglaubliche pädagogische und menschliche Verantwortung und Herausforderung.

Ich bin ein Arabisch-, Englisch- Lehrer, Journalist und TV- Reporter aus dem Irak. Ich kenne all die Schwierigkeiten und sensiblen Aufgaben des Unterrichtens nur zu gut. Vor eineinhalb Jahren kam ich nach Salzburg, in dieser Zeitspanne lernte ich viele Menschen und Lehrer im Camp und auch in Schulen kennen. Sie alle waren und sind großartig- sie machten und machen ihren Job sehr menschlich und mit großer Professionalität.

Was mir im Deutschkurs passiert ist

Derzeit absolviere ich meinen Kurs A2 in der Sprachschule, in der ich auch schon meinen ersten „Level“ mit der Höchstpunktezahl beendete. Ich verdanke dieser Schule, deren Lehrern und Lehrerinnen viel und ich schätze diese auch sehr.

Einer dieser Lehrer- normalerweise bemüht er sich nach bestem Wissen und Gewissen, uns den Stoff so zu vermitteln, sodass ihn jeder von uns verstehen kann- hat manchmal Schwierigkeiten, uns bestimmte Themen in einer einfachen Sprache zu erklären. Für einige Kollegen ist das sehr schwer, weil ja alle einen unterschiedlichen Level an Bildung haben. So erklärte ich diesen Studenten oftmals Themen in arabischer Sprache, sie waren dankbar und froh, weil sie verstehen konnten…

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Auch am letzten Freitag war dies der Fall. An jenem Tag hatte der Lehrer aber etwas dagegen- ich weiß nicht warum… Er zeigte auf mich und untersagte mir das Sprechen. Offensichtlich fühlte er sich gestört, es war auch sein Recht, mich zu stoppen… aber: „Der Ton macht die Musik!“

Als ich mich rechtfertigen wollte, dass ich ja nur der Bitte eines Kollegen nachgekommen wäre und ihm einen Satz erklärt hätte, unterbrach er mich und äffte mich nach, was dazu führte, dass einige Kollegen in schallendes Gelächter ausbrachen. Ich schämte mich und war völlig verwirrt.

Eine Weile später las ein anderer Student einen Text, der schwer für ihn war. Da wurde der Lehrer sehr ärgerlich und rügte ihn vor uns allen. Mein Kollege wusste gar nicht, wie ihm geschah…

Als ihn ein weiterer Kollege nach dem Grund für sein befremdendes Verhalten fragte, begann er zu toben und schmetterte sein Buch auf den Schreibtisch… In der Klasse herrschte Totenstille, und wir fühlten uns zurückversetzt in eine Klasse, wie es sie vor vielen, vielen Jahren gab…

Warum der Lehrer so wichtig für die Integration ist

Ich verstehe vollkommen, dass es unmöglich ist, immer bestens gelaunt zu sein, aber wir sind Menschen, die fähig sein sollten, sich unter Kontrolle zu haben. Auch uns „Refugees“ geht es manchmal schlecht. Wir sind oft traurig, zornig, fühlen uns missverstanden, allein gelassen… Wir mussten schreckliche Situationen bewältigen, viel erdulden, mussten unsere Familien und unser Heimatland verlassen, weil wir sonst umgebracht oder im Bombenhagel getötet worden wären. Wir sind dankbar, sicher zu sein, so viel Hilfe von der Regierung und vielen guten Menschen zu bekommen, aber wir wollen auch menschlich, respektvoll und gerecht behandelt werden, wie auch wir die Menschen rund um uns behandeln.

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Wäre so ein Vorfall zum ersten Mal passiert, hätten wir kein Wort darüber verloren… Doch auch in den vergangenen Stunden war es passiert, dass der Lehrer seine Beherrschung verloren hatte. Wie schon vorher erwähnt, ist es nicht leicht, mit unterschiedlichsten Menschen umzugehen, aber die wichtigsten Umgangsformen im Lehren und Lernen sind Respekt und das Wahren der Würde von Schülern und Studenten- ungeachtet des Alters (vom Kind bis zum Erwachsenen). Und ein Lehrer sollte seine Nerven behalten…

Manchen Menschen kann es passieren, dass ein solches Verhalten zu einer „psychologischen Schranke“ führt, die das Lernen verhindert…

Wenn du im Kopf nicht klar bist, kannst du dem Unterricht nicht folgen…

Wenn du dich nicht wohlfühlst, kannst du nicht lernen.

