Ich lag auf dem Bauch – sternförmig quer übers große Bett gestreckt. So schlief ich am liebsten. Damals Single, hatte ich ja das Bett für mich allein. Ich wachte mitten in der Nacht auf und spürte, dass die Bettdecke ganz fest an meinen Körper gedrückt war. Ich wollte sie locker schütteln, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich spürte etwas Schweres auf mir liegen. Etwas schien mich niederzudrücken – ganz fest auf die Matratze. Wer oder was hält mich hier fest? Wer ist da in meinem Schlafzimmer? Da stehen noch ein, zwei Leute um mein Bett herum. Mit dem Gesicht im Kissen kann ich sie nicht sehen, aber spüren. Ich wollte reden, dann schreien! Aber weder konnte ich meinen Mund öffnen noch irgendeinen Laut von mir geben. Mein Herz raste vor Angst.

„Versuche ruhig zu atmen“, sagte ich mir. Plötzlich ein kleines Zucken im kleinen Finger. Ich konnte bald andere Finger bewegen, die Hand, den ganzen Arm. Die Decke fühlte sich nicht mehr so schwer an. Niemand drückte mich mehr nieder. Noch immer Herzrasen. Es dauerte Minuten, bevor ich wagte, die Augen zu öffnen und den Kopf zu heben. Niemand da.

Jeder 6. betroffen
Was war das bloß? Ein paar Freunden habe ich damals davon erzählt, aber heute denke ich selten daran. Erst vor ein paar Tagen ist mir ein Artikel des Magazins VICE untergekommen: Der reale Horror einer Schlafparalyse. Interessant. Es gibt also einen Namen dafür. Ich hatte bis gestern keine Ahnung, dass es ein Phänomen ist, das anscheinend jeden sechsten Menschen betrifft.

Ich habe noch ein bisschen im Internet danach gestöbert. Meist sind Rückenschläfer davon betroffen und sehr viele meinen, eine schattenhafte Figur zu sehen, die auf sie zukommt. Viele Leute haben dazu noch auditive Halluzinationen und die unheimliche Figur flüstert ihnen etwas zu. Gruselig.

So ungefähr erleben manche die Schlafparalyse (CC BY 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

So ungefähr erleben manche die Schlafparalyse
(CC BY 4.0 http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Keine einfache Erklärung
Die Erklärungen für dieses Phänomen sind nicht gerade einfach. Aber irgendwie ist es so: Beim Einschlafen geht man über die REM 1-Phase in die REM 2-Phase, die Tiefschlaf-Phase. Der Körper wird während der REM 2-Phase ruhig gestellt (quasi gelähmt), damit man nicht alle Bewegungen, die man im Traum ausführt, auch tatsächlich mitmacht. Anstatt beim Aufwachen von der REM 2-Phase in die REM 1-Phase überzugehen, überspringt man bei der Schlafparalyse die REM 1-Phase. Man ist also halb wach, halb träumend, aber die Schlaflähmung ist noch nicht deaktiviert. Wikipedia erklärt das besser.

Bitte, hätte mir das jemand mal vor 10 Jahren sagen können?!? Mir ist das einige Male innerhalb relativ kurzer Zeit passiert und ich hatte jedes Mal eine Scheiß-Angst, wenn es sich anfühlte, als würde mich jemand niederdrücken und Leute, böse Wesen, ums Bett herumstehen. Ich keuchte und schwitzte jedes Mal noch minutenlang, nachdem es vorbei war. Hatte ich zu viele Horrorfilme geschaut? War es ein parapsychologisches Phänomen? Ich musste was unternehmen.

Rezepte eines Horrorfilm-Fans
Als Ober-Kino-Blogger von ganz zartbitter wusste ich freilich, was zu tun war. Ich erinnerte mich an Rezepte aus Horrorfilmen:

Rezept Nr. 1 aus: A Nightmare on Elm Street
Wenn du im Traum einem Monster begegnest oder es dich in die Realität verfolgt, dann dreh ihm den Rücken zu, sag ihm, dass es nicht real ist, und befiel ihm zu verschwinden. So nimmst du ihm jede Macht.
Was gegen Freddy Krüger half, wirkte auch bei den Wesen aus meinem halbwachen Traum. Ich lag ja auf dem Bauch, so hatte ich ohnehin dem ganzen Raum den Rücken zugedreht. Bis ich mich bewegen konnte, dauerte es lange – gefühlt mehrere Minuten, real waren es wahrscheinlich nur Sekunden. Dann konnte ich wenigstens beginnen zu murmeln, dass, wer immer auch hier ist, gefälligst verschwinden soll.

