von Gabriele Rothuber
Alle Jahre wieder kommen die Verwandten, bringen Geschenke, freuen sich, wenn sich die Kinder freuen – und möchten dafür mit Küssen belohnt werden.Und auch, wenn geglaubt wird, das Christkind bringe die Geschenke, so will man doch zumindest einen Willkommenskuss vom Kind.
Und das ist der Knackpunkt. Was, wenn das Kind den Verwandten keinen Kuss geben will? „Der Opa ist so kratzig“, „die Oma hat so schlabbrige Bussis“, „die Tante riecht so stark nach Parfum“ oder einfach „ich will keine Bussis“. Das sind Sätze, die wir in unseren Workshops von SELBSTBEWUSST hunderte Male in Volksschulen hören, wenn es um die Rechte über den eigenen Körper geht.
Das Recht „Ich darf Nein sagen“ ist eines, mit dem Eltern oft gar nicht gut können: niemand will kleine Tyrannen, die Nein sagen, wenn es etwa um einen Zahnarztbesuch geht. Es macht aber einen großen Unterschied, ob man dem Kind einredet „ist mir egal, ob du willst oder nicht“ – oder ob man erklärt, weshalb das wichtig ist.
„Hast du mich denn nicht lieb?“
Das bedeutet: nicht jedes Nein kann „durchgehen“, aber jedes Nein sollte gehört werden. Es stärkt Kinder, wenn sie wissen, dass sie auch zu Erwachsenen Nein sagen dürfen. Denken Sie nur an den gut gemeinten Rat, den viele Eltern ihren Kindern mitgeben, wenn sie etwa in einer anderen Familie übernachten: „Du tust eh alles, was sie sagen“. Hoppla: was, wenn „sie“ wollen, dass ich nackig in die Wanne steige? Da darf ich Nein sagen. Und noch wichtiger wird die Sache, wenn es um Neins geht, die zu geliebten Menschen gesagt werden dürfen. Warum? Weil 95 % der erwachsenen Missbrauchstäter*innen aus dem nahen sozialen Umfeld kommen, die Kinder gut bis sehr gut kennen. Und mit Manipulation arbeiten: „Hast du mich denn nicht lieb? Das machen doch alle Nichten mit ihrem Onkel.“ Kinder haben sehr schnell ein Nein-Gefühl, wenn sie Situationen oder Handlungen als nicht stimmig empfinden.

Ein Flugbussi ist völlig ok
Deshalb: etwa zur Oma sagen zu können: „Oma, ich hab dich total lieb aber ich bin schon so groß und mag keine Bussis mehr“ – und die Oma hat das Kind dann immer noch lieb und einigt sich vielleicht auf ein „Flugbussi“: das ist Alltagsprävention. Gelebte Prävention.
Stärken Sie Ihren Kindern den Rücken, wenn es sich das nicht selber sagen traut. Sprechen Sie mit den Verwandten, weshalb es richtig und wichtig ist, dass das Kind selbst entscheidet, ob oder wann es einen Kuss geben oder bekommen möchte. Und seien Sie Vorbild: wenn Sie dem Kind sagen, dass es „Nein“ zum Onkel sagen darf, wenn er ein Bussi möchte, selber dieses Procedere aber unwillig über sich ergehen lassen, dann geben Sie eine Doppelbotschaft: Eigentlich darf man Nein sagen, aber im Fall der Fälle macht man dann lieber doch mit.
Ich schließe mit einer Anekdote einer Kollegin, bei der die Kinder auf der Rückbank während der Fahrt zu den Großeltern immer stritten, wer denn heute krank sein dürfe, um dem Bussi auszukommen.
In diesem Sinne: Prävention ist nichts, was man eben so mal kurz erwähnt. Sie will gelebt werden, damit sie fruchtet.
Mehr darüber hier in: Mein Körper gehört mir
Fachtag des Verein Selbstbewusst
George Michael – ein letztes Weihnachten
Allgemein, EntertainmentLetzte Nacht, 25. Dezember 2016, ist George Michael im 53. Lebensjahr gestorben. Ausgerechnet an Weihnachten – wie traurig und irgendwie ironisch zugleich. Denn: Der Name George Michael ist auch so schon untrennbar mit Weihnachten verbunden.
Last Christmas wurde 1984 erstmals veröffentlicht und war einfach ein Instant-Klassiker. Etwas Schmalz darf an Weihnachten schon sein und so spielten wir den Weihnachtshit bis zum Gehtnichtmehr – und sangen inbrünstig mit. Und hofften so manche Wham-Hasser, dass der Spuk im Jahr darauf sein Ende haben würde, so festigte sich die Klassiker-Position des Songs mit jedem Jahr nur noch stärker.
