PfefferminzeIch liebe Minze. Sie ist erfrischend, das Öl hilft bei Kopfschmerzen und ein Tee aus frischer Minze an einem heißen Sommertag ist besser als jedes Kaltgetränk. Was ich an der Minze noch so schätze ist ihre Wuchsfreudigkeit. Einmal im Garten gepflanzt ist sie nicht mehr weg zu bringen. Sie taucht an den verschiedensten Stellen auf. Nicht unbedingt zur Freude aller, mir gefällt das allerdings, wenn die Minze wieder mal irgendwo auftaucht aus der Erde. Jetzt ist die beste Zeit, um vor der Blüte, die frischen Blätter zu pflücken und Minzsirup zu machen. Die Blätter sind jetzt besonders aromatisch und das gibt einen tollen Sirup.

Und so geht’s:
Für ca. 2 Liter Sirup braucht man:

Etwa 10 Stängel Minze, am besten Pfefferminze

2 Liter Wasser

1,5 Kilo Sirupzucker

2 Bio-Zitronen

Und ich nehme noch gerne 2 Stängel Zitronenmelisse dazu

Die gewaschenen Blätter von den Stängeln zupfen und mit den Zitronenscheiben in einen Topf mit Wasser geben. Einen Teller darauf legen, damit die Minze schön unter Wasser bleibt und ihr Aroma abgeben kann. Deckel drauf und einen Tag stehen lassen.

Dann das ganze abseihen und zum Wasser den Sirupzucker dazugeben. Alles zum Kochen bringen und etwa eine Viertelstunde köcheln lassen.





Den Sirup in saubere Flaschen abfüllen und sofort verschließen.

Bei dunkler kühler Lagerung hält der Sirup bis zum Winter. Aber so lange soll er ja gar nicht in der Flasche sein ;)

Ach und noch was: Beim Servieren noch einen frischen kleinen Stängel Minze hineingeben!

 

 

 

Verzeiht mir, wenn ich gleich noch ein Mal über Bischof Erwin schreibe. Aber es liegt ein Zwang auf mir. Das ist einfach so guter Stoff. Nach der ausverkauften Salzburger Universitätsaula, einem für mich begeisternden Gottesdienst in der Kollegienkirche und einem persönlich gehaltenen Seminar in St. Virgil: Dieser Mensch ist ein Star am Katholischen Himmel. Er hält sich schon lange in den Charts. Gleichzeitig könnte er aber dein Nachbar sein. Er ist erschütternd menschlich und interessiert sich für dich.

Er spricht von etwas anderen Wirklichkeiten. Etwa von einer Diözese in der Größe Deutschlands, die er mit Hilfe von 27 Priestern leitet. Dass hier nicht geweihte Frauen und Männer eine ganz andere Bedeutung bekommen, ist selbstverständlich. Dieser Bischof ermächtigt die Menschen. Er weist hin auf die offenen Türen zu mehr Miteinander, Natur- und Gottverbundenheit. Er handelt mystisch und gesellschaftspolitisch. Christentum ist immer beides.

Papst Franziskus sagte ihm in einer Privataudienz am 4. April: Er solle gemeinsam mit den Bischöfen couragierte, kühne und verwegene Reformvorschläge machen. Diese Aussage lese ich in seiner druckfrischen Biographie auch als Aufforderung an mich selbst. Die Zeit des Jammerns ist vorbei.

 

Danke an Bischof Erwin und allen, die  zum Gelingen der Veranstaltungen in Salzburg beigetragen haben!

Mit Wolfgang Kumpfmüller und Wolfgang Heindl bei der Pressekonferenz

Mit Wolfgang Kumpfmüller und Wolfgang Heindl bei der Pressekonferenz

Melanie Eckschlager, Maria Zehner, Peter Ebner und Andreas Meier als Kräutler Band - Cool

Melanie Eckschlager, Maria Zehner, Peter Ebner und Andreas Meier als Kräutler Band – Cool

Josef Bruckmoser (Redakteur der Kräutler Biograph) und Gottfried Kompatscher (Tyrolia) freuen sich über ein gelungenes Werk.

Josef Bruckmoser  (Kräutler Biograph) und Gottfried Kompatscher (Tyrolia Verlag) freuen sich über ein gelungenes Werk.

