Interessantes zum Thema Kultur

a4Vor ein paar Tagen ging das Ketchup in Scheiben durch die Medien. Eine Entwicklung, die ihren Weg von den USA sicher zu uns nach Europa findet. Jetzt wundere ich mich über dieses Produkt und in 10 Jahren ist es dann bei jedem Fast Food dabei. Also warum aufregen?

 

Weil manche Produkte irgendwie sinnlos sind oder etwas verkaufen, was ich nicht verstehe. In einem Laden fand ich vor einiger Zeit neben dem Gewürzregal eine ganz entzückende klare Bio-Hühnersuppe, nämlich eine Schutzengelsuppe. Was ich nicht herausgefunden habe ist, ob ich die Suppe bei Bedarf für meinen Schutzengel kochen sollte oder ob ich sie selbst esse, damit der Schutzengel bei mir ist. Hmm, ich habe sie nicht gekauft. Vor ein paar Wochen dann habe ich da eine Werbung für einen Standmixer gesehen, die ich nicht kapiert habe:

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Das Ding zerkleinert nicht nur, sondern extrahiert Nährstoffe. Also man tut das ganze Obst hinein, samt Kernen und so. Dann bekommt man aus einer schnöden Banane samt Kirschen und Spinat bekömmliche Nutriblasts, ein wunderbar schönes Wort für Obst- und Gemüsegatsch. Aber Nutriblasts klingt natürlich viel besser und noch moderner als Smoothie, was fast schon wieder altmodisch ist. Ein Nutriblast ist sicher auch gesünder. Was mich besonders perplex gemacht hat war die verkündete Weltneuheit:

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Der Mixer verwandelt Lebensmittel in Superfood. Wow das grenzt an ein Wunder. Also echt, da wird aus Gemüse ein Superessen. Oder ist da die versteckte Botschaft drinnen, dass ich Schwarzwälderkirsch, Guglhupf und Marzipan reingebe und schwupps krieg ich ein supergesundes Nutriblast. Dann will ich das Ding jetzt, sofort!

Wenn nicht, dann esse ich weiter Äpfel und Bananen und gönn mir zwischendurch mal einen Karottensaft. Ganz altmodisch.

Ich will da jetzt nicht groß Worte machen, sondern einfach ein paar Bilder zeigen, die ich heuer gemacht habe. An Orten des Krieges, in Frankreich, in Deutschland und in Bosnien. Die mich seither begleiten. Und die mir immer wieder unterkommen, wenn  jetzt von Krieg gesprochen wird. Bei all der Kriegsrhetorik, die gerade jetzt wieder in Europa zu hören ist, sollte man den Krieg von seinem Ende her sehen. Wenn die Menschen getötet sind, wenn die Städte zerstört sind und wenn das Leid unendlich ist. Am Anfang von Kriegen sollten eigentlich ALLE die Kriegsbilder der Vergangenheit sehen, vielleicht bringt einen das ein bisschen zum Nachdenken.

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Das ist das zerstörte Ulm. Am 17. Dezember 1944, das war der dritte Adventsonntag, fielen abends von 19.23 bis 19.50 Uhr 96.646 Bomben, in Worten sechsundneunzigtausendsechshundertsechsundvierzig auf die Stadt. Das heißt pro Minute 3.579 Bomben, das heißt jede Sekunde 59 Bomben. Unvorstellbar oder? 707 Tote, 613 Verletzte, 25.000 Obdachlose und 55% kaputte Häuser waren die Bilanz. Krieg…

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Gefunden in den zerbombten Häusern von Ulm. An jenem dritten Adventsonntag 1944 saßen vielleicht Kinder beim Abendbrottisch. Es gab vielleicht eine dünne Steckrübensuppe, Kriegskost. Aber eine warme Suppe und dann die 27 Minuten Bombenhagel. Die Löffel sind übrig. Krieg…