Rezept Nr. 2 aus: Poltergeist
Hol dir die Profis. Einen Arzt? Nein. Also, es war so: Ich erzählte einer Kundin davon, mit der ich mich privat sehr gut verstand. Sie war Lebensberaterin mit Hang zum Übersinnlichen. Irgendwie kamen wir auf das Thema meiner beängstigenden nächtlichen Erlebnisse und sie schickte mir ihre Tochter, ein Medium, um das Haus zu reinigen. Ich stehe solchen Dingen äußerst skeptisch gegenüber. Aber: Wie konnte ich da dankend abwinken? Irgendwie war ich auch neugierig. Als das Medium ankam, war ich erst mal enttäuscht. Anstatt einer schrulligen Person mit Fiepsestimme kam eine junge hübsche Studentin. Sehr nett von der Art her. Sie schrie auch nicht: „Geh nicht ins Licht!“. Es war etwas weniger spektakulär als im Film. Für mich jedenfalls, denn ich durfte während der Reinigung nicht anwesend sein. Sie reinigte das Haus von den Geistern eines Zwillingspaares und vom Geist eines Soldaten aus dem ersten Weltkrieg. Ähhhh, öhhh … ich lass das jetzt einfach mal so stehen.

So blöd sich das anhört: Seither ist Schluss mit dem „Spuk“. Wahrscheinlich alles reine Psychologie. Placebo. Und ich bin jetzt Seitenschläfer.

Viele Leute, die Schlaflähmung kennen, entwickeln ihre eigenen Wege, damit umzugehen. Ich denke, wenn man weiß, dass es ein bekanntes Phänomen ist und medizinisch oder psychologisch erklärbar, ist es einfacher. So macht auch keine schwarze Gestalt mehr Angst.

Lächerlich oder echt cool?
Ich postete meine Lösung des Schlafparalyse-Problems als Kommentar zum VICE-Artikel. Ein anderer User hat sich scheckig gelacht – ausgedrückt mit fünf Emojis, bei denen die Lachtränen nur so wegspritzen. Macht euch nur lustig über mich! Ich habe wenigstens eine aufregende Geschichte, die Kinder beeindruckt. Mein Patenkind kann sich gar nicht daran satthören. Ich muss die Story immer wieder erzählen. Mein Schlafzimmer von damals ist jetzt das Gästezimmer und mein Patenkind und sein Bruder finden es total aufregend, in genau diesem Zimmer zu schlafen, das von Geistern gereinigt werden musste.

Also, was immer das Medium da wirklich gemacht hat: Ich bin Patenonkel, der ein echt gruseliges Erlebnis hatte und in einem Haus wohnt, in dem es spukte! Wer kann das schon von sich behaupten? So waren die 100 Euro für das Medium eine doppelt lohnende Ausgabe.

Einkaufswägen

Die gefüllten Einkaufswägen stehen für die Flüchtlinge bereit.

Salzburg Hauptbahnhof: Zwei leere Semmeln, eine Packung Butterkekse, ein Apfel und eine Tafel Schokolade. Fertig geschnürt wandert ein Jausensackerl nach dem anderen in den Einkaufswagen. Daneben steht bereits einer mit Mineralwasser und zwei weiter einer mit Hygiene-Artikel. „Wie kann ich mich nützlich machen?“, fragt eine Frau mittleren Alters. Keine Minute später hat die freiwillige Helferin das erste Sackerl gefüllt, abgepackt und mit einem Mascherl versehen.