Wenn deine Angst größer ist als der Wunsch zu lernen, kannst du dir nichts merken und nichts behalten.

Ein Lehrer kann seine Schüler mit Liebe und Respekt zum Lernen motivieren, er kann seine Stunden aber auch zu einem Alptraum werden lassen-durch Herabsetzung und Demütigung …Respekt ist in der „Pole Position“!

In meinem Heimatland war ich in einer sehr guten finanziellen und sozialen Lage- ich verließ mein Land aus zwei äußerst wichtigen Gründen: Ich will als respektierter Mensch sicher und in Frieden leben.

Mir war es ein Bedürfnis, diesen Artikel zu schreiben, denn meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, dass  Lehrer gut ausgewählt werden müssen, sie sollten pädagogisch, psychologisch und menschlich hervorragend ausgebildet sein, um den Flüchtlingen WIRKLICH helfen zu können, ihr wichtigstes Ziel zu erreichen-  die Integration in die österreichische Gesellschaft.

Viele Lehrer machen ihre Arbeit ausgezeichnet, sie nehmen große Mühen auf sich, um den unterschiedlichen Menschen zu helfen, ihr Ziel zu schaffen. Das KANN doch nicht von einigen wenigen Menschen zerstört werden, die den Wert und die Wichtigkeit dieses Projekts nicht oder zu wenig zu schätzen wissen- wegen unüberlegter bzw. unverantwortlicher Handlungen… Die Arbeit des Lehrers ist mehr als ein „Job“- ein Lehrer arbeitet mit Menschen, nicht mit Dingen! Und das bedeutet eine riesige Verantwortung!

Viele Flüchtlinge- ich bin nicht der erste, der diesen Wunsch hat- möchten gute Jobs, damit wir produktive Menschen und keine Last für die Regierung sind.Wir wollen unser Fachwissen anbieten und das Beste für dieses menschlichesLand geben, das die Türen für uns geöffnet hat und uns inmitten seinerBewohner leben lässt.

Der wichtigste Schritt für uns ist, die deutsche Sprache zu erlernen. Wir wünschen unsvon motivierten Lehrern, die ihre Arbeit mit Liebe und Verständnis für ihr Gegenüber machen, unterrichtet zu werden und als Menschen geachtet und respektiert zu werden.

Ein Aufbau ist schwierig und dauert lange, Zerstörung kann innerhalb einer Sekunde passieren.

Der Artikel erschien zuerst bei Fisch und Fleisch

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What can happen to a refugee

One of the most important things for the government, many organisations and interested associations is the integration of refugees in the society.

In Austria- in my case I speak for Salzburg- there are many peoplelook to it that this integration works well.

The first basic step- for me itis the foundation stone in this humanitarian project- is the learningof the German language. It is the only key forfullintegration. All the above mentionedorganisations don`t only make big efforts,but also spend a big amount of money for this plan. They giveall their power helping these people coming from different countries, different cultures and religions, full of fears and big sufferings to achieve this great goal. They provide places, materials and teachers to teach German to refugees. The teacher or the person doing the education is theimportant link for the success of these efforts, and this is a very great professional and humanitarianresponsibility for him or her.

I am an Arabic and English teacher as well as I am a journalist and TV reporter from Iraq. I know the difficultiesand sensitive tasks to teachvery well. I came to Salzburgone and a halfyearago,during this time I met many people and teachers in the camp or in schools. All of them were and are excellent- they did and do their job very humanely and professionally. I am currently studying the A2 level of German language in the “Language School”, after I had finished the first level withfull degrees, and I`mowing this school and its teachers a lot.

One of these teachers- he normally tries hard to give us the best explanation to make us understand all the topics we have to learn- sometimes does his explaining in a different way, so  it`s very difficult for some colleagues to understand him, because they have different levels of education. I often explained topics to my colleagues in Arabic language and they were happy and thankful, because they could understand…

On Friday, the 8th of July, such an explanation happened again. On that day the teacher couldn`t accept this- I don`t know why. He suddenly pointed at me and stopped my speechangrily. It was his right to do this- but… It`s not what you say, but how to say it.

