Kürzlich fiel mir das Buch „Fremde Heimat“ in die Hände, es erzählt vom Schicksal der Vertriebenen nach 1945. Flucht und Vertreibung beschäftigen mich schon lange, allerdings steht die Gegenwart im Vordergrund. Die Kriegsschauplätze unserer Tage vertreiben wie in fremde heimatvergangenen Zeiten Menschen aus ihrer Heimat. Ob aus Bosnien, dem Kosovo, Afghanistan, Irak, Somalia oder Syrien. Viele Menschen aus diesen Ländern leben unter uns. Ich kenne viele berührende Geschichten. Ich sehe wie groß die Herausforderungen sind, in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Was für die Gegenwart gilt, war auch vor fast 70 Jahren das Schicksal von Millionen. Es stellten und stellen sich viele Fragen:

Wie erträgt man es, wenn einem jede Sicherheit genommen wird? Was geht in einem vor, wenn man jeden Besitz und die festen Bindungen zu Familie und Freunden verliert? Vermisst man die vertraute Landschaft mit ihrem besonderen Licht und ihren Gerüchen? Und was passiert mit einem, wenn man in der Fremde völlig neu anfangen muss? Neue Sprache, neue Kultur. Wie haben die Menschen auf die Flüchtlinge reagiert, damals als es bei uns das Wirtschaftswunder noch nicht gab? Wie schwierig das Ankommen und Bleiben ist, erzählen die Menschen in „Fremde Heimat“. Als Erinnerung sollen nicht nur Straßennamen bleiben, wie zum Beispiel in Salzburg: Bessarbabierstraße, Banater- und Siebenbürgerstraße.

Wer sich für das Schicksal von Flüchtlingen und Vertriebenen interessiert, dem sei das Buch ans Herz gelegt. Der Umweg über die Vergangenheit macht manchmal den Blick klarer auf die Gegenwart.

http://www.rowohlt.de/buch/2923322

Ein Beitrag unseres Gastautors Alois G. Auinger!

Für Anfang Mai ist es ein bisschen kalt, aber vielleicht sind das bereits die vorgezogenen Eisheiligen. Auf dem Weg zurück vom Briefkasten ein kurzer Blick auf die Titelseite der Morgenzeitung. Skandal und königliches Glitzern. Links unten eine kleine Notiz: Ein junger Mann geht für seinen in Amerika tödlich verunglückten Freund auf eine Pilgerreise. alois

Meine Gedanken schwirren um diesen nur oberflächlich wahrgenommenen Einleitungstext. Trotz des für die Betroffenen bestimmt traurigen Anlasses überkommt mich eine Welle von Dankbarkeit, fast Heiterkeit. Ich spüre in mich hinein, will wissen, woher dieses paradoxe Glücksgefühl kommt.

Peter Roseggers Gedicht kommt mir in den Sinn, und mir wird klar, warum ich so heiter bin.

Ein Mensch wollte seinen Lebenstraum verwirklichen, verließ seine Heimat und wurde Amerikaner. Mit Migrationshintergrund, wie es so technokratisch heißt. Und verunglückt tödlich.

Sein Freund nimmt im Gedenken an ihn die großen Strapazen einer Pilgerreise auf sich. Vielleicht um ihm nahe zu sein, seine eigenen Gedanken und Gefühle zu klären, einen Sinn in dieser Tragödie erkennen zu können.

Ist es nicht wunderbar tröstlich, dass es auch in unserem schnelllebig und oft beliebig gewordenen Leben unverrückbare Werte gibt? Zu allen Zeiten stehen über allem Geschehen Menschlichkeit, Liebe, Freundschaft.

Auch wir hier in Österreich sind neue Heimat für Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Lebenstraum verwirklichen wollen. Nehmen wir sie auch so offen und interessiert auf, wie Amerika den leider verunglückten Österreicher aufgenommen hat?

Können wir das Potential sehen und die neuen Fähigkeiten, die diese neuen ÖsterreicherInnen mitbringen? Die Bereicherung unseres Lebens, die wir so erfahren können?

Versuchen wir es, wir alle sind Menschen. Alle.

