a fruehstueck

Frühstück im Hidiv Kasri

Nichts langweiliger als in einem fremden Land zu sein und sich dann von weltbekanntem Fastfood zu ernähren. Auch die Liebe zu einem Land oder einer Stadt geht durch den Magen. Und Istanbuls kulinarischen Genüssen erliegen fast alle. Auch ich.

Gerade für jene, die erstmals in Istanbul sind, ist es wichtig, sich außerhalb der touristischen Zonen zu bewegen. Nur so lernt man die Vielfalt der Küche kennen. Ich beginne gleich mit dem, was ich einmal und dann nie wieder gegessen habe. Es gibt in Istanbul unzählige Lokantas, die bis in den frühen Morgen geöffnet haben und mit einer Spezialität locken, die besonders Nachtschwärmer nach zu viel Alkoholkonsum anspricht: Iskembe Corbasi. Schlicht eine Kuttelflecksuppe, nun gut ich will nicht so sein, wer es mag, soll es essen.

Aber jetzt die richtigen Tipps. Beginnen wir mit dem Frühstück:

a perde pilav

Perde Pilav bei Niyazi Bey

Wer es einfach aber gut türkisch liebt, der isst in der Früh in einem einfachen Lokal, das es an jeder zweiten Straßenecke gibt: SU BÖREK und PORCA (Sade oder Peynirli, was heißt ohne oder mit Schafskäse). Hier sei gleich darauf hingewiesen, dass Nescafe immer noch die Nase vor dem Espresso, dem Verlängerten oder einem Cappucino hat. Die gibt’s eigentlich nur  in den Kaffeehausketten.

Für den Samstag und Sonntag empfiehlt sich ein wunderbares Köşk auf der asiatischen Seite in Vaniköy (ist etwas weit, aber zahlt sich aus) mit Namen: Hıdıv Kasrı. Das liegt inmitten eines Rosengartens und es gibt einen wundervollen Brunch mit allem Drum und Dran um cirka 15-20 Euro pro Person. Nach dem Brunch spaziert man einfach zum Hafen Kanlica mit dem besten Joghurt der Türkei und fährt dann mit der Fähre nach Besiktas. Aber auch zwischen Üsküdar und Kuzguncuk lässt sich gut brunchen im Pasalimani direkt am Bosporus. Das Hidiv Kasri und das Pasalimani werden von Beltur betrieben, direkt von der Stadt selbst, daher gibt es dort auch keinen Alkohol.

a kuenefe

Künefe

Zu Mittag als kleiner Snack ein Döner, am besten das Original mit Rind- oder Schaffleisch und nicht das Hühnchen (Tavuk). Auch ein gepflegtes Dürüm (gewickeltes Döner) ist zu empfehlen. Auch gut sind Lahmacun, das sind dünne türkische Pizzas, belegt mit Faschiertem. Auf das Lahmacun gibt man Petersilie, Zwiebel und Zitronensaft, wickelt es und genießt.

Wichtig ist die vor einigen Jahren eröffnete Franzis Sokak, die zwecks Streit mit Frankreich jetzt Cezayir Sokak (Algerische Straße) heißt und vom Taksimplatz kommend von der Istiklal Caddesi links nach dem Galatasary Lisesi abgehend, nach ca. 300 Metern scharfe Linkskurve und dann gleich rechts ist – Das ist megacool dort – mehr wird nicht verraten!

Am Abend ist ein langes Abendessen angesagt

a ezme

Ezme – Achtung scharf!

Die Türken bevorzugen es ungefähr zwei bis drei Stunden zu essen. Man beginnt mit verschiedensten Vorspeisen, Meze genannt, die auf einem Tablett präsentiert werden. Da finden sich gefüllte Auberginen, Paprika, Tomaten, Zwiebel oder Weinblätter. Was unbedingt dazu gehört ist Ezme, ein scharfer Aufstrich aus Tomaten, Paprika, Knoblauch und Gewürzen. Natürlich gibt es verschiedenste Bohnengerichte und Vorspeise-Variationen von Fisch und Meeresfrüchten. Wer rohes Fleisch mag, muss Cig-Köfte probieren. Das Fleisch wird mit Bulgur und verschiedenen Gewürzen sehr lange geknetet und dann in Form gebracht. Man isst Cig-Köfte, beträufelt mit Zitronensaft und in ein Salatblatt gewickelt. Nach einer kurzen Pause genießt man als Hauptgang dann am besten ein Fleisch- oder Fischgericht und schließt mit Obst und türkischem Kaffee (sade, orta şekerli oder şekerli, also ohne Zucker, mittel oder viel Zucker). Zum Essen unbedingt Rakı trinken. Der türkische Wein ist aber auch gut.