When I justified myself, that I only responded to my colleagues` request to explain sentence to them, he interrupted and ironically imitated my voice… That led some colleagues to break out laughing, and I felt embarrassed and ashamed.

After a short while one of the students read a text that was difficult for him. Sothe teacherspoke very madlywith him and reprehended him in front of us. This colleague didn`t know what to do…

Then one of the students in the class asked him about the reason for his behaviour… He began to riot and battered his book on the desk… There wasn`t any word to hear and we felt to be back in classrooms many, many years ago…

I can understand that it´s impossible ALWAYS to be in a very good mood-but we are humans and should be able to control ourselves. We refugees often feel sad, angry, misunderstood, alone… We had to pass very bad situations, suffer much, leave our families and home countries; because it had been very dangerous (some would be murdered or would have died in the hail of bombs). We are thankful to be safe, we are thankful to get so much help from the government and many good people, but we also want to be treated in a human, respectful and correct way, as we do it to all the people round us.

If it were for the first time, we wouldn`t say anything about… But it happened in the past, too, that our teacher lost his temper. As I mentioned before, it`s not easy to deal with very different people, but the most important behaviours in teaching are respect and saving the dignity of the students/ pupils- regardless of the age. And a teacher should keep his nerves…

For many people such behaviour could lead to a psychological barrier that prevents learning…If your mind is not “clear”, you can`t follow the lessons… If you don`t feel comfort, you can`t learn anything… If the fear is bigger than the desire to learn, you can`t save…

A teacher can make the students like the subjects by love and respect or turn the lessons into a nightmare by degradation and humiliation. Respect is in the “POLE POSITION”!

In my home country I was in a very good financial and social status- I left it because of two crucial reasons: I want to live as a respected human and I want to live safely and in peace.

I felt responsible to write this article, because in my opinion teachers should be chosen very well, they should have a good pedagogic, psychological and human education to help refugees reaching their final goal- the integration into the Austrian society.

Many teachers do their jobs very, very well, they take all their efforts to people from different countries to help them reaching the full integration. This CAN`T be destroyed by a few people they don`t realize the value and importance of this project because of non- conscious or irresponsible actions. The teacher`s job is more than a JOB- a teacher works with HUMANS, he doesn`t work with THINGS.  And this is a very big responsibility!

Many refugees- and I am the first with this wish- want to get jobs in which we becomeproductive people. It´s not good to be a burden for the government, we want to offer our expertise and do the best for this humanitarian country, which opened its doors for us and let us live among its people.

The most important stepfor us is to learn the language, taught by motivated teachers loving their job, doing it very well with much respect, love, understanding and joy.

Construction is difficult and takes time, but the demolition can happen in a second.

 

كي لايضيع الجهد والمال

من اهم الامور التي تسعى الحكومة والمنظمات والجهات المهتمة هنا في سالزبورك هو اندماج اللاجئين بالمجتمع والاستفادة منهم وتقديم كل مايمكن من مساعدة لتحقيق هذا الهدف الكبير. واول الخطوات الاساسية بل هي الحجر الاساس في هذا المشروع الانساني هو تعلم اللغة الالمانية. فهي المفتاح الوحيد للاندماج بالمجتمع. كل الجهات المذكورة انفا تبذل كل الجهود والاموال الممكنة بهذا الصدد. فهي توفر الاماكن والمواد والمدرسين لتعليم اللاجئين اللغة الالمانية. المدرس او الشخص الذي يقوم بالتعليم هو حلقة الوصل المهمة في انجاح هذه الجهود. وتقع عليه مسؤولية مهنية وانسانية كبيرة جدا.

انا مدرس بالاضافة الى انني صحفي ومراسل تلفزيون من العراق. اعلم جيدا المهمة الصعبة والحساسة للتدريس. ومنذ دخولي الى سالزبورك قبل سنة ونصف التقيت بالعديد من الاشخاص والمدرسين في المخيم الذي كنت فيه او في المدارس، جميعهم كانوا ممتازين انسانيا ومهنيا. حاليا اقوم بدراسة المستوى الثاني من اللغة في مدرسة الفولكس شوله بعد ان انهيت المستوى الاول وحصلت على الدرجة الكاملة، وانا ادين لهذه المدرسة ومدرسيها بالكثير.

