Erzabt Korbinian sprüht vor Energie, wenn er durch die Ausstellung „Vedi Napoli e poi muori- Neapel sehen und sterben“ im Domquartier Salzburg führt. Im Mittelpunkt stehen die Reisen der Benediktinermönche aus mehreren Jahrhunderten. Und es gibt einiges zu entdecken an Dingen, die die Klöster Einsiedeln, St. Gallen und St. Peter über lange Zeit angesammelt haben.
Google Maps im Mittelalter!
Gern gesehen war es nicht, wenn die Mönche auf Reisen gingen. Der Bequemlichkeit halber durften sie dann aber Hosen tragen. Erst bei der Rückkehr mussten sie wieder in den Habit, die Ordenstracht, schlüpfen. Aber das Reisen war oft notwendig, um sich fortbilden zu können. Meist gab es einen reichen Gönner, der dies ermöglichte. Profitierte doch bei der Rückkehr nicht nur das Kloster von dem neu gewonnenen Wissen. Sehnsuchtsland war und ist Italien mit Rom als „Caput mundi- Haupt der Welt“. Auch die Salzburger Benediktiner eroberten sich Rom, aber auch Neapel, das von vielen als die schönere Stadt empfunden wurde. Natürlich Vesuvbesteigung inklusive. Schon damals wollte man tolle Mitbringsel haben, so finden sich auch Lavasteine vom Vesuv in der Ausstellung.
Und ohne Reiseführer ging es auch damals nicht. Eines der Prachtstücke ist ein uraltes Buch. An der Falz des Buches entlang ist der Reiseweg links und rechts beschrieben. Ein analoger Vorgänger von Google-Maps! In Reisetagebüchern hielten die Mönche die schönen Erlebnisse, Eindrücke und Erkenntnisse fest. Diese waren für die Öffentlichkeit bestimmt. Abenteuer und Erfahrungen, die man besser nicht allen erzählt, wurden in Briefen an die zurückgebliebenen Mitbrüder festgehalten. Zum Glück sind auch diese noch erhalten ;)
Das alles und mehr gibt es in der Sonderausstellung zu sehen, zu hören und zu lesen. Und ich wurde dort von Erzabt Korbinians Begeisterung angesteckt und kann nur empfehlen sich auf den Weg ins Domquartier zu machen.
Erfrischend ist es, wenn man auf ein Popkonzert geht.
Besonders zu einem jungen Star wie Ellie Goulding. Die Britin ist seit einigen Jahren fixer Stern am Pop- und Rockhimmel. Sie schreibt den Großteil ihrer Songs selbst, spielt Schlagzeug, Gitarre und Klarinette. Und performt ihre Lieder völlig unaufgeregt auf der großen Bühne. Ich habe sie in der Olympiahalle in München gesehen und bin beeindruckt. Sie hat eine unverkennbare Stimme und ihr Sound ist eigenwillig UND eingängig. Ellie Goulding braucht keine Stöckelschuhe, kein Megadekoltee und ihr Gesicht ist auf natürlich geschminkt und nicht auf Show. Das Bühnenbild ist einfach gehalten, die Animationen passend, aber nicht aufdringlich. Ihre Tänzer sind durchtrainiert, die Band hervorragend und die Backgroundsängerinnen zurückhaltend.
Man mag zu Pop, Rock, Soul, Blues und Jazz stehen wie man will. Eines ist unbestritten. Frauen sind in dieser Welt oft aktiver Part. Sie komponieren, sie performen, sie sind Chefinnen. Wie die Männer auch. Das fehlt mir in der Welt der Klassik immer noch. Gut, die Sängerinnen sind oft berühmter als die Sänger. Aber sie interpretieren bereits Geschaffenes. Aber wo sind die berühmten Komponistinnen, Dirigentinnen, Intendantinnen, Bühnenbildnerinnen. In der Welt der sogenannten U-Musik sind aktive Frauen in den verschiedensten Bereichen schon lange nichts Ungewöhnliches mehr. Oft sind sie die treibenden Kräfte, wie Aretha Franklin oder Madonna, um auch gesellschaftspolitische Botschaften zu setzen. Oder wie Ellie Goulding, die einfach ihre Lieder komponiert, die Texte schreibt und ihr Werk dann auf der Bühne selbst umsetzt. Da geh ich gerne wieder hin :)
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2016/02/c2.jpg12001600Anjahttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngAnja2016-02-03 16:21:502016-02-03 17:24:37Ellie Goulding oder Frauenpower in der Musikwelt
Freitag Abend eröffnete das 34. Motzart Festival in Salzburg. Und zwar mit einer Lesung des Russisch-Berliner Autors Wladimir Kaminer. Ich selbst kenne Wladimir Kaminer als Autor noch gar nicht so lange. Eine sehr liebe Kollegin hat mir letzten Geburtstag ein Buch von ihm geschenkt – „Meine kaukasische Schwiegermutter“. Ich habe es mit Genuss gelesen und im letzten Strandurlaub die ganze Zeit über im Liegestuhl vor mich hingekichert. So amüsant seine Bücher sind … Ist eine Lesung von Wladimir Kaminer für ein Kabarett-Festival geeignet?
