Beiträge

Vor einer Woche hat Europol eine erschreckende Zahl veröffentlicht: 10.000!

Zehntausend Kinder, die als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Europa verschwunden sind. Da gab es einen kurzen lauten medialen Aufschrei. Das Kindererschießen an der Grenze überdeckte aber bald die verschwundenen Kinder. Und andere viel wichtigere Themen.

Ein Teil dieser Kinder, so ExpertInnen, sind bei Verwandten in Europa, die die Kinder nicht melden. Andere sind weiter auf der Flucht. Ein Teil der Kinder soll sich in den Händen Krimineller befinden. Menschenhändler, Sklaventreiber und Zuhälter. Kinder und Jugendliche sind eine leichte Beute, wenn sie alleine unterwegs sind. Sich durchschlagen vom Nahen Osten bis nach Deutschland und Schweden. Sie sehen vieles, was ein Erwachsener nur schwer erträgt. Und sie durchleben manchmal ein tägliches Grauen, müssen schuften, um weiterzukommen. Oder Erwachsenen sexuell zu Diensten sein. Sie sind alleine. In fremden Ländern, zwischen fremden Menschen und ohne Gewissheit, ob die Zukunft besser wird.

Wo bleibt der #aufschrei?

Das ist uns einen Aufschrei von höchstens zwei Tagen wert. Dann gehen wir wieder zum medialen Alltag über. Aber wo sind die Kinder? Europol meint, dass sie mitten unter uns leben und nicht irgendwo versteckt. Also sollten wir weiter darüber berichten, reden, die Menschen informieren. Wenn wir schweigen, dann bleiben die Kinder verschwunden. Dann existieren sie nicht mehr, obwohl sie da sind.

Das wollen wir wohl alle nicht- 2016 mitten in Europa!

von Vera Schlager

Was ich nie verstehe werde und auch nicht verstehen will: Angebot – und Nachfrage von Spielzeugwaffen!

Als ich jünger war, fand ich es schon komisch – die kleinen Cowboys mit ihren Revolvern, die durchs Faschingsfest flitzten und sämtliche Indianer „abknallten“. Schon damals konnte ich nicht verstehen, was daran lustig sein soll, wenn man „umbringen“ spielt.

11992050_10204492937275209_90468864_n[1]

Vera Schlager bei ihrer Arbeit mit Kindern!

Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich in nicht nur in einer Familie aufgewachsen bin, die mit diesem Thema sehr bewusst umgeht, sondern auch in einer Organisation (Rote Falken), die aktiv Friedenserziehung leistet. Daher war meine Toleranz, jemanden dabei zuzusehen wie er einen „Völkermord“ nachspielt, nie wirklich vorhanden.

Zugegeben, bei Cowboy und Indianerspielen an Völkermord zu denken, ist sehr radikal –

ABER
in der heutigen Zeit geht es leider nicht mehr um den „harmlosen“ Cowboy Revolver.
Heutzutage kann man Spielzeugwaffen kaufen, die durchaus dazu geeignet sind, damit eine Bank zu überfallen – weil sie den Echten zum Täuschen ähnlich sind. Nicht nur Pistolen werden den Kindern zum Spielen angeboten – auch Maschinengewehre und ähnliche Dinger.

Und somit kann man auf einer Faschingsfeier durchaus den Eindruck bekommen, Krieg wäre etwas Lustiges, das wir gerne nachspielen.

Ich frage mich, was veranlasst Eltern ihren Kindern solche schrecklichen Dinge – die in der Realität unendliches Leid verursachen, als Spielzeug anzubieten. Wie kann ich es als Elternteil aushalten, wenn mein Kind am Fasching steht und mit der Maschinenpistole Massenmord spielt?

Mit einer Waffe, die aussieht wie echt?

Ehrlich, das stellt mich vor ein Rätsel, das ich nicht einmal verstehen will!

Spielen ist die „Arbeit“ der Kinder und Spielerfolge fördern Selbstvertrauen und machen Mut, Neues und immer Schwierigeres zu wagen. Spielzeug sollte deshalb sorgfältig ausgewählt werden. Verkleiden ist die Möglichkeit für Kinder in andere Rollen zu schlüpfen und sich darin zu erproben. Miniaturkanonen, Spielzeugpistolen, Schwerter und bewaffnete All-Monster auf der Faschingsfeier – sie alle haben eines gemeinsam: sie fördern gewaltorientiertes Handeln. Mit Waffen kann ein Kind nur eines machen: kämpfen in allen Ausdrucksformen und die Unbewaffneten bedrohen. Waffen und anderes Gewaltspielzeug fördern weder Kreativität noch die friedvolle Kommunikation der Kinder.

Gerade in einer Zeit, in der Millionen Menschen weltweit vor Kriegen auf der Flucht sind und in denen uns immer wieder auch in der friedlichen Seite der Welt Waffenmassaker betroffen machen, haben Waffen in der Hand von einem Kind definitiv nichts verloren!

