Heute ist es mal wieder ein interessanter Tag! Dank Kaiserwetter von der Sonne wachgeküsst (von wem auch sonst), kam gleich in der Früh eine SMS, dass es diese Woche nichts mehr wird mit dem neuen Rollstuhl! Er wäre für Mitte dieser Woche avisiert gewesen, gestern fragte ich mal nach, wann ich damit rechnen könne! Leider nur die Mailbox. Brauche das Teil dringend, sind doch da Halterungen für meine Krücken verbaut.

Ein knurrender Busfahrer

Heute hieß es nämlich wieder Training auf dem Rosenhügel! Gestärkt vom üppigen Frühstück ging es sehr gut, besser als letzte Woche! Gleich danach rollte ich zur Haltestelle Kongresshaus um mit dem nächstmöglichen Bus zum Fitnessstudio zu fahren! Prompt kam einer und ich winkte wie immer zwecks Mitfahrt!  Ich sah den Chauffeur gestikulierend und plärrend hinter dem Volant, ihm fuhr eine Radfahrerin nicht schnell genug! Oje dachte ich, das kann was werden! Und siehe da…mein Gefühl trug mich nicht! Auf mein Winken reagierte er nicht, ich musste außen die Rollstuhltaste drücken. Er stieg mit dem Öffnungshaken in der Hand aus, ich grüßte wie immer freundlich, er nicht. Aber einen Ton gab es doch von ihm, er ließ die Rampe mit Getöse runtersausen. Dabei knurrte er, wohin ich denn wolle. Ich sagte „Polizeidirektion“ und rollte zur Rampe. Nun, es kam wie es kommen musste…ich blieb mit den Fußstützen stecken! Für nicht wissende, ich bin 199cm groß! Um für solch einen Mann der Berge ein Rollwagerl zu bauen, bedarf es jeden Zentimeters! Also sind die Fußstützen ziemlich weit unten angebracht. Muss so sein, sonst würde ich mir mit den Knien ja die Ohren zuhalten! ;)

Der Ton wird rauer

c1Ich sagte mit einem leichten Lächeln „einen Schubser bitte“, was dem mit seinem Haken neben mir stehenden Fahrer gar nicht passte! Somit bekam ich meinen ersten Rüffel mit den lauten, barschen Worten „ich kann nicht alles gleichzeitig machen“! Hmmmm, er stand neben mir und schaute! Gut, ich weiß, frisch vom Friseur kann man mich schon für eine Augenweide halten, das war es aber wohl nicht. Ich entgegnete, dass er doch sehen müsse, dass ich Hilfe benötige. Während er mich gnädiger Weise reinschob, bellte er mir noch nach und meinte, ich könne ja sagen, das ich Hilfe benötige! Mit dem gleichen Schwung wie zuvor raus, kam die Klappe wieder rein und ich schloss das ganze ab, indem ich sagte, dass man das jetzt wohl nicht diskutieren müsse!
Während der Fahrt in den Salzburger Süden musste noch der ein oder andere Fußgänger dran glauben in Form von Gemaule. Ein paar Stationen vor der meinen, baten zwei junge Frauen um Einlass. Offensichtlich Touristinnen. Der Fahrer sah sie an und anstatt die Türe zu öffnen, plärrte er noch lauter los „den Knopf draußen drücken“! Hmmmm, ich wusste gar nicht, dass der Fahrer die Türe gar nicht von innen bedienen kann! Erschrocken drückten die Damen den Knopf und stiegen in den Bus. Fatalerweise fragten sie, ob der Bus denn zur Shoppingarena führe! Mit ungeheuerlichem Ton herrschte er die Frauen an „natürlich fahr ich da hin“! Skandalös! Ein älteres Ehepaar vis a vis von mir schüttelte ebenfalls den Kopf!

