Sofa

Heimkino: Zusammenrücken und Filme genießen

Heimkino. Unter diesem Titel trifft sich hier in Salzburg eine Gruppe von 15 bis 20 Leuten einmal im Monat zum gemeinsamen Filmschauen. Ich kann das nur zur Nachahmung empfehlen.

Der Zirkel der Geladenen beim Heimkino ist recht exklusiv. Ich bin ganz stolz, dass ich mit dabei sein darf. Das heißt: Druck. Ich will ja nicht gleich wieder ausgeladen werden.
Schon beim ersten Mal war ich denkbar knapp dran. Haus nicht gleich gefunden … peinlich. Heute hetze ich eine Viertelstunde zu spät hin, mit einem halb sitzengebliebenen Joghurt-Zitronen-Gugelhupf unterm Arm. Ich hatte das Gefühl, ich sollte was mitbringen. Auch wenn die Initiatorin, die mich auch eingeladen hat, eine Kundin von mir ist, so ist das Ganze doch recht privat. (Und nebenbei: Sitzengeblieben oder nicht – das Backwerk wurde nicht nur höflichkeitshalber gelobt, sondern auch vollständig verputzt).

Aber zurück zum Filmabend. Unsere Location ist ein Künstleratelier. Zugegeben, nicht jeder verfügt über so etwas. Aber mit einem mittelgroßen Wohnzimmer und etwas Willen zum etwas engeren Auffädeln auf Sofas und Auf-dem-Boden-Sitzen (Kissen drunter und passt schon) kann man das auch zu Hause organisieren. Wer einen Beamer oder großen Fernseher besitzt, sollte diesen sowieso seinen Freunden und Bekannten stolz vorführen wollen. In den 80er Jahren gab‘s bei uns in Salzburg Kinos mit kleinerer Leinwand als das, was man da heute so im Wohnzimmer als Fernseher stehen hat.

Also, Beamer und Lautsprecher stehen am Freitagabend im Atelier bereit, projiziert wird auf eine große, weiße Wand. Die ausgewählten Filme sind alt, da spielt es keine Rolle, dass die Wand nicht die Schärfe einer Leinwand bringt. Beim ersten Treffen gab es Vive la Vie von Claude Lelouche aus dem Jahr 1984 und heute war es Vertigo von Alfred Hitchcock aus 1958. Hochauflösend war weder in den 80ern noch in den 50ern eine relevante Kategorie. Genauso wenig wie Dolby 9.1.

gwtw

Vielleicht auch mal dieser Klassiker

Alte Filme als Programm? Ist doch fad. Nein, ganz im Gegenteil. Interessant ist, dass man in so einer Runde Filme recht konzentriert und interessiert anschaut, bei denen man alleine vorm Fernseher nach spätestens 20 Minuten wegzappen würde. Vive la Vie ist sehr statisch und heute etwas seltsam zu schauen. Typisch französischer 80er Jahre Film – besser kann ich das momentan nicht erklären. Der Kalte Krieg war frostig wie eh und je und es ging eine Angst vor einem Atomkrieg um die Welt. Der Film hatte hierzu eine Friedensbotschaft – oder so schien es zuerst. Verschiedenste Ebenen wurden dann gegen Ende des Films nach und nach freigelegt und die Geschichte wurde dann doch verstörend. Ganz clever konstruiert; vielleicht wollte er aber letztendlich ein bissl zu clever sein.

Vertigo hingegen ist ein Klassiker. Aber als Film ist er schon sehr weit von heutigen Sehgewohnheiten entfernt. Vieles wirkt schwerfällig und bei den schmalzigen Kuss-Szenen mit mal aufbrausendem, mal triefendem Geigensound fängt fast die ganze Runde zu prusten an. Die Reaktion ist erfrischend und stört niemanden. Wer kichert schon alleine vorm Fernseher vor sich hin, wenn alte Filme für heutige Begriffe unfreiwillig komisch werden? Aber sonst ist eines klar: Klappe halten. Diskutiert und kommentiert wird nach dem Film.

Und das hört sich dann so an: „Die Kim Novak ist doch heute schon recht alt und mit einem adoptierten Schaumburg-Lippe zusammen. Echt? Aber nicht von dem Zweig, der auch in Salzburg wohnt, oder? Haben die nicht jedes Jahr einen ganz tollen Flohmarktverkauf? Ja genau.“ Da muss ich dann schmunzeln, dass hier in dieser Runde, wo sich Bildung und Intellekt nur so stapeln, auch solche Klatsch-Gespräche stattfinden. Es wird dann aber schon noch auch über den Film selbst geredet. Einzelne Szenen, Hintergrundgeschichten, Bedeutungen … und die komisch-schmalzigen Kuss-Szenen. Wie oft macht man das sonst? Mit dem eigenen Partner oder der Familie nach dem Abendfilm? Eher nicht. Da heißt es höchstens: Heute war aber den ganzen Abend wieder überhaupt nix Gescheites im Fernsehen. Unsere Filmvorschläge für die nächsten, monatlichen Filmabende würden reichen, um das Programm bis 2018 abzudecken.

