The Bronx in den 70er Jahren. In meiner Wahrnehmung als Teenager im Dörfli nahe der beschaulichen Mozartstadt Salzburg überlebte man in den Straßen der Bronx keine zehn Minuten – so gefährlich war das. In der Schule haben wir uns den Film Fort Apache, the Bronx mit Paul Newman angesehen. Da erschoss eine Straßenprostituierte gleich in den ersten Minuten zwei Cops. Und ein hysterischer Transvestit wollte sich wenige Minuten später vom Dach stürzen. Also, Leute und Zustände waren das. Für ein Landkind wie mich einfach unvorstellbar. Aber: Ich wusste, wie es in der South Bronx zugeht. Davon war ich überzeugt.

The Get Down spielt 1977 in diesem heruntergekommenen Stadtteil New Yorks – der South Bronx. Schutt und Abrissbuden überall – das Ghetto der Schwarzen und Latino-Bevölkerung New Yorks. Sie haben miese Wohnungen, miese Bildung, miese Jobs oder sind kriminell. Und sie haben ihre Subkultur, die bis vor kurzem noch Disco hieß. Disco war inzwischen im Mainstream angekommen. Die Bee Gees hatten diese Underground-Kultur bei der weißen Mittelschicht salonfähig gemacht und damit sowohl ihren Höhepunkt als auch ihren Niedergang bereitet. Doch, immer einen Schritt voraus, war die Underground-Szene der Schwarzen und Latinos ohnehin bereits dabei, aus dem Disco heraus etwas völlig Neues zu entwickeln: den Hip-Hop.

Grandmaster Flash und Shaolin Fantastic am Beginn der DJ- und Hiphop-Kultur – hier treffen fiktive und reale Personen aufeinander

Grandmaster Flash und Shaolin Fantastic am Beginn der DJ- und Hip-Hop-Kultur – hier treffen fiktive und reale Personen aufeinander

Worum gehts?

Die Geschichte verfolgt den Werdegang von Ezekiel [Justice Smith] – einem begabten Schüler, der nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante und deren Freund aufwächst. Doch wer klug ist, hat keine Street Cred. Gute Noten, Auszeichnungen für Gedichte – das ist doch „voll schwul“. Ezekiel gibt sich Mühe, dadurch nicht im Ansehen seiner Freunde zu sinken.
Er hat ein Talent mit Worten umzugehen, Geschichten zu erzählen – und zwar in Reimen. Das sollte ihm in einer neu entstehenden Subkultur Ruhm einbringen. Ezekiel begegnet dem enigmatischen Shaolin Fantastic [Shameik Moore], ein Protegé des Ur-Hip-Hoppers Grandmaster Flash [mit geheimnisvoller Aura dargestellt von Mamoudou Mathie]. Durch ihn lernt Ezekiel, sein Talent als Wordsmith (Rapper) auszuleben. Reime zu schmieden wird plötzlich zur coolen Sache.

Ezekiel liebt Mylene [Herizen F. Guardiola]. Sie ist die Tochter eines Pastors [fabelhaft wie immer Giancarlo Esposito], der seine Familie mit äußerster Strenge regiert. Mylene hat eine wunderschöne Stimme und will nur singen – und zwar nicht nur Kirchenlieder für die Gemeinde ihres bigott-despotischen Vaters, sondern Disco. Sie hat das Zeug, den Willen – und Onkel [dein freundlich-bedrohlicher Gangsterboss/Bezirkspolitiker Jimmy Smits], der sie in ihrem Vorhaben voll unterstützt. Wird Ezekiel ihrer Karriere nur im Weg stehen?

