Dieses Jahr ist das Jahr zweier großer Remakes. Das erste davon lief Ende August an: Ben Hur. Der Film gilt jetzt schon als kapitaler Flop – mit über 100 Millionen Dollar Verlust. Warum? Vielleicht weil es an zugkräftigen Stars fehlte.
Wenn es danach geht, dann müsste Die glorreichen Sieben ein Riesenerfolg werden. Die Rollen der sieben Helden sind prominent besetzt – und zwar nicht nur mit beliebten Schauspielern aus den USA, sondern auch aus Mexico und Vietnam. Wie vielversprechend!
Worum gehts?
Ein kleines Dorf wird vom eiskalten Geschäftemacher Bogue und seinem mörderischen Gefolge tyrannisiert. Eine junge Witwe, deren Ehemann von Bogue umgebracht wurde, bittet einen Kopfgeldjäger um Hilfe. Der Kopfgeldjäger stellt eine Truppe an Scharfschützen, Revolverhelden und Outcasts zusammen, um das Dorf von der Tyrannei zu befreien.
Die Story ist also in Grundzügen diesselbe wie im Western-Klassiker aus 1960. Damals war es ein mexikanisches Dorf, das von sieben Männern befreit wird – weißen Männern. Doch der weiße Mann als Retter – das war vielleicht 1960 ok. 2016 kann man das nicht mehr bringen. Darum bringt Neuverfilmung der Glorreichen Sieben eine Besetzung zusammen, die jedem Ruf nach mehr Diversität in Hollywoodfilmen gerecht wird.
Viele Chancen für einen interessanten Film
Ein schwarzer Kopfgeldjäger [Denzel Washington] ist der Anführer der Truppe. Mit dabei sind: Ein Spieler [Chris Pratt], ein traumatisierter Scharfschütze aus den Südstaaten [Ethan Hawke], ein Fährtenleser [Vincent D’Onofrio], ein messerwerfender Auftragskiller [Byung-hun Lee – ein Star in seiner Heimat Vietnam und auch in Hollywood kein Unbekannter], ein Soldat [Manuel Garcia-Rulfo – aus Mexico] und ein Cherokee Meister-Bogenschütze [Martin Sensmeier – trotz deutschen Namens ein Native American].
Was für eine Ausgangslage für einen Film. Perfekt, um völlig neue Perspektiven und Themen in die Geschichte einzubringen.
Es ist ja nicht nötig, gleich stundenlang die Befindlichkeiten der Nation und die Verhältnisse zwischen, Norden, Süden, Schwarzen, Weißen, Mexikanern oder sonstwas auszubreiten. Das hatten wir gerade in Quentin Tarantinos The Hateful Eight – vielleicht sogar ein bisschen zu viel davon. Was es bedeutet eine solche unterschiedliche Gruppe von Männern für eine so schwierige Aufgabe zusammenzuführen hat die Autoren ganz offenbar nicht interessiert. Eine vertane Chance.
Es ist aber nicht nur die Diversität, mit der der Film nichts anzufangen weiß. Jeder einzelne der Protagonisten hat seine Geschichte. Doch die bekommen wir nur andeutungsweise präsentiert und die Charaktere erhalten keine Tiefe. Es entstehen auch keine Dynamiken und Beziehungen zwischen Figuren. Wie soll sich da das Publikum mit irgendwelchen Charakteren identifizieren? Hier kann man nicht einmal von einer verpassten Chance reden. Es wird hier ein Mindestbedürfnis des Publikums nicht erfüllt. Ärgerlich, denn das Talent der Schauspieler ist dadurch völlig vergeudet.
Oh, es gibt auch eine Frauenrolle. Die junge Witwe [Hayley Bennett], die sich überhaupt traute, jemanden anzuheuern, um den Ausbeuter Bogue zu vertreiben. Sie ist kein schwaches Frauchen, das von einem Mann beschützt werden muss. Sie ist selbstbewusst, mutig, kann mit einem Gewehr gut umgehen und hätte mit der angeheuerten Truppe gut mithalten können. Doch stattdessen wird sie zuerst in eine Bluse gesteckt, die genügend Schultern und Ausschnitt zeigt. Wenn es dann um die Männersache geht, muss sie völlig in den Hintergrund weichen. Später kommt ihr Beitrag zum Finale wie aus dem Nichts. Ob ich wohl der einzige war, der schon fast vergessen hatte, dass sie auch noch da ist? Wieder eine Chance ungenutzt: Es wäre leicht gewesen hier eine im Ansatz gute Frauenrolle auch voll auszubauen. Aber das ist offenbar ein Männerfilm. Bleibt also nur die Rolle als Aufputz mit Ausschnitt.
