Heute war die große Feier zu 25 Jahre Frauenbüros von Stadt und Land Salzburg. Mit einem tollen Theater über drei Frauen aus einer anderen Zeit, deren Tätigkeiten aber auch heute noch ein großes Ohhhhh und Ahhhhh hervorrufen würde: Marie Curie, Lise Meitner und Hedi Lamarr. Große Entdeckerinnen, Forscherinnen, Erfinderinnen in den Naturwissenschaften. Mit Ansprachen von Politikerinnen und Interviews mit den Leiterinnen der Frauenbüros. Und ganz viel Publikum, wo das Geschlechterverhältnis in etwa dem eines österreichischen Aufsichtsrates oder eines Physikkongresses entspricht, natürlich umgekehrt. Also es waren wesentlich mehr Frauen dabei beim Feiern als Männer. Obwohl Männer ja nicht so ungern feiern, was ich so weiß. Und es gab auch was zu essen und zu trinken. Und die Ansprachen, die Interviews und das Theaterstück hätte ich jetzt auch nicht als hardcorefeministisch bezeichnet, also Alice Schwarzer hätte da einiges zu bemängeln gehabt. Normalerweise störe ich mich ja nicht daran, wenn jetzt bei einem Fest kein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gegeben ist. Aber heute schon ein bisschen.

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Und zwar darum:

Seit Monaten höre ich in der ganzen Flüchtlingsdebatte auch immer ganz viele Aussagen zu Frauenrechten. Ständig wird in der Politik, in den Medien und am Stammtisch darüber gesprochen, wie gleichgestellt wir hier in Österreich sind. Ich höre das von Menschen, Frauen und Männern, aber insbesondere Männern, die sich in dieser Debatte zu Kämpfern für die Frauenrechte aufschwingen. Von denen man aber Jahr und Tag nichts, aber rein gar nichts, zur Frauengleichstellung gehört hat. Im Gegenteil, das sind dann oft diejenigen, die tausend Argumente finden, warum eine Quote völlig verfehlt ist.

Ganz vieles, was in unserer Gesellschaft an Gleichstellung erreicht wurde, verdanken wir Frauenvereinen, Fraueninstitutionen, Frauenbüros und vielen einzelnen Frauen. Die über die Jahre belächelt, oft als lästig empfunden wurden und erst in den letzten Jahren auf Augenhöhe zu Geschlechterthemen wahrgenommen werden. Die Ergebnisse jahrzehntelanger Frauenarbeit sind herzeigbar, gegen viele Widerstände durchgesetzt, aber noch lange nicht befriedigend.

Und jetzt wäre es ganz schön, wenn alle Frauen und Männer, die bei der Flüchtlings- und Integrationsdebatte die Fahne der Gleichstellung so hochhalten, ganz einfach alle jene unterstützen, die sich weiter darum bemühen, dass wir in Österreich wirklich zu einer echten Gleichstellung kommen. Darum brauchen wir auch weiterhin die Frauenbüros. Auch wenn ein ganz tougher kanadischer Premierminister  2015 das Zeitalter der echten Gleichstellung eingeläutet hat, zumindest in der kanadischen Regierung ;)

ab5Das religionsverbindende Gebet in der Kollegienkirche in Salzburg. Was soll das bringen? Auf der einen Seite der Erde schlagen sich die Menschen wegen der Religion die Köpfe ein. Auf der anderen Seite der Erde sitzen die Menschen beieinander und beten. Hindus, Jüdinnen, Christen, Musliminnen, Buddhisten und Bahai. Sie beten für den Frieden, jedes Jahr. Und jedes Jahr steht eine andere Religion im Mittelpunkt. Heuer sind es die Bahai, die beim Empfang der Religionen der Universität Salzburg ihre Religion vorstellen.
Ich gestehe, dass mir diese Religion zwar ein Begriff war, aber ich nicht viel Ahnung von den Glaubensinhalten und Traditionen habe. Fast 6 Millionen Bahais gibt es weltweit, in Österreich sind es 1200 und in Salzburg leben 28 Bahais. Entstanden ist die Religion im 19. Jahrhundert in Persien.

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Judith Mitterling mit dem Symbol der Bahai

Wie die Sprecherin der Bahai Judith Mitterling erklärte ist das höchste Ziel der Bahai die EINHEIT. Die Einheit Gottes, der Religionen und der Menschen. Und ihr Kollege Kambiz Poostchi erzählt, dass bei den Andachten der Bahai auch aus den Schriften anderer Religionen gelesen wird. Eine schöne Sache, so wie das religionsverbindende Gebet heute in der Kollegienkirche.

