Ein Beitrag von Alexandra Schmidt

Portrait Xela Japan

Eisgenuss in Japan

In Japan gibt es in keiner Stadt auch nur einen einzigen öffentlichen Mistkübel. Alle nehmen ihren Müll wieder mit nach Hause. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass kein Mistkübel überfüllt sein kann. Es kann auch niemand im Suff oder jugendlichen Übermut einen Mistkübel umschmeißen und der Wind kann auch keinen Müll herauswehen. Es gibt einfach keinen Mist im öffentlichen Raum. Wenn das in einer Stadt wie Tokyo mit 10 Mio Leuten funktioniert….mmmhhhh? Wie viel würde sich die Stadt Salzburg sparen, wenn wir keine öffentlichen Mistkübel mehr ausleeren, warten, aufstellen etc. müssten?

Blumen verteilen

Jedem seine Blume

Es gibt übrigens auch keine Tschikstummel. Die Raucher*innen rauchen nur dort, wo sie dürfen – und wo Aschenbecher aufgestellt sind. So bleiben die Straßen, Plätze und Parks sauber. Überhaupt, in Japan wird im Zweifel lieber öfter mal sauber gemacht. Der eh schon fleckenlose Shinkansen am Startbahnhof. Der Geldautomat vom 7/11 nachdem ich Geld abgehoben habe (sehe ich etwa aus wie eine Bakterienschleuder, oder was…???). Unkraut jäten und zusammenkehren rund ums Hotel – natürlich mit weißen Handschuhen! Und damit die ganze Umgebung noch schöner wird, geben manche Städte im Frühling Unmengen von Blumen zum selber einpflanzen aus. Da stehen alle Bewohner*innen Schlange und holen sich ihre Pflanzerl ab.

 

Auf den Zentimeter

Shinansen

Bitte einsteigen!

Sitzbank im Zug drehen

In jede Richtung

Am besten ist das Zugfahren. Der Shinkansen – der pünktlichste Zug der Welt – hält genau dort, wo Farbe, Zug- und Waggon-Nummer meine Reservierung anzeigen. Und genau heißt: auf den Zentimeter genau. Und weil sich alle ordentlich anstellen (können) und richtig stehen geht das Aus- und Einsteigen ruck-zuck. Für alle denen im Zug schlecht wird, wenn sie nicht in Fahrtrichtung sitzen – einfach die Sitzbank umdrehen, wenn der Zug in einem Bahnhof die Fahrrichtung wechselt. Im Zug gibt’s keine Papierhandtücher. Wozu auch? Jede/r Japaner*in hat das eigene kleine Reisehandtuch in der Tasche, basta. (Mal nachrechnen: x Passagiere mal x Züge mal x Papierhandtücher die nicht produziert und nicht entsorgt werden müssen, macht….mmmmhhhhh: jedenfalls viel Ersparnis) Und der oft getragene Mundschutz dient übrigens nicht in erster Linie zum Schutz vor fremden Bakterien sondern vor allem dazu, nicht selbst jemanden anzustecken wenn man nicht so ganz gesund ist. Danke, sehr freundlich!

Das Klo der Extraklasse

Verkehrszeichencartoon für Kinder 2

Verkehrsschilder für Kinder

WC Facilities

Technik am Klo

Man kann übrigens auch Kindern etwas zutrauen. Und extra Cartoons als Verkehrszeichen für sie entwerfen, die sie davor warnen, auf die Straße zu laufen. Könnt ja schließlich ein Auto kommen – dazu ist die Straße ja da.
Ja, da könnten wir uns einiges abschauen. Vorgewärmte WC-Sitze, WC-Schüsseln, die alle Schikanen spielen von der automatischen Musik oder dem Plätschergeräusch über die eingebaute Dusche bis zum Fön und die Tatsache, dass Trinkgeld nicht üblich ist und eher für Verwirrung sorgt gehören aus meiner Sicht aber nicht dazu. Man muss es ja nicht gleich übertreiben.
Sayonara, eure Xela

rosa 2Rosa, überall Rosa und Pink natürlich – der Wäscheständer quillt über vor lauter zuckerlsüßen T-Shirts, Kleidern, Socken, Bodies, Hosen, … alles muss Pink und Rosa sein. Am besten noch mit Rüscherl! Das ist kaum zum Aushalten – und das nach jahrelanger Indoktrination meinerseits gegenüber meinen Töchtern, dass Pink und Rosa bitte echt nicht die einzigen Farben auf diesem Planeten sind. Mein Mann sieht es praktisch, er meint, dann können wir wenigstens die Waschmaschine mit einer Farbe vollstopfen.

Nein, das überzeugt mich nicht. Dieser rosaroten Gehirnwäsche ist echt nicht zu entkommen, Gruppendynamik inklusive („Hast du schon meine neuen Glitzerschuhe gesehen?“, „Ich habe heute sogar rosa Socken an“– O-Ton in der Kindergartengarderobe).

Es glitzert und funkelt in den Mädchen-Hirnen und wohl auch in denen mancher Erwachsener (irgendwer muss das Zeug ja kaufen). Und ja – ich kaufe es auch, nachdem meine hilflosen Versuche mit anderen Farben gescheitert sind und die Sachen ungetragen im Kasten liegen.

