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Es bestätigt sich von Jahr zu Jahr eindeutiger. Je mehr an Lebensjahren man ansammelt umso schneller vergeht ein Jahr. Was 2012 so alles global, national und lokal passiert ist, kann man in allen Medien seit Tagen verfolgen. Ich möchte mich an besondere Momente 2012 erinnern, beginnend am 1.1. 2012 um 0.00 Uhr in Paris.

Da sind wir beim Eiffelturm gestanden, brav den Sekt in der Plastikflasche abgefüllt. Glas ist in Paris zu Silvester verboten. Wir schenken den Sekt in die mitgebrachten Plastikbecher, prosten uns zu und wünschen uns ein glückliches 2012. Dann richten sich unsere Augen mit etwa einer Million anderer Menschen auf den Eiffelturm, in Erwartung eines gigantischen Feuerwerks. Und der Eiffelturm beginnt zu blinken, etwa eine Minute und dann kommt nichts. Nicht ein Raketchen, nichts. Das war Silvester in Paris, wirklich unvergesslich!

2012 war ein Jahr, in dem Solidarität wieder eine große Rolle spielte. Das österreichische Asylgesetz führt immer wieder dazu, dass gut integrierte Menschen vor der Abschiebung stehen. In Salzburg gibt es einige Fälle, die menschlich völlig unverständlich sind. Jahrelang waren AsylwerberInnen nur negativ in den Schlagzeilen, jetzt hat sich die Situation geändert. Viele Salzburgerinnen und Salzburger wollen es nicht mehr hinnehmen, dass ihre Nachbarn, Schulkolleginnen und Freunde ihre neue Heimat verlieren sollen. Sie solidarisieren sich und engagieren sich öffentlich für das Bleiberecht. Am klarsten wurde mir das beim Flashmob für einen jungen Afghanen, als wir uns am Alten Markt auf die Straße legten. Die Kraft, die dabei zu spüren war, gibt Hoffnung. Das ist einfach schön und zeigt, dass wahre Menschlichkeit sich beim Nächsten zeigt und nicht auf dem Papier!

Jedes Jahr reise ich mit einer Gruppe nach Istanbul und jedes Jahr aufs Neue liebe ich es, wenn die „Istanbulfrischlinge“ das erste Mal den Bosporus überqueren. Auch heuer waren wieder alle überwältigt von der Schönheit, Kraft und dem Charisma der Metropole. Einen ganz besonderen Augenblick erlebten wir im Yerebatan Seray, der größten unterirdischen Zisterne mit ihren unzähligen Säulen, immerhin schon 1500 Jahre alt. Wir spazierten durch den Säulenwald, als plötzlich das Licht ausging. Völlige Dunkelheit, das leichte Wasserplätschern, zig Menschen, die den Atem anhielten und dann der Hauch der Geschichte, der einen ganz leicht streifte. Unheimlich-schön!

Ich bin Patentante von zwei wunderbaren Mädchen, Katharina und Magdalena, 3 und 7 Jahre alt. Die beiden kennen sich nicht. Als brave Patentante gibt es natürlich zu Weihnachten Geschenke. Dieses Jahr auch ein Kuscheltier. Die kleine Katharina packte das Tierchen aus, streichelte es und verkündete dann, dass es von nun an Magdalena heißen möge. Das hat mich natürlich überrascht und gefreut. Stunden später war ich bei Magdalena. Auch sie befreite das Tierchen aus der Verpackung, drückte es fest an sich. Neugierig fragte ich sie, wie es wohl heißen sollte. Magdalena sagte wie aus der Pistole geschossen: “Katharina!“ Das hat mich zu Tränen gerührt und ich bin fest davon überzeugt, dass das ein ganz positives Zeichen für beider Zukunft ist!

Ich wünsche allen ein zufriedenes 2013 und glückliche Momente im kommenden Jahr!

 

Ein Beitrag unserer Gastautorin Brita Pilshofer

Immer wieder lese ich auf Facebook Einträge von Menschen, die sich besonders für Tierrechte und Tierschutz einsetzen. Die EU rettet die Haie, wir alle retten bedrohte Arten von Tieren. Soeben habe ich eine Petition für das Bleiberecht von Menschen unterschrieben, die in ihrer Heimat nicht bleiben können, weil sie entweder verfolgt werden oder Hungers sterben. Gerade jetzt vor Weihnachten sind zwei Tschetschenen aus Österreich abgeschoben worden, die prompt in ihrer Heimat verschwunden sind. Viele Menschen in Österreich wären dafür, diese Menschen alle in ihr Unglück abzuschieben.

