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Erst waren es Menschen mit Migrationshintergrund, dann bettelnde Roma und seit einigen Monaten die Flüchtlinge – bei diesen Themen der letzten Jahre hat sich die Stimmung unter der österreichischen Bevölkerung ordentlich aufgeheizt.

Meinungsverschiedenheiten gibt es immer. Man kann aber auch dafür sorgen, dass daraus richtige Kluften in der Gesellschaft entstehen. Manche Parteien und Gruppen, hetzen die einen gegen die anderen auf – und leisten dabei ganze Arbeit.

Vorurteile, die nach hinten losgehen
Es wird dabei freilich das Wir-Gefühl der Österreicher angesprochen (jenes der Österreicherinnen nicht, denn das Gendern ist in diesen Kreisen verpönt). Unsere anständigen Leut’, unsere Bräuch’, unsere Kultur und so fort. Es gilt, all diese Schätze vor dem Fremden zu schützen, denn es ist eine Bedrohung und hat die unmittelbare Auslöschung alles Österreichischen zur Folge.

Unlängst geh ich in der Stadt Salzburg am Müllner Bräu vorbei. Es war ein herrlicher Sommertag und hinter der Mauer des Bräustübl-Gartens war eine zünftige Blasmusik zu hören. Augenblicklich zuckte ich zusammen: Sicher so ein Treffen dieser ganz besonders aufrechten Österreicher, die da hinter der Mauer die heilige Österreicher-Kultur zelebrieren, in Mir-san-mir-Seligkeit schunkeln und paschen – und allem anderen gegenüber feindselig gegenüberstehen: Den Ausländern und Schwulen genauso wie dem Binnen-I.

Und kaum hatte mich dieser Gedanke durchfahren, zuckte ich ein zweites Mal zusammen: So weit ist es also schon mit mir! Ich hab ein völlig irrationales Feindbild aufgebaut: Trachten, Blasmusik und Volksfeststimmung – mit sämtlichen volkstümlichen Ausformungen.

Volksmusik_CDsTuba-Phobie?
Ich selbst hab zwar kein besonderes Interesse an Brauchtum und Volksmusik, aber ich kenne es aus meiner Kindheit. Als Teenager hab ich dann oft das Wohnzimmer verlassen, wenn mein Papa Mei liabste Weis oder den Musikantenstadl im Fernsehen schaute. Nur zum Kirtag und an Fronleichnam hab ich alles mitgemacht: Tracht, Volksmusik und Weihrauchschwaden. Denn als Belohnung gab’s Grillhendl mit Pommes Frites – und einen Almdudler dazu.

Und heute ist mir also etwas, das zu meinen größten Kindheitsfreuden gehörte, äußerst suspekt: der Anblick eines Trachtenpärchens. Wie konnte ich zulassen, dass sich diese Vorurteile in mir festsetzen? Nur weil das Brauchtum nicht zu meiner Welt gehört, darf ich es nicht als rückschrittlich und „eingnaht“ abtun. Das lässt mich selbst als nicht gerade weltoffen dastehen. Ich kann doch Leuten, die Freude an unseren Traditionen haben, nicht einfach eine intolerante Gesinnung unterstellen nur weil eine Partei mit Volkstümlichkeit und selektiver Pseudo-Nächstenliebe auf Stimmenfang geht. Und nur weil diese Partei die Unterstützung eines Alpin-Elvis hat, der mit manchen Wortmeldungen seinen eigenen eingeschränkten Horizont preisgibt.

Bald ist wieder Wahl – in Wien und auch in Oberösterreich. Es werden die Trachten wieder ausgepackt und die Musikkapellen werden spielen.

Kulturen kennen Brücken
Liebe Fans der österreichischen Volks- und volkstümlichen Kultur: Lasst nicht zu, dass gewisse Politiker etwas vereinnahmen, das ihr liebt, und ihm den Stempel von Intoleranz und Engstirnigkeit aufdrücken. Ein großartiges Beispiel ist das Fest der Volkskulturen in Salzburg: Dort sind alle Menschen mit ihrer jeweiligen Heimatkultur willkommen und alle gehen offen auf einander zu. (Lest hier über das Fest der Volkskulturen nach.)

Und oft wünsch ich mir von den Stars der Volksmusik ein Statement wie von Hubert von Goisern, der sich gegen die Vereinnahmung der Rechten gewehrt hat. Denn ein Schweigen dazu klingt wie ein: Je suis Gabalier!