لكن الشيء الذي دفعني الى كتابة هذه السطور هو تصرف احد المدرسين الخاطئ والذي قد يؤدي الى هدم هذه الجهود الرامية الى الاندماج من خلال تعلم اللغة. المدرس هو هانز شنيفايس، وهو الذي يقوم بتدريسنا المستوى الثاني من اللغة. هو يقدم الدرس بكل مايمكنه من وسائل وشرح لكي نفهم المواضيع التي ندرسها ويبذل جهدا كبيرا في ايصال الموضوع. لكنه ارتكب خطأ قد يقوض كل ما يقدمه لنا، الا وهو عدم الاحترام حيث انه اكثر من مرة يفقد اعصابه عندما يحدث شيء لايناسبه من تصرف بعض الطلاب وقد يكون بغير قصد. وحدث هذا معي عندما كنت اشرح لزملائي باللغة العربية ما كان المدرس يقوله . فجأة اشار الي بعدم الكلام لان صوتي مرتفع ، وهذا من حقه، لكنه فعل ذلك بصوت مرتفع وعندما بررت له اني اشرح لزملائي كما افعل دائما قام بتقليد صوتي بشكل ساخر ما ادى الى ضحك بعض الزملاء وهذا اصابني باحراج وخجل شديدين. ثم قام بالتكلم بحدة بالغة مع احد الزملاء لانه لم يعرف القراءة ووبخه بشده. وعندما ناقشه زميل اخر عن سبب هذا التصرف هاج واصبح يضرب بالكتاب على المنضدة مما جعلنا نشعر باننا في استجواب او في صف دراسي يعود للقرون الوسطى.

كان من الواضح انه ليس بمزاج جيد لكن ذلك لايبرر ما فعله. لانه مدرس يجب ان يكون على قدر كاف من التحكم باعصابه، اضافة الى اننا لسنا طلابا صغار السن. فمعضمنا اكبر منه سنا. كما علمت بان كانت له مشاكل سابقا ايضا في مدرسة اخرى.

هنا فكرت في ان مثل هذه التصرفات قد تؤدي الى الفشل في التعلم بسبب الحاجز النفسي الذي قد يخلقه هذا النوع من المدرسين فلم اعد استطيع ان اتفاعل مع الدرس لاني اشعر بالاهانة من تصرفه. وهناك العديد من الطلاب لايمتلكون تحصيلا دراسيا عاليا ما يعني قد لايدركون السبب وراء هكذا تصرفات وقد يؤثر عليهم وعلى رغبتهم في التعلم. وكلنا يعلم ان بامكان المدرس جعل الطالب يحب المادة الدراسية او ان يحولها الى كابوس.فالاحترام قبل التعليم.

انني هربت من بلدي، وكنت بحالة مادية واجتماعية جيدة فيه، من اجل امرين حاسمين هما الامن وان اعيش كانسان محترم، وقد شعرت بالمسؤولية لكتابة هذا المقال الذي اود من خلال هذه الحالة بيان اهمية الانتباه الى ان كل الجهود المبذولة من اجل الاندماج في المجتمع قد تذهب ادراج الرياح بسبب تصرفات غير مسؤولة او غير واعية الى حجم واهمية هذا المشروع. فهؤلاء بالنسبة لهم مجرد فرصة عمل. لذا لابد من اختيار المدرسين بشكل دقيق مهنيا ونفسيا وانسانيامن اجل الهدف الاسمى وهو الاندماج الصحيح.

الكثير من اللاجئين وانا اولهم نريد ان نحصل على فرص عمل نكون من خلالها اناسا منتجين وليس عبئا على الحكومة ونقدم خبراتنا وجهدنا لهذا المجتمع الانساني الذي فتح لنا ابوابه واسكننا بين ناسه. واول الخطوات التي تسرع باتجاه هذا الهدف هو تعلم اللغة لكن بهذه الحالة لن يكون التعلم سهلا بعد الحاجز النفسي من تصرفات مثل هكذا مدرسين الذين لايعون حجم الاموال التي تصرف من اجل هذا المشروع. وبهذا سيتاخر تعلم اللغة ويتاخر الاندماج وبالتالي يتاخر تحول الكثير من اللاجئين الى منتجين. فالبناء صعب وياخذ وقتا لكن الهدم يمكن ان يحدث بثانية.