Schreie sind zu hören, es rumpelt und poltert. Dann wird die Tür aufgestoßen, zwei Personen schleppen Carnegiea gigantea, einen riesigen Kaktus, in ein Polizeibüro. Dann beginnt ein 90minütiges Verhör. Der Kaktus ist ein Gefährder, ein Schläfer. Auf dem Frankfurter Flughafen soll er einen Terroranschlag geplant haben. Vier Personen verhören den Kaktus: eine Polizeianwärterin mit Abitur, ein Polizeianwärter mit Hauptschulabschluss und türkischem Migrationshintergrund, ein Oberrat der Bundespolizei und ein GSG 9 –Beamter. Siespielen alle Stückerl eines Verhörs. Good und Bad Cop, Anschreien, Schläge und Elektrofolter.Der Kaktus

Die Satire „Der Kaktus“ von Juli Zeh, aufgeführt in den Kammerspielen, lässt keine Plattheit und kein Vorurteil aus. Das macht die Stärke des Stücks aus. Spritzig und doch nachdenklich inszeniert von Astrid Großgasteiger, lässt es viel Stoff zum Diskutieren und Hinterfragen. Was sind unsere Vorurteile? Wem können wir vertrauen? Wer trägt die Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben? Wie halten wir es mit der Terrorbekämpfung? Opfern wir unsere Grundrechte und unser Recht auf Freiheit der Angst? Wer kann schon sicher sagen, dass er richtig handeln würde?

Es gibt keine sichere Antwort, aber eine Gewissheit: Die Angst darf nicht die Herrschaft übernehmen, denn dann ist die Menschlichkeit in Gefahr.

Zu sehen ist „Der Kaktus“ noch bis 12. Mai- es lohnt sich!

http://www.salzburger-landestheater.at/subnavigation/schauspiel/show/der-kaktus

Leicht ist es nicht mit dem Dialekt, besonders für jene, die Deutsch erst im Erwachsenenalter lernen. Aber auch viele Deutsche tun sich schwer in manchen Alltagssituationen. Was mich besonders freut ist, wenn sich Deutschlernende darauf einlassen auch so manches Dialektwort zu benutzen. nix oder net

Ein Klassiker, der aber leider oft falsch gebraucht wird, ist das Wörtchen „nix“. Klar ist, dass es eine Verneinung ist. Leider wird es oft mit dem Wörtchen „net“ verwechselt. Dann kommt es zu Sätzen wie: „Ich kann nix kommen.“ Darum ist es mir wichtig in meinen Deutschkursen immer wieder Dialektwörter und deren richtigen Gebrauch zu erklären.

Eine besondere Herausforderung sind die Richtungsadverbien: hinauf, hinunter, hinüber, herüber, herauf, herunter… Diese hochsprachlichen Wörter im Dialekt zu erkennen, erfordert viel Phantasie. Denn „aufi, owi, ummi, umma, aufa, owa“ oder noch schwieriger „zuawi, doni“ stehen in keinem Lehrbuch. Eine Schülerin meinte nach der Präsentation der Richtungsadverbien im Dialekt einmal: „Jetzt kann ich endlich meine Chefin verstehen.“

Aber auch der Konjunktiv hat so seine Tücken. Einfach ist es mit „hätte, wäre und würde“, aber „fände, ginge, käme“ haben schon so manchen verzweifeln lassen. Im Dialekt den Konjunktiv zu erkennen ist dann schon für Fortgeschrittene. Denn wer vermutet schon hinter der Endung „-at“ den Konjunktiv? Im Dialekt sagen wir: „gangat, tatat, kunntat, mechat“, das zu verstehen, geht nicht ohne eine kleine Extrastunde im Deutschkurs, die ich immer wieder gerne mache. Und wir haben viel Spaß dabei!

 

 

Die erste Woche war für das Sparschweinderl die ergiebigste. Im Zweistundentakt wurde es gefüttert. Ich war überrascht, dass einem doch relativ oft ein Schimpfwort über die Lippen kommt. Zur Erinnerung: für ein kleines Schimpfwort wie „Sch….“ gab es 50 Cent, für ein gröberes einen Euro. Manchmal ist es mir anfangs nicht aufgefallen und Freunde und Kolleginnen haben mich darauf hingewiesen. Aber schon bald wurde das Schweinderl praktisch auf Diät gesetzt und bekam nur mehr sporadisch Futter. Hilfreich war auch, dass Julia und Jochen mitmachten. Ich habe die Sprache bewusster benutzt und oft nachgedacht, welche Wörter ich benutze. Auch nach der Fastenzeit hat sich meine Sprache nicht rückentwickelt. Immer noch kommt mir ein Schimpfwort schwer über die Lippen und das ist gut so!

Und was ist nun das Ergebnis?schweinderl

Das Sparschweinderl musste nach Ostern seinen Inhalt preisgeben und siehe da, es sind 71 Euro, die einem Projekt von „Sei so frei“ der Katholischen Männerbewegung zu Gute kommen. Wenn wir 40 Fastentage (nur Werktage) nehmen, dann heißt das 1,775 Euro pro Tag. Waren es am Anfang durchaus manchmal drei oder vier Euro hat es sich am Ende bei höchstens 50 Cent eingependelt.