Mylene und Ezekiel – sie wollen raus aus der Bronx

Mylene und Ezekiel – sie wollen raus aus der Bronx

Groß aufgefahren

Netflix hat an nichts gespart: Nach Stranger Things [lest hier unseren Beitrag zu der Serie] hat The Get Down durchgehend Spielfilmqualität und vermeidet eine episodenhafte Geschichte. Erdacht wurde sie vom erfolgreichen australischen Regisseur Baz Luhrman, der bei der ersten Folge sogar Regie geführt hat. Diese hebt sich auch vom Rest der Serie ab. Ob das jetzt Gutes oder Schlechtes bedeutet, ist wohl Geschmackssache. Luhrman ist ja bekannt dafür, dass er es gern übertreibt – wer Romeo and Juliet, Moulin Rouge oder The Great Gatsby gesehen hat, weiß, was damit gemeint ist. An manchen Stellen gerät die erste Folge etwas zu revuehaft und surreal. Trotzdem bietet sie den richtigen Anreiz, an der Serie dranzubleiben.

Eine Serie mit Charakter(en)

Visuelles dahingestellt – was wirklich zählt sind die Geschichte und deren Figuren. Ich bin begeistert, wie viele gute Rollen es gibt und wie großartig diese besetzt sind. Selbst der als Schauspieler schwächere Jaden Smith, Sohn von Will Smith, ist entsprechend seinen Fähigkeiten gut eingesetzt.

Die Story ist zwar um Ezekiel und Mylene herum aufgebaut, aber viele Nebenfiguren, ihre Freunde, Familien oder die Gangster, sind genauso interessant gezeichnet – sogar fast noch facettenreicher als die beiden Protagonisten. Dass Ezekiel und Mylene etwas brav wirken ist sicher kein Versehen. Ich habe das als Teil des Konzepts verstanden. Während die Geschichte von Ezekiel und Mylene gerade so am Seifenopernhaften vorbeischrammt, bilden die anderen als realistischere Charaktere den Rahmen, welcher der Serie Authentizität verleiht.

Gangster und Disco King – eine unter vielen schillernden Figuren: Cadillac – groovy, verrückt und bedrohlich gespielt von Yahya Abdul-Mateen II

Gangster und Disco King – eine unter vielen schillernden Figuren: Cadillac – groovy, verrückt und bedrohlich gespielt von Yahya Abdul-Mateen II

Aus den vielen herausragenden Leistungen ist es fast ungerecht, eine Figur besonders hervorzuheben. Doch Shaolin Fantastic verdient eine eigene Erwähnung. Er ist in der ersten Folge eine fast schon mystische Gestalt – ein Sprayer, den alle bewundern. Wenn er auftaucht, dann wird das begleitet von chinesischen Klängen, und er legt immer einen Auftritt mit smoothen Kung Fu-Moves hin. Er scheint dabei auch die Gesetze der Schwerkraft zu überwinden. In Wahrheit ist jedoch nur ein ganz normaler junger schwarzer Mann, wie alle anderen auch. Er ist einerseits Begleiter und gleichzeitig Gegenpart zu Ezekiel. Beide verbindet die Musik. Doch wo Ezekiel danach strebt, das Ghetto zu verlassen, scheint Shaolin ganz in die fast schon vorbestimmte kriminelle Bahn abzurutschen.

Warum ihr das unbedingt sehen sollt

The Get Down ist großartige Unterhaltung. Geschichte und Umsetzung werden nicht in jedem Detail alle Geschmäcker oder Erwartungen zufriedenstellen. Aber es lebt von der großartigen Besetzung und der Vielfalt schillernder und interessanter Charaktere – und das vor dem Hintergrund der Entstehung einer Underground-Szene, deren Einfluss noch heute unsere Musik prägt.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 von 10 Punkten

Hat mir doch eine liebe Freundin aus dem Süden Paprika mitgebracht. Mmmmmhhhhh, die duften schon ganz anders, als die Ware die hier zu bekommen ist. Doch was tun mit einem großen vollen Sack Paprika? Genau! Füllen!