Vor zwei Wochen machten sich die Insassen von Traiskirchen auf einen Verzweiflungsmarsch Richtung Wien auf, um für ihre Menschenrechte zu protestieren. Sie setzen sich für ihr Recht auf Bildung und Arbeit ein. Sie errichteten ein Lager vor der Votivkirche in Wien, bis gestern waren sie in Gefahr, von dort polizeilich entfernt zu werden.

Zum Glück machte der Pfarrer der Gemeinde seine Drohung nicht wahr, sie entfernen zu lassen.

Wir feiern gerade Weihnachten, alle Menschen in unserem Land beschenken sich. Warum tun wir das? Weil der Retter der Welt angeblich geboren wurde und mit seiner Familie auf Herbergssuche gehen musste. Er kam zumindest in einem Stall zur Ruhe und wurde nicht abgeschoben.

Die Herbergssuchenden von heute wollen die Menschen jedoch nicht, ihretwegen gibt es keine Geschenke. Hätte Jesus das gewollt? Ich bin nicht religiös, aber ein Menschenfreund. Ich habe nichts gegen Tierschutz, aber ich frage mich, warum gibt es bei Tierquälerei Nachforschung seitens der Magistrate, aber es gibt noch immer Kinder, die misshandelt werden. Warum schauen die Menschen so oft weg, und erst nach Jahrzehnten kommen Missbrauchsfälle erst ans Licht?

Warum werden Frauen in ihren Familien immer noch misshandelt und bedroht, umgebracht- man ist entsetzt, wenn es zu spät ist. Man könnte vieles verhindern, würde man die späteren Opfer unterstützen, sobald sie Hilfe suchen.

Homo homini lupus- der Mensch ist für den Menschen ein Wolf. Diesen Ausspruch sollten wir im 21. Jahrhundert endlich Lügen strafen und mit dem Mitmenschen so sorgsam umgehen wie mit zumindest unseren Haustieren, dann wäre schon viel geholfen.

 

 

von unserer Gastautorin Brita Pilshofer

Mitte der 80er Jahre war ich als Auslandssekretärin für den Verband der Akademikerinnen Österreichs tätig. Dieser ist eine überparteiliche Organisation und ist Teil der IFUW (International Federation of University Women).

In dieser Funktion kam ich mit dem European Network on Women`s Studies in Kontakt, begann Vorträge über Familien- und Sozialpolitik zu halten und wurde von der ILO als Private Member für Österreich aufgenommen und besuchte die ILO/ I.I.R.A. Konferenzen, bei denen es um die Verständigung zwischen Arbeitnehmern und der Wirtschaft auf internationalem Sektor geht.

Der Kommunismus war am Ende, das war damals schon ein offenes Geheimnis. Der Kapitalismus sah jedoch nicht viel besser aus: Zu viele sich widersprechende Bedingungen brachten das System schon damals ins Wanken. Thatcherismus in Great Britain hatte gezeigt, dass zu großer Fokus auf Wirtschaftlichkeit das Sozialsystem ins Wanken bringt. Man lernte jedoch nicht daraus, sondern qualifizierte die so hart verhandelte und so dringend notwendige “ Social Charta „, die unter anderem maximale Wochenarbeitszeiten regeln sollte, durch das Veto von GB auf ein Social Chapter herab.

Das hatte zur Folge dass in GB die Arbeitslosigkeit stieg, da weniger Menschen immer mehr Arbeitsstunden zu absolvieren hatten. Um diese und andere Situationen nicht mehr verantworten zu müssen, kam man plötzlich von der Wirtschaftsseite mit dem Schlagwort “ Weniger Staat, mehr privat “ daher. Ich kann sagen, ich habe selbst miterlebt, wie der Neoliberalismus auf diese Weise aus der Taufe gehoben wurde, denn ich war auf dieser Konferenz in Brüssel dabei. Es gab Proteste genug, doch die Industriellenseite setzte sich damals durch.

Ich wurde damals bereits nach Rio zu einer Folgekonferenz eingeladen, da ich zu verdeutlichen versuchte, dass soziale Randgruppen den Schutz des Staates brauchen und es nicht nur dem “ private enterprise “ überlassen bleiben kann, ob ein Mensch in der Gesellschaft gut aufgehoben ist. Dort war man gerade dabei, eine Art Sozialstaat einzuführen.