Bleibt noch der Gegenspieler: Bogue [Peter Sarsgaard]. Was soll ich sagen? Irgendwie ein beliebiger Copy-and-Paste-Bösewicht. Er tut alles, um sich unsympathisch genug zu machen, sodass wir seine Bestrafung wollen. Mehr nicht.
Ehrlich gesagt wurde mir im Kino ein bisschen langweilig. Die Handlung nimmt ihren erwartbaren Lauf. Auch wenn man die Version von 1960 [oder das Original, den japanischen Film Die sieben Samurai] nicht gesehen hat, gibt es nichts Überraschendes. Absolut gar nichts. Und es gibt nichts, das dieser Western dem heutigen Publikum mitteilen möchte. Die Action mit manchmal endlosen Schießereien, Kämpfen und Explosionen kann nicht von den offensichtlichen Mängeln des Films ablenken.
Ein gutes Haar
Chris Pratt mochte ich schon bevor er vom lustigen Pummel zum durchtrainierten Hollywood-Schwarm mutierte. Und auch in Die glorreichen Sieben rettet er den Film, indem er nicht nur cool die Augen zusammenkneifend in die Ferne blicken darf. Er ist der Spieler, der mit seinen Taschentricks geschickt ablenkt und das Überraschungsmoment nutzt, um zuzuschlagen. Damit sorgt er für die einzigen Augenblicke, die mir echtes Vergnügen bereiteten. Wenigstens dürfen sich seine Fans ein bisschen freuen.
Als Film hätte Die glorreichen Sieben es verdient, der zweite große Remake-Flop des Jahres zu werden. Ich denke, das wird aufgrund der Zugkraft der Namen nicht passieren.
Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Wer Western im Allgemeinen und einen der Schauspieler mag, hat einen Grund sich den Film anzusehen. Trotz kulturell diverser Besetzung gibt es aber nichts auch nur ansatzweise Interessantes oder Neues, sondern ist ein Western nach Schema F. Das Drehbuch hätte nicht mehr als 4 Punkte verdient. Die 6 Punkte gibt es einzig für die guten Schauspieler.
[Vorschaubild: Public Domain, Lizenz: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode]
Im Gespräch mit Gabriele Paulsen über Erotik im Alter
Altern- Lust und Frust!, Gesellschaft, VorgestelltSex und Erotik für ältere oder immobile Menschen ist oft noch ein Tabu. Wir treffen Gabriele Paulsen zum Gespräch. Sie ist Geschäftsführerin von Nessita, eine Organisation, die sexuelle Assistenz vermittelt.
zartbitter: Wieso haben viele Menschen so ein Problem offen mit Sex und Erotik im Alter umzugehen?
Gabriele Paulsen von Nessita
Gabriele: Sexualität steht für Intimität. Wir Menschen sind in diesem Bereich berührbar und sehr verletzlich. Sie wird aber auch mit Jugend und Attraktivität gleichgesetzt. Meist wird das erotische Gedankengut der älteren Generation schlicht abgesprochen. Gesellschaftliche Normen machen Erotik und Alter zum doppelten Tabu, leider!
zartbitter: Können Demenzkranke auch Sex haben?
Gabriele: Natürlich. Entscheidend ist hier die Einwilligungsfähigkeit. Ein Nein ist ein Nein. Menschen mit Demenz leben im Moment und da ist keiner wie der andere. Wir erfahren häufig eine ganz große Sehnsucht nach Nähe, vor allem nach Ruhe und Kuscheln. Unsere Nessitas erspüren auch bei nonverbaler Kommunikation, den Wunsch nach Körperlichkeit.
zartbitter: Was macht eine Sexualassistenz wirklich?