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Marko Feingold spricht das jüdische Gebet

Und ich möchte aus den Gebeten der verschiedenen Religionen einige Sätze zitieren. Entscheidet für euch selbst, welcher Satz für euch besonders schön und auch wahr ist. Es ist dann egal aus welcher Religion er kommt.

Gott weiß über das innere Geheimnis Bescheid

Einfach gelob ich zu leben, den Unterdrückten reiche ich die Hand

Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt

Er stillt mein Verlangen

Und wir sollen im neuen Leben in keinem Fall anderen etwas auferlegen, was uns selbst so bitter gewesen war

Das erste Zeichen des Glaubens ist Liebe

 

Social Dining, Miteinander Essen oder Invitationsdepartement. Es geht immer um das Gleiche. Menschen, die sich nicht so gut oder gar nicht kennen, treffen sich zum Essen. Denn das Essen bringt die Leut zusammen.

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So geschehen auch Montag Abend im Bewohnerservice Gnigl/Schallmoos in Salzburg. Es treffen sich ÖsterreicherInnen und AsylwerberInnen.

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Um 12hr mittags beginnen die Köche mit den Vorbereitungsarbeiten. Es gibt orientalische Spezialitäten und Pizza. Das dauert. Um 19 Uhr warten dann über 30 Menschen auf das gemeinsame Essen. Und ein Gesprächsthema gibt es, um die ersten Hürden zu überwinden: das Essen.

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Und dann wird es schon persönlicher. Ich werde auch ausgefragt über Familie und Beruf. Und ich frage natürlich interessiert zurück. Und es dauert nicht lange, bis das Handy gezückt wird und die Familienfotos die Runde machen. Ein Flüchtling aus dem Irak erzählt mit sehnsüchtigem Blick von Frau, Töchtern und Sohn. Die Iranerin neben mir hat schon Asyl und ihre Tochter erklärt mir welche Buchstaben sie schon in der  ersten Klasse Volksschule gelernt hat.

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„Der Chefkoch“ des Abends kann mit mir auf Türkisch plaudern, das er von einem Freund gelernt hat. Es gibt viele Augenblicke mit fröhlichen Gesichtern und Gelächter. Und dann immer wieder sehr sentimentale Momente, die jeder für sich alleine erlebt, aber kurz später wird er schon wieder von der Gemeinschaft getragen. Das hilft. Und darum mag ich das und kann es nur jedem raten, es auch zu versuchen. Nach den ersten Minuten der Unsicherheit, ist das Eis gleich gebrochen, denn das Essen bringt die Leut zusammen.

Liebe Sonja,

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Absolut lesenswert!

du hast mir vor einigen Tagen dein frisch gedrucktes Buch „10 Dinge, die ich von alten Menschen über das Leben lernte“ vorbeigebracht. Mit der Bitte ich möge eine Buchkritik dazu schreiben. Heute habe ich, dank des Wetters, den Nachmittag am Sofa verbracht. Zuerst dachte ich, ich werde da mal kurz reinschnuppern und am Abend weiterlesen. Es war nichts mit reinschnuppern, ich habe es in einem durchgelesen.  Und weißt du warum? Weil es ein Buch ist, so ganz ohne Angst! Mit jeder Zeile machst du Mut, du forderst auf hinzuschauen, nachzufragen und keine Scheu zu haben. Das ist außergewöhnlich, gerade beim Thema Alter, Altern und die Alten. Was tun wir nicht seit Menschengedenken, um das Altern hinauszuschieben, die alten Menschen unsichtbarer zu machen, obwohl sie, wir, immer mehr werden. Hysterisch rennen viele der Jugend nach, mit 60 Jahren soll man noch so eine tolle Figur wie eine Zwanzigjährige haben. Wenn Sport und Ernährung nicht mehr helfen, dann müssen die Pillen das Wunder bewirken.

