von Elisabeth Kaplan
Heute möchte ich über „Rather Be“ von Clean Bandit mit Gastsängerin Jess Glynne schreiben.Der Song stammt aus England und hat Europa bereits erobert. Vor einigen Wochen hat er auch in die Billboard Charts Einzug gehalten. Meiner Meinung nach ist der Song deswegen so einnehmend, weil er einem so vertraut vorkommt. „Rather Be“ ist ein Song, der zwar wenig Originelles bietet, dafür aber raffiniert verschiedene lemente kombiniert, die wir bereits kennen.

Anleihen aus vergangenen Jahrzehnten

Die Verwendung von Streichern, zum Beispiel, hat Tradition im Dance-Genre: denken wir nur an Siebziger-Jahre Disco-Hits wie die von Chic oder vom Soundtrack zu Saturday Night Fever. Andere Elemente erinnern an die Dancefloor-Hits der frühen Neunziger. Der Klavier-Riff, der im Refrain einsetzt (v.a. ab Minute 2:23; siehe dazu das Notenbeispiel) ist eindeutig inspiriert von den Klavier-Parts in z.B. „Vogue“ (1990) von Madonna oder „Finally“ (1991) von CeCe Peniston. Es gibt auch eine rhythmische Ähnlichkeit mit dem Synth-Orgel-Riff in „Gypsy Woman“ (1991) von Crystal Waters oder „What is Love?“ (1993) von Haddaway. Dazu kommt, dass ich unweigerlich an „No Limit“ (1993) von 2Unlimited denken muss, wenn ich den „No no no no no“-Hook in „Rather Be“ höre.

Notenbeispiel Rather be

 

Geschickt gewählte Stilmittel 

Beim Arrangement verwenden Clean Bandit weitere Stilmittel, die typisch für Dance-Nummern sind. Zum Beispiel, der Aufbau der Drums: Sie steigen um 0:34 mit einem simplen 4-to-the-Floor-Beat ein. Dann werden sie mit jedem Teil dichter und komplexer und gipfeln schließlich in der Hookline („No no no no no / No place I’d rather be“). Ein weiteres klassisches Stilmittel ist der Break um 2:52, bei dem alle Instrumente wegfallen und die Stimme alleine überbleibt – quasi als kurze Verschnaufpause bevor der Song wieder abhebt und den Refrain ein letztes Mal mit voller Power wiederholt. All diese Aspekte geben einem schon beim ersten Anhören ein Gefühl der Vertrautheit. Ein sehr cleverer Schachzug der Band.

Gelungener Crossover

Clean Bandit kombiniert also elektronische Musik mit klassischen Elementen, wobei der klassische Anteil von Track zu Track variiert. 2013 kam „Mozart’s House“, die Vorgänger-Single von „Rather Be“, heraus. Bei dieser faszinierend-schrägen Nummer spielen die Streicher eine wesentliche Rolle – ich finde, es klingt als hätte ein Streichquartett anno 1997 im Raum neben Daft Punk geprobt. Im Fall von „Rather Be“ ist aber die Rolle der Streicher so klein, dass der Song eigentlich auch ohne Streicher funktionieren würde. Der Riff wird zwar gleich zu Beginn von den Streichern vorgestellt, aber sobald die Stimme einsetzt, wird er bereits vom Synth übernommen. Danach werden die Streicher nur sehr dezent eingesetzt. Das ist für mich ein Pluspunkt. Meiner Meinung nach geht es oft daneben, wenn eine Band einfach aus Prinzip versucht ein gewisses Element auf Biegen und Brechen in eine Nummer hinein zu quetschen und dabei das Gesamtbild missachtet. Das richtige Augenmaß ist also essentiell, wenn ein „Fusion“-Konzept funktionieren soll.
Clean Bandit hat auch bei der Wahl der Synth-Klänge kluge Entscheidungen getroffen. Diese Sounds, die bei mir Assoziationen mit alten Atari-Spielen hervorrufen, erzeugen im Zusammenspiel einen Klangteppich, der einen effektiven Kontrast zu den Legato-Phrasen der Streicher und zu den geschmeidigen Vocals schafft.