Kuchen 1

Ich kann nur empfehlen, dass mehr Leute solche Runden bilden. Man lernt Leute kennen, schaut Filme, die man sonst nicht sehen würde – entweder weil sie älter oder nicht gerade Blockbuster-Filme sind. Anschließend ergeben sich echt interessante und lustige Gespräche über den Film samt eingestreutem Promi-Klatsch. Und es wird auch der sitzengebliebene Kuchen gelobt. Selbst habe ich mich mehr an den Dipps der anderen schadlos gehalten.

Es war wieder ein gelungener Abend und ich freu mich auf den nächsten im Mai. Da gibt es dann City of God zu sehen.

 

Ein Gastbeitrag von Josef P. Mautner

bettlerin

Bild einer Bettlerin in der Pfarrkirche Anif

Es gibt viele gute Gründe, die Menschen dazu motivieren, sich für und mit Armen und Ausgegrenzten zu engagieren. Die verschiedensten Weltanschauungen legen uns Barmherzigkeit und/oder soziale Gerechtigkeit in unserem Handeln nahe: Humanität und Mitmenschlichkeit, sozialdemokratische Werte, der Einsatz für soziale Grundrechte. Ich frage mich: Wie steht es mit dem Christentum? Warum ist es für Christinnen und Christen selbstverständlich, mit armen, benachteiligten und ausgegrenzten Menschen solidarisch zu sein? Ich möchte versuchen, eine mögliche Antwort auf diese Frage zu geben.

DEN normativen Hintergrund für Solidarität sowie den Einsatz für soziale Gerechtigkeit bildet die Bibel: Zunächst das Erste Testament, wo die Propheten die Solidarität mit den Armen und das Eintreten für soziale Gerechtigkeit als ein zentrales Kriterium für das Hören auf Gott, für ein positives, anerkennendes Verhältnis Israels gegenüber seinem Gott benennen.

 

In den Evangelien, im Besonderen im Lukasevangelium, nimmt die Beziehung zu den Armen einen zentralen Platz ein: Sie sind diejenigen, denen Gottes Wirklichkeit in besonderer Weise gehören wird: „Selig ihr Bettel-Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ (Lk. 6, 20)

 

Die Evangelien reden in einer sehr genauen, differenzierenden Weise von den Armen, was auf eine klare Beobachtung und Analyse ihrer unterschiedlichen Lebenssituationen schließen lässt. Im Wesentlichen werden zwei Begriffe verwendet: Das griechische Wort penes. Es bezieht sich auf Menschen, die unterbezahlt sind, die in einem Arbeitsverhältnis unterdrückt werden – also auf die arme arbeitende Bevölkerung. Das griechische Wort ptochos wiederum bezeichnet jene Menschen, die keinen Zugang zu Arbeit haben und deshalb betteln müssen. Es kann sowohl mit „Armer“ als auch mit „Bettler“ übersetzt werden. Das Wesentliche an der Lebenssituation dieser Menschen ist es, dass sie für das Befriedigen ihrer Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Wohnen und Gesundheit von der Mildtätigkeit Anderer abhängig sind.

 

Die Seligpreisungen gelten als die „Magna Charta des Christentums“, und gleich in der ersten Seligpreisung des Lukasevangeliums sind eben jene ptochoi, die Bettelarmen, angesprochen. Sie sind für Jesus die Seligen, denen das „Reich Gottes“ gehört. Das bedeutet: Die Solidarität mit ihnen ist nicht einfach irgend eine Sonderleistung, die besonders engagierte ChristInnen auch vollbringen, sondern sie gehört mitten ins Zentrum christlichen Glaubens. An ihr wird er sich in der Praxis bewähren. Papst Franziskus hat es immer wieder in Erinnerung gerufen, etwa in seiner Ansprache beim Pfingsttreffen mit Vertretern der „Movimenti“:

 

„Die Armut ist für uns Christen nicht nur eine soziologische oder philosophische oder kulturelle Kategorie – nein, es ist eine theologische Kategorie. Ich würde sagen, vielleicht die erste Kategorie, denn jener Gott, der Sohn Gottes, hat sich erniedrigt, ist arm geworden, um mit uns den Weg zu gehen. Und das ist unsere Armut: die Armut des Leibes Christi, die Armut, die uns der Sohn Gottes mit seiner Menschwerdung gebracht hat.“