Doch diesmal wollten wir was anderes ausprobieren, eine vegetarische Variante. Und hier das Rezept:

ca. 8 Paprika (ich nehme am liebsten rote, gelbe und hellgrüne)

250 ml Cous Cous

250 g Schafkäse (am besten echten griechischen)IMG_20160820_115617[1]

20 schwarze Oliven

1 Zwiebel

etwas Schnittlauch

Knoblauch nach Geschmack

2 Flaschen Tomaten Passata

1 EL Mehl

1 EL Tomatenmark

Cous Cous nach Anleitung zubereiten. Schafkäse mit der Gabel zerdrücken oder zerbröseln. Oliven in kleine Scheiben schneiden. Zwiebel und Knoblauch in kleine Würfel schneiden. Zusätzlich habe ich noch einen roten Paprika in kleine Würfel geschnitten. Alles mit dem Cous Cous vermengen, nach Geschmack würzen und in die innen ausgehöhlen Paprika füllen. Den Strunk als Deckel drauf und alles in einen Topf „stellen“ (je nach Form der Paprika).

Das Mehl in etwas kaltem Wasser verrrühren und mit der Passata und dem Tomatenmark vermengen. Über die Paprika leeren und leicht köchelnd ca. eine halbe Stunde gar kochen. Herrlich. Probiert es aus. Mahlzeit!

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Ich geb‘ zu, das Foto sieht jetzt nicht sooo appetitlich aus. Doch ich hatte wegen des verlockkenden Kochduftes einen derartigen Hunger, dass ich fast auf’s Foto vergessen habe. :D

Vor ein paar Monaten bot ich einer Freundin ein Stück Kuchen an. Die Gesundheitsfanatikerin fragte: „Ist denn da Zucker drin?“ „Ja, was denn sonst?“, war meine Antwort. Ich klang verdutzt und fast ein wenig erbost über so eine Frage. „So ein Kuchen soll doch Spaß machen.“

Ein wenig später dachte ich nach. Gerade in letzter Zeit wird ja viel über Zuckeralternativen geredet und geschrieben. Zucker ist tatsächlich etwas in Verruf gekommen. Stevia hab ich daraufhin einmal ausprobiert – absolut nicht mein Geschmack. Und zum Backen man braucht eigene Rezepte, weil sonst die Massen nicht stimmen. Allein aus diesem Grund kommt Stevia als Zuckerersatz für mich nicht in Frage. Ich schau mich also in den Geschäften um, was es sonst noch so gibt. Als erstes finde ich:

Birkenzucker

Birkenzucker heißt auch Xylit. Klingt gleich sehr nach Produkt aus dem Chemielabor. Aber er wird tatsächlich aus Birkenrinde gewonnen. Wie interessant. Ein bisschen nachgegoogelt und finde ich heraus, dass er außerdem gesund ist: Wer Probleme mit dem Zahnfleisch hat oder Karies vorbeugen möchte, kann mit Birkenzucker die Bakterien aushungern. Im Ernst, die Bakterien können diesen Zucker nicht verstoffwechseln und verhungern regelrecht. Die Bakterienleichen putzt man dann einfach weg, nehme ich an. Außerdem hat er nur halb so viele Kalorien wie Zucker. Na bitte. Aber 6–8 Euro für 500 Gramm? Ein bisschen viel. Tags darauf find ich ihn beim Diskonter – um 3,50 Euro. Her damit.

Versuch 1 und 2
Obst-Blechkuchen mit Birkenzucker

Am besten probiere und vergleiche ich den für mich noch unbekannten Zucker mit einem Gleichschwerteig. Der ist simpel und man schmeckt Geschmacksveränderungen durch den Zucker gleich heraus. Der Sommer war noch früh, also war meine Obstauflage Rhabarber.

Zutaten wie immer – nur diesmal mit Birkenzucker

Zutaten wie immer – nur diesmal mit Birkenzucker

Das Rezept gibts nur in Kurzform – es ist den meisten ja gut bekannt und wirklich simpel:
Eier abwiegen. Dann dieselbe Menge Butter, Zucker, Mehl
etwas Vanillezucker, etwas Backpulver.

Wie ist’s gelungen?

Ich habe dasselbe Rezept zweimal gemacht, einmal habe ich nur zur Hälfte Birkenzucker verwendet. Die andere Hälfte war Staubzucker, weil der Birkenzucker gröber ist, als der Feinkristallzucker, den ich sonst am liebsten hernehme.

Halbe, halbe ging sehr gut. Alles wie sonst, vielleicht von der Konsistenz leicht verändert, aber vom Geschmack war kaum ein Unterschied.

