von Adis Serifovic

Der Advent in Salzburg ist schon was ganz besonderes: Der Christkindlmarkt und die toll geschmückte Stadt verzieren mein schönes Salzburg ein Stückchen mehr als sonst.

Gleichzeitig  werden wir zugeschüttet mit „Weihnachts-Sonderangeboten“ wir sind in einem Konsum- und Kaufwahn der sich besonders in dieser (eigentlich besinnlichen?) Zeit des Jahres in seiner Höchstform zu befinden scheint.

Auch eine andere Seite wird uns aber immer wieder deutlich. Etwa wenn du in der Stadt spazieren gehst und bei diesen kalten Temperaturen Bettlerinnen und Bettler siehst, die nichts haben. Oder die vielen Eltern zuhause, die mit Sorge auf ihr Bankkonto schauen und sich nicht raussehen, wie sie ihren Kindern Weihnachtsgeschenke ermöglichen können. Wie viele alleinerziehende Mütter sitzen daheim und fragen sich, wie sie mit dem Geld am Ende des Monats auskommen sollen?

Letztens habe ich in einem Supermarkt gesehen, dass man Dinge kaufen kann und diese auf ein Regal stellt vor dem Ausgang. Jede/r kann etwas kaufen und es auf dieses Regal stellen, weil alle Gegenstände an Flüchtlinge als Geschenk gehen. Das ist doch mal was Tolles.

aa2Ich feiere kein Weihnachten als Muslim. Aber ist es nicht trotzdem eine gute Gelegenheit die Möglichkeit zu nutzen Gutes zu tun? Zum Beispiel seine Nachbarn zu beschenken (die man ja, wenn wir uns ehrlich sind, eh nicht kennt)? Es ist auch schon so komisch geworden, wenn man sich plötzlich mit einer Nachbarin oder einem Nachbarn einfach unterhält. Mir kommt es vor, als ob sich einige Menschen irgendwie bedroht fühlen, nur weil man sie freundlich anspricht und fragt wie es ihnen gehe.

Aber auch ich möchte  die Weihnachtszeit nutzen. Gegenüber von mir wohnt eine alte Pensionistin ganz alleine. Ich habe im Grunde fast nichts zu tun mit ihr. Aber vor allem in letzter Zeit frage ich mich: Was ist wenn sie etwas braucht? Ich bin jung und fit, ich kann Dinge für sie erledigen.

Und wisst ihr was? Ich werde sie besuchen. Ich werde anläuten, mich vorstellen und eine gesegnete Adventszeit wünschen. Ich werde ihr Kekse mitnehmen und ihr sagen, dass sie sich jederzeit melden kann, wenn sie etwas braucht. Mehr als die Tür vor der Nase zuhauen, kann sie nicht – also darum mache ich mir keine Sorgen.

Für mich ist es eine Handlung durch meine muslimischen Werte – die den christlichen hier gleich sind. Wir brauchen ein stärkeres Miteinander. Ein Kennenlernen. Einen Austausch auf Augenhöhe – unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Weltanschauungen. Setzen wir einen ersten Schritt – gemeinsam. Und mit der Nachbarin!

Und vergesst nicht: Genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

Ich bin einer, der sehr gerne Menschen beschenkt. Nicht nur an Geburtstagen oder zu Weihnachten,
auch mal einfach unterm Jahr. Es macht mir Spaß, mir Gedanken über Freunde und liebe Menschen
zu machen, die einen durch das Leben begleiten.

Doch es geht nicht immer um materielle Dinge. Ein Geschenk kann auch manchmal ein Gespräch sein – oder gemeinsam herzhaft zu lachen. Viele Menschen haben wenig Zeit und sie ist für jeden etwas Kostbares. Jeder hatte schon mal das Gefühl der Tag sollte 36 Stunden haben. Es ist gibt jeden Tag viel zu tun und meist reicht die Zeit dann trotzdem nicht. Auch wenn wir noch so durch den Tag rasen.  Darum ist es mir wichtig „mir Zeit zu nehmen“ und Zeit zu schenken. Das Kostbarste, das wir haben und geben können.

Zeit für eine Tasse Tee zu finden, gemeinsam Kekse backen oder spazieren zu gehen. Die Zeit nutzen und das Band, das uns verbindet, zu stärken und Kraft zu sammeln.
Denn has hilft uns in Zeiten, in denen wir starke Bänder brauchen, um anderen Halt zu geben.