Eine Schulung für den Busfahrer
Beim Ausrollen meinerseits bei meiner Station sagte ich in ruhigen Ton zum Fahrer „Wenn Sie in ihrem Leben Probleme haben, lassen Sie ihren Grant bitte nicht an zahlender Kundschaft aus!“ Daraufhin meinte er, er hat schon zwei Stunden Schicht und in dieser Zeit wurde er schon dreimal geschnitten! Zwei Stunden? Halleluja! Wie zuckt der erst nach 8 Stunden aus? Ich entgegnete, dass das kein Thema sein dürfe, schließlich können die Fahrgäste nichts dafür! Daraufhin zuckte er vollends aus! Mit seinen Haken in der Hand und hochroten Kopf stürmte er auf mich zu und herrschte mich an, dass ich selber mal mit dem Bus fahren soll, wenn ich es schon besser könne! Ich brach das Gespräch ab, er drehte sich um und entschwand in den Bus! Türe knallend von der Fahrerabtrennung!

Nach langer Zeit wählte ich wieder mal die mittlerweile gespeicherte Nummer des Salzburger Verkehrsverbundes. Dort tat ich mein Erlebtes kund, solche Fahrer sollten eine Schulung bekommen.

Nach Training und Massage fuhr ich mit der Linie 3 wieder zurück zum Hauptbahnhof. Ich winkte dem Bus zu zum Zeichen des Fahrwunsches. Der junge Fahrer stieg aus, grüßend und fragend wohin es geht. Während der Fahrt sah ich mich um und entdeckte, dass es sich wieder um den Bus mit der Nummer 272 handelt! Nanu, wurde der vorige Fahrer abgezogen? Er fuhr vorhin ja erst zwei Stunden…

Jetzt helfen nur mehr Nudeln
c2Wie auch immer, am Bahnhof hatte ich noch zwanzig Minuten Zeit für meine Linie 25 und erwarb käuflich ein Eis zur Belohnung! In der Sonne genossen, rollte ich zeitgerecht zur Busleiste B. Der davor stehende Bus der Linie 27 fuhr los und der meinige fuhr nach vorne an die erste Stelle. Der Motor blieb laufen und als ich am hinteren Ende des Busses ankam, fuhr dieser los! Mann, heute hab ich es aber mit dem öffentlichen Verkehr! Der Fahrer sah mich sicher im Außenspiegel, war aber sicher zu faul zum Aufstehen! Vielleicht war es auch der Fahrer, der ständig mit seinem Bluetooth Horcherle Privatgespräche während der Fahrt führt! Diesmal schmunzelte ich nur, hatte ich dank reichlich Zeit wieder die Möglichkeit Leute zu schauen!

Nach diesem Tag hab ich mir wieder einen großen Teller Gorgonzola-Sahne Nudeln, Tomatensalat und ein Fläschchen Wein verdient! ;)

von Christian Namberger

Komplimente im Krankenhaus

Früher als ich noch in Lohn und Brot war, hatte ich immer schon am Vorabend zur Lindenstraße, spätestens beim Weltspiegel die Montagsdepression! Gut, die braucht’s heute nicht mehr, ich bin in Ruhe!
Aber der heutige Montag…ein Tag der Fehlentscheidungen! Vormittag wurde ich zur Kontrolluntersuchung ins LKH mit’m Rot Kreuz Mercedes kutschiert. Diese ging diesmal Ruck Zuck! Die letzten Werte waren sehr gut, mir wurde ein ehrliches Kompliment gegeben, wie gut ich denn aussehe! :)
Soweit, so gut! Ich hatte bis zum Training reichlich Zeit, die verbrachte ich bei Mirabell mit Eislecken und Leute schauen. Training ging auch gut und nun kommt mein Griff ins Klo! Vor das Studio rollend, betrachtete ich die Wetterlage. Ich sollte nämlich noch zu meinem Hausarzt, die telefonisch bestellten Verordnungen holen. Entweder direkt mit dem Taxi oder mit Umweg über den Bahnhof mit dem Bus. Ich wählte letzteres, konnte ich dort endlich Espresso nachkaufen, den es beim hiesigen Kramer nicht gibt! Trotz schwarzer Wolke und Donnergrollen wagte ich letzteres!

