Rita Movsesian im Salzburger Dom bei der Probe Bild: Manfred Siebinger
Freitag abends, der Himmel öffnet sich. Von den Brücken der Salzach, ausgestattet mit Lichtern, begleitet von Afrikanischen Trommeln und tiefschwarzer Bluesmusik, strömen tausende Menschen zum Salzburger Dom. An diesem Abend ist er brechend voll. Die einen kommen wegen der Musik, die anderen weil es der Start des „Offenen Himmels“ ist. Auch Flüchtlinge sind unterwegs in die Salzburger Kathedrale. Eine Sache verbindet die unterschiedlichen Gruppen: Die Sehnsucht nach echtem Frieden.
Im Dom erwartet sie ein gewagt buntes Programm. Kann das funktionieren? Die Paukenmesse von Josef Haydn, Opernarien von „Carmen“ – anmutig interpretiert von Eva Schossleitner – und der „Königin der Nacht“ bis hin zu „Heal the world“ von Michael Jackson. Der Chor und das Orchester des Musischen Gymnasiums und die SolistInnen machen den Abend zu einem Genuss. Geht doch.
Tief berühren mich die Worte des syrischen Flüchtlings. Bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland kamen von 50 Menschen aus seinem Boot 15 ums Leben. Nun ist er ist seit vier Monaten im Caritas Flüchtlingshaus in Salzburg-Mülln untergebracht und spricht schon ziemlich gut Deutsch. Er lebt in Sicherheit, aber wie sieht es in seinem Inneren aus? Neben mir werden zwei Damen unruhig und verziehen das Gesicht, wenn von Flüchtlingen die Rede ist. Der Friedensgruß von Erzbischof Franz Lackner hat in diesem Kontext eine ganz neue Dimension. Ich gebe ihn ganz bewusst weiter.
Den emotionalen Höhepunkt des Abends interpretiert Rita Movsesian mit ihrer Version von „Let it be“. Die irakisch stämmige Sängerin ergänzt das Original mit zwei zusätzlichen Strophen in arabischer Sprache. Ohne arabisch zu sprechen, fühle und verstehe ich, was sie singt. Musik überwindet alle Gegensätze. Durch sie klingt der Friede.
Im März habe ich in einer Gärtnerei ein kleines Pflänzchen erstanden: eine Inka-Gurke. Hab ich vorher noch nie davon gehört, aber der Name hat es mir angetan und so war sie eine Stunde später im Garten angekommen. Da habe ich erst mal nachgegoogelt, was das für eine Pflanze ist. Die Freude war groß, die Inkagurke ist ein einjähriges Klettergewächs und ihre Früchte sind essbar. So hat sie uns den ganzen Sommer für die Jause mit knackigen Gurken versorgt, am besten sind sie bis zu einer Länge von etwa 5-7 Zentimeter. Aber erst jetzt im Oktober bei der letzten Ernte habe ich die Inka-Gurke für ein warmes Hauptgericht verwendet. Und ich muss sagen, sie ist warm noch besser. Und auch nächstes Jahr bekommt sie wieder ein Kletterplätzchen im Garten. Hier das Rezept:
Das braucht man für 2 Personen:
Eine Handvoll Inka-Gurken
½ Stange Lauch
2 Auberginen
2 Tomaten
1 Paprika
1 Zwiebel
2-3 Knoblauchzehen
Tomatenmark
Rosmarin und Thymian
Olivenöl, Salz, Pfeffer
Sauerrahm oder Joghurt
Nudeln
Und so geht’s:
Das einzelne Gemüse schneiden, nicht zu klein und nicht zu groß. In einer Pfanne die fein geschnitten Zwiebel im Olivenöl anbraten. Dann die Knoblauchzehen dazugeben.
Darauf folgen die Inkagurken, die Auberginen und die Paprika.
In der Zwischenzeit das Wasser für die Nudeln zum Kochen bringen. Die Nudeln hineingeben.
In der Pfanne geht es weiter mit den Lauchringen und den Tomaten. Ein paar Mal durchschwenken dann ein bisschen Wasser und etwas Tomatenmark dazugeben. Salzen und Pfeffern.