Und vergesst nicht: Genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

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Mia ist überzeugte Vegetarierin.

Eric spielt gerne mit Sand.

Steffi fährt ausnahmslos schnelle Autos.

Friedl liebt es umarmt zu werden.

Pia mag die Stille des Waldes und Dorian das Rauschen des Meeres.

Waltraud liebt Rotwein und Aaron hasst Alkohol.

Georg fühlt sich in seiner rot gestrichenen Wohnung so richtig wohl.

Danielas Kleidung ist nur schwarz.

Roland hat immer frisch geputzte Schuhe.

Silvia schaut gerne fern.

Nick nimmt sich zum Essen immer viel Zeit.

 

Was denken Sie? Wer von den Genannten ist ein Mensch mit besonderen Bedürfnissen?

Ist es nicht so, dass jeder Mensch besonders ist und jeder Mensch Bedürfnisse hat? Warum wird in Bezug auf Menschen mit Behinderung dann von „besonderen“ Bedürfnissen gesprochen?


Heute, 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Der von den Vereinten Nationen ausgerufene Gedenk- und Aktionstag, soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten und den Einsatz für die Würde, Rechte und das Wohlergehen dieser Menschen fördern.

Und vergesst nicht: Genießt die schönen Momente des Tages mit einem Lächeln!

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Es geht wieder los! Eine Weihnachtsfeier jagt die nächste. Natürlich werde ich so wie vor einem Jahr wieder sehr bedauert, dass ich zu so vielen Weihnachtsfeiern gehen muss. Ich kann mich nur wiederholen – ich mag Weihnachtsfeiern.

Und heute gab es wieder so eine Weihnachtsfeier im Seniorenwohnhaus, die ich nicht missen möchte. Weil es da ein paar Minuten gab, wo dieser Weihnachtsfrieden zu spüren war. Am Ende des Programms und vor dem Buffet, ging das Licht aus. Die Kerzen am Tisch und am Weihnachtsbaum brannten. Eine Ruhe breitete sich aus, die ersten Takte erklangen. Eine nach dem anderen begann zu singen. Die Senioren und Seniorinnen, die Mitarbeiter, die Ehrenamtlichen und die Gäste von auswärts. Mit jeder Zeile wurden die Stimmen sicherer, die Emotion stärker und die Gesichter aller bekamen diesen Weihnachtsglanz. „Stille Nacht, Heilige Nacht“ gemeinsam gesungen berührt jeden und der Geist des Miteinanders war deutlich zu spüren. Darum mag ich Weihnachtsfeiern auch!

Mein Beitrag 2014

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Beim Dengeln

Das Repair Cafe ist immer wieder für eine Überraschung gut. Nicht nur, was die Dinge betrifft, die zur Reparatur gebracht werden. Heute unter anderem ein Nachkriegsradio und eine Induktionsherdplatte. Es sind die Menschen, die sich hier ein Stell dich ein geben. Uns ist heute der Erik Schnaitl vom Verein Erdlinge untergekommen. Ende November ist nicht viel zu tun draußen und da hat er sich wohl gedacht: „Ich stell beim Repair Cafe meinen Verein vor und zeig dann auch gleich noch wie man richtig dengelt.“ Genau ihr habt richtig gehört: dengeln. Das Wort haben viele schon seit ihrer Kindheit auf dem Lande nicht mehr gehört und schon gar nicht aktiv gebraucht. Also Dengeln ist, wenn man die Sense schärft. Und der Erik ist so ein begeisterter „Sensenmann“, dass man glatt mit der Sense rausstürmen möchte, um Gras zu schneiden. Was Ende November definitiv nicht funktioniert. Also a2lässt man ihn weitererzählen. Er zeigt mittels Fingernageltest, ob die Sense scharf genug ist. Die besten Schnitter brauchen für 100 Quadratmeter nur etwas über 2 Minuten. Und wenn man sich die Sensen genau anschaut, sind da lauter Muster drinnen. Erik meint, das ist wichtig, damit ist die Sense stabiler. Zwei Firmen gibt es noch in Österreich, die diese Arbeitsgeräte herstellen. Und mit ihnen Gras zu schneiden ist nicht so einfach, obwohl es so aussieht, zumindest in den Heimatfilmen. Wer das lernen will ist bei den Erdlingen ganz richtig, denn hier kann man Kurse besuchen. Begeistert erzählt Erik davon wie schön es ist so aufrecht übers Feld zu gehen, das Gras dabei zu schneiden. Aber noch wichtiger ist der gemeinsame Anbau von Obst und Gemüse. In Liefering, in Aigen, Oberhofen, Oberndorf und Elsbethen. Es werden immer mehr Menschen, die miteinander ein Stück Land bestellen wollen: Pensionisten, Ex-Politikerinnen, Techniker, Lehrerinnen, Raumpfleger und Unimitarbeiterinnen, zwischen 25 und 70. Es ist die Freude das Erzeugen und Verbrauchen miteinander in Einklang zu bringen. Die Arbeit mit der Erde und den Pflanzen und die Freude über das Wachsen und die Ernte. Eriks Augen leuchten.