Gabriele: Auf emphatische Weise kommt es in der Begegnung (wenn gewünscht) zu gemeinsamer Nacktheit und erotischer Berührung. Es geht um Zweisamkeit, Zärtlichkeit und intime Nähe. So ein Treffen lässt sich aber auch nicht standardisieren. Nur wenige Sexualassistenten stimmen dem penetrativen Sex zu. Bei Nessita ist dieser, genau wie Oralverkehr und Zungenküsse ausgeschlossen. Das wichtige zu Motivation und Intention einer Sexualassistentin: Sie erkennen und achten die eigenen Grenzen und die Ihrer Klienten.
zartbitter: Was bietet dein Unternehmen Nessita noch an?
Gabriele: In den vergangenen zwei Jahren seit der Gründung wurde ein großer Beratungsbedarf deutlich. Das gilt für alle drei Zielgruppen von Nessita. Also den Klienten, deren Angehörige und/ oder gesetzliche Betreuer und vor allem den Vermittlern, wie Einrichtungsleitungen oder Pflegedienstleistungen ambulanter Dienste. Hier gibt es viel Unsicherheit und auch Angst im Umgang mit den ganz normalen Bedürfnissen der Bewohner/ Klienten. Die Sorge, etwas nicht richtig zu machen, ist in der Pflege stark ausgeprägt. In diesem Fall macht eine Ethikkommission Sinn, um Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Ich unterstütze die Leitungsebene, sich im Coaching für das Thema zu öffnen, trainiere Pflegekräfte bei der Gesprächsführung, indem ich versuche die (Be)Wertung von schambehafteten Situationen zu erkennen und dann professionell zu bewältigen. Oft geht es dabei auch um die eigene sexuelle Sozialisation und da braucht es die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen.
Mehr über das Thema Demenz!
Fotos: Gabriele Paulsen
Binnen- I und gegenderte Titel- Bringen sie mehr Lohn?
Gesellschaft, GesellschaftspolitikChristine Nöstlinger hat zum 80er ein Interview in der Wiener Zeitung gegeben, in dem sie bekennt: Ich hasse das Binnen-I!
Sie bleibt damit nicht unkritisiert. Was sollen Binnen-I und gegenderte akademische Titel bewirken? Sie sollen ein Bewusstsein in der Bevölkerung für den weiblichen Anteil hervorrufen. Sie sollen sichtbar werden, die Frauen.
Meine Erfahrung ist sehr häufig dass gerade Frauen besonders die Titel der Männer, und seien es nicht einmal akademische, hofieren und bei den Titeln von Frauen große Schwierigkeiten haben. Ist dies nun fehlende Information? Oder die Abneigung gegen Titel? Warum dann bei den Männern?
In Österreich sind Titel seit jeher ein Statussymbol. Wie viele Präsidenten, Vorsitzende, Bezirks- und sonstige Räte es gibt, ist nicht zählbar. Männer legen großen Wert darauf und haben auch generell kein Problem damit, Frauen mit akademischen Titeln anzureden. Ja, sie gendern sie sogar.
Mehr Lohn durch das Binnen-I ?
Vor vielen Jahren auf einer Konferenz in Brüssel sagten mir schon die Frauen Südamerikas, sie würden die gegenderten Formen nicht verwenden, obwohl es sie auf Portugiesisch und Spanisch per se gibt. Das bedeute Prestigeverlust und sogar Verdienstentgang. Ich konnte mich davon später selbst überzeugen und in Brasilien wird selbst die weibliche Form obrigada für ein einfaches Wort wie “ danke“ durch das männliche obrigado ersetzt, weil es mehr Gewicht für die Sprecherin bedeutet.
Nun, was sollen wir tun? Ich denke, wir haben die gegenderten Formen nun einmal eingeführt- sie haben nichts daran geändert, dass Frauen in Aufsichtsräten so gut wie gar nicht vertreten sind, dass Führungspositionen oft durch minderqualifizierte Männer besetzt sind, dass equal pay for equal work noch immer nicht erreicht ist, obwohl wir 1987 bereits equal pay for work of equal value forderten- nun sollen sie ruhig eine Bewusstseinsveränderung bewirken. Vor allem bei Frauen, die sich einerseits nicht schämen sollen, sich mit ihren Leistungen vorzustellen ( diese Scham nennt man impostor syndrome), andererseits ihre Artgenossinnen mit dem gleichen Respekt behandeln sollten wie die Männer auch. Wenn die Arzt- oder Industriellengattin ohne Abschluss noch immer mehr zählt als die alleinerziehende eigenständige Akademikerin, fehlt es an weiblichem Umdenken noch weit.