In der Folge begann man nun, Banken und Staatseigentum zu privatisieren und die Spirale Richtung Spekulationsgeschäfte begann unkontrolliert zu steigen. Gleichzeitig redete man den Menschen in Europa ein, das Sozialsystem könne nicht mehr für sie aufkommen. So müssten sie sich z. B. selbst zusätzlich pensionsversichern. Dieses zusätzlich eingehobene Geld kam aber nur wieder ebenfalls in die Hände von privatisierten Einrichtungen, die wiederum mit dem Geld spekulierten und es verspekulierten. Am Ende des Tages sind diese Menschen, die auf “ private enterprise “ gebaut haben, doppelt betrogen.

In Österreich kam durch die funktionierende Sozialpartnerschaft der Neoliberalismus nicht so zum Tragen wie in den südlichen europäischen Staaten oder auch in Frankreich und scheint nun immer mehr in seine Schranken gewiesen zu werden. Jedoch wie mir berichtet wurde, im Europäischen Parlament gibt es noch immer eine Lobby für ein Wirtschaftssystem, das nun verantwortlich ist für Unruhen in Europa und der Welt, für Armut und Unterernährung in der Welt.

Dafür wird von einigen wenigen Geld gehortet, das z.B. dringend als Investitionen in Nahrung für die Weltbevölkerung und die Umwelt gebraucht würde. Dieses Geld arbeitet nicht und bringt daher der Menschheit keinen Nutzen. Wir stehen insgesamt vor einer Krise des bisherigen Wirtschaftssystems, Menschen in ganz Europa bedienen sich des alten marxistischen Mittels des Generalstreiks, um die Rückkehr zu einer Realwirtschaft, in der die Faktoren Rohstoff und Arbeit eine Rolle spielen, zu bewirken. Es wird notwendig werden, nicht nur dem Neoliberalismus entgegen zu rudern, sondern auch vermehrt Diskussionen über ein den heutigen Herausforderungen gerecht werdendes neues Wirtschaftssystem zu führen.

Ein Jugendzentrum feiert den 35. Geburtstag

Also der bezauberndste Platz in Salzburg ist das Jugendzentrum IGLU nicht. Auch bei einem Wettbewerb der schönsten Jugendzentren in Stadt und Land Salzburg wäre ein Platz unter den ersten drei eher unwahrscheinlich. Wollte man aber das „Jugendzentrum mit Herz“ suchen, dann wäre das Juz IGLU für mich garantiert auf Platz 1.

Gestern feierten wir das 35jährige Bestehen, ein beachtliches Alter für ein Jugendzentrum. Warum in unserer schnelllebigen Zeit das IGLU noch immer ein Anziehungspunkt für junge Menschen ist, liegt am Geist, der darin herrscht. Offenheit, Respekt, Freude und Miteinander sind die Grundlagen. Wie Erzbischof Alois Kothgasser in seiner Predigt sagte, hier nimmt man die Jugendlichen auf wie sie sind. Ohne die Herkunft, Religion, Kultur, Sprache oder das familiäre Umfeld der jungen Menschen zu bewerten. Eine Gesellschaft, die immer noch Status als hohen Wert betrachtet, braucht Orte, die eine Alternative bieten. Die Mädchen und Jungen an sich mit ihren Stärken und Schwächen, Bedürfnissen und Freuden stehen hier im Mittelpunkt.

Das IGLU verspricht auch durch seinen Namen Wärme, wenn es kalt ist und Geborgenheit, wenn ein junger Mensch auf der Suche sich alleine fühlt. „Gemma IGLU“ sagen die Jugendlichen und es klingt wie: „Gemma heim“. Selbst Ehepartner fanden sich schon hier und Hochzeiten und Taufen gehören zur Geschichte des IGLU.

Möglich ist das durch die Menschen, die hier tagtäglich arbeiten. Ihr Engagement, ihr Einsatz und ihre Offenheit prägen den Geist, der das IGLU auch noch in vielen Jahren zur Anlaufstelle und auch einem Zuhause für junge Menschen machen wird! Danke, dass ich dabei sein darf.