Waschelnass mit  Flachatmung

aaa1Kaum bei der Bushaltestelle angekommen, fing es dermaßen zu schütten an…noch dazu mit heftigen Verwehungen! Halleluja, da werden 3 Minuten Wartezeit lang. Neben mir saß auf einem Bankerl ein zartes blondes Mäderl, ihr noch zarterer Freund stellte sich vor sie, um das Gröbste von ihr abzuhalten. Ich nutzte das bisserl Deckung auch gleich, immerhin blieb mir ein wenig erspart! Der Bus kam, ich fuchtelte hysterisch rum, damit er mich ja sah und rollte 10 Meter zum stehenden Bus. Die Gischt peitschte mir ins Gesicht, das silberne Haupthaar hing beleidigt herunter! Bis der Fahrer die Tür öffnete und mich reinhievte, war ich klatschnass! Versteinert saß ich in meinem Wagerl und atmete flach, damit der nasse Fetzen nicht an meine Vorderseite gelangte. Am Bahnhof zog ich das nasse Teil aus und ein frisches an. Jetzt noch schnell den Espresso geholt und dann raus. Taxi erledigte sich, da an den Haltestellen Laufbänder liefen, auf denen angezeigt wurde, dass es in der ganzen Stadt staute. Da sitz ich dann doch lieber im Bus, anstatt in nem niedergerittenen Taxi dem Taxameter zusehend!
Muss ich halt morgen nochmal los, um die Verordnungen zu holen,
Jetzt bin ich daheim und entkorke gleich eine Flasche Wein, die habe ich mir verdient! Wollte ich heute eigentlich nicht… ;)

Von Brita Pilshofer

Die anonyme Anzeige

Wieder begann der Tag sehr positiv, bis mich die Nachricht meiner portugiesischen Freundin Fatoucha erreichte: “ Kannst du zum Kaffee kommen?“Fatoucha führt in Salzburg eine kleine, aber feine Vinothek und ist die Drehscheibe der portugiesischen Community, für die ich Übersetzungen mache.

Also machte ich mich auf, nichts Gutes ahnend, und traf sie in Tränen an. Eine weitere Freundin, Österreicherin, die auf der Romanistik arbeitet, war bei ihr. Sie hielten mir ein Papier von der Behörde unter die Nase, in dem es hieß, dass es gegen Fatoucha anonyme Anzeigen gab, dass sie entgegen der Gewerbeordnung in ihrem Lokal Essen koche und unangemeldetes Personal beschäftige. Ja, es gäbe Neider in ihrer Nachbarschaft, die wiederholt auftauchten, um unangenehme Fragen zu stellen, wieso sie in der Zeitung stand, ob sie dafür bezahlt hätte, ob sie bei Festen ihre Aushilfe zahle und die Steuer bezahle und vieles mehr. Ich weiß, sie steht tagtäglich alleine im Geschäft und das Lokal ist nicht größer als mein Esszimmer und kein Mensch käme auf die Idee dass dort gekocht werden kann. Wir beratschlagen. Ich sage, sie kennt keine Namen, da die Anzeigen anonym sind, also kann sie auch niemandem gegenüber Vermutungen äußern. Aber es sollte niemand wegen anonymer Beschuldigungen belangt werden. Ich greife zum Telefon und rufe die Wirtschaftskammer an. Nach ein paar sehr freundlich geführten Gesprächen werde ich gebeten, einen Rückruf durch einen Juristen abzuwarten.

Die Kampfmutter

Ich bleibe an einem kleinen Wandtischchen vor dem Lokal stehen und rauche eine Zigarette. Neben mir befindet sich leicht nach hinten versetzt in ungefähr 2 Meter Abstand eine schmiedeeiserne schwere geschlossene Tür. Plötzlich springt diese auf und rammt das Tischchen an der linken Seite mit Getöse. Gottseidank stehe ich rechts, sonst hätte ich jetzt ein Loch im Kopf. Eine junge Frau wirft einen Kinderwagen über die eine Stufe des Eingangs, schaut gelangweilt in meine Richtung, wortlos beginnt sie ihrem Kind die Hose zu richten.

Als ich mich vom Schreck erhole sage ich nun doch: „Zum Glück stehe ich auf der anderen Seite!“

Sie: Ja und. Die Tür ist eben aufgegangen!“

Ich: „Sie könnten sich wenigstens entschuldigen!“

Die Kampfmutter: „Entschuldigen Sie sich! Sie hätten mir ja beim Hinausfahren helfen können!“

Da hat es mir gereicht und ich sagte: „Wir hatten alle mal Kinder, auch vor 40 Jahren schon, und konnten damals normal durch eine Türe fahren ohne jemanden zu gefährden.“

Sie: „Der Tisch soll weg, sagen Sie das der Frau im Geschäft!“

Ein kleiner Halbtisch an der Wand, die zum Geschäft gehört. Ich schüttle nur noch den Kopf: Wie bösartig!