„Ein Einkaufswagen mit Lebensmittel, einer mit Getränken. Nicht mehr als drei Personen pro Wagen“. Caritas-Direktor Johannes Dines gibt die letzten Anweisungen an die Freiwilligen. Dann setzt sich die Kolonne in Bewegung. Im Zick-Zack-Kurs bahnt sich der Hilfskonvoi seinen Weg zwischen Geschäftsreisenden, Touristen, Urlaubern, Schülern und Studenten hindurch. Je ein Caritas-Mitarbeiter begleitet die Helfer Richtung Bahnsteig. Mit dem Aufzug geht es nach oben zu den Gleisen des Salzburger Hauptbahnhofs. Eine ältere Dame mit Koffer nähert sich den Helfern. Ihr Dank kommt spontan und von Herzen: „Thank you for helping people. Great work!“

„Thank you for helping people. Great work!“

Wie viele Flüchtlinge in dem ÖBB-Railjet aus Wien sein werden, weiß keiner genau. Gestern Abend waren es bis zu Tausend pro Zug. „Die Ungarn haben die Grenze zu Österreich schon wieder dicht gemacht“, macht eine Nachricht schnell die Runde. Das Rote Kreuz steht mit Sanitätern bereit, die Polizei hat Beamte abkommandiert. Alles wartet auf die Ankunft des Zwölf-Uhr-Zugs aus östlicher Richtung. Für eine Gruppe junger Männer geht es nach einem Wochenend-Trip zurück in ihre Heimat nach Vorarlberg. Für die ankommenden Flüchtlinge heißt es in Salzburg umsteigen in den Anschlusszug nach München. Die Destination ist unbekannt. Der Regionalexpress steht am gegenüberliegenden Bahnsteig zur Abfahrt bereit.

Minderjährige syrische Flüchtlinge sind gekommen, um zu übersetzen. Durch das Megaphon sollen sie den Menschen in ihrer Sprache erklären, dass es gleich gegenüber  nach Deutschland weitergeht. Die Helfer machen sich bereit. Sie bringen ihre mit Semmeln, Keksen, Äpfel, Bananen und Mineralwasser gefüllten Einkaufswagen in Position. Der Zug rollt ein, die Türen öffnen sich. Hastige Blicke scannen den Bahnsteig. Eine Mutter hält ihre Tochter im Arm. Der Vater streckt schnell die Hand für eine Flasche Wasser aus. Dann verschwinden die Drei im Zug Richtung München. Ein kleines Mädchen löst sich kurz von ihrer Mutter. Ihr Blick trifft auf jene zwei Helfer, die unweigerlich seufzen. Ein Pfiff. Die Türen schließen und der Zug fährt ab. Die Menschen im Zug winken zum Abschied. Die Helfer tun es ihnen gleich. Dann sind die Flüchtlinge wieder verschwunden. Zurück bleibt ein leerer Einkaufswagen und das gute Gefühl geholfen zu haben. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.

So viele erschütternde Bilder in den letzten Tagen: im Lastwagen erstickte Menschen, an den Strand gespülte Leichen, verzweifelte Flüchtlinge am Bahnhof in Budapest. Das Entsetzen darüber ist groß und die Hilfsbereitschaft der Menschen wächst. Doch einige haben weiterhin nichts anderes als Hass und Gewalt für die Flüchtlinge übrig.

Darum beschloss ein Musiklehrer, den Ultra-Rechten eine lautstarke Botschaft entgegenzuschleudern – und zwar den 22 Jahre alten Song „Schrei nach Liebe“ der Punk-Band DIE ÄRZTE. So startete er die Aktion Arschloch, benannt nach der bekannten Textzeile des Songs „Schrei nach Liebe“, die schlicht und eingängig einfach „Arschloch, Arschloch, Arschloch“ lautet. Die Ärzte veröffentlichten den Song 1993, als Asylbewerberheime in Rostock brannten. Jetzt, wo wieder Asylquartiere die Zielscheibe von Flüchtlingshassern sind, war es naheliegend, gerade diesen Song auszuwählen.

Die Absicht der Aktion Arschloch. „Schrei der Liebe“ soll auf Platz 1 der deutschen Charts – als Zeichen gegen die Rechte Hetze und Gewalt. Die Ärzte begrüßen die Aktion, wollen aber nichts daran verdienen. Es wird alles an die Organisation Pro Asyl gespendet – und zwar auch die Erlöse durch Airplay.