Themenwechsel (fast): Warum ist in den typischen Mädchen-Büchern immer alles lieb, süß und entzückend? ENTZÜCKEND! Kürzlich in einem Pony-Buch gelesen, „Goldmähne wiehert entzückend“ – geh bitte!!

atsv1So nun kann also meine erste U10-Trainingseinheit mit 12 Kindern beginnen. Hab all meine Unterlagen durchforstet und das perfekte Training aufgebaut. Hütchen, Stangen, alles nach dem Vorbild der holländischen Nachwuchsarbeit ausgerichtet. Die Kinder brauchen mindestens 1000 Ballkontakte pro Training, um technisch ähnlich versiert wie brasilianische StrandkickerInnen zu werden. Das kann nicht so schwer sein, denn schließlich haben die Kinder einen ausgebildeten Nachwuchstrainer mit Erfahrung im Kampfmannschaftsbereich und als Leiter einer Fußball-Bambinigruppe. Doch was soll das im ersten Training: Ich soll die Schuhbänder binden, muss mit den Kindern aufs Klo gehen, Nasen bluten, Seitenstechen. Während ich wegschaue, werden die Hütchen umgeschossen oder Blumen gepflückt, zwei Kinder sind aufs Tor geklettert. Wo sind meine sieben Co-Trainer, aso, ich habe ja gar keinen. Muss ich die Kinder jetzt mit Geldstrafen oder Liegestützen bestrafen? Ich glaube, mich überfordert schon das erste Training.

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAber bis zum ersten U10-Meisterschaftsspiel werden wir das mit viel Training schon in den Griff bekommen. Bei sommerlichen Temperaturen schauen die Mütter bei jedem Training zu, bestimmen die Trinkpausen, sagen den Kindern, dass sie nicht so viel laufen dürfen und sich mehr im Schatten bewegen sollen. Das sind also meine Co-Trainer. Endlich kommt das erste Meisterschaftsspiel: Ein fulminanter 4:2 Sieg und ein Trainer mit breitgeschwellter Brust. Habe ich doch alles richtig gemacht, die Kinder haben Glück mit dem Trainer, ein Erfolgsgarant. Sieben Spiele später – dazwischen liegen äußerst knappe 2:14 und 2:9-Niederlagen – folgt das das letzte Meisterschaftsspiel: Es geht um den letzten Platz. Mit Ach und Krach 5:3 gewonnen und Platz 7 von 10 Mannschaften belegt. Fazit: Nachwuchstrainer sein ist gar nicht so leicht oder wie viele Mütter als Co-Trainer verträgt ein Trainer oder wie lange muss der Atem als Nachwuchstrainer sein?

ChackerEin Beitrag von Gastautor Christian Hacker

Was macht man als leidenschaftlicher Fußballer, Kampfmannschaftstrainer  und Jungvater? Man versucht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln diese Leidenschaft an den Sohn weiterzugeben. Besucht mit dem Kinderwagen bereits diverse Fußballplätze im Innviertel, kauft Fußbälle noch und nöcher und hofft, dass es klappt. Tja, um auf ganz Nummer sicher zu gehen, wird eine Bambini-Ballsportgruppe gegründet. Die Mütter geben die Kinder ab, gehen brav einkaufen, und statt der Muttermilch gibt es Fußballtraining für die Mini-Kids. Mit 6 Jahren fängt der Sohn dann planmäßig beim Verein ATSV Laab – sollte jedem Experten/jeder Expertin ein Begriff sein – an, Fußball zu spielen.

Doch was machen die Trainer bei den ersten Turnieren? Spielen doch keine Viererkette, Spieler werden auf einer falschen Position eingesetzt, sie geben keine taktischen Anweisungen und fast alle Spiele gehen verloren. Weiterer Schuldiger ist natürlich der Schiedsrichter, weil der doch glatt einen Einwurf übersehen hat. Die Spieler können sich den Ball nicht stoppen. Was machen eigentlich die Trainer? Na ja, da muss man sich das Training anschauen. Oh meine Herren bzw. Frauen, das Training ist ebenfalls  komplett verkehrt aufgebaut. Keine Disziplin bei den Kindern, haben die Trainer sich das Nachwuchs-System in Holland nicht angeschaut? Mit den Trainern kann mein Sohn niemals Profi werden. Scheibenhonig. Es gibt doch nur einen idealen Trainer für die Kids und das bin ich. Ich weiß alles, ich kann alles, ich werde sie zu Stars machen. Was? Beide Nachwuchstrainer wollen aufhören. Ha, jetzt schlägt meine Stunde! Ich übernehme die Kids und ab jetzt wird alles besser: Wir werden jedes Turnier gewinnen, ATSV Laab wird in 10 Jahren noch bekannter als der FC St. Pauli und mir werden die Kinder, Trainer aber vor allem die Mütter zu Füßen liegen. Ja, so hat meine Nachwuchs-Trainer-Karriere begonnen.