http://www.facebook.com/anja.hagenauer.3?ref=profile#!/juziglu

http://www.kirchen.net/iglu/

Von unserer Gastautorin Brita Pilshofer

Wenn ich an Solidarität denke, denke ich immer an Deide, unsere Haushälterin in Sao Paulo, Brasilien. Sie lebt in einer favela in Interlagos, zusammen mit ihren 5 Kindern und 2 Enkelkindern. Abwechselnd gehen sie und ihre Kinder arbeiten und jeder unterstützt die anderen in der Familie mit, ob sie nun in Ausbildung, arbeitslos oder in Mutterschaftskarenz sind. Die Solidarität zwischen mir und ihnen war eine spontane von Beginn an, bei mir gab es ein tägliches großes Mittagessen mit allen Kindern, sie lernten miteinander, wir gingen miteinander aus, mein Garten wurde gepflegt, ich konnte Ausbildungsstätten vermitteln. Als ich eine Gehaltserhöhung bekam, scherzte Deide mit realem Hintergrund: “ Verdienst du mehr, kannst du noch besser mit mir teilen!“

Es war Leben in meinem Haus, niemand war jemals alleine, mit Freundinnen und Nachbarinnen und deren Haushälterinnen traf man sich mindestens einmal die Woche um Maniküre und Pediküre in meiner sala zu machen, alle saßen zusammen und es wurde “ fofokiert „, das heißt man erzählte Wissenswertes über Marktangebote, Alltag, Bekannte, Gefahren etc.

Die favela war ein weiterer Mikrokosmos in dieser großen Stadt, in dem Deide sehr geachtet war und den Schutz der dort Mächtigen hatte. Ich war samt meiner Familie in diesem Schutz eingeschlossen, da ich ja Deides padroa war und dadurch sakrosankt. Ich konnte mit meinem Auto zu ihrem Haus mitten in der favela fahren, man passte auf dieses auf, solange ich dort war, damit kein jugendlicher Übeltäter einen Schaden anrichten konnte, und meine Handwerker kamen alle von dort und ich war immer bestens versorgt.

Favelas werden immer noch von den ärmeren Bewohnern der Städte dem sozialen Wohnbau, genannt Cingapura, vorgezogen, da es in ihnen eine funktionierende Infrastruktur gibt mit Kaufläden, Schulen und einem persönlichen Schutzsystem. Dass sich leider immer wieder Drogenhändler in ihnen festsetzen, trübt natürlich die Idylle, jedoch solange man sich an den Verschwiegenheitscode hält, passiert einem nichts.

Als ich zurück nach Österreich kam, erlebte ich einen Kulturschock. Niemand auf der Straße redete miteinander ( in Brasilien wird jeder auch noch so fremde Vorbeikommende nach seinem Befinden gefragt und oft ergeben sich Gespräche daraus, wenn man es nicht eilig hatte ), man rief sich in Österreich im Freundeskreis in Abständen von 2 Wochen einmal an, traf sich alle 3 bis 4 Wochen nach vorheriger langer Terminabsprache. Ich musste mich daran gewöhnen, da meine Kinder bereits erwachsen waren und nicht mehr bei mir wohnten, ganz allein zu sein und Deide fehlte mir unglaublich. Weiterlesen

Es gibt so Orte und Räume, die einem ans Herz wachsen. Dazu gehört das ABZ Itzling, das jetzt seine Neueröffnung gefeiert hat. Das ABZ nennt sich nun „Haus der Möglichkeiten“. Eigentlich ist es ja von außen gesehen nichts Ungewöhnliches, nach der Renovierung erstrahlt es drinnen in neuem Glanz. Auch das wäre noch nichts Besonders.

Was das ABZ ausmacht sind die Menschen. Ich kenne sonst keinen Ort in Salzburg, der seine Türen für alle so weit öffnet. Jeder und jede ist willkommen, ob jung oder alt, zugewandert oder in Salzburg gebürtig, gläubig oder nicht gläubig, arm oder reich. Beim Fest war es wieder spürbar, das Miteinander, die Zusammengehörigkeit und die Vielfalt. Hier treffen sich Menschen, die sich in ihrer Individualität wertschätzen, Interessen oder auch nur den schönen Augenblick miteinander teilen.

Wie wichtig so ein Ort ist kann nicht hoch genug geschätzt werden. In unserer Gesellschaft macht sich spürbar eine Kälte breit, Egoismus und Konkurrenzdenken sind weiter auf dem Vormarsch. Die Welt wird kleiner, aber die Distanz zwischen den Menschen oft größer. Dann ist es gut zu wissen, dass es einen Ort gibt, wo Solidarität und menschliche Wärme eine Selbstverständlichkeit sind. Darum bin ich dankbar auch im ABZ beheimatet zu sein. Und ich freue mich auf viele offene, spannende und von Respekt getragene Begegnungen in den frisch renovierten Räumen…

http://www.kirchen.net/abz_v2/default.asp?id=18431

http://www.facebook.com/abzhausdermoeglichkeiten