Einige Restaurants, die echt toll sind:

a cig koefte

Cig Köfte

Das DEMGAH, das jetzt anders heißt und ich immer vergesse wie: dieses Restaurant befindet sich im hinteren Teil der Ciçek Pasaj (in der Mitte der Istiklal Caddesi). Das heißt man muss durch den Fischmarkt, dann geht rechts eine Straße weg, wo sich Restaurant an Restaurant reiht. Super Vorspeisen, das beste ist der Oktupussalat!

Natürlich finden sich rund um die Istiklal Caddesi noch unzählige andere Restaurants, Lokantas und Schnellimbisse.

In Asien:

Das ISMET BABA: hier fährt man mit der Fähre nach Üsküdar, setzt sich in ein Taxi und sagt: Ismet Baba in Kuzguncuk. Es ist der Geheimtipp an Fischrestaurants in Istanbul!

a aubergine

Auberginen Salat

Und nicht zu vergessen das Niyazi Bey  mit dem coolen Vorhangreis (Perde Pilav) und einer Nachspeise namens Künefe, die wirklich dort am himmlischsten schmeckt, warmer Käse, gesüßt und mit einem speziellen Schlagobers verfeinert! Zu finden in Üsküdar von der Anlegestelle sind es zu Fuß vielleicht 10 Minuten. Die Leute dort wissen Bescheid.

Wer ein Fleischtiger ist sollte in eines der vielen Kepabrestaurants gehen- ich bevorzuge das Nakkas-Kepab auf der asiatischen Seite am Nakkastepe direkt über Kuzguncuk.

Wer ein Schnellrestaurant testen möchte, das höchste Qualität bietet ist am besten im Kanaat Lokantasi aufgehoben. Einfach nach Üsküdar-Hafen und dann hinter der großen Moschee neben dem Yeni Saray Otel. Das Kanaat wurde vor einigen Jahren unter die besten 10 Schnellrestaurants der Welt gewählt- zu Recht!

a fleisch

Fleischplatte mit Zwiebelsalat

a fisch

Frisch aus dem Meer

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer jetzt noch in der Nacht Hunger bekommt, sollte wagemutig sein und Kokoreç essen, das sind gegrillte Lammdärme. Quasi nur gegrillte Wursthaut ohne Fülle – köstlich! Aber nur die am Fischmarkt in Beyoglu, direkt bei der Cicek-Pasaj, die sind weltmeisterlich!

Wer Baklava und anderes Süßes testen möchte ist am besten beim Güllüoglu in Karaköy aufgehoben, dort gibt es sogar Schoko-Baklava. Einfach bei der Galatabrücke rechts am Ufer entlang gehen, an den vielen Lokalen vorbei und dann am Ende links rauf- dann sieht man das Geschäft schon.

a waffel

Waffelglück in Ortaköy

ORTAKÖY: Am Sonntag zu empfehlen, da gibt’s einen Markt und hier trifft sich die Jugend Istanbuls zum Flanieren, Tee trinken und spielen. Ortaköy ist kurz vor der ersten Bosporusbrücke auf der europäischen Seite. Kleiner Essenstipp: hier gibt’s die besten gefüllten Waffeln, einfach göttlich, man wählt zwischen zig Zutaten aus und wird vor Glück mit der Waffel eins! Wer es nicht so süß mag, der isst Kumpir, das sind Ofenkartoffel, die man sich auch mit verschiedensten Zutaten füllen lassen kann. Mit Kumpir oder Waffel (oder beidem) setzt man sich an den Bosporus und genießt. Von hier kann man auch einen Spaziergang durch den Yıldız Park machen und mittendrin wieder ein schönes Köşk zum Tee trinken, einfach von Ortaköy in Richtung Besiktas gehen und dann vorm Cigaran Kempinski rechts rauf.

a kaffee

Was bringt die Zukunft?