Die Kräuter hineinhängen und das Ganze etwa 5 Minuten köcheln lassen.
Die Nudeln abseihen und in die Pfanne geben, noch einmal durchrühren. Dann auf den Tellern anrichten. Wer mag einen Klecks Sauerrahm oder leeres Joghurt draufgeben. Man kann auch noch Petersilie oder ein bisschen gehackte Minze drüberstreuen. Mahlzeit!
Wer es schärfer mag, sollte statt dem Tomatenmark Chilipaste druntergeben ;)
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2015/10/ig1.jpg480640Anjahttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngAnja2015-10-04 15:55:192015-10-04 16:13:09Gemüsepfanne mit Inka-Gurken
• Flüchtlinge ziehen randalierend durch Erfurt • Schon wieder versuchen zwei rumänisch aussehende Leute (Männer und Frauen) ein Kind direkt der Mutter zu entreißen und in einem weißen Van zu entführen • Facebook verlangt jetzt Geld von uns, damit es nicht augenblicklich alle unsere Postings öffentlich macht • Wieder ein Fall, wo Crystal Meth mit Fruchtgeschmack an unseren Volksschulen verteilt wird • Und wieder Flüchtlinge: Diesmal haben sie eine Frau vergewaltigt und ihr sogar ein Ohr abgeschnitten.
Die letzten Wochen waren auf Facebook wirklich kein Spaß. Und zwar wegen der Flut unglaublicher Nachrichten – die meisten davon waren Fakes, also Falschmeldungen.
Wer nichts weiß … Bis vor kurzem habe ich mir immer gedacht: „Selig die Armen im Geiste“, und hab schnell zur nächsten Nachricht geklickt. Doch dann teilten auch immer mehr meiner Freunde solche Falschmeldungen auf Facebook. Und ich hab daraufhin begonnen, immer ganz höflich auf den Irrtum hinzuweisen – natürlich ganz diskret per Privatnachricht. Mir liegt nichts daran, jemanden bloßzustellen. Meistens krieg ich auch eine nette Antwort: „Ups. Sorry, aber das kann ja keiner wissen.“ Kann man eben schon.
Ich wünsche mir manchmal, viel klüger zu sein als andere. Aber das ist nicht so. Was ich vielleicht besitze sind sensible „Antennen“. Diese reagieren recht schnell auf Nachrichten, die extrem reißerisch aufgemacht sind. Denn die sind im wahrsten Sinne des Wortes einfach unglaublich. Ich beginne dann, nach Antworten zu suchen. Meine Recherche führt mich zuerst auf die Facebook-Seite des gemeinnützigen Vereins ZDDK – Zuerst Denken Dann Klicken – oder auf dessen Webseiten zddk.eu und mimikama.at.
mimi-Was? Nie gehört. Stattet mimikama.at oder zddk.eu mal einen Besuch ab und seht euch dort um. Ich kann das nur empfehlen. Ob Postings über Flüchtlinge, Berichte über Kindesentführungen, Gewinnspiele etc. – auf diesen Webseiten ist meistens schon geklärt, was falsch ist und was echt. Alle Internet-User können dort ihre Anfragen posten.
Woher wollen die das wissen? Es wird oft von Schwarm-Intelligenz geredet. ZDDK bzw. mimikama beweisen, dass diese auch wirklich existiert. Die Mitarbeiter des Vereins sind bestens vernetzt und recherchieren auf allen Kanälen. Aber sehr viele Informationen kommen auch von der Community. Um mitzumachen kann man sich ganz einfach auf der Seite anmelden. Bestimmte Voraussetzungen werden dafür nicht verlangt. Es ist beeindruckend: Die Mitglieder legen sich echt ins Zeug, bei Behörden oder bei betroffenen Personen nachzufragen – oder auf andere Weise akribisch zu recherchieren. Sie finden heraus, woher ein Film oder Foto stammt, ob ein bestimmter Vorfall überhaupt geschehen ist.