Die Aktion ist ein voller Erfolg. Es gibt viel Zustimmung von der Presse und auch die Verkäufe von „Schrei nach Liebe“ sind in die Höhe geschnellt, auch in der Schweiz, in Österreich und Luxemburg.

Tadellose Aktion? Nicht für alle.
Es gibt auch herbe Kritik an der Aktion. Schindluder.net, sonst spezialisiert darauf, uns mit lustigen Bildchen und Sprüchen zu erfreuen, nennt das Ganze die „Aktion der Arschlöcher“.

[Sorry, den folgenden Absatz musste ich streichen. Hier hab ich den Sin der Aussage von Schindluder.net völlig entstellt – ohne Absicht, einfach durch Schlampigkeit. Ich entschuldige mich.]
Die Argumente gegen die Aktion Arschloch sind einerseits subjektiv:
Es ist nicht cool, […] „Schrei nach Liebe“ anzuhören […] macht auch definitiv keinen Spaß.
Das mag für manche stimmen. Ich mag den Song und singe gerne lauthals mit. Und viele andere offenbar auch.

Andere Die Argumente sind finde ich naiv:
Man muss immer, immer, immer, immer, immer und immer wieder mit Flüchtlingsgegnern reden und ihnen die Ängste nehmen. Nur wenn sie verstehen und sehen, dass Flüchtlinge verdammt arme und hilfsbedürftige Menschen sind, dann überlegen sie es sich vielleicht zweimal ob sie ein Heim anzünden.
Wie bitte? Das ist idealistisch aber nicht realistisch. Rassisten sind für Argumente und das Leid der anderen nicht offen. Sie sind Hasser, keine Skeptiker und keine „besorgten Bürger“. Menschen mit Ängsten und Sorgen zünden nichts an, verbreiten keine Gewalt und urinieren nicht auf Flüchtlingskinder.

Ist es ok, Ultra-Rechte als Arschlöcher zu bezeichnen?
Es ist sicher nicht der feine Ton. Argumente gehen den Rechten am, ‘Tschuldigung, Arsch vorbei. Und ob man sie Nazi, Pack oder sonstwas nennt, ist ihnen auch egal. Gerade das ist für alle normalen, empathischen Menschen so frustrierend – Argumente und Beschimpfungen bringen nichts. Aber: Man kann sich so seiner Frustration einfach Luft machen und es rausschreien: Arschloch!

[Hier zur Auflockerung das Lyrics-Video – bitte weiter unten weiterlesen]

Freilich, ist es ein Schrei der Ohnmacht, doch wenn viele ihn gemeinsam schreien, dann fühlt man sich nicht allein. Dann weiß man, dass es viel Menschlichkeit gibt und es sich lohnt, den Rechten gegenzuhalten.

Flüchtlingsjunge_Aylan_übermalt

„Wir TRAUERN NICHT wir FEIERN ES“ Welche Unmenschen denken so? Arschlöcher?

Dieses Gefühl tut auch einfach mal gut. Besonders wenn die Flüchtlingsgegner sich von ihrer hässlichsten und unmenschlichsten Seite zeigen. Zum Bild des 3-jährigen ertrunkenen Aylan, das dieser Tage wieder viele Menschen bewegt hat, tauchte auf Facebook dieses Posting auf:

Werden solche Unmenschen durch Argumente klüger? Nein. Sorry, aber in solchen Augenblicken fällt mir auch nichts anderes ein, als laut zu schreien: Arschloch! Arschloch! Arschloch!

 

 

Ich hätte ich mir nie gedacht, dass ich mal nach Medjugorje komme. Einer der beliebtesten Wallfahrtsorte vieler Katholiken, von der Kirche nicht anerkannt. Offizielle Wallfahrten hierher sind den Katholiken von der Kirche nicht erlaubt. Was aber eine Million Menschen nicht davon abhält trotzdem zu kommen. Mich auch nicht. Es war Teil einer einwöchigen Rundreise durch Bosnien und Kroatien. Ich habe mich an die Anweisung unseres Reiseleiters Peter gehalten und bin völlig wertungsfrei an den Ort rangegangen. Von „Was für ein Humbug“ bis zu „Hier begegnet man der Königin Maria“ ist an Meinungen zu Medjugorje alles möglich.
Begonnen hat die Erfahrung mit einem deutschsprachigen Gottesdienst. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Priester fängt mit dem Schuldbekenntnis an.