Übrigens Tee trinken kann man immer. Oder auch türkischen Kaffee. Der eignet sich auch wunderbar zum in die Zukunft schauen. Dazu trinkt man den Kaffee, bis nur mehr der Satz in der Tasse ist. Man legt den Unterteller darauf, dreht das Ganze dreimal im Uhrzeigersinn und stellt es dann auf den Kopf. Dann wartet man bis die Tasse erkaltet ist, nimmt sie und sieht sich mit Kennerblick den Kaffeesatz an. Der Kaffeesatz, der auf dem Unterteller gelandet ist, dient der Prognose für Geld und Wohnen. In der Tasse ist die Zukunft für Liebe, Familie, Freunde und Sonstiges zu finden.

Man entdeckt im Satz immer Interessantes, das durchaus Potenzial für weise Voraussagen hat. Zum Beispiel, wann man das nächste Mal nach Istanbul kommt!

Hier Teil 1 – Was muss man unbedingt sehen in Istanbul?

Hier Teil 2 – Einkaufen in Istanbul

 

 

Das Antifaschismus-Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz erinnnert an alle NS-Opfer und mahnt vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Das Antifaschismus-Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz erinnnert an alle NS-Opfer und mahnt vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Dichtes Schneetreiben, ein Taubenschwarm, grauer Beton, darunter eine Menschentraube. Sie sind gekommen, um der Befreiung von Auschwitz und der Opfer zu gedenken. Aber gleichzeitig, um zu mahnen. Davor, dass Verbrechen an der Menschlichkeit, wie jene vor über 70 Jahren nie wieder passieren. Am 27. Jänner 1945 öffnete Anatoli Schapiro das Tor zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der ukrainische Jude und Soldat der „Ersten Ukrainischen Front“ der Roten Armee öffnete damit das Tor zu unvorstellbarem Leid, zu menschlichen Abgründen, die mit dem Menschsein nichts mehr gemein haben und zu der brutalsten Ausformung systematischer Ausrottung von Menschenleben.

Exakt 70 Jahre später stehen nun prominente und weniger prominente Salzburger, Historiker, Journalisten, Politiker, Vertreter des KZ-Verbands und anderen Initiativen vor dem Antifaschismus-Mahnmal auf dem Südtiroler Platz und verlegen dort weitere Stolpersteine zum Gedenken an ermordete Salzburger. Jenem Platz, von wo aus im Frühsommer 1942 die ersten Wagons nach Auschwitz rollten. Gefüllt war der Todeszug mit Frauen aus dem Widerstand. Sie waren die ersten Salzburger Opfer des nationalsozialistischen Genozid, die in das Vernichtungslager transportiert wurden. Zu diesen Widerstandskämpferinnen gesellten sich bis Kriegsende Jüdinnen und Juden, psychisch Kranke, Behinderte, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Sinti und Roma, Künstlerinnen und Künstler, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie andere verfolgte Gruppen. Sie alle standen auf den Todeslisten der Nationalsozialisten. Unter ihnen waren selbst Säuglinge, Kleinkinder und alte Greise. Das Alter spielte keine Rolle. Entscheidend war, dass diese Menschen im Sinne der NS-Ideologie nicht in das Konzept der „Volksgemeinschaft“ passten.

 Historiker Gert Kerschbaumer beim Auschwitz-Gedenktag in Salzburg vor dem Antifaschismus-Mahnmal; Alle Bilder: Andreas Praher

Historiker Gert Kerschbaumer beim Auschwitz-Gedenktag in Salzburg vor dem Antifaschismus-Mahnmal; Alle Bilder: Andreas Praher

Allein 1,1 Millionen Juden fanden in Auschwitz den Tod. Sie starben in den Gaskammern, durch Erschießen, Hunger, Krankheit, Folter oder im Verlauf medizinischer Versuche. Tausende mussten noch kurz vor der Befreiung den Todesmarsch antreten. Die meisten von ihnen überlebten diesen nicht. Erfroren auf dem Weg oder von der SS erschlagen und am Wegrand liegen gelassen. Der Salzburger Historiker Gerd Kerschbaumer betont, dass wir bis heute nicht alle Schicksale der Opfer kennen. Jene, die als befreit gelten, sind womöglich ebenso ermordet worden. Es gibt nur die Akten der Täter, die uns als Beweise für den systematischen Massenmord dienen. Das führt uns wieder nach Salzburg. Auch hier sind Morde von der Gestapo verschleiert worden. Oft bleibt also nur die traurige Gewissheit vom Tod eines Opfers, aber keine eindeutige Spur zum Täter.