Auch Erzbischof Franz Lackner ist begeistert

Auch Erzbischof Franz Lackner ist begeistert

Ein Bischof trägt die Hoffnung Amazoniens

Bildnachweis: Count Down am Xingu, Martin Keßler

Bildnachweis: Count Down am Xingu, Martin Keßler

Indigene aus Amazonien errichten eine Straßensperre an der Zufahrt zur Riesenbaustelle am Fluss Xingu. In den rötlich-schwarz bemalten Gesichtern spiegelt sich die Wut über nicht eingehaltene Versprechungen. Mitten unter ihnen der Vorarlberger Bischof Erwin Kräutler. Denn am drittgrößten Staudamm der Erde – Belo Monte – wird unaufhörlich weitergebaut.

Ich erinnere mich noch gut, als dieser Mann in den 80iger Jahren unsere Jugendgruppe besuchte. Schon damals sprach er klare Worte, die uns bewegten. Noch heute steht er auf und spricht wiederholt die Menschenrechtsverletzungen an. Er kämpft um seine Mitwelt und meint damit die Menschen und die Umwelt. Reichtum bedeutet für ihn Artenvielfalt, nicht Gewinnmaximierung für wenige brasilianische und europäische Großkonzerne.

Der „Krieger des Lichts“ denkt bei seinen Entscheidungen an die fünfte Generation nach ihm und handelt danach, schreibt der brasilianische Bestsellerautor Coelho. Bischof Erwin kämpft mit den gewaltfreien Waffen der klaren Worte, der Wahrheit und der Hoffnung. – Und ich? Wofür und für wen kämpfe ich?

 

Weitere Infos:

Vierteilige Doku über den Baufortschritt Belo Montes von Martin Keßler: www.neuewut.de/index.php

Und Aktuelles zu Bischof Erwin Kräutler auf  http://www.seisofrei.at/kraeutler

Termine in Salzburg: http://www.seisofrei.at/content/site/home/termine/calendar/44.html

Fußgänger Bild 2 Lukas Uitz Ein Beitrag von unserem Gastautor Lukas Uitz

Ein gewohntes Bild. Auf der Salzburger Staatsbrücke tummeln sich hunderte Menschen, unterwegs in die Altstadt oder von dort kommend. An den Übergängen am Anfang und Ende der Brücke haben Ampeln das Sagen, anders wären die Massen an FußgängerInnen hier nicht zu bändigen. Oder vielleicht doch? Muss man sie überhaupt bändigen? Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich gefühlte 90% der BrückennutzerInnen auf gefühlten 20% der Fläche bewegen. Da und dort drängeln sich ungestüm RadfahrerInnen dazwischen, was so manchen Fußläufigen zum Gebrauch anstößigen Vokabulars animiert. Die Radwegbenutzungspflicht leistet wieder mal ganze Arbeit und forciert den ständig schwelenden Konflikt zwischen gehender und radelnder Bevölkerung.

Ungeachtet dessen genießen direkt daneben gleichwertige Individuen auf ungleich größerer Verkehrsfläche ein Privileg, das einer mündigen und solidarischen Gesellschaft eigentlich die Nackenhaare aufstellen müsste, würde es von ihr hinterfragt werden. Dass es in dieser Stadt en vouge zu sein scheint, dem motorisierten Verkehr den Löwenanteil des öffentlichen Raums inmitten der Stadt zu überlassen, wird bei gleichbleibendem Bewusstseinsstand noch für längere Zeit Bestand haben. Anderes zu behaupten wäre realitätsfremd. Allzu einfach und teilnahmslos lässt man sich die Gehbereiche auf ein Minimum reduzieren, um gleichzeitig umso mehr Platz für PS-Betriebenen einzufordern. Was verwundert, ist das mangelnde Bewusstsein über diese grobe Unverhältnismäßigkeit aufseiten der flanierenden Bevölkerung, die doch eigentlich für mehr Platz in einer Stadt für Menschen eintreten müsste. Doch wer von uns sieht sich eigentlich noch als FußgängerIn?

Fußgänger Bild 1Dass der Fußverkehr in zahlreichen Planungsabläufen und Verkehrsbetrachtungen, insbesondere aber in den Köpfen der meisten VerkehrsteilnehmerInnen viel zu wenig Berücksichtigung findet, ist häufig traurige Realität und liegt womöglich daran, dass er mangels eigener Lobby kaum über eine eigene Identität verfügt. NutzerInnen von PKW-, Rad- oder Öffentlichem Verkehr definieren sich in der Regel auch als solche, während die Wahrnehmung der eigenen Beine als Verkehrsmittel eine Seltenheit darstellt. Und das, wo doch der Mensch – funktionierende Beine vorausgesetzt – die meiste Zeit seines Lebens zu Fuß unterwegs ist, ob beim Spazieren, zu Hause, beim Einkaufen, Städtebummeln oder am Weg zu einem anderen Verkehrsmittel.