 

Vorschaubild: By Harald Bischoff (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

von Elisabeth Kaplan

So, die Suche nach dem österreichischen ESC-Beitrag ist in voller Fahrt. Auch wenn mir nicht alles gefallen hat, hat die gestrige Vorausscheidungsrunde auf jeden Fall wieder mal aufgezeigt, wie vielfältig und spannend die österreichische Popmusiklandschaft ist. Eine super Sache! Hier ein Überblick über meine Favoriten und die Acts, die in die nächste Runde gekommen sind:

Ihr Hit „Million Euro Smile“ hat die Salzburger Band „The Makemakes“ weitergebracht

Ihr Hit „Million Euro Smile“ hat die Salzburger Band „The Makemakes“ weitergebracht

The Makemakes // Zartbitter-Favorit + Weiter
Man merkt ihnen an, dass sie viel Bühnenerfahrung haben. Und Dodo ist einfach ein hammerguter Sänger. Wenn sie Österreich vertreten würden, könnte man sich jedenfalls auf einen soliden Auftritt verlassen.

DAWA // Zartbitter-Favorit + Weiter
Was mir gefallen hat war zunächst der eigenständige Sound, der zwar erstmal ungewöhnlich anmutet, aber dann absolut stimmig rüberkommt, und dann die Stimme des Leadsängers John Dawa. Eine total ehrliche und einnehmende Performance.

Zoe // Weiter
So bemerkenswert ihre äußere Erscheinung auch ist, so unbemerkenswert die stimmliche Leistung. Intonation nicht genügend.

Lemo // Zartbitter-Favorit
Als Singer-Songwriter ist Lemo sehr beeindruckend. Ich fand seine Darbietung absolut berührend, aber vielleicht beim ESC eher chancenlos.

Folkshilfe // Zartbitter-Favorit + Weiter
Tja, warum nicht mal so? Ich sehe Potenzial.

Celina Ann // Weiter
Mit ihrer bluesigen Nummer konnte Celina Ann durchaus Stimme zeigen, aber ich frage mich, ob ihre Präsenz einprägsam genug ist. Solosängerinnen gibt’s ja immer zuhauf beim ESC.

Johann Sebastian Bass – toller Song, coole Performance

Johann Sebastian Bass –
toller Song, coole Performance

Johann Sebastian Bass // Zartbitter-Favorit + Weiter
Mit dem Look und dem Sound bleiben die Herren jedenfalls stark in Erinnerung. Eine Bomben-Performance. Nur diese wahnwitzige Hintergrundstory könnten sie von mir aus weglassen.

 

 

 

 

Hier sind alle Performances zu sehen:
Videos aller Beiträge

Jetzt bleibt es spannend: Wie entwickeln sich die Acts weiter – und wer vertritt uns am Ende beim ESC?

Sind eure Favoriten weitergekommen? Haltet Ihr jemandem besonders die Daumen? Hinterlasst uns einfach einen Kommentar!

 

von Elisabeth Kaplan

Seit einigen Wochen nehme ich bei Zartbitter österreichische Bands unter die Lupe. Viele Newcomer-Bands haben mir seither geschrieben, mit der Bitte, auch mal unter die Lupe genommen zu werden. Darum startet Zartbitter einen öffentlichen Aufruf an Popbands bzw. -musiker, die sich in der Grauzone zwischen Ö3 und FM4 bewegen. Bands, die in Österreich Popmusik machen, haben es sehr schwer, da sie wenig mediale Unterstützung erfahren.

„Ihr verdient Anerkennung dafür, dass ihr euch in diesem schwierigen Umfeld nicht entmutigen lasst, dass ihr nicht aufgebt oder ins Ausland geht. Wie groß muss da wohl eure Leidenschaft sein, wenn ihr weitermacht, obwohl ihr wisst, dass die Chancen auf den für die Publicity so wichtigen Airplay gleich null stehen.“

Pop logo_mediumIch kenne kein anderes Land, das seine heimischen Popbands so belächelt und vernachlässigt wie Österreich. Anderswo ist man stolz auf die heimische Popmusik und bringt sie an die Bevölkerung, man fördert die Vielfalt und unterstützt die Musiker. Die Behauptung, dass es in Österreich zu wenig gute Musik gibt ist schlichtweg eine Frechheit. Wie gibt es das sonst, dass manch eine österreichische Band im Ausland großen Erfolg hat und im Inland kaum Beachtung findet? Ein Armutszeugnis ist das für uns.

Fest steht, dass Popbands in Österreich mehr Anerkennung und Exposure brauchen – besonders neue Acts. Wir von Zartbitter möchten einen Beitrag dazu leisten und auf unserer Plattform auch Newcomer-Popbands vorstellen.

DAHER UNSER AUFRUF

Schickt uns:
* Eine kurze Biographie
* Die Lyrics zum eingereichten Song
* Einen Internet-Link (z.B. YouTube oder Soundcloud) zu eurem Song

Schickt diese Infos bitte bis 15.09.2014 an:
office@zartbitter.co.at
Wir stellen dann die drei Bands/Musiker vor, die uns am besten gefallen haben.

Im Oktober ist es dann soweit und vielleicht seid ihr
auf zartbitter.co.at “Unter der Lupe”!

Unter der Lupe waren schon:
Fijuka
The Makemakes
Bilderbuch
Tyler
Camo & Krooked