„Als wie, wenn es gestern wäre. Auch das Gefühl ist wieder da in der Erinnerung.“, so beschreibt es einer dessen Bild jetzt bis Juli am Markartsteg hängt.

briefEs ist die Erinnerung an die erste Zeit in Salzburg, die Ängste, Hoffnungen und Träume. Damals wurden zwischen Österreich, Spanien, der Türkei und dem alten Jugoslawien Anwerbeabkommen geschlossen. Die Wirtschaft in Österreich brummte und es gab zu wenige  Arbeitskräfte. Also versuchte man es im Ausland. Besonders aus Jugoslawien und der Türkei kamen tausende Menschen. Anfangs glaubten beide Seiten noch, dass es nur für ein paar Jahre wäre. Wenn man das berühmte Zitat von Max Frisch erweitern darf:

„Wir haben Arbeitskräfte gerufen und Menschen kamen “ und blieben!

Am Markartsteg widmet sich nun die Ausstellung „Kommen/Gehen/Bleiben“ dem Thema Zuwanderung in die Stadt Salzburg von 1960-1990. Die Universität und die Stadt Salzburg machen die Geschichte der Menschen sichtbar – Tausende gehen täglich über die Brücke und sehen hier hautnah ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Es ist berührend, welche Einblicke die Bilder geben. Da ist das Foto einer jungen Frau, die einen Brief in die Heimat schreibt. Was wohl drinnen steht? Wen vermisst sie? Erzählt sie von Salzburg? Von ihrer Arbeit? Hat sie sich verliebt oder schreibt sie einen Brief an den zurückgebliebenen Ehemann? Daneben ist das Bild einer Frau, die so wie es die Zeit damals gebot, mit Ernst in die Kamera schaut. Auf dem Schränkchen dahinter steht ein Kassettenrekorder. Es war damals üblich, dass man eine Kassette besprach und sie seinen Liebsten schickte. Die Kassette kam dann Wochen später retour, besprochen mit den Grüßen, Neuigkeiten und Geschichten aus der Heimat. Heute mit Skype, Email und Facebook unvorstellbar, dass man oft Wochen auf Nachricht wartete. Allerdings ist die heutige Kommunikation trotz NSA-Speicherung für die zukünftigen Historiker wahrscheinlich verloren.mirabell

Ein anderes Foto zeigt das bei allen beliebte Motiv im Mirabellgarten. Nicht nur Touristen schätzen das, auch die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter halten sich in diesem Postkartenmotiv fest. Das Motiv findet sich in fast allen Familien, übrigens gehört der Mirabellgarten immer noch zu den Topmotiven, das sieht man täglich im Facebook.

12 Tafeln geben einen Ausschnitt aus dem Leben der zugewanderten Menschen wieder. Ihr Ankommen, die Arbeit, die Sehnsucht, die Familie, der Heimatbesuch und die Freizeitgestaltung. Also beim nächsten Mal ein bisschen langsamer über den Markartsteg gehen und sich auf die Geschichten der Menschen einlassen – möglich bis 6. Juli!

Oder einfach bei einem geführten Spaziergang noch mehr erfahren:
https://www.stadt-salzburg.at/internet/leben_in_salzburg/integration/migrations_stadt/ausstellung_wissensbruecke/migrationsstadt_ausstellung_spaziergaeng_404586.htm

 

ed4Die English Drama Group Salzburg ist eine echte Institution: Seit 22 Jahren führt sie einmal jährlich ein großes Stück auf. Zum 450. Geburtstag William Shakespeares zeigt sie in diesen Tagen das Stück „The Taming of the Shrew“ (Der Widerspenstigen Zähmung). Bis 7. Mai gibt es noch die Gelegenheit, sich diesen Theaterklassiker in der ARGE Nonntal anzusehen. Es gibt sogar noch Karten dafür. Ich habe es mir schon angesehen und möchte so vielen Leuten wie möglich diesen Theaterbesuch schmackhaft machen.