Überall hin gehen wir zu Fuß. Aber nur ein Bruchteil der Menschen versteht sich selbst als FußgängerIn. Viele erkennen in diesem/dieser offenbar keineN gleichwertigeN VerkehrsteilnehmerIn, sondern vielmehr eine Randerscheinung im Verkehrsgeschehen, welche sich diesem unterzuordnen hat. Entsprechend häufig fühlt sich der/die bewusste FußgängerIn im Alltag benachteiligt bzw. nicht verstanden. JedeR von uns kennt das Gefühl, bei geringer Verkehrsdichte eine gefühlte Ewigkeit vor einer roten Ampel zu stehen, wo doch die eigenen Sinne einem signalisieren, dass eine Überquerung vollkommen gefahrlos möglich wäre.

Fußgänger Bild 3 FFür andere VerkehrsteilnehmerInnen stellen FußgängerInnen dagegen häufig einen unkalkulierbaren und deshalb unangenehmen Faktor dar. Vielleicht weil man sich nicht mit ihnen identifizieren kann oder möchte. In der Regel hat man sich zu Fuß mit den anderen zu identifizieren. Natürlich achtet jemand beim Queren der Straße erst genau, ob ein Auto kommt und nicht umgekehrt der/die AutofahrerIn, ob jemand die Fahrbahn queren möchte. Aber ist hier nicht etwas verdreht?
Was wir brauchen sind gar nicht so sehr breitere Gehwege oder längere Grünphasen sondern vor allem eine Identitätspolitur und Bewusstseinskampagne für das Zu Fuß Gehen. Maßnahmen, die den Menschen ihren Status als FußgängerInnen bewusster machen und das in allen Lebenslagen. Rollen wir den Menschen doch jedes Mal den roten Teppich aus, sobald die Ampel für sie auf Grün schaltet. Denn egal ob beim Einkaufen, als StädtetouristIn oder in den eigenen vier Wänden. Zu Fuß gehen wir alle!
Das Nutzen der eigenen Beine stellt die ursprünglichste und für Körper und Geist gesündeste Form der Fortbewegung dar. Außerdem ist sie die Form der Bewegung, die uns gesellschaftlich zusammenhält und sozialen Austausch fördert. Wir sollten uns also überlegen, ob wir dem Gehen nicht alle ein bisschen mehr Platz einberaumen sollten – auf der Straße, aber vielmehr noch in unseren Köpfen.

Ein Beitrag unserer Gastautorin Martina Zidek

Franzi1Eigentlich mag ich weder Komplimente noch Schmeicheleien. Sie machen mich verlegen und ich habe keine Ahnung, was ich darauf antworten soll. Allerdings gibt es eine Ausnahme und die heißt Franzi. Für mich sind Hunde die edelsten Geschöpfe auf Gottes Erden und ich kann kaum fassen, dass ausgerechnet der hübscheste aller Hunde sein Leben mit mir teilt. Unzählige Fotos füllen meinen Computer und jede Wand in Büro und Wohnung sind von seinen Bildern bedeckt. Meine Facebookfreunde verzweifeln, weil ich seine Fotos zu allen Fotowettbewerben schicke und vehement jedes einzelne „Like“ einfordere – dass wir niemals allzu viele Stimmen bekommen, kann ich mir nur mit der Missgunst anderer Hundebesitzer erklären. Wer Franzi kennenlernt und ihm kein Lächeln schenkt, wird von mir argwöhnisch betrachtet und wehe dem, der Kritik an ihm äußert. Auch scheue ich nicht davor zurück, Komplimente für ihn zu verlangen, notfalls formuliere ich sie selbst und gebe mich mit einem „Ja“ als Antwort zufrieden.

Es ist was es ist

Objektiv betrachtet ist Franzi eine etwas pummelige Promenadenmischung, ein ehemaliger Straßenhund mit zahlreichen Narben an Leib und Seele. Seine Vorfahren waren hauptsächlich Podencos, eine Hunderasse, die es nie zum Modehund geschafft hat, weil ihre Optik keinem gängigen Ideal entspricht und von der er zwar nicht den zarten Körperbau, wohl aber die Sturheit geerbt hat. Seine Ohren sind halb stehend und halb geknickt, sein Nackenfell ist borstig wie das eines Ebers und sogar unsere wohlmeinende Nachbarin vergleicht ihn immer wieder mit einem Frischling, einer Knackwurst oder einem Kartoffelkäfer.