Auch über die App der Polizei lässt sich einiges erfahren
Wir brauchen bessere Internet-Komptenz Wir können einfach nicht alles wissen. Gleichzeitig werden wir von einer Flut an Informationen überrollt – geradezu überfordert. Daher müssen wir alle lernen, Meldungen zu hinterfragen und zu erkennen, welche Quellen zuverlässig sind und welche nicht. Denn auf ein Facebook-Posting ist kein Verlass – auch wenn es von der besten Freundin stammt.
Macht ja nix. Oder? Was macht es schon, wenn man mal einen Unsinn postet? Es macht eben schon etwas: Viele Falschmeldungen verbreiten unnötig Panik. Drogen an der Schule, Kindesentführungen – das ist mehr als nur leicht beunruhigend. Oft steht noch mehr dahinter: Es wird damit bewusst Feindseligkeit geschürt. Gegen Roma, gegen Flüchtlinge und alle Personen, auf die jemand gerade abzielen möchte. In Wien ist noch dazu gerade Wahlkampf und es vergeht kein Tag, an dem eine bestimmte Partei nicht der Lüge überführt wird. Die Falschmeldungen zieht sie dann nach erfolgreicher Verbreitung still und leise wieder zurück. Ohne Richtigstellung. Ohne Entschuldigung. Man kann hier Methode unterstellen.
Im Vergleich ist Internet-Betrug geradezu ehrlich. Das ist reine Abzocke und lukrativ. Die Gefahr ist aber: Wer bei Falschmeldungen allzu leichtgläubig ist, fällt mit Sicherheit auch leichter auf Internetbetrug herein.
Es zahlt sich also aus, die Antennen zu sensibilisieren und kritisch zu sein. Das nötige Wissen dazu liefert das Internet. Man kann sich durchaus selbst einmal auf die Suche begeben, falls mimikama nicht die richtige Antwort parat hat. Wer Spaß an Detektiv-Arbeit hat, findet dadurch vielleicht ein neues Hobby.
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2015/10/Bildschirmfoto-2015-10-03-um-11.40.06.png5201133Robert Gisshammerhttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngRobert Gisshammer2015-10-03 09:50:262015-10-04 08:07:13Zuerst denken, dann … Es ist ganz einfach!
Whatever happened to Fay Wray? In der Rocky Horror Show vermisst Dr. Frank-N-Furter die Eleganz des Hollywood-Stars. Doch das ist nicht das Einzige, wofür sie berühmt ist: Fay Wray ging für ihre Rolle in King Kong als erste Scream Queen in die Filmgeschichte ein – die Königin der Schreie.
Lange gab es keine würdige Nachfolgerin. Bis 1978 ein billiger Slasher-Film eine regelrechte Welle an Teenie-Horrorfilmen auslöste – und Jamie Lee Curtis zur neuen Scream Queen einer ganzen Generation machte.
Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen
Aufstieg und Fall. Und Aufstieg Slasher Movies wie Halloween, Freitag der 13., A Nightmare on Elm Street erhielten endlose Fortsetzungen, bis sie zur ramschigen Meterware verkamen. Doch nichts ist so grausig wie die Realität: Anfang der 90er Jahre erschütterte eine Mordserie in Florida ganz Amerika – vier Stundentinnen und ein Student wurden vom Gainesville Ripper erstochen und ihre Leichen so arrangiert, dass der Schock-Effekt beim Anblick möglichst groß war. Die Taten inspirierten Horrormeister Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson. 1996 hauchten Sie mit Scream dem Slasher-Genre neues Leben ein. Und wer bis dahin dachte, Drew Barrymore würde nur als der Kinderstar aus E.T. – der Außerirdische in Erinnerung bleiben, lag falsch. Die ersten unvergesslichen 10 Minuten des Films gehören ganz ihr. Als erstes Opfer des sadistischen Mörders mit der unheimlichen Maske hat sie sich einen Ehrenplatz als Scream Queen verdient.