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Ein romantischer Wald oder? Ein bisschen außerhalb von Verdun. Vor 100 Jahren gab es da noch ein Dorf. Das gibt es nicht mehr. Zerstört und auch nach dem Krieg unbewohnbar. In den Granatkratern und Schützengräben wachsen die Bäume, auf verseuchter Erde, verseucht vom Giftgas, das im Ersten Weltkrieg seine Premiere feierte. Darunter so heißt es auch auf jedem Quadratmeter Granatsplitter, Knochen, Helme. Krieg…

ak4Die Knochen, die man aus den Feldern rund um Verdun zusammengetragen hat und keinem Soldaten zuordnen konnte, die liegen jetzt im Beinhaus von Douaumont. Deutsche und französische Gebeine, bunt durcheinander. Im ´Krieg gegenüber in den Schützengräben. Im Tod miteinander. Die Familien hatten kein Ort zum trauern. Damals nannte man die Soldaten einfach „Menschenmaterial“. Krieg…

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Am Busbahnhof von Mostar. Jeden Tag kommen unzählige Touristen, um die berühmte Brücke zu sehen. Gebaut 1556 bis 1566. Jahrhunderte die Menschen verbunden und dann zerstört am 9.11. 1993. Wiederaufgebaut. Jetzt ist die Brücke eine beliebte Sehenswürdigkeit. Touristen brauchen W-Lan und Erfrischungen. Beworben auf einer Tafel am Busbahnhof in Mostar auf einer zerschossenen Mauer. Entrisch, wie wir im Innviertel sagen. Krieg…

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Eine Ausstellung in Sarajevo über den Völkermord in Srebrenica. Riesige Bilder. Auch von den Exhumierungen. So berühren Tod und Leben einander. Krieg…

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Die Rose von Sarajevo. Man geht in der Stadt spazieren und trifft immer wieder unvermutet auf die Rose von Sarajevo an einem Ort, wo ein Mensch sein Leben im Krieg verlor. Erinnern auf Schritt und Tritt. Nach dem Krieg…

Und ich möchte mit den noch immer aktuellen Worten der großen Pazifistin Bertha von Suttner enden:

„Merkwürdig, wie blind die Menschen sind! Die Folterkammern des finsteren Mittelalters flößen ihnen Abscheu ein; auf ihre Arsenale aber sind sie stolz.“

„Daniel Craig sieht aus wie ein wütendes Baby.“ Dieser Satz sitzt. Er stammt nicht von mir, sondern aus der TV-Serie You’re The Worst. Wie soll man da beim Ansehen des neuen Bond Spektakels Spectre nicht abgelenkt sein? Immer wieder erkenne ich das „angry Baby“ in Daniel Craigs Gesicht.

Daniel Craig als James Bond fand ich anfangs eine ungewöhnliche Wahl – das ist jetzt neun Jahre her. Aber in den vier Filmen ist er für mich inzwischen völlig zu James Bond geworden. Ich gewöhne mich schwer an den Gedanken, dass bereits im nächsten Film der britische Geheimagent wieder ein neues Gesicht haben wird. Das von Damian Lewis vielleicht? Oder gar von Idris Elba? (Ich wäre sehr dafür!) Zumindest geisterten unter anderem diese beiden Namen gerüchteweise als Nachfolger herum.

Mit Craig in Casino Royale begann aber eine neue James Bond-Ära. Um das zu betonen, wurde Ian Flemings erstes Buch für diesen Film adaptiert. Verkörperte davor Pierce Brosnan den eleganten, weltgewandten Frauenhelden mit Humor, wie andere Darsteller vor ihm, wurde die Filmreihe ab dem Eintreten von Daniel Craig wesentlich düsterer angelegt. Aus dem aalglatten, kultivierten Geheimagenten wurde ein echter Actionheld – hart im Geben und im Nehmen.

Abenteuer in den österreichischen Alpen. Bond überlebt es. Das Flugzeug nicht.