Your true Colours

CollageNeu17414Wenn jedoch ich ihn betrachte, dann sehe ich den kleinen Hund, der vor Angst kaum noch stehen kann und dennoch in den Operationssaal geht, weil ich es ihm befohlen habe. Ich sehe seinen Blick, den er mir in der Tür zum Abschied zuwirft und der mir bis an mein Lebensende immer wieder das Herz brechen wird, weil er mir damit sagt, dass er auch in den Tod gehen wird, wenn ich es von ihm verlange.
Ich sehe einen Hund, der noch nie in seinem Leben böse geworden ist. Selbst wenn andere Hunde ihn anknurren oder gar verletzen wollen setzt er sich nicht zur Wehr sondern versucht sie zu beschwichtigen. Wenn er allerdings glaubt, sein Frauli sei in Gefahr nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und stellt sich todesmutig dem vermeintlichen Angreifer entgegen. Trotzdem er in seinem ersten Lebensjahr viel Gewalt erleiden musste, liebt er die Menschen und ist dankbar für jede Streicheleinheit und jedes gute Wort, und wenn ich traurig oder krank bin, kommt er um mich zu trösten.

Wie könnte ich ihn nicht wunderschön finden, wenn ich alle diese Erinnerungen und Gefühle in ihm sehe? In meinen Augen ist er ein Meisterwerk und wenn Sie sein Foto auf Facebook entdecken, dann bitte liken sie es. Aber Sie kennen das ja, falls sie Halter eines Haustieres sind – denn so wie Franzi ist natürlich auch Ihr Haustier das schönste Wesen der Welt.

PS. Falls Sie das paradox finden, adoptieren Sie bitte schnellstmöglich ein Tier – dann wissen Sie, wovon ich spreche.

Bilder: Tanja Hofer Photographie

ratzenbergerkarteEin Beitrag von Harald Saller:

Gewisse Tage im Leben vergisst man nicht. Einer davon ist der 30. April 1994. Es ist ein herrlicher Frühlingstag mit angenehmen Temperaturen. Ich bin an diesem Nachmittag mit Schulkollegen bei einem Fußballspiel, als plötzlich ein junger Mann zu uns kommt und sagt: „Habt ihr schon gehört, da Ratzenberger ist tödlich verunglückt!“ Geschockt von dieser Meldung schwinge ich mich auf mein Fahrrad, fahre nach Hause und drehe Fernseher und Radio auf. Nach einiger Zeit kommt tatsächlich die Meldung, dass Salzburgs erster und zugleich einziger Formel-1-Fahrer im Qualifying zum Großen Preis von Imola tödlich verunglückt ist. Der 33-Jährige war mit seinem Boliden bei rund 300 km/h aufgrund eines Bruchs des Frontflügels von der Strecke abgekommen und gegen eine Mauer geprallt. Ratzenberger hatte keine Chance zu überleben. Es sollte eines der schwärzesten Formel-1-Wochenenden der Geschichte werden. Nur einen Tag später kommt der dreifache brasilianische Weltmeister Ayrton Senna ums Leben.

Heute jährt sich der Todestag von Roland Ratzenberger zum 20. Mal. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen. Als er starb, war ich erst 13 Jahre alt. Als jemand, der ebenfalls seit frühester Kindheit vom Motorsport fasziniert war, habe ich seine Karriere via Fernsehen, Magazine und Zeitungen verfolgt. Ich habe Bücher gewälzt und später im Internet Videos von früher angesehen. Der stets auf Vollgas getrimmte Rennfahrer machte den Eindruck eines stattlichen Mannes, der mit seiner charismatischen Persönlichkeit jeglichen Raum ausfüllt und obendrein genau weiß, was er will.

Ich habe den traurigen Anlass genutzt und die Eltern von Roland Ratzenberger besucht, um über das Geschehene zu sprechen. Sein Vater Rudolf und seine Mutter Margit leben in der Wohnung in Salzburg-Maxglan, die ihr Sohn eine Woche vor seinem Tod gekauft hatte. Roland ist noch immer allgegenwärtig.