Ja. Denn eine Lesung im eigentlichen Sinne war es ohnehin nicht. Eigentlich hätte der Autor ja sein neuestes Buch „Das Leben ist keine Kunst“ vorstellen sollen. Doch Kaminer unterbricht sich stets nach ein, zwei Sätzen selbst für einige Minuten, liest dann weiter und zwei Sätze später kommt schon wieder der nächste Exkurs. Es ist interessant und erheiternd, ihm zuzuhören, wie er mit deutlich hörbarem russischen Akzent (er könnte alles erzählen und ich würds deswegen schon lustig finden) Gedanken spinnt und verknüpft. Kaminer schien zudem nicht zu sehr daran interessiert, die Reaktionen auf ein Buch zu erleben, das ohnehin schon im Handel erhältlich war. Vielmehr wollte er Reaktionen auf noch unveröffentlichte Geschichten testen. Er wollte dabei aber behutsam vorgehen.
Das Buch war ein Geburtstagsgeschenk – und hat mir köstliche Lesestunden beschert
Vorsichtig fragt er ab, ob das Publikum eine Kostprobe anderen Buchidee hören wolle. Es ging dabei um ein alles beherrschendes, äußerst polarisierendes Thema: Flüchtlinge. Oder eigentlich um Syrer. Denn, so erklärt Kaminer, alle Leute, die im letzten Jahr nach Deutschland gekommen sind werden Syrer genannt. Er erzählt, warum in einer Stadt Syrer die Bibliothek umarmen – amüsiertes Staunen beim Publikum, bei der Auflösung der Geschichte. Er macht damit weiter, was es bedeutet, wenn Syrer auspacken – ebenfalls sehr amüsant. Und zuletzt erklärt er, was das Wort „Flüchtlingswelle“ für ihn bedeutet. Denn diese hat ausgerechnet seiner 83-jährigen Mutter gehörigen Anschub verliehen – Humor typisch Kaminer’scher Manier, der mit herzlichem Lachen und Applaus aufgenommen wird. Doch der satirisch begabte Autor ist sehr darauf bedacht, Situationen so zu schildern und Dinge so zu formulieren, dass er nirgendwo aneckt. Sein Humor soll leicht sein und die Leute zum Schmunzeln bringen. Sein Verlag findet das Thema Flüchtlinge zu heiß und ist sieht die Buchidee skeptisch – man macht sich sicher Sorgen um die Umsätze. Vielleicht ändert der Herausgeber ja angesichts positiver Publikumsreaktionen noch seine Meinung. Wladimir Kaminers Publikum versteht ihn. In Salzburg jedenfalls. Ich glaube, es sind nicht nur die vergeudeten Pointen, um die es Kaminer leid täte, wenn die Syrer-Geschichten nie veröffentlicht würden. Sein Anliegen begründet sich durch eine Lebensphilosophie, die mir sehr gefällt:
Wenn etwas schrecklich und traurig ist, dann hilft einem die Trauer nicht weiter. Durch die Trauer bleibt man stecken. Man muss darüber lachen, sich umdrehen und von dort aus weitermachen, damit man vorankommt.
