Interessantes zum Thema Gesellschaftspolitik

Vom Schnitzelstar und Kotelettwunder ist die Rede, wenn Folke Tegetthoff, der beliebte Märchenerzähler, über die Fleischproduktion eine bunte Geschichte schreibt. Im Auftrag der AMA, das bekannte Gütesiegel für österreichische Produkte.

Eine heile Bauernhofwelt eröffnet er den Kindern. Schwein, Rind und Huhn plaudern mit den Kindern Max, Lena und Lukas, die hier mit ihren Eltern ihren Urlaub verbringen. Die glücklichen Tiere erklären den Kindern, dass sie fröhlich und mit Eifer ihrer einzigen Bestimmung nachgehen: Im Supermarktregal zu landen und anschließend auf dem Teller von Max, Lena und Lukas.

Mit dem Koffer in der Hand zum Schlachthof?


Was Tegethoff und die AMA den Kindern hier auftischen, gehört wahrlich ins Reich der Märchen. Tiere sterben, damit wir Fleisch zu essen bekommen. Aber sie tun das nicht fröhlich, wollen kein Kotelettwunder werden und sich dabei auch keinen Orden verdienen. Sie tun das, weil wir sie dazu zwingen. Diese Wahrheit ist auch den Kindern zumutbar. Ich erinnere mich noch gut, als ich als Kind mitbekommen habe, wenn am nachbarlichen Bauernhof die Rinder und Schweine zum Schlachter transportiert wurden. Da war kein Lachen zu hören von den Tieren und sie haben mir auch nicht zugewunken. Die Schweine haben voller Angst gequieckt und die Rinder haben sich mit aller Kraft dagegen gestemmt verladen zu werden. Kein Tier hatte einen Koffer in der Hand und rief mir zu: So wie du Rechnen und Schreiben lernst, erfülle auch ich meine Aufgabe und liege morgen für dich im Supermarktregal bereit.

Ich esse gerne Fleisch, wie viele andere auch, Frauen, Männer und Kinder. Ich habe deswegen auch nicht dauernd ein schlechtes Gewissen. Aber was ich kenne sind die Bedingungen, unter denen ein Rind üblicherweise zum Steak wird. Seit Kindheit an und es war mir zumutbar, so wie es auch 2017 Kindern zumutbar ist, aus der Fleischproduktion kein Märchen zu machen.

Bild Comic: Screenshot von maumau.tv

von Michael König

Nantes. Eine kreative, eine kunstsinnig coole Stadt. Eine Stadt in der konstruktive Auseinandersetzungen in vielen Feldern der Gesellschaft stattzufinden scheinen. Im Feld der Architektur genauso wie in der Kunst, in der Kulinarik (und Vinologie sowieso!) oder im Bereich Armut und Ökologie.  Und in Bezug auf die eigene Geschichte.

 

Nantes

Nach langer Auseinandersetzung erinnert ein Mahnmal seit dem Jahr 2012 direkt am Ufer der Loire, wo einst die Sklavenschiffe anlegten, an die größte erzwungene afrikanische Migrationsbewegung der Neuzeit. Nein, die Rede ist nicht von der aktuellen Fluchtbewegung nach Europa. Die Rede ist von jenen 13 Millionen AfrikanerInnen, die innerhalb von rund 400 Jahren als SklavInnen zwischen dem 14. und dem 19. Jahrhundert von europäischen Menschenhändlern  – angesehenen Kaufleuten – gekauft und mit saftigen  Renditen wieder weiter verkauft wurden. Die europäischen Kolonien in Amerika brauchten  Arbeitskräfte. Das französische Nantes war ein bedeutsamer Umschlagplatz des interkontinentalen Sklavenhandels und verdankt einen nicht unerheblichen Teil seines Reichtums dem Blut der afrikanischen Sklavinnen und Sklaven.

Gibt es eine Pflicht zur Wiedergutmachung?

Gerettete Flüchtlinge

Beim Mahnmal von Nantes verweilend denke ich mir: Wir könnten durchaus einmal die aktuelle afrikanische Fluchtbewegung der vergangenen europäischen Greifbewegung nach den 13 Millionen afrikanischen SklavInnen gegenüberstellen. Und so die aktuelle Diskussion um den ethisch verantworteten Umgang mit den afrikanischen ArmutsmigrantInnen um eine historische Sichtweise erweitern.

