Von 27. Bis 31. März setzen 20 Salzburger Apotheken einen wichtigen Schwerpunkt: Information über Demenz.

Noch immer ist Demenz ein großes Tabu in unserer Gesellschaft. Am Anfang scheint es nur eine leichte Vergesslichkeit zu sein. Aber das ist nicht zu stoppen, kein Medikament kann Demenz heilen. Menschen mit Demenz machen viele merkwürdige Sachen und oft schämen wir „Gesunden“  uns dafür. Und wir glauben das Beste ist es einen Menschen mit Demenz nicht mehr zu oft hinaus zu lassen. In die Öffentlichkeit, ins Geschäft, in den Bus oder ins Museum. Aber das kann nicht der richtige Weg sein. Wir müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um Menschen mit Demenz einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Dazu gehört es aufzuklären und zu informieren. Seit 2015 ist die Salzburg auf dem Weg zu einer demenzfreundlichen Stadt – das Projekt heißt Konfetti im Kopf. Und seither sind auch die Apotheken an Bord.

Warum sind die Apotheken so wichtig?

Eine Apotheke ist eine besonders wichtige Gesundheitseinrichtung. Man braucht keinen Termin, man geht einfach hin. Meist geht man immer in die gleiche Apotheke, man kennt sich also. Und der Apothekerin fällt oft als Erster auf, dass ein Mensch sich ändert. Da ist die alte Frau, die jeden Tag kommt und das gleiche Medikament kauft. Da ist der Mann, der verschämt nach einem Hausmittel gegen Gedächtnisschwäche fragt. Und immer ist da ein Apotheker, der hinschaut, sich die Zeit nimmt, versucht ins Gespräch zu kommen. Das ist nicht so einfach. Die Apotheken in der Stadt Salzburg haben sich „Demenzfreundlichkeit“ verschrieben. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen  haben sich fortgebildet, in der Apotheke gibt es Informationen zur Demenz. Und eine Woche lang, von 27. -31. März, gibt es in 20 Apotheken der Stadt Salzburg Angebote für Interessierte, Betroffene und Angehörige. Das geht vom Demenzcafe, über Ernährungsberatung bis zu Gedächtnistraining.

Also: Schau in die Apotheke!

Bildnachweis: Neumayr/Leo

 Von Campo de‘ Fiori

„Die ethnische Homogenität muss gewahrt bleiben und zu viel Vermischung bringt nur Probleme“ Sollte jemand von Ihnen nun denken, ich beziehe mich dabei auf die Nürnberger Gesetze des dritten Reichs, oder die nicht minder menschenverachtenden Rassentheorien des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts, das Apartheid Regime in Südafrika oder den Völkermord in Darfur oder Ruanda, den muss ich leider gleich zu Beginn enttäuschen.

Der Sturm der Entrüstung?

Nein, dieses Zitat war kürzlich zu vernehmen und es stammt, so unglaublich es hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erscheint, von einem führenden Politiker der Europäischen Union, dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Mitten aus einer Wertegemeinschaft, die sich Menschenrechte und Grundfreiheiten sehr gern auf ihre Fahnen heftet.

Es wird einen Sturm der Entrüstung auslösen. Es muss einen Sturm der Entrüstung auslösen. Meint man, hofft man. Nein, Stille. Das Gewissen der Gesellschaft verträgt also bereits wieder die nächste Dosis. Man kann es schon wieder sagen, im Jahr 2017, wenn auch mit etwas feinerer Klinge, verglichen mit den Begriffen wie „Rassenschande, Verkafferung“ oder ähnlichem, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen.

Die ethnische Homogenität, die Reinheit des Volkes, keine Vermischung. Jenseitige Ansichten finden von höchsten demokratiepolitischen Stellen den Weg von den Müllhalden der menschlichen Geschichte zurück in die Mitte unserer Gesellschaft. Unkommentiert, gleichgültig, ja teilweise sogar zustimmend.

Das Reinheitsgebot politischer Führer

Dunkelhäutige Kinder, die mit Polizeischutz vor dem Mob des „reinen“ Volkes in die Schule eskortiert werden müssen oder ihre Mütter, die aus dem öffentlichen Bus festgenommen werden, weil sie sich weigern, Platz zu machen.  Vor Gericht gestellte Ehepaare unterschiedlicher Hautfarbe. Millionen von Menschen vertrieben, verfolgt, getötet, weil sie dem Reinheitsgebot politischer Führer nicht Genüge getan haben.  Wollen wir das? Oder nehmen wir nur stillschweigend und achselzuckend Notiz davon, um uns dann in den Kreis jener zu gesellen, die davon nichts gewusst haben wollten und die natürlich keine Verantwortung dafür tragen.