 

Eltern von Roland Fotos, Pokale und Modelle seiner Rennwagen zieren das Wohnzimmer. „Roland lebt noch immer bei uns mit“, sagt sein Vater. Der heute 81-Jährige hat Stress, wie er sagt. Zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland rufen ihn an, um über seinen Sohn zu berichten. „Ich spreche gerne mit den Journalisten. Für mich ist das eine Art der Trauerbewältigung.“ Er und seine Frau besuchen regelmäßig das Grab auf dem Maxglaner Friedhof, das nach wie vor Fans aus der ganzen Welt besuchen und schmücken. „Ein Mal ist ein ganzer Bus mit Japanern zu uns gekommen. Das war eine herzliche Angelegenheit“, sagt Vater Rudolf und lächelt. Seine Worte klingen so lebendig, dass man den Eindruck gewinnt, Roland würde jederzeit bei der Tür hereinspazieren.

Als Roland Ratzenberger, der im Salzburger Stadtteil Gnigl aufgewachsen ist, seinen Eltern sagt, dass er Rennfahrer werden wolle, sind diese alles andere als begeistert. „Ich wollte eigentlich, dass er die HTL absolviert und einen technischen Beruf erlernt. Leider musste er in der vierten Klasse die Schule verlassen“, so der Vater. Der Junior habe sich aber ohnehin nicht von seiner Idee abbringen lassen. „Er war sehr ehrgeizig, zielstrebig und vor allem geschäftstüchtig. Er wollte sich von uns gar nicht helfen lassen.“

Roland arbeitet unter anderem als Instruktor und Mechaniker in der Rennfahrerschule von Walter Lechner. „Er schraubte oft bis zum Umfallen. Er nahm sich nicht Mal die Zeit, etwas Vernünftiges zu essen“, so der Senior. In Italien schult er Bodyguards von reichen Leuten, wie man den Wagen in Grenzsituationen beherrscht. Mit dem verdienten Geld finanziert er sich seine Karriere als Rennfahrer.

1980 macht er das erste Mal auf sich aufmerksam. Der damals 20-Jährige gewinnt die „Jim Russel Trophy“. Drei Jahre später folgt der erste Sieg in der Formel Ford auf dem Nürburgring. 1986 gewinnt er als bisher einziger deutschsprachiger Rennfahrer beim Formel-Ford-Festival im englischen Brands Hatch. Seine Eltern sowie seine zwei Schwestern verfolgen das Geschehen von Salzburg aus. „Ich war nur bei einem Rennen in der Formel Ford Mitte der 80er dabei.“, erinnert sich Vater Rudolf.

1989 erfolgt der nächste Karriereschub. Roland Ratzenberger wird der erste europäische Werksfahrer bei Toyota. Er pendelt zwischen Japan und Europa, fährt zahlreiche Rennen in der Formel 3000, in der Gruppe A und C und zusätzlich für BMW im Tourenwagensport. In einer japanischen Bar kommt es zu einer brenzligen Situation. Ein Mann bedroht Ratzenbergers deutschen Rennfahrerkollegen Heinz-Harald Frentzen mit dem Messer. Roland schiebt sich mutig dazwischen und entschärft die gefährliche Angelegenheit. Zu diesem Zeitpunkt verdient er bereits gutes Geld und kann ein feines Leben führen. Er kauft sich einen Porsche 911 Carrera, von dem er immer geträumt hatte.

Seinen großen Plan von der Formel-1-Karriere hat er damals schon fast aufgegeben, schließlich ist er bereits über 30 Jahre alt. Durch seine Geschäftstüchtigkeit kommt er mit Barbara Behlau in Kontakt. Die Inhaberin einer Kultur- und Sportagentur in Monaco finanziert ihm den Formel-1-Einstieg beim englischen Team Simtek – vorerst für fünf Rennen für die Saison 1994. Im unterlegenen Wagen des britischen Rennstalls verpasst er die Qualifikation für das Rennen im brasilianischen Interlagos. Beim zweiten Rennen im japanischen Aida schafft Ratzenberger den Sprung ins Starterfeld. Er wird schlussendlich Elfter.

Das dritte Rennen findet in Imola in San Marino statt, die fatalen Ereignisse nehmen ihren Lauf. „Ich habe mich immer damit getröstet, dass Roland bei dem gestorben ist, was er am liebsten gemacht hat. Meine Frau hat das Ganze mehr mitgenommen“, sagt Vater Rudolf, der sich bei unserer Verabschiedung für mein Kommen und der Anteilnahme bedankt.

Ironie des Schicksals: Auf dem Toyota, mit dem Roland Ratzenberger bei den 24 Stunden von Le Mans hätte starten sollen, steht noch sein Name. Ersatzfahrer ist der Amerikaner Jeff Krosnoff. Er wird Zweiter beim Langstrecken-Klassiker, verunglückt aber nur zwei Jahre später bei einem Rennen zur Indycar-Serie in Toronto ebenfalls tödlich.