Europa hat sich 400 Jahre in der brutalst vorstellbaren Weise an Afrikas Bevölkerung vergangen. Es mangelte weder an Logistik noch an Schiffen, Millionen Afrikaner außer Land zu bringen.

Ich frage mich hier in Nantes: Gibt es nicht für Europa so etwas wie eine historische Wiedergutmachungspflicht, eine Restitutionspflicht menschlicher Würde für die Nachfahren der afrikanischen SklavInnen? Und wenn ja, was könnte das für die aktuelle Flüchtlingsdiskussion heißen? Können wir es uns so einfach machen und die Erinnerung an das Blut der afrikanischen SklavInnen  bei der Frage nach der angemessenen Solidarität mit den afrikanischen ArmutsmigrantInnen im Jahr 2017 außen vor lassen?

Kann Europa etwas zurückgeben?

Historischer Sklavenhandel

Mir fehlt in der aktuellen Flüchtlingsdiskussion die Hereinnahme dieses historischen Geschehens. Registrierungslager in Libyen hin oder her. Diese und andere Fragen der angemessenen Bewältigung der derzeit im Gang befindlichen afrikanischen Fluchtbewegung sind letztlich nur mehr reaktiver Natur. Sie sind zu beantworten und das raschest möglich. Die humanitären und politischen Antworten scheinen mir allerdings nicht ganz so einfach. Weder in die eine noch in die andere Richtung, die derzeit an der Diskursfront stehen.

Das eigentliche Thema dahinter ist aber ein viel Grundsätzlicheres: Wie wollen Afrika und Europa künftig ihre Beziehung proaktiv gestalten? Und wie könnte Europa in diesem Prozess der Neurorientierung der Beziehung dem afrikanischen Kontinent vielleicht etwas zurückgeben, was unsere Vorfahren einst aus diesem Kontinent genommen haben, und damit sind nicht nur die humanitären Ressourcen gemeint, an denen sich Europa bediente.

Übrigens: ca. 1,5 Mio afrikanischer SklavInnen sind bei der Überfahrt nach Europa und weiter nach Amerika umgekommen.

Mehr Artikel von Michael König

Reisen mit Reis.

Auf jedem Kontinent wird Reis angebaut, am meisten in Asien: China, Indien, Indonesien sind die drei größten Reisproduzenten. Wobei Indien, Vietnam und Thailand die größten Exportländer sind. Reis ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel und bildet mit etwa 80% den Hauptbestandteil der Nahrung in Asien. Der Großteil des geernteten Reises dient der Ernährung der Menschen, nämlich 92%. Nur ein geringer Teil wird als Tierfutter verwendet oder industriell weiterverarbeitet.

Reisfabrik in am Dak Lak See, Vietnam (c) Walter Oberascher

Reis ist neben Weizen, Mais, Soja, Zuckerrohr, Kaffee und Rindfleisch eine wichtige Handelsware auf dem Weltmarkt. Er unterliegt damit auch den Spekulationen mit Agrarrohstoffderivaten global agierender Geschäftemacher. Wenn die Preise steigen, erhöhen die reisproduzierenden Länder ihre Ausfuhrquote. Damit bleibt weniger Nahrung im eigenen Land. Armut, Mangelerscheinungen und Hunger sind die Folge.

Reisverkäuferin am Markt in Naypyidaw, Hauptstadt von Myanmar
(c) Walter Oberascher

Das sind die Fakten, aber was die Landschaft in weiten Teilen Asiens so besonders macht, das sind eben diese Reisfelder. Und es ist diese einmalige Farbe.

Reisfelder findet man so gut wie überall, wenn man in Südostasien unterwegs ist.

Die Reisfelder werden oft noch mit Ochsen beackert. So wie hier in Kratie, Kambodscha
(c) Walter Oberascher

Rund um die Städte und Dörfer gibt es große Anbauflächen. Der Reis wird trocken ausgepflanzt und im trockenen Feld geerntet. Die Überflutung der Felder dient natürlich der Bewässerung des Getreides, verhindert den Unkrautwuchs und hält viele Schädlinge ab. Aber gerade diese satten Wasserflächen voll mit Reishalmen sind charakteristisch und prägen das Landschaftsbild. Und das schon seit Jahrtausenden.