Busseweise werden heute Touristen aus dem nahe gelegenen Krakau zu dem Ort des Terrors gekarrt. Die verschiedenen Touranbieter haben ihre Fühler bereits in der Hotellobby ausgestreckt. Die potenziellen Besucher brauchen nicht mehr den Weg zum Fremdenverkehrsbüro suchen, um einen Trip nach Auschwitz zu buchen. Selbst die Abfahrt verläuft planmäßig und der Zustieg zur düsteren Touristenattraktion erfolgt direkt vor der jeweiligen Unterkunft. 1,5 Millionen Besucher zählte die Holocaust-Gedenkstätte 2014. Ihr Ziel, breites Bewusstsein zu schaffen, scheint damit erreicht. Auch wenn manche das ehemalige Vernichtungslager zur Pilgerstätte von Schaulustigen verkommen sehen.

Zum Gedenken an Salzburger NS-Opfer wurden auf dem Südtiroler Platz vor dem Hauptbahnhof unmittelbar vor dem Anifaschismus-Mahnmal weitere Stolpersteine verlegt.

Zum Gedenken an Salzburger NS-Opfer wurden auf dem Südtiroler Platz vor dem Hauptbahnhof unmittelbar vor dem Anifaschismus-Mahnmal weitere Stolpersteine verlegt.

In Salzburg scheint dieses breite Bewusstsein in den vergangenen Monaten zumindest stark beschädigt worden zu sein. Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern, wurden beschmiert, ein Mahnmal zerstört, die jüdische Synagoge tätlich angegriffen. Doch die Stadt wehrt sich und setzt ein provokantes sowie mutiges Zeichen dagegen. Ausgerechnet eine der zentralen Losungen der Neonazi-Szene dient der Initiative „#88 gegen rechts!“ als Aufhänger. Eben weil die Zahl 88 zweimal den achten Buchstaben im Alphabet symbolisiert und  HH stellvertretend für „Heil Hitler!“ steht aber auch „Weil die Zahl niemanden gehört“, wie Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer betont. Ein einschlägiger Code wird damit umgedeutet. Damit wird aus Mahnen, aktives Handeln. Nicht nur gegen das Vergessen, sondern auch gegen rechtsextrem motivierte Taten. Dass Salzburg dieses Handeln mehr denn je braucht, zeigen die jüngsten Vorfälle. Denn die Verbrechen von Auschwitz sind zwar über sieben Jahrzehnte her, aber Hakenkreuze auf Hausmauern verdeutlichen wie die Gegenwart von der Vergangenheit eingeholt wird und aus Vandalenakten ein umsichgreifendes Treiben werden kann.

Mehr Infos zur Initiative unter www.facebook.com/88gegenrechts

 

Zartbitter wünscht allen Menschen – gleich welcher Weltanschauung und Religion sie angehören – ein Weihnachtsfest voller tiefen Frieden. Das unmöglich Erscheinende möglich machen. Auch dafür steht unser Blog. In der Weihnachtsbotschaft der Sacré-Coeur Ordensfrau Sr. Ishpriya kommt dies zum Ausdruck. Die Übersetzung der Videobotschaft wurde freundlicherweise von http://www.wayofhope.info/ zur Verfügung gestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=Nkvh-O6uhpE

Ishpriyas Weihnachtsgruß 2014

201311 Quelle (19)Ein wunderbares Fest wünsche ich euch allen. Ein Fest des „Unmöglichen“. Das Unmögliche feiern? Weltweit wird Weihnachten gefeiert. Es ist wirklich ein Fest der „Unmöglichkeit“. Wir bemerken es in allen Medien, die Weihnachtsgeschichte wird in tausenden und abertausenden Schulen, Häusern und Kirchen auf der ganzen Welt erzählt. Aber was macht es zu einem Fest des „Unmöglichen“? Weil wir dabei den Anfang eines Lebens feiern, das gelebt wurde um uns zu zeigen und zu lehren, dass es tatsächlich möglich ist, in Harmonie, in gegenseitigem Respekt und Frieden auf diesem Planeten zu leben. In Zeiten von solcher Gewalt, Brutalität, Terror und Blutvergiessen brauchen wir tatsächlich diese Botschaft. Deshalb nenne ich es das Fest des Unmöglichen.