Besser allein
Nach Wham mit vielen fröhlichen Tanz-Hits kam George Michaels Solo-Karriere. Und die begann höchst erfolgreich mit dem Album Faith. Danach bat George uns, unsere Vorurteile abzulegen und richtig hinzuhören. Mit Listen Without Prejudice Vol. 1 wollte er uns davon überzeugen, dass mehr in ihm steckt als seichter Pop. Der Anschluss an seine ganz großen Erfolge blieb aus – und Vol 2 ebenso.
Kreativ Leiden
Probleme mit der Polizei verarbeitete er später im frechen und recht tanzbaren Song Outside. George Michael hatte seine treue Fan-Basis. Viele davon waren Jugendliche der 80er Jahre – so wie ich auch. Er lieferte noch einige gute Alben, die reifer und ernster waren, doch kommerziell konnte George Michael in den 2000ern nicht mehr an frühere Erfolge anschließen. Das musste er gar nicht, denn er hatte auch so seinen fixen Platz im Pop-Olymp. Auch live ließ er sich nur selten blicken. Ich bin froh, dass ich ihn 2012 noch in Wien mit seiner Symphonica Tour gesehen habe.
Ein Jahr der Abschiede
Die Liste der 2016 verstorbenen Künstler und Entertainer ist lang, doch es waren einige echte Helden meiner Jugend dabei: David Bowie, Prince und jetzt George Michael.
George, du wirst unvergessen sein. Und jeden November, wenn schon das erste Mal Last Christmas im Radio läuft, werde nicht nur ich mich daran erinnern, dass sich bald dein Todestag jährt.
Seht hier das Video von Last Christmas. Singt George Michael zu ehren laut mit.
Danke für deine Musik, George. Ruhe in Frieden
[Vorschaubild by: Insasse; Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/legalcode]
Berlin: Tappen wir nicht in die Falle!
Gesellschaft, MiteinanderIrgendwie scheint die Welt aus den Fugen zu geraten. Wöchentlich furchtbare Terrorattacken, Tote, Verletzte, Menschen, die unsägliches Leid aushalten müssen. Und ein böser Plan dahinter. Egal aus welchen Motiven Terroristen diese Morde begehen, eines haben sie alle gemeinsam:
Sie wollen den Hass zwischen uns allen säen. Sie wollen, dass wir misstrauisch gegenüber dem Nächsten werden. Sie wollen, dass sich Menschen, die sich nicht einmal kennen, hassen. Abgrundtief hassen. Und sie somit zur Gewalt aufwiegeln. Sie wollen mehr werden, sie suchen immer wieder neue Menschen, die sie zu Terroristen und Mördern machen können. Wir können es nur verhindern, indem wir nicht in diese Falle tappen. Indem wir standhaft bleiben, unsere Werte hoch halten. Das sind Respekt, Solidarität, Gerechtigkeit und Miteinander. Lassen wir uns nicht auseinander dividieren. Geben wir den Mördern nicht, was sie wollen: Hass und Misstrauen! Lassen wir sie abprallen an unserer Wertemauer, bestmöglich geschützt durch einen Rechtsstaat, der Regeln ein- und die Menschenrechte hochhält.
Verteidigen wir gemeinsam unsere Werte, unsere Freiheit und unsere Zukunft!
DARÜBER REDEN?! „Ich darf nein sagen“
Gesellschaft, Vorgestelltvon Gabriele Rothuber
Alle Jahre wieder kommen die Verwandten, bringen Geschenke, freuen sich, wenn sich die Kinder freuen – und möchten dafür mit Küssen belohnt werden.Und auch, wenn geglaubt wird, das Christkind bringe die Geschenke, so will man doch zumindest einen Willkommenskuss vom Kind.
Und das ist der Knackpunkt. Was, wenn das Kind den Verwandten keinen Kuss geben will? „Der Opa ist so kratzig“, „die Oma hat so schlabbrige Bussis“, „die Tante riecht so stark nach Parfum“ oder einfach „ich will keine Bussis“. Das sind Sätze, die wir in unseren Workshops von SELBSTBEWUSST hunderte Male in Volksschulen hören, wenn es um die Rechte über den eigenen Körper geht.
Das Recht „Ich darf Nein sagen“ ist eines, mit dem Eltern oft gar nicht gut können: niemand will kleine Tyrannen, die Nein sagen, wenn es etwa um einen Zahnarztbesuch geht. Es macht aber einen großen Unterschied, ob man dem Kind einredet „ist mir egal, ob du willst oder nicht“ – oder ob man erklärt, weshalb das wichtig ist.
