Seit vier Wochen haben wir zwei Katzen, sieben Monate alt, sehr neugierig und sehr aktiv. Die ganze Familie ist sehr verliebt in die Vierbeinerinnen.

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Rechts die Ausreißerin!

Am Mittwoch verschwand eine der beiden Katzen am Nachmittag und kam nicht mehr zurück. Auch am Abend blieb sie verschwunden. Die Nacht verging und am nächsten Morgen warteten wir vergeblich. Alle waren besorgt, inklusive unserer Nachbarskinder, die die Katzen natürlich auch ins Herz geschlossen haben. Aber die Katze blieb verschwunden.

Ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht wieder kommen würde. Innerlich war ich völlig aufgelöst, denn ich habe natürlich die Katzerl schon sehr ins Mutterherz geschlossen. Nach außen hin, galt es natürlich die Hoffnung zu schüren und die Contenance zu bewahren, der Kinder wegen.

Um 19 Uhr läutet das Telefon, es ist die Tierärztin, bei der wir vor zwei Wochen das erste Mal waren. Eine Frau hat unsere Katze zurück gebracht. Juhuuu! Die Finderin hat die Katze beobachtet, eingefangen und sich hinter das Telefon geklemmt. Sie hat alle TierärztInnen angerufen, sogar beim Veterinäramt. Und unsere Tierärztin hat sich an die Katze erinnert und auch noch gewusst, wem sie gehört – und sie behandelt sicher nicht nur eine Katze am Tag. Die nette Retterin hat unsere Ausreißerin auch noch in einen Katzenkorb gepackt, durch den halben Ort gefahren und persönlich zurück gebracht. Wow!!! Ich bin sehr dankbar, dass es so viele Menschen gibt, denen es nicht egal ist, was mit anderen passiert – und sei es nur mit unserem abenteuerlustigen Kätzchen!

 

Was wünscht sich mein Kind zum ersten Schultag — eine Sachertorte mit einem Haufen Schlagobers dazu. Im Cafe Wernbacher in Salzburg. Gut, das machen wir, ist ja auch ganz nach dem Geschmack der lieben Mutter. So haben wir es vereinbart – im August, unter einem Baum liegend mit Blick auf den Wallersee.

IMG_0588[1]Am 14. September sieht es anders aus. „Ihr werdet doch wohl nicht mit dem Zug nach Salzburg fahren?“, meint ein Freund angesichts der vielen Flüchtlinge am Bahnhof. Sollen wir? Sollen wir nicht? Mama, was ist ein Flüchtling? – darüber haben wir schon öfter geredet, gespendet haben wir auch schon, aber die Kinder so richtig damit konfrontieren? Sie nehmen ohnehin mehr auf, als mir manchmal lieb ist. Meine Dreijährige spielt mit den Filly-Ponys, sagt ein Pony zum anderen „Komm, wir müssen in ein anderes Land. Wohin gehen wir? Nach Deutschland“. Wie viel Wirklichkeit verträgt man mit drei und sechs Jahren?

Wir sind schließlich mit dem Auto gefahren und hatten es ruhig in unserem Idyll, nach einem aufregenden Vormittag in der Schule. Zwei Tage später mein erster Arbeitstag, Konfrontation mit der Realität am Bahnhof nach fast zwei Wochen Urlaub. Eine stillende Mutter am Boden gekauert, ein Mann weint still in einer Ecke, Kinder spielen, andere schlafen, zwischen PolizistInnen und HelferInnen. Die Menschen sind versorgt fürs Erste und doch macht es so unendlich traurig, wenn die Realität und die Idylle zusammenprallen.

„Ein letztes Mal marschiert die Salzburger Militärmusik auf, um Bundespräsident Heinz Fischer anlässlich der Festspieleröffnung zu begrüßen“, so die Ansage in der Sendung „Salzburg heute“, an diesem Sommertag im Juli 2015. In Salzburg gab es Demonstrationen und lautstarkes Aufbegehren gegen die Einsparungen bei der Militärmusik – denn die geplante Dezimierung sei de facto deren Abschaffung. Zu zwölft könne man nun einmal den Radetzkymarsch nicht blasen. Wenn diese Einsparungspläne alle Wirklichkeit würden, man stelle sich vor, dann, ja dann würde der berühmte Radetzkymarsch nur mehr einmal jährlich erklingen, und da nur als Zugabe*.

Das sind die echten Sorgen des Bundesheers in Österreich. Ja, sie murren, weil Ausrüstung und Gerät unzureichend sind, die Verpflegung miserabel und wenn die Übungen jemals Ernstfall würden, frage nicht. Aber demonstrieren, Medieninteresse, öffentliche Diskussion – das gibt es nur bei den Einsparungsplänen für die „Musi“.

