von Patrick Pfeifenberger

Mei was hab ich mich als kleiner Bub immer darauf gefreut – auf meinen Schokoadventkalender. Ein rechteckiger Karton mit einem wunderschönen, stimmungsvollen Bild der mich jeden Tag wissen ließ, dass der Heilige Abend ein (Schoko)Stückchen näher rückt. Irgendwann war bei mir die Zeit des Adventkalenders aber vorbei. So als halbstarker Teenager braucht man das nicht mehr. Bieradventkalender hat´s zu meiner Zeit ja noch nicht gegeben. Das wäre vielleicht eine Alternative gewesen. Wobei: bei diesen Preisen? Heute bin ich selber Vater und meine Frau und ich standen vor der durchaus schwierigen Frage welcher Adventkalender soll es denn für unsere Tochter sein? Etwa der von Playmobil mit den tollen Figuren? Aber da gäbe es ja auch einen von Lego mit noch tolleren Figuren. Oder den pädagogisch wertvollen mit 24 Lesegeschichten von Leo Lausemaus, oder… oder … oder… Eigentlich waren wir uns schnell einig – so etwas wird’s nicht werden.

Warum?

Weil es keinen Flair hatte. Weil wir nicht wollen, dass unsere Kinder einfach mit konsumpsychologisch optimierten Glücksbringern durch eine Zeit geführt werden, die eigentlich genau für das Gegenteil steht. Deshalb haben wir selber gebastelt. Haben uns eine Stunde Zeit genommen und wirklich kleine Geschenke in Seidenpapier eingewickelt, zugebunden, beschriftet und aufgehängt. Da hängt er nun unser selbstgebastelter Adventkalender. Und ich komme drauf, dass ich mir damit wohl selber das Flair des Advents zurückgeben wollte. Keine heroische Elterntat, sondern Selbstzweck?! Na und, uns gefällt´s. Hoffentlich auch unserer Tochter?!

Und vergesst nicht: Genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

Hier geht’s zum 1. Türchen

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Die Maus vor ihrem Bau

Ich gehe jeden Tag ganz bald in der Früh durch den Kurgarten Richtung Schloss Mirabell. Vor ein paar Wochen beim ersten Treffen, dachte ich noch, es wäre Zufall. Huscht doch ein Mäuschen über den Weg und kriecht unter die Wurzeln eines Gebüschs. Mei wie lieb hab ich mir gedacht. Zwei Tage später wieder die gleiche Situation. Ich stöckle den Weg entlang und husch läuft mir die Maus vor den Füßen Richtung Gebüsch. Ich lächle und freue mich sie wieder gesehen zu haben. Das geht jetzt seit Mitte Oktober so. Mindestens zwei Mal in der Woche begegnet mir die Maus. Eine Spitzmaus, wie ich glaube. Und Wikipedia weiß einiges über  sie. Denn sie ist keine richtige Maus, sondern Insektenfresserin. Sie ist nachtaktiv, also kann es sein, dass die Spitzmaus „nach Hause“ geht, wenn ich Richtung Arbeit unterwegs bin. Und ihr Herz schlägt bis zu 1200 Mal pro Minute – also 20 Mal in der Sekunde. Weil ihr Stoffwechsel so hoch ist brauchen sie ganz viel zu fressen, manche so viel Nahrung am Tag, wie ihr eigenes Körpergewicht ist. Da braucht sie viele Würmer!

Ich freue mich über meinen Weg zur Arbeit. Ich halte Ausschau nach der Maus und hoffe, dass sie mir noch oft begegnet.  Und euch wünsche ich auch so einen Moment am Weg zur Arbeit oder wenn ihr woanders hin unterwegs seid. Auch die Begegnung mit einer Maus kann den Tag schöner machen.

Und vergesst nicht: Genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

Liebe Leserinnen und Leser,

habt ihr im Supermarkt und im Internet schon die unzähligen Adventkalender gesehen? Die mit Schokolade sind schon etwas langweilig. Es muss der noch größere, schickere und verrücktere Adventkalender her. Koste es, was es wolle. So kann man derzeit um knapp 10 Euro einen riesigen Kalender erwerben, der mit 24 Teebeuteln bestückt ist. Wow! Um 20 Euro gibt es einen Kosmetik Adventkalender, wenn man aus dem Barbieadventkalender-Alter draußen ist und selbst Hand anlegen möchte. Für die Borrussia Fans gibt es auch einen, zumindest ist der mit Fair Trade Schoko gefüllt. Wer es prickelnder will ist beim Sex-Adventkalender bestens aufgehoben. ER öffnet die blauen, SIE die roten Türchen, die Werbung verspricht, dass die Vorweihnachtszeit noch nie so heiß war.

Wir haben uns gedacht, dass wir weder teure Teesäckchen noch heiße Geschichten verkaufen wollen. Wir möchten euch jeden Tag Zeit für einen Gedanken schenken. Einen Gedanken, der kein Geld verdienen will, der nicht verführen will, der auch nicht unbedingt schick sein muss. Wir wollen Gedankenzeit verschenken. Die berühren soll oder ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Die Mut schenkt und Vertrauen fördert. Die das Gute in den Mittelpunkt stellt. Eine Gedankenzeit, die EUCH Kraft schenkt und Freude bereitet.