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Die Bürokratie

Zum Glück kommt der Anruf des Juristen von der Wirtschaftskammer und es wird vereinbart, dass jemand Fatoucha im Geschäft besucht, um nach einer Lösung zu suchen. Ich kann nun beruhigt Essen gehen. Ich gehe zum Inder, der mich mit menschlicher Wärme belohnt und mir einen Kaffee spendiert. Er bittet mich nach einem Plauscherl über unsere Geschäfte, ob er meine Kärtchen verteilen darf. Sehr nett nach allem bisher.

Beschwingt mache ich mich auf zu einer Integrationsstelle, für die ich mich bereiterklärt habe, Deutschkurse für Flüchtlinge über den Sommer und eventuell, wenn es meine Zeit erlaubt, darüber hinaus zu geben- unentgeltlich, wohlgemerkt. Vorige Woche investierte ich bereits zwei Halbtage, um ein dafür verlangtes Führungszeugnis und eine Versicherungsbestätigung zu bringen. Vom weiteren Halbtag Besprechung will ich nicht reden, den erachte ich ja als sinnvoll. Viele in meinem Bekanntenkreis haben schon den Kopf darüber geschüttelt, dass man sogar, zwar vermindert, aber doch für diese Dokumente auch noch vom Staat zur Kasse gebeten wird und haben gesagt: Sollen halt die oben unterrichten wenn sie es können!

Ich werde sehr freundlich begrüßt, ich bin auch freundlich. Ich übergebe die Dokumente, da heißt es: „Wo hast du den Meldeschein?“ Ich werde gebeten, den Meldeschein auch noch zu scannen und zu schicken. Ich werde grantig. Ich möchte meine Privatadresse und Privatdaten nicht bekanntgeben, was soll das? Ich mache die mentale Notiz, meine Gewerbeberechtigung zu schicken mit meiner Firmenadresse, das muss reichen. Ich finde das, gelinde gesagt, eine Frechheit, so perlustriert zu werden.

Ich rufe im Kanzlerbüro an um bekanntzugeben, dass solche Praktiken sehr abträglich für das Freiwilligenengagement sind. Unbezahlte Helfer werden wie Bittsteller behandelt. Das hat bei aller Freundlichkeit keiner notwendig. Es hilft nicht dabei, Flüchtlinge bei der Integration zu unterstützen und der Gesellschaft hilft es auch nicht, wenn man bedenkt, dass der Staat diese Arbeit nicht bezahlen kann und die Gesellschaft darunter leidet, wenn es Parallelkulturen gibt, die sich nicht einmal verständigen können. Armes Österreich!

Ein weiteres Telefonat und ein Gespräch machen meinen Kopf wieder frei und ich gehe nach Hause und scanne meine Gewerbeberechtigung und übe auch Kritik in gemäßigtem Maß, da die jungen Frauen im Büro ja nichts dafür können. Aber sollte das jetzt an Ausweispapieren von mir nicht reichen nach 33 Jahren Schuldienst, einem amtlichen Unbedenklichkeitsbescheid, einer Firma und sogar dem Zertifikat als Bildungsberaterin, dann kann das Integrationsministerium meine Willigkeit vergessen.

Man darf sich manchmal einfach nicht mehr wundern- das normale Maß geht verloren und  auch die goldene Mitte.