IMG_5490Da war ich schon ein bisschen irritiert. Die Worte kamen automatisch über meine Lippen, obwohl ich es seit meiner Jugend nicht mehr in einer Messe gehört habe. Gehört wohl dazu hier, hab ich mir gedacht. Nach einem Lied und der Lesung begann der Priester zu predigen. Der erste Donnerstag des Monats ist der Priesterdonnerstag erklärte er, da geht es um die Berufung zum Priester. Was dann folgte war eine Ansprache im Stile amerikanischer Prediger, wortgewaltig, unterstrichen mit ausladender Mimik und Gestik. Er lobte die Italiener, die die begnadeten Hände der Priester küssen würden, was im deutschsprachigen Raum leider nicht gemacht würde. Er küsste seine Hände dabei. Obwohl diese Hände segnen würden, heilen und Trost spenden. Wie bitte? Dann müsste ich auch die Hände meiner Freunde und meines Zahnarztes küssen, was ich nicht vorhabe zu tun. Und er erklärte, dass Maria bei jedem Gottesdienst hinter dem Priester stünde. Die Aufgabe des Priesters wäre es Maria zu dienen und dabei immer kleiner zu werden, bis der Priester wieder Kind ist und er zurück in den Schoss und das Herz Marias könne. Aha! Schnitt!!!
IMG_5492Diese Predigt hat es mir sehr schwer gemacht jetzt wertfrei auf den Erscheinungsberg zu gehen. Der Anstieg ist steil, es gibt keinen Weg, man muss ihn sich selbst suchen. Über rotbraune Steine geht es hinauf, viele schon glatt gescheuert von den Unmengen an Pilgern. Es begegnen mir Menschen, die einen Rosenkranz beten. Andere erklimmen ihn barfuß. Manche steigen in großem Tempo nach oben. Andere setzen bewusst Fuß vor Fuß. Oben angelangt erwartet mich die Statue Marias, an dem Ort an dem sie monatlich ihre Botschaften bekannt geben soll. Viele Menschen sitzen auf den Steinen, lassen den Ort auf sich wirken. Viele beten, manche kniend, andere stehend. Einige murmeln, die meisten sind still ins Gebet versunken. Bei der Statue liegen unzählige Dinge. Fotos, Gegenstände, kleine Zettel mit Bitten oder Danksagungen drauf. Das ist der Moment, an dem mir bewusst wird, wie wichtig für viele Gläubige dieser Ort wohl ist. Hier lassen sie ihren Kummer, ihre Freude, ihre Hoffnungen.
Ich habe andere Orte, die mir spirituell Kraft und Hoffnung geben.

Zurück im Ort schlendere ich noch durch die Straße, die gesäumt ist von unzähligen Andenkengeschäften. Von der lebensgroßen Marienstatue bis zum Kühlschrankmagneten ist hier alles zu erwerben. Wallfahrtsortangebot wie überall auf der Welt, wie jede religiöse Kultstätte das kennt.

Ich verlasse Medjugorje wie ich gekommen bin, wertungsfrei. Nicht beseelt aber auch nicht abgestoßen. Nur die Predigt wird noch lange in mir nachhallen, aber mich darin bestärken, dass die Sicht des Priesters nicht meine christliche Sicht ist. Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und das freut mich.