Die 10 Dinge, die du in deinem Buch als deine Einsichten, die du dank der Alten gewonnen hast, präsentierst, sind allesamt NICHT perfekt. Das ist wohltuend. Denn wer sonst, als Menschen, die dem Tode schon sehr nahe sind, können erkennen, was im langen Leben der eigentliche Sinn ist. Du verschweigst auch nicht, dass Alter alleine einen nicht weise und gütig machst, es gibt auch ganz böse Menschen. Und ich bin überzeugt, dass dein Buch vielen jungen Menschen Mut macht, sich für einen Beruf in der Altenpflege zu entscheiden.

ap1Ich habe auch deinen Brief an die Politik ganz aufmerksam gelesen. Ich bin in der Stadt Salzburg verantwortlich für die städtischen Seniorenwohnhäuser. Ich erlebe, wie sehr sich alle bemühen, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein schönes Leben zu ermöglichen. Von den äußeren Rahmenbedingungen bis zu einem respektvollen Miteinander. Was ich auch sehe ist der Katalog, anhand dessen Seniorenwohnhäuser auf ihre Qualität hin geprüft werden. In den Berichten gibt es ganz ganz viele Punkte, die den Körper der Alten im Blick haben, waschen, kämmen, richtige Lagerung, Wundpflege, Tablettengabe. Nur wenige Kriterien in diesem Prüfkatalog haben den Menschen an sich im Blick. Seine seelischen Bedürfnisse, seine Ängste, seine Freuden, sein Rede- oder Schweigebedürfnis. Das ist gesetzlich nicht so richtig festgelegt, weil es auch nicht prüf- und messbar ist. Weil wir in der Politik auch von Angst geleitet sind. Denn, wenn etwas passiert, dann muss es prüfbar sein, um Verantwortung benennen zu können. Ein zufriedenes Lächeln, eine Kaffeeplauderei zählt da nicht. Kürzlich war ich in einem unserer Häuser und habe mehr als eine Stunde mit einer Bewohnerin verbracht, alleine. Sie hat mir Erschütterndes erzählt, ich musste weinen und dann hatten wir einen wunderbaren Moment. Sie erzählte von ihrem Geburtsort weit im Osten, den sie mit 15 Jahren zwangsweise 1942 verlassen musste und nie wieder gesehen hat. Ich habe mein IPad rausgeholt, die kleine Stadt gegoogelt und ihr die unzähligen Bilder gezeigt. Sie hat sie intensiv und lange angesehen und dann gesagt: „Viel hat sich dort verändert, aber doch auch wieder nichts, ich erkenne viele Plätze wieder.“

ap2Das sind, glaube ich die Momente, die du meinst, die du hundertfach erleben durftest und die dich zu deinen Erkenntnissen gebracht haben. Und wie du so schön am Anfang des Buches meinst: „Ich finde, Altenpflege ist der coolste Job der Welt. Auch wenn andere meinen, wir wären nur Arschputzer.“

Danke Sonja für das Buch. Du machst Menschen Mut, du nimmst Angst und du sprichst die Dinge direkt an. Das macht dein Buch so wertvoll, nicht nur für Menschen, die in der Altenpflege arbeiten. Sondern für alle, die offene Ohren, Augen und Herzen haben, um sich auf andere einzulassen. Für alle, die den Menschen an sich lieben und sich für ihn interessieren. Für alle, die Selbstzweifel haben, ob sie wohl gut und schön und gescheit genug sind. JA, sagst du und dir darf man glauben, weil du in deinem Buch auch dich selbst nicht versteckst, sondern uns teilhaben lässt daran, wie du Stärke und Ruhe gewonnen hast.

Danke Sonja!

Deine Anja

PS: Hier gibt es das Buch!

Salzburger Sproessling 2015 Gerhard Scheidler zartbitter Bild_Peter Ebner

Gerhard Scheidler rief den Salzburger Sprössling ins Leben

Gerhard Scheidler, Gründer von Comedy im Pub, gebürtiger Seekirchner und Journalist, organisiert und moderiert den „Salzburger Sprössling“, den ersten Salzburger Publikums-Kabarettpreis. Zartbitter stellt ihn vor und fragt nach, wie es zu diesem Kabarettpreis kam und was alles dahinter steckt.

 

Zartbitter: Mario Barth oder Josef Hader. Was ist dir lieber?

Ich persönlich hätte privat mit Mario Barth mehr Gaudi.

 

Zartbitter: Also lieber Comedy als Kabarett?

2gewinnt waren am politischsten und dem Kabarett am nächsten

2gewinnt waren am politischsten und dem Kabarett am nächsten

Nein, das heißt es nicht. Mein Lieblingshumorgenre bleit das Kabarett und da ist Josef Hader für viele nach wie vor unerreicht. Aber auch ein Comedytexter und Gagschreiber muss harte Arbeit leisten, um sich Gags einfallen zu lassen, über die die Leute richtig lachen können. Ich kann auch bei Mario Barth lachen.