Schaut doch ganz hübsch aus

Schaut doch ganz hübsch aus

Ich war mutig und habe auch eine zweite Version probiert. Diesmal hab ich den normalen Zucker ganz weggelassen und nur mit Birkenzucker gebacken. Ich fand, die Kosistenz wurde etwas gröber. D.h. der Kuchen zerfiel leichter auf der Gabel. Aber gut, wenn man etwas kleinere Stücke vom Kuchen heruntersticht, macht das ja nichts. In kleineren Bissen essen und mehr kauen ist ja gesund.

Der Geschmack war diesmal etwas anders. Irgendwie schwer zu beschreiben. Etwas weniger süß, dafür schmeckt man einen Hauch von Minze – fand ich jedenfalls. Mit dem Rhabarber hat das ganz gut harmoniert. Wenn ihr Gäste habt, solltet ihr aber bedenken, dass manche Leute den typischen Birkenzuckergeschmack nicht mögen. Besser eine kleinere Menge mit hineinschummeln – fürs eigene Kalorien-Gewissen.

Der minzige Geschmack passt aber nicht zu allem. Darum wollte ich eine andere Zuckerart probieren, über die ich viel gelesen hatte. Auch meine Cousine hatte mir diese Zuckerart empfohlen. Sie ernährt sich seit einiger Zeit kohlenhydratarm und hat damit beim Abnehmen tolle Erfolge. Doch für eine Familie mit Kindern darf Kuchen nicht fehlen und schmecken soll es auch. Darum verwendet sie:

Kokosblütenzucker

Kokosblütenzucker stammt aus dem Nektar der Kokosblüte. Auch er hat etwas weniger Kalorien als Haushaltszucker. Der große Vorteil ist aber, dass er niedrig-glykämisch ist. Das heißt: Er gelangt langsamer ins Blut und wird im Körper auch langsamer wieder abgebaut. Der Blutzuckerspiegel steigt nur halb so hoch wie bei normalem Zucker. Deshalb ist dieser Zucker auch gut für Diabetiker geeignet. Und wer abnimmt, hat den Vorteil, dass der Blutzuckerspiegel nicht rapide sinkt. Es entsteht also kein Heißhungergefühl.

Bei Kokosblütenzucker handelt sich natürlich um ein Palmprodukt. Dann geh ich mal lieber in den Bio-Supermarkt. Es ist mir nämlich wichtig, dass der Zucker nicht nur gesund ist, sondern auch aus nachhaltiger Produktion stammt.

Gsunde Zutaten aus dem Bio-Supermark – hochpreisig, aber auch hochwertig

Gsunde Zutaten aus dem Bio-Supermark – hochpreisig, aber auch hochwertig

Der Zucker war rasch gefunden, aber: Huch! Stolze 10 Euro für 430 Gramm? Egal. Da werd ich halt einen sehr kleinen Kuchen backen und nur ganz winzige Stückchen zu mir nehmen. Wenn ich davon nicht abnehme, wovon dann?
Ich hab das Luxusprodukt zum umgerechneten Kilopreis von über 20 Euro also genommen. Dazu noch Bio-Dinkelmehl, weil mir von einer Diätologin empfohlen wurde, das Weißmehl dadurch zu ersetzen. Das Mandelmehl zum Dazumischen und Formausbröseln landete dann auch noch im Einkaufskorb. Über Kilopreise möchte ich jetzt gar nicht weiter sprechen. Bloß kein Geiz.

Versuch 3
Obstblechkuchen mit Kokosblütenzucker

Ich hab dasselbe Rezept wie oben verwendet.
4 Eier abwiegen. Dieselbe Menge Butter, Zucker, Mehl
etwas Backpulver – doch kein(!) Vanillezucker

Kokosblütenzucker soll man nicht mit Normalzucker mischen, sonst ist der niedrig-glykämische Effekt dahin. Ein Viertel des Bio-Dinkelmehls habe ich durch Mandelmehl ersetzt – wegen der Kohlehydrate und weil ich fand, dass der Mandelgeschmack besonders gut passen wird.
Die Rhabarbazeit war vorüber, dafür gabs köstliche Kirschen. Jetzt, wo der Herbst kommt, bieten sich freilich Zwetschken an.