Mein Tipp: Es kommt (nicht nur) im Fußball immer anders als man denkt!

TeddymamaDiese Frage brachte kürzlich der „Stern“ auf seinem Titelblatt, gefolgt von einer Story über vier gewollt kinderlose Paare. Sie erklärten, warum sie bewusst auf Kinder verzichten oder verzichtet haben. Auch in meinem Bekanntenkreis tummeln sich einige MitvierzigerInnen, die sich bewusst gegen Nachwuchs entschieden haben.

Hat mich beschäftigt das Thema – wohl weil ich im Alltagsstress schon vergessen habe, wie es war damals. Im Umkehrschluss habe ich mir nämlich die Frage gestellt, warum ich Kinder haben wollte? Und dann die Frage, ob Kinder glücklich(er) machen?

Die Antwort lautet – ja wie lautet sie? Ich muss zugeben, dass ich naiv war. Alle haben gesagt, „wirst sehen, dein Leben ändert sich mit Kindern völlig“. Und ich hab mir gedacht, „na dann sind wir halt zu dritt statt zu zweit“. Haha, kann ich da heute nur weise sagen und milde meine eigene Vergangenheit belächeln.

Vielleicht ist es deshalb so schwierig, den Planet der Kinderlosen mit dem Planeten der Familien zu vergleichen und eine Brücke zu schlagen. Die Welten liegen oft einfach zu weit auseinander. Ich zumindest hatte zwar eine vage Vorstellung wie es ist, Mutter zu sein, aber die Realität war dann völlig anders. Umgekehrt merke ich oft, dass Menschen ohne Kinder mit meiner Welt nichts anfangen können.

Vielleicht muss man die Frage auch anders formulieren: Haben Kinder etwas mit dem persönlichen Glück zu tun? Für die einen ja, für die anderen nein. Für die einen gehören Kinder zum Lebensglück dazu, andere finden Glück und Erfüllung in einem Leben ohne Kinder. Ich glaube, Kinder machen nicht generell glücklicher. Aber wer sich schlussendlich für Kinder entscheidet, darf sich freuen – diese einzigartige Form von Glück zu erleben. Hier bin ich eindeutig parteiisch für die Eltern: dieses spezielle Stück vom Glück gibt’s eben nur mit Kindern.

Modelleisenbahn oshowski

Ein Beitrag von unserem Gastautor Andreas Oshowski:

Die Osterzeit ist die einzige Zeit im Berchtesgadener Land, in der ich mit meinen Jungs die Märklin-Modelleisenbahn aufbauen kann. Ansonsten stehen Skifahren (beim Skiklub Berchtesgaden), Fußballspielen (beim TSV Berchtesgaden), Bergtouren (mit der Katholischen Männerbewegung Salzburg) und ab und zu auch Schule im Vordergrund.

Jetzt haben wir die Gelegenheit wieder genutzt und um eines der beiden Kinderzimmer mit ca. 15 Meter Schienenstrang, dreizehn Weichen, drei Lokomotiven, dreißig Waggons und zwei Bahnhöfen vollzustopfen; sehr zur ‚Freude‘ meiner Frau, die nun (wenn Sie überhaupt noch in dieses Kinderzimmer will) intensive Balancierübungen verrichtet zwischen Güterbahnhof und Abstellgleisen, zwischen Bahnhofshalle und Lokschuppen. Dabei hätten wir ja noch viel mehr zu bieten; ca zwei Drittel der Modellbahnanlage ist noch in Kisten und Kartons verstaut. Wir könnten also auch das zweite Kinderzimmer noch voll Eisenbahn bauen und den Flur und das Wohnzimmer und… Das würde dann wohl das komplette Familienleben inklusive Ehe zum Balanceakt werden lassen.

Die Modelleisenbahn hat mein verstorbener Vater angefangen aufzubauen. Von seinem ersten Lehrlingsgehalt hat er sich im Jahr 1953 einen Schienenkreis, drei Waggons und eine Dampflok gekauft (die Lok fährt heute noch!). Er war selbst Eisenbahner auf einem Stahlwerk. Und so ranken sich viele Geschichten um die Modelleisenbahn, zu jeder Lokomotive gibt es mehrere Erzählungen und schließlich ist schon meine Mutter (also die Großmutter meiner Söhne) durch die Zimmer balanciert.

Einer meiner Söhne fing am zweiten Tag nach dem Aufbau der Modelleisenbahn fürchterlich an zu weinen. Auf unsere Frage hin, was denn geschehen sei, antwortete er, es sei so schlimm, dass er nicht mit Oma und Opa, die zwei Jahre vor seiner Geburt gestorben sind, Eisenbahn spielen kann. Haben wir zu viele Geschichten erzählt? Die Traurigkeit meines Sohnes ist keine gespielte, keine Show. Es ist unseres Erachtens die tief empfundene Trauer eines Kindes, das sich nach seinen Großeltern sehnt, die es nur von Bildern kennt und von denen es ahnt, dass es wundervoll liebende Menschen gewesen sein müssen.

Jetzt steht ein Bild von Oma und Opa zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofskiosk und die Züge fahren Ostern entgegen…