Gut bei Stimme

Was die Vocals betrifft, freut es mich, dass aus Großbritannien wieder Sängerinnen mit vollen, warmen Stimmen kommen. In den späten Nullerjahren hat ja eher das nasale Klangideal den britischen Pop dominiert, doch derzeit scheint sich der Trend davon wegzubewegen.

Leichte Kost, im besten Sinn. Macht neugierig auf das demnächst erscheinende Album, „New Eyes“, das verspricht, den Deep House/Pop/Klassik-Crossover weiter auszuloten.

Die englische Originalversion gibt’s auf dem Blog von Elisabeth Kaplan:
www.elisabethkaplan.com/Blog/Entries/2014/5/17_Rather_Be_-_Clean_Bandit_feat._Jess_Glynne.html

Und hier ist das Video zu sehen:

Nein, das ist jetzt kein Beitrag über das berühmte Buch „1984“ von George Orwell. Das ist millionenfach besprochen worden. Da geht es um ein anderes 1984. Aber der Reihe nach.

fp3Da bin ich also in der Mittagspause auf der Schranne und kann natürlich nicht widerstehen bei meiner Lieblingsgärtnerin ein paar Kräuter und Blumen zu kaufen. Die Töpfchen wickelt sie in Zeitungspapier. Am Abend packe ich die Töpfe aus. Hmmm das Zeitungspapier fühlt sich aber komisch an. Ich schaue genauer hin und kann es erst gar nicht glauben, was ich sehe. Die Pflanzen waren in eine Ausgabe der „Salzburger Nachrichten“ vom 8. Juni 1984 gewickelt! Eine 30 Jahre alte Zeitung. Und was sehe ich da neben Meldungen über die Goldegger Dialoge, die Herausforderungen der Pubertät und dem Plan auf dem Gelände der Riedenburgkaserne die Finanzlandesdirektion zu errichten? Das Fernsehprogramm. Ja, das waren noch Zeiten, als man in Salzburg und Teilen Oberösterreichs nur 5 Sender empfangen konnte. FS 1, FS 2, ARD, ZDF und BR3.

fp2Und welche Sendungen finde ich da? Am dam des! Und das Betthupferl und Panoptikum und Bonanza! Und keine Rede von einem 24 Stundenprogramm. FS1 lief von 9.00 bis 23.30 Uhr und FS2 reichte es von 15.00 bis 23.55 Uhr. Man stelle sich das mal vor. Keine 24 Stunden Berieselung von gefühlt über 100 Sendern. Und ich kann mich jetzt wieder erinnern, damals 1984 hatten wir noch einen Schwarz-Weiß Fernseher und die Höhepunkte waren „Ein Colt für alle Fälle“, „Raumschiff Enterprise“ und irgendeine Serie über einen englischen Tierarzt. Kein Wunder, dass wir wenig Zeit vor dem Fernseher verbrachten. Und wir gehörten zu den „Glücklichen“ in Österreich, da wir an der Grenze zu Deutschland wohnten und so in den Genuss dreier deutscher Sender kamen, was für eine Auswahl im Gegensatz zum restlichen Österreich!

 

Morgen muss ich meiner Lieblingsgärtnerin auf der Schranne danken für diese schöne Reise in die Vergangenheit.

Ein Beitrag von Elisabeth Kaplan

cw1Ich muss zugeben, dass mich „Rise Like a Phoenix“ beim ersten Mal hören vor wenigen Tagen nicht gefesselt hat. Aber nachdem ich den Song gestern Abend gleich zweimal hören durfte, hat sich der Refrain bei mir eingebrannt, sodass ich kaum schlafen konnte. Für mich hat der Song erst durch den Live-Vortrag der Conchita Divina seine Qualität gezeigt. Denn um diesen Song wirkungsvoll rüberzubringen, braucht es nicht nur eine dementsprechend große Stimme, sondern auch eine dementsprechend große Persönlichkeit – und beides hat uns gestern Madame Wurst geboten. Ihr Auftritt war souverän und kraftvoll im Ausdruck, ohne jeglichen Schnickschnack.