I love you, Österreichisches Bundesheer. Denn Soldaten, die in die Tuba blasen, Soldatinnen, die den Trommelwirbel intonieren und Generäle, die den Taktstock schwingen, haben eines gemeinsam: so lange sie das tun, so lange sie nur das tun wollen, so lange sie den Radetzkymarsch blasen, ja: so lange können sie nicht schießen. „Bella gerant alii, tu felix Austria ….cane.“ – „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich …musiziere“, so könnten wir das berühmte Zitat über die Heiratspolitik der Habsburger anpassen („tu felix Austria nube“ , „heirate“ heißt es eigentlich). Können wir statt der nächsten Schlacht bitte den Radetzkymarsch nochmal hören? „Datadám Datadám Datadám Damdám Dadadámdadám…oder: „Wann da Hund mit da Wurscht umman Eckstoa springt…“ peace 2

*Der Radetzky-Marsch (Armeemarsch II, 145) ist ein von Johann Strauss (Vater) komponierter und dem Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz gewidmeter Marsch. Seine für Österreich-Ungarn symbolische Bedeutung hat er, weil Joseph Roth seinen Roman über den Untergang der Doppelmonarchie Radetzkymarsch nannte (aus Wikipedia). Der Marsch erklingt alljährlich beim Neujahrskonzert als Zugabe; der Dirigent leitet dabei nicht nur die Wiener Philharmoniker an sondern auch die Intensität und Lautstärke des mitklatschenden Publikums.

Seit einem Monat gibt es in Salzburg Verbotszonen für bettelnde Menschen. Für mich hat sich nicht viel geändert. Meine drei bis vier Euro die Woche plus, wenn möglich, einen Schokoriegel oder ein Getränk hilft den Roma nicht nachhaltig. Vor allen anderen Dingen geht’s mir selbst dadurch besser. Ich schmeiße die Münzen jetzt in den Becher von der Bettlerin bei mir in der Straße. Ist nicht mal ein Umweg.

Es gab und gibt viele Widerstände gegen das sektorale Bettelverbbettelverbot infoot. Es ist bestimmt legitim, auch den Rechtsstaat dazu zu befragen, wie das die Salzburger Plattform für Menschenrechte jetzt anhand eines konkreten Falles macht. Nur: Was ist das Ziel jener, die eine Abschaffung der Verbotszonen fordern? Dass möglichst viele Menschen bei uns betteln können? Echt jetzt? Sorry, aber das ist kein gutes Ziel. Betteln soll ein Ausweg sein, in einer Notsituation, jedenfalls kein Dauerzustand.

Das Ziel muss Selbstermächtigung und eine Perspektive sein. So wie die Projekte von Diakonie, Caritas und anderen Engagierten direkt vor Ort in Rumänien, die auf Bildung setzen. Oder so wie die Geschäftspartnerschaften zwischen Designbüros und Roma (siehe zB http://roma-handicraft.tumblr.com). Dabei entstehen nach den Entwürfen der Profis schöne Dinge aus altem Handwerk, die cool ausschauen und sich gut verkaufen. Die Fähigkeiten und jahrhundertealten Handwerkstraditionen der Roma sind dabei zentral und auf einmal kommen auch die Kinder der Roma drauf, dass es gut ist, diese Handwerkstraditionen fortzuführen und etwa das Kupferschlagen zu erlernen.

Es braucht noch mehr gute Ideen für andere Probleme. Es geht ja bei den Roma nicht „nur“ um Armut, sondern sie sind in ihrem Land auch eine diskriminierte Randgruppe. Sowas ändert sich nur langsam. Aber Bildung, Ausbildung und Einnahmen, die auf fairem Handel aufbauen und von denen Steuern gezahlt werden geben den Bittstellern ihre Würde zurück und verschafft Respekt.

Dann wird aus Mitleid Stolz, Bedürftige werden Fachleute mit gefragten Fähigkeiten und statt Almosen entstehen Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, kreativ zu sein und sich anzustrengen. Aber doch nicht dafür, dass 20 oder 30 Roma mehr bei uns betteln können.

In letzter Zeit gibt es laute Stimmen in den Medien über Homöopathie. Sie sei wirkungslos und das sei erwiesen. Alle Berichte über Heilung durch Homöopathie beruhten auf ihrem Placebo-Effekt und der heilenden Wirkung der langen, einfühlsamen Gespräche bei der Behandlung. Schade, dachte ich. Selber bin ich eine große Anhängerin der Schulmedizin, ich hab damit bei mir und in meinem Umfeld viele gute Erfahrungen gemacht. Aber ich hätt’s der Homöopathie gegönnt, endlich anerkannt zu werden – sie ist ja schon über 200 Jahre alt und hält sich wacker im Gesundheitsgeschäft. Vereinfacht gesagt geht’s dabei darum, dass Wirkstoffe in Wasser bzw Zucker (Globuli) verdünnt werden. Höhere Verdünnung bringe stärkere Wirkung – auch wenn man den Wirkstoff dann im fertigen Präparat nicht mehr nachweisen kann. Dünne Geschichte, sozusagen.

