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Bouchra Ikherrazene studiert Französisch und Geschichte auf Lehramt an der Universität Salzburg und ist Mitglied der Muslimischen Jugend Österreich in Salzburg.

Der Ramadan hat begonnen! Was heißt das für dich?

Ich freue mich auf eine spirituelle Zeit, die ganz im Zeichen des Miteinanders steht. Auf das gemeinsame Fastenbrechen mit Familie und Freunden, auf die Moscheebesuche und österreichweit werden Iftare (Anm.: Fastenbrechen-Feste) von der MJÖ veranstaltet wie zum Beispiel der Salzburger Iftar in der Tribühne Lehen am 3.6. Am meisten freue ich mich aber auf unser Projekt „Fasten-Teilen-Helfen“!

Was ist das Besondere an diesem Projekt?

„Fasten-Teilen-Helfen“ geht mit diesem Jahr in die siebte Runde. „FTH“ ist ein karitatives Projekt, stärkt das soziale Bewusstsein und die Solidarität in unserer Gesellschaft. Jedes Jahr zu Ramadan kooperieren wir mit verschiedenen sozialen Einrichtungen wie Caritas und Lebenshilfe. Wir helfen Bedürftigen, unterstützen Obdachlose, besuchen Flüchtlingsquartiere und genießen gemeinsam schöne Momente und Eindrücke. Der Monat Ramadan besteht aus viel mehr als nur dem Fasten. Gerade zu Ramadan werden Musliminnen und Muslime aufgefordert Gutes zu tun und sich aktiv in unsere Gesellschaft einzubringen. Außerdem wollen wir mit diesem Projekt ehrenamtliche Tätigkeiten und soziales Engagement für Jugendliche attraktiver machen. In der Vergangenheit ist das Projekt sehr gut bei den Jugendlichen angekommen!

Wer kann sich am Projekt beteiligen?

Unsere Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsenen. Wir freuen uns über jedes Interesse und laden alle Interessentinnen und Interessenten dazu herzlich ein mitzumachen. Anmelden kann man sich auf unserer Homepage www.ramadan-helfen.at

Wie verläuft das Fasten? Ist das nicht anstrengend?

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten Fastende auf Essen und Trinken. Am Abend gibt es dann zusammen einen Iftar.

Am Anfang ist es etwas ungewöhnlich nichts zu essen, da man es ja sonst untertags gewohnt ist. Es braucht ein paar Tage bis man in die Fastenstimmung reinkommt aber danach funktioniert es ganz gut bei mir. Man empfindet zwar Hunger jedoch ist es meines Erachtens trotzdem möglich und keineswegs ungesund oder gefährlich für den Körper. Außerdem öffnet es ganz neue Perspektiven: Wie geht es Menschen die wirklich hungern müssen? Das gibt mir zumindest, viel zum Nachdenken.

Was ist das Besondere am Fasten?

Fasten ist nicht nur ein physischer Zustand sondern man fastet auch mit dem Geist. Man achtet viel mehr auf seine Aussagen und ist sich seines Handelns im generellen mehr bewusst. Oft geblendet von Kleinigkeiten oder unseren „first-world-problems“ vergessen wir von welchen Reichtum und Wohlstand wir überhaupt profitieren dürfen. Das ist genau dieser Gedanke, der mir an unserem „FTH“ Projekt so gefällt. Nicht nur an sich selbst zu denken, sondern Menschen in Not beizustehen.

Was ist dein Wunsch an die Zukunft, wenn du an den Ramadan denkst?

Das Projekt „Fasten-Teilen-Helfen“ soll fortgesetzt werden um mehr Jugendliche für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen. Ich wünsche mir mehr Solidarität in unserer Gesellschaft und allen Menschen, ob sie fasten oder nicht, muslimisch sind oder nicht – eine bereichernde, segensreiche und friedvolle Zeit! Ich bin überzeugt, dass wir in der heutigen Zeit nur durch Zusammenhalt – unabhängig von Religion, Weltanschauung, sexueller Orientierung und ethnischer Herkunft – alle Herausforderungen bestehen können.