Und wie ist es nun Jochen ergangen? Fragen wir ihn mal:

„Ich war überrascht, dass mir oft unbewusst „Schlimmwörter“ über die Lippen kommen. Gerade beim Auto- oder Radfahren schimpft man die anderen immer wieder schnell. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich aber daran statt Sch…e lieber Scheibe zu sagen. Meine KollegInnen und meine Familie haben mir beim Zählen brav geholfen, so dass mein Schweinderl mit 58,50 Euro gefüttert wurde.“

Jetzt bleibt nur eine Frage offen. Warum hat Jochen weniger Geld im Schweinderl als ich? Liegt es daran, dass ich mehr Schimpfwörter gebrauche oder Jochen einfach weniger redet als ich?

http://www.facebook.com/seisofrei?fref=ts

http://zartbitter.co.at/augenblicke/schimpfworter-fasten/

 

Franz Borstner beim Arbeitslosenkreuz

Franz Borstner beim Arbeitslosenkreuz der Mädchen vom Projekt Meet mit Doris Witzmann und Michael Bernert

In den letzten Tagen hat sich Einiges getan. Während der neue Papst gewählt wurde mit dem durchaus viel versprechenden Namen Franziskus, die Witwe des Kriegsdienstverweigerers Franziska Jägerstätter 100jährig zu ihrem Mann heimgekehrt ist, hat es noch jemanden erwischt: Einen ganz Großen. Franz Borstner war ein unbequemer Mensch. Als gelernter Tischler aus dem slowenisch sprachigen Kärnten lernte er nicht nur sein Handwerk, sondern entwickelte schon früh ein Gespür für ungerechte Lebenssituationen.

Er wusste, dass es im leben mehr gibt. So studierte er Theologie in Salzburg. Ein Jahr verschlug es ihn in das Priesterseminar. Das war dann nicht ganz sein Weg. Aber eine Verbindung aus Glauben  und Engagement für Gerechtigkeit fand er in der Betriebsseelsorge der Katholischen Aktion. Sehen, urteilen, handeln waren für ihn keine leeren Worte. Er begleitete arbeitslose Jugendliche in Hallein und Salzburg. Schweißte mit ihnen aus Alteisen das Arbeitslosenkreuz, das heute noch beim ABZ – Haus der Möglichkeiten zu bewundern ist. Sein Vorstellungssatz „Ich bin ein alter Tischlergeselle“ ist unvergessen.

Ebenso unvergessen sind seine Kabarettauftritte: Ein brachiales Naturtalent, das es nie zum Quatsch Comedy Club  geschafft hat, weil seine Pointen eben kein Quatsch waren. Beispiele aus der Jobbörse gefällig?„ Suchen Glaser mit einschlägiger Erfahrung.“ Oder: „Fleischhauerei sucht Lehrling. Sie werden sofort eingearbeitet.“

Franz und ich waren nicht immer einer Meinung. Mir war er in seiner Einstellung manchmal zu negativ. Er beherrschte die „positive Kraft des negativen Denkens“. Seine Scheidung, der tragische Unfalltod seiner 16jährigen Tochter haben Spuren hinterlassen, die auch seinen Körper schwer gezeichnet haben. Franz, es ist so traurig, dass du nicht mehr unter uns bist.

Unser gemeinsames Kirchenkabarett „Petrus und Franziskus“ war zwar nicht unser Durchbruch, aber es hat echt viel Spaß gemacht! In diesem Sinne gibt’s hier noch einen Ausschnitt unseres

Papa-Ratzi-Raps

1. Kennst Du ihn denn schon  – diesen weißen Mann.

Er redet ganz viel – und lässt keine ran.

Unlängst war er doch. – dort in Köln.

Aber nicht um bayrisches Bier. – zu bestell‘n.

Refrain: Ja –Ja –wunderbar .

Er war da  (2x)
2. Und er sprach –und sprach –und sprach – und sprach.
Bis die Funkverbindung endlich brach.
Es gab Regen – es war nass-
ja es war echt krass.
Es gab viel Gatsch – es war bitter kalt
Alle war‘n jung – nur er war alt.
Refrain: Ja –Ja – wunderbar.
Er war da. (2x)

3. ) Wofür war das alles – denn wohl gut?
Wenn nur einer redet  – keiner was tut!
Von ihm hört man oft  – ein soziales Wort
seine Rede verhallte gleich – an diesem Ort.
Und er ließ die Jugend im Regen steh‘n
Stieg ein in den Flieger – ward nicht mehr geseh‘n.

Refrain: Ja –Ja –wunderbar . Er war da
Ja –Ja –wunderbar . Er ist unkündbar
Ja –Ja –wunderbar . Er ist unfehlbar

Ich wünsche dir, lieber Franziskus, dass du deiner Tochter im Himmel begegnest. Und komm‘ uns, wenn wir an der Reihe sind, mit einem guten Witz entgegen!

http://www.comedyimpub.com/index.php?option=content&pcontent=1&task=view&id=10&Itemid=67&-Franz-Borstner