 

Zartbitter: Wie kommt man auf die Idee, einen neuen Kabarettpreis zu gründen? 

Der „Salzburger Sprössling“ gründet auf der Plattform „Comedy im Pub“. Die KabarettistInnen die bisher aufgetreten sind, sind durch die Bank talentierte Künstlerinnen und Künstler. Jede/r einzelne hat die Chance, einmal einen Kabarettpreis zu bekommen,. Nachdem es in Salzburg seit Jahren keinen Preis mehr gibt, war die Überlegung naheliegend, einen Preis, der sich an die junge Szene richtet, ins Leben zu rufen.

 

Gerhard Scheidler Präsentiert den Preisträger Martin Frank

Gerhard Scheidler präsentiert den Preisträger Martin Frank, aus Passau

Zartbitter: Was gab es zu gewinnen?

€ 1000.- für den Sieger Martin Frank und einen echten Salzburger Sprössling. Eine Gras- beziehungsweise Grünlilie. Genauso wie dieser Sprössling bei guter Pflege zu einer schönen Pflanze heranwachsen kann, so kann sich auch der Sieger oder die Siegerin zu einem etablierten Künstler entwickeln.

 

Zartbitter: Wie finanziert ihr den Preis?

Durch den Ticketverkauf, aus unserer privaten Geldbörse und die unverzichtbare Unterstützung durch die ARGE Kultur. Im nächsten Jahr hoffen wir auf tatkräftige Unterstützung von Sponsoren, die den Weg des „Salzburger Sprösslings“ tatkräftig mitgehen möchten.

 

Zartbitter: Kabarettistischen Zentren liegen mehr eher östlich von Salzburg. Haben die Salzburger Humor? Oder sind sie fade Socken?

Flüsterzweieck verbanden Theater mit Kabarett. Eine Lachsymbiose.

Flüsterzweieck verbanden Theater mit Kabarett. Eine Lachsymbiose.

Das kommt darauf an, was man darunter versteht. Entweder meint man die Frage, ob die Salzburger gerne lachen oder die Salzburger selber lustig sind. Diese beiden Aspekte werden bei der Frage der Humorfähigkeit einer Region immer wieder vermischt.

 

Zartbitter: Ja was jetzt?

Ja wie?

Christine Eixenberger gab als Bildungsmanagerin richtig Gas und hätte beinah gewonnen

Christine Eixenberger aus München gab als Bildungsmanagerin richtig Gas und machte sich mit Martin Frank um den Sieg  

Zartbitter: Warum gibt es wenige Salzburger Kabarettisten und Kabarettistinnen?

Das weiß ich nicht. Vielleicht hängt es mit der Musikalität zusammen. Viele humorvolle Menschen suchen den Weg auf die Bühne über die Musik.

 

Zartbitter: Was steht als nächstes auf dem Programm?

Feiern, ausschlafen und Comedy im Pub am Donnerstag, 26. November 2015, ARGEkultur

 

Das Interview führte Peter Christian Ebner, Salzburger BühnenErlebnis

Halleluja! Mit diesem schönen Lied wurde am Freitag die Urne des lieben Johannes, auch Hannes, auch Hannelore, Putscher auf dem Friedhof in Salzburg Aigen beigesetzt.

Ich lernte Hannes Anfang der 90er Jahre kennen. Er war Kellner in einer neueröffneten Schwulenbar in Salzburg. Natürlich war die ganze Szene gespannt auf das neue Lokal. Gab es bis dahin ja nur zwei Lokale in Salzburg für “unsere Wiese“: eines abschreckend, das andere skurril. Aber jetzt gab es ja was Neues. Nichts wie hin! Aufgetakelt und einparfümiert wie ein siebenstöckiges Freudenhaus zu späterer Stunde aus der Tiroler Weinstube durch die Steingasse zum Zweistein an der Staatsbrücke.