Und genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

Schönen Advent wünschen euch

Die Autorinnen und Autoren von zartbitter

PS: Nicht vergessen ab 1. Dezember die Türe unseres zartbitter-Adventkalenders zu öffnen :)

Sonnenaufgang auf der Quelle zartbitter Peter Christian EbnerHeute am frühen Morgen fing ich Fotos aus meinem Zimmer ein. Hoch oben über Dechantskirchen am Wechsel in der Steiermark. Ich nehme mir jährlich mindestens drei Tage Auszeit, um innerlich Kraft zu tanken an einem wunderbaren Ort, der nicht nur „Die Quelle“ heißt, sondern für mich echte Kraftquelle ist. Hier entstand um 6:45 Uhr dieses wunderbare Foto. Mitten in diesen herrlichen Morgen hörte ich beim Frühstück die Schreckensnachricht aus Paris. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ist diese pulsierende europäische Metropole, die Stadt der Liebe, von einem hasserfüllten Terroranschlag ins Herz getroffen worden.

Da werde ich ganz sprachlos. Da gibt es keinen adäquaten Ausdruck, der dem gerecht wird – Entsetzt höre ich die Schreie bis hierher in die friedliche Stille des erwachenden Tages. – Bewusst hatte ich keinen Laptop mitgenommen, um Ruhe zu finden. Doch selbst an diesem entlegenen Ort kann ich mich dem Terror nicht entziehen. Er ist nun überall angekommen. Auch bei uns, bei mir, bei dir. Das ist die Realität.

Es ist mir ein großes Anliegen, niederzuschrieben, wie ich reagieren möchte angesichts der allgegenwärtigen kriegerischen und terroristischen Gewalt. Möglicherweise kann dieses individuelle Ich zu einem Wir wachsen, um uns in angemessener Weise gegenseitig zu unterstützen.

  • Bleiben wir ruhig und gelassen und lassen wir uns nicht provozieren.
  • Lassen wir uns Zeit für die Trauer.
  • Bleiben wir bedingungslos respektvoll gegenüber anderen.
  • Lassen wir uns in unserer von Vielfalt geprägten Freiheit in keiner Weise einschränken. Treffen wir uns und begegnen wir uns vorurteilsfrei, auf Augenhöhe und mit Freude.
  • Wir zeigen nicht nur keineswegs unsere Angst. Sorry, wir haben keine Angst. Weil wir im tiefsten Inneren wissen, dass wir alle miteinander verbunden sind. Gleichgültig welcher Nation wir angehören, welche religiöse Weltanschauung wir bevorzugen oder welches Geschlecht wir haben. Denn wir alle entstammen demselben Ursprung.

In tiefer Verbundenheit mit allen Opfern von Terror und Gewalt, spüre ich und bin zutiefst überzeugt, dass die Liebe weitaus stärker ist als der Hass.

von Gertrud Mavrakis

a1Ich sitze im Park der Reha Klinik. Zwei Bänke weiter ist eine Familie mit drei Kindern, etwa 3,4 und 6 Jahre alt. Sie sprechen eine Sprache, die für mich wie Arabisch klingt. Ich beobachte die Kinder beim Spielen. Sie beobachten mich auch. Wir lächeln uns an. Plötzlich kommt das älteste Kind, ein Mädchen, zu mir, stellt sich hin und schaut.

Ich sage „Hallo“

Sie sagt auch: „Hallo“ und  lächelt schüchtern.

Ich frage: „Wie ist dein Name?“

Sie strahlt, denkt, strahlt weiter und sagt gaaanz langsam: „My Name is Dani.“

Sie strahlt nach geleisteter Antwort noch mehr und rennt zu den Eltern. Dort berichtet sie offensichtlich stolz, was sie gesagt hat. Alle lachen und freuen sich mit ihr. Nun kommen auch die Kleinen und versuchen sich mit Hilfe der großen Schwester bei mir vorzustellen. Wie stolz sie sind, wie freuen sie sich, dass sie Kontakt aufnehmen können. Und auch ich freue mich, dass sie so fröhlich sein können, denn sie haben wohl einiges erlebt.

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Gertruds Geschichte ist ein wunderbares Beispiel dafür, was uns Carolin Schiefer vor einer Woche geraten hat:

Hier nachzulesen: Seid einfach nett zueinander!

Beitragsfoto: Rochus Gratzfeld

Halleluja! Mit diesem schönen Lied wurde am Freitag die Urne des lieben Johannes, auch Hannes, auch Hannelore, Putscher auf dem Friedhof in Salzburg Aigen beigesetzt.

Ich lernte Hannes Anfang der 90er Jahre kennen. Er war Kellner in einer neueröffneten Schwulenbar in Salzburg. Natürlich war die ganze Szene gespannt auf das neue Lokal. Gab es bis dahin ja nur zwei Lokale in Salzburg für “unsere Wiese“: eines abschreckend, das andere skurril. Aber jetzt gab es ja was Neues. Nichts wie hin! Aufgetakelt und einparfümiert wie ein siebenstöckiges Freudenhaus zu späterer Stunde aus der Tiroler Weinstube durch die Steingasse zum Zweistein an der Staatsbrücke.