Abenteuer in den österreichischen Alpen. Bond überlebt es. Das Flugzeug nicht.

Location, Location, Location
Aber es sind die wichtigsten Elemente der Bond Geschichten geblieben, welche die Filme so beliebt machen. Zum Beispiel wilde Verfolgungsjagden an den atemberaubendsten Schauplätzen der Erde. Spectre hat einen fulminanten Auftakt in Mexico City. Den sollte man wirklich nicht verpassen! Es geht auch nach Italien, Marokko und viele mehr. Alles wunderbar gefilmt und mit spektakulären Abenteuern verbunden.

Wenn sehenswerte Orte in einem James Bond-Film präsentiert werden, ist das gut für den Tourismus. Vielleicht lockt Spectre ein paar Leute mehr nach Österreich? Das Salzkammergut und Tirol werden tief verschneit gezeigt – wie aus dem Bilderbuch. Ob Altaussee, das idyllische Dorf Obertillach oder das hypermoderne Bergrestaurant Ice-Q im atemberaubenden Gebirgspanorama des Gaislachkogls in Sölden. Diese Orte haben sicher noch nie so viel spannende Action gesehen. Es wurden mehrere Land Rover und ein Flugzeug auf beeindruckende Weise völlig zerdeppert.

Visuell sind die Locations zwar wunderbar, aber ich habe den Eindruck, sie dienen einfach dem Zweck, dem Publikum in allen Teilen der Erde eine Freude zu machen. So rasant die Action-Szenen an den Schauplätzen oft sind, die häufigen Ortswechsel nehmen der Erzählung den Fluss und die Story wirkt etwas in Stücke gehackt.

Mua-ha-ha
James Bond ist einer geheimen Organisation namens Spectre auf der Spur. An deren Spitze steht der wahnsinnige Superverbrecher Blofeld. Christoph Waltz, derzeit ein beliebter Bösewicht-Darsteller, stellt diesen gefährlichen Schurken dar. Ganz entsprechend der Manier großer Bond-Gegenspieler will er die Welt beherrschen – in gewisser Weise. Es stellt sich zudem heraus, dass er so viel mehr ist als irgendein Bösewicht vor ihm. Denn er hat eine ganz besondere Beziehung zu Bond und er hat ihn schon lange im Visier. Sehr lange.

Aber ist es möglich, dass nur Quentin Tarantino es schafft, Christoph Waltz als „zniachten“ (schmächtigen) Fiesling bedrohlich wirken zu lassen? Vielleicht hat auch nur sein Akzent diese Wirkung auf viele Leute – und zwar sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch. Ungeachtet der Meinung der Oscar-Jury finde ich seine Leistung meist überschätzt. Mads Mikkelsens Darstellung von Le Chiffre und Javier Bardem als Silva waren, nebst charmanter Seite mit abstoßendem Touch, um Vieles grimmiger und Angst einflößender.

Der romantische Augenblick hält nicht lange. Bond wird gleich herumgerührt und geschüttelt.

Der romantische Augenblick hält nicht lange. Bond wird gleich herumgerührt und geschüttelt.

Sex sells
Das Bond Girl. Gibt es das noch? Madeleine Swann [Léa Seydoux] passt irgendwie nicht so sehr in das Klischee des sexy Aufputzes. Sie ist unabhängig und wehrhaft. Das klassische Bond-Girl faszinierte Bond meist durch einen glamourösen Auftritt und hielt auch nicht mit Reizen zurück. Sehr zur Freude der Bond-Urgesteine Sean Connery, Roger Moore, aber auch von Pierce Brosnan. In der Ära Daniel Craig wichen die Macher der Bond-Filme vom verführerischen Sidekick-Klische ab. Bond fand in Casino Royale die Frau, die er liebte: Vesper Lynd [Eva Green]. Doch er verlor sie gleich wieder und deshalb führte er im nächsten Film, Quantum of Solace, einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen diejenigen, die ihren Tod zu verantworten hatten. Das war neu. In Skyfall endet Bond ebenfalls nicht in den Armen einer Frau. Alles dreht sich nämlich um eine ganz andere, besondere Frau in Bonds Leben: seine Chefin M [Judi Dench]. Sie stirbt am Ende in seinen Armen. Bei Spectre habe ich den Eindruck, Madeleine Swann könnte Bonds nächste große Liebe werden. Doch ohne Daniel Craig als nächsten Bond wird diese Geschichte sicher nicht fortgesetzt. Wird es dann wieder die klassischen Bond Girls geben? Oder wird Bond gar sesshaft?