 

Lest auch meinen Reisebericht über Sarajevo

von Ayad Salim

[Scroll down for the English and Arabic versions]

Warum Österreich? Diese Frage interessiert wahrscheinlich viele Leute in diesem schönen Land. Ich möchte meine Geschichte erzählen, um diese Frage beantworten.
Ich bin Journalist (Fernsehreporter), Übersetzer, Englisch-Lehrer und Musiker. Aber vor allem bin ich ein Mensch. In meinem Heimatland, Irak, lebte ich gut – finanziell wie gesellschaftlich. Trotz der Gefahren und Ereignisse im Irak im Allgemeinen und Bagdad im Besonderen. Ich war vielen Gefahren ausgesetzt: Weil die diversen Schiiten-Parteien und ihre Milizen beim Aufteilen des Kuchens, denn der Irak besitzt viele Reichtümer, immer mehr Kontrolle erhalten haben. Und weil ich Sunnit bin – und Journalist. Als solcher muss ich den Menschen die Wahrheit berichten.

Ich wollte nur ein würdiges Leben in Sicherheit All I wanted was a safe and dignified life

Ein würdiges Leben in Sicherheit
A safe and dignified life

Seit 2003 – bis zu meiner Abreise aus dem Irak – war ich wegen meiner Glaubenszugehörigkeit und meines Berufs vielem ausgesetzt. Vielen Gefahren. Ich habe mit allen Mitteln versucht, mein Leben zu leben und weiterzumachen, um meine Aufgabe voll zu erfüllen. Das ist meine Pflicht meinem Heimatland gegenüber.
Meine Eltern leben in Ninive. Doch seit der Besetzung der Stadt durch den Islamischen Staat 2014 kann ich nicht mehr dorthin reisen, weil der IS Journalisten umbringt, wie Sie wahrscheinlich schon gehört haben. Durch meinen Beruf musste ich die Wahrheit über die Kämpfe in Anbar im Westen Iraks und in Tikrit im Norden Iraks berichten. Die Regierung kam dabei nicht gut weg. Man versuchte deswegen, mich zu verhaften, und letztlich gab es einen Mordanschlag auf mich in Baghdad, wo ich arbeitete und lebte. Ich konnte nicht mehr länger im Irak bleiben, denn ein Leben in Sicherheit war nicht mehr möglich.
Ich bin jetzt 44 Jahre alt und die Entscheidung, mein Land zu verlassen, alles hinter mir zu lassen – die Gegenwart und die Zukunft – war alles andere als leicht. Man ist wie innerlich abgestorben.
Ich floh zuerst in die Türkei. Ich wurde dorthin geschmuggelt, denn offiziell konnte ich nicht reisen – aus Angst vor den mächtigen Milizen der Regierung und des staatlichen Sicherheits- und Militärapparats. Ich floh mit dem, was ich tragen konnte sowie mit einer Menge an Kindheitserinnerungen an mein Heimatland Irak und der Hoffnung auf ein sicheres und würdiges Leben in einem europäischen Land. Ich wusste nur noch nicht, welches.
Fortsetzung folgt …

 

Why Austria? – Part 1

Why Austria? A question that’s probably on many people’s minds in this noble country. But for me, telling my story answers this question.
I am a journalist (TV reporter), translator, English language teacher and musician. But foremost a human being. In my country, Iraq, I was living very well, financially and socially, despite the risks and events that surrounded Iraq in general and Baghdad in particular because of the growing control of the many and various Shiite parties and the militias involved in the sharing of the nation cake owing to Iraq’s countless fortunes. I faced great risks because I am a Sunni and a journalist who must tell people the truth.
From 2003 until my departure from Iraq, I was exposed to a lot of dangers because of my sectarian affiliation and because of my work. I tried by all means to live and to continue my work in order to fulfil my duty towards my homeland.
Since the 2014 occupation by the Islamic State of Nineveh, where my parents live, I can no longer go to this province, because the Islamic State kills journalists, as you may know. And because of my job of telling the truth about the fighting in Anbar in the west of Iraq and Tikrit in the north, which were not in favour of the government, I was constantly in danger of being arrested, and finally, there was an attempt on my life in Baghdad, where I work and live. It therefore became impossible for me to stay in Iraq, because it was no longer safe there.
As I am now 44 years old, the decision to leave my country, to cut all ties and break away from the present and the future is not easy at all. It like being dead inside.
In the first phase of my escape I was smuggled to Turkey, because I could not officially leave, owing to the powerful militias in the government and the security and military apparatus. I fled carrying suffering and a package of childhood memories of my home country, and with some hope of a safe and dignified life in a European country not yet been determined.
To be continued …