So vorsichtig, wie Kaminer die Reaktionen des Publikums auslotete, möchte man meinen, er sei einer, der es einfach jedem recht machen will. Er bewies, dass er auch anders kann. In zwei Punkten wurde er sehr deutlich: Leute (auch Publikum), die lieber über die 5 Folgen einer „wirklich blöden“ (sic!) Fernsehsendung reden wollen, die er im Herbst für 3Sat gemacht hat, ärgern ihn. Als habe diese unwichtige Sendung mehr Bedeutung als die dutzenden Bücher, die er bereits veröffentlicht hat. Man merkt, er fühlt sich dadurch richtiggehend beleidigt. Und in einer kurzen Bemerkung kommt der russische Präsident Putin gar nicht gut weg. Zwar nur für eine Sekunde, aber er tut klar und unverhohlen seine Meinung kund. Aber er hat Hoffnung: Es könnte nämlich sein, dass Putins Regime ohnehin nicht mehr viel länger an der Macht ist. Wer dafür sorgt? Die amerikanische Fernsehserie „Twin Peaks“. Die hat es schon einmal geschafft, ein russisches System zu stürzen. Mehr sei nicht verraten. Ob das nun eintritt oder nicht, wenn Kaminer von Russland und den Menschen dort erzählt, spürt man die Liebe für seine alte Heimat, auch wenn er seine Erzählungen wieder ein reichlich Satire verpackt. Er sieht die russische Seele jetzt halt mit den Augen eines Deutschen.
Es war ein leichter, amüsanter und kurzweiliger Abend. Bemerkenswert war, dass seine Mutter immer wieder eine zentrale Rolle spielt, wenn er spricht. Ich denke, das ist weniger psychologisch zu erklären, als damit, dass Wladimir Kaminers nächstes Buch von seiner Mutter handeln wird. Denn beim nächsten Buch wird es für eine humorvolle Behandlung des Themas Flüchtlinge noch viel zu früh sein.
Manchmal frage ich mich, ob ich von Quentin Tarantinos Filmen schon genug habe. Und dann kommt ein Film wie Inglourious Basterds – oder wie jetzt: The Hateful 8. Tarantino hat mich wieder überrascht.
Vom Vorspann an war ich gebannt. Zum Bild eines am verschneiten Wegesrand stehenden, lebensgroßen Jesus auf dem Kruzifix kündigt der bedrohlich klingende Soundtrack von Ennio Morricone Unheil an.
Worum gehts? Amerika irgendwann nach dem Bürgerkrieg. Durch die verschneite Landschaft von Wyoming fährt ein Sechspänner. Der Kopfgeldjäger John Ruth [Kurt Russell] bringt die Mörderin Daisy Domergue [Jennifer Jason Leigh] in einer Kutsche nach Red Rock. Daisy soll dort gehängt werden. Unterwegs lesen sie noch Major Marquis Warren [Samuel L. Jackson] auf, ebenfalls ein Kopfgeldjäger. Er transportiert seine Beute aber lieber tot. Schließlich kommt noch ein Südstaatler mit breitem Akzent dazu [Walton Goggins]. Er wirkt nicht besonders helle – ein richtiger Hick also. Er stellt sich als künftiger Sheriff von Red Rock vor. Ein aufziehender Schneesturm zwingt die vier, in einem Gasthaus mitten im Nirgendwo Halt zu machen – Minnie’s Haberdashery. Dort wird das hassenswerte Oktett komplett. Minnie ist für ein paar Tage auf Verwandtenbesuch, erfahren wir. Bob, der Mexikaner, [Demián Bichir] führt inzwischen die Wirtschaft, in der sich auch bereits andere Gäste darauf eingerichtet haben, während des Schneesturms auszuharren: Ein alter General [Bruce Dern], ein Cowboy [Michael Madsen] und der ziemlich blasierte Engländer Oswaldo Mobray [Tim Roth], seines Zeichens Henker. Auch er ist auf dem Weg nach Red Rock. Dort soll er Daisy hängen. So ein Zufall aber auch. Oder etwa nicht?
[Schaut euch den Trailer an – oder scrollt runter und lest weiter]
Nach dreißig Minuten, die sich in der Kutsche abspielen und wo es bereits genügend Reibereien gibt, spielen gut zwei Stunden im Gastraum von Minnie’s Haberdashery. The Hateful 8 entwickelt sich dort zu einem echten Kabinettstück – eines mit viel Grind, Blutkrusten und Gefluche.
Jennifer Jason Leigh (Foto: Gage Skidmore, Lizenz: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode]
Ein tolles Ensemble Der Film wird ganz von seinen Darstellern getragen – und alle sind in Hochform. Es sind zu viele, um sie alle einzeln zu würdigen. Darum stelle ich nur jene vor, deren Figur die beste Aussicht darauf hat, dem Publikum als Identifikationsfiguren zu dienen. (Letztlich ist es keine davon.)