Als englischsprachiges Theater muss man ein Jubiläum wie den 450. Geburtstag Shakespeares einfach nutzen. Auch wenn es eine schwierige Aufgabe ist: für den Regisseur, für die Darsteller – aber auch fürs überwiegend deutschsprachige Publikum. Denn englische Originalsprache bedeutet in diesem Fall Englisch des 16. Jahrhunderts. ed3Sprachhürden oder nicht – die Darsteller ernteten nach jeder Szene ausgiebigen Applaus konnten am Ende noch dreimal die Bühne betreten, um den großen Schlussapplaus entgegenzunehmen.

Zum Stück „The Taming of the Shrew“ selbst muss man nicht viel sagen. Es ist den meisten Leuten gut bekannt. Viele haben es in der Schule gelesen oder bereits einmal im Theater gesehen. Aber die meisten Leute erinnern sich an die Verfilmung mit Elisabeth Taylor und Richard Burton, die sich im Film genauso gegenseitig verprügeln durften wie sie es angeblich auch im privaten Eheleben machten.

ed1ed2Ich selbst habe seit 22 Jahren keine Produktion der English Drama Group Salzburg versäumt. Meine große Verbundenheit zu diesem Theaterprojekt kommt freilich daher, dass ich meine ganze Studienzeit über Mitglied der Gruppe war. Die monatelangen Proben und die intensive Zeit während der Aufführungen haben mich stark geprägt: persönlich wie beruflich. Und ich habe in der Drama Group Freunde fürs Leben gefunden.

Als die Drama Group 1992 begann, leitete Ilse Lackenbauer die Truppe und führte sie innerhalb weniger Jahre zu großer Bekanntheit in Salzburg – und zu ebenso großen Erfolgen. Vor ein paar Jahren trat Michael Darmanin die Nachfolge an und sein Engagement und Enthusiasmus sind ungebrochen. Der Andrang mitzuspielen scheint groß zu sein, denn er wählt vornehmlich Stücke aus, die eine große Besetzung erfordern. Neben einem Kern von Darstellern, ändert sich die Zusammensetzung des Ensembles von Jahr zu Jahr leicht. So gibt es immer wieder neue Entdeckungen.

Wer Zeit hat, dem kann ich nur empfehlen die Gelegenheit zu nutzen und bis 7. Mai in die ARGE Nonntal zu gehen. Man bekommt in Salzburg sonst ohnehin kaum englischsprachiges Theater zu sehen, noch dazu von einer durch und durch mit Salzburg verwurzelten Truppe. Außerdem kann man sich damit auch gleich sein Quäntchen Shakespeare im Jubiläumsjahr des größten Dramatikers der englischsprachigen Welt abholen.

ratzenbergerkarteEin Beitrag von Harald Saller:

Gewisse Tage im Leben vergisst man nicht. Einer davon ist der 30. April 1994. Es ist ein herrlicher Frühlingstag mit angenehmen Temperaturen. Ich bin an diesem Nachmittag mit Schulkollegen bei einem Fußballspiel, als plötzlich ein junger Mann zu uns kommt und sagt: „Habt ihr schon gehört, da Ratzenberger ist tödlich verunglückt!“ Geschockt von dieser Meldung schwinge ich mich auf mein Fahrrad, fahre nach Hause und drehe Fernseher und Radio auf. Nach einiger Zeit kommt tatsächlich die Meldung, dass Salzburgs erster und zugleich einziger Formel-1-Fahrer im Qualifying zum Großen Preis von Imola tödlich verunglückt ist. Der 33-Jährige war mit seinem Boliden bei rund 300 km/h aufgrund eines Bruchs des Frontflügels von der Strecke abgekommen und gegen eine Mauer geprallt. Ratzenberger hatte keine Chance zu überleben. Es sollte eines der schwärzesten Formel-1-Wochenenden der Geschichte werden. Nur einen Tag später kommt der dreifache brasilianische Weltmeister Ayrton Senna ums Leben.

Heute jährt sich der Todestag von Roland Ratzenberger zum 20. Mal. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen. Als er starb, war ich erst 13 Jahre alt. Als jemand, der ebenfalls seit frühester Kindheit vom Motorsport fasziniert war, habe ich seine Karriere via Fernsehen, Magazine und Zeitungen verfolgt. Ich habe Bücher gewälzt und später im Internet Videos von früher angesehen. Der stets auf Vollgas getrimmte Rennfahrer machte den Eindruck eines stattlichen Mannes, der mit seiner charismatischen Persönlichkeit jeglichen Raum ausfüllt und obendrein genau weiß, was er will.