Ein Song, wie gedacht für eine Diva des Größengrades von Shirley Bassey. Oder den man sich auch sehr gut am Anfang von „Bridget Jones“ vorstellen könnte, wenn Bridget im Pyjama zu „All By Myself“ von Celine Dion grölt. Oder, man könnte Vergleiche zu „Skyfall“ von Adele ziehen. Schon der Orchesterakkord, mit dem der Song beginnt, erinnert an den James Bond-Titelsong aus 2012, wobei „Rise Like a Phoenix“ im Gegensatz zu „Skyfall“ die Bezeichnung „Diva Ballad“ wahrlich verdient.

Was mir an „Rise Like a Phoenix“ gefällt ist erst mal das fette orchestrale Playback, vor allem ab der zweiten Wiederholung des Refrains, wenn die tiefen Blechbläser dazukommen. Und der letzte Refrain bietet da sowieso Gänsehautfeeling, wenn der Tonumfang noch einmal durch die hohen Trompeten erweitert wird. Dem Arrangement ist es zu verdanken, dass der Song nicht in die billige Ralph Siegel-Schiene abgerutscht ist (siehe den Beitrag von San Marino), sondern wirklich Klasse hat. Kein anderes Land hat ein dermaßen hochwertiges Playback geboten.

cw2Vergleiche mit der Bond-Musik der John Barry-Jahre kann man durchaus ziehen, wobei „Rise Like a Phoenix“ keineswegs einfach abgekupfert ist. Die typische Bond-Gitarre, beispielsweise, die „Skyfall“ stark prägt, spielt in „Rise Like a Phoenix#2 keine tragende Rolle, und die Harfe, die John Barry oft eingesetzt hat, fehlt auch.

Was mir an dem Song am meisten gefällt, ist ein kleines Detail. Die Versuchung, beim letzten Refrain eine Halbtonrückung nach oben zu machen war sicher groß, nicht nur weil das ein stilistisches Mittel ist, das für das Genre angemessen wäre, sondern auch weil es sich durchaus durch den Text rechtfertigen ließe („I’m gonna fly / And rise like a phoenix“). Und obwohl man sich denkt „so, jetzt kommts“ und die Gesangsmelodie sogar tatsächlich auf  dem Wort „rise“ einen Halbton höher ist als in den Refrains zuvor, bleibt die Tonart gleich. Das finde ich sehr elegant gelöst. Classy – wie unsere Conchita selbst.

 

spidi2Als „The Amazing Spiderman“ vor zwei Jahren anlief, war ich nicht sicher, ob ich mir den Neustart einer ganz neuen Reihe von Spiderman Filmen überhaupt antun soll. Die Spiderman Filmreihe des Regisseurs Sam Raimi hatte es auf drei Teile gebracht. Das war ok, aber es hätten meinethalben auch ruhig mehr sein können. Eigentlich wollte ich gar nicht, dass sie endet. Tobey Maguire als nerdiger Peter Parker mit stets treudoofem Blick und James Franco als sein Frenemy/Gegenspieler Harry Osborn alias Green Goblin. Ach ja, Kirsten Dunst war auch dabei. Aber sonst war alles so perfekt.

Letztlich gefiel mir dann aber der erste Teil der neuen Reihe „The Amazing Spiderman“ unerwartet gut. Ich war begeistert von Andrew Garfield als schlacksigem Peter Parker/Spiderman mit verschmitztem Grinsen. Aber auch von der hinreißenden Emma Stone als seine Freundin Gwen Stacy, die ebenfalls Superkräfte hat – irgendwie. Sie ist überdurchschnittlich intelligent und steht davor, in Oxford einen Elitestudienplatz zu bekommen. In manchen Situationen stellt es sich einfach als effektiver heraus, wenn man sich in Naturwissenschaften auskennt, anstatt ordentlich wo draufzuhauen. Anders als Kirstin Dunst als Mary Jane in Sam Raimis Spiderman Filmen darf Emma Stone nicht nur pausenlos in schwindelnden Höhen schwingen und auf die Rettung durch Spidey hoffen. Sie ergreift selbst Initiative. Peter und Gwen geben auch ein gutes Paar ab, das viel Leichtigkeit und Witz in die Sache bringt.