Wer Interesse hat, hier findet ihr alle Infos: Fasten Teilen Helfen

Das Interview führte Adis Serifovic 

Adis Šerifović im Gespräch mit der muslimischen Feministin Dudu Kücükgöl

 

Adis: Anfangs wollten wir einen Bericht schreiben über „Diskriminierung bei muslimischen Mädchen und Frauen die Kopftuch tragen“. Haben uns aber doch auf einen anderen Titel geeinigt, weil dieses Thema doch schon sehr oft besprochen wurde. Was sagen Sie dazu? Wie aktuell sind Diskriminierungen?

Dudu: Diskriminierung und Übergriffe sind leider zum Alltag muslimischer Frauen geworden. Es ist schade, dass nur wenige Fälle dokumentiert werden und es ins öffentliche Bewusstsein schaffen. Denn damit wir über Diskriminierung sprechen und auf die Probleme verweisen können, ist Dokumentation so wichtig. Doch die Diskriminierung schadet nicht nur den direkt Betroffenen, das Wissen darum und die Erwartung von Diskriminierung, führt bereits dazu, dass sich junge Frauen in ihren Berufswünschen und Zukunftsperspektiven eingeengt fühlen. Sie beginnen, sich Chancen auszurechnen und ihre Träume zu reduzieren – das tut mir am meisten weh. Diskriminierung bedeutet gerade für junge Menschen eine massive Belastung und eine negative Perspektive auf die eigene Zukunft.

Macht es Sinn, das Kopftuch zum Thema zu machen oder liegen da ganz andere Probleme im Hintergrund?

Das Kopftuch ist das sichtbare Zeichen, an dem viele ihren Hass oder ihre Angst vor dem Islam festmachen. Genau diese Angst und diesen Hass spüren dann Frauen am stärksten, die wegen ihres Kopftuches als Musliminnen erkennbar sind. Wir müssen das thematisieren, aber dabei auf die Gründe für den Hass und die Angst hinweisen: Hier spielen politische Hetze, medial konstruierte Bilder einer vorselektierten Realität sowie Rassismus eine große Rolle.

Wie stehen Sie zu Argumenten wie „Aber bei uns in Österreich, hat man vor 80 Jahren auch Kopftuch getragen“

Im Bezug auf das Kopftuch, getragen aus religiöser islamischer Überzeugung? Es kommt auf die Betonung an: Wenn die Jahrzehnte betont werden und ein „die hinken halt ein bisschen nach“ mitschwingt, finde ich solche Kommentare entbehrlich. Wenn aufgezeigt werden soll, dass vor kurzer Zeit auch Kopftücher ein gängiges Kleidungsstück waren, finde ich es in Ordnung.

Wie könnte eine Lösung aussehen um unseren öffentlichen Raum für kopftuchtragende Mädchen zu öffnen bzw. zu sensibilisieren?

Ich denke, dass die Sichtbarkeit von muslimischen Frauen als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft in allen Bereichen und Berufen, vor allem auch in Medien wichtig ist. Muslimische Frauen und auch andere Menschen mit sichtbarer Diversität sollten zum Beispiel in Werbungen sichtbar sein: So wie ein David Alaba, ein schwarzer Österreicher, Werbung für eine Bank macht, sollten auch andere – auch ohne Superstar-Status – in Werbungen oder Filmen sichtbar sein. Es muss ein Stückchen „Normalität“ hergestellt werden um Stereotype aufzubrechen. Die Sichtbarkeit von Menschen, die diskriminiert werden erfüllt nämlich immer mehrere Aufgaben: Einerseits ist es eine Erziehung der Gesellschaft, wenn man sieht, dass unsere Gesellschaft bunter und vielfältiger geworden ist. Auf der anderen Seite ist es eine Message an junge Menschen und Betroffene: Ihr seid ihr akzeptiert und willkommen, ihr seid ein Teil der Gesellschaft.

Was müsste sich in den Köpfen der Menschen (oder der Medien?) verändern um einen positiven Beitrag zu diesem Thema beizutragen?

Die einseitige Darstellung und Wahrnehmung von muslimischen Frauen und allgemein MuslimInnen ist ein großes Problem. MuslimInnen werden medial oft nur mit Terror und Gewalt assoziiert – dieses einseitige Bild führt zu Feindseligkeit MuslimInnen gegenüber und es kommt zu Übergriffen und Diskriminierung. Die Menschen müssen auch ihre eigenen Vorurteile und die Bilder, mit denen sie seit Jahren gefüttert werden zu hinterfragen, die Augen aufmachen und mit den Menschen in Kontakt treten, die um sie sind: ArbeitskollegInnen oder NachbarInnen. Sie müssten das Kopftuch vergessen, das eine Frau trägt und auf das schauen, was sie sagt und tut.