Wie der Schrittzähler mein Leben verändert
Augenblicke„Steh auf und lauf“ titelt der aktuelle SPIEGEL. Aber mit der Bewegung ist das so eine Sache. Da gibt es nämlich den
Spiegel 39/2016
inneren Schweinehund. Und der ist wirklich hartnäckig. Ganz ehrlich, eine Sportskanone war ich nie. Ich hatte eigentlich immer viel mehr Vorsätze als dann wirkliche sportliche Betätigung. Aber seit einigen Monaten ist es anders. Mit dem neuen Handy hab ich jetzt einen Schrittzähler. Ja, da werden jetzt wieder einige sagen, dass der ja nicht genau zählt.
Jeder Schritt zählt
Das ist mir völlig wurscht. Er zählt zumindest Bewegung. Und Stockwerke und Kilometer. Das spornt mich an. Ich gehe so viel wie möglich zu Fuß. Den Lift nehme ich nur mehr fürs Runterfahren. Rauf geht es jetzt immer über die Treppe. Mein Tagesziel sind 10.000 Schritte. Die erreich ich natürlich nicht jeden Tag. Aber manchmal fehlt nur ein kleines Stückerl, so wie heute. Da sind es nur mehr knapp 2000 Schritte bis zum Tagesziel. Nach dem Bloggen leg ich mich jetzt nicht aufs Sofa, sondern dreh noch einmal eine Runde.
Was macht der innere Schweinehund?
Das mache ich seit 29. Juni so. Und was soll ich sagen, 555 Kilometer habe ich zurückgelegt. Mein Handy hat 740.109 Schritte gezählt. Und ich fühle mich gut dabei. Vier Stockwerke raufzugehen sind echt keine Herausforderung mehr und auf die erste gezählte Million Schritte freuen mich wie aufs Christkind. Da schenk ich mir zur Belohnung eine wunderbare Schwarzwälder Kirsch Torte. Und wisst ihr was noch passiert ist? Der innere Schweinehund geht ganz brav jeden einzelnen Schritt mit.
Die Glorreichen Sieben – Im Western nichts Neues
Film & Kino, KulturDieses Jahr ist das Jahr zweier großer Remakes. Das erste davon lief Ende August an: Ben Hur. Der Film gilt jetzt schon als kapitaler Flop – mit über 100 Millionen Dollar Verlust. Warum? Vielleicht weil es an zugkräftigen Stars fehlte.
Wenn es danach geht, dann müsste Die glorreichen Sieben ein Riesenerfolg werden. Die Rollen der sieben Helden sind prominent besetzt – und zwar nicht nur mit beliebten Schauspielern aus den USA, sondern auch aus Mexico und Vietnam. Wie vielversprechend!
Worum gehts?
Ein kleines Dorf wird vom eiskalten Geschäftemacher Bogue und seinem mörderischen Gefolge tyrannisiert. Eine junge Witwe, deren Ehemann von Bogue umgebracht wurde, bittet einen Kopfgeldjäger um Hilfe. Der Kopfgeldjäger stellt eine Truppe an Scharfschützen, Revolverhelden und Outcasts zusammen, um das Dorf von der Tyrannei zu befreien.
Die Story ist also in Grundzügen diesselbe wie im Western-Klassiker aus 1960. Damals war es ein mexikanisches Dorf, das von sieben Männern befreit wird – weißen Männern. Doch der weiße Mann als Retter – das war vielleicht 1960 ok. 2016 kann man das nicht mehr bringen. Darum bringt Neuverfilmung der Glorreichen Sieben eine Besetzung zusammen, die jedem Ruf nach mehr Diversität in Hollywoodfilmen gerecht wird.
Viele Chancen für einen interessanten Film
Ein schwarzer Kopfgeldjäger [Denzel Washington] ist der Anführer der Truppe. Mit dabei sind: Ein Spieler [Chris Pratt], ein traumatisierter Scharfschütze aus den Südstaaten [Ethan Hawke], ein Fährtenleser [Vincent D’Onofrio], ein messerwerfender Auftragskiller [Byung-hun Lee – ein Star in seiner Heimat Vietnam und auch in Hollywood kein Unbekannter], ein Soldat [Manuel Garcia-Rulfo – aus Mexico] und ein Cherokee Meister-Bogenschütze [Martin Sensmeier – trotz deutschen Namens ein Native American].