Ja, man kann viel Spaß haben in einem Deutschkurs. Nicht nur als Lehrerin, nein auch als Schüler. Lernen kann viel Freude machen. Aber Deutsch lernen ist auch etwas Ernstes. Denn ohne Deutschkenntnisse ist Integration nicht möglich, Arbeit nur schwer zu bekommen und ein Leben in der Mindestsicherung wäre vorprogrammiert.

Was wir in der Stadt Salzburg seit einem Jahr machen ist denkbar einfach. Menschen, die Mindestsicherung beziehen können nicht am Arbeitsmarkt Fuß fassen, weil sie kein Deutsch können. Das AMS verlangt Basiskenntnisse, nachgewiesen durch eine Prüfung. Es gab viele Deutschkursangebote für Mindestsicherungsnehmer, die auch leistbar waren. Aber kein Angebot war an den Bezug der Mindestsicherung geknüpft und hatte eine verpflichtende Abschlussprüfung. Letztes Jahr im Juli haben wir in der Stadt Salzburg ein Programm gestartet, das in Österreich einzigartig war.

Verpflichtende Deutschkurse für anerkannte Flüchtlinge, die Mindestsicherung beziehen:

aaa3120 Stunden in 6 Wochen. Also Montag bis Freitag jeweils vier Stunden am Tag. 80% müssen die Leute anwesend sein. Wer 10 Minuten zu spät kommt wird als nicht anwesend geführt. Die Prüfung im Anschluss ist verpflichtend. Für die Teilnehmer ist es kostenlos. Wer nicht ernsthaft am Kursprogramm teilnimmt oder sich weigert es zu absolvieren, dem wird schrittweise die Mindestsicherung gekürzt, bis zu 99%. Ich finde das fair. Es gibt klare Rahmenbedingungen, die auch offen kommuniziert werden. Und es gibt das entsprechende Angebot, nämlich den Deutschkurs mit Abschluss, der die Aufnahme beim AMS ermöglicht und der erste Schritt in den Arbeitsmarkt ist.

Heute hat eine Zeitung über unser Deutschprogramm berichtet und es kamen ganz viele positive Rückmeldungen. Als ich den Artikel im Facebook gepostet habe, kam ein ganz liebes Foto, quasi live aus dem Kurs, mit dem Kommentar: Übermorgen ist Prüfung! Grüße von der Front an Mama Anja!

Glaubt mir, das hat mich wirklich berührt. Weil ich überzeugt bin, dass es eine Win-Win Situation ist. Für die Menschen, weil sie  die ersten Schritte zum Arbeitsmarkt unter klaren Bedingungen machen können. Und für den Staat, weil es nur Ziel sei kann die Menschen aus der Mindestsicherung zu bekommen.

Was  ich nicht verstehe ist die Diskussion über die Kürzung der Mindestsicherung für anerkannte Flüchtlinge oder gar ein Verweigern in den ersten 5 Jahren nach der Anerkennung, wie der Innenminister gefordert hat. Das ist keine Politik, nicht mal billige. Das ist das Fördern von Armut, Schwarzarbeit und Illegalität. Und Integration wird völlig unmöglich. Ich bin überzeugt davon, dass unser Weg der richtige und vernünftige ist: Mindestsicherung ja! Aber gleichzeitig Bedingungen daran knüpfen, damit die Menschen aus der Mindestsicherung kommen.

Fördern und Fordern oder auch Hart aber Fair!

Mehr zu Deutschkursen:

13 Tipps für einen Deutschkurs

Email aus dem Deutschkurs

Danke in 100 Sprachen

Aktuell gibt es 88 SprachtrainerInnen an 20 Standorten in der Stadt Salzburg. Sie lernen mit hunderten Menschen Deutsch. Freiwillig. Ohne Bezahlung.