Das Besondere an dem Film war, dass er in seiner Geschichte die Metaebene mit einbezog. Der gruselige Ghostface-Mörder versetzt seine jugendlichen Opfer zuerst am Telefon in Angst, indem er ihnen Quizfragen über Horrorfilme stellt, die Schüler spekulieren darüber, welche Rolle sie hätten, wenn das ein Horrorfilm wäre – und welchen Mustern und Regeln die Ereignisse dann folgen müssten. Unzählige Filmzitate machten Scream zum frischen hocherfolgreichen, satirischen Slasher-Hit. Und schon war eine neue Welle ausgelöst.
Jetzt, fast 20 Jahre später gibt es Scream als Fernsehserie. Zuerst auf MTV ausgestrahlt, steht sie jetzt auf Netflix zum Streamen bereit. Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]
Morde in Serie Wes Craven trieb die Story seines Films Scream rasch voran – und jagte uns zwischen Komik und Schauer von einem Ereignis zum nächsten. Ob eine Serie dasselbe schafft? Die erste Folge war recht vielversprechend. Insgesamt kommt die Serie jedoch nicht an den Film heran. Sie spielt aber von Neuem mit der Metaebene, und die Highschool-Schüler stellen fest: Ein Slasher Movie treibt die Story rasch voran – er eignet sich nicht für eine Fernsehserie. Hätte das der Autor dieser Zeilen mal selbst beherzigt. Es wäre sicher möglich gewesen etwas mehr Tempo und Spannung in die Geschichte zu bringen. Zwischen Folge 4 und 9 bietet die Serie zu viel von einer typischen, harmlosen Teenie-Serie und zu wenige Mordeinlagen. Stellenweise waren die Dialoge lang und spannungslos. Sie wirkten manchmal wie aus Dawson’s Creek. Interessantes Detail am Rande: Kevin Williamson, der Autor des originalen Scream-Films, schrieb auch Scream, die Serie – und von ihm stammt auch Dawson’s Creek. Als ich das gelesen hatte, war mir alles klar.
Damsels in Distress Der Fernseh-Herbst hat aber noch eine vielversprechende Neuheit: Scream Queens. Die Serie hat mit Jamie Lee Curtis, inzwischen Grand Dame des Filmschreis, einen echten Trumpf in der Hand. Aber das ist nicht alles: Sie stammt noch dazu von den Machern von Glee und American Horror Story.
Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]
Was darf man sich also erwarten? Ziemlich guten Horror in Quietschbunt, mit viel Satire und völlig überzeichneten Charakteren – nicht nur für Teenies. Auch Erwachsene, die mal eine Abwechslung zu den düsteren Serienwelten von The Walking Dead und Game of Thrones suchen, könnten Gefallen daran finden. Die Studentinnenverbindung Kappa Kappa Tau wird von der schönen, aber skrupellosen Mega-Zicke Chanel regiert. Am Uni-Campus geschehen bizarre Morde, und zwar gleich mehrere pro Folge. Wie es sich für eine Slasher-Story gehört, sind alle verdächtig: Chanel, die ihr treu ergebenen Verbindungs-Schwestern, aber auch die Studienleiterin – denn diese verachtet die verwöhnten Gören. Es sind bisher drei Folgen veröffentlicht und die waren eine völlig absurde Mords-Gaudi – mit höchst-skurrilen Morden und ganz wunderbar, schrillen Schreien. Und mehr wird einem ja gar nicht versprochen. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht.
Vorschaubild: FOX
Bild Ghostface: von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Da gibt es jetzt seit einiger Zeit ein Hin- und Herdiskutieren, ob man für AsylwerberInnen und andere MigrantInnen ein Regelwerk für Österreich machen sollte. Die einen meinen, das muss unbedingt her und quasi am Tag der Einreise auswendig gekonnt werden. Die anderen meinen, dass das eine Bevormundung ist und man behandle die Menschen von oben herab, wenn man Verhalten vorschreibt. Zugegeben das sind beides extreme Positionen. Ich halte es da mit der goldenen Mitte. Warum? Weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, wie wichtig es ist, wenn man weiß, wie man sich zu verhalten hat. Und was akzeptiert ist und was nicht.
Ich erinnere mich noch gut an meine Studienzeit in der Türkei. Natürlich liest man über ein Land, seine Kultur und seine Menschen. Was anderes ist es, wenn man dann dort für einige Zeit lebt oder gar für immer dort bleibt.