Vielerorts werden einmal im Jahr die Figuren der Weihnachtsszene aus den Schachteln geholt. Darunter findet sich auch der Esel. Der Esel spielt eine wichtige Rolle in dieser Geschichte. Üblicherweise sehen wir ihn, wie er sanftmütig auf das Kind blickt und zärtlich warme Luft ausatmet. Aber heuer hat der Esel für uns eine bedeutendere Rolle. Er wird wieder auf der Straße unterwegs sein, und uns somit an den zweiten Teil der Weihnachtsgeschichte erinnern, der noch wichtiger ist, und der so oft übersehen wird. Der Esel wird auf der rauen Straße nach Ägypten unterwegs sein. Warum? Weil Josef die Warnung bekommt: „Geht weg von hier, sucht euch Unterschlupf in Ägypten, weil Herodes das Kind töten will!“ Sie brechen mit den wenigen Habseligkeiten auf, die sie gerade mittragen können. Sie kommen in ein Land, in dem sie nicht die Sprache kennen. Sie sind dort nicht vertraut mit den kulturellen Gebräuchen. Die Religion ist ihnen fremd. Obwohl Josef ein geschickter und tüchtiger Handwerker ist, wird er dort keinen Arbeit finden. Und die junge Maria mit ihrem Erstgeborenen hat dort kein Zuhause. Sie sind Flüchtlinge, nicht eingeladen, nicht erwünscht, ein Ballast für die Wirtschaft, geradezu ein übrig gebliebener Abfall, ganz unten am Grunde der sozialen Hierarchie. Denken wir so die tatsächliche Botschaft dieser Weihnachtsgeschichte nochmals durch.

Das alles wurde mir vor wenigen Jahren klar, als ich als Weihnachtsgruß ein ausgefallenes Bild gesendet habe. Es zeigt ein muslimisches Paar mit einem Baby, das in den ausgebombten Ruinen eines Gebäudes Unterschlupf sucht. Eine ältere Jüdin auf dem Bild trägt einen Sack mit Speiseresten, offensichtlich übrig Gebliebenes von den Familienfesten. Sie hat auch ihre kleine Enkeltochter dabei. Sie trägt ihre Schmusekatze, um sie dem Baby zu bringen und es warm zu halten. Ich war überrascht, dass viele, die meine Karte erhalten haben, darauf die Weihnachtsszene nicht erkennen konnten. Schliesslich waren ja keine Engelschöre, keine anbetenden Hirten und keine Könige mit reichen Geschenken dabei.Quelle Cave of the heart Ispriya zartbitter Fot  Peter Christian Ebner

Was ist nun Weihnachten? Das Unmögliche!

Wenn du Nachrichten hörst von den Gewalttätigkeiten, den Kriegen, die auf der Welt toben, von den Menschen, die wegen ihrer politischen Meinung oder ihrer religiösen Werte verfolgt werden. Wenn du weißt um die Jahrhunderte alten Auseinandersetzungen zwischen verschiedensten Nationen, hast du dich dann einmal selber sagen hören: „Diese Situation wird sich wohl niemals ändern!“ – Dann ist es wirklich Zeit, auf die wahre Botschaft von Weihnachten zu hören: Auf das Unmögliche, auf die Hoffnung und die Versicherung, dass wir Friede und Respekt bringen können unter die reiche Verschiedenartigkeit der Menschen unserer Menschheitsfamilie, und dass wir lernen können, zusammen zu leben.

Was braucht es dazu?

Meister Eckhart, aber auch viele andere Frauen und Männer erinnern uns seit Jahrhunderten daran: Christus, oder die Botschaft des Unmöglichen, muss in uns selbst zur Welt kommen. Die Wertvorstellungen, die innere Haltung, die Risikobereitschaft, die Hoffnungen, der Glaube eines Jesus Christus. Das muss in mir geboren werden. Und er sagt dazu: solange das nicht passiert für dich, ist Christus selber überhaupt nicht geboren. Was gibt es dann an Weihnachten zu feiern?