Ich habe den traurigen Anlass genutzt und die Eltern von Roland Ratzenberger besucht, um über das Geschehene zu sprechen. Sein Vater Rudolf und seine Mutter Margit leben in der Wohnung in Salzburg-Maxglan, die ihr Sohn eine Woche vor seinem Tod gekauft hatte. Roland ist noch immer allgegenwärtig.

 

Eltern von Roland Fotos, Pokale und Modelle seiner Rennwagen zieren das Wohnzimmer. „Roland lebt noch immer bei uns mit“, sagt sein Vater. Der heute 81-Jährige hat Stress, wie er sagt. Zahlreiche Journalisten aus dem In- und Ausland rufen ihn an, um über seinen Sohn zu berichten. „Ich spreche gerne mit den Journalisten. Für mich ist das eine Art der Trauerbewältigung.“ Er und seine Frau besuchen regelmäßig das Grab auf dem Maxglaner Friedhof, das nach wie vor Fans aus der ganzen Welt besuchen und schmücken. „Ein Mal ist ein ganzer Bus mit Japanern zu uns gekommen. Das war eine herzliche Angelegenheit“, sagt Vater Rudolf und lächelt. Seine Worte klingen so lebendig, dass man den Eindruck gewinnt, Roland würde jederzeit bei der Tür hereinspazieren.

Als Roland Ratzenberger, der im Salzburger Stadtteil Gnigl aufgewachsen ist, seinen Eltern sagt, dass er Rennfahrer werden wolle, sind diese alles andere als begeistert. „Ich wollte eigentlich, dass er die HTL absolviert und einen technischen Beruf erlernt. Leider musste er in der vierten Klasse die Schule verlassen“, so der Vater. Der Junior habe sich aber ohnehin nicht von seiner Idee abbringen lassen. „Er war sehr ehrgeizig, zielstrebig und vor allem geschäftstüchtig. Er wollte sich von uns gar nicht helfen lassen.“

Roland arbeitet unter anderem als Instruktor und Mechaniker in der Rennfahrerschule von Walter Lechner. „Er schraubte oft bis zum Umfallen. Er nahm sich nicht Mal die Zeit, etwas Vernünftiges zu essen“, so der Senior. In Italien schult er Bodyguards von reichen Leuten, wie man den Wagen in Grenzsituationen beherrscht. Mit dem verdienten Geld finanziert er sich seine Karriere als Rennfahrer.

1980 macht er das erste Mal auf sich aufmerksam. Der damals 20-Jährige gewinnt die „Jim Russel Trophy“. Drei Jahre später folgt der erste Sieg in der Formel Ford auf dem Nürburgring. 1986 gewinnt er als bisher einziger deutschsprachiger Rennfahrer beim Formel-Ford-Festival im englischen Brands Hatch. Seine Eltern sowie seine zwei Schwestern verfolgen das Geschehen von Salzburg aus. „Ich war nur bei einem Rennen in der Formel Ford Mitte der 80er dabei.“, erinnert sich Vater Rudolf.

1989 erfolgt der nächste Karriereschub. Roland Ratzenberger wird der erste europäische Werksfahrer bei Toyota. Er pendelt zwischen Japan und Europa, fährt zahlreiche Rennen in der Formel 3000, in der Gruppe A und C und zusätzlich für BMW im Tourenwagensport. In einer japanischen Bar kommt es zu einer brenzligen Situation. Ein Mann bedroht Ratzenbergers deutschen Rennfahrerkollegen Heinz-Harald Frentzen mit dem Messer. Roland schiebt sich mutig dazwischen und entschärft die gefährliche Angelegenheit. Zu diesem Zeitpunkt verdient er bereits gutes Geld und kann ein feines Leben führen. Er kauft sich einen Porsche 911 Carrera, von dem er immer geträumt hatte.

Seinen großen Plan von der Formel-1-Karriere hat er damals schon fast aufgegeben, schließlich ist er bereits über 30 Jahre alt. Durch seine Geschäftstüchtigkeit kommt er mit Barbara Behlau in Kontakt. Die Inhaberin einer Kultur- und Sportagentur in Monaco finanziert ihm den Formel-1-Einstieg beim englischen Team Simtek – vorerst für fünf Rennen für die Saison 1994. Im unterlegenen Wagen des britischen Rennstalls verpasst er die Qualifikation für das Rennen im brasilianischen Interlagos. Beim zweiten Rennen im japanischen Aida schafft Ratzenberger den Sprung ins Starterfeld. Er wird schlussendlich Elfter.