Dann war ich im Ars Electronica Centre in Linz. Dort hab ich ein wunderschönes Bild gesehen, von einem Tal in einer Landschaft von roter Erde. Schroffe Kanten, mal breiter, mal schmäler, darunter ließ sich der rauschende Fluss erahnen, rundherum eine steinige Wüste. „Was glauben Sie, was das ist“, fragte der Führer. „Der Grand Canyon“ hab ich sofort geantwortet – klarer Fall, ich war selber schon dort und bin den Rand entlanggewandert. „Nicht ganz“, sagte er. „Es ist eine 1-Cent-Münze, 150.000 mal vergrößert.“

Da hab sind mir Zweifel gekommen: was, wenn wir einfach die Methoden noch nicht haben, um die Wirkung von Homöopathie richtig zu messen? Es gibt einen Haufen Stoffe, die sind physikalisch zu groß um in diese Ritze auf der 1-Cent-Münze reinzupassen. Was, wenn unser Körper die feinstofflichen homöopathischen Wirkstoffe anders aufnimmt, als aufgelöste Tabletten? Wenn wir das Verstoffwechseln von Globuli nur noch nicht abbilden können? Gerade weil wir den Ausgangsstoff nicht mehr nachweisen können, gibt mir das zu denken, denn: wir wissen, dass er drin ist – das konnten wir beobachten. Und alle paar Jahre entdeckt die Wissenschaft was Neues, eine Zelle ist schon lange nicht mehr die kleinste Einheit im Körper. Unsere Wirklichkeit ist so wirklich wie unsere Messinstrumente. Medikamente

Den Placebo-Effekt gibt’s in der Schulmedizin genauso oft. Gott sei Dank, denn: die Wirkung vieler Medikamente der Schulmedizin ist oft auch nicht sehr verlässlich – bei Anti-Depressiva und Schmerzmitteln ist das zum Beispiel so. Medienberichte über Gesundheitsthemen beruhen nur zu zehn Prozent auf nachhaltig gesicherter wissenschaftlicher Forschung. Zu Homöopathie gibt es sehr wenige ernsthafte, große Untersuchungen – dafür aber eine sehr mächtige Pharmaindustrie, die kein Interesse an Konkurrenz hat.

Dünne Geschichte, sozusagen. Zweifel sind angebracht.

Gesundheit! Eure Xela

strand2Zwei große Handtücher, zwei kleine Handtücher, eine Picknick-Decke, zwei Badeanzüge mit Mini-Maus, zwei mit Filly-Ponys, zwei Badeanzüge für die Mama, zwei Badehosen für den Papa, zwei T-Shirts, zwei kurze Leggins, ein Mal UV-Schutz-Gewand mit Hello Kitty, einmal no-name vom Eduscho, zwei Trinkflaschen aus Glas, eine 1,5-Liter-Version aus Plastik, Reiswafferl, Äpfel, Kekse, eine Banane, zwei Weckerl, zwei Tuben Sonnencreme, Schwimmscheiben, zwei Taucherbrillen, zwei Schnorchel, eine Tasche Sandspielzeug (die Super-Size-Edition für den Strand), Spritz-Tiere, vier Kapperl und vier Paar Strandschuhe (der Sand ist echt heiß) und den Sonnenschirm. Jetzt noch alles in zwei Badetaschen und einen Rucksack stopfen.

Geschafft, es ist jetzt 9.30 Uhr, Ankunft am Strand 10 Uhr. Lager aufschlagen am freien Strand nahe Viareggio in der Toskana. Am Bezahl-Strand kosten zwei Liegestühle und ein Sonnenschirm familienfreundliche 24 Euro pro Tag, macht für sechs Tage …. nein, da bin ich zu geizig.

Jetzt noch die Eincreme-Prozedur: zuerst renitente Dreijährige ca. 10 Minuten im Dauerlauf wahlweise durch den Campingplatz oder die Sanddünen verfolgen, unter Protestgeschrei einfangen, dann möglichst schell einschmieren, loslassen und nächstes Kind schnappen.

Nächste Disziplin: Sandburgen bauen, am besten gleich nach dem Eincremen, damit der Sand auch ordentlich am Kind klebt. Zwischendurch kurze Begegnung mit Meer und Brandung. Raus aus dem Wasser, umziehen, nach fünf Minuten wieder rein ins Wasser,….

Besondere Herausforderung: die Wanderung zum Klo. Drei Sanddünen weiter und gefühlte 30 Minuten Fußmarsch müssen mindestens drei Leute ihre Blase koordinieren – denn zwei Mal gehe ich den Weg sicher nicht!

12 Uhr, Jausenzeit, endlich mal zehn Minuten sitzen, unter dem gerade gekauften Schirm. Mein dritter Mitleidskauf von den Händlern aus dem Senegal, viele von ihnen sind dort am Strand unterwegs.

Um 15 Uhr zurück zum Campingplatz, schließlich müssen wir noch den Pool testen. Alles wieder in die Tasche schlichten, beim Pool alles wieder auspacken – wo sind die Spritztiere und die grüne Sandschaufel?