Und was ganz wichtiges für den Garten nächstes Jahr lernen wir auch noch von ihm. Den Grasschnitt soll man zwischen die Gemüsepflanzen ausbringen. Dann trocknet die Erde nicht so schnell aus, man braucht weniger Wasser und das Unkraut hat keine Chance. So haben es die Erdlinge im heißen Sommer 2015 geschafft auf ihrem Feld in Aigen ohne Wasser trotzdem eine gute Ernte einzubringen: Kohlrabi, Mangold und Salate.

Und wer jetzt Lust bekommen hat auch mitzumachen soll sich auf dieser Webpage mal umschauen oder ein kleines Gefällt mir in Facebook setzen.

aaa2Da sitzt sie die alte Frau. An einem Tisch, der in einem Eck steht mit Fenstern, durch die Gardinen hindurch kann man auf den Garten sehen. Das ist der alten Frau egal, es interessiert sie nicht. Denn in der Hand hat sie eine Puppe mit schönen braunen Haaren. Immer wieder streicht sie ihr übers Gesicht, fährt ihr in die Haare und lächelt selig dabei. „Sie dürfen ihr die Puppe nicht wegnehmen, dann fängt sie zu weinen an.“, sagt mir die Mitarbeiterin des Seniorenheims, in dem ich einen halben verbringe, um die Arbeit hier kennenzulernen. „Sie ist dement, sie lebt in ihrer Welt, und da soll sie glücklich sein.“, meint sie noch.

Demenz ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Manchmal merkt man sie gar nicht, der Mensch scheint noch ganz „normal“, bei anderen ist es offensichtlich, wenn sie mit Bademantel an der Bushaltestelle stehen. Demenz verstört uns, weil sie nicht heilbar ist. Eine psychische Erkrankung, die nicht wegtherapiert oder mit Tabletten zum Verschwinden gebracht werden kann. Die Demenz bleibt und vieles geht. Vom Menschen, den man kennt. Manche ändern ihre Verhaltensweisen, manche vergessen, wer die eigenen Kinder sind. Andere suchen immer wieder einen Ort der Kindheit oder Jugend auf.

Demenz ist trotz populärer Kinofilme wie „Honig im Kopf“ oder prominenter Betroffener wie Gerd Müller noch immer ein Tabu. Aber was macht die Demenz so anders? Wir leben in Normen und Regeln und Demenzkranke leben sehr oft nur mehr nach ihren Bedürfnissen. Sie wollen essen, wenn sie Hunger haben und nicht wenn Essenszeit ist. Sie kennen die engsten Vertrauten oft nicht mehr. Und dann kommt jemand in ihr Zimmer, will sie ausziehen und duschen! Da muss man sich wehren. Und warum soll man nicht im Bademantel auf die Straße gehen, wenn es warm genug ist?

Das Tabu um die Demenz zu brechen ist eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit. Es betrifft nicht nur die Erkrankten selbst, sondern die ganze Familie, den Freundeskreis, die Nachbarn, die Apothekerin, die Ärztin, die Supermarktkassiererin, den Polizisten und die Busfahrerin. Wir alle sind betroffen und sollten sensibel sein im Umgang mit Demenzkranken, sie nicht in Demenzdörfern und Demenzstationen wegsperren. Denn mit ihren Gefühlen werden sie nicht dement.

aaa3Darum soll die Stadt Salzburg „demenzfreundliche Stadt“ werden. Damit wir mit den tausenden Menschen, die betroffen sind wertschätzend und respektvoll umgehen. Und dort Hilfe und Unterstützung bieten, wo sie benötigt wird.

Damit die alte Frau weiter viele glückliche Momente mit ihrer braunhaarigen Puppe hat. Über die wir nicht lachen, sondern die wir ihr vergönnen und uns freuen, dass es ihr gut geht.