Was für eine Ausgangslage für einen Film. Perfekt, um völlig neue Perspektiven und Themen in die Geschichte einzubringen.
Es ist ja nicht nötig, gleich stundenlang die Befindlichkeiten der Nation und die Verhältnisse zwischen, Norden, Süden, Schwarzen, Weißen, Mexikanern oder sonstwas auszubreiten. Das hatten wir gerade in Quentin Tarantinos The Hateful Eight – vielleicht sogar ein bisschen zu viel davon. Was es bedeutet eine solche unterschiedliche Gruppe von Männern für eine so schwierige Aufgabe zusammenzuführen hat die Autoren ganz offenbar nicht interessiert. Eine vertane Chance.
Es ist aber nicht nur die Diversität, mit der der Film nichts anzufangen weiß. Jeder einzelne der Protagonisten hat seine Geschichte. Doch die bekommen wir nur andeutungsweise präsentiert und die Charaktere erhalten keine Tiefe. Es entstehen auch keine Dynamiken und Beziehungen zwischen Figuren. Wie soll sich da das Publikum mit irgendwelchen Charakteren identifizieren? Hier kann man nicht einmal von einer verpassten Chance reden. Es wird hier ein Mindestbedürfnis des Publikums nicht erfüllt. Ärgerlich, denn das Talent der Schauspieler ist dadurch völlig vergeudet.
Oh, es gibt auch eine Frauenrolle. Die junge Witwe [Hayley Bennett], die sich überhaupt traute, jemanden anzuheuern, um den Ausbeuter Bogue zu vertreiben. Sie ist kein schwaches Frauchen, das von einem Mann beschützt werden muss. Sie ist selbstbewusst, mutig, kann mit einem Gewehr gut umgehen und hätte mit der angeheuerten Truppe gut mithalten können. Doch stattdessen wird sie zuerst in eine Bluse gesteckt, die genügend Schultern und Ausschnitt zeigt. Wenn es dann um die Männersache geht, muss sie völlig in den Hintergrund weichen. Später kommt ihr Beitrag zum Finale wie aus dem Nichts. Ob ich wohl der einzige war, der schon fast vergessen hatte, dass sie auch noch da ist? Wieder eine Chance ungenutzt: Es wäre leicht gewesen hier eine im Ansatz gute Frauenrolle auch voll auszubauen. Aber das ist offenbar ein Männerfilm. Bleibt also nur die Rolle als Aufputz mit Ausschnitt.
Bleibt noch der Gegenspieler: Bogue [Peter Sarsgaard]. Was soll ich sagen? Irgendwie ein beliebiger Copy-and-Paste-Bösewicht. Er tut alles, um sich unsympathisch genug zu machen, sodass wir seine Bestrafung wollen. Mehr nicht.
Ehrlich gesagt wurde mir im Kino ein bisschen langweilig. Die Handlung nimmt ihren erwartbaren Lauf. Auch wenn man die Version von 1960 [oder das Original, den japanischen Film Die sieben Samurai] nicht gesehen hat, gibt es nichts Überraschendes. Absolut gar nichts. Und es gibt nichts, das dieser Western dem heutigen Publikum mitteilen möchte. Die Action mit manchmal endlosen Schießereien, Kämpfen und Explosionen kann nicht von den offensichtlichen Mängeln des Films ablenken.
Ein gutes Haar
Chris Pratt mochte ich schon bevor er vom lustigen Pummel zum durchtrainierten Hollywood-Schwarm mutierte. Und auch in Die glorreichen Sieben rettet er den Film, indem er nicht nur cool die Augen zusammenkneifend in die Ferne blicken darf. Er ist der Spieler, der mit seinen Taschentricks geschickt ablenkt und das Überraschungsmoment nutzt, um zuzuschlagen. Damit sorgt er für die einzigen Augenblicke, die mir echtes Vergnügen bereiteten. Wenigstens dürfen sich seine Fans ein bisschen freuen.