Ich möchte mich diesmal gar nicht mit Details zur Handlung aufhalten. Ich bin nämlich nicht wirklich sicher, ob ich alles gut genug behalten habe. Es ist in den 2 Stunden 20 Minuten Laufzeit viel los und alles geht sehr rasant. „The Amazing Spiderman“ ist laut, bunt, komisch – und wahnsinnig schnell.
Andere Comic-Verfilmungen haben oft das Problem, dass sie es mit der Action und mit den vielen Superschurken zu gut meinen und mit ewigen und nicht mehr nachvollziehbaren Verfolgungsjagden und Nahkampfszenen für das eine oder andere Gähnen sorgen. Ein ganz krasses Beispiel dafür war im letzten Jahr „Man of Steel“ (vulgo Superman), der dachte, er müsse es nur ordentlich krachen lassen und die Leute würden dadurch nicht bemerken, wie viele Schwachstellen und Löcher der Film hat und wie platt und uninteressant seine Charaktere waren. „Men of Steel“ hätte mich fast dazu gebracht, Comic-Verfilmungen auf ewig abzuschwören.

spidi1„The Amazing Spiderman“ macht jedoch diesen Fehler nicht. Er bringt zwar ebenso viele Schurken und bietet haufenweise rasante Action, jedoch ganz ohne Längen. Er vergisst nämlich nicht, dass die eigentliche Geschichte auf der menschlichen Ebene stattfinden muss, damit es für die Zuschauer interessant bleibt.

Wen Spiderman eigentlich bekämpft? Jamie Foxx als wunderbaren total überzeichneten Vollnerd Max, der nur beachtet werden und Spidermans bester Freund sein möchte (Jetzt alle: Oooooch!). Als er zum Superschurken Elektro mutiert, bekommt er endlich die lang ersehnte Aufmerksamkeit. Doch Spiderman stiehlt ihm aber das Rampenlicht und so erklärt sich Elektro zu dessen Erzfeind.

Dane DeHaan trägt als Harry Osborn den fiesesten Scheitel, den ein Mittzwanzigjähriger Mann je zu tragen verdammt war (sorry Dane, da werden sich keine weiblichen Teenage-Fans um dich scharen) und so ist seine Transformation (aus Haarneid auf Peter Parkers coole Strubbelfrisur, vermute ich) zum Green Goblin am Ende des Films der einzig logische Verlauf seines Schicksals. Diese Verwandlung bietet schon ein interessantes Setup für den dritten Teil von „The Amazing Spiderman“, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Spiderman ist eine Gaudi und Action und in IMAX 3D ein Fest für Augen und Ohren, die schon mal die eine oder andere Reizüberflutung ertragen.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Kurzweilig und unterhaltsam. Am Ende des Films ist man ganz benommen. Kaum erholt man sich davon, ist allerdings das Meiste weg – leicht konsumiert und leicht vergessen. Aber man soll ja öfter mal für den Augenblick leben – das gilt auch für den Augenblick im Kino.

 

Ich habe eine neue Serie für mich entdeckt. Nach ein paar Folgen zum dran Gewöhnen war ich schließlich vollends überzeugt und schaue mit Begeisterung. Darf ich vorstellen? Passend zum nahenden Muttertag: „Mom“.

In den ersten Minuten der ersten Folge erleben wir wie Christy, eine Kellnerin, mitten im Restaurant vor allen Gästen einen Nervenzusammenbruch erleidet. Nach und nach erfahren wir mehr über sie: als Teenager bereits Mutter, die Schule abgebrochen, drogen- und alkoholsüchtig – aber seit 138 Tagen nüchtern. Regelmäßig geht sie zu den Treffen der anonymen Alkoholiker. Um in Frustsituationen herunterzukommen, zieht sie sich heute statt Alkohol eine CD mit affirmativen Mantras rein. Alles ist gut, redet ihr die Stimme ein. Christy gibt ihrer Mutter, Bonnie, die Schuld an ihrem verpfuschten Leben. Bonnie selbst war ebenso drogensüchtig, hat gedealt, hat Christy abwechselnd vernachlässigt oder – auf der Flucht vor dem Gesetz – nach Mexico, Argentinien und Kanada mitgeschleppt. Bonny, auch derzeit trocken nimmt das Leben leichter und sieht das alles nicht so eng. Christy sollte lieber nach vorne blicken.

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Bald im Pro7 Comedy Montag?