Nun meine Hoffnung für jeden von uns: Wo immer ihr in einer Krippe den Esel seht. Lasst euch damit an die ganze Geschichte erinnern, vor allem den zweiten Teil.
Ich wünsche euch allen die erstaunlich große Freude und Freiheit der Geburt Christi in dir selber.
Schwester Ishpriya, Weihnacht 2014

Sr. ISHPRIYA ist Engländerin und heißt mit bürgerlichem Namen Dr. Patricia Kinsey. Sie ist Sacré-Coeur Ordensfrau und promovierte Psychologin. Sr. Ishpryia lebte 32 Jahre in Indien, wo sie drei „christliche” Ashrams mitbegründete. Sie studierte Theorie und Praxis der östlichen spirituellen Traditionen und veröffentlichte zum Thema Spiritualität zahlreiche Artikel in Indien, den USA und in Europa. In Österreich gründete Sie mit Sr. Gitti Linhart am Wechsel in der Nähe von Dechantskirchen die „Quelle“, einen christlich-interreligiösen Aschram: http://international-satsang.org/quelle

 

Vor einigen Wochen wurden die Server von Sony Pictures gehackt. E-Mails, Dokumente und ganze Filme wurden dabei gestohlen. Fast täglich geben die Hacker Informationen aus kompromittierenden E-Mails preis, für die Sony weltweit Häme erntet.

Das ist unangenehm, aber sehr harmlos zu dem Wirbel, um den durch die Hacker gestohlenen Film „The Interview“. Der Film stammt von Seth Rogen, und der ist für ziemlich brachialen Bad Taste-Humor bekannt. Auch der Trailer von „The Interview“ lässt nicht darauf schließen, dass Rogen hier mit mehr Subtilität vorgegangen ist. Ganz kurz zum Inhalt: Es geht es darum, dass zwei vertrottelte US Journalisten im Auftrag der CIA den Präsidenten Nordkoreas umbringen sollen: Kim Jong-un.

Bereits im Juni hat Nordkorea auf den Affront reagiert. Und nun drohten Hacker, die sich „Guardians of the Peace“ nennen, mit Anschlägen auf Kinos, in denen der Film gezeigt wird. Sony Pictures musste rasch reagieren: Die unmittelbar bevorstehende Premiere des Films wurde abgesagt und der Film überhaupt zurückgezogen.

Ausgestoßen von Hollywood
Der Komiker Steve Carell postete darauf nur ein Bild von Charly Chaplin in „Der große Diktator“ – ohne Kommentar. Das ist ein starkes Symbol. Charly Chaplin stellte 1940 eine Hitler-ähnliche Figur dar (und in einer Doppelrolle einen jüdischen Barbier) und nahm die Politik des Dritten Reichs ordentlich auf die Schippe.

Schauspieler und Regisseur Seth Rogen (Foto: Angela George, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Schauspieler und Regisseur Seth Rogen
(Foto: Angela George, Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Es gab jedoch einen Unterschied: Hitler, hieß bei Chaplin Hynkel, und die Handlung spielte im erfundenen Staat Tomanien. Der Diktator plante die Invasion des Nachbarstaats Osterlitsch. Auch die Juden wurden in dem Film verfolgt – sofern Hynkel nicht gerade ein Darlehen von jüdischen Bankiers benötigte. Es war eindeutig: Hitlers Art zu reden, die Symbole der Nazis usw. – es wurde alles persifliert. Sollte Sony sich lieber ein Beispiel an Chaplins Mut nehmen? Ist Seth Rogen am Ende gar der Charly Chaplin unserer Zeit? Wohl kaum.

Ohne die Art des Humors zu vergleichen, ist der größte Unterschied, dass „Der große Diktator“ – bei aller Eindeutigkeit – kein reales Land und keinen realen Menschen. Was aber noch mehr zählt: Der Film zeigt nicht, wie ein reales und regierendes Staatsoberhaupt eines Landes umgebracht werden soll. Noch dazu auf Geheiß Amerikas, dem Land in dem der Film produziert wurde.

In „Der große Diktator“ plant die jüdische Bevölkerung zwar auch einen Anschlag auf den Diktator, doch sie besinnen sich und kommen zu dem Schluss:

Freiheit kann nicht durch Mord und Zerstörung erreicht werden.

Das ist eine wichtige Botschaft des Films, eine Botschaft des Autors und Regisseurs Charly Chaplin. Das war seine Einstellung. Charly Chaplin wäre mit der Gesinnung des Films „The Interview“ sicher nicht einverstanden gewesen. Das sollte auch Steve Carell wissen. Die Todesszene von Kim Jong Un kursiert inzwischen übrigens auch bereits im Internet. Es ist ganz gewiss nicht lustig, wie er in Flammen aufgeht.

Nach dem Trailer geht es weiter …

Schelte bekam Sony für auch vom Komiker Ben Stiller und von Talkshow Host Jimmy Kimmel. Sie nannten diese Entscheidung „unamerikanisch“ und „feige“. Haben sie Recht?

