po2In den 1980er Jahren, zu meiner Schulzeit, war klar, es gibt E-Musik und U-Musik. In der Schule lernten wir viel über „Ernste“ Musik. Die „Unterhaltungs“ Musik war rein privat. Jazz war beides. Und klar war auch, dass E-Musik die wertvolle, gute Musik war. So war das.

Ich gehe manchmal gerne in die Oper oder höre mir ein schönes klassisches Konzert an. Noch lieber gehe ich allerdings in Popkonzerte. Bin ich etwa nicht ernst genug? Wer mich kennt, weiß, dass es für mich musikalisch nichts Besseres gibt, als möglichst laut ein Lied von Michael Jackson zu hören und mitzusingen und zu -tanzen. Leider war es mir nie vergönnt ein Konzert von ihm live zu erleben. Dafür fahre ich mit Freunden immer noch zu Popkonzerten der langlebigen Stars, wie Kylie Minogue, Madonna, Take That oder Simply Red. Mit 45 Jahren. Aber warum eigentlich?

  1. Schon die Anreise ist immer etwas Besonderes. Wir diskutieren über die Setlist. Welche Songs wird der Star wohl neu interpretieren. Wie könnte die Bühnenshow aussehen? Was hat uns beim letzten Konzert besonders gefallen? Wie sind die Kostüme? Die Vorfreude steigt…
  2. Selbstverständlich haben wir, wenn möglich Stehkarten. Wir sind bald genug dort um in Bühnennähe zu sein. Wenn es Wavebreaker-Karten gibt, kaufen wir natürlich diese. Dann heißt es warten. Ist der Konzertbeginn auf 19.30 angesetzt beginnt es frühestens eine Stunde später. Das steigert die Spannung.
  3. Und dann wird es dunkel. Und die Show kann beginnen. Unvergesslich die letzte Tour von Madonna 2012. Ein fulminanter Beginn mit Glockengeläute, einem riesigen Weihrauchkessel und rotgekleideten Mönchen auf Highheels. Und dann kommt alles anders ;) Oder Take That 2006, die plötzlich nur mehr zu dritt auf der Bühne standen. Oder Kylie, die auf einem riesigen Totenschädel hereinschwebt. Die überraschenden Momente fesseln.
  4. Stehplätze haben den Vorteil, dass man mittanzen kann. Und es ist laut genug, um mitzusingen, auch wenn man nicht singen kann, hört ja keiner. Man stelle sich das bei einer Oper vor ;)
  5. Und dann die letzten Lieder, die meist fulminant enden. Da wird noch mal alles aufgefahren, was die Bühnentechnik hergibt, die Tänzer, Musikerinnen und der Star geben noch mal alles. Das Licht geht an und man lächelt einfach glücklich. Wunderbare Abende.

Als nächstes stehen hoffentlich die Back Street Boys auf dem Programm und Simply Red tourt wieder im Herbst 2015. Ich freue mich.

Manchmal fällt einem ein Buch in die Hände, das einen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.

oma1„Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation“ von Susanne Bode ist so ein Buch. Ich habe mir ehrlich gesagt noch nie darüber Gedanken gemacht, ob der Zweite Weltkrieg mein Leben maßgeblich beeinflusst hat. Natürlich habe ich viele Geschichten über den Krieg gehört. Meine beiden Großeltern haben immer wieder davon erzählt. Ohne den Krieg hätten sich Oma und Opa väterlicherseits wahrscheinlich nicht kennengelernt. Wobei eine Geschichte von meiner Oma immer wieder kam. Als sie aus Metz flüchten musste, blieben die Möbel zurück. Das hat sie oft beklagt. Ich habe mich als Kind immer wieder gefragt, was so schlimm sein sollte, wenn man die Möbel zurücklässt, man kann sich ja neue anschaffen. Ich hatte diese Geschichte vergessen, bis ich Bodes Buch gelesen habe. Jetzt ist mir klar, dass es nicht um die Möbel ging, sondern um den Verlust der Heimat. Dass Oma ihr Trauma nicht anders benennen konnte. Als Kind konnte ich das noch nicht verstehen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich in den letzten 20 Jahren so viel mit Menschen gearbeitet habe, die auch fliehen mussten. Ich habe ganz viele Geschichten erfahren von den Flüchtlingen. Und jede einzelne hat mich interessiert. Ich habe viel zugehört. Fluchtgeschichten aus Bosnien, aus Vietnam, aus Somalia und vielen anderen Ländern. Vielleicht habe ich unbewusst versucht dadurch auch meine Oma zu verstehen. Wer weiß?