Also folgende Geschichte, selbst erlebt, unvergessen:
1996. Istanbul. Es ist 8 Uhr morgens. Es wird sicher ein heißer Tag werden. 35 Grad. Ich muss um 9 Uhr in der Uni sein, da beginnt der Sprachkurs. Ich wohne zu dieser Zeit in einer Unterkunft, in der auch andere Studienkollegen und – kolleginnen schlafen. Beim Ausgang treffe ich eine Kollegin aus Deutschland. Sie trägt ein ärmelloses T-Shirt, klar bei dieser Hitze. Ich nicht, ich habe ein normales T-Shirt an. Gemeinsam gehen wir zum Bus. Plaudern. Warten an der Haltestelle, fixe Abfahrtszeiten gab es damals nicht, man wartete bis ein Bus kam. Wir plaudern weiter. Der Bus kommt, wir steigen ein. Der Bus ist bummvoll. Alle Sitzplätze besetzt. Viele stehen, wir auch. Und wir halten uns beide fest, an der Stange, die oben am Gang verläuft. Also haben wir beide, je einen Arm nach oben gestreckt. Wir plaudern weiter. Der Bus kämpft sich ruckelnd durch den Istanbuler Verkehr, die Fahrt wird sicher wieder mehr als eine halbe Stunde betragen. Aber wir haben genügend Gesprächsstoff. Mit dem Handy spielen war damals noch nicht. Irgendwie spüre ich immer mehr Blicke, die auf meine Kollegin und mich gerichtet sind. Die Leute im Bus tuscheln miteinander. Manche zeigen zuerst auf meine Kollegin, dann auf mich. Hmmm komisches Gefühl. Ich versuche hinzuhören, was die Leute reden. Gar nicht so einfach in dem Bus, meine Kollegin, die weiter spricht und irgendwie gar nicht mitkriegt, dass wir gerade der Mittelpunkt des Busses sind. Und irgendwann schnappe ich das Wort „saҫlar“ auf. Haare. Und alles wird mir klar. Unsere Arme, die sich an die obere Stange des Busses strecken. Die verwunderten Blicke zuerst zu meiner Kollegin, dann zu mir. Das Getuschel, manche die den Kopf schütteln. Meine Kollegin hat die Achselhaare nicht rasiert. Lange dunkle Haare wachsen aus der Achselhöhle, die quasi jetzt der Blickpunkt des Busses sind. Und ich werde auch angestarrt. Mein T-Shirt verdeckt die Achselhöhle, aber das Fragezeichen steht im Bus: Hat die andere auch oder hat sie keine?
Das war die längste Busfahrt meines Lebens.
Für die Menschen in der Türkei ist es ekelig, wenn man sich die Achsel- und Beinhaare nicht rasiert. Gilt auch für die Schamhaare. Bei beiden Geschlechtern. Und viele Männer lassen sich beim Friseur noch zusätzlich die Haare aus den Ohren und der Nase entfernen. Wahlweise mit Wachs oder mit Feuer. Manche Männer rücken beim Friseur auch den Brusthaaren zu Leibe.
Und das war auch der Tag an dem ich meine türkischen Freunde und Freundinnen am Abend zum Tee eingeladen habe mit einer großen Bitte: Ich möchte alles wissen über die wichtigsten Verhaltensregeln. Weil ich nie wieder so eine peinliche Busfahrt erleben wollte.
Und darum bin ich überzeugt davon, dass es hilfreich ist den Menschen in unserem Land ein Regelwerk in die Hand zu drücken. Damit sie sich wohl fühlen, sich nicht blamieren müssen, wissen was erwünscht und was nicht erwünscht ist. Ich arbeite daran und über das Ergebnis werde ich euch informieren.
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2015/09/IMG_3214.jpg480640Anjahttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngAnja2015-09-30 18:50:022015-09-30 18:50:02Regeln in einem Land – nix ist selbstverständlich!