 

Harald SallerEin Kommentar von unserem Gastautor Harald Saller:

Es ist eine traurige Tatsache. Die steigende Arbeitslosigkeit betrifft vor allem Menschen mit Behinderung. Was noch hinzukommt: Es gibt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer. Viele Betroffene sind nämlich in Karenz, in Aus- und Weiterbildungen oder für den Haushalt zuständig. Manche verzichten auch ganz auf den Kündigungsschutz aus Angst, überhaupt keine Arbeit zu finden, oder sie sind beim AMS gar nicht gemeldet

Eine Maßnahme, die für Abhilfe hätte sorgen sollen, war die Abänderung des besonderen Kündigungsschutzes. Dieser soll dazu dienen, Menschen mit Behinderung vor ungerechtfertigten Kündigungen zu schützen. Seit 2011 wird der Kündigungsschutz nicht nach sechs Monaten, sondern erst nach vier Jahren wirksam. Ein Unternehmen ab 25 Mitarbeitern ist dazu verpflichtet, einen Menschen mit Behinderung einzustellen. Kommt es dem nicht nach, muss die Firma eine Ausgleichstaxe von derzeit 244 Euro pro Monat zahlen.

(c) Harald Saller

(c) Harald Saller

So weit, so schlecht. Die Lockerung des Kündigungsschutzes blieb zahnlos, auch die Ausgleichstaxe und weitere steuerliche Begünstigungen sind keine Motivation, Menschen mit Behinderung einzustellen. Nun gibt es die Forderung des Österreichischen Zivil-Invalidenverbandes, die Ausgleichstaxe drastisch anzuheben. Doch immer nur mit höheren Strafen Unternehmen zwingen zu wollen, behinderte Menschen einzustellen, ist nicht zielführend.

Als erstes muss sich das Bild des Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit ändern – weg vom Mitleidsbild und hin zu einer neutralen Erscheinungsform. Aktionen wie Licht ins Dunkel sind dabei sehr kontraproduktiv. Das Format ist nicht mehr zeitgemäß, denn es suggeriert, dass das Leben eines Menschen nur mit negativen Ereignissen verbunden ist und man auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist. Dabei sollte es heutzutage möglich sein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das wird auch durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung bekräftigt.

Als weiteren Schritt wäre es besser, den Kündigungsschutz individuell zu handhaben. Viele behinderte Menschen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wären nach eigenen Aussagen auf diesen gar nicht angewiesen – werden aber gesetzlich daran gebunden. Auf der anderen Seite zeigt eine Statistik des Bundessozialamts, dass es in den vergangenen Jahren in Salzburg nur in ganz seltenen Fällen zu einer Auflösung des Vertragsverhältnisses gekommen ist, nachdem der Kündigungsschutz in Kraft getreten ist. Die Furcht von manchen Unternehmen, dass man einen Mitarbeiter mit Behinderung nicht mehr losbekommt, ist daher völlig unbegründet.

Die heimischen Firmen müssen sich in Zukunft intensiv mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen und den betroffenen Menschen die Chance bieten, sich in der Arbeitswelt zu beweisen, denn an fehlender Ausbildung scheitert es in den wenigsten Fällen. Es sollten sich Bewerbungen – so wie es im öffentlichen Dienst, aber auch in der Privatwirtschaft in anderen Ländern bereits üblich ist – direkt an Menschen mit Behinderungen richten. Das erfordert aber auch eine bessere Zusammenarbeit von AMS, Bundessozialamt, Arbeits- und Wirtschaftskammer. Sensibilisierte Menschen, die über die Materie Bescheid wissen, sollen zudem gemeinsam mit den Unternehmen eine Lösung finden, wie man potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingliedern kann.

Denn im Endeffekt profitieren beide Seiten. Der Mensch mit Behinderung hat eine für ihn lohnende Arbeit und würde zugleich für eine Sensibilisierung im Umgang mit seinen Mitarbeitern und den Vorgesetzten sorgen.