لماذا النمسا .. الحلقة الاولى
سؤال ربما يراود الكثيرين من سكان هذا البلد الكريم لكنه بالنسبة لي يحكي قصتي التي تجيب على هذا السؤال.
انا صحفي (مراسل تلفزيوني) ومترجم ومدرس لغة انكليزية وموسيقي ايضا لكن انسان قبل كل شيء. كنت في بلدي العراق بوضع جيد جدا ماليا واجتماعيا رغم الاحداث والمخاطر التي كانت تحيط بالعراق عموما وبغداد خصوصا. تعاظم سيطرة المليشيات الشيعية التابعة للاحزاب المختلفة والكثيرة التي تشارك في اقتسام كعكة الوطن لما به من خيرات لاتعد ولاتحصى. وبسبب كوني سني وعملي كصحفي ورسالة الصحافة بان ننقل الحقيقة للناس واجهت مخاطر كبيرة.
منذ 2003 وحتى خروجي من العراق تعرضت للكثير الكثير من الاخطار بسب انتمائي المذهبي وبسبب عملي. حاولت بشتى الوسائل العيش والاستمرار في بلدي لنقل رسالة الصحافة التي لابد من تتم على الوجه الكامل. انه واجبي تجاه وطني.
ومع احتلال الدولة الاسلامية للموصل عام 2014 حيث يسكن اهلي, لم يعد يمكنني الذهاب الى هذه المحافظة لان الدولة الاسلامية تقتل الصحفيين كما تعرفون. وبسبب نقلي الحقيقة لاخبار المعارك في الانبار غربا وتكريت شمالا والتي لم تكن في صالح الحكومة تعرضت لمحاولات للاعتقال واخيرا الاغتيال في بغداد مكان عملي وسكني. فاصبح بذلك من المستحيل البقاء في العراق بعد ان اصبحت الحياة الآمنة فيه مستحيلة.
بعد ان اصبحت بعمر 44, فان قرار الخروج مرغما من بلدي وقطع كل الجذور فيه والانفصال عن الحاضر والمستقبل قرار ليس بالسهل اطلاقا بل اشبه بالموت حيا.
خرجت في اول خطوة الى تركيا عن طريق متعهد باخراج الناس عن طريق التهريب لاني لم اكن استطيع الخروج بشكل رسمي خوفا من المليشيات المتنفذة في الحكومة وكل الاجهزة الامنية والعسكرية. خرجت لا احمل سوى معاناة وحزمة من ذكريات الطفولة والعيش في بلدي العراق وبعض الامل في حياة امنة وكريمة في بلد اوربي لم يحدد بعد.
الى اللقاء ..في الحلقات القادمة لتكملة القصة

Ich verfolge schon seit Beginn der ersten Flüchtlingsströme die Berichte hierüber via Fernsehen (z.B. Weltspiegel), Zeitungen und Facebook. Bei letzteren von Fall zu Fall auch die Kommentare hierzu. In letzter Zeit allerdings immer weniger, da mich der viele Hass und die Hetze zu sehr belasten. Ich kann es einfach nicht verstehen, dass Erwachsene Menschen so abgrundtief böse sein können. Aber zum Glück ist der Großteil der Bevölkerung nicht so und hilft, wie es nur möglich ist.

Gestern haben die zaunbauenden Ungarn die ins Land drängenden Flüchtlinge unkontrolliert Richtung Deutschland ausreisen lassen. Die Fahrten mit der Bahn gingen über Salzburg. Einige kamen durch, einige strandeten für eine Nacht in Salzburg. Dank Facebook tat sich eine große Welle der Hilfe auf. Auch wurden dankenswerter Weise Bilder gemacht. Somit konnte ich die Hilfe mitverfolgen. Zu gerne wäre ich auch vor Ort gewesen, ich bin aber aufgrund eines Nervenleidens momentan an den Rollstuhl angewiesen. Mit so einer Mobilitätshilfe ist man aber nur eingeschränkt mobil, zumal die Busverbindung vom Land in die Stadt in der Nacht logischerweise lückenhaft ist. Das einzige was mir gestern möglich war ist, dass ich über Facebook jemanden bat, diverse Lebensmittel auf die Schnelle beim Spar am Bahnhof einzukaufen und für mich zu verauslagen. Prompt meldete sich umgehend eine sehr junge Helferin und wir vereinbarten, dass sie für mich ca. 20 Euro auslegen soll. Ich werde ihr das Geld umgehend überweisen.