Ungarn zieht weiter Grenzzäune hoch. Die rechtspopulistische Orban-Regierung will das Land abschotten und bekämpft Flüchtlinge entgegen der Genfer Konvention mit Polizeigewalt. Der junge EU-Mitgliedsstaat nimmt es mit den gemeinsamen europäischen Werten nicht so eng. Sicherheit ist in diesen Tagen wieder ein viel geflügeltes Wort, auch im heimischen Wahlkampf. Das österreichische Innenministerium sieht angesichts des Flüchtlingsstroms eine „Gefahr für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung durch die massive Bindung des Polizeipersonals“. Tatsächlich ist die Präsenz von Exekutivbeamten auf Bahnhöfen, in Zügen oder an Grenzen enorm und manchmal schon beinah unheimlich. Die Kontrollen betreffen freilich jene Personen, die versuchen auf „illegalem Weg“ nach Österreich zu gelangen. Wer mit der Bahn von Salzburg nach Innsbruck reist, muss sich dennoch einer Gesichtskontrolle stellen. Wachsame Beamtenaugen verfolgen die Fahrgäste schon auf dem Weg zum Bahnsteig, die Kameras zeichnen ohnehin jede Bewegung auf. Im noch stehenden Zug gilt dann das Vier-Augen-Prinzip. Aber egal. Man nimmt die Überwachung durch den Staat in Kauf, lehnt sich zurück und trinkt seinen Frühstücks-Cappuccino, während sich der Railjet sanft in Gang setzt. Man fühlt sich gut aufgehoben, fast schon sicher. Keine Flüchtlingsfamilie überrascht einem auf der Zugtoilette. Gut, dass die alle nach Deutschland fahren oder doch nicht, weil dorthin ja gar keine Züge mehr gehen. Na ja, dann nehmen sie halt einen anderen Weg. Vielleicht über die Autobahn, aber dort ist ja auch bei der Grenze, die eigentlich keine sein sollte, Schluss. Dafür dürfen sich Frau und Herr Österreicher sicherer fühlen. Doch wer sind denn eigentlich Frau und Herr Österreicher? Da wird es dann schwierig. Obwohl, eigentlich ist die Losung ganz einfach. So einfach wie ein Wahlkampfslogan der FPÖ: „Sicherheit für unsere Bürger“.
Nein, ich möchte kein Bürger der FPÖ sein. Eigentlich von keiner Partei oder Regierung. Schon gar nicht dann, wenn diese die Freiheit mit einem Grenzzaun beschneiden will, mehr Polizei fordert und obendrein eine Sicherheitswache.
Aber Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner hat ohnehin seine eigene Definition von Sicherheit. Er meint laut Standard-Interview zu wissen, dass „Viele Leute, die jetzt zu uns wollen“, aus der Sicherheit kämen. Welche Sicherheit er damit meint, bleibt Haimbuchner schuldig. Aber es ist gut zu wissen, dass sie eher verhungern könnten als durch eine Fassbombe getroffen zu werden. Na dann kann es ja nicht so schlimm sein. Und bei aller Tragik dürfe man die Vernunft nicht ausblenden. Ansonsten könne unsere Gesellschaft kippen. Bitte wie?
Wer legt denn immer wieder ein Züngelchen auf die Waage? Wer verhindert die Integration in eine Gesellschaft? Wer nährt den Boden von Neid und Missgunst? Wer schützt eine Gesellschaft vor Politikern, die Menschen gegeneinander aufbringen? Die Feindbilder proklamieren, welche Jahrhunderte alt sind und aus dem Osten kommende Zuwanderer kriminalisieren? Wer kontrolliert Medien, die mit diskriminierenden Zuschreibungen ein vorurteilbeladenes Menschenbild zeichnen?
Fragen, die kein Grenzzaun lösen kann. Aber wenn Vernunft mehr Sicherheit im Sinne von mehr Staatsgewalt bedeutet, nein danke schönes freies Österreich!
https://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2015/09/Sicherheit.jpg6771500Andreas Praherhttps://zartbitter.co.at/wp-content/uploads/2014/05/logo-n.pngAndreas Praher2015-09-27 18:38:022015-09-27 18:38:02Das gefährliche Spiel mit der Sicherheit
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