„Interstellar“ hat einen intensiven Wunsch in mir geweckt: Den Wunsch durch Zeitkrümmung an die Punkte meines Leben zurückzukehren, wo ich in Physik nicht aufgepasst oder Artikel über allgemeine Relativitätstheorie oder Astrophysik überblättert habe. Das ist unmöglich. Darum habe nachträglich ein klein bisschen nachgelesen (es gibt einige Artikel, die sich nur mit der Wissenschaft in „Interstellar“ beschäftigen) – und dann den Film ein zweites Mal angesehen.

Astrophysiker bin ich noch immer keiner, aber auch beim zweiten Mal war dieser Film ein sehenswertes Spektakel: beeindruckend, großartig und völlig überspannt.

INTERSTELLAR

Der Inhalt
In einer sehr nahen Zukunft wird die Welt allmählich unbewohnbar. Sandstürme toben regelmäßig, immer mehr Nutzpflanzen werden von Krankheiten befallen und können nicht mehr angebaut werden. Mais ist das einzige, das noch wächst – wer weiß, wie lange noch. Die Menschheit konzentriert sich darauf, irgendwie den derzeitigen Status zu halten. Da ist kein Platz mehr für Ingenieure und Erfinder mit ihren geldverschwenderischen Vorhaben. Der ehemalige NASA-Pilot Cooper [Matthew McConaughey] bewirtschaftet daher die Farm seiner Familie. Die Weltraumbehörde gibt es schon lange nicht mehr. Doch im Geheimen arbeitet Professor Brand mit ehemaligen NASA-Leuten an einer Raumfahrt-Mission, denn in der Nähe des Saturns hat sich ein Wurmloch aufgetan. Die Besatzung, darunter auch Brands Tochter Amelia [Anne Hathaway], soll in einer Lichtjahre entfernten Galaxie eine neue Heimat für die Menschheit finden. Cooper kann also wieder seinem Drang und seiner Bestimmung folgen, „seinen Platz zwischen all den Sternen zu finden“. Seine Tochter Murph [Mackenzie Foy als Kind, Jessica Chastain als erwachsene Murph] will ihn mit allen Mitteln zurückhalten. Sie verzeiht ihm viele Jahre nicht, dass er sie verlassen hat.

Eine neue Spielwiese
Christopher Nolan
ist als Regisseur nicht gerade dafür bekannt, dass er kleine, bescheidene Filme macht. Ob sein düsterer „Batman“ oder „Inception“ – seine Filme sind alle visuell bombastisch. Doch wo bei anderen die gewaltigen Bilder von der fehlenden Handlung ablenken, geht Christopher Nolan davon aus, dass sein Publikum durchaus fähig ist, auch komplexere Geschichten zu verarbeiten. Und tatsächlich: Manche Menschen haben das völlig verschachtelte „Inception“ schon beim ersten Mal Ansehen verstanden.

Im Vergleich scheint die Geschichte von „Interstellar“ erst einmal recht einfach (abgesehen von all dem wissenschaftlichen Gerede) und linear. Erst am Ende wirft eine Wendung diese Linearität über den Haufen – und mit ihr höchstwahrscheinlich auch das Raum-Zeit-Kontinuum, befürchte ich. Übrigens: Genau über diese Wendung, wie sie umgesetzt ist und was sie bedeutet, lässt sich nach dem Kino leidenschaftlich diskutieren und vortrefflich streiten.

Nichts zu streiten gibt es über die visuelle Kraft des Films, der zu zwei Dritteln im Weltall spielt. Und dieses All ist großartig anzusehen: Ein schwarzes Loch, die atemberaubende Fahrt durch das Wurmloch und fremdartige Planeten. Ich befand mich in einem 2 Stunden und 48 Minuten dauernden Zustand des Staunens.