Das dritte Rennen findet in Imola in San Marino statt, die fatalen Ereignisse nehmen ihren Lauf. „Ich habe mich immer damit getröstet, dass Roland bei dem gestorben ist, was er am liebsten gemacht hat. Meine Frau hat das Ganze mehr mitgenommen“, sagt Vater Rudolf, der sich bei unserer Verabschiedung für mein Kommen und der Anteilnahme bedankt.

Ironie des Schicksals: Auf dem Toyota, mit dem Roland Ratzenberger bei den 24 Stunden von Le Mans hätte starten sollen, steht noch sein Name. Ersatzfahrer ist der Amerikaner Jeff Krosnoff. Er wird Zweiter beim Langstrecken-Klassiker, verunglückt aber nur zwei Jahre später bei einem Rennen zur Indycar-Serie in Toronto ebenfalls tödlich.

poesie3Vor kurzem ist mir wieder mal ein Freundschaftsbuch untergekommen. So heißen die Stammbücher ja seit einiger Zeit. Ich habe darin geblättert, mir die Eintragungen durchgelesen. Da gibt es die vorformulierten Fragen, die man beantwortet. Da steht dann was von Lieblingsessen, Lieblingsfarbe und Lieblingsstar. Wer will kann ein Foto dazu kleben oder etwas hinmalen. Zu meiner Zeit hieß es ja noch Stammbuch und man schrieb „nette“, mehr oder minder geistreiche Sprüche hinein, wie:

  • Sei brav wie ein Engel, und sei immer lieb, denk oft an den Bengel, der Dir das hier schrieb.
  • Lach nur, wenn Dich’s Leben freut, brauchst dich nicht zu schämen! Eine froh verbrachte Zeit kann dir keiner nehmen.
  • Üb immer Treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab, und weiche keinen Fingerbreit von Gottes Wegen ab.
  • Sei immer treu und edel, mit einem Wort ein liebes Mädel!
  • Sei immer bescheiden, verlang nie zu viel, dann kommst du zwar langsam, aber sicher ans Ziel.
  • Hab Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit, ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit.
  • Wer das Folgen nicht lernt an der Mutterhand, lernt es später mit Tränen im fremden Land.

poesie4Jetzt mag man darüber trefflich streiten, ob diese Sprüche der Weisheit letzter Schluss sind. Sie repräsentieren sicher den Zeitgeist der 1970er und 1980er Jahre. Aber, wenn ich sie jetzt lese, berührt es mich doch und ich erinnere mich mit einem Lächeln an die alten SchulfreundInnen. Mit den meisten hat man ja nur mehr bei diversen Schultreffen Kontakt und im Stammbuch scheinen sie nicht gealtert zu sein. Man kann jetzt einräumen, dass so ein modernes Freundschaftsbuch doch mehr Informationen in die Gegenwart rettet, wie gesagt Lieblingsessen, Lieblingsfarbe und Lieblingsstar. Aber haben die Sprüche nicht mehr Aussagekraft über Kindheit und Jugend, über die Werte, die damals auch vermittelt wurden?

 

Poesie 2Und dann ist mir noch das alte Poesiealbum, so hieß es ganz früher, eingefallen, das mein Opa mal aus einer Mülltonne rettete. Ich hab es mir geholt, um es wieder durchzublättern. Und da muss ich gestehen ist mir ein Satz rausgerutscht, den ich eigentlich nie so sage: „Ja, Ja, die gute alte Zeit.“ Man möge mir verzeihen, aber bei diesem Poesiealbum ist es wirklich so. Zwei Seiten sollen exemplarisch dafür sein. Auf beiden Seiten schöne Sprüche und vor allem wunderbare Malereien. Keine Fotos, keine Pickerl, nein mit Hand gemalte Verzierungen. Man sieht, dass viel Mühe dahinter stand. Mit akribischem Pinselstrich und einem Auge für die Farben, präsentieren sich die Seiten als kleine Kunstwerke.