Meine Worte mögen Ihnen zu drastisch erscheinen, vielleicht male ich auch ein zu düsteres Bild. Aber ich bin es leid. Ich bin es leid, still zu sein und achselzuckend zu vernehmen, wie  der dunkle Geist der Vergangenheit unwidersprochen durch unsere Gesellschaft weht.  Wo politische Führer wieder bejubelt werden, wenn sie die Einheit des eigenen Volkes beschwören, wo kritische Geister wieder als Feinde bezeichnet werden und Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe als minder eingestuft werden, die vom eigenen Volk fern gehalten werden müssen.

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Wenn dies mehr als nur ein Lippenbekenntnis ist und wir Rassismus und Nationalismus wirklich als vergangen wähnen, dann ist es an der Zeit, die Stimme zu erheben. Jetzt!

Ein Gastbeitrag von Univ-Prof. Dr. Katharina J. Auer-Srnka
Wäre die aktuelle Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit von Frauen ein Schulaufsatz, müsste man sie in weiten Teilen wohl schlichtweg als…

Vor einigen Tagen gab es die Diskussion „Neue Freiheiten – alte Zwänge“ über die Integration von geflüchteten Frauen. Da ist mir etwas ganz klar geworden: Dieses Mal muss es schneller gehen.

20 Jahre habe ich mitarbeiten dürfen im Verein VIELE, ein Verein, der sich um die Integration von Frauen bemüht: damals noch Gastarbeiterinnen, dann Flüchtlingsfrauen vom Balkan, Frauen, die einen Österreicher geheiratet haben, Frauen, die in einer arrangierten Ehe leben. Analphabetinnen und Unilektorinnen. 20 Jahre durfte ich diesen Frauen die deutsche Sprache näher bringen und sie beratend ein Stück ihres Weges begleiten.

Die traditionellen Strukturen sind stark

2009 im Verein VIELE

Immer ging es darum, dass die Frauen den Spagat zwischen Herkunftskultur und dem Leben in Österreich schaffen mussten. Bei manchen ging es ganz leicht, andere mühten sich lange, viele zogen sich nach der Absolvierung des Deutschkurses in ihre Herkunftskultur zurück. Andere assimilierten sich, manche besannen sich noch stärker auf ihre Traditionen. Damals fiel es mir ganz leicht all diese Lebensentwürfe zu respektieren, ich zeigte Verständnis für traditionelle Lebensweisen mitten in Österreich. Oft erlebte ich, wie die Frauen unter dem Druck litten, vor allem die Erwartungen der Familie, mussten erfüllt werden. Mutter werden, die Familie zusammenhalten, arbeiten gehen, niemandem eine Schande machen.

Heute sehe ich die vielen Flüchtlingsfrauen und ich sehe die gleichen traditionellen Strukturen und Erwartungen an die Frauen. Und ich sehe in unserer Gesellschaft immer noch viel Verständnis, sensibles Herangehen, Begegnen auf Augenhöhe. Ich sehe auch das, was ich damals vor Jahren oft gemacht habe: zu wenig über die Werte und Erwartungen der österreichischen Gesellschaft zu sprechen und zu oft das Hinnehmen fremder Traditionen, die eigentlich nicht akzeptabel sind, weil sie dem Konzept von Demokratie, Freiheit, Selbstbestimmung und Säkularität unserer Gesellschaft widersprechen.

Ich bin jetzt ungeduldig

Heute will ich auch vieles nicht mehr akzeptieren, was ich etwa vor 15 Jahren noch gemacht hätte. Ich habe die Geduld nicht mehr. Und ich habe jetzt das Wissen, dass es schneller gehen kann. Indem wir unsere Erwartungen sagen und klar stellen, dass unsere Werte und Haltungen hier in Österreich für alle gelten und nicht verhandelbar sind.