„Hast du mich denn nicht lieb?“
Das bedeutet: nicht jedes Nein kann „durchgehen“, aber jedes Nein sollte gehört werden. Es stärkt Kinder, wenn sie wissen, dass sie auch zu Erwachsenen Nein sagen dürfen. Denken Sie nur an den gut gemeinten Rat, den viele Eltern ihren Kindern mitgeben, wenn sie etwa in einer anderen Familie übernachten: „Du tust eh alles, was sie sagen“. Hoppla: was, wenn „sie“ wollen, dass ich nackig in die Wanne steige? Da darf ich Nein sagen. Und noch wichtiger wird die Sache, wenn es um Neins geht, die zu geliebten Menschen gesagt werden dürfen. Warum? Weil 95 % der erwachsenen Missbrauchstäter*innen aus dem nahen sozialen Umfeld kommen, die Kinder gut bis sehr gut kennen. Und mit Manipulation arbeiten: „Hast du mich denn nicht lieb? Das machen doch alle Nichten mit ihrem Onkel.“ Kinder haben sehr schnell ein Nein-Gefühl, wenn sie Situationen oder Handlungen als nicht stimmig empfinden.
Ein Flugbussi ist völlig ok
Deshalb: etwa zur Oma sagen zu können: „Oma, ich hab dich total lieb aber ich bin schon so groß und mag keine Bussis mehr“ – und die Oma hat das Kind dann immer noch lieb und einigt sich vielleicht auf ein „Flugbussi“: das ist Alltagsprävention. Gelebte Prävention.
Stärken Sie Ihren Kindern den Rücken, wenn es sich das nicht selber sagen traut. Sprechen Sie mit den Verwandten, weshalb es richtig und wichtig ist, dass das Kind selbst entscheidet, ob oder wann es einen Kuss geben oder bekommen möchte. Und seien Sie Vorbild: wenn Sie dem Kind sagen, dass es „Nein“ zum Onkel sagen darf, wenn er ein Bussi möchte, selber dieses Procedere aber unwillig über sich ergehen lassen, dann geben Sie eine Doppelbotschaft: Eigentlich darf man Nein sagen, aber im Fall der Fälle macht man dann lieber doch mit.
Ich schließe mit einer Anekdote einer Kollegin, bei der die Kinder auf der Rückbank während der Fahrt zu den Großeltern immer stritten, wer denn heute krank sein dürfe, um dem Bussi auszukommen.
In diesem Sinne: Prävention ist nichts, was man eben so mal kurz erwähnt. Sie will gelebt werden, damit sie fruchtet.
Mehr darüber hier in: Mein Körper gehört mir
Fachtag des Verein Selbstbewusst
Ich mag dich. Einfach so. Weil du du bist.
Gesellschaft, MiteinanderViele Menschen bedauern mich, weil ich zu ganz vielen Weihnachtsfeiern gehen muss. Ich finde das nicht schlimm, im Gegenteil. Bei Weihnachtsfeiern habe ich auch die Möglichkeit darüber zu sprechen, was mir im Herzen brennt. Das hat sonst wenig Platz im politischen Alltagsleben, da sind die Themen vorgegeben. Und heuer will ich nicht nur reden, sondern ich habe auch eine Bitte an alle, die mir zuhören. Und jetzt auch an alle, die das lesen:
Ich weiß nicht, wie es euch in den letzten Wochen und Monaten gegangen ist. Kaum schaltet man den Fernseher ein, schlägt die Zeitung auf oder ist in den Sozialen Medien unterwegs, packt einen das Negative: Bombenanschläge, Krieg, tote Kinder, politischer Streit, Wahlschlammschlachten, Misstrauen, Lügen, Respektlosigkeiten.
All das Negative macht etwas mit mir. Es bedrückt mich, lässt mich manchmal zweifeln an der Menschlichkeit, knabbert an meinem Optimismus, macht mir manchmal Angst. Vielleicht geht es euch ja ähnlich. Eigentlich will ich das gar nicht mehr sehen, hören, lesen. Wenn ich, wie in den letzten Tagen wieder mit den Nachrichten aus Aleppo, die vielen Menschen sehe, die leiden, die für etwas bezahlen müssen, das sie nicht bestellt haben, dann möchte ich etwas tun. Aber was kann ich machen? Auf die Weltpolitik habe ich, haben wir alle keinen Einfluss. Aber ich, wir können etwas tun. Wir können bei uns selbst beginnen. Verzichten wir ein paar Stunden am Tag auf als das Negative, das auf uns hereinprasselt. Nutzen wir diese Zeit für uns und für andere. Freuen wir uns über etwas besonders Schönes. Seien wir zufrieden, weil wir zu essen, ein Dach über dem Kopf haben und hier im Frieden leben. Und sagen wir den Menschen, die um uns sind einfach:
Wir können damit die Welt nicht retten, aber wir können dazu beitragen, sie ein Stückchen besser zu machen. Genau dort, wo wir Einfluss und Macht haben. Bei uns selbst, bei unserer Familien, den Freunden und Kollegen. Stärken wir gemeinsam das Gute, das Positive, das Miteinander.