Nüchtern fühlt sich Christy von ihrem Leben erdrückt und oft wäre es am einfachsten, allem zu entfliehen, indem sie sich einfach wieder vollaufen lässt. Aber sie will es unbedingt besser machen. Sie will ihren beiden Kindern, Violet (17) und Roscoe (10?), eine gute, fürsorgliche Mutter sein – bevor es zu spät ist. Doch die Geschichte scheint sich bereits zu wiederholen: Violet kann Christy die schwere Kindheit nicht verzeihen. Und: die 17-Jährige wird schwanger …

Die Geschichte von Christy auf ihrem Weg von Rauschmitteln loszukommen und Verantwortung zu übernehmen ist ein guter Stoff für ein Sozialdrama. Doch Chuck Lorre hatte ganz andere Pläne. Schon mit „Two and a Half Men“ und „The Big Bang Theory“ hat er bewiesen, dass er das Gespür für wirklich gute Comedy hat. Er hat damit weltweit hohe Zuschauerquoten quasi gepachtet. Aber eignet sich die Geschichte der Serie „Mom“ dafür?

Erstaunlicherweise: Ja. Aber es ist heikel, denn die Gefahr ist groß, die Sache völlig zu verkasperln – oder dass das Ganze einfach unlustig wird. Natürlich lebt „Mom“ von typischen Elementen der klassischen Sitcom. Chuck Lorre hat ja schon Erfahrung mit Comedys über Alkoholiker. In „Two and a Half Men“ soll man jedoch lustig finden, was Charly im dauerhaft halb-besoffenen Zustand so alles von sich gibt – und zugegeben ist es das auch. Zumindest bis zur fünften oder vielleicht sechsten Staffel (sieben und acht fand ich mühsam und seit Charly Sheen raus ist, habe ich nicht weitergeschaut). Der verantwortungs- und respektlose Charly war – obwohl immer cool drauf – in Wahrheit ein problembehafteter Mensch. Alkoholismus war nur eines dieser Probleme. Aber geredet wird darüber nicht – zumindest nicht ernsthaft. „Men“ wollte einfach nur eine Gaudi sein. Das war auch völlig OK so.

mom„Mom“ hingegen beweist, dass Komödie und Tragödie sehr eng miteinander verbandelt sind. Aberwitzige Begebenheiten und viel Wortwitz lassen einen herzhaft auflachen. Gleichzeitig gibt es sehr ehrliche, berührende Momente. Chuck Lorres Schreiberteam hat diese Qualität in den letzten beiden Jahren auch in „The Big Bang Theory“ öfter eingebracht. Es scheint, das Team hat ein wirklich gutes Gespür dafür entwickelt.

Viele Kritiken, die ich gelesen habe, behaupten, das Material der Serie „Mom“ sei bestenfalls Durchschnitt. Diese Meinung teile ich nicht. Wo ich aber voll zustimme: Die beiden Hauptdarstellerinnen Anna Faris als Christy und Allison Janney (bekannt als CJ aus „The West Wing“) spielen einfach großartig und sind umwerfend komisch. Da stimmt das Timing genauso wie die glaubwürdige Mutter-Tochter-Beziehung.

Es gibt noch keinen festgelegten Start der Serie auf Deutsch, aber ich hoffe, der wird nicht allzu lange auf sich warten lassen. Alle, die Serien gerne auf Englisch schauen, haben früher was zu lachen, denn die Folgen sind offiziell als Stream oder Download erhältlich.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Köstlich: Eine wirklich witzige Comedy, bei der die behutsam eingefügten leisen Töne nicht aufgesetzt oder kitschig wirken. Wenn sie sich gut weiterentwickelt, gibt’s 9 Punkte. Die „2 Broke Girls“ können sich davon echt was abschauen.