Vera Schlager ist Geschäftsführerin der Kinderfreunde Salzburg

12025556_10204492936795197_177902676_n[1]Erwachsene Menschen sind gereifte Persönlichkeiten, meistens jedenfalls. Kinder sind am Lernen, am Erfahrungen sammeln. Kinder sollen noch nicht alles wissen. Kinder sollen auch nicht alles sehen, hören und fühlen. Kinder sollen kindgerecht aufwachsen können. Das ist ein Kindermenschenrecht!

Kinder, die aus dem Krieg kommen, die Flucht erleben sind völlig außerhalb einer normalen Welt, in der ein Kind aufwachsen soll. Angst, Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Gewalt, Hunger sind Begleiter der Flucht.

Kinder auf der Flucht müssen erwachsen sein. Sie müssen Gewalt ertragen, Hunger aushalten, Krankheit durchstehen, Angst ertragen, kindliche Bedürfnisse unterdrücken. Sie müssen die Angst ihrer Eltern ignorieren lernen. Kinder auf der Flucht müssen unendlich stark sein.

12022971_10204492937155206_1437836258_n[1]Die Kinder, die ich in den letzten Tagen am Salzburger Bahnhof gesehen habe, waren alle erwachsen. Sie hatten einen wissenden Blick. Das trifft einen tief ins Herz.

Wenn sie allerdings spielen dürfen, dann sind sie wieder ganz Kind. Lächelnd, kreischend, staunend, neugierig, offen, wissbegierig, probierend. Sie sind ganz Kind. Zumindest für eine Stunde, bevor es wieder weiter geht. Bevor sie wieder Kinder auf der Flucht sind.

An dieser Stelle DANKE an die Kinderfreunde, die Pfadfinder und den Verein Spektrum, die den Kindern am Salzburger Bahnhof eine Stunde Kindsein schenken!

strand2Zwei große Handtücher, zwei kleine Handtücher, eine Picknick-Decke, zwei Badeanzüge mit Mini-Maus, zwei mit Filly-Ponys, zwei Badeanzüge für die Mama, zwei Badehosen für den Papa, zwei T-Shirts, zwei kurze Leggins, ein Mal UV-Schutz-Gewand mit Hello Kitty, einmal no-name vom Eduscho, zwei Trinkflaschen aus Glas, eine 1,5-Liter-Version aus Plastik, Reiswafferl, Äpfel, Kekse, eine Banane, zwei Weckerl, zwei Tuben Sonnencreme, Schwimmscheiben, zwei Taucherbrillen, zwei Schnorchel, eine Tasche Sandspielzeug (die Super-Size-Edition für den Strand), Spritz-Tiere, vier Kapperl und vier Paar Strandschuhe (der Sand ist echt heiß) und den Sonnenschirm. Jetzt noch alles in zwei Badetaschen und einen Rucksack stopfen.

Geschafft, es ist jetzt 9.30 Uhr, Ankunft am Strand 10 Uhr. Lager aufschlagen am freien Strand nahe Viareggio in der Toskana. Am Bezahl-Strand kosten zwei Liegestühle und ein Sonnenschirm familienfreundliche 24 Euro pro Tag, macht für sechs Tage …. nein, da bin ich zu geizig.

Jetzt noch die Eincreme-Prozedur: zuerst renitente Dreijährige ca. 10 Minuten im Dauerlauf wahlweise durch den Campingplatz oder die Sanddünen verfolgen, unter Protestgeschrei einfangen, dann möglichst schell einschmieren, loslassen und nächstes Kind schnappen.

Nächste Disziplin: Sandburgen bauen, am besten gleich nach dem Eincremen, damit der Sand auch ordentlich am Kind klebt. Zwischendurch kurze Begegnung mit Meer und Brandung. Raus aus dem Wasser, umziehen, nach fünf Minuten wieder rein ins Wasser,….

Besondere Herausforderung: die Wanderung zum Klo. Drei Sanddünen weiter und gefühlte 30 Minuten Fußmarsch müssen mindestens drei Leute ihre Blase koordinieren – denn zwei Mal gehe ich den Weg sicher nicht!

12 Uhr, Jausenzeit, endlich mal zehn Minuten sitzen, unter dem gerade gekauften Schirm. Mein dritter Mitleidskauf von den Händlern aus dem Senegal, viele von ihnen sind dort am Strand unterwegs.

Um 15 Uhr zurück zum Campingplatz, schließlich müssen wir noch den Pool testen. Alles wieder in die Tasche schlichten, beim Pool alles wieder auspacken – wo sind die Spritztiere und die grüne Sandschaufel?

… meldet sich zurück. Nach längerer Schaffenspause muss ich sagen, dass es verdammt schwer ist, mit den Augenringen noch auf den Bildschirm zu schauen. Glücklicherweise habe ich jetzt eine neue Brille – ein modisches Accessoire um vom wahren Zustand abzulenken. Immerhin bin ich jetzt schon 38 und sehe aus wie 48.

kiAber reden wir mal von wirklich wichtigen Dingen. Thema Kinderbetreuung. Wie wichtig ist es, was die lieben Kleinen so den ganzen Tag machen, wenn wir nicht dabei sind? Der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung auf der einen Seite, einfach spielen und Kind sein auf der anderen Seite?