 

vielfalt 2Man kann zu Facebook und Co stehen wie man will, aber da kommt manch Gutes raus. Rochus Gratzfeld hat vor einiger eine Facebook-Gruppe gegründet, die sich mit Multi-Kulti auseinandersetzt. Aber es blieb nicht beim Kontakt im Cyberspace. Es gab schon Treffen der Mitglieder und dann die Idee von Rochus: „Machen wir ein Multikulti-Lesebuch“. Er hat alle eingeladen ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Er hat den Tandem Verlag gewonnen das Buch zu verlegen und jetzt ist es da. Es ist eine bunte Mischung an AutorInnen und Inhalten. Es geht um Heimat, Asyl, Sprache Religion und Politik. Es ist ein buntes Mosaik an Erinnerungen, Gedanken, Erlebnissen und Analysen. Ein Lesebuch, das anregt der Multi-Kulti Gesellschaft angstfrei und vorurteilsbewusst zu begegnen. Danke Rochus, dass du es uns ermöglicht hast unsere Betrachtungen zu Multi-Kulti aufzuzeigen. Lesenswert!

Und hier geht’s zum Buch:

http://www.edition-tandem.at/index.php/buecher/sachbuecher/206-vielfalt-bereicherung-oder-bedrohung-ein-multi-kulti-lesebuch

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Wir kennen das. Jedem Menschen wird etwas zugeschrieben. Er oder sie wird in eine Kategorie getan. Da gibt es Männer und Frauen, Millionäre und Bettler, Pfarrer und Politiker, Inländer und Ausländer und viele mehr. Natürlich definieren wir uns alle über etwas, über unseren Familienstand, den Beruf, die Religionszugehörigkeit, eine Nationalität. Diese Kategorien begleiten uns tagtäglich. Es ist ja auch praktisch, denn mit diesen Kategorien schreiben wir uns selbst und anderen auch bestimmte Eigenschaften zu. Es entstehen bei diesen Begriffen Bilder in unserem Kopf. Das passiert auch, wenn man den Begriff Flüchtling verwendet. Das ist einer oder eine, die von woanders ist. Ein Flüchtling ist aus einem bestimmten Grund aus seiner Heimat weggegangen und in einem fremden Land angekommen. Dort wartet der Flüchtling darauf im neuen Land bleiben zu können. Manchmal viele Jahre, manchmal nicht so lange. Ein Flüchtling darf nicht arbeiten, er wartet tagein tagaus.

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Jedes Jahr im März gibt es im ABZ in Itzling das Flüchtlingsfest. Bei diesem Fest passiert immer etwas Besonderes. Beim Flüchtlingsfest sind Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge. Alle zusammen feiern, plaudern, tanzen, trinken und essen. Und plötzlich ist es völlig egal, ob einer Flüchtling oder Nichtflüchtling ist. Alle sind einfach Menschen, die einen fröhlichen Abend miteinander verbringen und keiner fragt mehr nach dem Woher, Wohin, Was und Warum.

 

Es ist schön, einfach nur Mensch zu sein.

 

Es ist wieder so weit. Die Fastenzeit ist da. Letztes Jahr habe ich in der Fastenzeit das Schimpfwörterfasten praktiziert. Es war eine sehr aufschlussreiche Zeit und ich habe durch Verzicht viel dazu gewonnen.

sb1Heuer möchte ich es ein bisschen anders machen. Ich möchte nicht auf irgendetwas verzichten, sondern etwas tun. Der Wunsch ist in den letzten Wochen in mir gewachsen. Im Wahlkampf war ich jetzt sehr viel unterwegs, habe mit vielen Menschen gesprochen und dabei einige wieder gesehen von denen ich jahrelang nichts gehört habe. Oder umgekehrt, die jahrelang auch nichts von mir gehört haben. Was eigentlich sehr schade ist. StudienkollegInnen, ArbetskollegInnen, SchülerInnen. Jedes Mal war es sehr schön zu hören, was die „alten“ Bekannten denn so machen, wie es ihnen geht.

Darum nehme ich mir vor in der Fastenzeit aktiv wieder auf Menschen zuzugehen, die man aus den Augen verloren hat. Der erste Schritt ist schon getan. Ich habe meine Handykontakte durchforstet und gemerkt, dass es da einige Nummern gibt, die ich schon jahrelang nicht mehr angerufen habe. Und eigentlich bin ich neugierig, was die Menschen so machen und wie es ihnen geht.

Ich weiß, dass das nichts mit dem Fasten an sich zu tun hat. Aber diese Zeit ist dafür da sich wieder bewusster zu werden, auch auf seine innere Stimme zu hören. Und die sagt mir, dass es schön ist, von Menschen zu hören, die Teil des eigenen Lebens waren und jetzt eine Zeit nicht auf dem Radar waren. Ich weiß schon, wen ich als erstes anrufen werde :)

Und wie es 2013 war hier zum Nachlesen:

http://zartbitter.co.at/augenblicke/schimpfworter-fasten/

http://zartbitter.co.at/allgemein/schimpfworterfasten-das-ergebnis/