Und als letzte Frage: Wenn wir nicht mehr über das Kopftuch diskutieren sollten, welche Themen wären Ihnen wichtig, wenn wir über Chancengleichheit als Menschenrecht sprechen?

Soziale Gerechtigkeit, Bildung und Chancengleichheit für Kinder – diese Themen wären mir gerade auch als Mutter sehr wichtig. Es ist wichtig, dass unsere Kinder gleichermaßen gefördert werden und eine gute Bildung genießen – unabhängig vom sozialen Status oder der Bildung der Eltern. Was soziale Mobilität und Bildungsmobilität angelangt, schneidet Österreich im OECD-Vergleich immer sehr schlecht ab. Der Unwille und die Inkompetenz in der Politik ein veraltetes Bildungssystem zu reformieren, das viele Kinder ihrer Chancen beraubt, erstaunen mich. Gäbe es keinen Rassismus mehr, würde ich mich noch stärker für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Dudu Kücükgöl forscht über Islam und Feminismus und referiert über die Themen Islam, Integration, Jugend und muslimische Frauen. Twitter: @duduhier.

Mehr zum Thema: Kopftuchfrauen

Bildrechte: Alisa Grgic

(Interview erstmals publiziert im Menschenrechtsbericht 2015 der Plattform für Menschenrechte Salzburg, überarbeitet Jänner 2017) www.menschenrechte-salzburg.at)

 

von Dr. Muhran Muhran
Nach der Erklärung der Islamischen Republik Iran 1979, gab es viele islamisch politische Bewegungen, die sich in der Folge zu zahlreichen, unter anderem aggressiven, fanatischen, radikalen und terroristischen Parteien entwickelten. Innerhalb der letzten drei Jahrzehnte breiteten sie sich weitgehend aus, verwendeten Waffengewalt und brutale Morde, um lokale und regionale Kriege hervorzurufen, alles unterstützt durch völlig nicht-islamische Transparente und verfälschte Sprüche. Schlussendlich schlossen sich diese Kämpfer zu armeeähnlichen Truppen zusammen, unter denen der IS und Al Kaida zu den Bekanntesten zählen. Durch die Aktivitäten dieser Islamistischen Politischen Parteien (IPP) wurde das Prestige der tatsächlichen islamischen Religion zutiefst zerstört, falsche Ansichten, schlechte Eindrücke und eine sehr negative Einstellung gegenüber der islamischen Religion sind die Folge. Heutzutage scheint das Wort „Islam“ schon ein Synonym für Terror und brutales Töten zu sein, vor allem seit dem 11. September.

Klarstellung der islamischen Geistlichen notwendig

Achtlos ihrer veröffentlichten Politik, ihrer Popularität, ihrer militärischen Macht und der religiösen Titel ihrer Führer, sind die IPP nichts als Organisationen, die aus grausamen Terroristen bestehen, aus extremen Fanatikern, aus Aktivisten mit ausländisch motivierten Absichten, aus Kriegskämpfern und korrupten Geschäftsleuten.

Man könnte die IPP als militarisierte, terroristische Institutionen beschreiben, die weder politische, noch religiöse Programme vorweisen können. Es ist notwendig, dass die islamische Geistlichkeit den Unterschied zwischen Islam als Religion und Islam als politische Partei klarstellt, sodass die islamische Religion und ihr heiliges Buch Koran von dem negativen Verhalten und den schlechten Taten des politischen Islams unterschieden werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass es unter keinen Umständen auch nur die geringsten Zusammenhang zwischen der Demokratie und der Agenda der islamisch politischen Institutionen gibt, weswegen wir sie hier völlig ignorieren.