Als Film hätte Die glorreichen Sieben es verdient, der zweite große Remake-Flop des Jahres zu werden. Ich denke, das wird aufgrund der Zugkraft der Namen nicht passieren.
[Vorschaubild: Public Domain, Lizenz: https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/legalcode]
Frau Natalije teilt ihr Stück vom Glück mit uns
Salzburg, VorgestelltIhr kennt ihn alle. Den Balkon von Natalije Mrvaljevic. Warum? Weil der Balkon eine ganz prominente Lage an der Lehener Kreuzung hat. Wenn ihr an dieser Kreuzung vorbeigeht oder vorbeifahrt, habt ihr sicher schon mal hinaufgeschaut und die Blumenpracht auf dem Balkon bewundert. Ein Meer an rosa Geranien grüßt die Fußgänger, Radler und Autofahrerinnen. Ich freue mich auch jedes Mal, wenn ich da vorbeikomme. Und letzte Woche habe ich mir gedacht: „Diesen Menschen möchte ich kennen lernen, der so einen wunderbaren Balkon hat und damit der viel befahrenen Kreuzung ein Stück Schönheit gibt.“
Heute habe ich die Frau mit dem grünen Daumen kennengelernt. 76 Jahre ist sie, Natalije Mrvaljevic, aber sie sieht keinen Tag älter als 60 Jahre aus. Das muss an ihrer Ausstrahlung liegen, an ihrer Lebenszufriedenheit. Sie erzählt, dass sie an der mazedonisch-griechischen Grenze auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und vor mehr als 40 Jahren zum Arbeiten nach Salzburg gekommen ist. Als Metallarbeiterin ist sie dann in Pension gegangen.
Mit Blumen Freude schenken
„Hier ist meine Heimat. Mein Mann, mein Sohn, meine Schwiegertochter und meine drei Enkel sind meine große Freude. Und natürlich die Blumen. “ sagt sie. In Lehen wohnt sie sehr gerne, da ist alles da, vom Arzt bis zum Supermarkt, ein Auto ist da nicht notwendig. Und auf die Frage, warum sie den Balkon immer so schön bepflanzt, meint sie.“Das ist doch schön, die Blumen schenken Freude. Nicht nur mir.“ Ja, da hat sie recht, ihre Blumen schenken jeden Tag unzähligen Menschen Freude und lassen sie lächeln. So geht das mit dem Stück vom Glück, das Frau Mrvaljevic gerne teilt. Und sie packt mir noch ein Sackerl mit selbstgemachten Kipferl ein und sagt mir, dass ich jederzeit wenn ich in der Nähe bin auf einen Kaffee vorbeischauen kann. Danke Frau Mrvaljevic!
Fotos: Karl Schupfer
Des Tages Mühen oder Busfahren ist immer ein Erlebnis!
AugenblickeHeute ist es mal wieder ein interessanter Tag! Dank Kaiserwetter von der Sonne wachgeküsst (von wem auch sonst), kam gleich in der Früh eine SMS, dass es diese Woche nichts mehr wird mit dem neuen Rollstuhl! Er wäre für Mitte dieser Woche avisiert gewesen, gestern fragte ich mal nach, wann ich damit rechnen könne! Leider nur die Mailbox. Brauche das Teil dringend, sind doch da Halterungen für meine Krücken verbaut.