Kurt Russells John Ruth ist durch und durch ein Wildwest-Raubein. Neben ihm wirkt John Wayne wie ein Chorknabe. Er besitzt Scharfsinn, doch wollen wir wirklich sein, wie dieser brutale Kerl? Samuel L. Jackson ist als Warren vielschichtig. Der ehemalige Soldat trägt einen persönlichen Brief von Abraham Lincoln mit sich. Ein Schwarzer als Brieffreund des Präsidenten selbst? Die einen vertrauen ihm deshalb, die anderen misstrauen ihm umso mehr. Es geht ihm nicht darum, gemocht zu werden; an einem Punkt offenbart er Abgründiges über sich selbst. Wunderbar ist auch die einzige Frau. Man sieht Jennifer Jason Leigh den Spaß an der Rolle der Daisy Domergue an. Ein herrlicher Kontrast dazu, dass diese Figur der Strick erwartet und von John Ruth immer wieder körperlich und verbal misshandelt wird. Doch sie ist durch und durch ein Miststück. Wenn diese geschundene Kreatur mit blutiger Nase und blauem Auge den Männern noch schlüpfrig-provokante Blicke zuwirft und sie unverschämt angrinst, dann erstickt jedes Mitgefühl für diesen Weibsteufel im Keim.
Es ist eine Wohltat, einen Film zu sehen, der sich ganz auf die Beziehungen zwischen seinen Figuren konzentriert. Auch wenn sie voller Hass und Misstrauen gegeneinander erfüllt sind – ob aufgrund der Hautfarbe oder der Seite, auf der jemand im Bürgerkrieg gekämpft hat (das darf ruhig auch als Interpretation der Situation der USA von heute interpretiert werden). Oder aber, weil ein Bonbon auf dem Boden liegt, und der Blick auf die Bonbongläser ganz oben auf dem Regal offenbar verrät, dass etwas nicht stimmt.
Fast wie im Theater Passend dazu, dass fast alles in einem einzigen geschlossenen Raum spielt, verläuft die Handlung für Tarantino’sche Verhältnisse ungewöhnlich linear – abgesehen von drei Rückblenden. Trotz der Länge des Films mit viel Dialog, fiel es mir leicht, immer gespannt an der Story dranzubleiben. Es gab nur einen Punkt, der mich ganz kribbelig machte – und das ist gar nicht positiv gemeint: Plötzlich kommt mitten im Film eine Erzählerstimme. Es ist ein außenstehender, allwissender Erzähler, für dessen Einmischung es keinen Grund gibt und der damit absolut keine Berechtigung hat. Er erklärt etwas, das ohnehin im Film gezeigt wird. Das mag viele nicht sonderlich stören. Aber ich habe eine große Abneigung gegen überflüssige Erzähler, die aus Gedankenlosigkeit oder Faulheit eingesetzt werden. Ansonsten war für mich der Film perfekt.
Zum Schluss noch eine Anmerkung für alle, die sich den Film sicher nicht ansehen wollen: Acht Personen für Tage eingeschneit in einem Haus, alle feinden sich gegenseitig an und nicht alle überleben es. Das klingt doch wie die Kurzbeschreibung von „Huit Femmes“ [Acht Frauen] mit Catherine Deneuve. Wer’s weniger blutig, dafür viel zivilisierter und mit Gesangseinlagen mag, kann dabei einen kurzweiligen Fernsehabend verbringen. Ich hatte an dieser viel kruderen Variante eines Whodunnit meinen Spaß.
Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte Acht unsympathische Personen in einem Raum und ein zu klärendes Verbrechen. Ein ungewöhnlicher Tarantino, aber ein rundum großes Vergnügen – es sei denn, man hats nicht so mit Blutfontänen.
Was ich nie verstehe werde und auch nicht verstehen will: Angebot – und Nachfrage von Spielzeugwaffen!
Als ich jünger war, fand ich es schon komisch – die kleinen Cowboys mit ihren Revolvern, die durchs Faschingsfest flitzten und sämtliche Indianer „abknallten“. Schon damals konnte ich nicht verstehen, was daran lustig sein soll, wenn man „umbringen“ spielt.
Vera Schlager bei ihrer Arbeit mit Kindern!
Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich in nicht nur in einer Familie aufgewachsen bin, die mit diesem Thema sehr bewusst umgeht, sondern auch in einer Organisation (Rote Falken), die aktiv Friedenserziehung leistet. Daher war meine Toleranz, jemanden dabei zuzusehen wie er einen „Völkermord“ nachspielt, nie wirklich vorhanden.