Fünf Unterschiede zwischen Demokratie und Islam

Dennoch ist das Zusammenspiel zwischen der Demokratie und dem Islam – der himmlischen, monotheistischen Religion – möglich, solange ihre Konzepte direkt mit dem Interesse der Menschen verbunden sind, trotz der Unterschiede in den folgenden Punkten:
1.       Die Demokratie ist ein von menschlicher Gesellschaft erschaffenes Projekt und wurde in allen Sprachen für alle Menschen festgelegt. Der Islam ist ein aus dem Himmel stammendes Projekt Gottes, welches durch den Koran nur eine kleine Anzahl an Menschen erreicht, da dieser in der arabischen Sprache verfasst wurde und jegliche Übersetzung strengstens verboten ist.

2.       Die Demokratie erkennt die permanente Evolution der menschlichen Gesellschaft an, wohingegen sich der Islam jeder Entwicklung, die von denen im Koran festgelegten Lehren Gottes abweicht, entzieht.

3.       Die Demokratie richtet sich nach den Interessen der Menschen auf der Erde, wohingegen sich der Islam hauptsächlich mit dem Leben nach dem Tod beschäftigt.

4.       Die Demokratie wurde als politisches Instrument erschaffen, um die Gesellschaft zu leiten und erlangte später neue humanitäre, fundamentale Konzepte, wie zum Beispiel soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung der Geschlechter, die Anerkennung der Meinungs- und Glaubensfreiheit, das Menschenrecht einen Lebenspartner zu wählen – gleichgeschlechtliche Partnerschaften eingeschlossen –, die Abschaffung der Rassendiskriminierung und schlussendlich auch die Abschaffung der Todesstrafe innerhalb der EU Staaten. Der Islam hingegen bleibt bei den Lehren Gottes, welche vor 14 Jahrhunderten formuliert wurden, dies bedeutet keinen Fortschritt, keine gesellschaftliche Evolution.

5.       Der Gemeinschaftsgedanke entwickelt sich kontinuierlich weiter, die Demokratie bewegt sich ständig vorwärts. Der Islam befindet sich bis heute in einer stillstehenden Lage.

Die Notwendigkeit und Hoffnung auf eine islamische Reformation

Aufgrund der fünf zuvor erwähnten Punkte, wird der Spalt zwischen Demokratie und Islam von Generation zu Generation immer größer. Ein Überwinden dieser Situation benötigt muslimische Reformatoren. Es benötigt die weltweiten Demokraten, die islamischen Geistlichen, die friedlichen Männer und Frauen moderater islamischer Parteien und islamischer akademischer Institutionen, welche ihr Potenzial zusammenschließen müssen und nur gemeinsam einen Kampf gegen diesen „islamischen Terror“ und die gleichzeitige Islamophobie gewinnen können. Sie sollten gegen die staatsfeindliche, destruktive und radikal religiöse Ideologie vorgehen, um Frieden für alle Menschen auf dem Planet Erde garantieren zu können. Dann ist vieles möglich.

Anisa Halilović, 22 Jahre, studiert Mathematik und Spanisch und engagiert sich im Vorstand der Muslimischen Jugend, wo sie für die Finanzen verantwortlich ist.

Adis Šerifović, ebenfalls 22, ist Student der Politikwissenschaft. Er ist Vorsitzender der Muslimischen Jugend Salzburgs, engagiert sich in der Plattform für Menschenrechte und hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben.

Zartbitter trifft sie im Kaffeehaus.Adis und Anisa

Zartbitter: Der Fastenmonat Ramadan steht vor der Tür. Freut ihr euch oder ist das eher ein belastender Gedanke?

Anisa: Ich freue mich. Die Ferien und Ramadan fallen zusammen. Da habe ich Zeit für unser Projekt „Fasten, teilen, helfen“.

Zartbitter: Was ist das Besondere an dem Projekt?

Anisa: Besonders im Fastenmonat wollen wir helfen, im sozialen und anderen Bereichen. Als Beispiel nenne ich den 5. August, da wollen wir Jungen den Älteren eine Überraschung im Volksgarten bereiten.

Adis: Ich freue mich auch. Der Ramadan hat vor allem im Sommer ein besonderes Flair. Familie und Freunde treffen sich am Abend , sitzen beieinander. Und wir in der Muslimischen Jugend veranstalten österreichweit große Iftare.

Zartbitter: Was ist ein Iftar?