Seit knapp einem Jahr gibt es das Freiwilligennetzwerk der Diakonie in Kooperation mit Stadt und Land Salzburg. Heute wollte ich von den Trainerinnen und Trainern wissen, wie es ihnen so ergeht. Zwei Stunden angeregter Austausch mit vielen Geschichten, Schicksalen, Ideen aber auch Kritik und Wünschen:

Als TrainerIn kommt man den Schicksalen der Menschen sehr nahe. Vieles stellt sich dann ganz anders dar, als in den Medien berichtet. Viele berichten darüber, wie schwer das Warten ist auf das erste Interview, Monate oft Jahre dauert es bis es zu einer Entscheidung kommt. Gleichzeitig ist da bei manchen die Angst vor dem Danach. Bekomme ich Asyl? Und wenn ja, wie soll es weitergehen, Wohnung, Arbeit? Das macht unsicher. Viele Flüchtlinge lernen eifrig Deutsch, nehmen die Angebote wahr. Dann gibt es andere, die zwar angemeldet sind, aber einfach nicht kommen. Das frustriert natürlich die Freiwilligen, die hier ihre Zeit geben, das wird auch als Respektlosigkeit empfunden. Bei den Flüchtlingen gibt es das gleiche Potpourri an Menschen, wie bei anderen auch. Die meisten wollen Deutsch lernen, sich integrieren, arbeiten und eine Zukunft aufbauen. Und dann sind auch einige dabei, die sich für das alles nicht interessieren. Dann gibt es jene, die erstmals in ihrem Leben einen Stift in der Hand halten, Erwachsene, die unter größten Mühen Lesen und Schreiben lernen. Und die Kinder, die am Anfang oft zurückhaltend sind, lernen dann in Windeseile Deutsch.

Aber die SprachtrainerInnen erleben auch, was es heißt wenn es zu Missverständnissen kommt, die falsch interpretiert werden können. Warum essen die Flüchtlinge nicht immer, was man ihnen vorsetzt? Sind sie undankbar? Eine Trainerin erzählt, dass in ihrem Quartier eine große Ladung Cornflakes gespendet wurde. Aber keiner der Flüchtlinge rührte das an. Die Packungen standen ungeöffnet herum. Bis eines Tages ihre Deutschkollegin eine Packung öffnete und die Cornflakes essen wollte. Die Flüchtlinge bedeuteten ihr das auf keinen Fall zu essen! Auf  ihr Nachfragen  erklärten sie ihr, dass das Hühnerfutter sei. Schließlich war auf der Packung ja ein Hahn abgebildet.

Die Arbeit der Freiwilligen kann nicht hoch genug geschätzt werden. Es geht oft über das Sprachtraining hinaus. Sie begleiten die Flüchtlinge zum Arzt oder zur Behörde. Manches Mal entstehen Freundschaften. Auf alle Fälle ist ihre Arbeit ein wichtiger Teil der Integration in Österreich. Dafür Danke und mein allergrößter Respekt für diesen Einsatz für die Menschen und für ein gedeihliches Miteinander in Salzburg.

Und wer sich auch engagieren möchte, hier die Infos: Freiwilligennetzwerk Diakonie

Es gibt Menschen, die treibt die Überforderung zu unfassbaren Misshandlungstaten. Sie sperren ihre Kinder weg in den Keller. Oder einen alten Menschen. Oder ihr Haustier. Wie beruhigend das für sie sein muss. Am besten gar nicht mehr aufsperren, denn dieses Gefühl der Ruhe ist zu angenehm. Je länger sie gar nicht nachschauen, desto weniger denken sie an das Kind, die eigene alte Mutter oder das ehemals so putzige Hunderl. Ob es wohl schon tot ist? Das wäre auch eine Erleichterung.

Zum Glück kommen solche Fälle nicht sehr häufig vor. Aber wenn sie bekannt werden, dann ist die Betroffenheit groß. Es geht eine Welle der Trauer durch die Bevölkerung. Es ist ja auch ganz unfassbar, was da passiert. Zur Trauer gesellt sich die Empörung. Was sind das für Menschen, die so handeln? Haben diese Menschen gar kein Herz? Oder sind sie aufgrund einer psychischen Störung durch die Situation derartig überfordert?