Bedroht Terror die künstlerische Freiheit?
Klar, die Hacker und Terroristen haben mit ihrer Erpressung gewonnen. Ich verstehe die Kritik. Es ist bitter und zutreffend, dass Sony hier vor Hackern und möglichen Terroristen in die Knie gegangen ist. Terror gewinnt gegen künstlerische Freiheit – wirklich kein schöner Gedanke (auch wenn ich persönlich gern auf die Produkte von Seth Rogens künstlerischer Verwirklichung verzichte). Aber in diesem Fall der Erpressung durch Terroristen weiß man nicht, mit wem man es wirklich zu tun hat. Es gibt daher kein Gegenüber, dessen weiteres Verhalten man richtig abschätzen könnte. Der Filmstart war bereits für den 25. Dezember geplant. Sony musste also äußerst rasch entscheiden.

Sony Pictures ist jedenfalls durch das Zurückziehen des Films zum Buhmann der Branche geworden. Doch, man weiß immer erst nachher, welche Reaktion richtig gewesen wäre. Stellt euch vor, der Film läuft an und ein Anschlag wird verübt – ganz wie angedroht. Der Aufschrei gegen das Studio wäre dann noch viel größer als der Protest jetzt. Statt nur Häme und Kritik gäbe es Anschuldigungen, dass Sony den Tod unschuldiger Menschen fahrlässig in Kauf genommen hätte. „Aus Profitgier“ würde es heißen.

Ein Staat würde und muss anders handeln. Aber ich verstehe die Entscheidung des Unternehmens. Sony wird es überleben, auch wenn „The Interview“ vielleicht ganz in der Versenkung verschwindet, werden alle darüber hinwegkommen und die Vorwürfe der Feigheit werden auch rasch vergessen sein. Der Ruf, dass das Studio Menschen auf dem Gewissen hat, würde ewig haften bleiben.

Unsere Gastronomie ist weltweit spitze. Zumindest liest man das des Öfteren – in Jubel-Aussendungen der österreichischen Tourismus- und Gastronomiewirtschaft. Auch die angeblich weltberühmte österreichische Gastfreundlichkeit wird weiterhin gepriesen. Diese erreicht regelmäßig dann ihre Grenzen, wenn man beginnt Fragen zu stellen. Wer aber als allergiegeplagter Mensch gutes Essen wirklich genießen will, muss einfach wissen, was genau serviert wird.

Die Allergen-Verordnung der EU ist daher für mich als Allergiker ein echter Segen. Und ich bin mir sicher, es stimmen mir viele zu, denen es gleich geht. Denn: Ab jetzt muss in jeder Speisekarte genau drinstehen, welche Allergie auslösenden Stoffe in den Speisen enthalten sind.

Es geht auch ohne Karotten und Nüsse – aber sicher sein, konnte ich mir bisher nie

Es geht auch ohne Karotten und Nüsse – anderen Menschen bekommen die Sojakeimlinge dafür nicht

Gäste- oder Wirtesterben?
Manche Tourismusverbände befürchten durch den Zusatzaufwand ein Wirtesterben. Das ist vielleicht ein wenig überzogen. Aber viele Gastronominnen und Gastronomen sind vom Nutzen der Allergen-Verordnung noch nicht überzeugt. Als ich letzte Woche im Ö1 Mittagsjournal einen Beitrag über eine Schulung für diese Berufsgruppe hörte, war der Enthusiasmus der Befragten noch sehr gebremst. Sehr drollig fand ich einen Wirten, der meinte: „Bei uns ist noch keiner dran gestorben.“ Ob das ein guter Werbeslogan ist? „Am Verzehr unserer Gerichte ist noch keiner gestorben.“ Da fragt man sich doch unweigerlich: Aber ging’s den Gästen nach dem Essen richtig gut?

Ich habe gar nicht so viele Allergien, nur manche Rohkost und Nüsse – dafür muss ich bei diesen Dingen besonders aufpassen. Ich hab mir diese Allergien nicht ausgesucht und ich bilde sie mir nicht ein. Das wurde mir nämlich auch schon unterstellt. Nur: Asthma, Erstickungsanfälle, Übelkeit, Gesichtsfarbe zwischen bleich und lila wechselnd und Durchfall kann man wohl kaum durch Autosuggestion herbeiphantasieren.