Zugegeben, bei Cowboy und Indianerspielen an Völkermord zu denken, ist sehr radikal –
ABER in der heutigen Zeit geht es leider nicht mehr um den „harmlosen“ Cowboy Revolver. Heutzutage kann man Spielzeugwaffen kaufen, die durchaus dazu geeignet sind, damit eine Bank zu überfallen – weil sie den Echten zum Täuschen ähnlich sind. Nicht nur Pistolen werden den Kindern zum Spielen angeboten – auch Maschinengewehre und ähnliche Dinger.
Und somit kann man auf einer Faschingsfeier durchaus den Eindruck bekommen, Krieg wäre etwas Lustiges, das wir gerne nachspielen.
Ich frage mich, was veranlasst Eltern ihren Kindern solche schrecklichen Dinge – die in der Realität unendliches Leid verursachen, als Spielzeug anzubieten. Wie kann ich es als Elternteil aushalten, wenn mein Kind am Fasching steht und mit der Maschinenpistole Massenmord spielt?
Mit einer Waffe, die aussieht wie echt?
Ehrlich, das stellt mich vor ein Rätsel, das ich nicht einmal verstehen will!
Spielen ist die „Arbeit“ der Kinder und Spielerfolge fördern Selbstvertrauen und machen Mut, Neues und immer Schwierigeres zu wagen. Spielzeug sollte deshalb sorgfältig ausgewählt werden. Verkleiden ist die Möglichkeit für Kinder in andere Rollen zu schlüpfen und sich darin zu erproben. Miniaturkanonen, Spielzeugpistolen, Schwerter und bewaffnete All-Monster auf der Faschingsfeier – sie alle haben eines gemeinsam: sie fördern gewaltorientiertes Handeln. Mit Waffen kann ein Kind nur eines machen: kämpfen in allen Ausdrucksformen und die Unbewaffneten bedrohen. Waffen und anderes Gewaltspielzeug fördern weder Kreativität noch die friedvolle Kommunikation der Kinder.
Gerade in einer Zeit, in der Millionen Menschen weltweit vor Kriegen auf der Flucht sind und in denen uns immer wieder auch in der friedlichen Seite der Welt Waffenmassaker betroffen machen, haben Waffen in der Hand von einem Kind definitiv nichts verloren!
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2016/01/aa12.jpg9601280zartbitterhttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngzartbitter2016-01-24 18:40:242016-01-24 18:44:00Mit dem Maschinengewehr zum Kinderfasching?
Nehmen wir an, Sie schreiben ein Kapitel in einem Jubiläums-Sammelband, den das Land Salzburg in Auftrag gegeben hat. Dieses Kapitel beschreibt die Beziehung zwischen Salzburg und Wien während der NS-Zeit. Ebenso wie die vorangegangenen Kapitel schildert dieses das Verhältnis der Provinz zur Metropole, beschreibt aber speziell die Machtkämpfe der damals von den Nationalsozialisten eingesetzten Gauleiter untereinander und beleuchtet die gewisse Sonderstellung des Gaus Salzburg innerhalb des Deutschen Reiches und in der österreichischen Reichshälfte. Es ist eine sachliche Bestandsaufnahme historischer Verhältnisse, die zeigen soll, wie Salzburg durch den Gauleiter und seiner Machtfülle aufgewertet worden ist. Die ebenso den Inszenierungs- und Größenwahn von Salzburger NS-Funktionären aufzeigt und damit die Perversion einer Diktatur, deren Verbrechen wir alle kennen. An denen Millionen Menschen zu leiden hatten und zugrunde gingen, aber auch Tausende beteiligt waren. Und gerade die Konfrontation mit Letzterem schmerzt selbst über 70 Jahre nach Kriegsende, weil die späte und in manchen Bereichen nach wie vor fehlende Aufarbeitung gesellschaftliche Tabus entstehen hat lassen, die mit der Erkenntnis einhergehen, dass die österreichische Bevölkerung im großen Stile das verbrecherische NS-System mitgetragen hat, selbst wenn es positive Ausnahmen gab.