Heute hat unser Außenminister gesagt, Europa sollte es Australien gleichtun und Flüchtlinge auf einer Insel internieren. Es gibt ganz verstörende Bilder und Reportagen darüber. Ich möchte Herrn Kurz jetzt gar nicht mal unterstellen, dass er auch so weit gehen würde, einfach Boote wieder aufs offene Meer schleppen zu lassen.

Weg auf eine Insel. Dort sehen wir das Leid der Menschen nicht. Das beruhigt Herrn Kurz und soll auch uns beruhigen. Welche Zustände auf den Inseln herrschen, auf denen Australien Flüchtlinge „entsorgt“, ist bekannt. Es ist eine perfide Art der Grausamkeit. Ich mache mir Sorgen. Darum, dass diese Grausamkeit in unserer Gesellschaft akzeptiert wird. Und um Herrn Kurz, der offenbar jede Empathie verloren hat. Aus Überforderung?

„Es wird nicht ohne hässliche Bilder gehen“, sagte Herr Kurz bereits Anfang des Jahres, als Österreich seine Grenze schloss und somit auch die Balkanroute für Flüchtlinge gesperrt war. Hässliche Bilder kamen. Herr Kurz hat sie ausgehalten. Sie waren nicht hässlich genug. Weil es Hilfsorganisationen gibt und mitfühlende Menschen an der griechisch-mazedonischen Grenze leben, die auch mit dem Wenigen, das sie haben, zu helfen versuchen.

Ich möchte keine hässlichen Bilder aushalten müssen. Ich möchte nicht gefühllos gegenüber Menschen sein. Ich möchte mir keine psychische Störung anerziehen lassen. Ich möchte nicht akzeptieren, dass wir Flüchtlinge nicht menschenwürdig aufnehmen.

Politiker sollten Vorbilder sein und darauf hinarbeiten, ein Land voranzubringen, besser zu machen. Das heißt auch, Fortschritte in puncto Menschlichkeit. Keine Rückschritte um hunderte Jahre.

Ich möchte, dass wir von Menschen regiert werden, die etwas Anpacken und Lösungen haben, ohne dabei die Missachtung von Menschenrechten in Kauf zu nehmen. Auch wenn es bequemer ist, als sich anzustrengen. Aber das ist nun mal der Job in der Politik. Strengen Sie sich an, Herr Kurz! Und machen Sie uns nicht zu Mittätern Ihrer Überforderung.

a2Wenn Dr. Bekas Darwesch zu reden beginnt kann man nur gebannt zuhören. In seinem Brotberuf ist er Kardiologe und ehrenamtlich engagiert er sich seit 2010 für die Flüchtlinge im Nordirak und in Syrien. Man spürt sofort, dass er die Menschen liebt. Seine Berufung ist es, jenen zu helfen, denen es nicht so gut geht.

Im Frühjahr fährt er wieder in den Nordirak und nach Syrien. Er will Medikamente hinunterbringen und vor Ort medizinisch helfen. Syrien ist sein Herkunftsland, schon lange ist er in Österreich beheimatet. Aber in Krisenzeiten will er natürlich unterstützen. Wenn er von den Flüchtlingslagern, a1die er dort besucht hat, erzählt, wird klar, warum die Menschen nach Europa kommen. Die internationale Hilfe wird vor Ort weniger, sagt er. Und es gibt drei Faktoren, die die Menschen aus den Lagern aufbrechen lassen: „Für die Kinder gibt es keine Bildung, die medizinische Versorgung ist nicht gegeben und jahrelang in einem Zelt zu leben, macht jeden Menschen hoffnungslos.“, erzählt er von seinen Eindrücken. Er hat die Menschen dort gefragt, warum sie mit der ganzen Familie die gefährliche Reise übers Meer wagen. Die Antwort eines Flüchtlings hat ihn besonders erschüttert: Wenn wir es nach Europa schaffen ist es gut. Wenn wir alle im Meer sterben, muss niemand um uns trauern.

Wie helfen ist die Frage?