Mit Rolli und Rollator unterwegs zum Bahnhof

Mit Rolli und Rollator unterwegs zum Bahnhof

Dienstags und freitags kommt immer Muttern zu Besuch. Die verfolgt auch immer die Berichte über die Flüchtlinge. Gestern sah sie auch Maybrit Illner dazu und regte sich maßlos darüber auf. Da kam mir die Idee, sie zu fragen, wie sie denn momentan drauf sei. Körperlich meinte ich. Sie sagte, es ginge ihr soweit gut und fragte, warum ich das wissen wolle. Neben dem Wäschewaschen in der Gemeinschaftswaschküche, zischen wir auch immer zusammen zum Einholen in den hiesigen Spar Markt. Auf dem Weg dahin trainiere ich mit dem Rollator und Muttern schiebt den Rollstuhl hinterher. Retour nimmt Muttern den Rollator, mal mehr, mal weniger mit den Einkäufen bepackt. Heute fragte ich sie, ob wir denn auch unseres dazu beitragen wollen und gemeinsam das Nötige mit dem Bus zum Bahnhof zu bringen. Muttern ist immer sofort zur Stelle, wenn sie helfen kann. Wir überlegten, was wir alles kaufen und staksten nach dem Befüllen der ersten Waschladung los. Im Facebook lasen wir, was so alles benötigt wird und danach richteten wir uns. Normalerweise legt Muttern mittags immer die Fussi hoch und macht ein Nickerchen. Zeitlich ging sich das heute nicht aus, nach dem Einkauf mussten wir noch zum zweiten Mal die Waschmaschine bemühen. Gleich nach der Befüllung zum zweiten Waschgang gingen und rollten wir zur Bushaltestelle. Die Fahrt zum Hauptbahnhof war kürzer als ich dachte, somit hatten wir keinen Stress. Nachmittags war nicht viel los, die Truppe vom Roten Kreuz war aber vor Ort und steht im Bedarfsfall habt Acht! Dort gaben wir unsere Einkäufe ab, die wurden zu den anderen Gaben der vielen Helfenden gelegt.

Danach gönnten wir uns noch einen Kaffee und Kuchen in einem Gastgarten beim Bahnhof. Um 16.05 Uhr fuhren wir wieder mit der Linie 25 zurück ins beschauliche Grödig. Auf der Fahrt lies ich noch mal alles Revue passieren und freute mich, dass wir auch einen kleinen Teil zur Hilfe beitragen konnten. Aber ich stellte mir auch die Frage, ob wir denn das Richtige gekauft haben. Die Menschen aus dem Süden sind ja eine andere Ernährung gewöhnt. Bei der Babynahrung kann man nicht viel falsch machen, aber zum Beispiel beim Brot. Ist hier Vollkornbrot opportun? Wir kauften beides, Vollkornbrot in Scheiben und Weißbrot in Scheiben. Da lern ich sicher noch dazu, es war sicherlich nicht die letzte Aktion von Muttern und mir!

P.S.: Es gibt auch noch was Erfreuliches zum heutigen Tag zu berichten! Ich bekam bei der Hinfahrt zum Bahnhof einen Anruf mit Grödiger Nummer. Ich dachte schon, dass es vielleicht eine hysterische Nachbarin ist, weil irgendwas aus der Wohnung kam. Aber nein, es war die Chefin des hiesigen Spar Marktes. Ich steckte mal einen Kassenzettel mit meinem Namen und Telefonnummer versehen in eine Gewinnbox bei der Kasse. Wenn man auf dem Bon ein Bio-Produkt von Spar Natur hatte, durfte man mitmachen. Und siehe da: ich habe den Hauptpreis, einen Grill gewonnen!