Adis: Das ist das Fastenbrechen am Abend nach Sonnenuntergang. Dann dürfen wir wieder Nahrung zu uns nehmen. Das machen wir gerne zusammen. Als Muslimische Jugend in Salzburg werden wir einen großen Iftar in der Tribühne Lehen machen, wo wir auch unsere Projekte vorstellen.Adis

Zartbitter: Müssen alle MuslimInnen fasten?

Adis: Das muss jeder und jede Muslimin für sich selbst entscheiden. Es kommt immer darauf an, wie man was lebt.

Zartbitter: Gibt es auch ein Fastenverbot im Ramadan?

Anisa: Wenn es einem gesundheitlich schadet oder wenn man krank ist. Auch schwangere und stillende Frauen sind ausgenommen. Auch Kinder müssen nicht fasten, sie können es freiwillig tun.

Adis: Auch auf Reisen muss man nicht fasten, man kann nachfasten. Wichtig ist, dass das Fasten keine Belastung sein soll. Es geht auch nicht nur um das Fasten beim Essen, sondern auch geistiges Fasten ist wichtig.

Zartbitter: Gibt es beim Fasten einen Unterschied zwischen Männern und Frauen?

Adis: Klar, ich kann ja nicht schwanger werden und stillen kann ich auch nicht. Sonst gibt es keinen Unterschied.

Zartbitter: Was ist das Schwierigste beim Fasten?Anisa

Anisa: Am Anfang muss ich mich daran gewöhnen und dass ich daran denke. Aber dann komme ich schnell in eine gute Fastenstimmung.

Adis: Die ersten Tage sind ungewöhnlich. Besonders wenn ich an einem Restaurant vorbeigehe, da denke ich mir, es wäre schon gemütlich. Schwieriger ist das Essen vor Sonnenaufgang, da brauche ich erst Appetit, ich bleibe ja die ganze Nacht wach. Das Fasten beginnt schon um 3 Uhr in der Früh und endet erst um 9 Uhr am Abend.

Zartbitter: Was ist euer persönlicher Gewinn aus dem Fasten?

Adis: Es ist eine Tatsache, dass es eine Bewusstseinsbildung ist. Wenn ich den ganzen Tag faste, denke ich natürlich auch an das Essen am Abend. Ich weiß, dass ich dann zu essen habe. Aber wie viele Menschen gibt es auf der Welt, die tagelang nichts zu essen haben. Da werde ich sehr nachdenklich.

Anisa: Mir geht es auch so wie Adis. In diesem Monat reduziert man sich. Ich lerne wieder, dass die Augen oft größer sind als der tatsächliche Hunger. Für mich ist es auch der Monat der Reflexion und ich setze mir neue Ziele.

Adis: Man fastet auch mit dem Geist. Wir versuchen gute Taten zu machen, zu helfen und Verantwortung zu übernehmen. Auch die Zunge soll fasten.

Zartbitter: Was ist euer Wunsch an die Zukunft, wenn ihr an den Ramadan denkt?

Anisa: Unser Projekt „Fasten, teilen, helfen“ soll fortgesetzt werden und wir wollen mehr Jugendliche für ehrenamtliche Arbeit gewinnen. Und ich wünsche mir ein gutes Miteinander in der Gesellschaft.

Adis: Friede und Zusammenleben. Ich will Menschen zum Nachdenken bringen über Konsum, Armut und Unrecht.

Zartbitter: Wir wünschen euch eine bereichernde Fastenzeit.Ramadankalender

Information:

Der Ramadan 2013 ist von 9. Juli bis 8. August.

Das Projekt der Muslimischen Jugend „Fasten, teilen, helfen“: http://ramadan-helfen.at/  und im Facebook: http://www.facebook.com/FastenTeilenHelfen?fref=ts

Das Buch von Adis findet ihr hier: http://www.alhamra.at/shop/produkt/242/2/abenteuer-von-elif-und-clara/

Sicher schon mehr als zehn Mal habe ich die Hagia Sophia besucht und immer wieder bin ich überwältigt. hagia

Von außen sieht sie aus wie eine alte Schildkröte, die nichts erschüttern kann, die schon alles gesehen hat. 1500 Jahre bestimmt sie schon die Silhouette von Istanbul, vormals Konstantinopel, vormals Byzanz. In nur 6 Jahren als Kirche erbaut, dann Moschee und jetzt Museum, trotzt sie den wechselnden Herrschaften und lässt alle Besucher staunen. Schon die Vorhalle wäre ein Gotteshaus für sich, die Haupthalle mit ihrer riesigen Kuppel macht einen ergriffen. Immer wieder. Die wundervollen Mosaike erzählen von Jesus, Kaisern und Engeln.