The writing’s on the wall
Die Bond Serie hat sich in den letzten vier Filmen stark gewandelt. Und in Spectre ist der Wandel der Zeit das Hauptthema. Überwachung sämtlicher Kommunikationskanäle und saubere Drohnenangriffe sollen die Zukunft sein. Spionagearbeit und Agenten mit Lizenz zum Töten passen nicht mehr in unsere Zeit. Bond, Q, M und Moneypenny versuchen, den als antiquiert geltenden MI6 zu retten. Möglicherweise muss der James Bond der nächsten Generation sich auch an die modernen Zeiten anpassen, um nicht aus der Zeit gefallen zu wirken – jedoch ohne zur beliebigen Action-Filmserie zu werden.

Möchte ich, dass Bond so bleibt wie er ist? Oder soll ich voller Vorfreude auf eine neue Bond-Ära sein? Momentan ist nur eines sicher: Daniel Craig, ich werde dein wütendes Baby-Gesicht vermissen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte

Lest hier noch den Zartbitter-Blogbeitrag über den Titelsong Writing’s On The Wall

alle Fotos: © 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

Liebe Sonja,

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Absolut lesenswert!

du hast mir vor einigen Tagen dein frisch gedrucktes Buch „10 Dinge, die ich von alten Menschen über das Leben lernte“ vorbeigebracht. Mit der Bitte ich möge eine Buchkritik dazu schreiben. Heute habe ich, dank des Wetters, den Nachmittag am Sofa verbracht. Zuerst dachte ich, ich werde da mal kurz reinschnuppern und am Abend weiterlesen. Es war nichts mit reinschnuppern, ich habe es in einem durchgelesen.  Und weißt du warum? Weil es ein Buch ist, so ganz ohne Angst! Mit jeder Zeile machst du Mut, du forderst auf hinzuschauen, nachzufragen und keine Scheu zu haben. Das ist außergewöhnlich, gerade beim Thema Alter, Altern und die Alten. Was tun wir nicht seit Menschengedenken, um das Altern hinauszuschieben, die alten Menschen unsichtbarer zu machen, obwohl sie, wir, immer mehr werden. Hysterisch rennen viele der Jugend nach, mit 60 Jahren soll man noch so eine tolle Figur wie eine Zwanzigjährige haben. Wenn Sport und Ernährung nicht mehr helfen, dann müssen die Pillen das Wunder bewirken.

Die 10 Dinge, die du in deinem Buch als deine Einsichten, die du dank der Alten gewonnen hast, präsentierst, sind allesamt NICHT perfekt. Das ist wohltuend. Denn wer sonst, als Menschen, die dem Tode schon sehr nahe sind, können erkennen, was im langen Leben der eigentliche Sinn ist. Du verschweigst auch nicht, dass Alter alleine einen nicht weise und gütig machst, es gibt auch ganz böse Menschen. Und ich bin überzeugt, dass dein Buch vielen jungen Menschen Mut macht, sich für einen Beruf in der Altenpflege zu entscheiden.