Wie ist’s gelungen?

Was soll ich sagen? Schon den Rührteig hätte ich direkt aus der Schüssel schlecken wollen. Das ging nicht, weil er für Gäste bestimmt war. Der Kokosblütenzucker schmeckt jedenfalls wunderbar karamelig – ein bisschen wie Mascobadozucker. (Wir hatten auf Zartbitter schon einmal ein Rezept mit Mascobado: Himbeer-Tiramisu – hier nachzulesen.)

Schaut doch schon ganz gut aus. Der Rührteig erhält durch den Zucker eine schöne dunkle Farbe – fast wie Kakaoteig

Schaut doch schon ganz gut aus. Der Rührteig erhält durch den Zucker eine schöne dunkle Farbe – fast wie Kakaoteig

Der Kuchen schmeckte weniger süß, dafür aber leicht karamelig. Die Konsistenz war ebenfalls ein bisschen krümeliger – das liegt am Mandelmehl. Vielleicht nehme ich das nächste Mal einfach geriebene Mandeln.

Kuchen, den man guten Gewissens essen kann und der vor allem auch echt gut schmeckt – das gibt es wirklich. Der Kokosblütenzucker ist von den beiden getesteten Zuckersorten eindeutig mein Favorit. Er ist zwar wahrer Luxus. Aber wenn ich nur vier Stück Kuchen aus der Konditiorei hole, kommts noch teurer. Ich denke, ich werde wieder öfter backen und seltener zur Konditorei pilgern.

Abnehmpläne und trotzdem Kuchen genießen

Abnehmpläne und trotzdem Kuchen genießen – das geht wirklich

 

Zehn. Normalerweise gebe ich bei meinen Kino- und Serien-Berichten erst ganz zum Schluss meine Bewertung ab. Aber heute muss ich gleich am Anfang damit herausplatzen: Stranger Things bekommt 10 von 10 Punkten. Ganz eindeutig.

Die Handlung

Ein Junge, Will Byers, verschwindet auf dem abendlichen Nachhauseweg. Dafür taucht wenig später ein anderes Kind auf. Alle suchen Will: seine Freunde, Mike, Dustin und Lucas, seine überforderte und psychisch instabile Mutter, Wills Bruder Jonathan und natürlich die Polizei. Alle haben ihre eigenen Hinweise. Doch je mehr Hinweise es gibt, desto mysteriöser wird die Geschichte. Was hat das Energieministerium damit zu tun? Gibt es Monster? Und: Was hat der Floh dem Zirkusakrobaten voraus?

Wie aus meiner Kindheit

Stranger Things hat mich in meine Jugend und Kindheit zurückversetzt – auf die schönste Art und Weise. Die Serie spielt im Jahr 1983 und erweist Büchern und Filmen der 70er und 80er Jahre ihren Respekt. Story und visuelle Anleihen verstehen sich als Hommagen an die Werke von Stephen King und Steven Spielberg. Sie reichen von ET zu Stand By Me. Doch Stranger Things ist bei Weitem keine bloße Mischung aus bekannten Versatzstücken. Die Serie ist sogar überaus eigenständig.

Mike und Eleven – mit den unpraktischen „Handys“ der Jugend der 70er und 80er Jahre: groß, schwer und nur ein paar Hundert Meter Reichweite

Mike und Eleven – mit den unpraktischen „Handys“ der Jugend der 70er und 80er Jahre: groß, schwer und nur ein paar Hundert Meter Reichweite

Es ist schwer, viel über Stranger Things zu berichten, ohne wichtige Handlungsverläufe und Twists zu verraten. Nur so viel sei gesagt: Es ist eine Geschichte um ein Geheimnis und über Zusammenhalt. Zusammenhalt unter Freunden, Geschwistern und in der Familie. Anders als es bei anderen Serien gibt es keine Nebengeschichten – alles konzentriert sich darauf, Will zu finden und das Geheimnis, das sich auftut, zu ergründen.