Bei der Verabschiedung gab es schokoladige Erinnerungen an Hannes

Bei der Verabschiedung gab es schokoladige Erinnerungen an Hannes

Als Lebensgefährte des damaligen Inhabers war Hannes von Anfang an dabei. Anfänglich war mir sein herber Charme etwas suspekt. Aber ich war selbst ja auch nicht gerade zart besaitet, so konnte ich damit schnell umgehen. Irgendwie gefiel mir mit der Zeit sogar sein Mundwerk, war es doch witzig anzusehen, wie manch neuer Gast einen leicht erschrockenen Gesichtsausdruck hatte. Später gesellten sich im Service zwei gschnappige Hetenweiber (Originalton Hannes, ICH würde so was NIE sagen ☺ ), die Mitzi und unser Rauschgoldengerl, die Schramm´in dazu. Das war dann ein gutes Team und ich möchte behaupten, dass die Mädels auch zu Hannes Freundinnen wurden. Alle hatten viel Spaß – auch bei den unzähligen Veranstaltungen. Hannes lud dazu meist die Dragqueen France Delon ein.

Mit der Zeit ging ich immer weniger aus. Einerseits durch das fortschreitende Alter, andererseits durch die mittlerweile glückliche Beziehung, die ich damals hatte. Somit machte ich im Lokal Platz für die nachrückende Jugend. Lange Zeit sah ich Hannes nicht, bis zu dem Zeitpunkt, als er mich anrief und um ein Treffen bat. Bei diesem Treffen erzählte er mir, dass er das Zweistein übernehmen wird. Hannes hatte bereits seine privaten Versicherungen bei mir. Nun wollte er ein Offert für seinen zukünftigen Glückshafen. Freudig sperrte er sein Lokal an einem 1. September, seinem Geburtstag, auf. Leider fällt mir das Jahr nicht mehr ein. Ich erwähnte ja schon das fortschreitende Alter! Er renovierte das Lokal nach seinem Geschmack und hatte viel Freude als eigener Chef.

Hannes-2Wieder nach einiger Zeit zog ich mich aus dem Nachtleben gänzlich zurück und so sah ich Hannes wieder viele Jahre nicht. Eines Tages klingelte wieder das Telefon und der Hannes war dran. Ich war zu diesem Zeitpunkt allerdings in einer Rehaklinik, da ich durch eine Chemotherapie ein Nervenleiden bekam. Hannes wollte mich um Hilfe bei einem Versicherungsfall im Lokal bitten und war alsgerade erschrocken, als er hörte, dass ich erkrankt war. Aber durch sein freundliches und liebes Wesen bot er mir gleich an, mich mit dem Rollstuhl durch die Lokale zu schieben. Ich lehnte aber dankend ab, denn ich war nicht so mutig wie er, wie sich später rausstellte. Da ich es in den Beinen und nicht am Mund hatte, konnte ich seinen Versicherungsfall fernmündlich erledigen. Der Schaden wurde bezahlt.

Leider verlor Hannes nur wenig später sein Lokal und er fing wieder als Angestellter zu arbeiten an. Heuer bekam ich wieder einen Anruf. Diesmal aber nicht vom Hannes, sondern von einem gemeinsamen Freund. Dabei erfuhr ich, dass der liebe Hannes auch an Krebs erkrankt ist. Diesmal erschrak ich. Bei dem Telefonat wurde ich gebeten, ob ich mich um seine Versicherungsangelegenheiten kümmern kann. Konnte ich natürlich. Und natürlich besuchte ich ihn im Krankenhaus. Zwischen den Chemotherapien trafen wir uns zweimal zum Abendessen. Bei beiden Treffen wurde er von einem lieben jungen Freund von ihm im Rollstuhl geschoben. Hannes erzählte mir, dass er nach der nächsten Chemo nach Hamburg zu einer Hochzeit fährt. Während dieser besagten Chemo besuchte ich ihn und sah, wie er immer schwächer wurde. Trotzdem hielt er an seinen Reiseplänen fest. Ich musste zugeben: So mutig war und bin ich nicht. Ich wäre während meiner Therapie des Öfteren von meinen lieben Freunden abgeholt worden, traute mich aber gar nicht aus dem Haus. Und Hannes? Der ließ sich nicht aufhalten! Wir vereinbarten, dass wir uns bald wieder treffen – wenn er wieder aus Hamburg zurück ist.
An einem Montag erhielt ich von ihm eine SMS, in der er freudig schrieb, wie schön Hamburg ist. Ich müsse unbedingt mal mit ihm dort hinreisen. Zwei Tage darauf bekam ich die Nachricht von Hannes Tod.

[Hört und schaut euch hier eine Version des wunderschönen Songs Halleluja an – oder lest unten weiter]

Trotz seines schlechten Zustands hat Hannes das Leben, das ihm blieb, bis zum letzten Tag ausgenutzt. Er hat noch getan, was ihm Freude macht. Jetzt hat er sein schweres Leiden hinter sich: Halleluja.