ap1Ich habe auch deinen Brief an die Politik ganz aufmerksam gelesen. Ich bin in der Stadt Salzburg verantwortlich für die städtischen Seniorenwohnhäuser. Ich erlebe, wie sehr sich alle bemühen, den Bewohnerinnen und Bewohnern ein schönes Leben zu ermöglichen. Von den äußeren Rahmenbedingungen bis zu einem respektvollen Miteinander. Was ich auch sehe ist der Katalog, anhand dessen Seniorenwohnhäuser auf ihre Qualität hin geprüft werden. In den Berichten gibt es ganz ganz viele Punkte, die den Körper der Alten im Blick haben, waschen, kämmen, richtige Lagerung, Wundpflege, Tablettengabe. Nur wenige Kriterien in diesem Prüfkatalog haben den Menschen an sich im Blick. Seine seelischen Bedürfnisse, seine Ängste, seine Freuden, sein Rede- oder Schweigebedürfnis. Das ist gesetzlich nicht so richtig festgelegt, weil es auch nicht prüf- und messbar ist. Weil wir in der Politik auch von Angst geleitet sind. Denn, wenn etwas passiert, dann muss es prüfbar sein, um Verantwortung benennen zu können. Ein zufriedenes Lächeln, eine Kaffeeplauderei zählt da nicht. Kürzlich war ich in einem unserer Häuser und habe mehr als eine Stunde mit einer Bewohnerin verbracht, alleine. Sie hat mir Erschütterndes erzählt, ich musste weinen und dann hatten wir einen wunderbaren Moment. Sie erzählte von ihrem Geburtsort weit im Osten, den sie mit 15 Jahren zwangsweise 1942 verlassen musste und nie wieder gesehen hat. Ich habe mein IPad rausgeholt, die kleine Stadt gegoogelt und ihr die unzähligen Bilder gezeigt. Sie hat sie intensiv und lange angesehen und dann gesagt: „Viel hat sich dort verändert, aber doch auch wieder nichts, ich erkenne viele Plätze wieder.“

ap2Das sind, glaube ich die Momente, die du meinst, die du hundertfach erleben durftest und die dich zu deinen Erkenntnissen gebracht haben. Und wie du so schön am Anfang des Buches meinst: „Ich finde, Altenpflege ist der coolste Job der Welt. Auch wenn andere meinen, wir wären nur Arschputzer.“

Danke Sonja für das Buch. Du machst Menschen Mut, du nimmst Angst und du sprichst die Dinge direkt an. Das macht dein Buch so wertvoll, nicht nur für Menschen, die in der Altenpflege arbeiten. Sondern für alle, die offene Ohren, Augen und Herzen haben, um sich auf andere einzulassen. Für alle, die den Menschen an sich lieben und sich für ihn interessieren. Für alle, die Selbstzweifel haben, ob sie wohl gut und schön und gescheit genug sind. JA, sagst du und dir darf man glauben, weil du in deinem Buch auch dich selbst nicht versteckst, sondern uns teilhaben lässt daran, wie du Stärke und Ruhe gewonnen hast.

Danke Sonja!

Deine Anja

PS: Hier gibt es das Buch!

Musik analysiert von Elisabeth Kaplan

Wie viele andere auch, bin ich gerade voll im James Bond-Fieber. Die Ehre, den Titelsong beizusteuern ist diesmal an Sam Smith gegangen, der sich hier wieder mal mit Jimmy Napes zusammengetan hat (wie schon z.B. bei seinem Megahit „Stay With Me“). Angeblich war der Song in 20 Minuten fertig. Ein paar Minuten mehr hätten nicht geschadet, finde ich. Hier mein Live-Ticker:

0:00
Ok, schöner Einsatz mit Pauken, Portamento-reichen Streichern und Hörnern – sehr Bond-würdig.
0:15
Strophe beginnt, die Begleitung wird auf Klavier reduziert. Smiths Einsatz: Na ja, auf dieses Knurren beim Ansingen des ersten Tons könnt ich verzichten, aber das gehört wohl einfach zu seinem Stil. Das Problem ist nur, wenn man darauf sensibilisiert ist, hört man es ständig. Yup, da schon wieder (0:23). Und noch mal. Verdammt.
0:45
Zweite Strophe. Sehr schön, jetzt mit Streichern. Generell finde ich die Strophen sehr vielversprechend – mal schauen, wie der Song weitergeht.
1:14
Aber hallo, was ist das jetzt? Plötzlicher unerwarteter Einsatz von Becken, Blechbläsern, u.a., in der Zeile „If I risk it all“. Aber das ist doch kein Refrain, sondern eher eine Bridge. Hmmm.
1:28
Merkwürdig. Nach den 14 Sekunden Bombast kommt jetzt wieder eine zarte, reduzierte Stelle, in der Smith mit seiner berühmten Falsett-Stimme die personifizierte Zerbrechlichkeit darstellt. Das ist aber auch kein Refrain, oder?
1:51
Aha: nach fast 2 Minuten, kommen wir endlich zum Titel. Ganz ehrlich, melodisch nicht besonders einprägsam. Und wo war jetzt der Refrain???

[Schaut euch hier das Video an oder scrollt runter und lest weiter]

Musikalisch passiert danach nicht mehr recht viel. Ein fettes Zwischenspiel erinnert uns gegen Ende nochmal daran, dass wir hier einen Bond-Song hören, was mir gefällt, da ich den satten Orchestersound sehr liebe.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir einfach der Refrain fehlt, der mich anhebt und davonträgt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Smith im September selber gemeint hat, der Song wäre nicht unbedingt Nummer-Eins Material. Da hat er wohl nicht mit dem unglaublichen Bond-Hype gerechnet, der seinen Song jetzt doch bis an die Chart-Spitzen gebracht hat.

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Spiegel Special 1/2004

Am Wochenende habe ich in einem alten Spiegel-Spezial Heft über den Ersten Weltkrieg geblättert. Was ich vor Jahren nicht gelesen habe, springt mir beim Durchblättern jetzt sofort ins Auge, ob der aktuellen Diskussion: Ein Artikel über einen Elektrozaun, den die deutsche Besatzung 1915 zwischen Belgien und der Niederlande baute.

Und heute 100 Jahre nach dem Elektrozaun dort und 26 Jahre nach dem Mauerfall in Deutschland diskutieren wir wieder über Zäune und Mauern. Wohl wissend, dass ein Zaun noch nie Menschen davon abgehalten hat, diesen zu überwinden. Das Gleiche gilt für Mauern.

Am belgisch-niederländischen Grenzzaun starben zwischen 1915 und 1918 etwa 2000 Menschen. Über 20.000 konnten den Zaun überwinden. Mit Hilfsmitteln wie Porzellanteller an den Händen und Beinen, da Porzellan den Strom nicht leitete. Andere klemmten Fässer zwischen die Drähte und krabbelten durch. Und nicht wenige bestachen ganz einfach die Wachen, damit sie den Strom abschalteten.

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Spiegel Special 1/2004

An der Berliner Mauer starben 138 Menschen und über 75.000 gelang die Flucht aus der DDR.

Übrigens die USA haben schon länger einen Zaun an der Grenze zu Mexiko, über 700 Meilen lang. Deswegen kommen aber die Mexikaner immer noch illegal in die USA. Die Israelische Regierung hat 2002 mit einem Grenzbefestigungsbau zum Westjordanland begonnen und trotzdem kommen und gehen Menschen, zum Frieden dort hat das auch nicht beigetragen.

Die Europäische Union betreibt schon seit Jahren den mittlerweile 6 Meter hohen Zaun in Ceuta, an der Grenze zu Marokko und immer noch klettern die Menschen drüber.

Und jetzt denken wir wieder über Zäune und Mauern nach. Mir scheint der Mensch lernt nicht dazu oder soll ich es mit Kreisky sagen: „Lernen Sie Geschichte!“