Das Schöne dabei ist: Wills Freunde, ältere Geschwister, Eltern und die Polizei – sie alle haben dasselbe Ziel. Zwar beginnen sie von verschiedenen Ausgangspunkten, doch die einzelnen Personen und Gruppen werden zum Schluss zusammengeführt. Dabei verzichtet die Story darauf, gewissen Klischees zu folgen: Keiner von Wills Freunden ist der Trottel, der die Bemühungen der Gruppe wiederholt fast zum Scheitern bringt. Keines der älteren Teenager-Geschwister ist nur auf Sex und Parties aus. Keine der Eltern sind einfach nur ignorant. Und die Polizei ist nicht korrupt und nicht zu borniert, um zu erkennen, dass hier etwas sehr mysteriöses passiert.

Fantastischer Cast

So gut die Figuren geschrieben sind, so großartig werden sie auch von den Schauspielern ausgefüllt. Die Kinder können mehr als nur gut BMX-Räder fahren und Dungeons and Dragons (das eine gewisse Rolle in der Story hat) spielen, sondern wirklich gut schauspielern. Wills Freunde sind sehr eigenständige und glaubwürdige Charaktere, die sich auch wie richtige 12-Jährige verhalten. Ja, sie sind alle Nerds, aber sie besitzen unterschiedliche, sehr ausgeprägte Persönlichkeiten. Was sie gemeinsam haben, ist ihre Neugier, ihr Wille, ihren verschwundenen Freund zu finden, und ihr Mut.

Am meisten glänzt jedoch Millie Bobby Brown als das seltsame Mädchen Eleven. Sie muss auf eine sehr zurückgenommene Art und Weise, eine große Bandbreite von starken Gefühlen ausdrücken – ich hätte nicht gedacht, dass eine 12-Jährige dazu überhaupt imstande ist.

Die schauspielerische Antipode dazu ist Winona Ryder. Sie war eine der Ikonen der Generation X und verschwand Ende der 90er Jahre aus der A-Liste der Hollywood-Stars. Winona Ryder spielt die Mutter des verschwundenen Will Byers. Anfangs wirkte ihr übertriebenes Spiel auf mich völlig unpassend, doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr passt diese Art zu spielen zu der Alleinerzieherin, die ihre Kinder liebt, aber nicht immer so für ihre beiden Söhne da sein konnte, wie sie es gerne wollte – bedingt durch psychische Probleme und viele Arbeitsstunden in einem schlecht bezahlten Job, mit dem sie ihre Familie durchbringt. Sie ist überzeugt, fast besessen davon, dass ihr verschwundenes Kind noch lebt. Ihr Umfeld sieht das anders und hält sie für verrückt.

Wills Mutter (Winona Ryder) glaubt, dass Will mit ihr Kontakt aufnimmt, wenn Sie sämtliche Weihnachtsbeleuchtung aufhängt

Wills Mutter (Winona Ryder) glaubt, dass Will mit ihr Kontakt aufnimmt, wenn sie sämtliche Weihnachtsbeleuchtung aufhängt

Die Geschwister unserer jungen Helden, sind im Teenager-Alter. Wills Bruder, Jonathan [Charlie Heaton] und Nancy [Natalia Dyer], die Schwester von Wills bestem Freund, Mike, gehören aber nicht derselben Clique an. Jonathan gehört nämlich zu gar keiner Clique – das liegt an seiner finanziell benachteiligten Herkunft genauso wie an seiner Introvertiertheit. Die gut behütete Nancy stammt aus einer typisch, einigermaßen glücklichen Kleinstadtfamilie. Sie ist auf dem Weg, so zu rebellieren, wie Film-Teenager es tun – um ja bei den anderen beliebt zu sein. Doch sie ist eine kluge, empathische junge Frau und erkennt, dass klischeehaftes Teenagerverhalten keine Rebellion ist.