Nicht selten kommen Käseplatten über und über mit Walnuss-Kernen bestreut, die in der Karte nicht erwähnt sind. Und: Nein, man kann die nicht einfach wegheben und damit alles in Ordnung bringen. Auf gemischten Salaten sind oft raue Mengen roher Karotten drübergeraspelt (je mehr Fertig-Kartoffelsalat, desto mehr Karottenraspeln, stelle ich fest).

Nascher rein – Allergiker raus? Jetzt nicht mehr

Nascher rein – Allergiker raus? Jetzt nicht mehr

Der lästige Kund‘
Dem Service-Personal falle ich deshalb mit meinen Fragen oft etwas lästig, denn sehr oft weiß es nicht Bescheid, was alles in den Gerichten enthalten ist. Manchmal bekomme ich eine leichte Ungeduld mit mir zu spüren und das Angebot, sich in der Küche zu erkundigen, wird von einem Seufzen begleitet. Auch wenn es bei Hochbetrieb sicher ein zusätzlicher Aufwand ist: immer noch besser als wenn ich nach einigen Bissen publikumswirksam zu röcheln beginne.

Den meisten Menschen mit Lebensmittelallergien bringt die Allergie-Verordnung viel Gutes. In Zukunft genügt ein Blick in die Karte und sie wissen genau, was sie bestellen können. Meist wird vom Buchstaben-Code berichtet, der eine erlaubte Art der Kennzeichnung ist (in anderen Ländern sind es Zahlen). Das wird sicher etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber die Betroffenen werden bald lernen, auf welche Buchstaben sie achten müssen.

Tu felix Austria!
Die typisch österreichische Lösung sieht auch vor, dass die Allergene nicht unbedingt in der Speisekarte angeführt sein müssen. Es ist auch erlaubt, dass das Service-Personal die Gäste darüber informiert, welche Allergene in den Speisen enthalten sind. Eine gute Lösung, wenn das Personal gut geschult und freundlich ist. Persönlich kompetent erklärt, kann sich die österreichische Gastronomie damit einen echten Pluspunkt bei der Gastfreundlichkeit verdienen.

Das bei jeder Neuerung herbeigeunkte Wirtesterben wird auch diesmal sicher ausbleiben. Und dem Wirten aus dem Ö1-Interview wird hoffentlich von seinem Essen auch in Zukunft kein Gast wegsterben. Durch die Allergie-Verordnung ist das sogar wahrscheinlicher.

Hier findet ihr eine Liste der Allergene, die gekennzeichnet werden müssen

(Alle Fotos: Robert Gisshammer)

Als Kind der 1970er und 80er Jahre ist mir der Kalte Krieg eigentlich noch sehr nahe. Ich bin damit aufgewachsen, dass es eine Mauer gibt. Eine Welt da drüben und eine freie Welt. Und ja es gab noch die Dritte Welt, aber die wurde nie als bedrohlich wahrgenommen. Bedrohlich am Kalten Krieg waren die ganzen Atomwaffen, die jederzeit losgehen konnten. Ich erinnere mich noch gut, als unsere Nachbarn ein Haus bauten und im Keller einen atomsicheren Bunker einrichteten. Das war einerseits sehr spannend für uns Kinder, andererseits lag immer eine unbestimmte Gefahr in der Luft. Ich erinnere mich auch noch gut, als wir in der Schule gar nicht mehr nachkamen die ganzen Sowjetchefs zu lernen, weil sie ständig im Amt verstarben: Breschnew, Andropow, Tschernenko, Gromyko. Und dann endlich Gorbatschow, alle atmeten 1989 erleichtert auf, als die Mauer fiel.

Die Atomwaffen gibt es übrigens immer noch. Und seit Monaten baut sich eine düstere Stimmung auf. Seit einigen Wochen wird wieder über einen Kalten Krieg gesprochen. Und langsam kommt auch dieses Gefühl aus der Kindheit und Jugend wieder hoch. Da werden Gebiete besetzt und Sanktionen verhängt. Es gibt ständig politische Gipfeltreffen, die zu keinem Ergebnis führen.

Und jetzt als Politikerin und Historikerin frage ich mich: Lernen wir nicht aus der Geschichte, muss sich immer etwas wiederholen? Können wir nicht vernünftig und respektvoll miteinander umgehen? Wollen wir wirklich den Frieden aufs Spiel setzen? Wollen wir wirklich wieder einen Kalten Krieg?