Von Brita Pilshofer
Der heutige Tag begann beschwingt mit sehr positiven Gedanken. Ich erwartete zwar einen Auftrag, der mir am Samstag Abend (sic!) umständlich angekündigt worden war. Ich befand mich wohlgemerkt im Wochenende und treffe mich auch unter der Woche nicht Hals über Kopf mit Kunden – für Termine und Schriftliches habe ich Telefon und Email.
Der Auftrag kam nicht obwohl er ja so dringend war. Dafür machte ich mich per Bus auf den Weg zur Polizeidirektion um für meine kostenlose ehrenamtliche Tätigkeit, Deutschkurse für Flüchtlinge zu halten, ein Leumundszeugnis zu holen . Ich bekam es zwar billig aber auch nicht kostenlos. So viel sind dem Staat die Integration und die Mithilfe der Bürger wert.
Bei meinem Kaffee danach sagte mir der Ober: Wir haben lang nicht gefragt wer kommt aber um sie zu unterstützen brauchen wir jetzt noch ein Leumundszeugnis. Interessanter Standpunkt an das Außenministerium.
In der Folge ging ich ins Büro um zu arbeiten und wartete den ganzen Nachmittag auf Anrufe die angekündigt waren und nicht kamen. Es war ja auch diesmal so, dass ICH sie brauchte und nicht umgekehrt-ich besitze noch die Höflichkeit abzuheben oder zurückzurufen.
Nach Feierabend führte ich ein paar private Gespräche mit lieben Freunden, die alle an der Unwegsamkeit der Bürokratie verzweifeln, sei es geschäftlich oder privat, sei es Steuern, aufgezwungenes Digitalfernsehen, fehlende Kaufkraft, nicht funktionierende Technik, die Frage der fairen Schuhe oder doch lieber barfuß etc. .Dann begab ich mich auf Facebook und las die Meinungen der Finanzexperten zum Brexit, dass deshalb europaweit das Fehlen von 500.000 Arbeitsplätzen zu erwarten ist und dass die Populisten im UK jetzt damit nichts mehr zu tun haben wollen. Ihren Karren sollen andere aus dem Dreck ziehen, sie machen Urlaub.
Ich frage mich ob ich im falschen Film bin.
Als ich dann noch weitere absurde Ideen auf Facebook lese, unter anderem über ein so ernstes Thema wie Genitalverstümmelung ohne jede Selbstachtung von Frauen und deren Intimsphäre, begreife ich: Es wird Zeit für einen neuen Ephraim Kishon, der über die Absurditäten seiner Zeit so schreiben konnte dass man sich vor Lachen bog. Sein Talent fehlt dass man befreit wird vom täglichen Wahnsinn und diese fehlende Goldene Mitte zu ertragen beginnt. Dann würde man vielleicht auch das Fernsehprogramm dank ihm hin und wieder genießen können.

von Gertrud Mavrakis

Es ist März. Spätsommer in Südafrika. Es ist heiß, etwas schwül. Ich liege in der Hängematte mitten im Busch. Es liegt der Duft der Wildnis in der Luft, der Duft der Tiere die im dichten Buschwerk um mich sind, manchmal das Knacken eines Astes oder Laute hören lassen.

Die Stimmen der vielen bunten Vögel dringen zu mir, manche lassen sich auch sehen. Besonders mag ich den Grauen Lärmvogel, auch „Go-away-bird“ genannt, da er die Tierwelt warnt mit seinem Ruf oder den prächtigen Glanzhaubenturako, der so unendlich scheu ist und nur sehr zögernd den kleinen Teich aufsucht um zu trinken. Unzählige Vögel bevölkern die Gegend und zwitschern bunt durcheinander.


Ich sehe durch die Büsche zum Himmel. Dort oben ziehen lange Reihen Marabus in Richtung Nationalpark. Dort gibt es viel Futter jetzt, für Aasfresser. Es hat 2 Jahre fast nicht geregnet und für Pflanzenfresser ist eine schlimme Zeit. Ich bin ein ganz kleines Stäubchen inmitten dieser allmächtigen Natur, ganz klein, vollkommen unwichtig. Um mich sind unzählige Spezies, die mich jederzeit töten könnten, auch wenn ich sie nicht sehe. Es leben Leoparden hier, Hyänen, aber sie jagen nachts. Die schwarze Mamba, der Felsenpython, die Speikobra, sie alle sind scheu und wollen nicht gestört werden.


Da gibt es Skorpione, Vogelspinnen, giftige Tausendfüßler, aber wenn ich achtsam bin, werden sie mir nicht zu nahe kommen. Ich darf mich als Teil eines großen Ganzen fühlen, gleichwertig mit dem Käfer am Baum und dem riesigen bunten Schmetterling der vor meiner Nase tanzt, frei und voll Lebensfreude. Das ist es, was mich diesen Ort so lieben lässt.
Meine Hängematte hängt im Busch, dort steht aber auch ein Haus.