Und den Spruch des gewissen Carl Hippauf möchte ich auch nicht vorenthalten:

 

Poesie1„Immerhin beobachtet man, daß wer ein Gedenkblatt schreibt oder liest, einen geistreichen Gedanken sucht – ich aber bin der Meinung, die liebliche Blume, der das Gedenkblatt gewidmet ist, bleibt der Inbegriff des Widmenden, ist das Geistreiche, das im ewigen Gedanken leuchtet.“

Ja, Ja, die gute alte Zeit der Poesiealben ;)

 

In diesen Stunden wird der neue Erzbischof von Salzburg ernannt. Jetzt geht es schnell, denn das

Wappen der Erzdiözese Salzburg

Wappen der Erzdiözese Salzburg

Salzburger Domkapitel ist an einer zügigen Wahl interessiert. Das ist für mich sehr spannend, denn die Zukunft einer nicht nur historisch gesehen wichtigen Erzdiözese liegt in seinen Händen.

Viel wurde spekuliert über den zukünftigen Erzbischof. Morgen werden die Spekulationen endlich ein Ende haben. Als einfaches Kirchenmitglied, dem die Kirche am Herzen liegt, hätte ich da aber schon ein paar Anregungen, die mir wichtig erscheinen.

1.) Ich wünsche mir, dass er authentisch ist und sich nicht hinter dem Amt und der Rolle versteckt. Wir möchten in der Kirche Offenheit und Transparenz.

2.) Ich wünsche mir offene Ohren für die Lebensfragen der Menschen. Dazu ist ein offensiv kommunikativer Stil wichtig. Darüber hinaus gibt es ja die Möglichkeit, demokratische Strukturen (synodale) mehr zu nützen. Dann sollen aber auch Entscheidungen fallen, die gemeinsam durchgetragen werden. Zu oft sind richtungsweisende Entscheidungen in den Schubladen gelandet.

3.) In der Frauenfrage sind entscheidende Schritte zu setzten. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Kirche von Frauen getragen ist. Das spiegelt sich jedoch nicht in der Leitungsstrukur wider. Die Diakonatsweihe ist für Frauen zugänglich zu machen. Gerade beim Diakonat – dem klassischen sozialen Amt der Kirche – ist die Kluft am größten. Das kann offiziell zwar ein Bischof nicht alleine durchsetzen. Aber es hilft nicht weiter, generell in strittigen Fragen sich auf die „Weltkirche“ hinausauszureden. Langfristiges Ziel kann es da nur sein, dass auch einmal eine Frau zur Wahl des Bischofsamtes steht. Das ist nicht so schwer, mir fielen da jetzt schon geeignete Frauen ein.

4.) Der Weg der Ökumene (das bedeutet: ein Haus) innerkirchlich, interkonfessionell und interreligiös ist ein wichtiges Zeichen für die Glaubwürdigkeit einer Religion. Letztendlich sind ja die unterschiedlichen Gruppierungen, Konfessionen und Religionen mögliche Antworten auf die grundsätzlichen Lebensfragen der Menschen. Global gesehen leben wir ja auch unter einem Dach im selben Haus.

5.) Da scheint es mir wichtig, die Vision der schon einmal stärkeren ökumenischen Bewegung noch einmal ganz deutlich hervorzuheben: „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ sind nach wie vor die großen regionalen, aber auch weltweiten Herausforderungen. Im starken Miteinander können wir so wirklich Akzente setzen gegen eine Kultur die nur auf den eigenen Gewinn schaut, aber den selbst produzierten Kollateralschäden hilflos gegenübersteht.

6.) Die Sprache, die der neue Bischof spricht, wird lebensnah sein. Freude, Trauer, Hoffnung der Menschen haben hier ihren festen Ort. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn die Begründung dessen liegt in dem christlichen Gott, der selbst Mensch geworden ist. Das ist doch unglaublich! – Ich glaube daran. Und das gibt mir sehr viel Mut und Power.