INTERSTELLARAll You Need Is Love
Und dennoch ist die wichtigste Dimension des Films die menschliche. Sie ist nicht nur Beiwerk, um die Geschichte abzurunden – sie IST die eigentliche Geschichte. Im All beginnt Amelia über die Liebe zu philosophieren – darüber, welche Bedeutung sie hat. Was ist der Grund, dass sie eine solche Kraft besitzt, dass sie Distanzen von Milliarden Lichtjahren sowie die Zeit überwindet und sogar über den Tod hinausgeht? Die Liebe als innere Antriebskraft zieht Amelia zu einem fernen Planeten. Cooper, der Rationale, glaubt nicht daran, dass die Liebe eine Art höhere Macht ist und will sich nicht von ihr leiten lassen. Doch als ihm bewusst wird, was es wirklich bedeutet, dass in den für ihn wenigen Monaten seiner Reise auf der Erde viele Jahrzehnte vergangen sind, gerät er ins Wanken. Das Herz treibt ihn nach Hause zu Murph.

Erschreckend real?
In einer anderen Aussage über die Menschen fand ich den Film besonders interessant – und zwar darüber, wie die Gesellschaft damit umgeht, dass die Erde ihr keine Heimat mehr bieten kann. Sie beschäftigt sich nur mehr mit Dingen, die das Überleben sichern. Begabten Schülern wird vom Staat die Universitätsbildung versagt – sie sollen lieber Bauern werden, denn wir müssen essen. Nur nicht mehr hoch hinaus. Nur keine kostspieligen Innovationen mehr. Vielleicht können wir uns das später wieder einmal leisten. Irgendwann. Wenn ich daran denke, wie manche Probleme unserer Gesellschaft mit kurzsichtigen Entscheidungen und Einsparungen aufgehalten werden sollen, dann ist dieses Szenario gar nicht so weit hergeholt.

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte
Technisch perfekt, aber nicht überfrachtet, und mit einer Handlung, die ausgefeilt, durchgehend spannend und auch auf der menschlichen Ebene glaubwürdig ist.

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Buddhistisches Gebet

Religion beschäftigt uns tagtäglich. Ob wir an einen Gott, an mehrere oder keine Götter glauben. Religion bestimmt den Alltag, das Zusammenleben, natürlich auch die Politik. Und wenn die Politik und das Zusammenleben nicht mehr funktionieren, dann ist die Religion oft die Regel, die bestimmt. Aktuell können wir täglich in den Nachrichten sehen, wie Religion von Terroristen instrumentalisiert wird, um Macht, Geld und Einfluss zu gewinnen. Begleitet von unvorstellbaren Gräueltaten.

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Jüdisches Gebet

Umso wichtiger ist es ein Zeichen zu setzen, das das Miteinander in den Mittelpunkt stellt. Heute war wieder das interreligiöse Gebet in der Kollegienkirche. Im Mittelpunkt stand heuer der Hinduismus. Mit einer meditativen Zeremonie der hinduistischen Gemeinde in Salzburg begann der Gebetsreigen, es folgten Buddhisten, Juden, Christen, Muslime und Bahai. Und jeder hörte dem anderen zu. Und jeder ließ sich auf die Gebete der anderen ein. Und jeder brachte ein Symbol seines Glaubens mit, legte es auf einen Tisch neben den Schrein der Hindus, der an diesem Abend in der Kollegienkirche vor dem christlichen Altar aufgebaut war.

Und niemand stand während der Gebete auf und verließ entrüstet den Raum. Niemand stand auf und redete auf den anderen ein. Niemand stand auf und schlug den anderen.
Jeder hörte jedem zu. Voller Interesse und mit großem Respekt. Und in dem Bewusstsein, dass nur das friedvolle Miteinander in der religiösen Vielfalt der wahre Weg einer jeden Religion ist- hin zu einem Gott, mehreren Göttern oder auch keinem.

Nächstes Jahr gehe ich wieder zum interreligiösen Gebet.