Ein knurrender Busfahrer
Heute hieß es nämlich wieder Training auf dem Rosenhügel! Gestärkt vom üppigen Frühstück ging es sehr gut, besser als letzte Woche! Gleich danach rollte ich zur Haltestelle Kongresshaus um mit dem nächstmöglichen Bus zum Fitnessstudio zu fahren! Prompt kam einer und ich winkte wie immer zwecks Mitfahrt! Ich sah den Chauffeur gestikulierend und plärrend hinter dem Volant, ihm fuhr eine Radfahrerin nicht schnell genug! Oje dachte ich, das kann was werden! Und siehe da…mein Gefühl trug mich nicht! Auf mein Winken reagierte er nicht, ich musste außen die Rollstuhltaste drücken. Er stieg mit dem Öffnungshaken in der Hand aus, ich grüßte wie immer freundlich, er nicht. Aber einen Ton gab es doch von ihm, er ließ die Rampe mit Getöse runtersausen. Dabei knurrte er, wohin ich denn wolle. Ich sagte „Polizeidirektion“ und rollte zur Rampe. Nun, es kam wie es kommen musste…ich blieb mit den Fußstützen stecken! Für nicht wissende, ich bin 199cm groß! Um für solch einen Mann der Berge ein Rollwagerl zu bauen, bedarf es jeden Zentimeters! Also sind die Fußstützen ziemlich weit unten angebracht. Muss so sein, sonst würde ich mir mit den Knien ja die Ohren zuhalten! ;)
Der Ton wird rauer
Während der Fahrt in den Salzburger Süden musste noch der ein oder andere Fußgänger dran glauben in Form von Gemaule. Ein paar Stationen vor der meinen, baten zwei junge Frauen um Einlass. Offensichtlich Touristinnen. Der Fahrer sah sie an und anstatt die Türe zu öffnen, plärrte er noch lauter los „den Knopf draußen drücken“! Hmmmm, ich wusste gar nicht, dass der Fahrer die Türe gar nicht von innen bedienen kann! Erschrocken drückten die Damen den Knopf und stiegen in den Bus. Fatalerweise fragten sie, ob der Bus denn zur Shoppingarena führe! Mit ungeheuerlichem Ton herrschte er die Frauen an „natürlich fahr ich da hin“! Skandalös! Ein älteres Ehepaar vis a vis von mir schüttelte ebenfalls den Kopf!
Eine Schulung für den Busfahrer
Beim Ausrollen meinerseits bei meiner Station sagte ich in ruhigen Ton zum Fahrer „Wenn Sie in ihrem Leben Probleme haben, lassen Sie ihren Grant bitte nicht an zahlender Kundschaft aus!“ Daraufhin meinte er, er hat schon zwei Stunden Schicht und in dieser Zeit wurde er schon dreimal geschnitten! Zwei Stunden? Halleluja! Wie zuckt der erst nach 8 Stunden aus? Ich entgegnete, dass das kein Thema sein dürfe, schließlich können die Fahrgäste nichts dafür! Daraufhin zuckte er vollends aus! Mit seinen Haken in der Hand und hochroten Kopf stürmte er auf mich zu und herrschte mich an, dass ich selber mal mit dem Bus fahren soll, wenn ich es schon besser könne! Ich brach das Gespräch ab, er drehte sich um und entschwand in den Bus! Türe knallend von der Fahrerabtrennung!
Nach langer Zeit wählte ich wieder mal die mittlerweile gespeicherte Nummer des Salzburger Verkehrsverbundes. Dort tat ich mein Erlebtes kund, solche Fahrer sollten eine Schulung bekommen.
Nach Training und Massage fuhr ich mit der Linie 3 wieder zurück zum Hauptbahnhof. Ich winkte dem Bus zu zum Zeichen des Fahrwunsches. Der junge Fahrer stieg aus, grüßend und fragend wohin es geht. Während der Fahrt sah ich mich um und entdeckte, dass es sich wieder um den Bus mit der Nummer 272 handelt! Nanu, wurde der vorige Fahrer abgezogen? Er fuhr vorhin ja erst zwei Stunden…
Jetzt helfen nur mehr Nudeln
Wie auch immer, am Bahnhof hatte ich noch zwanzig Minuten Zeit für meine Linie 25 und erwarb käuflich ein Eis zur Belohnung! In der Sonne genossen, rollte ich zeitgerecht zur Busleiste B. Der davor stehende Bus der Linie 27 fuhr los und der meinige fuhr nach vorne an die erste Stelle. Der Motor blieb laufen und als ich am hinteren Ende des Busses ankam, fuhr dieser los! Mann, heute hab ich es aber mit dem öffentlichen Verkehr! Der Fahrer sah mich sicher im Außenspiegel, war aber sicher zu faul zum Aufstehen! Vielleicht war es auch der Fahrer, der ständig mit seinem Bluetooth Horcherle Privatgespräche während der Fahrt führt! Diesmal schmunzelte ich nur, hatte ich dank reichlich Zeit wieder die Möglichkeit Leute zu schauen!
Nach diesem Tag hab ich mir wieder einen großen Teller Gorgonzola-Sahne Nudeln, Tomatensalat und ein Fläschchen Wein verdient! ;)