Der Sheriff der Stadt, Jim Hopper [David Harbour], befindet sich persönlich und beruflich in einer Sackgasse. Er lässt sich gehen, denn nach dem Tod seiner Tochter und dem Scheitern seiner Ehe sitzt er wohl im kriminalistisch langweiligsten Kaff der USA. Er wird durch das Verschwinden von Will Byers aus seiner Resignation herausgerissen und beweist, dass er ausgezeichneten Spürsinn besitzt und noch immer zu hervorragender Ermittlungsarbeit fähig ist.

Die Liste der interessanten und sehr authentischen Figuren ist lange, ebenso wie die Liste der Darsteller, die diese verkörpern. Aber überzeugt euch einfach selbst.

Lasst euch überraschen

„Stranger things have happened“, sagt man im Englischen. Es bedeutet so viel wie „Das überrascht mich nicht“. Auf Stranger Things trifft das nicht zu: Überraschungen gibt es überall – von der Geschichte zu den Darstellern. So muss Film und Fernsehen sein: frisch, aufregend und äußerst sehenswert. Netflix hat hier einen echten Volltreffer gelandet.

Ich mag Ajvar sehr gerne. Es gibt ihn von mild bis scharf, cremig oder etwas fester. Als ich vor drei Jahren in Bosnien war, habe ich dort den weltbesten Ajvar gegessen. Zora hat uns im Nationalpark UNA mit Köstlichkeiten verwöhnt. Und ich habe mir gesagt, dass ich unbedingt mal Ajvar selber machen möchte. Jetzt war es so weit. Ich habe die cremige, etwas schärfere Variante gewählt.

Das braucht man für 5 Gläser Ajvar:

15 rote Paprike

2 MelanzaniIMG_8629

2 Esslöffel Salz

5 -6 Esslöffel Zucker

5 Zehen Knoblauch

2-3 Teelöffel Chilipaste

¼ Liter Öl

1/8  Liter Essig

1/3 Liter Wasser

Und so geht der Ajvar:

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Melanzani und Paprika grob schneiden. Knoblauch schälen und pressen.

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Alle Zutaten in den Topf geben, vermischen.

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Das Ganze etwa 30 Minuten weich kochen.

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Mit dem Pürierstab durchpürieren. Ich habe es nicht ganz fein gemacht. Ich mag es, wenn man noch ein bisschen sieht, dass da Paprika und Auberginen drinnen sind.

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Die pürierte Masse nochmals aufkochen und etwa 5 Minuten köcheln lassen, dann in die sauberen Einmachgläser abfüllen. Deckel drauf und für 10 Minuten auf den Kopf stellen.

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Ajvar schmeckt zu Gegrilltem, einem Steak oder einfach aufs Brot. In Bosnien haben wir gebackene Mäuse mit Ajvar gegessen.

Letzte Woche war ich in Kärnten in einer wunderbaren kleinen Kirche. Sternberg heißt sie, sie liegt ganz malerisch auf einem kleinen Berg und man hat einen wunderbaren Rundumblick. In der Vorhalle der Kirche haben mich dann Gedanken an den Krieg eingeholt. Viele Grabtafeln dort sind Erinnerungen an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Gefallen in Russland, Griechenland oder Frankreich.

Da ist die Rede von Heimat und fremder Erde. Von der Liebe zur Heimat und vom Wiedersehen im Himmel. Vom Schuss in die Brust, vom Heldentod und vom vergossenen Blut. Auf manchen Tafeln trösten sich die Hinterbliebenen damit, dass es sinnvoll ist für die Heimat zu sterben, natürlich als Held. Und heut wird immer noch gestorben. Natürlich auch der Heldentod, in Syrien und anderen islamischen Ländern heißt das Märtyrertod. Denn kein Krieg ohne Tote. Kein Krieg ohne Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, Ehefrauen, Ehemänner und Söhne und Töchter, deren Herzen schwer sind vor Trauer. Was schreiben die Menschen in Syrien zur Erinnerung? Die Trauer ist sicher die gleiche, die Worte ähnlich.

Ich weiß für mich, wenn ich die Tafeln lese: Krieg ist sinnlos!

Aber lest selbst, was darauf steht:

 

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