 

zum Afroasiatischen Institut

Mein jüngstes Filmerlebnis handelt von einem feinen Pinkel. Doch wenn er Schurken das Handwerk legt, trägt er Maske und Cape. Er springt hoch (über Pferde drüber!) und weit – und er klettert sogar Fassaden hinauf.
Batman? Nein. Es ist Zorro! Douglas Fairbanks (nicht Antonio Banderas) spielt den tollen Draufgänger – in einem fast 100 Jahre alten Film aus 1920.

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Szenenfoto aus „The Mark of Zorro“ (zur Verfügung gestellt: Internationale Stiftung Mozarteum)

Wie in der Kindheit
Ein Stummfilm? Ja. In meiner Kindheit gabs die sogar noch regelmäßig im Fernsehen. Stan Laurel und Oliver Hardy (alias Dick und Doof), Charly Chaplin und Buster Keaton – ich kannte sie alle. Meist liefen ihre Filme im Vorabendprogramm (auf ZDF in der Sendung „Väter der Klamotte“). Sie waren allerdings rein auf die Slapstick-Szenen zusammengeschnitten – verstümmelt muss man sagen. Egal: Ich saß mit Mama, Papa, Schwester und manchmal auch Oma vorm Schwarzweiß-Fernseher und wir alle hatten einen Riesen-Spaß.

Doch irgendwann verschwanden die Stummfilme. Na klar. Alle hatten inzwischen Farb-Stereofernseher. Wer würde sich da Schwarzweiß mit knisterndem Klaviergeklimper anschauen?

Tatsächlich konnte ich mich viele, viele Jahre nicht zu einem Stummfilm hinreißen lassen. Und es gab nicht wirklich viele Gelegenheiten dazu. Bis ich dieses Jahr im Mai eingeladen wurde, im Mozarteum einen Stummfilm zu sehen. „The General“ ein toller Film mit dem wirklich großartigen Schauspieler Buster Keaton. Es gab und gibt nur wenige, die Tragik und Komik so verbinden und außerdem noch Autor, Regisseur und sonst auch noch alles sind.

Kino zum Faschingsbeginn. Wer maskiert war, hat gratis Popcorn bekommen (Foto: Walter Oberascher)

Kino zum Faschingsbeginn. Wer maskiert war, hat gratis Popcorn bekommen
(Foto: Walter Oberascher)

Richtige Stimmung im Saal
Ich war erstaunt, wie viel Spaß man im Kino haben kann. Zum ersten Mal erlebte ich in einem Kino eine Stimmung, wie sie sonst höchstens mal bei einer Nachtvorstellung von „The Rocky Horror Picture Show“ vorkommt. Alle lachten und fieberten gleichzeitig mit dem Helden der Story mit. Und besonders gelungene Stunts oder Slapstick-Szenen wurden mit tosendem Zwischenapplaus belohnt.

Nicht nur, dass es ein tolles Gefühl eines gemeinsamen Filmerlebnisses mit anderen Leuten war, es wurde mir bei dem vielen Gelächter auch bewusst, wie wenig das Publikum bei heutigen Komödien lacht. Nicht halb so viel wie bei diesem ewig alten Film mit einfacher Technik und ohne Ton. Und es gibt in modernen Kino-Komödien tatsächlich bei weitem weniger zu lachen. Haben Drehbuchautoren und Regisseure heute ein weniger gutes Gespür für Humor? Oder liegt daran, dass der Humor in den Stummfilmen einfacher, dafür aber zeitlos ist?

Auch Zorro, ein echtes Superhelden-Actionspektakel, hat sein Publikum mitgerissen. Es wurde viel anerkennend geraunt – und auch gelacht. Natürlich mitunter auch, weil so manches ein bisschen unfreiwillig komisch wirkt. Aber ist das nicht egal? Das Wichtigste ist, dass ein ganzer Saal sich wirklich gut unterhalten hat. Alle haben gut gelaunt mit einem Lächeln den Saal verlassen und sich noch begeistert über den Film unterhalten. Das ist Kino, das seine Aufgabe voll erfüllt.