Heute weiß ich, dass zu viel Rücksichtnahme, aber auch Wegschauen die Traditionellen stärkt und die Integration noch schwieriger macht. Das beginnt beim Kopftuch im Kindergarten, was ich absolut ablehne. Ich kann auch nicht akzeptieren, wenn Männer fordern, dass ihre Frauen keinen Kurs gemeinsam mit anderen Männern machen dürfen. Und eine Frau ist keine Hure, wenn sie nicht verheiratet ist und alleine ausgeht. Das will ich alles nicht mehr diskutieren müssen. Diese Geduld will ich nicht mehr aufbringen.

Ein Gastbeitrag von Dr. Elisabeth Adleff

Wann immer wir an einer körperlichen oder psychischen Erkrankung – wie z.B. Migräne, ADHS, Schlafstörung, Reizdarm, Neurodermitis, Depression etc. – leiden, so sind die vielfältigen Symptome dieser Erkrankung…

von Gudrun Kavalir

Musikkritiker Georg, Anfang 50, wird unter Hinweis auf notwendige Sparmaßnahmen gekündigt. Eine junge, unerfahrene Kollegin soll seinen Job übernehmen. Er verheimlicht seine Arbeitslosigkeit seiner Frau Johanna, Psychologin, die unbedingt ein Kind haben will. Die leeren Tage verbringt er im Wiener Prater, wo er seinen ehemaligen Schulkollegen Erich trifft, der ebenfalls arbeitslos ist. Gemeinsam mit dessen rumänischer Freundin Nicoletta nehmen sie eine ausrangierte „Wilde Maus“ wieder in Betrieb. Und Georg startet einen Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Chef. Die Achterbahn seiner gescheiterten Existenz nimmt Fahrt auf.

Ist die WILDE MAUS ein typischer „Hader“? Nein. Er ist nämlich ganz anders als erwartet.

Man findet zwar den beißenden Humor, den Fatalismus und Zynismus der Figur des an sich selbst scheiternden Brenner wieder. Man erkennt auch die Stimme des grantelnden Kabarettisten Hader, der in seinen Programmen nie um eine Pointe verlegen ist, die ihn selber trotzig und rotzig dastehen lässt. Aber in der Wilden Maus ist alles anders. Und das ist gut so. Endlich kann Josef Hader zeigen, was er wirklich kann: Geschichten erzählen, die tief in die menschlichen Abgründe blicken lassen. Was er dort findet, bringt er schonungslos auf die Leinwand. Und das ist beim besten Willen nicht lustig.

Am Film „WILDE MAUS“ kommt bei uns derzeit niemand vorbei.

Den Film habe ich bereits in der ersten Woche nach seinem Start am 17.2. gesehen. Seither mehren sich die Gespräche mit Freunden und Bekannten. Sehr oft bin ich irritiert, dass viele den Film lustig finden: “Super Komödie!“, „Hab schon lang nicht mehr so gelacht!“, „So witzige Szenen!“. Wie bitte? Da war wohl jemand im falschen Film!

Es ist nicht witzig, wenn ein Mann im mittleren Alter seinen Job verliert und damit den einzigen Sinn in seinem Leben, das ohnehin nur aus bissigen Kommentaren und vernichtenden Urteilen über das Können oder Unvermögen anderer Menschen besteht. Wenn er Rache nimmt, und dafür zu drastischen Mitteln wie Sachbeschädigung und Aggression greift, ja selbst vor Mord nicht zurückschreckt.

Es ist nicht witzig, wenn ein Paar nicht mehr miteinander reden kann. Wenn die Kommunikation eingefroren ist. Wenn der Kritiker und die Psychologin keine Worte mehr haben, um ihre Beziehungskälte zu überwinden. Wenn man sich knappe Gemeinheiten an den Kopf wirft, damit der andere wenigstens irgendwas fühlt, und wenn es nur Verachtung ist.

Es ist nicht witzig, wenn die Achterbahnfahrt, die den ganzen Film dauert, Georg immer wieder dahin zurückbringt, wo er eingestiegen ist: zu sich selbst. Wenn er letztlich so verzweifelt ist, dass Selbstmord der einzige Ausweg zu sein scheint und auch dieser letzte Schritt scheitert.

Es ist tragisch und, ja, es kann auch komisch sein. Die „Wilde Maus“ ist daher sicher eines: eine pechschwarze Tragikkömödie im besten Sinn und ein großartiger, sehenswerter Film von Josef Hader, dem Regisseur.

Foto: © Petro Domenigg FILMSTILLS.AT