Darum bitte ich bei meinen Weihnachtsansprachen. Darum bitte ich dich.
Was sind deine Vor-ur-teile? Ein Test.
Menschenrechte, Vorgestelltvon Gabriele Rothuber
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Linie, neben Ihnen 9 andere Menschen.
Bei jeder der folgenden Fragen, die Sie mit JA beantworten können, dürfen Sie einen Schritt machen.
Los geht’s:
Sollten Sie in Gedanken 10 Schritte gemacht haben, so gehören Sie höchstwahrscheinlich der heterosexuellen Mehrheit an.
Es gibt jedoch viele Menschen, die weit weniger Schritte gehen können, die viel weniger Fragen mit Ja beantworten können – aus dem einzigen Grund, weil sich ihre Liebe und ihr Begehren an das selbe Geschlecht richtet.
Vieles wurde gerade in letzter Zeit für die Gleichstellung auf rechtsstaatlicher Ebene in Österreich erreicht, etwa das Adoptionsrecht oder die Öffnung der Standesämter . Doch sind „wir“ noch lange nicht so weit, dass gleichgeschlechtlich Liebende alle 10 Fragen (und diese sind selbstverständlich erweiterbar) mit JA! beantworten können.
Wir alle können dazu beitragen, dass die nächsten Generationen JA! sagen können: unter anderem mit der Unterzeichnung der Parlamentarischen Bürger*inneninitiative.
Mehr Infos bei:
Courage
Hosi
Verein Ausgesprochen
Regenbogenfamilien
Schreib mal wieder
AllgemeinGegen Ende jedes Jahres ist für mich die Zeit, wo ich WhatsApp, Messenger, Snapchat und E-Mail mal bleiben lasse. Ich melde mich dann bei Freunden und Familie ganz altmodisch per Post.
Es ist die hektischste Zeit des Jahres und ich halte mir dann bewusst zwei, drei Abende frei und tu so, als wäre es tatsächlich die viel zitierte „stillste Zeit im Jahr“. Ich suche schöne Sprüche oder Zitate für die linke Seite der Karte, auf der rechten Seite stehen meine persönlichen Worte.
Gehen die ersten Karten noch ganz einfach von der Hand, spüre ich meist schon bei der vierten Karte ein leichtes Ziehen. Ist das nicht schlimm, wie schnell das Schreiben per Hand eine völlig ungewöhnte Sache ist?
Ungewöhnlich ist auch, wie anders man sich ans Schreiben macht. Der Platz ist beschränkt und jedes Wort muss gut überlegt sein. Emojis gibt es auch keine. Ich setze mich beim Kartenschreiben auf ganz andere Weise mit den Menschen auseinander, denen ich schreibe. Und das kommt gut an.
Die meisten Karten haben ein schönes Kuvert in der passenden Farbe. Diese zuzukleben und durch Adressen oder Adressaufkleber zu verschandeln wäre schade. In meiner schönsten Handschrift soll nur „Für Soundso“ draufstehen – vorzugsweise in Gold. Ja, zu Weihnachten bekomm ich einen Kitschanfall.
Noch jedes einkuvertierte Kärtchen in ein Überkuvert – so kommt alles sauber und ordentlich an. Es mag absurd klingen, aber die Kuverts lass ich mir schicken – und zwar von diesem Versandhandel: Dort bekomme ich Kuverts in allen Formaten und Papierqualitäten.
Zwei oder drei Tage nach dem Abschicken bekomme ich schon die ersten Anrufe, von allen, die sich über diese Art Wertschätzung freuen. Nach und nach sind auch einige meiner Freunde auf Karten oder Briefe zu den Feiertagen umgestiegen. Persönliche Grüße gehören für mich zu den schönsten Geschenken.
Übrigens: Der Rest der Kuverts wird das Jahr über ganz banal verwertet: Ich verschicke meine Weieregg-Rechnungen darin. Und zwar nicht in schnöden Fensterkuverts, sondern im 100g Papier im Format C4. Auch das kommt gut an.
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