Diese Tatsache ist immer noch schwer einzugestehen. Auch bei der Nachgeborenen-Generation. Aus diesem emotionalen Schleudertrauma entsteht dann eine persönliche Meinung zweier „ schwer irritierter Staatsbürger“, die den Autor als Historiker bewusst oder unbewusst diffamiert. Ein Email dieses Unternehmer-Ehepaares aus Wien ergeht deshalb an den Salzburger Landeshauptmann, kurz nachdem das Paar vom Empfang in der Wiener Hofburg heimgekehrt war. Wohlgemerkt geht die Email an ihn persönlich und nicht an den Verfasser des Kapitels. Dieser erfährt von der Kritik zunächst nichts. Ein unerwarteter Anruf vom Landeshauptmann trifft den Autor unvorbereitet. Er weiß noch immer nicht Bescheid, was ihm angelastet wird. Der Autor erklärt seinen Standpunkt ohne die genauen Anschuldigungen gegen seinen Text zu kennen. Er sagt, es sei nicht die Ziel- bzw. Schwerpunktsetzung des Sammelbandes oder seines Beitrages gewesen, den NS-Terror und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit darzustellen, sondern, wie der Titel der Publikation schon suggeriert, die Beziehung zwischen Salzburg und Wien in den Jahren zwischen 1938 und 1945 und Stellung Salzburgs als NS-Gau im Deutschen Reich. Der Landeshauptmann nimmt die Argumentation an und meint, er werde diese bei der für nächsten Tag geplanten Präsentation vertreten. Das Gespräch ist beendet, doch die Spirale dreht sich weiter. Der Landeshauptmann sagt die monatelang vorab geplante Präsentation noch am selben Abend ab und will aufgrund des Emails bei einem eigenen Pressetermin in die Offensive gehen. Es folgt ein persönliches Antwortschreiben des Landeshauptmannes an das Unternehmer-Ehepaar. Darin bedankt sich dieser für die Kritik und dass diese Ausschlag dafür gegeben habe, die grundsätzliche wissenschaftliche Erforschung politischer Verfolgung und Unrecht in der Salzburger Geschichte zu veranlassen. Erst jetzt auf Aufforderung erhält auch der Autor das Email von dem Unternehmer-Ehepaar, und ist plötzlich mit schwerwiegenden Anschuldigungen seines Textes gegenüber konfrontiert. Da ist von „Verherrlichung der Nazi-Zeit“ die Rede. Ein ungutes Gefühl beschleicht den Autor und was nun passiert ist gleichermaßen bezeichnend wie bizarr. Nach dem Wochenende melden sich die Salzburger Nachrichten. Warum? Gibt es da eine Verbindung? Woher und von wem weiß die Zeitung Bescheid? Sind es die Kontakte der Unternehmerin aus Wien, die mit ihrem Mann das Email verfasst hat? Immerhin schreibt diese regelmäßig Kolumnen für den Wirtschaftsteil der Salzburger Nachrichten. Auf jeden Fall wird der Autor von einer SN-Redakteurin mit einem im Raum stehenden Vorwurf konfrontiert. Diese möchte allerdings die Quelle woher dieser kommt nicht nennen. Merkwürdig. Am selben Tag setzt der Landeshauptmann für den folgenden Vormittag eine Pressekonferenz an. Das Buch „Salzburg-Wien, eine späte Liebe“ soll vor Salzburger Medien präsentiert und die Kritik abgefedert werden. Doch das ganze nimmt eine Eigendynamik. Am Tag der Pressekonferenz erscheint in den Salzburger Nachrichten ein erster Artikel, der Vorwurf der „NS-Verharmlosung“ steht im Raum. Die Quelle wird allerdings nicht genannt. Der Autor nimmt Stellung, auch der Mitherausgeber kommt zu Wort. Der Vorwurf wird entkräftet. Trotzdem oder gerade deswegen kommt es zur Pressekonferenz. Der Landeshauptmann stellt den Jubiläumsband vor, freut sich über die gelungene Publikation, weist aber daraufhin, dass eine Unrechtsgeschichte und jene über Verfolgung in Salzburg in den vergangenen 200 Jahren fehlen. Er verkündet, dass er diese jetzt in einem eigenen Projekt aufarbeiten lassen will. Dann darf der Autor des umstrittenen Kapitels seine Version der Geschichte vortragen. Diese wird zum eigentlichen Thema der Pressekonferenz. Das vom Land mit dem Jubiläumsband begleitete Projekt 20.16 nimmt medial Fahrt auf. Der Ruf des Autors ist in Mitleidenschaft gezogen. Die Salzburger Nachrichten setzen mit einem Aufmacher im Kulturteil noch eins drauf und untergraben seine historische Kompetenz. Die gestiegene Nachfrage des Buches löst allgemeine Freude aus. Was bleibt ist ein bitterer Nachgeschmack und viele unbeantwortete Fragen.
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2016/01/IMG_20160121_155102.jpg14601500Andreas Praherhttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngAndreas Praher2016-01-21 15:25:442016-01-21 15:42:32Späte Liebe rostet nicht – Eine Polit-Posse und viele Fragen
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