KuduRidge

Kudu Ridge, das wunderbare Plätzchen mitten im Marloth Park, wenige Meter entfernt vom Crocodile River, der uns vom Krüger Nationalpark trennt. Von dort hören wir die Flusspferde und Elefanten, nachts die Löwen. Eine martialische und doch wunderbare, ergreifende Geräuschkulisse

Tiere besuchen uns auf der Terrasse – Zebras, Kudus, Zebramangusten, Warzenschweine, Giraffen,…  sie sehen uns an, ziehen weiter, ganz entspannt, friedlich.

Das ist mein Afrika.

In Lehen leben einige meiner Freunde, unzählige Bekannte, ehemalige Schülerinnen, Kollegen. Lehen hat ganz viele Gesichter. Grüne Ecken, die Salzach, urbanes Wohnen, eine vielbefahrene Straße, Kultureinrichtungen, tolle Gastronomie und Geheimtipps!

Als ich heute in einem Österreich-Medium  eine Geschichte über Lehen las mit dem Titel „Die Salzburger Schmuddelecke“ war meine erste Reaktion: I mog Lehen und Lehen und seine Menschen haben es nicht verdient als Schmuddelecke bezeichnet zu werden. Natürlich ist Lehen nicht die fürsterzbischöfliche Altstadt mit ihren überwältigenden Sakralbauten und den riesigen Plätzen, die vom Reichtum der Kirche zeugen. Es ist auch nicht die Bürgerstadt mit ihren engen Gassen und vielen Geschäften, die früher Handwerksbetriebe waren und heute oft internationalen Ketten gehören. Durch Lehen schieben sich auch nicht abertausende Touristen mit den gezückten Smartphones und von sich gestreckten Selfiestangen.


In Lehen leben Menschen, die die Stadt am Laufen halten, Arbeiterinnen, Angestellte. Es gibt viele Kinder aber auch alte Leute. Immer schon Einheimische und viele Zugezogene. Natürlich gibt es Ecken, die nicht schön sind. Die Wettbüros nerven ziemlich und gehören endlich auf ein Minimalmaß reduziert. Im Lehener Park verbringen viele Menschen ihre Freizeit, leider sind hier auch immer wieder Drogendealer unterwegs. Mit der neu eingerichteten Schutzzone gibt es eine weitere Maßnahme, um diese Form der Kriminalität zu bekämpfen. Und die Ignaz Harrer Straße ist keine klassische Flaniermeile ob des Durchzugsverkehrs, aber auch keine Ignaz Horror -Straße. Hier gibt es Salzburgs erste grüne Fassade und viele Geschäfte sind kleine Betriebe, die gut Kundschaft haben. Zum Beispiel meine Nachbarin Ayse mit ihrer Boutique und eines meiner Lieblingslokale mit hervorragendem japanischen Essen. Rund um die Stadtbibliothek hat sich ein neues Zentrum entwickelt. Und im viel kritisierten Stadtwerk arbeiten etliche Menschen, es gibt Bildungseinrichtungen und Kultur. Auch eines meiner Lieblingsprojekte, das Repair Cafe, hat hier seine Basis. Der erste Stadtteilgarten Lehens ist jetzt an der Salzach entstanden. Die Parkanlage beim Kraftwerk sucht ihresgleichen. Und wer rumänische, türkische, arabische oder bosnische Spezialitäten sucht ist in Lehen richtig. Oder eine richtig kreative Torte? Manche sagen es ist eine Kebapmeile. Ja, es gibt viele Kebapgeschäfte, halt für jeden Kebap-Geschmack etwas. Lehen ist ein dicht besiedelter Stadtteil, der ganz viel Vielfalt bietet. Lehen ist einer der Motoren der Stadt Salzburg und nicht die Schmuddelecke.


Am späten Nachmittag habe ich mir heute ein Stündchen Zeit genommen und bin durch Lehen spaziert, einfach um mich zu vergewissern, dass mein Lehen das reale Lehen ist, das vielfältige Lehen mit seinen schönen und hässlichen Ecken, wie das halt so ist, wenn Menschen zusammenleben. Schmuddelig war es nicht sondern menschelnd, weil ich ständig Menschen getroffen habe, die ich kenne. Und ganz viel getratscht habe.

I mog Lehen und seine Menschen!