 

Das Chinese Theater in Hollywood –  schon das Kino selbst sollte eine exotische Welt sein

Das Chinese Theater in Hollywood –
schon das Kino selbst sollte eine exotische Welt sein

Das Erlebnis beginnt mit dem Ort
Ich war vor kurzem in Kalifornien und habe als Filmfan freilich auch Hollywood besucht. Unter anderem machte ich eine Tour durch das Chinese Theater. Dieses Lichtspiel-Theater wurde aufwändig ausgestattet und sollte dem Publikum schon alleine durch das Gefühl, eine andere Welt zu betreten, ein besonderes Erlebnis bieten. Das Mozarteum kann man hier schon etwas vergleichen. Alleine einen Film im wunderschönen großen Saal des Mozarteums zu sehen, ist etwas Besonderes. Und vielleicht ist es für Leute, die keine Klassik-Fans sind, ja eine Gelegenheit, überhaupt zum ersten Mal einen Konzertsaal zu besuchen.

Nur ein Kircheninstrument?
Normalerweise ist die große Orgel vorne im Saal der Blickfang. An den Filmabenden ist sie zwar durch die Leinwand verdeckt, dafür steht sie akustisch im Mittelpunkt. Sowohl „The General“ als auch „The Mark of Zorro“ wurden von dem Amerikaner Dennis James begleitet. Er ist ein wirklicher Experte der Stummfilmbegleitung und mit seiner Kunst hat er einen großen Beitrag zum Revival des Stummfilms insgesamt geleistet, entnehme ich dem Programmheft. Vor der Vorstellung gibt er eine kleine Einführung zur Handlung des Films und zu den Hauptdarstellern. Man merkt ihm den Stolz und die Begeisterung an. Nur wenige Leute sind echte Liebhaber der Orgel als Instrument – ich bin es auch nicht vorbehaltlos. Wenn jedoch Dennis James loslegt, merkt man erst, wie vielseitig die Klänge der Orgel sind und wie gut dieses Instrument Gefühle und Stimmungen ausdrückt. Fast zwei Stunden lang ohne Pause spielte der Meister-Organist und machte damit den Filmgenuss erst komplett.

Ich möchte allen empfehlen, sich einmal diese Art des völlig analogen und zugegeben altmodischen Filmerlebnisses zu gönnen. Und ich verspreche: Es macht Lust auf mehr.

Am 28. April 2015 zeigt das Mozarteum wieder einen Stummfilm: „The Lost World“ aus 1925 – sozusagen ein Vorläufer von „Jurassic Park“. Neugierig? Ich hoffe es.

Karten fürs Mozarteum gibt es hier.

Jakobsweg Weinviertel Karte Mikulov zartbitterWenn Sie diese Zeilen lesen, bin ich gerade mal weg. Also irgendwo zwischen Mikulov und Krems wandere ich am weinviertler Jakobsweg. Es gibt sehr viele Gründe, warum ich das mache. Einen möchte ich Ihnen verraten.

In unserer Zeit erlebe ich vieles als verzweckt. Alles muss ein Ziel haben, worauf man hinarbeitet, oder eine Begründung, warum etwas gemacht wird. Die Tagesabläufe sind bei vielen gänzlich ohne Spielräume. Seit meiner Schulzeit war der November immer der lernintensivste und in meiner beruflichen Laufbahn der mit Abstand stressigste Monat. Im Herbst ist dieses hektische Tun gegenläufig zum natürlichen Kreislauf der Natur. Diese zieht sich nun zurück in ihren Stamm oder in ihren Kern.

Wenn wir Menschen uns zurückziehen, treffen wir unausweichlich auf unsere Seele. Welche Nahrung diese braucht, ist im dichten Nebel des Unbewussten schwer zu erkennen. Aber in einem bin ich mir ganz sicher. Die Seele braucht Raum, um ihre Sehnsüchte zur Sprache zu bringen. Diesen inneren Raum lasse ich mir ein paar Tage schenken. Durch die ruhige Form des Gehens wird sie ein bisschen herausgelockt aus ihrer Höhle. Mal sehen, was sie so zu sagen hat.

Und welchen Freiraum geben Sie Ihrer Seele?

Infos zum Jakobsweg Weinviertel gibt es auf: www.jakobswegweinviertel.at/