Bei der Verabschiedung gab es schokoladige Erinnerungen an Hannes

Bei der Verabschiedung gab es schokoladige Erinnerungen an Hannes

Als Lebensgefährte des damaligen Inhabers war Hannes von Anfang an dabei. Anfänglich war mir sein herber Charme etwas suspekt. Aber ich war selbst ja auch nicht gerade zart besaitet, so konnte ich damit schnell umgehen. Irgendwie gefiel mir mit der Zeit sogar sein Mundwerk, war es doch witzig anzusehen, wie manch neuer Gast einen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck hatte. Später gesellten sich im Service zwei gschnappige Hetenweiber (Originalton Hannes, ICH würde so was NIE sagen ☺ ), die Mitzi und unser Rauschgoldengerl, die Schramm´in dazu. Das war dann ein gutes Team und ich möchte behaupten, dass die Mädels auch zu Hannes Freundinnen wurden. Alle hatten viel Spaß – auch bei den unzähligen Veranstaltungen. Hannes lud dazu meist die Dragqueen France Delon ein.

Mit der Zeit ging ich immer weniger aus. Einerseits durch das fortschreitende Alter, andererseits durch die mittlerweile glückliche Beziehung, die ich damals hatte. Somit machte ich im Lokal Platz für die nachrückende Jugend. Lange Zeit sah ich Hannes nicht, bis zu dem Zeitpunkt, als er mich anrief und um ein Treffen bat. Bei diesem Treffen erzählte er mir, dass er das Zweistein übernehmen wird. Hannes hatte bereits seine privaten Versicherungen bei mir. Nun wollte er ein Offert für seinen zukünftigen Glückshafen. Freudig sperrte er sein Lokal an einem 1. September, seinem Geburtstag, auf. Leider fällt mir das Jahr nicht mehr ein. Ich erwähnte ja schon das fortschreitende Alter! Er renovierte das Lokal nach seinem Geschmack und hatte viel Freude als eigener Chef.

Hannes-2Wieder nach einiger Zeit zog ich mich aus dem Nachtleben gänzlich zurück und so sah ich Hannes wieder viele Jahre nicht. Eines Tages klingelte wieder das Telefon und der Hannes war dran. Ich war zu diesem Zeitpunkt allerdings in einer Rehaklinik, da ich durch eine Chemotherapie ein Nervenleiden bekam. Hannes wollte mich um Hilfe bei einem Versicherungsfall im Lokal bitten und war alsgerade erschrocken, als er hörte, dass ich erkrankt war. Aber durch sein freundliches und liebes Wesen bot er mir gleich an, mich mit dem Rollstuhl durch die Lokale zu schieben. Ich lehnte aber dankend ab, denn ich war nicht so mutig wie er, wie sich später rausstellte. Da ich es in den Beinen und nicht am Mund hatte, konnte ich seinen Versicherungsfall fernmündlich erledigen. Der Schaden wurde bezahlt.

Leider verlor Hannes nur wenig später sein Lokal und er fing wieder als Angestellter zu arbeiten an. Heuer bekam ich wieder einen Anruf. Diesmal aber nicht vom Hannes, sondern von einem gemeinsamen Freund. Dabei erfuhr ich, dass der liebe Hannes auch an Krebs erkrankt ist. Diesmal erschrak ich. Bei dem Telefonat wurde ich gebeten, ob ich mich um seine Versicherungsangelegenheiten kümmern kann. Konnte ich natürlich. Und natürlich besuchte ich ihn im Krankenhaus. Zwischen den Chemotherapien trafen wir uns zweimal zum Abendessen. Bei beiden Treffen wurde er von einem lieben jungen Freund von ihm im Rollstuhl geschoben. Hannes erzählte mir, dass er nach der nächsten Chemo nach Hamburg zu einer Hochzeit fährt. Während dieser besagten Chemo besuchte ich ihn und sah, wie er immer schwächer wurde. Trotzdem hielt er an seinen Reiseplänen fest. Ich musste zugeben: So mutig war und bin ich nicht. Ich wäre während meiner Therapie des Öfteren von meinen lieben Freunden abgeholt worden, traute mich aber gar nicht aus dem Haus. Und Hannes? Der ließ sich nicht aufhalten! Wir vereinbarten, dass wir uns bald wieder treffen – wenn er wieder aus Hamburg zurück ist.
An einem Montag erhielt ich von ihm eine SMS, in der er freudig schrieb, wie schön Hamburg ist. Ich müsse unbedingt mal mit ihm dort hinreisen. Zwei Tage darauf bekam ich die Nachricht von Hannes Tod.

[Hört und schaut euch hier eine Version des wunderschönen Songs Halleluja an – oder lest unten weiter]

Trotz seines schlechten Zustands hat Hannes das Leben, das ihm blieb, bis zum letzten Tag ausgenutzt. Er hat noch getan, was ihm Freude macht. Jetzt hat er sein schweres Leiden hinter sich: Halleluja.