„Mein Kind soll gut betreut werden, aber die Erziehung findet zu Hause statt“, behauptet mein Nachbar (der in Karenz war und jetzt in Elternteilzeit ist – also weiß, wovon er spricht). „Pädagogische Konzepte sind total wichtig“, sagt meine innere Stimme. Ich will das Gefühl haben, dass alles suuuuhuuuper durchdacht ist. Ich will, dass mir das von suuuuuhuuper qualifizierten BetreuerInnen mitgeteilt wird. Am besten noch in Form einer „Portfolio-Mappe“ (da steht alles Wichtige drin, samt den Zeichnungen der Kinder und so).

skWarum eigentlich? Weil die Kinder mein ein und alles sind? Weil wir nur das Allerbeste für sie wollen? Weil wir nicht loslassen können? Weil wir an den eigenen Fähigkeiten zur perfekten Erziehung zweifeln? Weil wir unseren Kindern nicht zutrauen, dass sie in einer nicht perfekten Welt aufwachsen und sich auch mit Betreuungspersonen rumschlagen müssen, die sie nicht mögen? Weil es schwierig ist zu akzeptieren, dass zwei BetreuerInnen im Kindergarten nicht 25 Kinder gleichzeitig in den Mittelpunkt stellen können?

Ich muss cooler werden, lautet mein Vorsatz! Denn perfekte Begleitung von Kindern gibt es nicht, weder zu Hause noch im Kindergarten. Jetzt geh‘ ich erst Mal ganz gelassen meine Mädels abholen.

Ein Beitrag von Martina Zidek

Susi1Die meisten und vor allen Dingen die schönsten Erinnerungen meiner Kindheit haben mit Hunden zu tun. Im ländlichen Oberösterreich gab es zu dieser Zeit noch eine Unzahl von Hunden, die sich frei in der Umgebung bewegen durften und oft und gerne auf einen Imbiss oder eine Spielstunde bei uns Kindern vorbeischauten. Manche Hunde wollten mit uns auch nichts zu tun haben, und auch das war in Ordnung.

Die Herzen der Kinder schlagen nahe am Puls der Schöpfung und mühelos erkennen sie die uralten Codes, die in unsere Säugetiergene eingeschrieben sind, wenn sie Gelegenheit bekommen, diese kennen zu lernen. So wussten wir, dass der Kreiner-Arco ein Einzelgänger war, der auch an Menschen kein Interesse zeigte, der Maier-Spitzi sich hingegen mit Freuden im Puppenwagen herumkutschieren ließ und es auch nicht krumm nahm, wenn er mal ein paar Haare seines unwiderstehlich buschigen Schwanzes lassen musste.

Die meisten Hunde genossen den Umgang mit uns Kindern ebenso sehr, wie wir den mit ihnen und behandelten uns kaum anders als Hundekinder, denen sie fast unendliche Geduld entgegenbringen. Dann und wann bekamen wir auch einen Rüffel, zum Beispiel als wir versuchten unseren Dackel Susi in Puppenkleider zu stopfen. Wir wussten ohne den geringsten Zweifel, dass wir den Bogen überspannt hatten und ihr Knurren keine Drohung, sondern eine wohlverdiente Zurechtweisung war. Hätten wir unseren Müttern davon erzählt, so hätten sie im besten Fall gelacht und im schlechtesten Fall mit uns geschimpft, weil wir gegen die eiserne Regel verstoßen hatten, tierische Bedürfnisse ebenso wichtig zu nehmen, wie menschliche.

a touch, that never hurts

SusiManche Kinder ängstigen Franzi. Er hat eine sanfte Seele, die Grobheit und Unartigkeit wehrlos gegenübersteht, weshalb er es vorzieht, sich hinter mir zu verstecken, wenn eine lärmende Gruppe von Kindern unseren Weg kreuzt. Nähert sich ihm jedoch ein Kind sanft und liebevoll, dann ist er glücklich, so wie die Hunde meiner Kindheit es waren. Er lässt sich füttern und streicheln und fordert mit Nasenstüberln noch mehr Zuwendung ein. Wenn das Kind dann noch zu lachen beginnt, ist sein Glück perfekt: er wedelt mit dem Schwanz, das Hinterteil in der Luft, den Oberkörper auf den Boden gepresst.

In solchen Momenten stehe ich daneben und denke zurück und hoffe, dass zu jeder Zeit die liebevolle Allianz zwischen Hunden und Menschenkindern die Welt ein bisschen freudvoller machen wird. Ich habe viele Wünsche für die kommenden Generationen: sauberes Wasser, genügend Nahrung und Rohstoffe sowie Liebe und Toleranz für Mensch und Tier. Wer weiß? Vielleicht hat der zärtliche Franzi schon das eine oder andere Saatkorn in ein Kinderherz gelegt.