Ein Beitrag von Bloggerkollegin Elisabeth Kaplan

Ein Freund hat sich gewünscht, dass ich über einen wahren Klassiker der Popgeschichte schreibe: nämlich „Thriller“ von Michael Jackson. Diesem Wunsch gehe ich sehr gerne nach! Wussten Sie eigentlich, dass dieser Song einige Male umgeschrieben wurde bis er endlich Ende 1982 unter dem Titel „Thriller“ das Licht der Welt erblickte? Es lohnt sich durchaus, in eine frühere Demo-Version des Liedes mit dem Namen MJ„Starlight“ reinzuhören (z.B. auf YouTube unter www.youtube.com/watch?v=E_kimWJ7128 ).
Liest man den Text von “Starlight” durch, kann man verstehen warum Rod Temperton diesen Durchschnittstext ohne klare Botschaft durch etwas Griffiges, Unverwechselbares ersetzen wollte. Der Text von „Thriller“ ist voller starker Bilder. Wir, die Zuhörer, sind mitten im Geschehen des Horrorszenarios, denn Temperton verwendet die direkte Anrede, „du“ („you“). Erst in der dritten Strophe erlöst er uns von dem Grauen und klärt auf: Die ganze Handlung spielt sich doch nur auf dem Bildschirm ab („I’ll save you from the terror on the screen“). Es ist die Direktheit des Textes, die ihn für die Zuhörer zugänglich macht. Temperton überfordert uns nicht mit komplexen literarischen Stilmitteln und versucht nicht krampfhaft, dem Song mehr Tiefe zu geben. Das Ergebnis ist durchaus schlüssig.
Wenn überhaupt, dann hätte ich nur eine Beanstandung … (ob ich mich traue?) … Die Bridge („Night creatures call …“) setzt sich musikalisch von Rest ab: es kommen neue Harmonien, sie wechseln plötzlich zu Dur; die Triolen in der Gesangsmelodie geben diesem Teil einen weicheren, geschmeidigeren Charakter im Gegensatz zu den äußerst rhythmischen Strophen und Refrains. Aus diesem Grund passen für mich die Horror-Bilder hier nicht wirklich her. Ich finde, dieser Teil würde sich besser dafür eignen, um sich das Bild vorzustellen, wie man sich auf der Fernsehcouch zusammenkuschelt – so wie es in der dritten Strophe vorkommt. Ich finde, dass sogar die Zeilen aus „Starlight“ – „Light up the world / Let the love start / Take charge of this masquerade“ – hier gut gepasst hätten.

Das Detail macht den Unterschied
Musikalisch gesehen spielt die weltberühmte Hookline im Bass eine tragende Rolle. Ich hab mir den Spaß gemacht herauszufinden, wie viel Prozent des Songs von diesem eintaktigen Motiv geprägt ist. Dazu habe ich die Takte des eigentlichen Songs zusammengezählt – also Intro/ Strophe 1/ Refrain/ Strophe 2/ Refrain/ Bridge/ Strophe 3/ Refrain (und ohne die Coda mit dem legendären „Rap“ von Vincent Price) – und hab festgestellt, dass diese Hookline ca. 90 Mal wiederholt wird bzw. 77% des Songs ausmacht. Ziemlich viel für einen Mainstream-Popsong. Aber durch die perfekt durchdachte Entwicklung der Harmonien und Melodie hat man nie das Gefühl, dass er langweilig wird – im Gegenteil: Seit über 30 Jahren kann man ihn immer und immer wieder hören. Und dank des Produzenten Quincy Jones und der Weltklasse-Musiker auf dem Track (besonders zu erwähnen ist hier David Williams, dem wir den geschmackvoll zurückhaltenden Gitarren-Lick ab 1:14 zu verdanken haben) ist „Thriller“ auch ein Paradebeispiel für den gekonnten Einsatz – oder auch das Weglassen – von Details an genau den richtigen Stellen, die aber den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Zurück zu „Starlight“: Wenn ich mein „Thriller“-Album in die Hand nehme und geistig auf dem Cover den Titel „Thriller“ durch „Starlight“ ersetze, bekommt das gesamte Album ein anderes Gesicht. „Starlight“ wäre ein netter Pausenfüller gewesen, dessen Text aber mehr an Jacksons Disco-Vergangenheit erinnert hätte und weniger dem Anstreben der Macher gerecht geworden wäre, ein Album mit Ecken und Kanten zu produzieren. Aber durch Tempertons Geistesblitz wurde daraus ein Song, der nicht nur das Album, das Jahr, das Jahrzehnt, gar eine ganze Generation prägte, sondern auch den Künstler selbst.

Die englische Originalversion gibt’s auf dem Blog von Elisabeth Kaplan: http://elisabethkaplan.com/Blog/Entries/2014/4/24_THRILLER_-_MICHAEL_JACKSON.html