 

Der Reis ist Lebensgrundlage

Voraussetzung für jede Art der Hochkultur ist die ausreichende und langfristige Produktion von Nahrungsmitteln. Wenn genug Nahrung vorhanden ist, muss nicht jeder Mensch als Bauer von der Hand in den Mund leben. Sondern es wird möglich, dass Teile der Gesellschaft anderen Tätigkeiten nachgehen. Das Handwerk kann sich entwickeln. Es bleibt Zeit für Kreativität. Der Bildungsgrad der Bevölkerung steigt. Das galt vor tausenden von Jahren und das gilt auch heute noch.

 

Angkor Wat, Kambodscha
(c) Walter Oberascher

Die Basis für die Entwicklung der Hochkultur in Angkor Wat, Kambodscha, wurde um 900 n. Chr. durch eine hochentwickelte Bewässerungstechnik im Reisanbau gelegt. Abhängig von Monsun waren die Bauern auf die viermonatige Regenzeit angewiesen. Als die ersten Herrscher von Angkor begriffen, dass sie ihre Macht ausdehnen können, wenn sie den Reisertrag steigern, wurden riesige Reservoire, Barays, angelegt. Diese künstlichen Seen füllen sich in der Monsunzeit und dienen in den trockenen Perioden zur Bewässerung der Felder. Dadurch können zwei bis drei Ernten pro Jahr eingefahren werden. Die Barays kann man heute noch besichtigen und über Stege zu den im Wasser errichteten Tempeln spazieren.

Östlicher Baray bei Angkor Wat, Kambodscha
(c) Walter Oberascher

 

Von der Hand in den Mund … fast.

In Vietnam konnte ich eine Bäuerin beobachten, die durch das Reisfeld watete, um zu düngen. Auf ihrem Rücken trug sie einen Korb. Immer wieder bückte sie sich, griff in das Wasser und warf etwas über ihre Schulter in den Korb. Wie sich herausstellte, sammelte sie bei der Arbeit im Feld nebenbei auch gleich Frösche ein. Schon mal einen Frosch mit grüner Pfeffersauce und Reis probiert? Schmeckt köstlich! Aber Vorsicht bei den kleinen Knöchelchen.

Nirgendwo sind die Reisfelder so grün wie in Vietnam
(c) Walter Oberascher

 

Was mir aber besonders in Erinnerung bleibt ist dieser Geruch. Kommt man an einem überfluteten Reisfeld vorbei, in dem die Halme fett im Wasser stehen, kann man den Reis riechen. Wenn der warme feuchte Wind über das Feld streicht und ins frische Getreide Wellen malt, dann riecht es tatsächlich nach gekochtem Reis. Ein einzigartiger Geruch. Irgendwie vertraut.

 

15.000 Jugendliche haben in Salzburg psychische Probleme. Die Selbstmordrate unter Jugendlichen am Land steigt. Sie haben keine Sozialkontakte. Man redet ja nicht mit einem jeden.

Vor 2 Wochen traf ich an der Bushaltestelle auf eine Frau, die hektisch rauchte und mir erklärte sie brauche das jetzt um sich abzureagieren. Auf meine Frage, ob es so schlimm sei, legte sie los: Ich halte die Menschen nicht mehr aus! Ich dürfte darüber gar nicht reden, ich bin Psychiaterin. Die Normalen mit normalen Gefühlen werden in der Nervenklinik eingesperrt und niedergespritzt, die Verrückten rennen hier draußen frei herum und führen sich auf!
Ich tröstete sie und in manchem möchte ich ihr Recht geben.

Gestern war ich eingeladen zu einer Spieleparty von 60jährigen

Essen mitzubringen wurde gern gesehen.
Ich hatte eine harte Woche und keine Lust zu kochen, also packte ich 3 Flaschen meines besten Weines ein und schleppte diese durch die halbe Stadt.
Angekommen, wurde ich von der Gastgeberin, der ich mein Geschenk überreichte, danklos vor lauter mir unbekannten anderen Gästen folgend begrüßt: Das ist die Brita. Die Brita hat ihren Weinbedarf selber mitgebracht, wir brauchen das Zeug ja nicht!

Das mir, die so gut wie nichts trinkt. Was diese Frau auch weiß.
Wenn es nicht so schwer zu tragen gewesen wäre, hätte ich alles wieder mitgenommen. Man braucht sich nicht zu wundern wenn ich dort nicht mehr hingehe.Das Sozialverhalten mancher ist wirklich zum Abgewöhnen.
Ich frage mich oft welche Freude man daraus ziehen kann, anderen ins Wadel zu beißen.
Aber wahrscheinlich sitzen viele Menschen sehr gerne alleine herum, weil sie alle vergrault haben, und verfallen dann ungestört in Depressionen, weil keiner sie mag.
Es gibt sicher einfachere Vorgangsweisen im Leben.
Höflichkeit, Freundlichkeit, Dankbarkeit sind sehr hilfreich dabei.