7.) Ich lebe ja gerne in der Kirche, feiere mit ihr die Feste und arbeite auch in ihr mit Freude. Diese Freude habe ich auch in den letzten Jahren mit Erzbischof Dr. Alois Kothgasser erleben dürfen. Vieles der gerade angeführten Punkte hat er für mich verkörpert. Er war vor allem auf einen Ausgleich der Kräfte bemüht. Das ist eine große Kunst. Er hat mir auch in schwierigen Zeiten Hoffnung gegeben, weiter in dieser Kirche zu arbeiten und zu leben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ps: Das ist eine subjektive Sichtweise. Das kann natürlich ergänzt werden. Ich freue mich über viele Kommentare!

Rechtzeitig zum Finale der Salzburger Festspiele ein Kommentar von Gerhard Scheidlermehr Subventionen:

Neulich wieder mal geärgert! Da verlangt doch eine schreibende Kollegin in einer großformatigen Salzburger Tageszeitung doch glatt, die Subventionen für die Salzburger Festspiele zu erhöhen. Geht’s noch?! Klar, wir verjuxen ja für alles Mögliche unser Geld, zum Beispiel für die Verdoppelung der ohnehin schon weltweit spitzenmäßig hohen Parteienförderung, für doppelte und dreifache Verwaltung, für großflächige Inserate im journalistischen Abschaum des heimischen Blätterwaldes etc. Da kommt’s auf ein paar Milliönchen mehr oder weniger auch nicht mehr an. Jetzt aber mal im Ernst. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen von ihrem (sogar Full-Time-)Job nicht leben können und der Staat an allen Ecken und Enden (und hier sind ja bekanntlich immer die Schwächsten daheim) sparen muss, höhere Subventionen für einen Millionenbetrieb zu fordern, ist erstens dreist und zweitens aber eben auch ein immer wiederkehrender, scheinbar automatischer Reflex der Kulturszene. Stopp! Ohne jetzt für eine Kritik an diesen Zeilen zu dünnhäutig zu sein, aber um gleich den wichtigsten Gegenargumenten entgegenzutreten – erstens: Dies ist kein Plädoyer für mehr Unterstützung für den Sport zu Lasten der Kunst. Im Gegenteil: Auch – und besonders – im Sport liegt Vieles im Argen, angefangen von der Seuche Doping über Kriminalität bis in höchste Etagen wie FIFA und IOC. Und auch regional kann beim Sport an Förderungen genügend eingespart werden oder zumindest besser verteilt werden. Oder warum soll man einen Amateur-Fußballverein auch nur mit 500 Euro – angeblich für den Nachwuchs – unterstützen, wenn der dann unter der Hand teure Spieler kauft, nur um dem Nachbarklub eins auszuwischen? Wenn ein Verein einen finanziell potenten Sponsor an der Hand hat, kann von den Euros ruhig auch was für den Nachwuchs übrig bleiben, ohne dass man damit die Allgemeinheit belasten muss – und von Stadion-Zufahrtsstraßen für Profi-Neureichen-Klubs ganz zu schweigen. Zweitens zurück zur Hochkultur: Kulturförderung – ein klares Ja! Aber da, wo’s nötig ist. Denn, kann mir das einer erklären, wie es bei den Festspielen trotz längerer Laufzeit, trotz Rekord-Einnahmen bei den Ticket-Verkäufen und beim Sponsoring zu einem (möglichen) Verlust und daraus resultierenden Rufen nach mehr Subventionen kommen kann? Schlüssig wohl niemand. Und das, obwohl eh gespart wird, wo’s nur geht – also bei den weniger bekannten Künstlerinnen und Künstlern, beim Personal, bei den Unterkünften. Nicht umsonst ernten die Facebook-Gruppe „Die traurigsten & unverschämtesten Künstler-Gagen und Auditionerlebnisse“ und die Interessenvertretung „art but fair“ derzeit so viel Zuspruch. Anstatt ideenlos und automatisch mehr Geld zu fordern, wie wär’s mal, die Gagen der hochbezahlten Superstars (das gilt für Sport, Kultur und Wirtschaft gleichermaßen) in Frage zu stellen und die gar zu unterschiedliche Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern zu thematisieren? Es ist halt so, wie es immer ist – in Wirtschaft, Sport und Kultur: Die oben kassieren ab, die unten werden ausgebeutet. Nach mehr Subventionen zu schreien, ist der falsche Ansatz.

 

Der Autor ist Journalist, Kabaretttexter und Gründer von „Comedy im Pub“