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Dr. Bekas Darwesch will helfen

Aber was ist sein Lösungsvorschlag, damit nicht Millionen Flüchtlinge nach Europa kommen müssen? Die Europäische Union macht derzeit Milliarden locker, um die Flüchtlinge im Nahen Osten und in der Levante zu halten. Das Geld bekommen die Staaten. Er plädiert dafür, einen großen Teil der Gelder  internationalen Hilfsorganisationen zu geben, die vor Ort mit Institutionen zusammenarbeiten können. Dann gäbe es Hoffnung, dass die Hilfe bei den Menschen ankommt. Bildung für die Kinder, medizinische Versorgung und raus aus den Zelten und Container zum Wohnen. Und er hält nichts von noch mehr militärischen Eingriffen, denn jede Rakete schafft mehr Probleme als sie beseitigt. „Eine Rakete kostet hundertausende Dollar. Dafür kann man fünf Schulen bauen. Das ist wohl der bessere Weg in den Frieden.“ , ist Dr. Darwesch überzeugt.

Mei o mei, was hab ich mich aufgeregt! Genervt hat mich das! Direkt gekocht hab ich manchmal innerlich! Damals in Istanbul vor 20 Jahren. Da habe ich studiert und eine Menge Leute kennengelernt. Nicht nur Studentinnen und ab3Studenten, sondern auch viele Türkinnen und Türken, jedweden Alters. Ich war des öfteren bei Familien eingeladen, zum Kaffeeplausch, Frühstück oder Abendessen. Und natürlich bin ich da mit einem kleinen Gastgeschenk hingegangen. Das wurde dann immer achtlos auf die Seite gestellt. Pffff… Und manchmal haben mir die Männer der Familie nicht die Hand gegeben und schon gar nicht in die Augen geblickt, wenn sie mit mir gesprochen haben. Gott sei Dank haben sich bei diesen Einladungen die Geschlechter dann oftmals getrennt und ich war dann nur mit den Frauen, was immer ein riesiger Spaß war. Natürlich bin ich höflich geblieben und habe das Händeschütteln und In- die –Augen- Blicken nicht herausgefordert. Das ist mir nach meinen Istanbul-Aufenthalten auch manchmal mit muslimischen Männern so gegangen, deren Frauen ich in Deutsch unterrichtet hatte. Kein Händeschütteln und kein Augenkontakt. Nervig, irgendwie erniedrigend, ich kam mir völlig missachtet vor. Aber nie hätte ich was gesagt. Feig, oder?

aa4Bis ich dann irgendwann Ende der 1990er Jahre ein langes Gespräch mit einem Imam hatte. Irgendwann klagte ich ihm mein Leid. Dass es so nervig ist, wenn die Männer das Händeschütteln verweigern und mir nicht in die Augen schauen können. Da hat er laut zum Lachen angefangen. Und mir gesagt, dass ich da einem großen Missverständnis aufsitze. Viele muslimische Männer geben mir einfach die Hand aus Respekt nicht. Die wollen mich nicht in Verlegenheit bringen. Weil der Respekt gebietet, dass man eine Frau außerhalb der Familie nicht berührt. Sonst könnte sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen. AHA! Natürlich habe ich nach diesem Gespräch offen andere Musliminnen und Muslime gefragt, ob das so stimmt. Alle haben immer zustimmend genickt. Und das mit den auf die Seite gestellten Geschenken wollte ich auch wissen. Ganz einfach. Dass jemand ein Geschenk gibt ist etwas sehr Schönes. Sollte etwas drinnen sein, was der Beschenkte nicht so toll findet, dann erspart man dem Schenkenden einen Gesichtsverlust, sollte die Enttäuschung zu groß sein oder sogar im Gesicht ablesbar. Bedanken kann man sich ja dann ganz gefasst beim nächsten Treffen.

aa5Ich habe meine Lehren daraus gezogen:

  1. Ich frage jetzt immer ganz offen, wenn mir was suspekt vorkommt
  2. Ich sage auch ganz offen, dass ich mir in Österreich ein Händeschütteln erwarte, weil das in Österreich der Respekt gebietet. In der Türkei aber akzeptiere ich das Nicht-Berühren völlig.
  3. Ich möchte nicht, dass aufgrund von kulturellen Missverständnissen Konflikte entstehen
  4. Darum Information, Information, Information

Im „Welcome Guide“ der Stadt Salzburg haben wir die wichtigsten Tipps und Infos zusammengefasst, damit sich andere gleich mal leichter tun und sich nicht wie ich jahrelang umsonst ärgern müssen ;)

Hier geht’s zum Welcome Guide!