Wer daran glaubt, kann die „Schwitzende Säule“ berühren.

So sollen Wünsche in Erfüllung gehen, manch einer wurde der Legende nach schon von einer schweren Krankheit geheilt.katze hagia

 

Und dieses Mal wartet noch eine Überraschung in der Hagia Sophia.

Eine Katze scheint sie als ihr Revier gewählt zu haben. Von den Touristen holt sie sich ihre Streicheleinheiten. Majestätisch sitzt sie am Geländer und verteilt ihre Gunst an die vorüberziehenden Menschen aus aller Welt. Und nur wenige können widerstehen und an ihr vorübergehen ohne sie zu betrachten oder zu berühren. Sperrt die Hagia Sophia zu, dann wird aus der Samtpfote wohl ein Mäusetiger.

Die ganze Nacht hat sie Zeit sich die fettesten Nagetiere für ein Festmahl zu holen.

Mahlzeit!

 

von unserem Gastautor Josef P. Mautner

Unter der Vorhaut san alle gleich.“

Helmut Qualtinger

http://www.menschenrechte-salzburg.at/nc/publikationen/mr-berichte.html

Das Landgericht Köln hat mit seinem Urteil vom 7.5. 2012, das eine Berufung der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil des Amtsgerichtes Köln vom 21.09.2011 verwarf, eine breite Debatte um die Illegitimität bzw. Legitimität von Beschneidung als religiösem Ritual ausgelöst. Diese Debatte ist auch auf Österreich übergegangen und wurde im Juli 2012 mit ungewöhnlicher Heftigkeit in mehreren österreichischen Medien ausgetragen. Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) empfahl in der Folge des Kölner Urteils den Medizinern in seinem Bundesland, vorerst keine Beschneidungen mehr an Buben durchzuführen. Die Vertreter von Juden und Muslimen reagierten empört.

Im Justizministerium reagierte man „verwundert“ über den Vorstoß Wallners. Sektionschef Christian Pilnacek meldete sich zu Wort und erklärte: „Die Rechtslage ist klar. Der Eingriff ist straflos und stellt keine Körperverletzung dar.“ Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK) ging noch einen Schritt weiter als Wallner. Er forderte, dass religiös motivierte Beschneidungen generell verboten werden sollen. Er stellte fest: „Ich bin gegen jede Art von Genitalverstümmelung“ und qualifizierte damit die Beschneidung generell als Akt der Verstümmelung. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) sieht die Beschneidung als „Eingriff in die körperliche Integrität von Kindern“ selbst „sehr kritisch“, sprach sich aber gegen ein Verbot aus – mit der Begründung, das Verbot würde dazu führen, dass das Ritual unter fragwürdigen hygienischen Bedingungen durchgeführt werde. Die Religionsgemeinschaften in Österreich reagierten alarmiert auf die Debatte. Ariel Muzicant, Ehrenpräsident der Israelischen Kultusgemeinde (IKG), hatte in der „Kleinen Zeitung“ Graz sogar festgestellt, ein Beschneidungsverbot „wäre dem Versuch einer neuerlichen Schoah, einer Vernichtung des jüdischen Volkes, gleichzusetzen – nur diesmal mit geistigen Mitteln“. Am Freitag, 27. Juli 2012 fand in den Räumen der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien eine Pressekonferenz zum Thema „Die Antibeschneidungskampagne – eine Bedrohung der Religionsfreiheit“ statt. Bei dieser PK wurde von Spitzenrepräsentanten der monotheistischen Religionsgemeinschaften – dem Präsidenten der IKG  Oskar Deutsch, dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Fuat Sanac, dem Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche, Michael Bünker und dem Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, gefordert, dass die Regierung die rechtliche Zulässigkeit der männlichen Beschneidung aus religiösen Gründen weiterhin sicherstelle und somit „ein klares Bekenntnis zur Religionsfreiheit“ abgebe. „Das ist keine Bitte, sondern eine Forderung an die Regierung“ – so die neu gegründete Plattform der monotheistischen Religionsgemeinschaften. Weiterlesen