 

Schon das zweite Jahr habe ich die Ehre beim Festmahl mitarbeiten zu dürfen. Unter der Leitung von Christian Rauch werkeln Spitzenköche und Servicekräfte, um über 70 Menschen ein Festmahl zu bereiten.

70 Menschen, die normal nie in den Genuss eines 5-Gänge Menüs kommen, weil sie es sich einfach nicht leisten können. Dieses Jahr gab es kleine Appetithappen, Karotten –Pannacotta, Suppe, Salat, Risotto und ein Schokohimbeer-Dessert. Wunderbar gekocht, haubenverdächtig angerichtet und mit Hingabe serviert. Wer sich ein bisschen im Gastgewerbe auskennt weiß, dass bei über 70 Menüs mit 5 Gängen auch viel Abfall anfällt.  Einer der Köche, Alois Gasser, hat mich auf etwas aufmerksam gemacht: „ Schau mal in den Abfalleimer. Da ist fast nichts drin.“ Wirklich, der Abfalleimer war nicht mal zu einem Drittel gefüllt. Ich habe ihn gehoben, keine drei Kilo waren drin.

 

Was heißt das? Bei so viel Essen, kommt normal viel mehr zurück. Von Buffets will ich gar nicht reden, da landet oft mehr im Abfalleimer als im Magen der Gäste. Aber hier beim Festmahl kommt fast kein Essen zurück. Essen hat für die Gäste hier einen großen Wert. Es ist keine Selbstverständlichkeit und darum ein wirklicher Genuss, den man voll auskostet. Wir alle sollten Essen nicht als eine Selbstverständlichkeit nehmen, wir sollten dem Essen mehr Wert geben. Nicht all die Diskussionen um Lactose, Fett, Gluten und Kohlehydrate sollen im Vordergrund stehen, sondern dass Essen etwas Wertvolles ist. Etwas, das nicht für den Mistkübel bestimmt ist.

Wenn man mit Christian N. unterwegs ist, dann kommt man mit den Menschen immer schnell ins Gespräch, so wie kürzlich in München als wir auf einer Parkbank saßen und eine alte Frau in den Mistkübel neben der Bank griff und zwei Plastikflaschen herausholte, die sie in eine ihrer Taschen packte. Natürlich hat Christian sie gleich angeredet.

„Damals bei der WM 2006 hat es angefangen. Ich war in München, es war so viel los. Tausende Fans und am Straßenrand lagen ganz viele Plastikflaschen, für die man 25 Cent Pfand bekommt. Und ein Sicherheitsmann hat gesehen, wie ich immer auf die Flaschen schaue. Dann meinte er, ich solle sie doch einfach nehmen, mir das Geld holen und mir was zu trinken kaufen.“, erzählt die Flaschensammlerin.
In Deutschland gibt es viele von ihnen. Im Fernsehen sieht man sie oft in Reportagen. Das ist immer ganz weit weg. Diese Frau ist die Realität. Sie gehört zu den Rentnerinnen, die sich damit ein Zubrot zu ihrer schmalen Rente verdienen.

Bierflaschen mag sie nicht so

Sie erzählt uns, dass es Reviere gibt und dass es natürlich im Sommer viel mehr zu sammeln gibt als im Winter. Normal kommt sie mit ihren Flaschen und Dosen auf 10 Euro am Tag. Sie mag gerne den Christopher Street Day, die Schwulen- und Lesbenparade, denn da geht sie einfach beim Zug mit und hebt die leeren Flaschen auf. Da kann sie dann schon mal 60 Euro einlösen. Die Bierflaschen mag sie nicht so, die sind schwer, lieber ist ihr Plastik und Blech. Ihre „Arbeitszeit“ist zwischen 12 und 16 Uhr. Das genügt meint sie und die Bewegung täte ihr gut. Sie erzählt uns das mit großer Würde und ohne Scham. Die Scham ist auf unserer Seite, weil es in unserem reichen Mitteleuropa Menschen gibt, die darauf angewiesen sind, sich damit etwas dazu zu verdienen. Das sagen wir ihr auch. „Ich müsste es nicht tun, aber ich will dem Staat nicht unnötig auf der Tasche liegen“, meint sie und wünscht uns noch einen schönen Tag in München.